Sein gefährlichster Auftrag - Larry Lash - E-Book

Sein gefährlichster Auftrag E-Book

Larry Lash

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Beschreibung

Als der mächtige Ken McCann Jerry Bruns kommen lässt, da weiß Letzterer mit einiger Sicherheit, dass es kein kleines Anliegen ist, das der große Weidekönig mit ihm zu besprechen hat. Sein Sohn, Dan McCann, ging auf einen Trail, der aller Wahrscheinlichkeit nach nur mit einer Katastrophe enden kann, denn keinen Geringeren will der Sohn des reichen Mannes stellen und zur Rechenschaft ziehen als O’Conny, den Boss einer rauen Banditenmannschaft, der die ganze Gegend an der Grenze zu Mexiko und Arizona unter Terror hält.
Er macht sich auf den Weg, seinen gefährlichsten Auftrag zu erfüllen und muss Kämpfe gegen grausame Apachen bestehen, bevor er auf eine zügellose und unmenschlichen Banditenmannschaft trifft. Es wird für Jerry Bruns ein Unternehmen auf Leben und Tod, den Sohn des reichen Mannes zu seinem Vater zurückzubringen …

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Larry Lash

 

 

Sein gefährlichster Auftrag

 

Westernroman 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Author/Edition Bärenklau

Cover: © Steve Mayer mit Hugo Kastner, 2022

Korrektorat: Bärenklau Exklusiv

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv.

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Sein gefährlichster Auftrag 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

Der Autor Larry Lash 

Eine kleine Auswahl der Western-Romane des Autors Larry Lash 

 

Das Buch

 

 

 

 

Als der mächtige Ken McCann Jerry Bruns kommen lässt, da weiß Letzterer mit einiger Sicherheit, dass es kein kleines Anliegen ist, das der große Weidekönig mit ihm zu besprechen hat. Sein Sohn, Dan McCann, ging auf einen Trail, der aller Wahrscheinlichkeit nach nur mit einer Katastrophe enden kann, denn keinen Geringeren will der Sohn des reichen Mannes stellen und zur Rechenschaft ziehen als O’Conny, den Boss einer rauen Banditenmannschaft, der die ganze Gegend an der Grenze zu Mexiko und Arizona unter Terror hält.

Er macht sich auf den Weg, seinen gefährlichsten Auftrag zu erfüllen und muss Kämpfe gegen grausame Apachen bestehen, bevor er auf eine zügellose und unmenschlichen Banditenmannschaft trifft. Es wird für Jerry Bruns ein Unternehmen auf Leben und Tod, den Sohn des reichen Mannes zu seinem Vater zurückzubringen… 

 

 

***

Sein gefährlichster Auftrag

 

 

1. Kapitel

 

Es roch geradezu nach Wohlhabenheit und Reichtum, nach einer Welt, von der Jerry Bruns bisher nur träumen konnte. Er hatte noch nie in diese Welt hineinsehen können.

Jerry litt keineswegs an Minderwertigkeitskomplexen irgendwelcher Art. Er bewunderte zwar das riesige helle Haus mit den breiten Fenstern, dazu die vielen Eisengitterverschnörkelungen, die Säulen aus Marmor, den großen Balkon und die riesige Freitreppe, die das Haus gleichsam zu einem Freisitz machten, wie sie im alten Europa erbaut und zum Wohnsitz der Herrscher erkoren wurden, aber das brachte ihn keineswegs aus dem Gleichgewicht. In der Fischerhütte am Missouri, in der er das Licht der Welt erblickt hatte, herrschten andere Sorgen. Jerry hatte seine harten Lebenslektionen bereits hinter sich. Er war hart gebrannt worden, doch hatte das nicht dazu beigetragen, seine irdischen Güter zu vermehren. Fast traurig sah er auf seinen Grauschimmel nieder, dessen Fell ein wenig struppig war. Dann betrachtete er die schönen, hochgebauten Pferde mit dem glänzenden Fell, die sich dicht neben dem hellen Haus in einem Corral tummelten, die von einer solchen Schönheit waren, wie sie Jerry niemals vorher bei Pferden gesehen hatte. Es kam ihm nicht in den Sinn, dass diese Pferde eine lange Kette bekannter Ahnen hatten. Jerry bewunderte die Anmut der Bewegungen der Tiere, bewunderte die feurigen dunklen Augen, kurz alles, was ein Pferdekenner und Pferdenarr nur an prächtigen Pferden bewundern konnte. Er konnte kaum den Blick von den Tieren nehmen.

