Schattenwesen - Stefan Lamboury - E-Book

Schattenwesen E-Book

Stefan Lamboury

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Beschreibung

Der Autor: Nach einer Ausbildung zur Bürokraft begann Stefan ein Fernstudium bei der Schule - des - Schreibens, welches er Ende 2007 erfolgreich abschloss. Seit 2018 ist Stefan außerdem als freier Texter im Internet tätig. Zuletzt erschien sein Werk Kleine Seele du sollst gehorchen bei BOD und Tolino.

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Seitenzahl: 190

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Vorwort des Autors
Das Geisterschiff
Das besondere Abendessen
Der Aokigahara Wald
Im Dark Web gefoltert
Kapitel 3 Rettung in der Not
Heiligabend
Dein Garten
Gehe nicht in den Keller
Der Schattenmann
Das Haus am Ende der Straße
Gefährliches Haustier
Es lebt in den Wänden
Schlafwandler
Lass es nicht rein
Die Puppeninsel
Deine Augen
Die Metzgerei
Omi
Die Frauenarena
Anhang:
Weitere Werke des Autors:
Der Rattenripper
Lebendig verzehrt
Schatten auf den Wegen des Lebens
Kleine Seele du sollst gehorchen
Illusionen der Macht
Rache

Impressum neobooks

Vorwort des Autors

Lieber Leser:

Ich bin froh, wieder da zu sein, diese vorliegende Kurzgeschichtensammlung ist ein von spontan fertiggestelltes Projekt. Viele dieser Kurzgeschichten wurden kurz nach der Beendigung eines Romanes oder einer Novelle geschrieben. Manche dieser Geschichten sind auch durch Schreibwettbewerbe von Verlagen ins Rollen gekommen. Ich kann Ihnen sagen, es hat mir sehr viel Spaß gemacht, die einzelnen Geschichten zu schreiben.

Wobei ich sagen muss, dass es manche Geschichten nicht gegeben hätte, wenn es nicht Verlage und Schreibwettbewerbe gäbe. Grundsätzlich kann man zwischen zwei Arten von Autoren unterscheiden, die Autoren, die in erster Linie für den oder die Leser schreiben und die Autoren, die aus reinem Eigennutz schreiben, weil in Ihrem Inneren etwas ist, was raus muss und was sie der Welt unbedingt mitteilen müssen, egal ob es Wert ist, das die Geschichte erzählt wird oder nicht. Ich gebe offen zu, dass ich zur zweiten Art von Autoren gehöre, welche von interessanten oder beängstigenden Bildern geplagt werden und diese einfach raus müssen und da ich zeichnen muss ich eben erzählen. Im Anhang werde ich Ihnen sagen wie ich auf die ein oder andere Geschichte gekommen bin und ich hoffe, dass Sie mich bis zur letzten Seite begleiten werden.

Und jetzt verschließen Sie die Tür und die Fenster und achten Sie darauf, dass alle Türen und Fenster auch wirklich geschlossen sind. Achten Sie auch darauf, dass sich nicht irgendetwas unter Ihrem Bett befindet. Es gibt mehr Welten als diese, wollen Sie andere Welten betreten, dann begleiten Sie sich mich?

Schönen Gruß

St.L

Das Geisterschiff

Mein Name ist Adam Winkler, ich bin Meeresbiologe und befinde mich gerade zusammen mit Lea Friedrichs, Gert Hauptmann und Sybille König auf dem Polarstern. Der Polarstern ist ein Forschungsschiff. Wir erforschen die Erwärmung der Erde innerhalb der letzten zehn Jahre und die daraus resultierenden Auswirkungen auf Korallenriffe und das Leben der Tiere und Pflanzen im Indischen Ozean. Ich beobachte Lea, wie sie gerade eine Wasserprobe in ein Reagenzglas füllt. Die im Wasser enthaltenden Mikroorganismen geben uns Aufschluss über den Salz- und Mineraliengehalt des Wassers. Ich selbst überprüfe die Wasserproben während Sybille König und Gert Hauptmann unter Wasser ein paar Korallenriffe auf dem Meeresgrund untersuchen. So faszinierend die Unterwasserwelt auch ist, so gefährlich ist sie auch. Mein Blick wandert auf den Monitor. Um herauszufinden in wieweit sich die Wassertemperatur, und der Sauerstoffgehalt des Wassers verändert hat, vergleiche ich die Daten früherer Wasserproben miteinander. Mein Blick schweift vom Monitor ab, als Lea meine Kabine betritt und mir ein weiteres Dutzend Wasserproben bringt. Durch das Fenster in meiner Kabine sehe ich wie die Möwen über das Wasser gleiten, auf der Suche nach einem Leckerbissen.

