Tante Martha ermittelt auf Sylt: Langfinger am Leuchtturm - Christiane Martini - E-Book

Tante Martha ermittelt auf Sylt: Langfinger am Leuchtturm E-Book

Christiane Martini

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Beschreibung

Kunstdiebstahl, Klarinetten und Komplikationen: Tante Martha ermittelt auf Sylt In Keitum auf Sylt scheint die Welt in Ordnung zu sein, doch so bezaubernd und malerisch das Dörfchen auch wirkt, der Schein trügt. Es gibt eine Reihe von mysteriösen Einbrüchen, bei denen wertvolle Kunstgegenstände gestohlen werden. Kommissar Ole Johannsen, der hervorragend Klarinette spielt und gerne Berufsmusiker geworden wäre, versucht den Fall aufzuklären. Doch er kommt mit seinen Ermittlungen nicht so richtig voran, weil er die Nase lieber in Partituren steckt und übt. Deshalb muss seine Tante Martha zur Hilfe eilen. Sie war eine sehr erfolgreiche Opernsängerin und freut sich über Abwechslung. Zu Hause muss sie ihren vergesslichen Mann Gustav pflegen, erhält dabei jedoch Hilfe von der schwedischen Austauschstudentin Maja. Tante Martha hat also genug Zeit, um den Kunstdieben auf die Schliche zu kommen. Werden Ole und Tante Martha den Langfingern das Handwerk legen können? Begleite die resolute Tante Martha auf ihrer charmanten Detektivmission durch das idyllische Sylt! Wirst du vor ihr erraten, wer hinter den rätselhaften Diebstählen steckt?

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Tante Martha ermittelt auf Sylt: Langfinger am Leuchtturm

Christiane Martini ist Musikerin, Komponistin und Autorin. Sie liebt es, an ihrem Schreibtisch mit Blick in den Garten zu sitzen und an ihren vielfältigen Projekten zu arbeiten. Dazu gehören musikalische Lehrwerke, amüsante Cosy Crimes, Historische Romane, Familienromane, Katzenromane, Philosophische Romane, Kurzgeschichten, Drehbücher und ein Schreibkurs. Sie veröffentlichte bei Piper, Gmeiner und dotbooks. Mit ihrer Tochter gründete sie 2021 die Plattform Writers Concept, mit der sie angehende Autor:innen unterstützen möchte. Sie erhielt Auszeichnungen als Lehrerin, ein Stipendium für ein Lehrwerk und einen kulturellen Förderpreis ihrer Heimatstadt. Mit ihrer Familie und Beagle Buddy lebt sie in der Nähe von Frankfurt.

Kunstdiebstahl, Klarinetten und Komplikationen: Tante Martha ermittelt auf Sylt

In Keitum auf Sylt scheint die Welt in Ordnung zu sein, doch so bezaubernd und malerisch das Dörfchen auch wirkt, der Schein trügt. Es gibt eine Reihe von mysteriösen Einbrüchen, bei denen wertvolle Kunstgegenstände gestohlen werden. Kommissar Ole Johannsen, der hervorragend Klarinette spielt und gerne Berufsmusiker geworden wäre, versucht den Fall aufzuklären. Doch er kommt mit seinen Ermittlungen nicht so richtig voran, weil er die Nase lieber in Partituren steckt und übt. Deshalb muss seine Tante Martha zur Hilfe eilen. Sie war eine sehr erfolgreiche Opernsängerin und freut sich über Abwechslung. Zu Hause muss sie ihren vergesslichen Mann Gustav pflegen, erhält dabei jedoch Hilfe von der schwedischen Austauschstudentin Maja. Tante Martha hat also genug Zeit, um den Kunstdieben auf die Schliche zu kommen. Werden Ole und Tante Martha den Langfingern das Handwerk legen können?

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Tante Martha ermittelt auf Sylt: Langfinger am Leuchtturm

Sylt-Krimi

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Inhalt

Das Buch

Titelseite

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Epilog

Leseprobe: Leichenschmaus und Katerfrühstück

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 1

Ole Johannsen schaute versonnen aus dem Giebelfenster seines Hauses in den sternklaren Nachthimmel und lauschte einer Aufnahme des Schleswig-Holstein Musikfestival Orchesters. Sie spielten das Klarinettenkonzert von Mozart mit ihm als Solisten. Die Einspielung lag einige Jahre zurück, doch er spürte noch genau die Atmosphäre von damals, als während des Konzertes ein Gewitter über die reetgedeckte Scheune in Hasselburg zog. Das Konzert war ihm als einzigartiges Erlebnis in Erinnerung geblieben, auch deshalb, weil er seitdem nicht mehr mit einem Orchester aufgetreten war.

Ole holte tief Luft, gleich kam sein Einsatz, er führte sein Instrument an die Lippen, doch da durchschnitt das Klingeln seines Handys die wunderbare Musik.

»Kann das denn sein! Hat man denn nie seine Ruhe.«

Das Handy ließ sich nicht beirren und klingelte penetrant mit einer Melodie aus »Star Wars« weiter. Ole liebte die Filmmusiken von John Williams, aber das ging jetzt gar nicht. Das war bestimmt einer seiner Kollegen, der dringend seine Hilfe benötigte, ansonsten würde niemand so spät anrufen. Ole atmete tief aus und versuchte, seiner Anspannung Luft zu machen. Er legte die Klarinette behutsam aufs Bett und öffnete das Giebelfenster, währenddessen hantierte er hektisch an seinem Handy herum, er musste der Kakophonie aus jubelnden Blechbläsern und zarten Mozartklängen ein Ende bereiten. Etwas zu schwungvoll drückte er auf die rote Taste, das Handy glitt ihm aus der Hand, fiel zu Boden und rutschte auf den Dielen entlang unter das Sofa.

»So ein elender Mist.«

»Reg dich nicht auf, mein Junge«, hörte er Tante Martha sagen, »Musiker zu sein, ist alles andere als leicht, du musst immer auf Höchstleistung funktionieren, musst immer üben und hast nie frei …«

»Ja, ja«, sagte Ole vor sich hin. »Du hast ja recht, Tante Martha, aber Polizist zu sein, ist einfach öde und blöde und …«

Oles Traum war es gewesen, Berufsmusiker zu werden. Er hatte drei Semester Klarinette studiert und großes Talent für das Instrument. Eine Stiftung hatte ihn gefördert und ihm mehrere Stipendien verliehen. Trotz aller Begeisterung und Hingabe hatte er jedoch früh gemerkt, dass es aussichtslos war, eine Karriere als Soloklarinettist anzustreben. Er hätte ins Orchester gehen können, aber es hatte für ihn nicht gepasst, in einem Klangkörper zu sitzen, er wollte als Solist davorstehen und sich begleiten lassen. Orchestermusiker zu sein, das war etwas ganz anderes, man musste die Stücke üben, die einem vorgegeben wurden, der Dirigent hatte das Sagen, und die eigenen musikalischen Ideen spielten dabei keine Rolle. Er aber war voller Ideen und hatte es immer geliebt, musikalisch frei zu sein. Ole war sehr empfindsam und nicht der Mensch, der sich in ein Korsett stecken ließ und jeden Tag und jeden Abend bei Proben und Konzerten funktionierte. Ole hatte es ein paarmal versucht, aber allein die Lautstärke im Orchester und die Sticheleien der Orchesterkollegen untereinander hatten ihn ganz verrückt gemacht. Schüler zu unterrichten, das war für ihn auch keine Option gewesen, dafür war er zu ungeduldig.

