Spindel der Vergangenheit - Topaz Hauyn - E-Book

Spindel der Vergangenheit E-Book

Topaz Hauyn

0,0
2,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

»Elisande. Es ist Zeit, dass du mein Versprechen erfüllst«, sagt Melinda. »Warum behältst du es nicht für dich?«, fragt Elisande, »und lässt mich damit in Ruhe? Ich habe nichts mit deinem Versprechen zu tun.« »Das Hexenmal auf deinem Oberarm sagte etwas anderes.« »Urgroßmutter, Hexen gibt es nicht!« Elisande kann ihre Urgroßmutter nicht länger ignorieren. Melinda hat, wieder, die Einstellungen ihres Mikrochips überschrieben. Elisande weigert sich entsetzt. Sie soll die vielfache Urenkeltochter von Dornröschen wachzuküssen? Und heiraten? Sie existiert nur, um ein Versprechen ihrer alten Urgroßmutter zu erfüllen? Soll sie das Versprechen einlösen, oder lieber ignorieren und ihr Studium fortsetzen? Eine fantastische, futuristische Kurzgeschichte über Lebensziele und tiefgreifende Entscheidungen, die knapp einhundert Jahre nach »Eine Spindel über der Erde« in der Zukunft spielt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Spindel der Vergangenheit

Spindel der Vergangenheit

Spindel der VergangenheitLeseprobe: BrennnesselfluchWeitere BücherFantasyRomanceImpressum

Spindel der Vergangenheit

Der hundertjährige Abrisskalender hatte nur noch wenige Blätter übrig. Sieben, um genau zu sein. Und Melinda war ihr Leben lang sehr genau gewesen. Also, die letzten neunundneunzig Jahre, elf Monate und drei Wochen. In sieben Tagen war der Geburtstag von Rosalinda von Rosenfels. Und sie, Melinda, würde endlich von ihrer Verpflichtung erlöst werden.

Der Schaukelstuhl in dem sie saß, schwebte eine handbreit über dem Boden und wiegte sie sanft vor und zurück. Ein Übungsstück ihrer Urenkeltochter Elisande aus ihrem letzten Praktikum an der technischen Universität.

Melinda sah sich in ihrem Zimmer um. An den Wänden waren überall Lautsprecher, Mikrofone und Kameras verbaut. Manche sichtbar, andere unsichtbar hinter dem einzigen Regal im Raum. Wenn sie, in ihrem hohen Alter, stürzen sollte, oder Hilfe brauchte, würde innerhalb von Minuten ein Roboter kommen, ihr helfen und, bei Bedarf, einen Menschen dazurufen. Das war viel besser als die Altenheime früher. Wenn sie an das Altenheim dachte, in dem sie Rosalindas Eltern besucht hatte, schauderte es sie. Kahle Zimmer, feste Essenszeiten, fremde Orte. Das hier war eindeutig die bessere Lösung. Abgesehen davon hatte sie immer noch genug magische Kraft, um den Kameras und Mikrofonen ein alternatives Bild vorzugaukeln, wenn sie nicht beobachtet werden wollte.

Neben dem Fenster, dass an einem alten Baum vorbei den Blick auf die Häuser der gegenüberliegenden Straße zuließ, hing die alte Landkarte von Deutschland. Eine gewundene, stellenweise gezackte, rote Linie stach deutlich daraus hervor. Das Königreich der Familie von Rosenstein. Ein Museum schlafender Menschen, zu dem jedes Jahr viele Neugierige reisten, um sich davon zu überzeugen, dass es wirklich existierte. Nur, um von der Wache an der Grenze abgewiesen zu werden. Die Rosensträucher waren tückisch und voller Skelette. Idioten, die versucht hatten die Prinzessin vor ihrer Zeit wachzuküssen.

Melinda dachte an ihre Träume zurück.

Rosalinda hatte sich damals freiwillig mit der Spindel ihrer Urahnin gestochen und damit ihr, Melinda, das Leben geschenkt, dass ansonsten mit zwanzig zu Ende gewesen wäre. Aber so genießen, wie sie es sich gewünscht hatte, konnte sie es nicht. Und nur Dank modernster Medizin hatte sie dieses Jahr ihren einhundertachtzehnten Geburtstag gefeiert.

In ihren Knochen zog es. Ihre Muskeln waren müde. Sie wollte einschlafen und nicht mehr aufwachen. Aber zuerst musste sie ihr Versprechen gegenüber Rosalinda erfüllen. In sieben Tagen musste sie einen Prinzen in das Turmzimmer zaubern, in dem die vielfache Urenkeltochter von Dornröschen schlief. Leider hatten alle Prinzen, die sie gefragt hatte, abgelehnt. Die Zahl der Skelette war so hoch, da wollte keiner sein Leben riskieren. Schöne Mädchen gab es genug. Wozu sich anstrengen?

Also blieb ihr nur eine Wahl.

Melinda strich über den goldenen Reif an ihrem Finger. Ihr Ehering. Golden, schlicht, ungraviert. So hatte sie es sich von ihrem Ehemann gewünscht. Einem Prinzen von adeligem Blut, den sie sich ausgesucht hatte.

---ENDE DER LESEPROBE---