Sein Grauschimmel begrüßte mit hellem Wiehern die Artgenossen, die sich ihrerseits um ihn nicht kümmerten und hochnäsig über den kleinen drahtigen Grauschimmel hinwegsahen, in dessen Adern noch Wildpferdblut kreiste.

»Sie schätzen dich nicht, ›Dicky‹!«, sagte Jerry, als wollte er seinen kleinen vierbeinigen Freund in Schutz nehmen. »Sie sehen auf dich herab, wie der Alte auf mich, der mich am Tor zu diesem Paradies passieren ließ. Richtig schäbig kommen wir uns beide vor, wie? Aber tröste dich, wir haben auch unsere Qualitäten, und gerade weil wir sie haben, hat man uns hierher gebeten. He, ›Dicky‹, wenn man zwei Wölfe wie uns kommen lässt, erwartet man auch etwas Besonderes! Wir werden bald wissen, was man von uns beiden wünscht.«

Jerry Bruns lächelte vor sich hin. Für einen Augenblick verschwand die düstere Strenge aus seinem Gesicht, das sich in erstaunlicher Art verwandelte. Es war, als ob dieses Lächeln von innen heraus eine Maske abstreifte, die Jerry sonst trug. Als das Lächeln verblasste, war sein Gesicht wieder streng und schmal, so als ob jede Linie von einem Meißel in Basaltstein gehauen worden sei. Es war ein stark geprägtes, männliches Gesicht, in dem dunkle, fast schwarze Augen brannten, die in tiefen Höhlen ruhten. Die Wangen waren ein wenig eingefallen, sodass die vorstehenden Wangenknochen umso kräftiger wirkten. Er war über den Durchschnitt groß, breitschultrig und schmal in den Hüften. Er besaß kräftige Hände und breite Handgelenke. Lassonarben an den Händen hätten jedem Kenner sofort klargemacht, dass er eine lange Zeit als Cowboy geritten war. Im Gegensatz dazu glich seine Bewaffnung keineswegs der eines Cowboys. Sie war die eines Mannes vom schnellen Eisen. In den Futteralen steckten gleich zwei Eisen, dazu so tief geschnallt wie bei einem Revolvermann, dass einem ein kalter Schauer über den Rücken laufen konnte. Die zwei 45er Colts hatten dunkle Walnussholzgriffe, deren Riffelung offenbar dazu diente, ein Abgleiten der Hände zu verhindern. Wie oft mochten tödliche Kugeln aus dieser drohenden Waffe hinausgefeuert sein?

Oder war das Ganze etwa eine Täuschung? Es war immerhin möglich, dass Jerry die Waffen samt Gurt und Futteralen bei einem Händler gekauft hatte, weil sie ihm so gut gefielen und er sich ein verwegenes Aussehen geben wollte. Nun, wie dem auch war, Jerrys übrige Ausrüstung war dürftig. Ein kleiner Packen, der hinter dem Sattel aufgeschnallt war, ließ darauf schließen, dass Jerry ein Langreiter war. Die Tatsache, dass der Packen mit einer Regenhaut überzogen war, bestätigte das, wie es auch die verwaschene und mehrfach geflickte Kleidung tat und der Staub, der Reiter und Pferd überdeckte.

