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Come Together: Porno-Queen in Love "Ach?", hakte sie überrascht nach. "Du bist verheiratet?" "Ich war es", entgegnete er. Dann ließ er sich zu einer Lüge hinreißen. "Ich bin gerne wieder ein Single. Die Ehe war nichts für mich. Ich bin einfach zu unstet." Scheiße, was erzähle ich da für einen Mist? Gleichzeitig kam ihm in den Sinn, dass keiner seiner ehemaligen Klassenkameradinnen und Klassenkameraden wusste, dass er ein zweites Mal verheiratet war. Keiner weiß von Sandra und meinen Kindern! Sein Herz wummerte. Was wäre so schlimm, wenn ich einfach ein anderer Alex wäre? Eine Auszeit von meinem Leben! Je mehr er darüber nachdachte, umso reizvoller erschien ihm das Gedankenspiel. Sollte es ein Gedankenspiel bleiben? Die Sache mit Lotte Oft liege ich nachts wach und denke darüber nach, was wohl geschehen wäre, wenn …? Es ist ein interessantes Gedankenspiel für mich. Wenn ich damals nicht in diesen Zug gestiegen wäre – was wäre dann geschehen? Hätten Vincent und ich einen anderen Gründonnerstag gehabt? Sicherlich, ich wäre nicht nach München zu meinen Eltern gefahren und Vincent wäre nicht alleine einkaufen gegangen, sondern mit mir. Aber wäre sie trotzdem passiert, die Sache mit Lotte? Mercy packt aus! Warum geht eine intelligente Kunststudentin, die hammergeil aussieht und aus einem anständigen Mittelklasse-Elternhaus stammt, auf den Schmuddel-Strich? Ganz klar! Ich habe mit dem Job zwei Komponenten verbunden, die mir extrem wichtig sind. Geradezu lebenswichtig sind! Erstens das Leben in der New Yorker City ist horrend teuer geworden. Natürlich könnte ich mich als Studentin mit zwei bis drei Minijobs durchs Leben hangeln, um über die Runden zu kommen. Doch warum sollte ich das wollen, wenn man als Frau schneller an Kohle kommen kann? Kommen wir zu zweitens, dann verstehen Sie mich noch besser, garantiert! ICH LIEBE SEX!
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Seitenzahl: 360
Veröffentlichungsjahr: 2025
Sabine und Thomas Benda
Sammelband Komödien – Drei Romane in einem Band
Come Together: Porno-Queen in Love / Die Sache mit Lotte / Mercy packt aus!
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Sammelband Komödien
Come Together:
Prolog
1. Alexander
2. Tina und Paul
3. Alexander und Sandra
4. Tina und Paul
5. Tina
6. Florian
7. Alexander und Sandra
8. Tina und Paul
9. Tina und Alexander
10. Tina und Alexander (Gedanken)
11. Alexander, sein Spiegelbild, Sandra und Tina
12. Tina
13. Tina und Alexander
14. Alexander
15. Tina
16. Alexander und Sandra
17. Tina und Paul
18. Tina und Alexander
19. Tina und Florian
20. Alexander
21. Tina und Florian
22. Tina und Paul
23. Alexander und Sandra
Epilog
Die Sache mit Lotte
1. Gründonnerstag
2. Karfreitag
3. Karsamstag/Ostersonntag
Mercy packt aus!
1. Nennt mich Straßenritze!
2. Die Sache mit Lilly
3. Ich komme aus London
4. Die Rahmenbedingungen
5. Dave Waters
6. Ist das getrocknete Kotze oder Schlimmeres?
7. Im Fahrstuhl
Über die Autoren:
Impressum neobooks
Drei Romane in einem Band
Come Together: Porno-Queen in Love
Die Sache mit Lotte
Mercy packt aus!
Sabine & Thomas Benda
IMPRESSUM
© 2025 Sabine Benda, Thomas Benda
Korrektorat/Lektorat: Sabine Benda
Coverdesign: Sabine Benda
Sabine und Thomas Benda
Josef-Schemmerl-Gasse 16
A-2353 Guntramsdorf
E-Mail: [email protected]
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt.
Hinweis der Autoren: Unsere Bücher sind nur für Erwachsene geeignet!
30.05.2025
Porno-Queen in Love
Erotik-Komödie
Sabine & Thomas Benda
IMPRESSUM
© 2025 Sabine Benda, Thomas Benda
Korrektorat/Lektorat: Sabine Benda
Coverdesign: Sabine Benda
Sabine und Thomas Benda
Josef-Schemmerl-Gasse 16
A-2353 Guntramsdorf
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Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt.
Hinweis der Autoren: Unsere Bücher sind nur für Erwachsene geeignet!
30.05.2025
„Cut! Kurze Unterbrechung!“ Tina Joyners Stimme schallte durch die Filmkulisse einer Ritterburg. „Und dreht mal einer die Gaszufuhr zu den Fackeln ab, ehe unsere schönen Verlies-Styropor-Wände wegschmelzen wie Wachs!“ Dann schritt sie zu den beiden Darstellern, die am Boden lagen, und motzte zuerst den Mann an. „Dir ist schon klar, dass du einen blut- und sexgeilen Vampir spielst, ja?“
„Was mache ich denn falsch, Tina?“, fragte der Schwarzhaarige und zog seinen erigierten Penis heraus.
„Untenherum gar nichts – alles bestens!“, erklärte die Regisseurin. „Dein Hammer hämmert wie geschmiert, doch das reicht mir diesmal nicht.“
„Inwiefern?“
„Wir wollen mit dem neuen Film auch die Frauen feucht machen. Wo ist die Gier in deinem Vampirblick, hä? Ich brauche diesen verruchten Jägerblick, gemischt mit dieser geil machenden Erotik, die du normalerweise drauf hast, wenn du einen bösen Lüsternen spielst. Dieser Blick von dir soll die Herzen der Zuschauerinnen nach deinem Biss und nach deinem Schwanz vor bebender Sehnsucht zerspringen lassen.“
„Das war mir zu viel Text, Tina.“
Tina schloss kurz die Augen und schnaufte durch. Dann deutete sie auf die nackte Blondine am Boden. „Wenn du Rosi beißt, aussaugst und dabei fickst, muss es so erregend sein, dass jede Frau am Fernseher sehnsüchtig danach wird, von dir gebissen, ausgesaugt und gefickt zu werden!“ Die Regisseurin erklärte weiter: „Jeder klassische Vampirfilm ist im Grunde ein Porno, ohne die Geschlechtsteile zu zeigen. Wir drehen jedoch einen Vampir-Porno und haben den Vorteil, dass wir einen lustvollen Vampirbiss so realistisch zeigen können, dass zu Hause die Fotzen triefen und die Eier explodieren! Kapiert?“
Der Mann, der den Vampir spielte, nickte vorsichtig. „Ich glaube schon …“
„Nun zu dir!“, herrschte Tina die am Boden liegende blonde Rosi an. „Der Anfang war super gut! Du versuchst zu fliehen, du kreischst, du rennst, er kriegt dich zu fassen, wirft dich zu Boden, du wehrst dich verzweifelt gegen das Unvermeidliche.“
„Ja“, unterbrach Rosi. „Diese Vergewaltigungsscheiße habe ich schon in härteren Pornos gespielt. Ich kann das Gekreische und das Abwehren ziemlich realistisch darstellen. Dafür wurde ich schon oft gelobt!“
Tina Joyner schnaufte wieder genervt durch. „Dein Nachteil ist, dass wir in meinem Vampir-Porno keine stumpfsinnige Vergewaltigungsscheiße drehen! Nein, in dem Moment, wenn er dich gebissen hat und mit dem Saugen an deinem Hals beginnt, muss deine Gegenwehr aufhören. Du gibst dich dem Ganzen hin, als würdest du in ein warmes Schaumbad steigen.“
„In ein warmes Schaumbad?“
„Ja, Rosi, das muss sich in einem entspannten und zugleich hingebungsvollen Blick widerspiegeln.“
„Es soll mich entspannen, gebissen und ausgesaugt zu werden?“
„Nicht nur entspannen! Es soll dich nach einer kurzen Ruhephase von Ergebenheit und Zufriedenheit ganz langsam erregen! Das muss sich in deinen tollen Augen zeigen. Der Blutsauger soll schließlich schäumende Ekstase in dir entfachen! Hast du denn noch keinen normalen Vampirfilm gesehen? Selbst da geben sich die Frauen dem Vampir beim Beißen und Saugen hin, bis sie vor Lust kreischen, später stöhnen und letztendlich leer gesaugt dahinsiechen, um völlig befriedigt zu sterben!“
Rosis hübsches Gesicht lag im Schatten eines großen Fragezeichens. „Ich soll das Beißen, das Blutsaugen und das Ficken gleichzeitig genießen? Klingt ziemlich abgefahren und pervers!“
„Du hast es erkannt!“, lobte sie Tina. „So ein Vampirbiss ist eine echt abgefahrene und perverse Angelegenheit, allerdings für die meisten auch eine ziemlich erregende!“
„Klingt dennoch wie eine Vergewaltigungsscheiße!“, hakte Rosi nach. „Wie eine Vergewaltigungsscheiße, bei der die gebissene und gefickte Frau plötzlich Spaß an der Sache entwickelt!“
Tina Joyner spitzte die Lippen. „Nun, so in etwa hast du die Szene richtig analysiert!“
„Kann ich dich mal sprechen?“, hörte Tina eine tiefe Männerstimme rufen.
