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Ein Kind, das meint, seinen Geschenkwunsch an das Christkind nicht niederschreiben zu müssen und, als der Wunsch nicht erfüllt wird, zum ersten Mal Zweifel am christlichen Glauben hegt. Eine junge Frau, deren Ehemann zum Krieg eingezogen wird und die nur dank der Güte fremder Menschen ihren Lebenswillen wiederfindet. Die später, nun mit den Kindern alleine, erlebt, wie das Beisammensein mit einem Gleichgesinnten auch in einer vermeintlich trostlosen Situation wieder Hoffnung geben kann. Luise Rinser appelliert in diesen drei unterschiedlichen Weihnachtsepisoden daran, die Hoffnung und das Vertrauen in Gott nie aufzugeben. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)
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Seitenzahl: 14
Luise Rinser
Weihnachts-Triptychon
Erzählungen
FISCHER Digital
WENN ich mich recht erinnere, war ich acht Jahre alt, also in dem Alter, in dem Kinder meiner Generation noch fest daran glaubten, daß Weihnachtsgeschenke ohne Umweg vom Christkind kämen, und wenn der kleine, halbwache Verstand anfing zu bemerken, daß auch die Eltern nicht unbeteiligt waren, so half er sich noch eine Weile mit der Unterscheidung zwischen ganz richtigen Christkindgeschenken und solchen von Eltern und aus Geschäften. Ich wollte ein ganz richtiges Geschenk. Da ich nicht wie andere Kinder das Christkind für eine Art Zauberer hielt, sondern durchaus richtig für die zweite göttliche Person, in Kindgestalt freilich, und da ich also füglich und richtig dieser Kindgestalt die gleiche göttliche Allwissenheit zuschrieb wie Gott dem Vater, so schien es mir überflüssig, sinnlos, ja häretisch [wenn ich auch dieses Wort noch nicht kannte, so doch die Sache], es erschien mir, wollte ich sagen, häretisch, diesem göttlich allwissenden Kinde meine Wünsche in einem Brief mitzuteilen, wie es üblich war. Ich, ganz spirituell, ich dachte