Selbstmord muss nicht sein - - Anton Weiß - E-Book

Selbstmord muss nicht sein - E-Book

Anton Weiß

0,0
2,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Selbstmordgedanken signalisieren immer, dass man nicht mehr glaubt, dass man sich selber oder ein anderer einem helfen könnte. Darin aber zeigt sich die grundlegende Situation im Ich: der Irrtum zu glauben, dass man sein Leben in den Griff bekommen und mit seinem Verstand und seinem Willen bewältigen könnte. Wenn offensichtlich wird, dass man sich selbst und allen anderen etwas vorgemacht hat, glaubt man das nicht mehr aushalten zu können. Dabei ginge es gerade darum, diese Situation als Chance zu begreifen, sein Leben auf einen soliden Grund zu stellen, der jenseits des Ichs liegt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 77

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Anton Weiß

Selbstmord muss nicht sein -

- aus spiritueller Sicht

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Welche Selbstmordsituation ich vor Augen habe

Die drängende Kraft in uns

Wir sind Eingeschlossene

Der Irrtum

Die Depression zeigt nur, was ist

Kampf muss sein

Unsere Vorstellungen bestimmen unser Leben

Man weigert sich, seiner Realität ins Auge zu sehen

Angst vor den Abgründen der Seele

Die Hohlheit unserer Welt

Die Quelle

Isolation

Unwissenheit

Die rettende Distanz

Die Ausweglosigkeit

Selbstmord am Ich

Der archimedische Punkt

Braucht man Gott?

Der fehlende Halt

Die falschen Entscheidungen

Nicht die Situation entscheidet über mein Handeln

Was der Mensch wirklich braucht

Der Sinn der Depression

Verantwortung übernehmen

Jeder ist ganz allein

Schlussgedanke

Literatur

Impressum neobooks

Vorwort

Diese Schrift dürfte nicht sehr umfangreich werden, da ich vieles von dem, was ich zu sagen habe, schon in meinen bisherigen acht Abhandlungen dargelegt habe, und ich muss mich beim Leser entschuldigen, dass ich immer wieder auf diese Ausführungen verweisen werde. Im Grunde genommen habe ich eben nur ein Thema: Das Eingeschlossensein des Menschen im Ich, die Unmöglichkeit, dieses Ichsein aus sich heraus zu überwinden und die dringende Notwendigkeit der Transzendierung dieses Ichs.

Außerdem möchte ich den Leser um Verständnis bitten, dass ich ihn einmal mit du, das andere Mal mit Sie anspreche. Manche Dingen lassen sich halt in der einen oder anderen Person besser sagen.

Es gibt nur wenige Erscheinungen im menschlichen Leben, vor denen der Mensch so ratlos steht wie dem Selbstmord eines Menschen.

Welche Selbstmordsituation ich vor Augen habe

Mögen auch die Anlässe, die zu einem Selbstmord führen, äußerst verschieden sein, der Hintergrund scheint mir in der Regel der gleiche zu sein: Ein Mensch sieht sich nicht mehr in der Lage, dieses Leben unter den gegebenen Bedingungen weiter zu führen. Die meisten befinden sich in einer verzweifelten Situation, der sie nicht mehr standhalten können.