„Soll ich die etwa alle noch vergleichen?“, frage ich Lea und wende meinen Blick vom Fenster ab.

Lea wirft mir ein Lächeln zu, klopft mir auf die Schulter und antwortet: „Sicher, ich will ja nicht, dass du dich hier an Bord langweilst.“

„Du und deine Kollegin ihr macht euch unbeliebt. Ihr Sklaventreiber“, sage ich mit einem Grinsen im Gesicht.

„Was ist unser neues Ziel?“ , frage ich.

„Unser Ziel sind die Bermudainseln, du weißt doch, dass wir auch vor Küste Puerto Rico und Florida Wasserproben entnehmen sollen. Außerdem werde ich dort noch einmal tauchen müssen. Damit wir weitere Vergleichsdaten haben und wir wissen wie sich der Klimawandel, auf die verschiedenen Regionen auswirkt.“

Bermudainseln, das Bermudadreieck, das Wort leuchtet in roten Lettern vor meinem inneren Auge auf. Meine Hände werden schweißnass, das Herz in meiner Brust schlägt schneller. Ich kenne die Berichte von verschwundenen Schiffen und Flugzeugen in der Gegend des Teufelsdreiecks und auch wenn ich nicht abergläubisch bin, überkommt mich eine Ahnung, ein Gefühl, welches mir sagt, dass wir uns von den Bermudainseln fernhalten sollten. Ich zwinge mich zu einem Lächeln und sage: „Und anschließend geht es Richtung Heimat.“

Lea nickt und verlässt die Kajüte. Ich werfe einen kurzen Blick auf die Daten. Bei dieser Forschungsreise haben wir weniger Korallen gefunden als vor allen anderen Forschungsreisen. Die Zeichen sind eindeutig, wenn wir Menschen unsere Lebensgewohnheiten nicht drastisch ändern wird es in ein paar Jahrzehnten keine Lebewesen mehr auf diesem Planeten geben. Die schwindende Zahl an Korallenriffen sind ein untrügliches Zeichen. Wir transportieren Waren mit Schiffen aus Afrika nach Europa. Wir fliegen von Deutschland nach Amerika und halten mehr Nutztiere zum Schlachten bereit, als wir jemals in unserem Leben verspeisen können. Wenn wir damit nicht aufhören, wird unserer Planet in einigen Jahrzehnten oder Jahrhunderten so leblos und unbewohnbar sein, wie alle anderen Planeten in unserem Sonnensystem. Ich eile zu Gert Hauptmann, unserem Steuermann und frage ihn, wann wir die Bermudainseln erreichen? Die Sonne steht bereits tief am Horizont. Die Weltmeere haben sich von 1960 bis 2019 um bis zu 0,09° erwärmt.

„In einer Stunde erreichen wir das berühmte Bermuda Dreieck, hoffentlich verschwinden wir nicht auch vom Radar.“, sagt er und lacht.

„Wir sollten vor Einbruch der Dunkelheit da sein, wir müssen uns spätestens morgen Mittag auf dem Weg nach Hause machen. Und ich möchte die Bermudainseln ein wenig erkunden.“

„Keine Sorge, das klappt, wenn alles nach Plan läuft, habt ihr noch knapp zwei einhalb Stunden Zeit, Wasserproben zu nehmen, zu tauchen, seltene Tiere zu filmen und mit einem Sender auszustatten.“

Ich lächle ihn an und mache auf dem Absatz kehrt.

„Hey Chef komm, mal ich bekomme hier ein Signal von Bessie rein.“, sagt Lea.

