Sklavin meines Herzens - Christine Stutz - E-Book

Sklavin meines Herzens E-Book

Christine Stutz

5,0

Beschreibung

Leila lebt glücklich mit ihrer Familie in der Burg Vallera. Ihre Gabe, mit den Vögeln reden zu können macht sie einzigartig. Mit 14 Jahren schlägt das Schicksal grausam zu. Ihr Königreich wird überfallen. Ihre Eltern werden getötet, ihr Bruder ist verschollen. Sie selbst gerät in Gefangenschaft und wird als Sklavin in fremde Länder verkauft. Sechs Jahre ist Leila eine Sklavin, als sie sich gegen ihren Herren auflehnt, der sie vergewaltigen will. Leila verletzt ihren Herren schwer. Darauf steht der Tod. Sie soll dafür hingerichtet werden. Doch kurz vor der Hinrichtung kauft sie ein schwarz gekleideter Mann und schleppt sie wieder quer durch die Länder. Trotz seiner Härte, behandelt der Mann sie gut. Zum ersten Mal trägt sie wieder Unterwäsche und ein Kleid. Sie bekommt genug zu Essen und Trinken. Leila entwickelt Zuneigung. Doch der geheimnisvolle Mann will Leila nicht behalten- Er kaufte sie nur, um eine alte Schuld zu begleichen. Er wird Leila weiter verkaufen. Leilas Gabe, mit Vögeln reden zu können, rettet ihnen das Leben. Trotzdem verkauft der schwarzäugige Mann sie wenige Tage später. Leila ist verzweifelt. Wird sie den Mann je wiedersehen?

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Sklavin meines Herzens

TitelseiteImpressum

Prolog

Ich hatte meine Eltern mit dem fremden Mann im Pavillon sitzen lassen. Mir war langweilig geworden. Der Mann war aus einem der Nachbarreiche und sprach mit Vater über Politik. Das interessierte mich nicht besonders. Der Fremde mit den schwarzen Augen, hatte mir lange nachgesehen, als ich fröhlich davongelaufen war. Ein Schwarm Vögel folgte mir. Interessiert hatte der Mann seinen Kopf gehoben, als die Vögel alle bei mir gelandet waren.

„Hallo, kleiner Vogel. Wie ist dein Tag?“ Ich saß auf dem Boden im Garten und streckte meine Hand aus. Der kleine Vogel landete auf meiner Hand. Dann begann er zu zwitschern und singen. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und lachte hell auf.

„Aber so ein großer Wurm reicht doch für zwei. Du hättest ihn doch teilen können. Dein Bruder hatte auch Hunger.“ Antwortete ich, als der Vogel schwieg. Jetzt kam ein anderer Vogel. Er landete auf meinem Kopf und zwitscherte leise. Ich nickte. „Komm aus dem Gebüsch, Ulrich. Der Vogel sagt, du belauschst mich schon wieder. Hast du nichts Besseres zu tun, als deine kleine Schwester zu ärgern?“ rief ich laut.

„Leila de Villery. Hast du nichts Besseres zu tun, als dich mit Vögeln zu unterhalten?“ Mein Bruder kam den Weg herunter und blieb vor mir stehen. Die Vögel flogen davon. Sie fürchteten meinen Bruder.

Im Baum über uns blieben sie sitzen und warteten.

„Leila, Leila, Leila. Was soll ich mit dir nur machen. Du sprichst mit Vögeln, lieber, als mit Menschen. Dein zukünftiger Ehemann wird wohl ein Falke werden.“ Ulrich lachte, dann ging er davon. Die Vögel kamen zu mir zurück. Ich holte einige Brotkrumen aus meiner Tasche. Freudig begannen die Vögel zu fressen.

Meine Eltern kamen mit dem fremden Mann den Weg hinunter. Jetzt blieb der fremde Mann stehen und sah mir neugierig zu. Böse wandte ich mich ab und ignorierte den Mann. „Eure Tochter redet mit Vögeln?“ fragte der Mann meine Mutter, die sanft lächelte. „Ja, eine besondere Gabe, Hoheit. Es liegt vielleicht an ihrem Muttermal in Form eines Einhorns.“ Erklärte Mutter dem Mann.

„Warum verrät Mutter das dem fremden Mann?“ fragte ich leise meine Vögel.

1 Kapitel

„Ich freue mich schon auf Morgen. Das gibt ein schönes Fest.“ die Stimme des dicken Kaufmanns klang hart in meinen Ohren. Ich hob erschöpft meinen Kopf, sammelte meinen letzten Speichel und spuckte dem Mann ins Gesicht.

Angewidert hob dieser seine Hand und schlug mir ins Gesicht. „Verfluchtes Weib! Elende Hure“ schrie er mich an. Dann wandte er sich endlich ab.

„Ich bin vielleicht eine Sklavin. Eine Leibeigene. Aber ich war, bin und werde nie eine Hure sein!“ schrie ich dem Mann hinterher. Er blieb jetzt stehen und drehte sich zu mir herum. „Nein wirst du nicht! Denn Morgen früh wirst du sterben. Darauf freue ich mich bereits!“ schrie der fette Mann zurück. Dann verschwand er endlich. Er winkte einer jungen Sklavin, die ihm willig in die kleine Hütte folgte.

Angewidert schloss ich meine Augen. Ich wusste, was dort in der Hütte vor sich ging. Doch es sollte mir egal sein. Es interessierte mich nicht mehr.

Ich ließ mich durchhängen. Die Bänder schnürten in meinen Handgelenken. Mein Kreuz schmerzte, doch das würde ich dem Kerl nicht zeigen. Ich hatte meinen Stolz nicht verloren.

Man hatte mich an die Schandmauer gehängt, meine Füße berührten gerade so die Erde. Meine Hände hingen gefesselt über mir. Morgen würde ich also sterben. So also würde mein kurzes Leben enden. Ich würde weinen, doch dazu fehlte mir die Flüssigkeit. Seit heute Morgen hatte ich nichts mehr zu trinken bekommen. Ich war fast am Verdursten. Doch, da ich morgen früh sterben würde, konnte mir das auch egal sein. Vielleicht war ich dann ohnmächtig und bekam von meinem Tod nicht nichts mehr mit. Das hoffte ich jedenfalls. Auf jeden Fall wollte ich mutig sein. Das hatte ich gelernt. Gelernt von meinen Eltern und meinem Bruder. Mutig und Stolz. Das war unsere Devise gewesen. Und die würde ich nicht verraten.

Meine Eltern und mein Bruder kamen mir wieder in Erinnerung. Meine geliebte Familie. Meine Eltern würde ich treffen, wenn ich starb, denn sie waren tot. Ich war dabei gewesen, als man sie niedergemetzelt hatte. Damals, vor sechs Jahren. Was mit meinem älteren Bruder geschehen war, das wusste ich nicht. Er war damals, zum Zeitpunkt des Überfalls, nicht auf der Burg gewesen.

Ich griff mit den gefesselten Händen das Seil über mir und versuchte, mich etwas aufzurichten. Jetzt stand ich auf meinen Zehenspitzen. Das tat weh, doch es entlastete meinen Rücken etwas. Menschen huschten an mir vorbei. Alles Sklaven und Leibeigene, so wie ich. Sie schenkten mir mutig einen mitleidigen Blick, dann liefen sie schnell weiter. Sie alle waren froh, nicht an meiner Stelle zu sein. Ich konnte sie sehr gut verstehen. Keiner von ihnen wollte sterben, so wie ich.

Wieder erinnerte ich mich an meine Eltern, meine Kindheit. Was war ich damals glücklich gewesen. Unsere kleine Burg war wunderschön und edel. Sie stand auf einem kleinen Hügel. Unter uns floss ein Fluss, das Gras war grün, die Felder standen gut, es versprach eine gute Ernte. Vater war ein guter König gewesen. Gerecht und mutig. Meine Mutter war wunderschön und edel, ehrlich, geradeaus in ihrer Meinung gewesen. Etwas, dass sie mir vererbt hatte. Etwas, dass mich nun an die Schandwand gebracht hatte. Und morgen den Tod.

Ich war damals 14 Jahre alt gewesen, als das Schicksal grausam zuschlug.

Vaters brutaler Nachbar griff am frühen Morgen an. Ohne Warnung. Er überfiel unser schönes Land. Völlig unvorbereitet trieb der widerliche Mann seine Gefolgsleute durch die Städte und Dörfer. brandschatzte und mordete. Schnell stand er vor der Burg. Vater verteidigte uns, so gut er konnte. Doch unser friedliebendes Volk war nicht auf einen Angriff vorbereit worden.

