Sandmanns Verlobung - Topaz Hauyn - E-Book

Sandmanns Verlobung E-Book

Topaz Hauyn

0,0
2,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Samuel Sandreich liegt im Bett und liest Bücher. Seine Aufgabe, sich eine Frau, eine Sandfrau, zu suchen, verschiebt er auf Morgen. Die Wüstenbilder aus der Menschenwelt faszinieren ihn. Die Aussicht auf eine Frau nicht. Wilmei Wachsald atmet die nächtliche, frühherbstliche, kühle Waldluf ein. Die Blätter rascheln leise. Die Nachtdrachen flüstern noch. Noch zwei Tage Pause, bis sie wieder in den Regenwäldern der Menschen ihre Bäume beschützen kann. Einen Partner braucht sie dafür nicht. Obwohl sie, der Tradition wegen, bald einen wählen muss. Samuel hilft Wilmei einen Baum zu bewahren. Im Gegenzug nimmt sie ihn mit in die Menschenwelt. Beide wissen, sie sollen sich eine Sandfrau, respektive einen Waldgnom suchen. Ihre Zuneigung darf nicht sein. Liebe, Spannung, Vertrauen und Abenteuer am Ufer des Luzik.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2021

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Sandmanns Verlobung

Sandmanns Verlobung

Sandmanns VerlobungLeseprobe: Phillip, küss michWeitere Bücher          Fantasy                    Romance                    Science Fiction          Impressum

Sandmanns Verlobung

Samuel Sandreich lag, auf seine Ellbogen gestützt, auf dem Bauch. Der geknüpfte Fransenteppich in den Farben des Regenbogens, auf dem kalten Steinboden wärmte ihn angenehm. Gegen die kühle Luft im Zimmer hatte er seine liebste, hellgelbe Decke über sich ausgebreitet. Sie erinnerte ihn an die Sandwüsten, die es bei den Menschen auf der Erde gab.

Faszinierende Weiten, deren Ende er selbst vom fliegenden Teppich seiner Eltern in keiner Richtung sehen konnte. Sie erstreckten sich hellgelb oder dunkelbraun bis über den Horizont hinaus. Manche waren flirrend heiß, andere eisig kalt. Kälter noch als die Antarktis oder Arktis in der seine Eltern gleichfalls an jedem Menschenabend Traumsand an die Kinder verteilten. Zu gerne würde er einmal über den Wüstensand laufen und ausprobieren, ob er genauso fein durch die Finger rieselte, wie der Traumsand aus dem Glasberg.

Etwas Ähnliches wie diese weiten Wüsten gab es im Märchenland nicht. Aber bald, bald würde er selbst regelmäßig durch die Menschenländer reisen, gemeinsam mit seinem Teppich, der dort ein fliegender Teppich war. Ein schneller, fliegender Teppich. Schnell genug, um an einem Abend alle Kinder zu besuchen und ihnen Traumsand in die Augen zu streuen. Dann würde er in einer Sandwüste landen und sie erforschen.

Ach was in einer. In allen Sandwüsten würde er landen und sie erkunden! Gemeinsam mit seiner Frau.

Aber bevor es so weit war, musste er erst noch zwei wichtige Prüfungen hinter sich bringen. Die Erste war einfach. Also, wenn man geduldig war. Er rollte mit seinen Schultern. Der hellgelbe Teppich rutschte ein Stück an seinem Rücken hinunter.

Schnell zog er ihn wieder über die Schultern herauf. Sein kurzärmliges Hemd war nicht mehr warm genug für die frische Spätsommerluft, die über dem Märchenland lag. Bald wäre es ganz Herbst. Mit dem Fest der Herbstsonnenwende. Dann war sein Geburtstag.

Die warme, kuschelig weiche Decke eng um seine Schultern gezogen, hielt er sie mit der Hand vor der Brust zusammen. Mit seinen nackten Füßen klemmte er sie unter seinen ausgestreckten Beinen fest. Behaglich eingemummelt auf seinem geknüpften Teppich auf dem Bauch liegend, auf seine Unterarme gestützt, schaute er wieder auf den Bildband, der vor ihm auf dem Boden lag.

