Tote Oma Ahoi! - Christiane Martini - E-Book
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Tote Oma Ahoi! E-Book

Christiane Martini

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Beschreibung

Oma Else gerät in Seenot: Der humorvolle Kriminalroman „Tote Oma Ahoi!“ von Erfolgsautorin Christiane Martini jetzt als eBook bei dotbooks. Endlich ist es so weit: Oma Else und ihr Albert wollen in die verspäteten Flitterwochen aufbrechen und einen abenteuerlichen Segeltörn machen. Doch dazu kommt es nicht, denn als Else noch im Hafen in Tönning einen toten Mann auf dem Nachbarboot entdeckt, gerät sie selbst unter Verdacht. Eine zweite Leiche folgt alsbald, und ein Notfall im Watt rüttelt die gesamte Gemeinde auf. Gemeinsam mit Dorfpolizist Hinerck und ihren bayrischen Freunden, den „Gevatter Blechschuss“, versucht Else, ihre geliebte Welt auf Eiderstedt wieder ins Lot zu bringen. Nach ihren Bestsellern Tote Oma mit Schuss und Tote Oma auf Eis lässt Erfolgsautorin Christiane Martini Oma Else nun zu Land wie zu Wasser ermitteln – natürlich mit tatkräftiger Unterstützung ihrer seefesten Mannschaft. Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Tote Oma Ahoi!“ von Christiane Martini. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 176

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Über dieses Buch:

Endlich ist es so weit: Oma Else und ihr Albert wollen in die verspäteten Flitterwochen aufbrechen und einen abenteuerlichen Segeltörn machen. Doch dazu kommt es nicht, denn als Else noch im Hafen in Tönning einen toten Mann auf dem Nachbarboot entdeckt, gerät sie selbst unter Verdacht. Eine zweite Leiche folgt alsbald, und ein Notfall im Watt rüttelt die gesamte Gemeinde auf. Gemeinsam mit Dorfpolizist Hinerck und ihren bayrischen Freunden, den »Gevatter Blechschuss«, versucht Else, ihre geliebte Welt auf Eiderstedt wieder ins Lot zu bringen.

Nach ihren Bestsellern »Tote Oma mit Schuss« und »Tote Oma auf Eis« lässt Erfolgsautorin Christiane Martini Oma Else nun zu Land wie zu Wasser ermitteln – natürlich mit tatkräftiger Unterstützung ihrer seefesten Mannschaft.

Über die Autorin:

Christiane Martini, geboren in Frankfurt am Main, ist Diplom-Musiklehrerin und Absolventin des Konzertexamens. Sie leitet ihre eigene Musikschule »CasaMusica« und ist Dozentin für Blockflöte, Querflöte und Klavier. Neben eigenen Kompositionen hat sie auch zahlreiche musikalische Lehrwerke verfasst. Christiane Martini ist nicht nur Musikerin, sondern als Autorin in verschiedenen Genres zu Hause. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in der Nähe von Frankfurt und wurde von ihrer Heimatstadt Dreieich mit einem kulturellen Förderpreis für Musik und einem Stipendium ausgezeichnet.

Christiane Martini veröffentlichte bei dotbooks ihre Romane »Mops Maple« und »Saitensprung mit Kontrabass«, den historischen Roman »Die Meisterin aus Mittenwald«, die Katzenkrimis um Kater Caruso sowie die heiteren Kriminalromane »Tote Oma im Weihnachtsfieber«, »Tote Oma mit Schuss«, »Tote Oma auf Eis« und »Tote Oma Ahoi!«. Die letzten drei »Tote Oma«-Bände sind im Sammelband »Mord mit Seebrise« erhältlich.

»Tote Oma mit Schuss« ist zudem Teil des Sammelbands »Morden im Norden - Vier Krimis in einem eBook«.

Die Reihe um den schlauen Kater Caruso und seine Katzenbande umfasst die folgenden Bände: »Meisterdetektiv auf leisen Pfoten – Carusos erster Fall« »Venezianischer Mord – Carusos zweiter Fall« »Die venezianische Schachspielerin – Carusos dritter Fall« »Schatten über der Serenissima – Carusos vierter Fall« Alle vier Fälle sind auch im Sammelband erhältlich: »Mord in der Lagunenstadt – Kater Caruso ermittelt in Venedig«

***

Originalausgabe November 2017

Copyright © der Originalausgabe 2017 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Redaktion: Birgit Förster

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Nerthuz, Dim Dimich

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (rb)

ISBN 978-3-96148188-0

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

***

Wenn Ihnen dieser Roman gefallen hat, empfehlen wir Ihnen gerne weitere Bücher aus unserem Programm. Schicken Sie einfach eine eMail mit dem Stichwort »Tote Oma Ahoi!« an: [email protected] (Wir nutzen Ihre an uns übermittelten Daten nur, um Ihre Anfrage beantworten zu können – danach werden sie ohne Auswertung, Weitergabe an Dritte oder zeitliche Verzögerung gelöscht.)