Vater wurde in unseren Thronsaal ermordet. Mutter starb wenige Minuten später. Noch immer höre ich ihre schmerzerfüllten Schreie. Ich hatte den Mörder gesehen. Wie er im Thronsaal gestanden hatte, sein blutiges Schwert siegesgewiss erhoben. Nie würde ich sein Gesicht vergessen, dachte ich.

Mir war, zusammen mit einer Zofe, die Flucht gelungen. Wenige Tage später waren ich gefangen worden. Man hielt mich für ein flüchtiges Dorfkind. Voller Angst ließ ich die brutalen Männer in dem Glauben. Ich wurde zu den anderen Kindern gesperrt und weit fort von meinem Heimatland, als Sklavin verkauft. Damit begann die schlimmste Zeit in meinem Leben.

Der fette Kaufmann war mittlerweile mein vierter Besitzer. Jeder meiner ehemaligen Herren war froh gewesen, mich schnell wieder loszuwerden. Denn ich war keine gute Sklavin. Lieber steckte ich Schläge ein, als dass ich mich dem Willen der widerlichen Männer beugte. Fasste mich einer der ekligen Kerle an, schlug ich um mich. Jetzt hatte ich es übertrieben. Morgen sollte ich deshalb hingerichtet werden. Es sollte ein großes Spektakel werden. Aber das war mir egal. Lieber tot, als geschändet, dachte ich mutig. Mutter wäre stolz auf mich gewesen. Sie hatte immer gesagt, die Unschuld eines Mädchens sei ihr größtes Gut. Ach Mutter, bald sehe ich dich wieder, dachte ich traurig.

Wieder ließ ich mich durchhängen, um die Zehenspitzen zu schonen. Sofort schmerzte das Kreuz. Ich hob erschöpft meinen Kopf. Nur noch wenige Stunden, dann war ich von meinem Elend erlöst. Dann hatte mein andauerndes Leid ein Ende. Ich seufzte leise. Hatte ich die ersten zwei Jahre noch die Hoffnung, mein Bruder würde noch leben und mich suchen lassen, so war dieser Schimmer schnell verblasst. Selbst, wenn Ulrich noch lebte, er wüsste nicht einmal, ob ich noch am Leben war. Und wo er mich suchen sollte. Denn ich hatte eine lange Reise hinter mir. Ich war von einem Land ins nächste verkauft worden, immer in Knechtschaft, immer schlecht behandelt, geschlagen und misshandelt.

Keine Ahnung, ob er nach mir suchte. Auf jeden Fall würde er nun zu spät kommen, dachte ich bitter.

Ein kleiner Vogel landete auf meiner Schulter. Traurig hob ich meinen Kopf. Der Vogel zwitscherte leise. Ich nickte und seufzte. „Ja, kleiner Freund. Du hast Recht. Diesmal wird es ein Abschied für immer. Bald werde ich tot sein.“ Flüsterte ich traurig. Der Vogel sang leise für mich, dann flog er davon. Ich war wieder allein. Allein, wie die letzten sechs Jahre. Wieder ließ ich meinen Kopf hängen. Irgendwann döste ich erschöpft ein.

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„Und was ist mit dem jungen Weib hier?“ hörte ich eine ungewöhnlich harte Stimme sagen. Ich erwachte aus meinem Dämmerschlaf und versuchte, meine Augen zu öffnen. Schemenhaft konnte ich einen großen Mann erkennen. Ganz in schwarz gekleidet, stand er vor der Schandmauer und sah auf mich herab. Er hob meinen Kopf und starrte mich Minutenlang an. Ich erwiderte seinen intensiven Blick und wünschte, ich hätte genug Wasser, um ihn ebenso, wie den fetten Kaufmann vorhin, anspucken zu können. Doch ich war vollkommen ausgetrocknet. Seine schwarzen Augen brannten sich geradezu in mein Gesicht, so als versuchte er, meine Gedanken zu lesen. Jetzt grinste der schwarz gekleidete Mann und ließ meinen Kopf los. Mein Kopf schmerzte fürchterlich. Er fiel nach vorn, kraftlos. Ohne jeden Lebenswillen.

„Das Weib ist nicht zu verkaufen, Herr. Sie ist des Todes“ erklärte der fette Kaufmann und wischte sich den Schweiß aus seinem Gesicht. Er hob eine Flasche und trank durstig. Ich hob meinen Kopf etwas. Das Wasser sah so herrlich aus, doch es war nicht für mich gedacht. Ich ließ meinen Kopf wieder sinken. Der schwarzgekleidete Mann sah es und verzog leicht grimmig seinen Mund. „Warum nicht verkaufen?“ fragte er den Kaufmann hart. „Mach deine Augen auf!“ befahl der Fremde mir streng. Wieder hob er meinen Kopf und starrte mir in die Augen. Meine dunkelgrünen Augen schienen ihn zu faszinieren.