Es gibt aber auch Fälle, wo – besonders junge Menschen -, relativ leichtfertig ihrem Leben ein Ende setzen. Ich möchte einen Fall nennen, wo eine junge Frau den Entschluss fasst, ihrem Leben ein Ende zu setzen und davon ihrer Freundin berichtet. Deren Reaktion war: „Sage mir, wenn du es machst, ich mache mit.“ Das ist wohl für einen erwachsenen Menschen kaum noch nachzuvollziehen, jedenfalls für mich nicht. Es lässt sich wohl nur mit der besonderen Situation eines in der Pubertät befindlichen jungen Menschen erklären, in dem ihm alle bisherigen Maßstäbe durcheinander geraten, er von Weltschmerzstimmungen erfasst wird und man weiß ja, welche Kettenreaktion oft ein Selbstmord nach sich zieht. So etwas ereignete sich in Großbritannien, wo sich eine Reihe von Jugendlichen in Nachbarorten das Leben genommen haben. Dazu kann es wohl aber nicht ohne eine latente Bereitschaft, die den Betroffenen wahrscheinlich gar nicht bewusst war, kommen. Von solchen Fällen möchte ich nicht sprechen. Meine Gedanken richten sich auch nicht auf solche Selbstmörder, deren Selbstmord als Ursache eine Situation hat, die katastrophal in ihr Leben einbricht, worauf sie nicht vorbereitet waren. Ich denke dabei an einen Fall, wo ein Bahnwärter versehentlich eine Weiche falsch gestellt hat, wodurch ein Güterzug entgleiste und eine Flammenhölle verursachte, die mehreren Menschen das Leben kostete. Dass man glaubt, mit dieser Schuld nicht leben zu können, gerade wenn man ein gewissenhafter und pflichtbewusster Mensch war, kann wohl jeder nachvollziehen.

Meine Schrift richtet sich an Menschen, deren Hintergrund zu einem möglichen Selbstmord etwa wie folgt ausschaut: Dass irgend wann im Leben, ganz gleich ob mit oder ohne äußeren Anlass, einem plötzlich alles sinnlos erscheint; dass nichts mehr Bedeutung hat, dass alles, was einem bisher etwas bedeutet hat, plötzlich unerklärlich leer, schal und ohne jede Leuchtkraft ist. Alles ist nur noch grau. Es erscheint alles sinnlos, weil alles sinnlos ist. Es sind nämlich die aufrichtigen Momente im Leben, wo man die Dinge ohne seine Schutzbrille sieht. Deshalb ist die Bestürzung ja so groß, weil man die Dinge sieht, wie sie wirklich sind: Eben leer, sinnlos, kraftlos. Wir haben sie bisher mit Leben, Sinn und Kraft erfüllt und es ist uns plötzlich passiert, dass das nicht mehr funktioniert. Und deshalb befinden wir uns in einem tiefen schwarzen Loch und sind einer nackten Verzweiflung ausgeliefert, deren Ursache uns völlig unerklärlich ist.

Wer dem zustimmen kann, wer das kennt, dem glaube ich etwas sagen zu können.

Die drängende Kraft in uns

Es ist eine drängende Kraft in uns, die uns nicht zur Ruhe kommen lässt. Wir versuchen ja durch unseren ordnenden Verstand und unseren Willen unser Leben so zu gestalten, dass es für uns lebenswert ist. Wir bemühen uns um Partnerschaft und versuchen unser Bestes zu geben, dass sie gelingen möge. Wir bemühen uns im Beruf, unser Bestes zu geben, damit wir den Anforderungen gerecht werden und mit den Kollegen gut auskommen. An uns soll es nicht liegen. Aber es ist verflixt: So sehr wir uns bemühen, immer läuft irgend etwas schief, so dass es zum Streit mit dem Partner oder den Kollegen am Arbeitsplatz kommt. Und dann wird man selber aggressiv, weil man nicht verstehen kann, dass trotz so großen Bemühens es einem nicht gelingt, Liebe, Harmonie und Erfüllung zu finden. Was wir nicht sehen können ist, dass alles Bemühen von einem eingeschränkten Blickwinkel aus erfolgt, nämlich dem meinigen. Wir denken uns zurecht, wie es aus unserer Sicht schön wäre, und merken gar nicht, dass es uns überhaupt nicht interessiert, ob das für die anderen, die wir für das Gelingen unserer Pläne brauchen, auch in Ordnung ist. Wir nehmen das einfach an und erst die Wirklichkeit und der Widerstand des anderen belehrt uns eines Besseren, denn oft ist es für den anderen nicht in Ordnung, wie wir uns das ausgedacht haben und er leistet Widerstand, und schon machen sich in mir Enttäuschung, Wut und Verärgerung breit, und ich bin nun tatsächlich selber derjenige, der trotz seines Bemühens die Ursache für Irritation und Misslingen ist. Aber im Grunde sehen wir das Misslingen für vermeidbar an, glauben, nur noch etwas nicht richtig gemacht zu haben. Dass es prinzipiell darauf hinausläuft, dass ein Leben vom Ich her gestaltet grundsätzlich eben dadurch zum Scheitern verurteilt ist, weil das Ich in seiner Gegebenheit der Abgrenzung gegen andere eben diese anderen nicht sieht und von ihren Wünschen und Bedürfnissen keine Ahnung hat, das können wir nicht sehen. Und die treibende Kraft im Hintergrund zielt auf den Abbau dieser Grenzen hin, will den Horizont weiten, will genau dieses Ich abbauen, Mauern niederreißen.