***

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blog.dotbooks.de/

Christiane Martini

Tote Oma Ahoi!

Kriminalroman

dotbooks.

Für meine wundervolle Mami

Kapitel 1

Es war Herbst in Nordfriesland. Die Wäsche flatterte frisch gewaschen im Wind, Schönwetterwolken zogen vom Meer in Richtung Landesinnere, die Schafe grasten träge auf den Wiesen und bunte Blätter segelten übermütig durch die Luft. Segeln, das war das richtige Stichwort für diesen herrlichen Herbsttag. Am morgigen Samstag wollten Else und Albert die Segeltour antreten, die Albert seiner Friesendeern zur Hochzeit geschenkt hatte. Er fand, dass es dafür allerhöchste Zeit war, außerdem wollte er in See stechen, solange sie rüstig und fit waren. Und das traf auf beide absolut zu. Da Albert nicht segeln konnte, hatte er Jörn engagiert. Der kannte sich vortrefflich mit diesem Sport aus und bot regelmäßig Segel-Begleittouren für Urlauber an.

Albert kannte Jörn schon lange, er war der Sohn seines Schulfreundes Hans. Dieser wäre auch gerne mitgekommen, aber er wollte sich nicht selbst einladen. Allerdings hätten Albert und Else ihn ohnehin nicht mitgenommen. Zum einen haftete ihm ein Problem an, er war ein ausgewiesener Kleptomane, nichts und niemand war vor ihm sicher. Und zum anderen wollten sie ihre Zweisamkeit genießen – den Jörn zählten sie dabei nicht mit. Außerdem wollten sie sich mal treiben lassen, ohne Verpflichtungen, danach stand ihnen so richtig der Sinn. Albert war gut im Relaxen, für Else war das schon schwieriger, denn sie machte sich ständig Gedanken um ihre Pension »Zur goldenen Möwe«.

In der Zeit ihrer Abwesenheit würde sich Frauke, die Frau von Dorfpolizist Hinercks, um die Pension kümmern. Das hatten die beiden gut organisiert, und darauf freute sich Frauke schon sehr. Ein paar wenige Gäste hatten sich angesagt. Darunter auch Gustav, der seit seinem Besuch in der Weihnachtszeit einen Gutschein für Elses Pension hatte. Ihm war es zu verdanken, dass Albert noch am Leben war. Gustavs schusssichere Weste hatte unter einem Weihnachtsmannkostüm, das Albert getragen hatte, dafür gesorgt, dass eine Kugel, die eigentlich gar nicht ihm gegolten hatte, seine tödliche Wirkung verfehlte. Else würde ihm dafür auf ewig dankbar sein.

Außer ihm hatte sich noch ein Lyriker angesagt, der auf einer Lesereise im Norden unterwegs sein würde. Er wollte von Elses Pension aus verschiedene Buchhandlungen in Tönning, St. Peter Ording und Husum ansteuern. Peter Helfmann hieß er.

Else bedauerte, ihn nicht kennenlernen zu können, denn sie mochte romantische Gedichte. Bei seiner Buchung hatte ihr Helfmann eine klitzekleine Kostprobe seines Dichterkönnens zugesendet. »Vorfreude« hatte er den Fünfzeiler genannt.

Um doch etwas Persönliches über ihn zu erfahren, hatte Else Frauke auf einem Zettel genaue Instruktionen gegeben, was sie Helfmann alles fragen sollte.

An diesem herrlichen Herbsttag saß Helge wie so oft auf seinem Bonanzafahrrad und kurvte am Deich entlang. Diesmal wollte er aber nicht die Schafe erschrecken, sondern war auf dem Weg zu Else und Albert, um ihnen beim Packen zu helfen. Gemeinsam wollten sie mit Heiko in dessen Geländewagen nach Tönning zum Anleger fahren. Bevor Else und Albert in See stechen würden, wollten sie zusammen mit ihm und Heiko Abschied feiern und die Bierkorken knallen lassen. Auch ihr Freund Hinercks, der Dorfpolizist vom Norderheverkoog, wäre natürlich gerne mit von der Partie gewesen, aber er musste einen wichtigen Termin in Husum wahrnehmen. Jörn war schon seit dem Morgen an Bord, um alles segelklar zu machen.