„Weil sie des Todes ist! Ich hatte sie einem Bauern abgekauft. Als Übungshure für meinen Sohn. Er will in einem Monat heiraten und sollte sich Erfahrung holen. Ich dachte, dafür eignet sich die Kleine. Ich brachte sie also her. Doch statt gefügig zu sein und ihre Beine breit zu machen, trat sie meinen Sohn so sehr ins Gemächt, dass seine Lanze nicht mehr wachsen will!“ sagte der Kaufmann zornig. Er hob die Hand und schlug mich ins Gesicht. Er hatte also mein zufriedenes Lächeln gesehen. Auch der Fremde hatte es bemerkt. Doch er verzog keine Miene. Er trat wieder an mich heran. Er hob mein Kleid in die Höhe, betrachtete meine Beine. Dann schob er es mir von der Schulter. Sein Blick heftete sich auf mein kleines Muttermal in Form eines Einhorns. Unmerklich zuckte seine linke Augenbraue. Dann trat er zurück und schien zu überlegen.

„Ich kaufe sie dir ab, Kaufmann“ sagte er dann ruhig. Der Kaufmann schüttelte seinen Kopf. „Sie soll in einer Stunde hingerichtet werden! Sie hat sich gegen ihren Herrn aufgelehnt. Das bedeutet den Tod“ widersprach der fette Mann.

„Nun, sie gefällt mir. Ich mag es, wenn die Weiber sich wehren. Ich liebe es hart. Dann macht es doch richtig Spaß, oder? Und ich bin nicht so unerfahren wie euer Sohn.“ Sagte der Mann wieder. Ich versuchte, unter dem schwarzen Tuch ein Gesicht zu erkennen, doch das war unmöglich. Einzig die schwarzen Augen und ein Teil seines Mundes waren zu erkennen.

Der Mann löste schweigend meine Fesseln, ich sank auf den dreckigen Boden voller Urin und Kot. Schon viele Sklaven hatten hier gehangen, Hatten sich hier erleichtern müssen. Langsam kroch ich nach vorn, raus aus der dreckigen Brühe unter mir.

„Was macht ihr da, Herr!“ widersprach der fette Kaufmann. „Ich sagte euch, sie ist nicht zu verkaufen!“ Wieder wischte er sich den Schweiß aus dem Gesicht und trat nach mir. Ich wich seinem Fuß aus.

„Zusammen mit dem Weib hier, gebe ich dir zwei Goldkronen für alle Waren! Überlege es dir. Entweder die drei Männer, das Weib und die Lebensmittel für zwei Goldkronen oder ich reise ohne einen Handel ab!“ sagte der schwarzgekleidete Mann jetzt streng. Seine schwarzen Augen brannten sich in das Gesicht des Kaufmanns.

Erstaunt hob ich schwer meinen Kopf. Der Mann wollte so viel Geld für mich zahlen? Der fette Kaufmann hatte mich vom letzten Besitzer fast geschenkt bekommen.

„Zwei ganze Goldkronen?“ fragte der Kaufmann plötzlich gierig. Ich sah es aufleuchten in seinen Augen. „Ihr seid mehr als großzügig, Herr.“ Der Kaufmann überlegte lange. Er schien sich nicht entscheiden zu können. Ich saß auf dem Boden und wartete. Leben oder Tod für mich.

„Ich warte nicht gerne auf meine Antworten, Kaufmann“ sagte der Mann schwer. Er wandte sich ab und ließ mich zurück. Zusammengesunken saß ich auf dem Boden. Wissend, der Tod hatte bereits seine Hände nach mir ausgestreckt.

Der schwarzgekleidete Mann entfernte sich langsam. Und damit meine einzige Chance, weiter zu leben.

„Wartet“ rief der Kaufmann schnell. Dann endlich nickte er. Er zerrte mich angewidert aus dem Dreck und warf mich dem Mann zu Füßen. „Das Weib gehört euch, Herr. Ich hoffe, ihr habt mehr Spaß mit ihr, als mein armer Sohn“. Sagte der Kaufmann sarkastisch.