Die Regisseurin drehte sich um und erkannte ihren Assistenten Paul, einen kahlköpfigen Mann.
„Ich habe gerade mit unserem römischen Produzenten gesprochen. Brunaldi hat die ersten Muster gesehen. Er sagt, er will für die Schlussszene, die wir gerade drehen, zwei Bisse haben!“
Tina runzelte die Stirn. „Kein Mensch braucht zwei Bisse am Hals! Was soll der Scheiß?“
„Nicht beide am Hals, Tina! Der Vampir soll ihr zuerst in die Titte beißen und saugen. Wenn die Blondine dann in die Ergebenheitsphase abgleitet, soll der saftige Halsbiss samt hemmungslosem Ficken folgen.“
„Ein Tittenbiss, ernsthaft?“
„Ja, Tina, die haben in Rom beim Meeting darüber entschieden. Erst Titte, dann Hals – und viel mehr Blut, als du wolltest!“
Tina Joyner atmete tief durch. „Da saßen wohl nur Männer in Rom am Tisch, oder?“
Paul antwortete: „Du kennst Brunaldi, Tina, und … er schiebt für die Produktion einfach mehr Kohle rüber als der deutsche Co-Produzent.“
„Gut“, beschloss Tina. „Soll der Italiener seinen bescheuerten Tittenbiss kriegen! Immer noch besser als ein ekelhafter Fotzenbiss!“
„Beschwöre es nicht, Tina!“, sagte der Assistent humorvoll.
„Pause ist für alle vorbei!“, donnerte Tina Joyners Stimme. „Hopp, hopp, denn Zeit ist Geld!“ Sie blickte die beiden Pornodarsteller wie eine Oberlehrerin an. „Strengt euch an! Ich will beim Zusehen abgehen und mein Höschen komplett durchnässen! Ihr bringt das!“
Es war 03:00 Uhr in der Früh. Seine Frau Sandra und seine beiden Teenagerkinder Ilse und Benny schliefen tief und fest in ihren Zimmern des geräumigen Einfamilienhauses am Stadtrand. Draußen graute schon der Morgen. Die fette weiße Katze, eine Siam, döste zusammengerollt auf dem Ledersofa, auf dem er lag und in seinen Laptop hämmerte. Bei dem Mystery-Thriller, den er in die Tastatur tippte, war er kurz nach Mitternacht in einen zügigen Flow geraten, wie er zu sagen pflegte. Alexander war ein Nachtmensch. Etwas, das er mit anderen Autoren teilte, wenn man den einschlägigen Foren im Internet Glauben schenken wollte.
Der langhaarige Mittfünfziger mit dem weißen Drei-Tage-Bart speicherte sein Manuskript ab und klappte seinen Laptop zu.
Genug für heute, dachte er und holte aus dem Wohnzimmerschrank eine Whiskyflasche und ein Glas hervor.
Vor einem Jahr waren sie in dieses schöne Naturidyll gezogen. Der komfortable Neubau bot ausreichend Platz für die ganze Familie. Man konnte sich gut aus dem Weg gehen, wenn man es wollte oder eine Rückzugsmöglichkeit brauchte. Die angrenzenden Nachbarn, nette Rentner, die einen in Ruhe ließen und nicht aufdringlich waren, konnten angenehmer nicht sein. Alexander liebte seine Familie, mochte jedoch andere Menschen nicht besonders. Seine Tochter nannte ihn deshalb einen liebenswerten Menschenfeind, was er als schräges Kompliment annahm.
Ein ganzes Jahr leben wir schon hier, überlegte er, während die braune Flüssigkeit sanft in seiner Speiseröhre brannte. Er schenkte sich nach, als er bitter gedanklich anhing: und zwei Jahre ohne Sex!
Warum das so war, wusste er selbst nicht so genau. Er und seine Frau liebten sich. Seit fast 20 Jahren taten sie das. Das fühlten sie beide; darin war er sich sicher. Nach den Wechseljahren hatte sich bei Sandra die Feuchtigkeit in der Scheide reduziert. Vaginaler Sex war für sie zu einer schmerzhaften Herausforderung geworden. Ärztlicher Rat, Gleitcremes oder andere Hilfsmittel hatten zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt. Stark gefrustet und von bröckelnden Selbstwertgefühlen belastet, keine „richtige Frau“ mehr zu sein, hatte sie immer weniger Interesse am Sex verspürt. Anfangs hatte sie sein gebliebenes Begehren sanft zurückgewiesen, dann konsequenter abgelehnt, bis sie die sexuelle Aktivität gänzlich eingestellt hatten. Sandra hatte sogar das Bedürfnis verloren, masturbieren zu wollen. Das Verlangen danach war ausgetrocknet wie ihre Scheidenflüssigkeit. Alexander bedrängte seine Frau nicht, nahm Rücksicht und vertraute darauf, dass sie eines Tages wieder gemeinsam die Kurve in ein harmonisches Sexleben bekommen würden, wie man so schön sagte. Manchmal ertappte er sich bei dem Gedanken, dass er vielleicht zu viel Rücksicht auf sie nahm.
Ließ sie ihn nicht brutal außen vor?
War nicht ihr eigenes körperliches beziehungsweise seelisches Problem ungerechtfertigt zu seinem Problem geworden? Ist es das, was man in der Kirche bei der Trauung zu hören bekommt, nämlich in guten wie in schlechten Tagen? Es war entsetzlich frustrierend für ihn, doch er traute sich nicht sie anzusprechen und wollte nicht noch weitere Probleme in ihrer Ehe entfachen. Doch … mussten sie nicht darüber reden und die Dinge angehen, damit es ihnen beiden wieder besser ging? Sie liebten sich doch, aber was konnte er dafür, dass ihre Scheide nicht mehr feucht wurde und sie die Lust verloren hatte? Bei ihm stand noch alles aufrecht, denn mit seinen 55 Jahren war er noch so potent wie vor zehn Jahren.