Für die Feier hatte Else ein feines Picknick vorbereitet, in einem Korb befanden sich Buletten, Baguette und einige Bierchen.

»Hmm, hier duftet es aber gut«, meinte Helge, der den Korb ins Auto beförderte. Gerne hätte er mal ganz kurz nachgeschaut, was sich da so Herrliches unter dem karierten Tuch verbarg, aber Else hielt ihn davon ab.

»Überraschung«, meinte diese, »lass man bloß deine Finger davon.«

Else klang richtig streng, obwohl sie es natürlich gar nicht so ernst meinte. Helge hatte Respekt vor ihr, niemals würde er ihre Anweisungen ignorieren, besonders dann nicht, wenn es ums Kochen oder solcherlei Dinge ging.

»Die Else, die weiß man echt gut Bescheid, die hat wirklich gute Ansichten«, das sagte er oft zu Hinercks, wenn die beiden bei ihr in der Pension eine »Tote Oma mit Schuss« tranken. Das sah Hinercks auch so, manchen guten Rat hatte er sich schon bei Else eingeholt, wenn er mal wieder Knatsch mit seiner Frauke hatte. Aber auch die beiden Männer hatten Else schon geholfen, zum Beispiel als es um die Auswahl des richtigen Hochzeitskleides gegangen war. Das hatte Else zwar auch ganz gut allein im Griff gehabt, aber ein bisschen bei der Größe mit beraten hatten Hinercks und Helge schon, na, sagen wir, ein kleines bisschen.

Ihr normales Gepäck hatten Else und Albert in eine Reisetasche und einen Seesack gepackt. Alles wurde gut verstaut und fand seinen Platz in Heikos Auto.

»Du kommst doch gut zurecht?«, meinte Else immer wieder zu Frauke.

»Aber na klar, Else, nun entspann dich mal. Ich weiß, wo alles steht und wer kommen wird. Der Plan, den du gemacht hast, ist spitze. Ich habe ihn an die Kühlschranktür geklebt und die Gästeliste hängt gleich daneben. Also, nun mach dir man keine Sorgen.«

So richtig verrückt machte sich Else nicht, es fühlte sich nur seltsam an, ihrer Pension, ihren Gästen und Eiderstedt ein paar Tage den Rücken zu kehren.

»Wenn wir erst einmal an Bord sind, dann werde ich mich bestimmt entspannen.«

Else winkte Frauke zu, bis die Pension nur noch ein Punkt und Frauke nur noch ein Pünktchen war.

Helge hockte am Steuer, Heiko rechts neben ihm, Albert und Else saßen auf der Rückbank. Es war nicht weit bis Tönning, 25 Minuten würden sie brauchen. Diese Zeit wollte Else nutzen, um sich die Gegend näher anzuschauen und zu genießen. Dazu kam sie sonst nie, weil sie sich ja immer um ihre Pension kümmerte. Mit Genießen war allerdings nicht so viel, denn die drei Männer diskutierten ununterbrochen miteinander. Jeder von ihnen kannte den kürzesten und besten Weg nach Tönning.

»Also, ich würde ja über … Tetenbüll fahren.«

»Nee, nich, Helge, mach das man bloß nicht, das ist ein großer Umweg.«

»Bist du wahnsinnig, so schnell zu fahren?«

»Also schleichen musst du nun auch nicht …«

»Ich fall gleich in einen Tiefschlaf.«

Irgendwann schaltete sich Else ein, weil ihr das Geplapper zu viel wurde.

»Habt ihr’s jetzt?«, zischte sie. »Das kann ja wohl nicht wahr sein. Nächstes Mal fahr ich selbst oder nehm mir ein Taxi.«

Bei diesen Worten wurden die drei Männer ganz still.

»Elschen, reg dich bloß nicht auf«, meinte Albert milde, dem das Gezeter auch allmählich auf die Nerven ging. »Fahrt doch den Weg, den ich vorgeschlagen habe, und gut ist es …« Mit diesen Worten warf er Helge so einen gewissen Blick von der Seite zu. Helge wollte sich empören, aber als er das Grinsen auf Alberts Gesicht sah, wusste er Bescheid. Auch Heiko hielt seine Meinung zurück und schwieg.