„Lea von Bessie wirklich, hat sie es also doch geschafft.“

Ich eile zum Monitor und richtig, ganz eindeutig nimmt unser Echolot die Rufe von Bessie auf. Bessie war eine junge Delfindame, die wir vor drei Jahren an Land gezogen und mit einem Sender ausgestattet haben. Damals war sie noch fast ein Junges, wenn auch nicht mehr in Begleitung des Muttertieres unterwegs.

„Hat es Bessie als tatsächlich geschafft.“ , sage ich.

Das sind die Momente als Meeresbiologe, die meinem Team und mir immer wieder Freude bereiten, wenn wir sehen, wie es ein Tier geschafft hat, zu überleben.

„Versuch mit dem Schiff, in ihre Nähe zu kommen, aber verletze und vertreibe sie nicht. Alle anderen, werft das Netz aus, wir holen Bessie an Bord, ich möchte wissen, wie es Bessie in den letzten Jahren ergangen ist!“

Während Lea gemeinsam mit Gert und Sybille das Netz ins Wasser wirft, taucht wie aus dem Nichts ein seltsamer Nebel auf, der unser Boot langsam verschluckt und von Minute zu Minute immer dichter wird.

„Was ist das?“ , fragt mich Lea, während sie eine Taschenlampe hervorholt und in die Ferne leuchtet.

„Wo kommt dieser Nebel so plötzlich her?“

Ich schüttel den Kopf, mir wird eiskalt, obwohl wir es fast 19° Lufttemperatur haben.

„Sieh da, was ist das?, fragt Lea und deutet mit der Hand Richtung Norden.

„Das ist doch ein Licht oder täusche ich mich.“,fragt Lea.

„Sybille check, das Radar, ist noch ein Schiff außer unseres hier?“, frage ich.

„Laut unserem Radar ist kein weiteres Schiff in der Nähe.“, antwortet Sybille.

„Das kann nicht sein, überprüfe das bitte noch einmal, hier draußen ist ein Licht zu sehen, und dieses Licht kommt auf uns zu.“, sage ich.

„Negativ laut den Messgeräten sind keine Schiffe oder Uboote in der Nähe.“, antwortet Sybille.

„Vielleicht ist das Messgerät kaputt?“ , sage ich.

„Nein, die Messgeräte funktionieren, wir sind ganz allein hier draußen“, sagt Lea.

„Komm her auf die Brücke!“, sage ich.

„Und was ist das?“, frage ich und deute mit dem Arm auf das Schiff, welches sich fast auf einer Höhe mit der Meteor unserem Forschungsschiff befindet?

Ich nehme das Fernglas zur Hand, das ist doch unmöglich. Wie kommt dieses Schiff hieher? War das nicht ...? Kein Zweifel, das Schiff, welches sich uns nähert, ist die Uss Cyclops ein Kohleschiff, welches am 4 März 1918 nach dem Auslaufen vom Radar verschwand und nie wieder gesehen worden ist. Wie kann es sein, dass ein Schiff welches vor über hundert Jahren verschwand, so plötzlich vor uns wieder auftaucht? Das Schiff war doch gesunken, wie konnte es sich in einem derart guten Zustand befinden? War das ein Traum? Ich schloss für eine Sekunde die Augen und schlug mir auf die linke Wange. Kein Zweifel, das Kohleschiff war noch ca. 50 Meter von uns entfernt, machte aber keine Anstalten beizudrehen. Wenn es diesen Kurs beibehielt, würden die Schiffe kollidieren.

Ich reiche Sybille das Fernglas, sodass auch sie hindurchschauen kann.

„Du meine Güte, ist da etwa die ...?“

Ich nicke.

„Die Uss Cyclops.“

„Aber die ist doch 1918 gesunken, wenn ich mich nicht irre.“

„Das ist richtig, das Schiff verschwand am 4 März kurz nach dem Auslaufen vom Radar.“ „Weiß du was für einen Fund wir da gemacht haben?“

„Ich denke, wir sollten uns das Schiff eine wenig genauer ansehen.“

„Dreh Backbord bei, ich glaube kaum, dass wir von diesem Schiff ein Signal bekommen werden. Ich denke, wir sollten das Schiff untersuchen.“

Das Herz in meiner Brust hämmert wie eine Dampflok.