Alexander fühlte sich wie ein Gefangener, der sich zusammen mit seiner Frau Sandra in der verschlossenen Kabine eines untergehenden Schiffes befand. Hatte das kalte Wasser des Ozeans bereits seine Oberlippe erreicht oder stand es noch knapp am Rand seiner Unterlippe?
Zwei Jahre ohne Sex, wiederholte er den Gedanken, der ihn innerlich seufzen ließ.
Neulich hatte er sich zu später Stunde hinreißen lassen und sich im Internet die Homepage des örtlichen Eros-Centers angeschaut.
Ist es vertretbar, eine Prostituierte aufzusuchen, wenn man die Frau, die man liebt, nicht mehr ficken kann? Und … spricht man einen Besuch bei einer Professionellen mit seiner Ehefrau ab? Bittet man praktisch um Erlaubnis – oder verkneift man sich diese anrüchige Alternative und geht zur selbstständigen Handarbeit über?
Alexander hatte diese Gedanken plötzlich absurd gefunden. Vorerst blieben diese unbeantwortet und geistig geparkt. Er hoffte weiterhin, dass es zwischen ihm und Sandra eines Tages wieder gut im Bett laufen würde.
Was blieb ihm bis dahin? Ein Blatt von der Küchenrolle und zwei, drei kurze Klicks auf den Porno-Portalen.
So auch heute Nacht.
Auf der 152 Zentimeter großen Bilddiagonale seines hochauflösenden LED-Fernsehers jagte ein männlicher Vampir eine nackte Vollbusige durch die nächtlichen Flure eines von Gewitterblitzen umrahmten Schlosses. Die Frau verfing sich in einem einsamen Flur in wallende Vorhänge und stürzte auf die harten Steinfliesen. Im nächsten Moment warf sich der Blutsauger über die vor Angst kreischende Blondine, die sich mit ihren Händen heftig wehrte. Nach einem herzhaften Biss in ihre linke Brust und einem gierigen Sauggeräusch erstarb das Gekreische des weiblichen Opfers, verwandelte sich in angenehmes Seufzen. Auch die hektische Gegenwehr sackte ab. Ein dunkelrotes Rinnsal breitete sich auf ihrem makellosen Dekolletee aus. Der Vampir ließ fauchend von ihr ab und die Blondine lächelte ihn beseelt an. Ihre sinnlichen blauen Augen ließen seine Gier ins Unermessliche explodieren. In der nächsten Filmszene schob der Vampir seinen mächtigen Schwanz in ihre rasierte Ritze. Beide stöhnten im Gleichklang mit Alexander auf, der auf dem Sofa bei dem erregenden Porno hektisch onanierte. Der Vampir vögelte die Frau hart und umfasste grob ihren prallen Busen mit seinen Klauenhänden, drückte seine spitzen Fingernägel in die zarte Haut und hinterließ blutige Kratzer, die er mit seiner spielerischen Zunge leckte. Heftiger Gewitterdonner und aufbrausende Windgeräusche durchdrangen den Flur, während der Blutsauger immer und immer wieder in die lustvoll stöhnende Frau eindrang und sie damit in grenzenlose Ekstase versetzte.
Alexander atmete schwer auf dem Sofa. Sein Penis in seiner wichsenden linken Hand schmerzte vor Härte, in seinen Hoden drängte es. Sperma wollte sich endlich maßlos entladen. Doch er hielt den aufkeimenden Erguss zurück, war in seiner wilden Fantasie fickender Vampir und zugleich gefickte Frau gefangen und teilte die pure Lust mit beiden. Endlich drehte die Frau ihren Hals zur Seite, gab sich bereitwillig mit geschlossenen Augen und seufzenden Lippen einem Biss hin. Spitze Zähne bohrten sich in zartes Warmes hinein, lösten den Höhepunkt der Frau aus, die sich mit einem befreienden Keuchen und inbrünstigem Stöhnen hingab, während der Vampir sich an ihrem warmen Lebenssaft labte, der in seinem gierigen Mund heiß pulsierte. Schließlich erfasste es den Blutsauger. Dabei schlug er erneut seine Zähne in ihren Nacken, dass die Blondine spitz aufschrie und sie ein weiterer Orgasmus schmerzensschön zum Erblühen brachte. Als der befriedigte Blick ihrer blauen Augen glasiger wurde und sie kraftlos werdend dem Tode entgegen seufzte, konnte sich Alexander nicht mehr zurückhalten. Nein, er wollte sich nicht mehr zurückhalten. Der Vampir zog seinen triefenden Schwanz aus ihr heraus und wischte sich mit dem Handrücken das Blut vom Mund. Alexander disziplinierte sich bis zur Schlusseinstellung der Szene, obwohl er wusste, dass es fast nicht mehr möglich war, dem Sprengen der Dämme Einhalt zu gebieten. Die männliche Natur forderte ihren Tribut und der wilde Wolf der Lust wollte seinen freien Lauf, wollte die Ketten der Gefangenschaft endlich zerbersten.
Auf dem Bildschirm sah man eine Großaufnahme vom Gesicht der dahinsiechenden und zufrieden blickenden Blondine. Ein letztes langgezogenes Seufzen verließ ihren wunderschönen Mund, als sie starb und dabei ein letztes Mal leicht mit ihrem Unterleib zuckte.
Mit einem unterdrückten Lustschrei peitschte Alexanders Sperma auf das ausgebreitete Papier der Küchenrolle, welches den Stoff des Sofas vor weißen Flecken schützte.
Der Abspann des Pornos lief. Alexander zog seine Vorhaut zurück und tupfte seine erhitzte Eichel trocken. Das Schuldgefühl, das er noch vor ein paar Wochen gehabt hatte, schwieg auch heute. Wichsen bei einem Porno war für ihn kein Betrug mehr an seiner lustlos gewordenen Ehefrau Sandra, sondern die moralisch bessere Option zu einem Fremdfick mit warmem Fleisch in der Wirklichkeit.
Er drückte den AUS-Knopf an der Fernbedienung, und der Porno verschwand, als hätte es ihn nie gegeben. Alexander zerknüllte das vollgewichste Papierstück und verbarg es im Restmüllbehälter in der Küchenzeile, sodass es nicht offensichtlich war.
Nachdem er in der Gästetoilette im Erdgeschoss des Hauses uriniert hatte, beschloss er zu Bett zu gehen. Im Schlafzimmer hörte er das gleichmäßige Atmen seiner Frau Sandra. Er kuschelte sich an sie heran, fühlte ihre Wärme durch den dünnen Stoff ihres Nachthemdes. Sie brummelte ein wenig im Schlaf, wachte jedoch nicht auf. Er spürte ihren wohlgeformten Hintern, wie er sich dicht an seinen abgespritzten Penis schmiegte. Er dachte an damals, als sie einfach drauflos ficken konnten.
Es war lange her … sehr lange.
Schließlich betete er, bat Gott um Beistand und um Schutz der Familie.