Schweren Herzens hatte er sein Musikstudium aufgegeben. Letzten Endes war diese Entscheidung aber eine Trotzreaktion gewesen, denn seine Eltern hatten ihm ständig in den Ohren gelegen, dass er doch etwas Anständiges studieren solle, sein Musikstudium sei doch nur Spielerei und brotlose Kunst. Ole hatte dann einen für ihn völlig abwegigen Weg eingeschlagen, er war Polizist geworden, so wie sein Onkel. Ole hatte seine Eltern in dem Glauben gelassen, Onkel Berti hätte ihm dazu geraten, denn es sei ein abwechslungsreicher Job und er könne ins Polizeiorchester eintreten. Sie hatten keine Ahnung, dass er von ihnen und ihren Bemerkungen tief enttäuscht und verletzt war und von dem Polizeiorchester nichts wissen wollte und natürlich nicht eintreten würde.

Seine Entscheidung lag schon länger zurück, aber seinen Frieden hatte er mit seinem Berufswechsel bis heute nicht gemacht.

Ole hatte zunächst in Bargteheide, einer Hamburger Vorstadt, gearbeitet, aber dann war Oma Hanna verstorben und vererbte ihm ihr wunderschönes reetgedecktes Haus, mit dem prächtigen Hortensiengarten. Er hatte viele schöne Erinnerungen an Sylt, denn sie hatten Oma Hanna, als er noch ein Kind war, häufig besucht, fast jede Ferien hatte er bei ihr in Keitum verbracht. Ole mochte das Wattenmeer und die Sonnenaufgänge ganz besonders, die mit ihren morgendlichen Strahlen die Insel aus ihrem friedlichen Schlaf weckten und neu verzauberten. Als dann vor ein paar Monaten auf Sylt die Stelle frei wurde, hatte er sich sofort beworben und dorthin versetzen lassen.

Ole ging in die Hocke und versuchte zu orten, wo das Handy hingerutscht war. Vergebens. Er kniete sich auf den Boden und schaute unter das Sofa. Da er sehr groß und eher ungelenkig war, denn er kam nicht sehr häufig zum Joggen, und eine andere Sportart kam für ihn nicht infrage, fiel es ihm alles andere als leicht, auf den Knien herumzurutschen. Trotz aller Bemühungen konnte er es nicht sehen, aber er hörte es. Wo war das verflixte Ding? Ole sah keine andere Möglichkeit, als sich auf den Bauch zu legen. Er machte sich mit unwirschem Gestöhne lang und horchte.

Da, rechts hinter dem Sofa-Fuß muss es liegen.

Stöhnend robbte er auf dem Bauch vorwärts, streckte seinen Arm, so weit es ging, nach vorne und bekam es zu fassen, im gleichen Moment verstummte das Klingeln, und ein Krampf in seiner Schulter ließ ihn schmerzerfüllt zusammenzucken. Ruckartig zog er den Arm an den Körper und rollte sich zusammen. Genauso musste sich ein eingeklemmter Rollmops fühlen. Ole verharrte und traute sich kaum zu atmen, dann lockerte er allmählich seine Schulter und ließ sie behutsam kreisen. Er hatte Glück, die Verkrampfung löste sich. Vorsichtig gelangte er wieder auf die Knie, erhob sich schnaufend und ließ sich gleich darauf in einen Sessel fallen. Was war das heute für ein Tag? Mitgenommen schaute er nach, wer angerufen hatte. Die Nummer kannte er nicht. Eine unbekannte Person zurückzurufen, danach war ihm jetzt ganz und gar nicht. Wenn jemand etwas Wichtiges von ihm wollte, würde der es eben später noch einmal versuchen.

Ole rutschte in seinem Sessel ein Stück nach unten, machte die Beine lang, überkreuzte sie und schloss die Augen.

Wie gut, dass ich keinem Sondereinsatz-Kommando angehöre, solche Aktionen wären echt nichts für mich.