Und weil es so schwer ist, seine Grenzen zu übersteigen, wir aber doch Gemeinschaft haben wollen, tun wir uns gern mit Gleichgesinnten zusammen, da man sich hier sicher sein kann, dass alle das gleiche Spiel spielen. Da man dabei in seinem engen Horizont befangen bleibt, löst das irgend wann ein Unbefriedigtsein aus, eben wegen dieser treibenden Kraft im Hintergrund, die einen über die Enge des eigenen Horizontes hinaustreibt.

Wir sind Eingeschlossene

Im Grunde sind wir in uns eingeschlossen. J.-P. Sartre hat ein Theaterstück geschrieben: Die Eingeschlossenen. Ich habe es in den Münchner Kammerspielen in der Weise aufgeführt gesehen, dass die Eingeschlossenen in einer Tonne saßen und in einer völlig beziehungslosen Weise miteinander sprachen. Dieses Eingeschlossensein in sich selbst ist das entscheidende Kennzeichen des Menschen im Ich. Es wird auch in einem Grimm’schen Märchen „Der Eisenofen“ thematisiert, wo ein Königssohn in einem Eisenofen eingesperrt ist und nur durch die Liebe einer Königstocher befreit werden kann.

Wieso kommt es zu diesem Zaun um mich herum, zu dieser Barriere, die mich gegen die anderen und meine eigene Tiefe abschottet und mich zum Eingeschlossenen macht? Es ist die nackte Angst um meine Selbsterhaltung, die Angst um den eigenen Bestand. Alles dient dem Schutz des eigenen Haltes, der so schwach ist und den man jederzeit zu verlieren glaubt und den man bedroht sieht durch den anderen (ausführlich dargelegt in „Mein Weg aus der Ausweglosigkeit“).

Und diese Angst hat den Grund darin, dass man um die Zerbrechlichkeit seines Ichs weiß und sie zu schützen glaubt durch das Errichten hoher Mauern, hinter denen man Zuflucht sucht. Und diese Angst, den Halt zu verlieren, ist berechtigt, denn den Halt, den das Ich hat, gibt es sich selbst. Das Ich aber existiert so gar nicht, es ist eine Illusion, nur der Gedanke des „Ich bin“. Und dieser Gedanke hat keine Substanz und keine Energie. Und das kann man nicht sehen bzw. will man nicht wahrhaben, und daraus resultiert die gesamte Misere des Lebens. Denn man tut alles, um sich seines Selbstseins zu vergewissern, braucht unentwegt Bestätigung, Lob und Anerkennung, und dennoch ist es nie genug. Würde man sich dem stellen, dass man als Ich nur ein Fähnchen im Winde, eine armselige, hilflose Kreatur ist, dann würde man zum ersten Mal der Realität begegnen. In der Depression passiert einem genau das, weil die wenigsten von sich aus diesen Schritt tun können. In der Depression wird er ihnen aufgezwungen. Sie werden ungefragt und ungewollt mit der Tatsache konfrontiert, dass sie sich einer Lebenslüge hingeben, die darin besteht, dass ihr selbstgezimmertes Lebendgebäude nur ein hohles Kartenhaus ist.