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Mein Buch erzählt die bewegende Lebensgeschichte von Alexander Müller, der in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs geboren wurde und in einer Zeit des Wandels aufwächst. Auf der Suche nach Freiheit und neuen Herausforderungen führt ihn sein beruflicher Weg von Berlin über Pakistan und Afghanistan bis in die entlegensten Winkel der Erde. Als Diplomat erlebt er politische Umbrüche hautnah, gerät in gefährliche Situationen und begegnet faszinierenden Menschen. Mit Humor und Tiefgang erzählt das Buch von abenteuerlichen Reisen, prägenden Begegnungen und bewegenden Momenten.
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Seitenzahl: 89
Veröffentlichungsjahr: 2025
Erinnerungen aus einer anderen Zeit
Kindheitstage
Kriegszeit
Entbehrungsreiche Nachkriegszeit
Vom Sport zur Musik
Jugendliches Reisefieber
Pakistan, 1977
Herrschaftliche Unterkunft
Freizeit in Islamabad
Autorettung
Trips nach Kabul
Revolution
Humanitäre Hilfe
Entführung
Ein pikantes Vergnügen
Nomen est omen
Gefesselt
Der Funker
Mysteriöse Krankheit
Spediteur
In memoriam – An einen Freund
Eine Reise nach Hunza
Rom, 1981
Weihnachten im Dienst
Ein Luftrettungsversuch
Heilige Arbeit
Unfall in San Marino
Abschied von Rom
Washington, 1986
Arbeit als Kulturattaché
Houston, 1990
Reykjavik, 1996
Isländische Geselligkeit
Die isländische Sprache
Berlin, 2000
Entdeckung der neuen Hauptstadt
Umfassender Aufgabenbereich
Berliner Gruß an unsere isländischen Freunde
Kirgistan, Bischkek, 2001
Ein Land erwacht
Wohnungslose
Islambeobachter
Guinea, Conakry, 2005
Prekäre Arbeitsbedingungen
Typhus
Regenzeit in Conakry
Ramadan und Methodistenkirche
Gesundheitliche Einschränkungen
Generalstreik
Rückzug
Nachwort
Ted Cole
So war es – Von fernen Ländern und nahen Begegnungen
1. Auflage 2025
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Ted Cole
c/o im SELBSTverlag
Tanja Giese
Jacobsohnstraße 17
13086 Berlin
Deutschland
Lektorat: Tanja Giese, www.im-selbstverlag.de
Cover: Tanja Giese, www.im-selbstverlag.de, in Kooperation mit Acelya Soylu, www.buchcoverdesign.online
Buchsatz: Tanja Giese, www.im-selbstverlag.de, in Kooperation mit Studio Federtraum, www.alwinebannikov.xyz
Druck und Distribution im Auftrag des Autors: tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany
Softcover: ISBN 978-3-384-55801-5
Hardcover: ISBN 978-3-384-55802-2
E-Book: ISBN 978-3-384-55803-9
Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der eng bemessenen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar, sofern keine vorherige schriftliche Zustimmung des Autors eingeholt wurde. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen, die öffentliche Zugänglichmachung und die Einspeicherung sowie Verarbeitung in elektronischen Systemen.
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Mein Name ist Alexander Müller. Meine Eltern haben diesen Vornamen mit der Erwartung gewählt, dass aus mir einmal etwas werden würde. Irren ist menschlich.
Zum Zeitpunkt meiner Geburt, zwei Jahre vor Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde Berlin bombardiert. Meine Mutter brachte mich daher in einem Heim für ledige Mütter in Dresden zur Welt. Obwohl sie verheiratet war und schon drei Kinder hatte (der älteste Sohn verstarb früh), konnte sie aufgrund eines Bombenangriffs dort kurzfristig Unterschlupf finden.
Anschließend kehrte sie zu ihren anderen Kindern nach Berlin zurück. Ich blieb im Heim. Meine Tanten väterlicherseits drängten Mutter zwar, mich ebenfalls nach Berlin zu holen, doch erst nach zwei Jahren geschah dies und die Familie war vereint.
Als Kind schwächelte ich, hatte Rachitis und häufig schmerzhafte Mittelohrentzündungen. Ich erinnere mich noch daran, wie ich krank vor Mutters Zimmertür auf dem Fußboden schlafen musste. Sie ermahnte mich nur, nicht so laut zu weinen.
Mutter war eine der ersten Frauen mit abgeschlossenem Hochschulstudium (Diplom-Volkswirtin und Dr. rer. pol.). Aufgrund unserer Geburten wurde sie jedoch an einer weiteren akademischen Karriere gehindert, worauf sie uns Kinder täglich hinwies. An der Universität lernte sie ihren damaligen Studienkollegen, den späteren ersten EU-Kommissionspräsidenten Dr. Walter Hallstein, kennen. Durch ihre vermögende Familie, die seit Generationen Ärzte waren, bekam ich den Eindruck, dass sie etwas auf ihren Mann (meinen Vater), den „Aufsteiger“ (Diplom-Kaufmann), herabschaute. Mir nicht ganz verständlich, denn dieser hatte mit zwölf Jahren immerhin seine Mutter (Kriegswitwe), seine kleine Schwester und sich selbst ernährt. Spricht man heute in Deutschland von Kinderarmut, wirkt dies im Vergleich zu damals geradezu grotesk. Die Chefs der Firma Siemens hatten später schnell erkannt, welch Potenzial und starker Wille in diesem begabten Jugendlichen vorhanden war und ermöglichten ihm sowohl das Abitur als auch das Studium. So stieg er schnell in der Hierarchie des Hauses auf. Dennoch blieb er sein Leben lang bescheiden und demütig.
Meine Eltern
Zudem war mein Vater sehr fürsorglich und kümmerte sich gut um uns, obwohl er als Direktor bei Osram schon früh, auch samstags, ins Büro ging. War eines der Kinder krank, hatte er nachts keine Ruhe, kochte Tee und tat alles zur Linderung der Schmerzen. Im Winter zog er die kranken Kinder mit dem Schlitten zum Arzt und musste dafür weit laufen.
Damit wir Kinder in Kaufhäusern oder Bahnhöfen nicht verloren gingen, brachte unser Vater uns Kindern einen Pfiff bei: „Juchei Blümelein“. Um uns vor „Pfiffnachahmern“ zu schützen, gab es einen Antwortpfiff, den nur wir kannten. So haben wir uns immer wiedergefunden. Die Leute schauten uns zwar oftmals sehr verwundert an, aber uns war das egal.
Einmal in der Woche ging Vater mit uns Kindern in die öffentliche Badeanstalt. Wir wurden bis auf die Unterhose ausgezogen und auf die Holzbänke gesetzt, damit nicht unnötig Zeit verloren ging. Die Reinigungskraft schrieb mit Kreide die Uhrzeit auf ein Schiefertäfelchen und wurde sehr ungehalten, wenn die Badezeit überschritten wurde. So wurden meine beiden Schwestern und ich dann aus zeitlichen Gründen noch nass wieder auf der Holzbank in der Männerabteilung geparkt, bis Vater sein Bad beendet hatte.
Vater wurde als Widerstandskämpfer von den Nationalsozialisten in ein Konzentrationslager in Polen gesteckt. Er hatte unter anderem Juden in seiner Fabrik versteckt und ihnen auch sonst jede Unterstützung gewährt. Als ihn seine Freunde deshalb aus der studentischen Verbindung warfen, war er sehr enttäuscht und traurig.
Zusammen mit einem befreundeten Rechtsanwalt gelang ihm nach einigen Monaten die Flucht aus dem Lager. Nach Deutschland zurückgekehrt, nahmen ihn die Franzosen als Kriegsverbrecher gefangen. Es brauchte viel Zeit, um nachzuweisen, dass er Verfolgter des Naziregimes war. Als er schließlich freigelassen wurde, konnte er endlich seine Familie wiedersehen.
Durch Gottes Fügung hatte Mutter überlebt. Man hatte in der Garage einen Toten gefunden, der mit einem russischen Uniformmantel bedeckt war. Der Tat beschuldigt, sollte Mutter erschossen werden. Sie stand schon mit uns Kindern an der Hand an der Garagentür bereit. Zufällig kam ein höherrangiger Offizier vorbei, der befahl, uns freizulassen. Wahrscheinlich hatte unser Anblick Mitleid bei ihm ausgelöst.
Die entbehrungsreiche Nachkriegszeit prägte meine Kindheit und Jugend sehr. Essen gab es kaum und auch das nur durch Lebensmittelkarten. Jegliche Kleidung wurde unter uns drei Kindern weitergereicht, unabhängig vom Geschlecht. So war es nichts Besonderes, wenn ich Mädchenschuhe tragen musste.
Trotz der widrigen Umstände verbrachten wir Müller-Kinder eine relativ schöne, fast unbeschwerte Jugend. Das große Haus war direkt am Grunewald gelegen und die übrigen Häuser der ganzen Straße boten uns und den Nachbarskindern viele Möglichkeiten des Zeitvertreibs.
Elternhaus in Berlin-Grunewald
Da es kaum Spielsachen gab, war sehr viel Phantasie gefragt und die war reichlich vorhanden. Aus umgedrehten Stühlen wurden Tunnel, durch die Eisenbahnen aus Holzklötzen fuhren; wenn es regnete, wurden aus Borkenstückchen kleine Boote, die in den Pfützen und Rinnsteinfluten schwammen und Zigarettenschachteln wurden zu Spielkarten umfunktioniert: Die der Marke Emir wurden als Trumpf benutzt wurde, weil sie einen silbernen Löwen mit Krone zeigte. Juno-Schachteln, gezeichnet von ihrem Werbespruch „Aus gutem Grund ist Juno rund“, bildeten die normalen Spielkarten. Der Höhepunkt in der Kindheit war aber, wenn die Müllwerker mit ihren orangefarbenen Lastwagen vorbeikamen und uns ein kleines Stück mitfahren ließen.
Fuhren britische Soldaten mit ihren Panzern oder Jeeps vorbei, warfen sie oft Kaugummi oder Schokolade auf uns wild winkenden Kinder herab, die sie dankbar aufhoben.
In der Schule herrschte jedoch Ordnung. Wurde man in die Ecke geschickt, war das noch die mildeste Form der Strafe. Hände mussten gerade vor den Körper ausgestreckt werden, um die Schläge mit dem Zeigestock entgegenzunehmen. Wurden die Hände aus Angst zurückgezogen, gab es die doppelte Ration. Es wurde mit dem Federhalter geschrieben, der oft in die Tinte eingetunkt werden musste. Da gab es häufig am Ende der Seite einen Tintenklecks. Es half alles nichts: Die Seite musste erneut geschrieben werden.
Wir hatten damals ein Faltboot, das wir, in Holzstangen und Paddel zerlegt, in zwei langen Säcken verstauten. Im späten Frühjahr zogen wir dann mit den Bootssäcken zu unserem Bootshaus an der Havel. Normalerweise mussten die fünf Kilometer zu Fuß bewältigt werden. Das war weit für die kleinen Füßchen. Aufgrund des sperrigen Gepäcks nutzten wir jedoch ausnahmsweise die Straßenbahn. Der Aufbau des Bootes nahm nicht viel Zeit in Anspruch, da alle Handgriffe durch die jährlichen Wiederholungen saßen. Während der Sommerwochen freuten wir uns schon immer auf das Wochenende, wenn die Bootsfahrten auf dem Programm standen. War das kleine Boot zu Wasser gelassen, nahm Vater auf dem hintersten Sitz Platz und wir sortierten uns altersentsprechend vor ihm. Als Jüngster saß ich immer ganz vorne. Dann kam meine Schwester, drei Jahre älter, und direkt vor Vater saß meine größere Schwester, sechs Jahre älter, die auch das zweite Paddel führen durfte.
Vater war mit einer schwarzen Turnhose und einem Turnhemd mit zwei Trägern bekleidet. Zum Sonnenschutz trug er ein Taschentuch mit vier Knoten versehen auf dem Kopf. Auf der Nase eine völlig aus der Mode gekommene Sonnenbrille mit grünen runden Gläsern. Wir Kinder schämten uns sehr wegen dieser Aufmachung.
Vater gab während der Fahrt das Tempo vor. Wenn es mit dem Rhythmus nicht so klappte, gab es schon mal einen leichten Schlag mit dem Paddel auf den Kopf oder die Schulter. Das übliche Ziel war das Gasthaus Gatow, natürlich aber nur die dortige öffentliche Wiese, da der andere Teil etwas gekostet hätte. Besonderer Festtag war, wenn unsere Tante oder Großmutter väterlicherseits uns bereits erwarteten. Das bedeutete immer Festschmaus: viel Kartoffelsalat und Würstchen. Wenn wir nicht erwartet wurden, kaufte Vater alle paar Wochen jedem Kind eine Kuchenschnecke für damals ca. 20 Pfennig.
Wenn wir sportlich besonders gut drauf waren, ging die Fahrt bis nach Kladow. Dort befand sich ein besonders exklusives Ausflugslokal, das nur von reichen Leuten mit großen Motorbooten frequentiert wurde. Die Stege waren absichtlich so hoch gebaut, dass eigentlich nur die Yachten dort anlegen konnten. Das hinderte Vater jedoch nicht daran, dort Station zu machen. Es glich einer sportlichen Höchstleistung, wenn wir uns klimmzugartig auf den Steg rollten. Anschließend marschierten wir in der vorher beschriebenen Kleidung im Gänsemarsch durch das Lokal, um die am hinteren Ende des Ganges befindlichen Örtlichkeiten aufzusuchen. Die Grenzen der Peinlichkeit wurden endgültig überstiegen, wenn wir dann in der gleichen Formation den Rückweg antraten. Doch Vater kümmerte das alles nicht. Er grüßte freundlich, wenn ihn mancher seiner Mitarbeiter in den Motorbooten überholte.
Als sportlichen Ausgleich für einen Heranwachsenden spielte ich Hockey beim SC Brandenburg. Ich erinnere mich noch, dass mir bei einem wichtigen Spiel ein Gegenspieler, nachdem mein Schuss aufs Tor bereits erfolgt war, mit seinem Schläger auf den Daumen schlug. Ich spielte mit dem gebrochenen Daumen noch bis zum Spielende weiter. Die Mitspieler meines Gegners erzählten mir anschließend, dass ihr Teamkollege bei jedem Spiel jemanden verletzte. Nach einiger Zeit gab ich das Hockeyspielen auf.