»Wir sind am Ziel«, sagte Jerry, der es gewohnt zu sein schien nach der Art der Reiter, die wochen- und monatelang mit ihrem Pferd unterwegs waren, mit dem Tier zu sprechen, um wenigstens die eigene Stimme zu hören. »Salonfähig sehen wir nicht gerade aus, ›Dicky‹, alter Junge, doch wenn dieser Mister McCann einen geschniegelten Reiter erwartet, wird er enttäuscht sein, genauso wie jener mit blitzenden Litzen ausgestattete Parktorhüter. Der gute Mann war enttäuscht, dass ich ihm in die ausgestreckte Hand anstatt einen Dollar einen alten Hosenknopf fallen ließ. Es ist immer eine Enttäuschung im Leben, wenn man statt Gold nur einen metallisch schimmernden Stein findet. Es ist ratsam, sich in diesem Leben beizeiten auf Enttäuschungen einzustellen. – Brr, ›Dicky‹!«

Mit dem Zügelruck stand das Pferd still und äugte wie sein Herr die Freitreppe hinauf und zu dem gewaltigen Prachtbau hin, der in dem weit angelegten, gepflegten Park stand, gleich einem Edelstein in kostbarer Fassung. Für einen Reiter wie Jerry, der die Wildnis, die Prärie, Adobedörfer und windschiefe Hütten, morsche Weideunterstände und urige Landschaften kannte, war die weiße Villa und der dazugehörige Park eine Welt, die er noch nie erblickt hatte. Das alles beeindruckte ihn sehr, doch konnte es ihn nicht bedrücken.

Er schwang sich jetzt nach gewohnter Art, trotz des langen Rittes keineswegs steifbeinig aus dem Sattel. Er wunderte sich nur, dass, als er kaum die verstaubten Stiefel auf den Boden gesetzt hatte, gleich zwei von den Goldbestrassten wie auf ein geheimes Kommando aus der weit aufschwingenden Tür kamen und geschwind die Treppe heruntertrieben, als hätten sie unsichtbare Schwerter in den Händen, um gleich Wächtern des Paradieses den Eingang vor dem Eindringling zu verteidigen.

Jerry blieb neben seinem Grauen, der ihm den Rammskopf freundschaftlich auf die Schulter legte stehen und erwartete die prächtig ausstaffierten Männer, die eine genau abgestimmte Uniform trugen. Die beiden Männer erinnerten ihn an jene Papageien, die er als Junge bei einem Nachbarn seines Vaters, einem Missourischiffer, in einem Käfig gesehen hatte.

»Mister Bruns?«, fragte der vordere der geschniegelten Männer mit knarrender Stimme.

»Sind Sie Mister Bruns?« Durchdringend sah der Sprecher Jerry an.

»Wenn ich es nicht wäre, Sir, so hätte der Parkwächter die riesigen Doggen am Parktor keineswegs zurückgehalten, nicht wahr?«, erwiderte Jerry den beiden, die vor ihm stehengeblieben waren. »Meine Revolver sind doch wohl Legitimation genug?«

»Soll das heißen, dass Sie sich nicht auswiesen?«, fragte der ältere der ledergesichtigen Uniformträger.

»Sir, ich habe nie eine Geburtsurkunde besessen«, entgegnete Jerry. »Meine Eltern haben glatt vergessen, mir eine auszuhändigen, bevor die Comanchen kamen. Was danach von der Hütte am Missouri und meinen Eltern übrigblieb, haben mir die Comanchen nicht einmal an dem Tag gesagt, als sie mich als gleichberechtigten Krieger in ihren Reihen aufnahmen!«

Die beiden Männer sahen ihn überrascht an und tauschten dann einen schnellen Blick. Fast unsicher fragte jetzt der andere Mann: »Und Sie wollen behaupten, dass das Vorhandensein Ihrer beiden Revolver genügt, um Jim Daniels dazu zu bringen, das Parktor zu öffnen?«

»Er sträubte sich, doch dann zeigte ich ihm den Brief und einen meiner Revolver. Das genügte. Habe ich sonst noch besondere Formalitäten zu erledigen, Gents? Nichts ist mir grässlicher.«

