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In diesem erstmals 1964 erschienenen Essay geht Luise Rinser dem Wesen der Hoffnung, dem Ausgangspunkt aller Lebenstriebe, auf den Grund. Sie erläutert, warum es nicht das Gleiche ist, zu »hoffen« und »hoffend zu sein«, und sie führt aus, inwiefern die Hoffnung eine Fähigkeit ist, die uns verliehen wurde, und eine Tat, die wir aktiv zu leisten haben. »Die Hoffnung ist eine«, die Liebe ebenso. Alles ist »Welt« und Gott ist in allem. Luise Rinser fragt danach, was es bedeutet, Gott zu lieben, und führt es auf das »hoffend sein«, auf das bedingungslose Vertrauen zu Gott, zurück. Damit erkennt sie letzten Endes die gläubige, hoffende Liebe als den Quell ihres Lebens. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)
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Seitenzahl: 27
Veröffentlichungsjahr: 2016
Luise Rinser
In diesem erstmals 1964 erschienenen Essay geht Luise Rinser dem Wesen der Hoffnung, dem Ausgangspunkt aller Lebenstriebe, auf den Grund. Sie erläutert, warum es nicht das Gleiche ist, zu »hoffen« und »hoffend zu sein«, und sie führt aus, inwiefern die Hoffnung eine Fähigkeit ist, die uns verliehen wurde, und eine Tat, die wir aktiv zu leisten haben. »Die Hoffnung ist eine«, die Liebe ebenso. Alles ist »Welt« und Gott ist in allem. Luise Rinser fragt danach, was es bedeutet, Gott zu lieben, und führt es auf das »hoffend sein«, auf das bedingungslose Vertrauen zu Gott, zurück. Damit erkennt sie letzten Endes die gläubige, hoffende Liebe als den Quell ihres Lebens.
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Über die Hoffnung
Es ist gar nicht so leicht für einen «normalen» Menschen, auf die Frage, aus welchen Quellen er lebe, wahrhaftig und mit sachlicher Treue zu antworten. Es bedeutet, sich mehr als üblich in seiner intimsten Sphäre nach außen zu öffnen, und dabei gilt wie eh und je das Wort des erfahrenen Goethe: «Sagt es niemand, nur dem Weisen …» Aber gleichviel: Wenn dieses Büchlein nicht nur «Literatur» unter vieler anderer Literatur sein soll, dann muß man sich selber wagen, hoffend und liebend, um dem Nächsten, vielleicht einem einzigen (das würde genügen), eine Wegspur zu zeigen (nicht mehr als das, und es genügte). Es gibt, so denke ich, schlechthin nur einen einzigen wirklichen Lebensantrieb: die Hoffnung. Jeder andere Impuls meint nichts als eben Hoffnung, wie immer er sich auch nennen mag: Glaube, Schaffenslust, Wille zur Selbstbehauptung, Ehrgeiz, Trotz, Opferwille, oder in nichts weiter zu begründender Elan vital. Selbst jener Mensch, der seine Hoffnung bewußt fahrenläßt, tut dies noch in der Hoffnung, nämlich in der Hoffnung darauf, sich durch eben dieses Fahrenlassen zu retten; zu retten vor voreiligen Schlüssen, vor billigen Lösungen, vor Selbstbetrug, vor dem Schmerz des Wartenmüssens auf die Befreiung von eben diesem Wartenmüssen, das uns der Tod verspricht. Noch der Selbstmörder tötet sich in der Hoffnung auf etwas, nämlich auf Erlösung von sich selbst. Kein Leben kann sein ohne zumindest eine zarte, unbestimmte Spur von Hoffnung.
Man kann nun sagen, dies sei ein lediglich formaler Begriff der Hoffnung, und es sei hier mit Hoffnung allzu vieles und Verschiedenes gemeint (nämlich alle denkbaren Lebensimpulse), um etwas vom Wesen und Inhalt der Hoffnung auszusagen.
In einer bestimmten Hinsicht ist das richtig. Die Hoffnung erscheint in so verschiedenen Gestalten, daß sie als die dennoch wahrhaft eine