„Bitte was, wolltest du nicht nach Hause?“ , fragt mich Sybille.

„Nur ein, zwei Stunden, wir kommen noch früh genug nach Hause. Das wird wie eine Bombe einschlagen, wenn wir nach Hause fahren und sagen, dass wir USS Cyclops gefunden haben und das, obwohl dieses Schiff vor über hundert Jahren gesunken ist.“, sage ich.

„Sybille, du rufst die Küstenwache und gibts ihnen unsere Position durch. Sag der Küstenwache, dass wir die USS Cyclops aus dem Jahre 1918 gefunden haben. Und lass dich um Himmels willen nicht abwimmeln. Sie werden dir nicht glauben, aber was für ein Schiff sollte das sonst sein?“

Sybille nickt mir zu und verschwindet unter Deck.

„Achtung hier ist das Forschungsschiff Meteor. Forschungsschiff Meteor, Forschungsschiff Meteor ruft die Küstenwache. Forschungsschiff Meteor ruft die Küstenwache, ich wiederhole, Forschungsschiff Meteor ruft die Küstenwache.“

„Hier ist die Küstenwache, hier spricht die Küstenwache, ich wiederhole, hier spricht die Küstenwache, erwarte Ihre Meldung.“

„Sybille Berg mein Name, ich bin Meeresbiologin auf der Meteor. Mein Team und ich haben die USS Cyclops gesichtet, ich wiederhole, wir haben die USS Cyclops gesichtet.“

„Sind Sie betrunken? Sie meinen die USS Cyclops, das Marineschiff, welches 1918 gesunken sein soll? Bitte bestätigen.“

„Richtig die USS Cyclops aus dem Jahre 1918 treibt direkt neben unserem Forschungsschiff.“

„Ich habe keinen Sinn für solche Scherze, over und out.“

„Achtung bitte melden, Forschungsschiff Meteor, Forschungsschiff Meteor, Forschungsschiff Meteor Küstenwache bitte kommen.“

Doch das Funkgerät bleibt stumm.

Sybille verlässt die Brücke.

„Was hat die Küstenwache gesagt?“ , frage ich, als Sybille zu uns kommt.

„Gar nichts, die Küstenwache glaubt, dass ich völlig betrunken bin und sie nur auf den Arm nehmen will. Weißt du was, wir nehmen das Schiff in schlepp und fahren mit der Uss Cyclops in den Heimathafen, dann werden sie schon sehen, dass wir keine Scherze machen.“

„Und was machen wir jetzt?“

„Du rufst die Leute von Seahelp an, sag Ihnen nur, dass hier ein Schiff liegengeblieben ist und sie das Schiff bitte bis zum nächsten Hafen schleppen sollen.

„Lea, Gert und ich gehen an Bord der USS Cyclops und werden uns dort mal ein wenig umsehen. Außerdem werden wir Fotos als Beweismittel benötigen, denn diese Geschichte wird uns keiner glauben.“

„Sollen wir wirklich auf dieses Schiff gehen, findest du nicht, wir sollten warten, bis die Mannschaft von Seahelp da ist?“, fragt Gert.

„Wir haben wahrscheinlich nur einmal Gelegenheit dazu, uns dieses Schiff anzusehen. So eine Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder und die Leute von Seahelp brauchen mindestens zweieinhalb Stunden bevor sie hier sein können, also warum solange warten. Wir werden rechtzeitig auf unser Schiff zurückkehren, bevor die Mannschaft von Seahelp da ist, also wer mitkommen will los. Wer hierbleiben will auch okay.“ ,sage ich.

Für einige Sekunden bleibe ich stehen, die vier Ladekräne auf Deck des Schiffes und die beiden Schornsteine auf der Steuerbordseite des Schiffes ragen wie Relikte aus der Vorzeit vor uns auf. Die vier aus solidem Stahl bestehenden Deckaufbauten funkeln in der untergehenden Sonne. Das ist seltsam, das Boot ist vor über 100 Jahren verschwunden und müsste von Wind und Wetter stark angegriffen sein, dennoch kann ich weder Algen, Rost oder eine andere Beschädigung entdecken. Sie sieht noch genauso aus, wie damals, als sie im Jahre 1918 von den Inseln Barbados aufbrach. Beladen mit 11.000 Tonnen Manganerz.