Samuel liebte diesen besonderen Bildband, über die verschiedenen Klimazonen der Menschenwelt. Ein Geschenk von Opa Sandstreuer, nachdem er zum ersten Mal seine Eltern auf einem Traumsandflug begleitet hatte.

Eine grüne Doppelseite war aufgeschlagen. Alle Schattierungen vom hellen Grün frisch knospender Blätter, bis zum dunklen, fast schwarzen Moosgrün im Schatten, waren darauf zu finden. Dazwischen blitzten braune Stämme und Äste von Urwaldriesen hervor. In einer Ecke saß ein blau-gelber Papagei auf einem Ast.

Diesen Bildband konnte er tagelang betrachten. Wie geduldig die Natur und die Waldgnome waren, die all diese riesigen Regenwälder pflegten und wachsen ließen. Besonders beeindruckte ihn die große Vielfalt an Grüntönen. Der einzige Wald mit noch mehr Schattierungen war der Märchenwald, an dessen Rand das kleine, gemütliche Haus seiner Eltern stand. Gleich neben dem mehrstöckigen, aus weißem Stein erbauten und mit dürren Türmen besetzten Haus der gierigen Glitzerelfen. Welch ein Glück, dass der sein Zuhause etwas südlicher lag, so bekamen sie den ganzen Tag Sonne und verdeckten zur Mittagszeit den Vorgarten der Glitzerelfen mit einem Hausschatten. Jeden Sommer tobten die Glitzerelfen wieder darüber, beschwerten sich und verlangten, dass die Sandreichfamilie umzog. Jeden Sommer lachten seine Eltern und schüttelten den Kopf. Sie hatten zuerst hier gewohnt.

Samuel dachte wieder an seinen Geburtstag. Nur noch wenige Wochen bis zu seiner Volljährigkeit.

Mit jedem Tag fiel ihm das geduldige Warten schwerer. Wo er in aller Ruhe jeden Blattumriss der Urwaldseite mit dem Finger nachfahren konnte, hätte er am liebsten den Kalender vorwärts geblättert, um endlich seinen Geburtstag zu erreichen.

Mitsamt der Volljährigkeitszeremonie und der Arbeitsübergabe. Schließlich übernahm fast jedes volljährige Kind in der Sandreich-Familie an seinem entsprechenden Geburtstag die Arbeit von seinen Eltern. Mit Ausnahme derer, die die zweite Prüfung noch nicht erledigt hatten.

Samuel strich mit dem Finger über die glatte Seite und folgte der gezackten Umrandung eines mittelgrünen Riesenblattes. Es sah ein bisschen so aus, wie die verwuschelten Frisuren der Waldgnome, wenn sie im Märchenwald zu Besuch waren. Was sie ungefähr alle paar Tage waren. Sie wohnten in beiden Welten, der Märchenwelt und der Menschenwelt. Allerdings brauchten die Pflanzen hier keine Waldgnome, die ihnen beim Wachsen halfen.

An die zweite Prüfung oder besser Aufgabe wollte er nicht denken. Er hatte überhaupt keine Lust sich jetzt schon für eine Frau zu entscheiden. Besonders da alle, die ihm zur Auswahl bekannt waren, ihn langweilten.

Das leise Quietschen der Haustür unterbrach Samuels Gedanken. Seine Eltern kamen nach Hause. Er lauschte, wie sein Vater mit den Stiefeln zur Garderobe stapfte, sie auszog und dann unhörbar weiterging. Holz klappte auf Holz als es im Kamin gestapelt wurde. Töpfe und Pfannen wurden in der Küche umhergeschoben. Dann wurde es kurz ruhig bevor ein leichter Geruch von brennendem Holz oben durch den Spalt der Zimmertür hereinkam. Mit dem Duft kam die wärmere Luft des Kaminfeuers.