Oles Aufgabenbereich war alles andere als spannend, bisher hatte er sich um kleinere Verkehrsdelikte gekümmert, Falschparker und Tempoüberschreitungen gab es nahezu täglich zu vermelden. Das lag vor allem an den Urlaubern, da sie die Blitzkästen nicht kannten, denn die hatte er mit seinem Kollegen Friedrichsen geschickt aufgestellt.

Gestern musste er mit beruhigenden Worten einen Streit zwischen zwei alten Herren schlichten, beide hatten den alleinigen Anspruch auf eine Bank mit Blick auf das Meer gefordert. Nach einer lautstarken Diskussion war klar, beide warben um eine Dame, die sich dort zur Mittagszeit hinsetzte. Dieser Streit hatte bereits im Seniorenstift für Ärger gesorgt. Als dann allerdings die Dame kam, schenkte sie beiden Herren ein verschmitztes Lächeln und bot jedem von ihnen einen Platz an ihrer Seite an. Die beiden warfen Ole einen verlegenen Blick zu und setzten sich lächelnd neben sie.

Wenn alles immer so einfach zu klären wäre, war es Ole in diesem Moment durch den Kopf gegangen.

In letzter Zeit gab es nämlich eine Reihe von Ungereimtheiten in Keitum, die ihm reichlich Kopfzerbrechen bereiteten. Einige Kunstgegenstände waren aus privaten Häusern verschwunden.

Oles Handy klingelte erneut, sein Blick erhellte sich, es war seine Tante. Tante Martha war Mittsiebzigerin, fit wie eine Mittfünfzigerin und für ihn seine wichtigste Bezugsperson, denn sie liebte wie er klassische Musik. Im Gegensatz zu ihm hatte sie aber ihren Traum gelebt, sie war Opernsängerin gewesen und hatte auf all den großen Bühnen gestanden, von denen er im Stillen träumte. Sie erzählte ihm häufig amüsante Geschichten aus ihrem Sängerinnenleben, und sie lachten gemeinsam über viele kleine Katastrophen, die ihr widerfahren waren. Wenn Ole mal nicht so gut drauf war, so wie heute, merkte Tante Martha das sofort, sie hatte feine Antennen.

»Tante Martha, wie schön, dass du anrufst.«

Sie schnaufte in den Hörer.

»Ole, mein Junge, wie schön, dich zu hören, geht es dir gut?«

»Mir geht es prima, Tante Martha.«

Er rutschte im Sessel noch etwas weiter nach unten.

»Du weißt, Ole, ich höre Zwischentöne, raus mit der Sprache, du hast beruflichen Ärger, stimmt´s?«

Ole brummte.

»Glaub mir, als Polizist festen Boden unter den Füßen zu haben, ist gar nicht so schlecht.«

Ole konnte mit dieser Information nicht sofort etwas anfangen, aber er wusste, dass ihm Tante Martha zu ihrer Bemerkung nun eine ausführliche Erklärung abgeben würde und er länger dort sitzen würde. Er legte seine Füße auf den kleinen Couchtisch und lauschte.

» … als ich ungefähr in deinem Alter war, habe ich einen Job auf einem Kreuzfahrtschiff angenommen. Du weißt ja, dass ich nicht gut schwimmen kann, und auch als junge Frau habe ich mich nie wie ein Fisch im Wasser gefühlt. Bis heute kann ich spüren, wie elend ich mich damals fühlte, denn das Schiff hatte unfassbar starken Seegang. Ich verbrachte fast die ganze Zeit unter Deck, ich habe gelitten, denn unentwegt war mir schlecht. Aber ich musste trotz allem Unwohlsein am Nachmittag proben und am Abend neben dem Flügel stehen und Operettenarien zum Besten geben. Und dann musste ich jedes Mal Zugaben singen, das war kein Genuss, nein, wirklich nicht. Noch heute tu ich mich schwer mit dem Geruch von Meer und Fisch, das weißt du ja. Du meine Güte, also Fisch, den kann ich nicht gut verknusen. Nur manchmal, da mach ich Fischstäbchen für deinen Onkel Gustav und mich.«

Martha holte tief Luft und trällerte ein paar hohe Töne. Es war zum Piepen, diese Gesangseinlage war typisch für seine Tante. Er grinste, Ole sah sie vor sich, wie sie sich in einem ihrer wallenden Kleider auf dem Teppich hin und her drehte und sang.