»Fahr du man den Weg, den du für richtig hältst«, meinte Else, »du machst das schon und wir schauen uns die Gegend an. Schön haben wir es hier auf Eiderstedt, wir machen viel zu selten eine Fahrt über Land. Ne, Albert, das sollten wir man viel häufiger tun.«

Albert brummte. Sie hatte recht, aber Else konnte sich nun mal nicht so einfach davonschleichen. Sie musste sich um ihre Pension kümmern, die brummte ganz schön, und zwar das ganze Jahr über.

Als sie Tönning schließlich erreichten, schnaufte Heiko aus und sagte erleichtert: »Na endlich.« Diese Bemerkung konnte er sich nicht verkneifen.

»Is was?«, meinte Helge, ihm schwoll schon wieder der Kamm, »sprich dich nur aus.«

»Jetzt ist es aber gut, Jungs«, mischte sich Else streng ein, um jeglichen aufflammenden Streit gleich im Keim zu ersticken.

»Wir streiten nicht«, verteidigte sich Heiko, »wir diskutieren.«

»Na, wenn das so ist.« Else grinste.

Heiko nahm die Straße, die am Marktplatz vorbeiführte. Dort war nicht viel los. Typisch Herbst eben, da war die Anzahl der Touristen überschaubar. Im Herbst verschlug es nur die wirklichen Nordseeliebhaber an die Küste. Die mochten diese Region zu jeder Jahreszeit. Schlechtes Wetter, weil es windete, regnete und kalt war, das störte sie nicht. Im Gegenteil, für einen richtigen Nordseefan konnte keine Brise stark genug sein. Nur ein kleines Windchen, das war etwas für Warmduscher, da hörte der Spaß auf, es musste im Herbst schon ordentlich an einem rütteln. Außerdem gab es nichts Schöneres, als einen heißen Tee oder eine »Tote Oma mit Schuss« zu genießen, wenn man so richtig durchgepustet war.

Albert war in großer Vorfreude auf die Segeltour. Er war sehr erleichtert, dass Jörn an diesem Wochenende frei und zugesagt hatte. Das war gar nicht so selbstverständlich, denn Jörn war meist sehr beschäftigt. Häufig war er mit Gästen oder seiner Familie auf dem Wasser. Segeln hatte er von klein auf gelernt. Das machte ihm irre viel Spaß.

Albert hätte es als junger Bursche auch gerne gelernt, aber seine Eltern waren Bauern gewesen und da waren die Interessen weit auseinandergegangen. Zu Hause hieß es morgens um vier Uhr aufzustehen, um die Kühe zu melken, und zwar mit der Hand. Heutzutage war das ja anders, da gab es Melkmaschinen. Nicht immer bewährte sich der neumodische Kram, aber in diesem Fall war es eine große Erleichterung für jeden Milchbauern. Na ja, heute hatten die Milchbauern andere Probleme, da ging es ums Geld. Früher wusste man noch, was ein Liter Milch wert war, aber heute … Nach dem Melken gab es Frühstück und danach galt es, weitere Aufgaben auf dem Hof und den Feldern zu erledigen. Dann gab es Mittagessen und gegen fünfe Abendbrot. Und danach mussten die Tiere gefüttert werden. Wo bitte wäre da Zeit fürs Segeln gewesen?

Albert hatte irgendwann, so mit 16 Jahren, begonnen, sich von der Arbeit auf dem Hof zu distanzieren. Er hatte sich vorgenommen, Arzt zu werden, und allen Widerständen zum Trotz hatte er seinen Wunsch in die Tat umgesetzt.

Am Anfang hatte ihn sein Vater nur belächelt. »Wenns de Viehdoktor wirst, kannste bei uns was damit anfangen.«

Aber Albert hatte nicht mit sich verhandeln lassen. Dr. med. wollte er werden und schaffte es, und das sogar mit Bravour.

Alberts Vater hatte nur deswegen keinen zu großen Widerstand geleistet, weil sein zweiter Sohn Henrik gerne den Hof übernehmen wollte. Irgendwann, als Albert dann seinen Doktortitel hatte, war sein Vater sogar richtig stolz gewesen.

»Einen Arzt in der Familie zu haben, ist immer gut«, waren seine Lobesworte gewesen.

Aber all das war schon so viele Jahre her und auch wenn er das Geld für einen Segelschein gehabt hätte, so hatte er nie die Zeit gefunden, diesen Wunsch in die Tat umzusetzen. Zum Glück gab es Jörn!