Alles Zeichen dafür, dass seine Eltern von der Arbeit zurück waren und jetzt ihre gemeinsame Zeit genossen. Denn dann zündeten sie den Kaminofen im Wohnzimmer an. Die vom warmen Feuer erhitzte Luft zog durch alle Ritzen im Haus, auch durch die der Holztüre von Samuels Zimmer, nachdem er das Moos vor einigen Tagen zwischen den Brettern herausgezogen hatte. Im Frühling verstopfte er die Ritzen, um die Hitze draußen zu halten, im Spätsommer zog er das Moos heraus um die Wärme aus dem Wohnzimmer hereinzulassen.

Schwach breitete sich der Geruch von Feuer weiter aus und mischte sich mit dem von trockenem Moos, das in der Zimmerecke in einem Korb lagerte.

Samuel lächelte und schlug sein Buch zu. Er war hungrig, jetzt würde es Abendessen geben.

Er stand auf, ließ die Decke achtlos zu Boden fallen und fröstelte in seinem kurzen Hemd, so warm war es doch noch nicht im Zimmer. Er stieg über das offene Buch und griff nach dem Türring.

Samuel hatte die Türe noch gar nicht ganz aufgezogen, da kam ihm der warme Duft von frischem Popcorn vermischt mit Zimt entgegen. Er leckte sich über die Lippen. Heute gab es Popcorn mit gebratenem Zimtapfel im Hefeteigmantel zum Abendessen. Das hatte er fast vergessen.

Er ließ die Türe hinter sich offen stehen und rannte den Flur hinunter. Seine nackten Füße auf dem kalten Fliesenboden waren lautlos.

»Guten Abend«, sagte Samuel und hielt sich am Türrahmen fest, bevor er in seine Mutter rannte. Mollige Wärme vom Feuer im Wohnzimmer, dass direkt hinter der gegenüberliegenden, offen stehenden, Küchentüre lag, schlug ihm entgegen. Der Boden war kalt.

Seine Mutter stand, mit dem Rücken zu ihm, am voll gestellten Küchentisch. Ihre Schultern hoben und senkten sich rhythmisch. Die Falten auf ihrer hellgelben, sandblassen Bluse zogen sich gleichmäßig hin und her. Die Zipfel ihres gleichfarbigen, fein gewebten Rockes wippten. Es klatschte im gleichen Takt. Sie knetete bestimmt den Teig für die Zimtäpfel.

Samuel versuchte auf der Ferse und den Zehenspitzen zu stehen, damit seine Füße nicht noch kälter wurden.

»Hallo Samuel«, sagte Mutter Sandreich, »komm, fette die Form für die Zimtäpfel ein.«

Samuel ging auf den Fersen, die froren am wenigsten, zu seiner Mutter, küsste sie auf die Wange und ging weiter, über die wärmeren Steinfliesen, zu den weißen Türen des Wandschrankes. Dort holte er, oben hinter den anderen Backformen die rechteckige Porzellan-Auflaufform hervor, in der die Zimtäpfel gebraten wurden. Die stellte er auf eine freie Ecke des Tisches, zwischen den Teller mit den gewaschenen und entkernten Äpfeln auf der einen, und dem Topf mit Fett auf der anderen Seite. Aus der Besteckschublade unter der Tischplatte holte er einen Pinsel mit Holzgriff, der so glatt gegriffen war, dass er wie poliert in seiner Hand lag.

»Ist das der neueste Schnitt in der Menschenmode?«, fragte Samuel.

Seine Mutter liebte die Schnitte, welche die sogenannten Models der Menschen präsentierten. An der Taille passten ihr diese auch immer. Nur an den Hüften und um die Brust, sowie bei der Farbwahl ließ sie Anpassungen machen. Und am Ausschnitt. Zu ungehörig nannte sie diese regelmäßig.

»Ja, ist es nicht toll?«, sagte Mutter Sandreich, ließ den Teig liegen und drehte sich einmal um sich selbst.

Die Zipfel flatterten auf.

»Selbst die Elfen mit ihren zarten Kleidern werden davon begeistert sein.«

Samuel nickte. Kleidung war dazu da ihn zu wärmen. Mode war ihm nur soweit wichtig, dass er beobachtete, wenn seine Mutter ein neues Kleid hatte.

---ENDE DER LESEPROBE---