„Ich denke, das werde ich“ sagte der Mann schwer. Der Fremde zerrte mich hoch. Wieder sah er mich lange an. Er schien zu grübeln, nachzudenken. Dann zerrte er mich über den großen Platz zu einem Lager. Ich flog fast hinter dem großen Mann her. Meine Füße berührten kaum den Boden.

Endlich blieb der Mann stehen. „Warte hier, Mädchen“ befahl er mir dunkel. Dann ging er zum Brunnen und kam mit einer Schale Wasser wieder. „Trink, aber langsam“ befahl er wieder. Ich nickte und trank kleine Schlucke. Zuerst konnte ich nichts herunterbekommen. Alles war ausgetrocknet. Ich hatte das Wasser im Mund, es lief an den Seiten wieder heraus. Ich konnte nicht schlucken. So sehr ich es versuchte, ich bekam nichts hinunter.

Der Fremde seufzte. Er zog meinen Kopf an den Haaren in den Nacken und goss mir Wasser in den Mund. Ich hustete, spuckte und hatte das Gefühl zu ertrinken, doch endlich war meine Kehle feucht und ich konnte trinken. Zufrieden ließ der Mann meine Haare los und trat zurück. Ich trank gierig die Schale leer. Dann stellte ich sie beiseite. Gern hätte ich mehr gehabt, doch ich war zu stolz, um zu betteln. Der schwarzäugige Mann stand breitbeinig vor mir und schien zu warten, dass ich ihn bat, doch ich schwieg eisern. Ich würde nicht betteln!

Endlich wandte er sich ab. Er machte seinem Knecht ein Zeichen. Der Junge brachte mir noch eine Schale Wasser. Hastig trank ich sie leer. Das Wasser half mir.

Endlich ließ der Schwindel in meinem Kopf etwas nach. Dann versuchte ich, mich zu erheben. Der Junge half mir dabei. Er führte mich zu drei anderen Sklaven, die bereits gefesselt hinter einem Pferd standen. Den Kopf gesenkt, sich ihrem Schicksal ergeben, warteten sie auf den Aufbruch in unser neues Leben.

„Sie nicht!“ sagte der schwarzgekleidete Mann hart, als der Knecht mich ebenfalls anbinden wollte. Der Fremde warf dem Kaufmann einen Beutel mit Münzen zu. Dann stieg er auf sein Pferd. Ich staunte. Solch großes Tier hatte ich noch nie gesehen. Es war geradezu riesig und machte mir etwas Angst. Aber solch großer Mann brauchte so ein Tier, überlegte ich.

„Bring sie her!“ sagte der Mann. Der Knecht zerrte mich zu seinem Herrn. Der Mann sah auf mich herab, dann reichte er seinem Knecht ein langes Seil. „Binde sie auf das Packpferd. So schmal wie sie ist, spürt das Pferd ihr Gewicht nicht! Laufen kann das Weib nicht mehr, dazu ist es zu schwach. Sie würde uns nur aufhalten!“ bestimmte der fremde Mann. Der Knecht brachte mich zum Packpferd und half mir aufsitzen, dann band er meine Hände um den Sattelknauf. So konnte ich nicht entkommen.

Wir ritten stundenlang. Keiner sagte ein Wort. Jeder schwieg und machte sich seine eigenen Gedanken. Wohin würde mich meine neue Reise diesmal bringen? War mein neuer Herr wirklich so hart und streng, wie er den Anschein machte? Ob er mich auch schlagen würde? Auf jeden Fall würde er sich nicht abweisen lassen, wenn ich mich ihm verweigerte. Er war ein Mann, der sich nahm, was er wollte, das spürte ich. Ihm würde es nicht abhalten, wenn ich trat oder biss. Ein Schauer aus Angst und Nervosität lief über meinen Rücken, als ich an die stechenden, schwarzen Augen des Mannes denken musste.

Ab und zu hielt der Fremde an, um uns verschnaufen zu lassen. Da ich keinerlei Unterwäsche trug, war ich fast wundgescheuert vom ungewohnten Reiten. Irgendwann bemerkte es der Mann an meinem Gang. „Du dummes Weib, warum sagst du nichts“ schimpfte der Fremde wütend. Er legte eine Decke über das Packpferd. Es linderte meine Schmerzen etwas. Dann ging es weiter. Unerbittlich zerrte der Mann die Männer hinter sich her. Immer weiter, immer Richtung Osten.