Gegen 04:00 Uhr schlief er ein und hatte einen heißen erotischen Traum von einem tabulosen Vierer mit dem geilen Vampir, der nackten Blondine und seiner Ehefrau Sandra. Als er sich im Traum wollüstig an Sandras Hals festsaugte, hörte er sie erregt flüstern: „Ich … ich liebe dich.“
Der Traum war besser als der vorangegangene Porno, doch nichts von beidem hatte mit seiner Wirklichkeit zu tun.
Er war nur ein Mann, Mitte 50, ohne Sex, mit einer Frau, die er von Herzen liebte, doch die den Sex eingestellt und begraben hatte.
Das war die Wirklichkeit.
Alles andere war Hoffnung.
Die Hitze im Schlafzimmer wurde unerträglich.
Schuld daran trugen nicht alleine die hellen Scheinwerfer, die alles porentief ausleuchteten.
Mister Sixpack war schweißnass. Tropfen perlten über seine sauber definierten Bauchmuskeln. Das buschige Schamhaar triefte bereits. Sein Penis stand wie eine Eins mit Sternchen. In seinem Gesicht zeigte sich eine erwartungsvolle Hoffnung, die sich einfach nicht entlud. Die Rothaarige mit dem Doppel-D-Busen mühte sich seit zehn Minuten ab. Ihr tat sichtlich die Hand weh. Der Kameramann hatte zwischenzeitlich die HD-Kamera abgeschaltet, um den Akku zu schonen. Es roch nach Gleitmittel, Parfum und nach Männerschweiß.
Christina „Tina“ Joyner, die Regisseurin beim Dreh, runzelte kritisch ihre Stirn. Gedanklich raufte sie sich gerade das wallende Blondhaar. Sie blickte ihren Assistenten Paul streng an, der Augen rollend neben ihr hockte. Paul wusste, was der Blick zu bedeuten hatte.
Du hast den Hengst gecastet, schau zu, dass er in die Gänge kommt, ehe ich durchdrehe!
„Tina, vertrau mir“, versuchte er es mit einer Beschwichtigung, die halbherzig klang. „Er wird gleich enorm abspritzen.“
„Paul“, fragte Tina gefährlich vorsichtig. „Wie lange kennen wir uns?“
„Fünf Jahre …“
„Meine Frage war rhetorisch gemeint“, zischte sie ihn genervt an. „Weißt du, wie oft ich dieses TINA, VERTRAU MIR! schon gehört habe?“
„Ist das jetzt auch rhetorisch gemeint?“, blaffte der Kahlköpfige sie an.
„Nein, diesmal nicht!“
„Tina, was kann ich dafür, dass dieser Adonis den Cumshot versaut? Ist es vielleicht mein Schwanz, der nicht zuckt?“
„Nö“, konterte Tina trocken. „Aber vielleicht überlege ich’s mir und du springst als Schwanz-Double ein, damit wir die Sache endlich im Kasten haben.“
„Mega witzig, Tina!“
Die Rothaarige auf dem herzförmigen Bett schnaufte erschöpft, wechselte die Hand und wichste weiter. „Willys Nudel wird weich!“, rief sie und stimulierte ihn rasch mit ihrem warmen Mund. „Nützt nix mehr!“, sagte sie keck. „Er schrumpelt zusammen wie ein Essiggürkchen in der Sonne.“
„Ich bin so was von angepisst!“, brüllte Tina. Sie fuhr vom Regiestuhl hoch und raste auf den Adonis zu, dem das Ganze furchtbar peinlich war. Tina deutete auf die Oberweite der rothaarigen Pornodarstellerin. „Sag mal, Willy, ist es zu viel verlangt, Rosis prachtvolle Hupen einzusauen? Das Ficken mit ihr hat doch auch geklappt, oder?“ Tina umfasste Rosis Busen und hob ihn an. „Sogar ich könnte auf Tinas Möpse abspritzen, verdammt nochmal! Also, was ist dein verficktes Problem? Warum die unpassende Ladehemmung?“
„Es sind ihre Finger“, entgegnete Willy und schaute Rosi entschuldigend an. „Sorry, Rosi!“, sagte er.
„Zeig mir deine Griffel!“, herrschte Tina die Rothaarige an.
„Es sind die langen Fingernägel“, erklärte Willy weiter. „Beim Ficken haben sie mich nicht gestört, doch jetzt beim Handjob …“ Er verstummte.
„Scheiße – verdammt!“, meinte Tina. „Hast du jetzt irgendwelche Kastrationsängste? Ich fasse es nicht! Mensch, dein Schlauch hält die Krallen locker aus! Männer finden normalerweise lange Fingernägel erregend.“
„Ich nicht“, antwortete Willy kleinlaut.
Tina schaute ihren Assistenten Paul an. „Du schleppst mir einen Willy an, der Panik vor Rosis Fingernägeln hat! Selten so etwas Lächerliches gehört!“
Paul hob beschwichtigend die Hände hoch. „Ich kann nichts dafür. Das Gesamtpaket ist ein echtes Sahnehäubchen! Willy ist doch ein echter Hingucker mit Hengstgehänge, oder?“
„Klar!“, entgegnete Tina und stierte dabei Willy an. „Blöd nur, dass seine mächtige Kanone nicht zündet, weil er ein ernstzunehmendes Fingernagel-Problem hat!“
Willy versuchte, seinen schlaff gewordenen Penis zu erregen.
„Was soll das jetzt werden?“, fragte ihn Tina.
„Ich versuche, meinen Schwanz zu …“
„Meine Frage war rhetorisch gemeint!“
Willy hörte mit dem Wichsen auf.
Tina wählte einen ruhigeren Tonfall. „Willy, der Tag war lang! Wir sind alle fertig mit der Welt! Wir brauchen nur noch einen leckeren Schuss auf Rosis Titten – und wir können beruhigt in den Feierabend gehen. Schließ einfach deine Augen, denk an was Geiles und kleistere ihre Melonen voll! Das ist für einen gestandenen Pornodarsteller keine große Sache! Einfach alles loslassen!“
„Es geht nicht!“, stresste sich Willy sich. „Und jetzt ist die Stimmung im Eimer!“
„WIR BRAUCHEN DEINE WICHSE!“, donnerte sie. „UND ZWAR HEUTE NOCH!“
Keiner am Set traute sich zu atmen.
Tina spitzte die Lippen und hatte einen Einfall. Sie betrachtete ihre Fingernägel und hielt sie Willy vor die Augen. „Die sollten gehen!“ Dann wies sie den Kameramann an. „Ich übernehme den Handjob! Wir versuchen, die Szenen perfekt zu schneiden und einzubauen. Schau, dass mein Kopf nicht ins Bild kommt! Wir arbeiten mit einigen Zwischenschnitten und Nahaufnahmen.“
„Das wird trotzdem schwierig bis amateurhaft“, erklärte der Kameramann.
„Das ist ein Satz, den ich jetzt nicht hören will!“
„Besser wäre, wenn …“
„Was wäre besser?“, blaffte sie den Kameramann ungeduldig an.
„Nun, wir gehen beim Handjob in die Nahaufnahme und ziehen das als eine durchgängige Szene durch.“
Tina verstand. „Du meinst, Willy soll auf meine Titten spritzen?“
„Das musst du entscheiden …“
„Zeit ist Geld!“, meinte Tina Joyner und zog sich die Bluse und den BH aus. Sie zwinkerte Rosi zu. „Gut, dass ich noch mit einer Mittzwanzigerin mithalten kann. Die Farbe der Nippel korrigieren wir mit der Software.“ Ernst blickte sie Willy an und ergriff seinen Penis. „Das wird jetzt für dich wie Weihnachten und Ostern an einem Tag! Streng dich bloß an – sonst beiß ich ihn dir ab!“
Spätabends klirrten Eiswürfel im Schneideraum. Eine halbvolle Whiskyflasche stand neben dem Monitor. Tina Joyner nahm einen Schluck aus einem Glas und kontrollierte die Szenenabfolge des zusammengebastelten Cumshots.