Verschwindet von hier, geh nicht an Bord dieses Schiffes ... , schreit etwas in meinem Inneren. Für einige Sekunden verspüre ich den Drang, den Motor zu starten und so schnell wie möglich zu verschwinden. Eine andere Stimme in meinen Inneren aber ruft: „Geh an Bord des Schiffes und sieh es dir an, auf dem Schiff gibt es viel zu entdecken. So eine Gelegenheit kommt nicht wieder.“

Kalter Schweiß steht mir auf der Stirn, meine Hände sind feucht und das Herz in meiner Brust schlägt wie ein Presslufthammer. Meine Kehle ist wie zu geschnürt. Mit weit aufgerissenen Augen erstarrt wie eine Litfaßsäule starre ich auf die Uss Cyclops, die ruhig neben uns auf dem Meer treibt.

„Adam ist alles in Ordnung?“, reißt mich Gerds Stimme aus meinen Gedanken. Für einige Sekunden sehe ich ihn völlig entgeistert an.

„Ja wir sollten anfangen, keine Angst es ist alles Ordnung.“, sage ich, bevor ich auf das Deck des Kohleschiffes überwechsele. Gert und Lea folgen mir. Ich nehme den Handstrahler aus dem Rucksack und bewege mich langsam vorwärts. Das Deck des Schiffes ist knochentrocken. Das ist seltsam nicht die kleinste Spur von Wasser oder Algen sind zu sehen. Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken, als ich mit dem Handstrahler langsam über das Oberdeck gleite. Die Rettungsboote stehen noch immer an derselben Stelle wie vor dem Unglück und sehen aus wie neu. Weder auf der Brücke noch an den Ladekränen sind Algen, Sand oder Spuren von Rost zu sehen. Das konnte doch gar nicht sein. Wie war das möglich? Langsam schreiten Lea, Gert und ich über das Deck zu den Kabinen der Besatzung. Ich habe das Gefühl, als wenn eine unsichtbare Hand in meinen Bauch eindringt und meine Eingeweide zerquetscht. Ich strecke die Arme in die Luft und atme schnell ein und aus. Einige Minuten später lassen die Schmerzen ein wenig nach. Ich gehe zur Steuerkabiene, das Steuerbord und die Armaturen blitzen, als wären sie brandneu.

Hier hat der Steuermann oder Kapitän gestanden und die USS Cyclops gesteuert. Genau an dieser Stelle, ehe das Schiff verschwunden ist. , denke ich und ein Knistern breitet sich in meinen Fingerkuppen aus, als ich das Steuer mit meinen Händen umfasse und anschließend das Funkgerät in die Hand nehme. Alle Amaturen leuchte, der Strom des Kohleschiffes funktioniert, aber wie war das nach über hundert Jahren möglich? Auf dem Tisch steht eine Tasse Kaffe noch warm. Ich schaue mich ein wenig um, mein Blick fällt auf eine schwarz - weiß Fotografie. Auf dem Foto sehe ich einen Mann in einem Anzug gekleidet. Dem Gesicht nach zu urteilen schätze ich, dass der Mann zum Zeitpunkt als das Foto gemacht worden ist nicht älter, als 30 Jahre gewesen sein konnte. Neben ihm steht eine Frau mit langen Haaren, sie trägt ein helles Kleid. Auf dem Kopf trägt sie einen Kranz. War das ein Hochzeitsfoto? Ich drehe das Bild um, 3.06.1888 steht auf der Rückseite mit Bleistift geschrieben. War das ein Bild des Kapitäns zusammen mit seiner Frau? Oder war das jemand von der Besatzung? Ich stecke das Bild wieder an seinen Platz, als ich Schritte hinter mir höre. Ich drehe mich um, aber außer mir ist niemand in der Kabine. Wahrscheinlich habe ich mir die Schritte nur eingebildet. Mein Blick fällt auf das Logbuch. Die Seiten sind vergilbt aber nicht gewellt oder feucht. Die Schrift ist, trotzdem das Schiff vor über hundert Jahren verschwunden ist noch erstaunlich gut zu lesen. Folgende Koordinaten fallen mir ins Auge:

Ich nehme mein Smartphone aus der Tasche, um die Daten zu fotografieren, damit wir einen Beweis für unsere Behauptung haben, aber das Display meines Smartphones bleibt schwarz. Das konnte doch gar nicht sein, ich hatte das Smartphone doch heute Morgen noch aufgeladen. Ich nehme meinen Rucksack vom Rücken und hole meine Forschungskamera aus dem Rucksack. Als ich die Kamera einschalten will, bleibt das kleine grüne Lämpchen an der Oberseite dunkel. Ich drücke erneut auf den Einschaltknopf, doch die Kamera reagiert nicht erst das Smartphone und jetzt unsere Ausrüstung? Was ging hier vor? Als ich einen Blick auf meine Armbanduhr werfe, stelle ich überrascht fest, dass sie stehen geblieben ist.

Etwas stimmt hier nicht, befanden wir uns noch in einer uns bekannten Zeitzone? Befanden wir uns noch in unserer Dimension oder waren wir in eine Parallelwelt katapultiert worden? Aber sowas wie Parallelwelten gab es doch gar nicht. Aber wie war dann dieses Schiff hierhergekommen? Aus wissenschaftlicher Sicht war alles, was gerade eben geschah absolut unmöglich. Wo blieb die Küstenwache oder die Seahelp? Befanden sie sich bereits auf dem Weg? Wenn wir in einer anderen Dimension waren, konnte man uns vielleicht auch gar nicht finden. Ich nehme erneut das Funkgerät in die Hand. Auch wenn ich schon jetzt weiß, dass das Funkgerät nicht funktioniert, versuche ich einen Funkspruch abzusenden. Ich muss es versuchen.

„Achtung hier spricht der Kapitän der Meteor. Liegengebliebenes Schiff entdeckt. Ich wiederhole liegengebliebenes Schiff entdeckt. Bitte Küstenwache bitte kommen over and out.“, rufe ich. Erhalte aber keine Antwort. Kein Freizeichen, kein Knistern, nichts.

Ein Schrei, der mir durch Mark und Bein fährt, dringt an meine Ohren. Ich wirble herum, war das nicht Lea, die geschrien hat?

„Lea ist alles in Ordnung?“, frage ich und eile in die Richtung, aus welcher ich den Schrei vernommen habe.

„Gert und Lea wo seid ihr? Ist alles in Ordnung bei euch? Gert und Lea kann mich einer von euch hören, antwortet mir bitte.“ , rufe ich mir die Seele aus dem Leib. Mein Herz rast, Atemluft stößt in kleine Wölkchen aus meiner Nase und meinen Mund. Kalte Seeluft peitscht mir ins Gesicht auf der sonst ruhigen See. Ich reiße eine Tür auf, welche zum E – Deck des Schiffes führt. Türen befinden sich auf beiden Seiten. Waren das die Mannschaftskabinen? Ich reiße eine der Türen auf. Zwei Doppelstockbetten, zwei Nachttischen auf denen nichts weiter als eine Nachttischlampe steht und zwei hölzernen Truhen befinden sich in der Kabine. Ansonsten ist die Kabine leer. Ich verlasse die Kabine. Wie konnte sie sich in einem so guten Zustand befinden, denke ich noch, bevor ich die nächste Kabinentür aufreiße. Sollte ihnen etwa zugestoßen sein, dann ist das meine Schuld, warum habe ich nicht darauf bestanden, unverzüglich zurückzufahren.

„Lea, Gert wo seid ...?, ich halte mitten im Rufen inne. Mit weit aufgerissen Augen, starre ich auf die Szenerie. Für eine Sekunde schließe ich die Augen. Als ich die Augen wieder öffne, scheint mein Herz für einige Sekunden auszusetzen. Halluzinierte ich? War das vielleicht alles nur ein Traum? Das war doch völlig unmöglich. Befand sich noch jemand an Bord des Schiffes? Ein blinder Passagier? Meine Knie werden weich, während ich wie eine Litfaßsäule auf Lea und Gert starre.