»Tante Martha, du bist wunderbar, aber nun ist´s gut.«

Sie ließ sich aber nicht bremsen und sang noch ein paar extra hohe Töne.

»Tante Martha …«

»Also gut, mein Junge …«, sie hörte abrupt auf, »was bereitet dir Sorgen?«

»Tante Martha …«

»Ich kenn dich, Ole, dich bedrückt etwas, raus mit der Sprache!«

Ole spürte, dass es keinen Sinn hatte, um den heißen Brei herumzureden.

»Ich muss mich um lauter Blödsinn kümmern, der mich null interessiert, das Wetter macht mich müde und fertig, und ich komme kaum zum Üben, außerdem gibt es eine Reihe von Kunstdiebstählen auf der Insel, auf die ich mir so absolut keinen Reim machen kann, Sturm haben sie auch noch vorausgesagt, ich habe keine Lust auf den Kram, ich wäre lieber auf einem Kreuzfahrtschiff und würde rund um die Uhr Klarinette spielen …«

»Dein Lungenvolumen ist beeindruckend, mein Junge«, unterbrach ihn Tante Martha, »du redest wie ein Wasserfall, ohne einmal Luft holen zu müssen. Bravo!«

Ole wollte etwas erwidern, doch sie kam ihm zuvor.

»Weißt du was, ich besuche dich und werde dich aufpäppeln, das wird dir guttun.«

Außerdem interessiert es mich sehr, wer hinter den Kunstdiebstählen steckt, Martha rieb sich abenteuerlustig die Hände.

Ole setzte an, um zu erklären, dass er wirklich keine Zeit für sie habe, aber sie ließ sich nicht von ihm stoppen und von ihrer Idee abbringen schon gar nicht.

»Keine Widerrede, morgen bin ich da, und dann machen wir es uns richtig schön gemütlich.«

»Tante Martha, ich muss arbeiten …«

»Ich weiß, aber sicher nicht rund um die Uhr.«

»Aber fast, und außerdem, wer passt in deiner Abwesenheit auf Onkel Gustav auf?«

»Na, er hat doch Maja, unsere treue schwedische Studentin.«

Ole wusste, dass sich Tante Martha nicht mehr umstimmen ließ, natürlich hätte er versuchen können, sie noch eindrücklicher davon abzuhalten, aber dazu hatte er jetzt keine Energie mehr, und wenn er ehrlich war, freute er sich auf seine Tante und ihre weltbesten Blaubeerpfannkuchen.

Kapitel 2

Frieda hatte ihre Turnschuhe ausgezogen und die Hosen ein wenig nach oben gekrempelt, sie saß auf einem Stein am Meer und schaute hinaus auf das Glitzern der Wellen, die vom Wind angetrieben wurden und sich kräuselten. Ihre Füße ruhten entspannt auf dem weichen Sand. In der Ferne erhob sich ein Schwarm Vögel in die Luft, eine Möwe kreiste elegant über dem Wasser und landete nun direkt neben ihr, dort stolzierte sie ein wenig durch den Sand, schaute sich aufmerksam um, öffnete ihre Flügel und flog dann elegant ein Stück ins Meer hinaus. Frieda blickte ihr hinterher, schloss für einen Moment die Augen, lauschte ihrem Ruf und dem Rauschen des Meeres. Schön war es am Wattenmeer, ein Gefühl der Entspannung überkam sie, doch zugleich war da auch dieser Ärger wegen Thorben. So gerne hätte sie ihre Eindrücke mit ihm geteilt und wäre mit ihm am Strand spazieren gegangen, hätte Kiesel ins Wasser geworfen oder Muscheln gesammelt, aber er war nicht wie ausgemacht mit nach Sylt gekommen. Er würde erst morgen anreisen.