Wieder tauschten die beiden Männer einen schnellen Blick aus. Sicher war ihnen noch nie solch ein Fremder vor die Augen gekommen. Man sah ihnen deutlich an, dass sie Jerry wohl für einen Halbwilden hielten. Die beiden hoch vornehmen Bediensteten eines wohl noch hoch vornehmeren Mannes schienen schockiert zu sein. Der Jüngere zeigte ein verschlossenes Gesicht, und beide schienen unschlüssig zu sein. Sie wussten offenbar noch nicht, wie sie sich verhalten sollten. Beide schauten zu den offenen Holstern hin, aus denen die drohenden 45er Läufe herausragten. Es dauerte eine Weile, bis sie sich erholt hatten, dann begann der ältere wieder zu reden.

»Nun gut, seine Lordschaft, Sir Ken McCann hat um Ihren Besuch gebeten. Seine Lordschaft ist sehr daran interessiert, Sie kennenzulernen, Mister Bruns. Bitte folgen Sie mir.  Ambrosius, versorge Mister Bruns’ Pferd. Es soll dem Tier an nichts fehlen.«

Der Jüngere, Ambrosius, fing die Zügel des Grauschimmels auf, die Jerry ihm entgegenwarf. Er entfernte sich sogleich mit dem Pferd am Zügel zu den Stallungen hin, die sich hinter dem palastähnlichen Gebäude befinden mussten, dort, wo sicherlich auch der Wirtschaftshof, die Schmiede, die Schuppen und die Vorratshäuser waren.

Zum ersten Mal sah Jerry Marmor, denn aus solchem waren die Stufen der Freitreppe gefertigt; zum ersten Mal betrat Jerry einen Empfangssalon, in dem der märchenhafte Glanz auserlesenen Geschmacks herrschte. Seine Stiefel sanken in dicke Teppiche ein. Sein Blick wanderte über die in Barockrahmen eingefassten Bilder und über die Wandteppiche, über Schränke, auf denen altertümliche Uhren, Statuen und Porzellan standen. Er sah Wandleuchter und riesige Deckenleuchter, im Hintergrund einen mächtigen Kamin, verschnörkelte und vergoldete Türen, Seidenglanztapeten, kurzum Dinge, wie er sie noch nie zu sehen bekommen hatte. Auch hier im Salon standen vor einer besonders großen Tür wieder zwei Männer, die rotgrüne Uniformen trugen. Gleich Soldaten auf der Wache, so standen die beiden Männer da. Sie schienen den Befehl erhalten zu haben, wie Bildsäulen dazustehen. Sie schienen an nichts Anteil zu nehmen und ihn nicht einmal zu sehen.

Jerry fragte sich, ob die beiden Bildsäulen wohl zum Leben erwachen würden, wenn er ihnen die Revolvermündung unter die Nase halten würde. Er malte sich aus, was dann geschehen würde. Dieser Gedanke erheiterte ihn irgendwie. By Gosh, um nichts in der Welt würde er eine solche Uniform anziehen und sich wie eine Statue in diesen Raum hinstellen. Er war beinahe froh, dass er sich so sehr von den anderen unterschied, dass er hier nur Gast war. Er würde wieder in die Welt verschwinden, in die er hineingehörte. Diese Welt hier behagte ihm trotz des Glanzes und des Luxus’ in keiner Weise. Das alles stieß ihn irgendwie ab, ohne dass er sich Gedanken darüber machte, warum das so war.

Die Bewegungen seines Begleiters waren steif und abgehackt. Er war mit Jerry auf die große Tür zugesteuert, an der er jetzt einen Klöppel in Bewegung setzte. Wie ein Schatten trat sein Begleiter, als

er die Tür öffnete, zur Seite. Er verbeugte sich so tief, dass er fast das Gleichgewicht verlor.