Sie fuhren nun an dem kleinen Tönninger Park vorbei und zwei Minuten später erreichten sie den hübschen historischen Hafen. Auf der rechten Seite lagen die Schiffe am Kai und links wechselten sich ein Gasthof, ein Café, ein Töpferladen, eine Galerie und verschiedene Gästehäuser ab.

»Schön ist es«, schwärmte Else, »ich bin ewig nicht hier gewesen.«

Sie hätte sich gerne noch ein wenig herumfahren lassen, aber Helge stoppte bereits sein Auto.

»Da sind wir, bitte aussteigen.«

»Ach, Herbst ist schon was Schönes«, meinte Else zu Albert, als sie nun vor dem kleinen Tönninger Hafen standen und die Boote und Jachten betrachteten. Der Wind blähte die Segel einer kleinen Jolle auf, zahlreiche bunte Blätter tobten durch die Luft und tänzelten zu Boden.

Else zog den Kragen ihrer Jacke etwas höher und marschierte, den Picknickkorb in der Hand, auf das weiße Segelboot mit dem Namen »Dirty Harry« zu. Den Namen hatte ihr Albert verraten und sie hatte ihn sich gut merken können, weil sie ihn so originell fand. Es war nicht riesig groß, aber genau richtig für ein paar Tage auf dem Meer.

Helge war froh, dass der Weg zum Boot nicht so weit war, er zog nämlich Elses rot karierte Reisetasche hinter sich her, die war ziemlich schwer und ließ sich auf dem Kopfsteinpflaster kaum lenken. Heiko hatte es auch nicht einfacher. In der einen Hand hielt er Alberts Reiseseesack, den dieser noch aus Jugendzeiten hatte und der noch gut in Schuss war; in der anderen Hand trug er einen Kasten Bier. Eigentlich sollten Hinercks’, Heikos und Helges Frauen auch dabei sein, aber die drei Damen hatten ein Treffen mit den Nachwuchslandfrauen, und da musste man hin, wenn man in einem kleinen Dorf lebte. Da zählte jeder Kopf, ob Dauerwelle, gefärbt, mit Strähnchen oder Zopf. Jede Entscheidung wurde gemeinsam beschlossen. Diesmal stand ein Herbstfest an. Es sollte Heidelbeerbowle für die Erwachsenen und Himbeerpunsch für die Kinder geben. Das große Highlight würde das Walpurgisfeuer sein, auch wenn die Walpurgisnacht ja eigentlich Ende April gewesen war. Aber in jener Nacht hatte es heftig geregnet, und da hatten sie beschlossen, das Feuer in den Herbst zu verlegen. Damit alles so richtig authentisch sein würde, wollten sich die Frauen als Hexen verkleiden und um das Feuer herumspringen. Das dürften dann auch die Kinder und alle Besucher des Festes.

»Das muss richtig toll werden«, da waren sich die Landfrauen einig und planten und wurschtelten dafür seit Wochen gemeinsam herum.

Kapitel 2

Jörn freute sich, die zwei Oldies und ihre Freunde zu sehen. Er hatte seine eigenen Sachen und seine Freundin Marieke bereits an Bord gebracht. Marieke winkte Else und den drei Männern freundlich zu, widmete sich dann aber wieder der Zubereitung eines Fisches, den Else auf die Entfernung nicht so richtig identifizieren konnte. Sie würde heute bestimmt keinen Fisch essen, es gelüstete sie nach ihren selbst gemachten Buletten, aber vielleicht aß Marieke kein Fleisch. Veganerin schien sie schon mal nicht zu sein, obwohl, vielleicht war ja der Fisch für Jörn gedacht.

Nachdem die kleine Truppe mitsamt dem Gepäck an Bord gegangen war, führte ihnen Jörn voller Stolz das Segelboot vor. Else war sehr erstaunt, was sich da alles unter Deck befand, vom Benzinkocher bis zu einer kompletten Küchenausrüstung, Kojen zum Schlafen und einer Nasszelle mit Toilette war alles vorhanden. Albert hatte es besonders der Navigationstisch angetan. Er ließ sich von Jörn das GPS, genauer gesagt das Navigationssatellitensystem, erklären sowie das Funkgerät und verschiedene Meereskarten.

›Männer eben‹, dachte Else.