„Wie glücklich Willy dabei ausschaut“, freute sich Paul. Der Assistent war im Türrahmen erschienen, sah nach Heimweg aus.
„Er weint fast vor Glück“, sagte Tina trocken. „Man kriegt schließlich nicht jeden Tag von Tina Joyner einen abgewichst.“
„Deine Titten sind toll im Bild“, lobte Paul.
„Ich halte mich fit.“ Sie blickte ihn an. „Ich bin 54 – und keine vertrocknete Nofretete!“
„Trotzdem“, meinte der Kahlköpfige. „Du bist 30 Jahre im Business und hast nicht an dir rumschnippeln lassen.“
„Ich bin 35 Jahre in der Erotik-Branche, davon habe ich mich in den ersten zehn Jahren vor der Kamera von Männern durchvögeln lassen, die heute wahrscheinlich schon im Altenheim Schach spielen und Urinbeutel mit sich rumschleppen.“
„Und du bist noch immer da – normalerweise hinter der Kamera!“
„Und ich bin noch immer da! Langsam bin ich die Grandma in der Branche.“
„Na ja, für Willy warst du jedenfalls eine naturblonde GILF!“
Tina glotzte ihn an. Er schmunzelte, sie verstand. „Ach, du meinst eine Grandma-I-Like-To-Fuck! Danke für das Kompliment, du Arsch! Willst du einen Drink?“
„Nein, danke dir, ich habe noch ein Date.“
„Kenne ich ihn?“
„Glaube kaum, da du nicht auf Chinesisch stehst.“
„Ach, hast du dir einen Asiaten geangelt?“
„Roman ist Hesse. Er ist Koch beim Chinesen um die Ecke.“
„Dort, wo du dir immer das günstige Kartonfutter holst?“
„Genau, dort, wo ich mir immer das sehr leckere Kartonfutter hole.“
„Wird was Ernstes draus?“
„Bisher nur guter Sex“, sagte Paul. „Er bläst fantastisch – und hasst anal!“
„Da hat dein Roman schon mal zwei Dinge mit mir gemeinsam“, witzelte Tina mit der Wahrheit herum.
„Du solltest auch Feierabend machen“, riet Paul. „Es ist spät. Geh was futtern, was trinken, reiß dir endlich mal wieder einen Kerl auf. Das Leben spielt sich auch außerhalb des Sets ab, Tina.“
„Du weißt, dass Kerle mir im Augenblick gestohlen bleiben können. Ich knabbere noch an der Scheiße mit Bernd herum.“
„Der hat dich nicht verdient“, sagte Paul. „Wer dich im Bett hat, den soll der Blitz treffen, wenn er dich betrügt.“
„Gut gesprochen, Paul, doch leider suchen sich Blitze keine Fremdgänger aus.“
„Leider“, bestätigte Paul. „Doch als dein Assistent rate ich dir mal zu einer Pause. Manchmal habe ich das Gefühl, du schuftest 24/7!“
„Solange die Deutschen meine Pornos mögen, werde ich Pornos machen. Punkt. Schluss.“
„Die Deutschen wichsen auch auf deine Pornos, wenn du dir eine Auszeit gönnst. Der Film ist durch. Die Nacharbeiten kannst du auch mir überlassen. Du hast ein super Team. Und Hermann sitzt schon an der Soundsoftware für den Score. Mach mal frei, dann bist du auch nicht mehr so übellaunig!“
Tina schaute ihn an. „So schlimm mit mir?“
„Keiner am Set würde dir das sagen – ich schon! Tina, mach Urlaub! Wir lieben dich und sind auch noch da, wenn du mal ausspannst. Du siehst klasse aus – für 54! Du hast die Kohle, also, chille mal, Süße!“
„Immer, wenn du so lieb Süße sagst, bedauere ich, dass du schwul bist.“
„Ja, und ich bedauere, dass du keinen Schwanz und Bartstoppeln hast. Aber deshalb haben wir dieses unsterbliche Etwas, das man Freundschaft nennt. Ergo: Hör auf deinen Freund! Geh in den Pausenmodus, Tinchen!“
„Also, wenn du mit Tinchen anfängst, muss ich mir Gedanken machen. Du hast gewonnen. Ich denke darüber nach, versprochen!“
„Klasse!“, sagte Paul. „Ich muss los. Roman wartet.“
„Viel Spaß!“
„Den werden wir haben.“
Als Paul gegangen war, schenkte sich Tina vom Whisky nach, diesmal ohne Eiswürfel.
Ihr Smartphone brummte, signalisierte eine eingehende E-Mail. Sie wischte übers Display, sah den Betreff.
COME TOGETHER.
Was soll das jetzt?
Sie tippte auf die Nachricht und las:
Hallo Tina!
Ich hoffe, dass dich diese E-Mail erreicht und wünsche mir so sehr, dass du die „richtige“ Tina bist! Wenn du früher die „Christina Wollmann“ warst, dann bist du die RICHTIGE!
Ich plane am 28.06. ein spontanes COME TOGETHER mit ehemaligen Klassenkameradinnen und Klassenkameraden!
Falls du Bock hast, melde dich! Wir waren zusammen in der 10d in Stoddelhausen.
Du erinnerst dich ganz bestimmt an mich! ;-)
Ganz liebe Grüße sendet dir
FLORIAN (der Flo)
Unglaublich, dachte Tina überrascht und amüsiert zugleich. Der erste Schwanz meines Lebens klopft an die Tür!
„Frühstück ist fertig!“, hörte er die Stimme seiner Ehefrau aus der Küche im Erdgeschoss rufen.
Frühstück? Schon? Scheiße, war die Nacht kurz!
Alexander blinzelte schlaftrunken. Das Sonnenlicht stach durch die Ritzen der Jalousie.
Welchen Wochentag haben wir?
Sein Kopf fühlte sich ein wenig dumpf an.
War wohl ein Whisky zu viel!
„Schaaatz! Frühstück ist fertig! Kommst du?“
Es ist Samstag, oder?
Er deckte sich auf, sah an sich herunter.
Morgenlatte!
„Bin gleich unten!“, rief er.
Als sich sein Penis in der Pyjamahose beruhigt hatte, stapfte er die Holztreppe hinab. Die Zimmertüren der beiden Teenager waren noch geschlossen. Am Wochenende schliefen Ilse und Benny gerne bis Mittag.
Teenager müsste man sein!
Ihm kamen die verhassten Mathe-Klausuren in den Sinn.
Nee, ich will doch kein Teenager mehr sein, beschloss er.
„Guten Morgen“, flötete er seiner Ehefrau zu.
„Morgen, Schatz“, entgegnete sie.
Sie küssten sich.
Er sah, dass sie ihr braunes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte.
„Du warst schon draußen?“
„Joggen am Fluss“, antwortete sie und schenkte ihm und sich Kaffee ein. „Das Wetter ist herrlich.“
Alexander hockte sich an den gedeckten Frühstückstisch. Er erstarrte kurz, denn neben seinem Teller lag eine DVD. Es war der Porno, zu dem er in der Nacht masturbiert hatte.