»Seine Lordschaft, Sir Ken McCann erwartet Sie, Mister Bruns«, rasselte der in untertänig gebückter Stellung Verharrende. Jerry wartete förmlich darauf, dass der Mann wieder eine normale Haltung einnehmen würde.

»Nur hereinkommen, Mister Bruns«, tönte eine urige Bassstimme in diesem Augenblick aus dem Nebenraum. »Nur hereinspaziert, Mister!«

Ho, die Stimme war sympathisch. Jerry hatte das in dieser Umgebung nicht erwartet. Es hätte auch die Stimme eines Ranchers, Siedlers oder Bergläufers sein können. Sie passte so ganz und gar nicht zu der hochvornehmen, gedämpften Atmosphäre, zu der Stille im Empfangssalon und ganz und gar nicht zu dem Gehabe des Goldbestrassten.

Jerry, der in den Nebenraum hinein schritt, hörte hinter sich die Tür leise ins Schloss fallen und erblickte jetzt einen verteufelt nüchtern eingerichteten Raum. Hinter einem riesigen Schreibtisch, der das Hauptmöbelstück im Raum war, saß ein weißhaariger, breitschultriger Mann. Seine Hautfarbe war von tiefer Bräune. Das scharf geschnittene Gesicht des Mannes zeigte viele Runzeln und Falten. Der Mann hatte eine Adlernase und Augen, die hellblau und von einer Leuchtkraft waren, wie man sie wohl kaum bei einem Greis vermutet hätte.

»Sie müssen entschuldigen, dass ich mich nicht erheben und Sie stehend begrüßen kann, Mister Bruns«, sagte der Mann hinter dem Schreibtisch nach kurzer, aber umso eindringlicherer Musterung, die Jerry, ohne mit der Wimper zu zucken, über sich ergehen ließ.

»Sie haben einen weiten Ritt hinter sich. Ich danke Ihnen, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind, Mister Bruns. Willkommen!«

Die Rechte des Mannes streckte sich Jerry über den Schreibtisch entgegen. In diesem Augenblick, als Jerry die Hand Lord McCanns nahm, bemerkte er, dass der Mann in einem Rollstuhl saß. McCann bemerkte den Blick des Besuchers, ließ nach dem Händedruck Jerrys Hand los und sagte:

»Jetzt wissen Sie es, ich bin von der Hüfte an gelähmt. Eine kleine Kugel genügte, um das zu bewirken und mich für das weitere Leben zum Krüppel werden zu lassen. Nehmen Sie Platz, Mister Bruns.« Bei diesen Worten machte er mit der Rechten eine einladende Bewegung zum Sessel hin, der dem Schreibtisch gegenüberstand. Er wartete, bis Jerry darin Platz genommen und die Beine von sich gestreckt hatte. »Sie sind also der Mann, den man mir empfohlen hat«, sagte er mit dunkler Stimme. »Sprechen wir gleich vom Geschäft oder wollen Sie sich erst von den Strapazen des Rittes erholen und sich einige Stunden entspannen?«

 

 

2. Kapitel

 

Lord McCann, der alte Mann im Rollstuhl hinter dem mächtigen Schreibtisch, sah seinen Gast durchdringend an.