Else versuchte mit Marieke ein Gespräch zu beginnen. Diese hatte sich inzwischen an Deck auf einen kleinen Schemel gehockt und ein Buch zur Hand genommen. Es drehte sich um den Jakobsweg, das besagte der Titel. Sie schaute zwar kurz auf, aber bis auf ein »Moin« und »Müssen Sie auch mal lesen!« kam nichts über ihre Lippen.

Else hätte sich gern unterhalten, aber so schaute sie sich um. Auf dem Schiff gegenüber ließ ein Paar, das in dicken Jacken an Deck saß und ein Windlicht angezündet hatte, die Gläser aneinanderklirren. Es sah ziemlich kuschelig aus, wie die beiden da so eng beieinandersaßen. Else freute sich auch darauf, ihren Albert mal einige Tage für sich zu haben. Auf dem Nachbarboot hörte Else ein paar Geräusche, da schien jemand unter Deck herumzuwurschteln.

Daneben befand sich ein kleines Boot, an Bord saß ein junger Mann und winkte ihr freundlich zu. Else winkte zurück, merkte dann aber, dass der Gruß gar nicht ihr galt, sondern Marieke.

»Das ist Holger, ein Kumpel von Jörn, der fährt gerne abends noch mal raus, wenn es die Tide zulässt«, erklärte sie.

»Ach so … na klar.« Else war die Situation ein klein wenig unangenehm. »Ich werde mich dann mal um das Abendessen kümmern«, meinte sie, um das Thema zu wechseln. »Möchtest du auch von den Buletten? Ich habe sie frisch zubereitet.«

»Danke, aber ich bin auf Diät und Jörn isst kein Fleisch.« Marieke hatte geantwortet, ohne Else dabei anzuschauen, ihr Blick haftete an ihrem Buch. Ihr Tonfall klang genervt. Else schien zu stören.

»Na, dann essen wir die feinen Dingerchen eben allein auf«, sagte Else leise zu sich selbst.

Es stellte sich heraus, dass sie viel zu viele kleine Dingerchen zubereitet hatte. Albert, Helge und Heiko verdrückten jeweils fünf Buletten, aber mehr ging einfach nicht. Else schaffte drei.

»Wisst ihr was?«, meinte sie, »Ich bring unserem Bootsnachbarn die restlichen Buletten und ein Bierchen vorbei. Morgen schmecken die doch gar nicht mehr. Bin gleich wieder da.«

Da Else nicht zu bremsen war, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, ließ Albert sie gehen.

»Elschen, nimm die Taschenlampe mit«, sagte er nur und reichte ihr die Lampe, die er extra für die Segeltour gekauft hatte. »Und pass schön auf dich auf.«

»Aber klar doch, dauert ja nur einen Moment.«

Sie verschwand nach oben.

»Na, so weit ist der Weg ja nun mal nicht«, konnte sich Helge einen Kommentar nicht verkneifen.

»So ist das eben mit der ganz großen Liebe«, meinte Heiko und geriet ins Nachdenken.

»So ist das«, meinte Albert, »meine Else, die ist schon was ganz Besonderes …«

Er hatte seine Bierflasche erhoben und wollte gerade dazu ansetzen, eine Lobes- und Liebeshymne auf sein Elschen anzustimmen, da durchschnitt ein Schrei den Moment, in dem er atmete. Albert fuhr zusammen und bekam die Luft so unglücklich in die Kehle, dass er sich heftig verschluckte und nach Luft rang. Nur Helges beherztes Klopfen ließ ihn sich allmählich wieder beruhigen. Heiko und Marieke waren bereits aufgesprungen und nach oben gewetzt, um zu schauen, was da los war.

»Else, das war Else …«, kam es bebend über Alberts Lippen, dann rannte er los.

Helge wetzte ebenfalls nach draußen. Vor dem Nachbarboot hatte sich eine kleine Gruppe versammelt. Heiko und Marieke stützten Else, sie hielt sich die Hand vor den Mund und war völlig aufgelöst.

»Wir müssen die Polizei rufen«, hörten sie jemanden sagen.

»Wir brauchen einen Krankenwagen.«

»Die sind schon informiert, die werden gleich da sein«, sagte ein anderer.

Albert eilte besorgt zu Else hinüber, die sich sofort in seine Arme sinken ließ.

»Was ist passiert?«

Ihre Stimme zitterte. »Da unten im Boot, da … liegt ein Toter … ich glaub, ich kenn den, der sieht aus wie … der Uwe Westerholdt.«

Albert antwortete ganz leise: »Du meinst, es ist der Sohn deiner verstorbenen Freundin Hilde?«

Else nickte stumm.