Sandra schaufelte ihm Rührei auf den Teller. „Sorry“, sagte sie. „Die Scheibe steckte noch im Player. Als ich heute Morgen vor dem Joggen meine Workout-DVD einlegen wollte, habe ich sie entdeckt.“ Schmunzelnd schob sie nach. „Glücklicherweise habe ich keine benutzten Papiertaschentücher gefunden.“
„Ähm … entschuldige, Schatz! Ich wollte dich damit nicht konfrontieren. Es war wohl ein Whisky zu viel im Spiel.“
„Himmel, Alex!“, entgegnete sie ein wenig gereizt und schmierte sich Butter auf eine Toastscheibe. „Hör auf dich zu entschuldigen! Das ist peinlich! Wir sind Erwachsene, ja? Meinst du, mir ist nicht klar, dass du heimlich wichst?“ Sie schnaufte belastet durch. „Ich bin die 50-Jährige mit der schmerzhaften und staubtrockenen Wüste zwischen den Beinen, während bei dir noch alles so ist, wie es sein sollte!“
Wortlos kauten sie eine Weile ihren Toast.
„Du weißt, dass ich dich von Herzen liebe“, sagte er leise.
Sie nickte, was ein wenig trotzig wirkte. „Und ich liebe dich – und trotzdem haben wir keinen Sex, was du so sehr vermisst, dass du dir nachts einen abnudeln musst!“
„Vermisst du es nicht?“
„Nein … doch … ja … ach … ich weiß nicht! Das Thema ist so verdammt fern für mich.“ Sie blickte ihn an und er sah eine Mischung aus Verzweiflung, Traurigkeit und Wut in ihren blauen Augen. „Ich habe nicht mal das Bedürfnis, mich selbst anzufassen! O Gott, was hatten wir früher für einen Spaß dabei! Und jetzt bin ich eine asexuelle Wüste Gobi geworden, die ihren eigenen Mann nicht mehr ranlässt, sodass er sich Pornos reinziehen muss!“ Er sagte nichts darauf und sie schwieg kauend. Nach dem nächsten Schluck Arabica meinte sie leise: „Wahrscheinlich muss ich noch froh darüber sein, dass du dir nicht längst eine Affäre gesucht hast.“ Sie weitete plötzlich ihre Augen und sah ihn besorgt an. „Du hast doch keine andere Frau, oder?“
„Sandra, ich liebe dich!“
„Das weiß ich, doch natürliche Triebe haben nichts mit Liebe zu tun. Ich bin selbst schuld, wenn du fremdvögelst!“
„Du trägst keine Schuld an der Situation! Hör sofort mit dem Blödsinn auf! Und du weißt, wer ich bin!“
Sandra wischte sich plötzlich eine Träne aus dem hübschen Gesicht und blickte ihn traurig an. „Ja, ich weiß, wer du bist! Du bist der Mann, den ich liebe. Du bist ein toller Vater! Du bist sehr lieb und total geduldig mit mir! Du forderst nicht, du bedrängst mich nicht, du bist sehr einfühlsam!“ Sie überlegte und zwang sich zu einem Schmunzeln, um die Spannung aus den Worten zu nehmen. „Du bist einfühlsam … bis dir die Eier platzen!“
Alexander glotzte. „Wow, das Bild kriege ich nicht mehr aus dem Kopf!“, sagte er und hatte absichtlich einen ängstlichen Tonfall gewählt.
Sie lächelte das Lächeln, das er seit 20 Jahren so sehr liebte. „Ich möchte auf gar keinen Fall, dass dir die Eier platzen … und ich hoffe sehr, dass ich …“ Den Rest verschluckte sie, weil es ihr wehtat.
Sandra bestrich sich eine weitere Toastscheibe und wechselte das Thema: „Vorhin hat dein Handy gebrummt. Du hast vergessen, es auszuschalten.“
„Was war es? WhatsApp oder E-Mail?“
Sie zog eine Augenbraue hoch. „Grundgütiger! Ich kontrolliere dein Handy doch nicht. Bin ich eine von diesen hysterischen Ehefrauen? Hinterher finde ich noch etwas, das du vergessen hast.“
„Du würdest nichts finden, weil es nichts gibt.“
„Nicht mal Babybilder von dir?“, neckte sie ihn, um Humor in das Gespräch zu bringen.
„Willst du, dass mein Handy einen Sprung kriegt? Ich war ein Pummel ohne Gnade!“
Sie begegneten sich mit den Augen. Eine Verschmelzung, die mehr sagte als alles andere. Sandra rutschte auf seinen Schoß und küsste ihn zärtlich auf den Mund. „Ich liebe dich, Alexander! Danke, dass du so bist, wie du bist! Hoffen wir auf bessere Tage.“
Er nickte lächelnd.
Frech schob sie nach: „Und wenn dir nach einem heimlichen Porno ist – nur zu! Ist ja nur ein Film!“
„Ich würde dich nie mit einer anderen Frau betrügen, Sandra!“, sagte er ernst.
Sie schluckte und nickte schweigend. „Noch Kaffee, Schatz?“, fragte sie.
„Gerne. Und bringst du mir mein Handy von der Küchenzeile mit?“
Sandra holte die Glaskanne mit Kaffee und reichte ihm sein Smartphone. Während sie eingoss, checkte er seinen Posteingang.
„Du glaubst es nicht, wer mich angeschrieben hat.“
„Bestimmt dein Lektor“, witzelte sie. „Dein letzter Roman hat ihn sicherlich um den Verstand gebracht.“
Alexander lächelte. „Neee, der Florian! Ich habe dir von ihm erzählt. Mit Flo war ich in Stoddelhausen auf der Realschule. Zusammen haben wir den Abschluss gemacht!“ Er überlegte kurz. „Hammer! 39 Jahre ist das her!“
„Ihr habt nie regelmäßige Klassentreffen veranstaltet, oder?“
„Doch. Vor unserer Ehe schon. Dann ist die Sache eingeschlafen. Keiner hatte richtig Bock, die Treffen zu planen!“
„Was will er jetzt von dir?“
„Er fragt nett an, ob ich Lust auf ein spontanes COME TOGETHER mit ehemaligen Schülerinnen und Schülern hätte.“
„In Stoddelhausen, wo du als Kind gelebt hast?“
„Ja, Florian scheint nicht aus dem Ort rausgekommen zu sein. Sein Vater hatte dort eine große Spedition. Flo hat alles geerbt und müsste ein mehrfacher Millionär sein.“
„Und? Hast du Lust drauf?“
Alexander überlegte. „Hm, eigentlich nicht … vielleicht doch … aber das ist zu schwierig. Stoddelhausen liegt ganz im Süden, fast an der Grenze zur Schweiz.“
„Uiiih, ziemlich weit weg von unserer Küste! Wann soll dieses COME TOGETHER stattfinden?“
„In vier Wochen … Ende Juni.“
„Wäre locker machbar für dich!“, überlegte Sandra laut.
„Wieso?“
„Sommerferien. Hast du vergessen? Ich bin mit den Kids eine Woche bei meinen Eltern in Berlin. Du wolltest da eh nicht mit, also hättest du Zeit für … Stoddelhausen!“
„Du denkst, dass wäre eine gute Idee?“
„Alte Klassenkameraden und Kameradinnen zu treffen, ist immer eine ziemlich unterhaltsame Freakshow!“, sagte sie. „Was denkst du, wie die nach so langer Zeit aussehen? Da kriegst du bestimmt Inspirationen für ein neues Buch! Ich finde das total spannend! Wie du weißt, liebe ich meine eigenen Klassentreffen über alles!“
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich das will. Ich hatte ewig keinen Kontakt zu irgendeinem aus dieser Zeit. Selbst Florian weiß nicht, dass ich wieder geheiratet habe. Die wissen nicht mal, dass ich ein halbwegs bekannter Autor geworden bin.“
Sandra ahnte, dass etwas anderes dahintersteckte. „Du willst unsretwegen nicht hin, richtig?“
„Wie meinst du das?“
„Wir haben ein Sex-Problem in unserer Ehe.“
„Was hat das damit zu tun?“
„Du bist der Autor von uns beiden und kannst nicht in Klischees denken?“
Er krauste die Stirn; schließlich kam er drauf und fragte lockerlippig: „Ach, du denkst daran, dass man dabei die knackigen Mädels von einst wiedersieht und Dinge entfacht, die vier Jahrzehnte zurückliegen könnten?“
Sandra grinste. „Genau von diesem Klischee spreche ich, Herr Autor! Interessant für mich ist, dass du gleich von knackigen Mädels gesprochen hast.“
„Für einen schüchternen Pubertären mit Pickeln waren damals alle Mädchen knackig.“
„Grundgütiger! Ernsthaft, du warst mal schüchtern?“
„Vor 39 Jahren schon. Nach der Schule wurde es besser. In meiner Ehe mit Manuela wurde ich selbstbewusster und auch redegewandter.“
„Ich schicke deiner Ex einen stillen Dankesgruß!“, sagte Sandra. „Ilse und Benny würden in 1.000 Jahren nicht glauben, dass ihr Papa mal ein schüchterner Knabe war.“
„Ich war aber ein schüchterner Knabe.“
„Dann hattest du keine Jugendliebe aus deiner Klasse?“
„Nur gedanklich. Eine Masturbations-Fantasie.“
„Oha!“
„Ein Jahr nach dem Abschluss wurde sie überfahren. Tot.“
„O wie entsetzlich!“
„Du sagst es!“
„Und umgekehrt?“, wollte Sandra wissen.
„Umgekehrt?“
„Na, gab es jemanden, der sich für dich interessierte – trotz deiner schüchternen Art?“
„Wenn ich mich recht entsinne, gab es diesen kurzen Moment auf der Abschlussparty meiner Klasse. Doch das Mädel war irgendwie noch schüchterner als ich. Blond, mit Zahnspange. Sie wurde immer knallrot, wenn sie vor der Klasse sprechen musste. Sie hätte wahrscheinlich gerne mit mir getanzt, hat sich aber dann nicht getraut, mich anzuquatschen – und ich sie natürlich auch nicht.“
„Wie hieß sie?“
„Ich komme nicht mehr drauf.“
„Du kennst den Vornamen einer ehemaligen Klassenkameradin nicht mehr, ernsthaft?“
„Christina. Christina Wollmann!“
„Siehst du, man muss sich nur anstrengen, mein lieber Mann!“
Tina Wollmann, die man in der Öffentlichkeit unter ihrem Pseudonym Tina Joyner kannte, hatte sich einen schaumigen Milchkaffee aufgebrüht und stand mit der Tasse an der Panoramascheibe ihres zweistöckigen Reihenmittelhauses. Die Aussicht auf das nahe grüne Ufer und auf die dicht bewachsenen Inseln im gemächlich fließenden Wasser konnte in der berühmten Neckarstadt nicht besser sein. Für die Porno-Regisseurin, die gefühlte 100 Prozent am Tag an Filmsets, im Schneideraum oder im Tonstudio arbeitete, war es jedes Mal ein magischer Moment, die Flora und Fauna zu beobachten, die sich direkt an ihrem Haus präsentierte.
Vor drei Jahren war sie nach Heidelberg gezogen. Kurz zuvor hatte sie ihren damaligen Freund Bernd erwischt, wie er seinen Samen in den hübschen 20-jährigen Hintern einer Theologie-Studentin gepumpt hatte. Es hatte sich bei einem klärenden Gespräch herausgestellt, dass Bernds potenter Fremdgänger-Schwanz auch die enge Wärme anderer meist jüngerer Frauen bevorzugte. Dem Anus der angehenden Theologin war schon ein rundes Dutzend vorausgegangen. Tina hasste Analverkehr, so hatte sie Bernds haltlose Arschfickerei, wie sie es nannte, doppelt und dreifach getroffen und verletzt. Beim sogenannten Schlussstrich der Beziehung hatte sie versehentlich Bernds Nasenbein gebrochen. Von einer Anzeige hatte er abgesehen, weil ihm die Angelegenheit mehr als peinlich gewesen war. Seitdem hatte sie niemanden mehr in ihr Herz gelassen.
Tina trank einen Schluck Milchkaffee und beobachtete durch die Panoramascheibe einen bunten Specht, der emsig seinen harten Schnabel in einen Futterballen hackte, der am Geländer einer Treppe hing, die hinunter zum Neckar führte.
Das Smartphone summte. Es war Paul, ihr Assistent.
„Ich wollte mich erkundigen, ob du dich endlich entschieden hast?“, fragte er nach der Begrüßung.
Paul spielte damit auf die Einladung zum COME TOGETHER an. Tina hatte ihm davon erzählt.
„Noch nicht“, antwortete sie und lümmelte sich auf ein Chesterfield-Sofa, um im Liegen zu telefonieren. Sie betrachtete dabei gerne die Stuckverzierungen der weißen Raumdecke.
„Nimm dir die Auszeit!“, riet Paul erneut. „Wir können ein paar Tage auf dich verzichten. Wenn du ausbrennst, hat keiner von uns was davon, am wenigsten du!“
„Ich brenne nicht aus. Ich liebe meine Arbeit.“
„Vor was hast du Angst?“
Die Frage ihres Assistenten ließ sie aufhorchen. Hatte er einen wunden Punkt getroffen?
„Wie kommst du darauf, dass ich Angst habe?“
„Vielleicht deshalb, weil keiner aus deiner Abschlussklasse weiß, was aus der schüchternen Tina Wollmann von damals geworden ist? Oder hast du irgendeinem von denen gesteckt, dass du seit über 30 Jahren in der Erotik-Branche Kohle scheffelst?“
„Ich habe seit der Abschlussparty damals mit keinem Kontakt gehalten. Nun, ich hatte ja auch keine richtigen Freunde oder Freundinnen in der Klasse. Ich war der Typ scheues Reh mit Zahnspange.“
„Das fällt mir schwer zu glauben. Ich kenne dich eben als ein zielorientiertes Vollweib mit einem Sexappeal, der selbst mich, einen bekennenden Stockschwulen, zum Fantasieren anregt.“
Tina lächelte ins Smartphone. „Spekuliere nicht auf eine Gehaltserhöhung … aber ich danke dir von Herzen!“
„Also, was ist, Tina? Hast du Schiss von den anderen Mittfünfzigern deiner ehemaligen Klasse als Porno-Queen abgestempelt zu werden? Du bist doch sonst nicht auf dein verdammt hübsches Maul gefallen, wenn es um deinen Job geht, oder?“
„Bei Menschen aus meiner Jugendzeit ist das was anderes. Ich hatte keinen guten Stand in der Klasse und war voller Minderwertigkeitskomplexe.“
„Tina Wollmann!“, sagte Paul streng. „Jetzige Tina Joyner! Du bist keine jungfräuliche Realschülerin mehr! Die Mädels und Jungs von damals werden eine Schnapp-Atmung bekommen, wenn sie dich sehen. Einige vor Empörung – alle vor Erregung, höchstwahrscheinlich geschlechtsneutral, wenn sie ehrlich zu sich sind!“
Sie grinste. „Okay, das mit der Gehaltserhöhung für dich könnte doch klappen!“
„Wer braucht schon Geld“, konterte Paul, „wenn er dich als beste Freundin hat und mit dir arbeiten darf?“
„O Gott, es war vor Jahren meine allerbeste Entscheidung ever, dich an meine Seite zu holen!“, sagte sie. „Was macht eigentlich dein Neuer, dieser Roman?“
„Der Koch hat ausgekocht! Wir waren nicht kompatibel.“
„So? Woran lag`s? Probleme im Bett?“
„Auf gar keinen Fall!“
„Was dann?“
„Er liest.“
„Huch, hast du plötzlich was dagegen, wenn jemand lesen kann?“, fragte sie heiter.