Aber wie konnte es sein, dass sie nun ohne ihn hier saß, obwohl sie doch wegen ihm nach Sylt gefahren war, er war es doch, der sich mit seinen Freunden zu einem Kochkurs in Keitum angemeldet hatte, und nicht sie. Als er gefragt hatte, ob sie ihn begleiten wolle, hatte sie sofort zugestimmt. Frieda war als Kind schon einmal mit ihrer Familie auf Sylt gewesen und hatte schöne Erinnerungen daran.

Gemeinsam hatten sie einen Tag früher anreisen wollen, um einen romantischen Abend miteinander zu verbringen. Frieda hatte sich alles so schön vorgestellt.

Doch daran schien er gar nicht mehr gedacht zu haben, als er sie kurz vor der Abfahrt anrief und meinte, dass er noch einen wichtigen Termin habe und sie vorfahren solle.

Frieda war völlig konsterniert gewesen, »was denkst du dir, du kannst doch nicht von mir erwarten, dass ich allei …?«

Doch da hatte er sie einfach unterbrochen.

»Frieda, es tut mir leid, morgen ist auch noch ein Tag. O. k.?«

Und dann hatte er sie weggedrückt, ohne ein weiteres Wort des Bedauerns.

Was hätte sie in diesem Moment tun sollen? Sie war stinksauer und enttäuscht gewesen, aber nach Hause zurückzufahren, war für sie nicht infrage gekommen. Die Aussicht, drei Stunden allein Zug zu fahren, war auch nicht prickelnd, aber schließlich entschied sie sich dafür, Sylt ein wenig für sich zu genießen. Eigentlich hatte sie sich sehr darauf gefreut, mal wieder ausführlich mit Thorben zu quatschen.

Ihre Kommunikation war in letzter Zeit recht eingefroren. Häufig hatte er abends Termine, einmal pro Woche spielte er Tennis, ging mittwochs zum Squash oder traf sich mit seinen Freunden zum Joggen.

Frieda atmete die klare Meeresluft ein, schmeckte das Salz auf den Lippen und nahm die einzigartigen Farben, Wasserspiegelungen und Wellenbewegungen in sich auf. Sie hatten eine nahezu meditative Wirkung auf sie. Der Himmel war in ein zartes Blau getaucht, kaum ein Wölkchen war zu sehen, bis auf einen grauen Strich, der sich am Horizont abbildete. Frieda konnte sich kaum sattsehen und glaubte sehr gut zu verstehen, warum so viele Urlauber in Sylt verliebt waren und immer wieder hierher zurückkamen.

Sylt war bezaubernd, das kleine Städtchen Keitum hatte ihr bei der Ankunft sofort gefallen, nahezu jedes Haus, das sie gesehen hatte, war reetgedeckt und lugte hinter einem Friesenwall hervor, überall wuchsen Hortensien in ungewöhnlichen Farben. Sie schienen das raue Klima zu mögen, solch eine Pracht gab es in Wedel, dem kleinen Ort, in dem Frieda zu Hause war, nicht.

Die Pension, in der sie mit Thorben über das Wochenende wohnte, war liebevoll im Landhausstil eingerichtet und hatte einen großen Garten. Frieda war sofort schockverliebt, als sie ihn sah. Es wuchsen dort Hortensien in einem Blau, das sie zuvor nie gesehen hatte, zumindest nicht bei Blumen.

Frau Kümmelbrock, die Besitzerin, war sehr freundlich, sie hatte Frieda herumgeführt und ihr alles genau gezeigt. Dann waren sie in ihr Wohnzimmer gegangen und hatten dort weitere Details über den Aufenthalt und das Frühstück besprochen.