»Danke für Ihr freundliches Anerbieten, aber ich fühle mich völlig frisch«, entgegnete Jerry Bruns, der es gewohnt war, Strapazen zu ertragen und lange Wegstrecken zurückzulegen, ohne groß an Unterkunft, Verpflegung und Lager am Ziel seines Rittes zu denken. Er gehörte zu jenen Männern, deren Genügsamkeit sprichwörtlich war, die sich mit einer Handvoll Biskuits und etwas Quellwasser für eine Mahlzeit begnügen konnten, die auf hartem Boden und bei jeder Wetterlage unter freiem Himmel schlafen konnten. Die harte Erziehung, die er bei den Comanchen genossen hatte, hatte sich für das Leben als ein ideales Mittel zur Selbstzucht erwiesen. Jerry hatte oft über die Zeit bei den Roten nachgedacht und war zu der Überzeugung gekommen, dass sie auch ihre guten Seiten gehabt hatte. Er hegte keinen Hass gegen die rothäutigen Menschen, die ihm die Eltern genommen hatten. Bei einem Häuptling war er aufgewachsen. Als man ihn raubte, war er noch viel zu jung gewesen, um Vergleiche ziehen zu können. Er wusste aus dieser Zeit nur noch, dass das Leben in der kleinen elterlichen Hütte am Missouri hart gewesen war, dass er sogar als kleiner Junge, der er damals noch gewesen war, hart anfassen und mithelfen musste. Dem weißen Pionier wurde an der Indianergrenze nicht das mindeste geschenkt. Sein Aufenthalt bei den Comanchen hatte ihm ein freieres Leben geboten, als er es vorher bei den Eltern gehabt hatte. Mochte man von dem roten Mann sagen, er sei ein Wilder, er, Jerry, hatte die Menschen der roten Rasse ganz anders erlebt. Er hatte ihre Kinderliebe gespürt und hatte am eigenen Leibe erfahren, dass ein roter Vater seine Söhne nie schlug. Die Kinder der Indianer konnten ihren Freiheitstrieb ausleben, bis sie mannbar wurden.

Dann aber mussten sie zeigen, dass sie für das Leben gestählt waren. Sie mussten durch Kampfspiele und Mutproben beweisen, dass sie würdig waren, in die Reihen der Alten aufgenommen zu werden. Wie schon erwähnt, das Leben bei den Indianern war eine harte Schule für ihn gewesen. So lehnte er auch das Ansinnen seines Gastgebers, sich erst ein wenig zu entspannen, sogleich ab.

Lord McCann schlug auf einen Gong, der auf seinem Schreibtisch stand. Dem eintretenden Betressten befahl der große Mann nur, Speise und Trank herbeizuschaffen. In kurzer Zeit war alles, was das Herz begehrt, aufgetischt. Jerry ließ es sich munden. Es störte ihn nicht, dass die Diener hinter ihm standen, ihm auflegten und nachfüllten und dafür sorgten, dass er diesen oder jenen Happen richtig serviert bekam. Es störte ihn nicht, dass sie ihm zusahen und feststellen mussten, wie wenig Übung er im Gebrauch des Bestecks hatte. Die fettigen Hände wischte er sich, als er sich gründlichst gestärkt hatte, wie er es gewohnt war, am Hosenbein ab. Das Missfallen der Diener übersah er, dankte für die schwarzen Zigarren, die man ihm reichen wollte und zog es vor, sich eine Zigarette zu drehen. Feuer nahm er sich von einem auf dem Schreibtisch stehenden Leuchter. Dann lehnte er sich zurück und blies den Tabakrauch genießerisch von sich. Er schaute wie sein Gastgeber zu, als der Tisch abgeräumt wurde, und die Diener schließlich verschwanden.

Der Lord hatte schweigend dagesessen, in ein Buch vertieft. Jetzt legte er das Buch zur Seite, schaute Jerry mit seinen klaren Augen fest an und sagte:

»Kommen wir zur Sache! Ich habe lange gebraucht, um einen Mann wie Sie ausfindig zu machen. Ihr Ruf, Mister Bruns, ist dem der berühmten Westleute gleichzusetzen. Winken Sie nicht ab, ich will Ihnen ganz und gar nicht schmeicheln. Spielen wir mit offenen Karten. Ich habe an viele Männer mit

bekannten Namen geschrieben, sie gebeten, hierher zu kommen, doch von allen erhielt ich einen abschlägigen Bescheid. Bis auf Sie, Mister Bruns, waren alle Männer, die ich einlud, unabkömmlich oder bereits anderweitig fest engagiert. Ich nehme an, dass Sie über Ihre Zeit verfügen können?«

»Sonst wäre ich nicht hier, Sir«, erwiderte Jerry.