Lea liegt auf dem Bett, die Augen starr zur Decke gerichtet. Das Bett – Tuch auf dem sie liegt, ist blutdurchtränkt. Ihr Oberkörper wurde von etwas zerfetzt, sodass ihre Eingeweide wie rote Würmer aus ihr hervorquellen. Ich taumle zurück, mir wird schwindelig, als ich mich umdrehe und eine Mischung aus Heißwürstchen und Kartoffelsalat auf den Boden kotze. Ich fahre mir mit dem Handrücken über die Lippen und betrachte erneut die Szenerie. Bilder aus vergangenen Tagen tauchen vor meinem inneren Auge auf. Bilder wie ich mit Gert und Lea auf meine erste Expedition am Nordpol gefahren bin. Wie wir drei gemeinsam die Sahara und den Regenwald erforscht haben, bevor wir uns auf die Meeresbiologie spezialisierten. Lea, Gert und ich waren von dem Leben unter Wasser immer begeisert gewesen. Die vielen bunten Farben, das friedvolle, aber doch gefährliche Miteinander der unterschiedlichsten Lebewesen im Meer. Eine Träne läuft meine Wange hinab. Ich wische sie mit dem Handrücken fort und drehe mich um. Ich sollte die Küstenwache und die Polizei verständigen. Aber was soll ich ihnen erzählen, dass wir die USS Cyclops aus dem Jahr 1918 entdeckt haben und das meine Kollegen von einer unsichtbaren Macht oder Geistern umgebacht worden ist? Wer würde mir diese Scheiße glauben? Am besten fahre ich nach Hause, aber wie soll ich das Verschwinden von Lea und Gert erklären. Was war, wenn man versuchte, mir einen Mord anzuhängen? Ich spüre, wie eine kalte Hand sich in meinen Nacken legt. Ich drehe den Kopf und sehe in Leas und Gerds Gesichter, die mich aus toten Augen anstarren. Ich schließe die Augen, mein Pulsschlag ist ruhig.

Dann soll es so sein, denke ich.

Ich schreie nicht, als sich Finger in meinen Bauch bohren und mir langsam die Eingeweide herausreißen. Blut läuft über meine Schultern, als sich Leas Zähne in meinen Hals bohren, während Gerd beginnt mir meine Augen aus dem Kopf zu saugen.

Das besondere Abendessen

Es war Freitag Abend, als ich von einer Lese- und Recherchereise wieder kam. Ich war Autor, ich schrieb Horror, Psychothriller und manchmal auch Artikel und Kochbücher für die unterschiedlichsten Auftraggeber. Ich war kein Stephen King oder Dean R. Koontz, aber es reichte, um davon einigermaßen leben zu können. Meine Frau arbeite halbtags als Putzfrau, sodass wir uns finanziell keine Sorgen machen mussten. Von unseren drei Kindern gingen zwei in den Kindergarten, sie hießen David, Melanie und Susan. Susan war erst vor einem halben Jahr auf die Welt gekommen. Auch wenn es meine Arbeit mit sich brachte, dass ich viel unterwegs und selten zu Hause war, so liebten meine Frau und ich uns noch wie am ersten Tag. Ich hatte meine Frau auf einer Lesung von mir kennengelernt. Ich glaube, es war das Buch Gefangen im Keller. Ich erinnere mich daran, dass ich beim Schreiben des Buches überwiegend spät nachts geschrieben habe. Immer mit einem Glas Whisky in Reichweite. Alkohol fördert die Kreativität, auch wenn ich inzwischen aufgehört habe, während des Schreibens zu trinken.

„Guten Abend Schatz hast du ein paar ruhige Tage gehabt, während ich weg war?“, fragte ich meine Frau, die Freude strahlend auf mich zukam und mich in ihre Arme schloss.

„Es waren einige sehr entspannte Tage Liebling, aber jetzt freue ich mich, dass du wieder da bist. Konntest du einige interessante Orte entdecken auf deiner Reise?“, fragte Karo.