„Ich liebe es, Filme zu streamen. Roman liest lieber klassische Literatur. Er verachtet alles, was aus der Glotze kommt.“
„Okay, das geht gar nicht! Ich verstehe dich vollkommen!“
„Du weißt, wie sehr ich meine Streaming-Portale liebe, Tinchen!“
„Ich weiß, Paul-Schatz! Glücklicherweise gibt’s schwule Schwänze wie Sand am Meer! Tipp: Gleich beim Erstkontakt locker abchecken: He, stehst du auf Filme? Das spart Lebenszeit und sinnlos verschossenes Ejakulat!“
„Deine Ratschläge müsste man für die Ewigkeit in Stein meißeln, Tina!“
„Deine auch!“, meinte sie entschlossen. „Ich werde zu diesem COME TOGETHER gehen. Sollen denen in Stoddelhausen die Zungen raushängen, wenn sie erfahren, was ich in den letzten Jahrzehnten so getrieben habe!“
„Das ist meine Tina!“, frohlockte Paul absichtlich überzogen. „So liebt dich die Welt! Offensiv, frech, 54, sexy … und so verdammt heiß wie die Hölle!“
Abends stand Tina in ihrem geräumigen Badezimmer im ersten Stock ihres Reihenmittelhauses. Es duftete nach Lavendel. Ein Räucherstäbchen erlosch in einem länglichen, schmalen Keramikschälchen. Im Hintergrund gluckste das Schaumwasser in den Abfluss der Badewanne.
Ungeschminkt, nackt, dem grellen Licht des Spiegelovals ausgesetzt, nur so konnte sie sich selbst in einem ehrlichen Monolog begegnen.
Du gehst also wirklich nach Stoddelhausen?, fragte ihr Spiegelbild.
Tina nickte. „Sieh mich doch an! Optisch gibt es nichts an mir auszusetzen, das ich nicht vorzeigen könnte!“
Das meine ich nicht!
„Was dann?“
Das weißt du! Du hast das konservative Kaff nicht ohne Grund verlassen, als du 20 warst!
Tina schaute ernst in den Spiegel. „Nachdem Papa und Mama gestorben waren, hat mich dort nichts mehr gehalten. Ich wollte raus aus der Provinz. Ich wollte den Geruch von Kuhscheiße loswerden!“
Und hast ihn gegen Schweiß-, Schwanz- und Fotzengeruch eingetauscht!
„Blödsinn! Du weißt, dass das erst viel später gewesen ist. Ich habe erst etwas Anständiges gelernt.“
Das Spiegelbild konterte: Ach, dann ist Pornodarstellerin und Regisseurin etwas Unanständiges?
„Für die Provinzler aus Stoddelhausen schon.“
Du denkst, die sind alle dortgeblieben? Die komplette Klasse? Das glaubst du doch selbst nicht, Tina, oder?
„Einige schon. Meist Töchter oder Söhne von Dorfreichen.“
Was für ein lustiges Wort!
„Der Flo, der mir die Einladung zu dem COME TOGETHER geschickt hat, ist so ein Sohn eines verstorbenen Dorfreichen.“
Aha, du nennst den Florian wieder Flo?
„Was ist dabei? Wir nannten ihn alle Flo! Er hatte einen schönen Schwanz!“
Oha, hatten auch alle anderen Mädels seinen Schwanz in der Hand?
„Ich denke, dass im Laufe der letzten Jahrzehnte sehr viele Mädels seinen Schwanz in der Hand hatten. Er sieht gut aus, war immerhin zweimal verheiratet, und von den zig Freundinnen spreche ich gar nicht erst.“
Der Hammer! Du hast eine Internetrecherche über Florian Müller gemacht? Nach all der Zeit? Weshalb?
„Er war der erste Schwanz, den ich als Jugendliche in der Hand hatte. Den ersten Schwanz vergisst man nicht.“
Warum ist dein Blick so glasig, so verträumt?
„Na, ich bedauere, dass ich damals zu schüchtern gewesen war, um die komplette Sache durchzuziehen. Flo war immer sehr nett zu mir, hat mich oft vor den anderen Zicken im Dorf verteidigt. Auf den haben sie gehört. Und er war ein schmucker Kerl! Ist er heute noch, wenn man den Internetbildern Glauben schenken kann.“
Das ist das zweite Mal!
„Ich verstehe nicht, was du meinst?“
Na, dass du lächelst, wenn du vom schmucken Florian Müller sprichst!
„Weißt du, was der Witz ist?“
Ne, hast du mir nie erzählt – was denn?
„Auf der Abschlussparty hatte ich eigentlich einen anderen Schüler im Auge. Doch ich war einfach zu schüchtern – und der dummerweise auch. Später ist der dann rasch weggezogen. Sein Vater hat einen Job im Norden angenommen.“
Ein anderer Junge?
„War ebenfalls ein sehr Hübscher!“
Wie hieß er?
„Alexander Gitter.“
Das kam ja wie aus der Pistole geschossen, wow! Und? Hast du den Alex ebenfalls im Netz abgecheckt? Ist er fett geworden, womöglich mit Platte oder Hörgerät?
„Da gibt`s nichts abzuchecken! Fast so, als würde es ihn nicht geben.“
Vielleicht ist er noch so scheu wie früher? Womöglich Internet-scheu dazu?
„Mag sein. Schade.“
Warum?
„Nur so ...“
Natürlich! Nur so, klar! Wahrscheinlich schaust du dir später die alten Fotos an, oder?
„Warum sollte ich das?“
Frag nicht mich, frag dich!
Tina knipste die Lichtumrahmung ihres Badezimmerspiegels aus, warf sich einen dünnen Kimono über und ging ins Wohnzimmer. Sie rief einen Pizzaservice an und bestellte eine mittelgroße „Diavolo“ mit einer Prise extra scharfen Chili, dazu eine Flasche Rotwein, trocken und teuer.
Zielstrebig öffnete sie die untere Schublade ihres antiken Wohnzimmerschrankes mit den orientalisch anmutenden Holzverzierungen an den Seiten. Tina entnahm einen kleinen Karton, der auf dem Deckel ein vergilbtes Etikett mit der Aufschrift VERGANGENES trug. Neben zahlreichen Farbfotos, auf denen man Tina als mopsiges Baby oder im blumenreichen Garten ihrer verstorbenen Eltern bewundern konnte, befanden sich auch Aufnahmen aus der Jugendzeit und der Abschlussfeier an ihrer Realschule in Stoddelhausen. Auf einem Klassenfoto der 10d fand sie auf Anhieb Florian Müller und Alexander Gitter.
Der eine war forsch, der andere schüchtern, erinnerte sie sich mit einem sanften Lächeln im Gesicht. Wie sie wohl heute sind?