Spuren der israelitischen Gemeinde von Stadtlengsfeld - Rolf Leimbach - E-Book

Spuren der israelitischen Gemeinde von Stadtlengsfeld E-Book

Rolf Leimbach

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Beschreibung

Dieser Band macht den Versuch, die vierhunderttjährige Geschichte der jüdischen Gemeinde von Stadtlengsfeld von ihren Anfängen bis zu ihrem Erlöschen darzustellen.

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Wirklich tot sind nur jene,

an die sich niemand mehr erinnert.

Jüdisches Sprichwort

Claire Heilbronn, geborene Clara Huhn

Tocher des Stadtlengsfelder Kaufmanns Louis Huhn und seiner Frau Babette. Geboren am 18.07.1895 in Stadtlengsfeld, ermordet im Vernichtungslager Birkenau. Quelle: Yad Vashem 2021

Autor

Studienrat i. R. Rolf Leimbach war 47 Jahre Lehrer. Als Mitglied des Wissenschaftlichen Rates für Unterstufenforschung an der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR war er beteiligt an der Weiterentwicklung der Lehrpläne und Lehrmaterialien für das Fach Heimatkunde. Publikationen in der Fachzeitschrift „Die Unterstufe“ befassten sich mit der Methodik des Experiments im Heimatkundeunterricht und der Erziehung zu einer aktiven Fragehaltung. Rolf Leimbach veröffentlichte zahlreiche methodische Handreichungen für den Heimatkundeunterricht. In Lehrbuchverlagen ist er Autor vieler Lehrbücher, Schülerarbeitsheften und Unterrichtshilfen für den Heimatkunde- und Sachunterricht in allen neuen Bundesländern.

Besonders nach dem Ausscheiden aus dem Schuldienst intensivierte Rolf Leimbach seine Forschungen zur Geschichte seines Heimatortes Stadtlengsfeld. Er veröffentlichte im Eigenverlag eine umfangreiche Chronik seiner Heimatstadt, die Geschichte des Porzellanwerkes, des Schulwesens, des Kaliwerkes Menzengraben, des Kirchengebäudes und seiner schriftlichen Hinterlassenschaften im Turmknauf. Weitere Publikationen befassen sich mit den Hexenprozessen im 17. Jahrhundert, den Ereignissen des Jahres 1848 in der Stadt Lengsfeld, der Brandkatastrophe 1878 und dem Jahr 1945. Ein ganz besonderer Schwerpunkt ist die Erforschung der einstigen israelitischen Gemeinde, die mit etwa 800 Mitgliedern um 1800 zu den größten in Thüringen zählte.

Als ehemaligen Lehrer ist Rolf Leimbach besonders daran gelegen, die facettenreiche Geschichte seiner Heimatstadt vielen Einwohnern und Gästen nahezubringen. Deshalb engagiert er sich im Kultur- und Geschichtsverein mit Vorträgen, Führungen und Ausstellungen.

Inhalt

Anfänge

Judenordnungen

Untertanen

Sitz eines Landrabbinates

Berühmte Namen

Schulen

Abgewandert

Handel, Geschäfte und Firmen

Hetze, Boykott, Vertreibung

Anhang

Vorwort

Einzelne Episoden aus der über 400jährigen Geschichte der jüdischen Gemeinde Stadtlengsfeld wurden in den bisherigen Bänden „Lengsfelder Geschichte“ dargestellt.

Rolf Schlegel und Rolf Leimbach, Lengsfelder Geschichten I, „Werwölfe und Hexen“, BoD Verlag, ISBN 9783732286751

Moritz Goldschmidt und die Lengsfelder Schule

Vom Viehhändler zur Industriellen-Dynastie

Rolf Schlegel und Rolf Leimbach, Lengsfelder Geschichten III, „Hafenstadt an der Felda“, BoD Verlag, ISBN 9783738637564

Pianist, Dirigent und Musikpädagoge Theodor Fuchs

Rolf Leimbach und Rolf Schlegel, Lengsfelder Geschichten IV, „Tarri Tarra die Post ist da“, BoD Verlag, ISBN 9783844810356

Von Amsterdam in den Tod

Rolf Schlegel und Rolf Leimbach, Lengsfelder Geschichten V, „Segelflieger über Stadtlengsfeld“, BoD Verlag, ISBN 9783743166356

Präsident von General Electric - Sohn Stadtlengsfelder Eltern Spendable Lengsfelder - Spiro‘sche Stiftung

Rolf Leimbach und Rolf Schlegel, Lengsfelder Geschichten VI, „Großmütter und Hebammen“, BoD Verlag, ISBN 9783746030890

Shanghai Tower nicht ohne Lengsfelder Dankmar Adler

Der gute Ort - Jüdischer Friedhof zu Stadtlengsfeld

Rolf Leimbach und Rolf Schlegel, Lengsfelder Geschichten VIII, „Förstermord am Kohlgraben“, BoD Verlag, ISBN 9783749496907

Uri Rosenan in Israel

Eine chronologische Darstellung dieser Geschichte von den Anfängen bis zu ihrem Ende 1938 fehlte bisher. Diese Lücke will Band 13 schließen. Es galt, Spuren zu finden und sie einzuordnen. Dabei taten sich Lücken auf, die wohl nicht mehr zu schließen sind. Denn beim Stadtbrand von 1878 gingen Akten verloren. Die Nationalsozialisten taten das Übrige. Schon 1933 wurden alle Gemeinden angewiesen, sämtliches Schriftgut des „Zentralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens“ zu beschlagnahmen. Zudem verwüsteten in der Pogromnacht Faschisten die Synagoge und zerstörten alles Inventar.