Frieda hatte sich in dem gemütlichen Raum neugierig umgeschaut. Ein Bild, das über dem Kamin hing, weckte sofort ihre Neugier. Da sie Kunsthistorikerin war und für ein großes Auktionshaus in Hamburg arbeitete, fiel ihr sofort der besondere Pinselstrich des Künstlers auf. Das Bild zeigte einen Sylter Leuchtturm und stammte von Helme Andersson, einem bekannten Inselmaler.

Frieda war richtig euphorisch gewesen, denn es gab nur wenige Bilder, die sie von ihm kannte. Frau Kümmelbrock versprach, ihr in den nächsten Tagen etwas über das Bild zu erzählen. Frieda konnte kaum abwarten, zu erfahren, wie die alte Dame in seinen Besitz gekommen war.

Frieda erhob sich und ging ein Stück am Meer entlang, sie ließ ihren Blick zu allen Seiten schweifen, da entdeckte sie einen Weg, der zu einer Bank auf einen kleinen Hügel hinaufführte. Direkt dahinter stand ein Mann mit einem Pinsel in der Hand an einer Staffelei und malte. Frieda war auf einmal ganz aufgeregt und neugierig. Langsam stieg sie die Anhöhe hinauf und näherte sich dem Maler.

»Hallo.«

»Moin.«

»Darf ich einen Blick auf Ihr Bild werfen?«

»Bitte.«

Zarte Pastelltöne zeigten das Meer und einige Wolken, die Farben waren gleichmäßig und sehr akkurat aufgetragen. Für Friedas Geschmack gab das Bild die Realität fast zu genau wieder, ihr fehlte ein persönlicher Strich. Sie ging ein paar Schritte zurück, aber auch die Fernwirkung veränderte nichts an ihrem Eindruck.

»Sie malen sehr gekonnt.«

»Das klingt nicht unbedingt nach einem Kompliment«, brummte der Maler.

»So ist es nicht gemeint, es gefällt mir durchaus, ich mag die Farben.«

»Aber?«

Frieda zögerte und wuschelte sich verlegen durch ihre Locken.

»Was gefällt Ihnen denn nicht an meinem Bild?«

Frieda wollte ihn nicht verärgern.

»Sind Sie gebürtiger Sylter?«, fragte sie stattdessen.

»Hm«, brummte er bestätigend.

Sie schaute aufs Meer, »es ist unglaublich schön auf der Insel. Von hier oben hat man einen bezaubernden Blick, da könnte ich Sie drum beneiden.«

Der Mann antwortete nicht, er mischte einen Sandton und trug ihn auf die Leinwand auf.

»Neid bringt nichts, genießen Sie, was Sie sehen.«

Während er sprach, verschloss er seine Farben und stellte die Pinsel in ein Glas Wasser.

»Sind Sie schon fertig, soll ich vielleicht lieber gehen, ich möchte Sie nicht stören?«

»Es ist das Licht, sehen Sie, über dem Meer hängen dichte Wolken, in Kürze wird es regnen, ich gehe lieber hinein, bevor es losgeht.«

»Darf ich Ihnen helfen und ein paar Sachen tragen?«

»Haben Sie nichts Besseres zu tun?«

Sie sah ihn etwas verdutzt an, seine Art war ganz schön schroff, aber dann lächelte er doch.

»Tut mir leid, ich wollte nicht unfreundlich sein. Ich wundere mich nur, warum eine junge Frau Interesse daran hat, einem Maler die Farben hinterherzutragen.«

»Ich bin Kunsthistorikerin und interessiere mich für Malerei.«

»Ah, daher weht der Wind. Wie heißen Sie?«

»Frieda.«

»Sönke«, er gab ihr die Hand. »Wenn Sie möchten, können Sie den Tisch mit den Farben nehmen und in mein Atelier stellen.«

Er deutete mit dem Arm zu einem Anbau, der zu einem reetgedeckten Haus gehörte.