»Doch gleich vorweggesagt, Mister McCann, ich verkaufe meine Revolver nicht, wenn es um Dinge geht, die gegen das Gesetz verstoßen!«

»Umso besser, Mister Bruns«, erwiderte der Lord. »Es geht mir darum, den Mann zu finden, der mir bei einem meiner Spaziergänge eine Kugel aus dem Hinterhalt aufbrannte. Es geht mir darum, diesen Schuft zu finden, der entweichen konnte, und dessen Fährte verlöscht ist. Es geht um meinen Sohn …«

Der Lord richtete sich, so gut es ihm möglich war, höher in seinem Rollstuhl auf. Es war, als kehrte ein wenig von der alten Elastizität und der alten Kraft in den siechenden Körper zurück.

Glanz kam in seine Augen. Sie sprühten in einer Leidenschaftlichkeit, wie Jerry es nicht für möglich gehalten hätte. Es wurde Jerry klar, dass dieser Mann vor seiner Verwundung einmal ein lebensprühender Mann gewesen sein musste, ein wahrer Goliath, ein Mann, der die Fähigkeit hatte, Menschen zu führen, der alles besaß, um ein Leben wie im Paradies zu führen, der Stärke, Kraft und Geist sein Eigen nannte.

»Ich weiß nicht, in welchem Auftrag der Anschlag auf mich verübt wurde, Mister Bruns«, hörte Jerry den Mann weiter fortfahren.

»Ein Mann in meiner Stellung hat viele Feinde und Neider. Es gibt viele Menschen, die darauf warten, gegen mich zum Zuge zu kommen. Mein schlimmster Feind ist mein Vetter. Jim McCann, ein Mann, der, von der eigenen Familie verstoßen, sich absetzen musste, da der Henker die Hand bereits nach ihm ausstreckte. Nun, die Familie half, trug dazu bei, dass ihm die Flucht aus dem Gefängnis gelang. Jahrelang hörte man danach nichts mehr von Jim. Dann kam der erste Drohbrief, an meine Adresse gerichtet. Jim schrieb das hier, lesen Sie, Mister Bruns!«

Bei diesen Worten schob er Jerry einen Brief zu. Es war kein Briefkopf vorhanden, keine Anrede. Der Text war folgender:

»Ich weiß jetzt ganz sicher, dass Du als einziger Verwandter es gern gesehen hättest, wenn mir der Ausbruch aus dem Gefängnis nicht gelungen wäre. Dir war ich immer im Wege. Mit meinem Ausstoß aus der Familie fiel Dir das Vermögen zu, das mir zusteht. Du konntest mir die Frau, die ich liebte, abspenstig machen, indem Du Informationen über mich weiterleitetest, die zu meiner Ergreifung führten. Du kommst mir jedoch nicht davon, Ken! Mein Arm reicht weit, so weit, dass Du die Härte meiner Faust bald zu spüren bekommen wirst!«

Der Brief trug keine Unterschrift und kein Datum. Nichts weiter als dieser Text stand in dem Brief.

»Vor zwei Jahren kam das Schreiben«, sagte der Gastgeber in das niederdrückende Schweigen hinein.

»Seit dieser Zeit sind Dinge vorgekommen, die mir fast die Nerven raubten. Vergebens habe ich mich an den Sheriff gewandt, vergebens habe ich Revolvermänner eingestellt. Das Unglück kam über mich. Zuerst traf es meine Frau. Es geschah auf einer Spazierfahrt auf dem Missouri. Wir hatten am Abend in der Bar einen Drink zu uns genommen. Meine Frau bat mich, sie allein zu lassen.

Sie wollte ungestört auf dem Zwischendeck die in der Nacht vorbeigleitende Uferlandschaft betrachten und die Sterne am Himmel, ein Wunsch, den sie mir gegenüber oft äußerte, der für mich nicht unverständlich war, denn sie liebte den gestirnten Himmel und den Mondschein über alles.

---ENDE DER LESEPROBE---