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»Soll's das sein, wo wir den neuen König finden? Das da? Ist das ein Königspalast? Das ist ein ganz gewöhnlicher Schaf- und Kuhstall. Der Stern schwindelt.« In diesem Stück überlässt Luise Rinser der jungen Generation das Wort. Der Königssohn Melchior macht sich gegen den Willen seines Vaters auf, dem Stern zu folgen, der ihm den Weg nach der Geburtsstadt des Jesuskindes weist. Unterwegs trifft er auf Kaspar und Balthasar, ebenfalls Söhne von Königen, und zu dritt ziehen sie gen Bethlehem. Doch bei der Ankunft müssen sie erfahren, dass die Heilige Familie auf der Flucht vor den Häschern des Herodes ist – und bereits eine Tagesreise entfernt. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)
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Seitenzahl: 28
Veröffentlichungsjahr: 2018
Luise Rinser
Eine Bubenweihnacht
»Soll’s das sein, wo wir den neuen König finden? Das da? Ist das ein Königspalast? Das ist ein ganz gewöhnlicher Schaf- und Kuhstall. Der Stern schwindelt.«
In diesem Stück überlässt Luise Rinser der jungen Generation das Wort. Der Königssohn Melchior macht sich gegen den Willen seines Vaters auf, dem Stern zu folgen, der ihm den Weg nach der Geburtsstadt des Jesuskindes weist. Unterwegs trifft er auf Kaspar und Balthasar, ebenfalls Söhne von Königen, und zu dritt ziehen sie gen Bethlehem. Doch bei der Ankunft müssen sie erfahren, dass die Heilige Familie auf der Flucht vor den Häschern des Herodes ist – und bereits eine Tagesreise entfernt.
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Vorwort
Es spielen
Erste Szene
Zweite Szene
Dritte Szene
Vierte Szene
Fünfte Szene
Sechste Szene
Siebente Szene
Nehmen wir an, jene Könige, die wir als die Heiligen Drei Könige kennen, hätten Söhne gehabt; Söhne, die zur Zeit des aufgehenden Sternes noch im Bubenalter standen: Wäre es da nicht denkbar, daß diese jungen Königssöhne mit ihren Vätern in die unbekannte Ferne ziehen wollten, um den Messias zu finden? Aber die Väter hätten gewiß ein solches Ansinnen zurückgewiesen angesichts der langen und gefährlichen Reise.
Eben diese drei jungen Königssöhne stahlen sich – in unserem Spiel – heimlich davon und folgten dem Stern, der sie durch viele Mühen und Enttäuschungen führte und ganz zuletzt zu Maria und Joseph und zum göttlichen Kind.
Das ist der Inhalt, oder, wie man auch sagt, die Fabel des Spiels; wie man sieht: eine ganz und gar ungeeignete Fabel für jene, die rasch ein Theaterstück brauchen.
Das Spiel, das Luise Rinser schrieb, kann man nicht wie ein Theaterstück aufführen. Man kann nur das Glück oder die Gnade haben (wie einer für das, was ihm unverdient zufällt, eben zu sagen pflegt) drei Buben zu finden, die so echt sind, daß ihr Spiel echt wird.
Vermutlich ist das auch der Grund für das völlige Fehlen von Hinweisen für den Bühnenbildner und den Regisseur und den Geräusche-Macher: Diese äußeren Zutaten setzt ja doch nur jener richtig ein, der das Inwendige dieses Spiels spürt und sichtbar machen kann. Ich meine, es werden nicht viele sein.
Wer aber ein Bild von diesem Spiel sieht, wenn er die Augen schließt und darüber nachdenkt, der wird auch die Kraft haben, es Form und Gestalt werden zu lassen und ihm zuletzt einen äußeren Rahmen zu geben, der es zusammenhält und verschönt.
Edmund Johannes Lutz
DER KÖNIG MELCHIOR
DER LEHRER
DER ASTRONOM
DER KLEINE MELCHIOR (DER MOHR)
DER KLEINE BALTHASAR
DER KLEINE KASPAR
KÖNIG HERODES
DER DIENER
MARIA
JOSEPH
DER ENGEL
DAS KIND
MELCHIORS LEHRER:
Und wenn du auch des Königs Sohn bist, Melchior: du mußt lernen, in der Heiligen Schrift zu lesen. Du liest schlecht. Beginne von vorn. 5. Psalm, Vers 2.
MELCHIOR:
„Du Bethlehem, im Lande Ju … Juda, bist kei … keineswegs die geringste … die geringste unter Ju … Judas Fürstenstädten …“
LEHRER:
Weiter, weiter!
MELCHIOR:
„Fürstenstädten; denn aus dir wird … wird …“
LEHRER: