Soldat auf Brautschau - Topaz Hauyn - E-Book

Soldat auf Brautschau E-Book

Topaz Hauyn

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Beschreibung

Eduard wünscht sich eine Frau. Unmöglich als einfacher Palastsoldat mit schmalem Sold. Die Königstöchter zertanzten seit Monaten jede Nacht ihre Schuhe. Eduards wunde Finger werden schlimmer und schlimmer. Jeden Tag, nach seinem Dienst hilft er seinem Bruder, dem Schuster, neue Schuhe zu nähen, bis er die Möglichkeit bekommt, die Ursache für die durch getanzten Schuhe zu finden. Eduard ergreift die Chance, endlich nicht mehr hilfsweise Schuhe nähen zu müssen und bekommt mehr als er sich wünscht. Was wird er damit tun? Kann er endlich eine Frau fürs Leben suchen? Eine fantastische Märchenadaption des Klassikers »Die zertanzten Schuhe«.

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Soldat auf Brautschau

Soldat auf Brautschau

Soldat auf BrautschauLeseprobe: Spindel über der ErdeWeitere BücherFantasyRomanceScience FictionSpannung / KrimiGegenwartImpressum

Soldat auf Brautschau

Die Rechnung des Schusters, geschrieben mit spitzer Feder, schwarzer Tinte und viel Schwung auf weißem Papier, lang aufgerollt auf dem Schreibtisch des Königs. Die Summe am unteren Ende der Rechnung war atemberaubend hoch. Sogar für einen König. Zwölf Töchter, Fluch und Segen seines Lebens, zertanzten jede Nacht ein Paar teurer Ballschuhe.

Jede Nacht.

Seit drei Monaten.

Ohne, dass irgendjemand wusste wie und wo sie, dass zustande brachten.

Schließlich hatte er keinen Ball ausgerichtete.

Trotzdem waren an jedem Morgen die Schuhe durchtanzt, und seine Töchter standen erst zur Mittagszeit auf. Keiner seiner Diener, ja nicht einmal der Hauslehrer, hatten dem König eine sinnvolle Erklärung für die durchgelaufenen, durchtanzten Schuhe geben können.

Eduard stand als Wache an der Tür des Thronsaals, als der König mit seinem purpurnen Mantel vom Schreibtisch am hohen Erkerfenster aufstand und im Raum auf und ab ging.

Er hielt seine Hellebarde fester und reckte seinen Rücken noch aufrechter. Es gab keinen Grund den König mit einer schlampigen Haltung zu verärgern. Besonders, weil der Schuster sein Bruder war und auf sein Geld wartete, um neues Material kaufen zu können und für seine Kinder Essen auf den Tisch zu stellen. Dabei war Eduard selbst so müde, dass er hätte einschlafen können. Seit Monaten half er jeden Nachmittag seinem Bruder dabei ein neues Dutzend Schuhe zu nähen. Die Prinzessinnen bestanden darauf, dass sein Bruder die besten Schuhe fertigte. Er hatte nicht einmal Zeit, sich Lehrlinge auszubilden, oder einen Gesellen einzuweisen und anzustellen.

So. wie der König mit vielen Töchtern gesegnet war, so hatte er selbst viele Brüder und Schwestern. Sie waren ebenfalls zu zwölft. Die Hälfte von Ihnen saß nachmittags in der Schusterwerkstatt. Aber dort hörte die Gemeinsamkeit mit dem König auch auf, denn er wohnte, noch immer, bei seinen Eltern in den niedrigen Zimmern unter dem Dach eines reichen Mannes, der Wohnungen für Arbeiter direkt unter den Dachbalken vermietete. Immerhin hatte sein ältester Bruder geheiratet und den Beruf des Vaters übernommen. Er selbst war Soldat geworden, genau wie zwei weitere Brüder.

Eduard lauschte dem Schlag der Kirchturmuhr von der Stadt her. Noch zwei Stunden, dann war seine Wache für heute beendet. Er spürte seine Fingerspitzen. In drei Monaten hatte er immer noch nicht gelernt einen Fingerhut richtig zu benutzen. Seine Finger waren zerstochen von der spitzen Nadel, mit dem Oberfutter an der Sohle festgenäht wurde.

Hätte er vielleicht lieber Schuster werden sollen?

Nein. Er hatte einen sichereren, wenn auch schlecht bezahlten Posten hier im Palast, den er nicht verspielen wollte. Denn er war warm, ungefährlich und gut genug bezahlt. So konnte er seine Eltern unterstützen, die jedes bisschen Geld gebrauchen konnten, um alle seine minderjährigen Geschwister zu versorgen. Es reichte nur nicht, um einen eigenen Hausstand zu gründen und zu heiraten.

Eduard wandte seine Aufmerksamkeit vom König ab, auf die Wache, die ihm gegenüber stand. Wie er, war sie mit einer roten Jacke, Kniebundhosen, weißen Kniestrümpfen und braunen, stabilen Stiefeln angezogen. Am Hals ragte ein weißes Hemd heraus und in der Hand hielt sie eine Hellebarde.

Eduard dachte an seine jüngste Schwester, Miriam. Sie trieb ihre Eltern seit Wochen zur Verzweiflung mit ihrem Wunsch, ebenfalls Soldatin zu werden, statt die Ehefrau des Bäckers, der am Ende der Nachbarstraße wohnte und gerade seinen Meister machte.

Edward schaute der Soldatin ins Gesicht. Ihre Augen blitzen vor Stolz. Ob sich seine kleine Schwester mit ihrem Wunsch durchsetzen würde?

Edward erinnerte sich an seinen ersten Tag als Palastsoldat. Eine Frau hatte ihn begrüßt, sich als Kommandantin vorgestellt und ihn in die Kleiderkammer geführt. Erst hatte er nicht geglaubt, dass der König wirklich Frauen in seiner Kompanie aufnahm. Er hatte gedacht, das wäre ein Gerücht, dass zu oft in den Kneipen erzählt worden war.

Heute wusste er es besser.

Zur Erinnerung stand ihm wieder einmal eine Soldatin gegenüber. Genauso steif und unbeweglich wie er selbst.

Mit halbem Ohr lauschte Eduard dem König der murmelnd im großen Thronsaal auf und ab schritt und immer wieder vor Tisch mit der Rechnung stehen blieb. Durch das hohe, spitz zulaufende Fenster, mit den bunten Glasstücken, fiel Tageslicht herein. Das Fenster, mit einer Szene aus dem Leben Christi, hätte besser in eine Kirche, wie in einen über dekorierten Thronsaal gepasst. Wie viele Soldaten könnten einen besseren Sold bekommen und heiraten, wenn man nur die Goldüberzüge an den Stuckarbeiten gelassen hätte?

Eduard verdrängte den Gedanken. Der war lästerlich, sagte der Priester im Gottesdienst und der Beichte immer.

Hoffentlich bezahlte der König seinen Bruder bald. Franz wartete auf das Geld, um neues Material einzukaufen und Essen für sich und seine Frau.

»Holt den Schatzmeister und den Schmied«, rief der König schließlich.

Ein alter, gebeugter Mann mit einem Buckel stand von einem Stuhl an der Wand auf, schlurfte zur Tür, an der Eduard und die Soldatin Wache standen, an ihnen vorbei und verschwand mit schlurfenden Schritten im Gang.

---ENDE DER LESEPROBE---