Spuren zu den Anfängen

Erste Juden kamen wohl zu Beginn des 16. Jahrhunderts in die Stadt Lengsfeld. Darauf weist ein Schreiben des letzten Kultusvorsitzenden der jüdischen Gemeinde Stadtlengsfelds, Aron Freudenberg, an den Preußischen Landesverbandes jüdischer Gemeinden im Jahr 1937 hin. Freudenberg erbat eine finanzielle Unterstützung zur Fertigstellung der Friedhofsmauer. In dem Schreiben heißt es: „… Unser Friedhof, der über 400 Jahre alt ist,.“ (siehe Anlage, Abb. 121 und 122)

Vor 1500 bestanden südwestlich des Thüringer Waldes bis in die Höhen der Thüringer Rhön keine nennenswerten Ansiedlungen jüdischer Menschen. Die Mehrzahl jüdischer Siedlungsorte lag damals in der Nähe wichtiger Handelsstraßen. Diese aber fehlten im südwestlichsten Thüringer Raum. Eine Ausnahme bildeten Geisa und Vacha ob ihrer Lage an der alten Fernhandelsstraße von Frankfurt/Main nach Leipzig. Handelsstraßen waren besonders für Juden wichtig in Bezug für ihre Handelstätigkeit und wirtschaftliche Beweglichkeit.

Um 1500 kam es zu einer Reihe von Umständen und Ereignissen, die eine Bewegung und Ansiedlung jüdischer Menschen auch südwestlich des Thüringer Waldes zur Folge hatten. So wurden aus ernestinischen Territorien in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Juden ausgewiesen.1 Bei der Suche nach neuen Niederlassungen bevorzugten Juden Orte mit Stadtbefestigungen. Die Mauern, Tore, Türme, sowie die Verpflichtung der Bürger, ihre Stadt mit der Waffe zu verteidigen, boten ihnen ein höheres Maß an Sicherheit. Zudem eröffnete die größere Anzahl von Einwohnern, die Bürger waren, den Juden weitere Geschäftsmöglichkeiten. Solche Voraussetzungen boten neben der Stadt Lengsfeld auch die Städte Geisa und Vacha.

Weiter bevorzugten Juden bei ihrer Siedlungssuche Orte unter reichsritterschaftlicher Herrschaft. Die Grafen, Freiherren und Herren von Boineburg waren Reichsritter und als solches Mitglied des reichsritterschaftlicher Kantons Rhön und Werra.2 Reichsritterschaftliche Besitzungen waren von ihrer Größe und Einwohnerzahl meist bescheiden. Sie mussten sich oft gegen ihre übermächtigen Nachbarn behaupten. So ist bekannt, dass das Bistum Fulda mit den Herren von Lengsfeld im Dauerstreit lag. Der artete um 1700 sogar zum legendären „Lengsfelder Knüppelkrieg“ aus. Ständige Fehden kosteten Geld. Hinzuziehende Juden waren deshalb willkommen, weil sie Geld in die Kassen der Herrschenden brachten. Willi Katz, der letzte jüdische Lehrer an der Bürgerschule von Stadtlengsfeld, schrieb in einem Aufsatz 1929: „Die jüdische Gemeinde zu Stadtlengsfeld ist, wie alle jüdischen Landgemeinden in den ehemaligen reichsritterschaftlichen Orten, auf Grund der Reichspolizeiverordnung von 1548 entstanden, in der der deutsche Kaiser der gesamten Reichsritterschaft und allen einzelnen Mitgliedern derselben wie den übrigen Reichsständen das Recht zusicherte, Juden auf ihrem Gebiet zu ‚halten‘ und von ihnen das Schutz- und Schirmgeld zu erheben.“3

Stadtlengsfelder Juden waren Untertanen der Freiherren von Boineburg und von Müller in deren Patrimonialamt Lengsfeld. Wie ihr Gemeindeleben organisiert war, bestimmten die Grundherren durch Judenordnungen. Als Patrimonialherren übten sie die niedere Gerichtsbarkeit aus.

Der reichsritterschaftlicher Besitz derer von Boineburg entwickelte sich zu einer Ganerbenschaft. Das waren mehrere Familien, die alle Anteile am Gesamtbesitz besaßen und diese auch selbst bewirtschafteten und verwalteten. Über den Gesamtbesitz verfügten sie gemeinsam. Eine einzelne Familie konnte ihren Besitz also nicht an andere veräußern, ohne dass diese der Ganerbenschaft nicht beitrat.4 Die Einheit nach außen blieb zwar gewahrt, nach innen lockerten sich jedoch im Laufe der Zeit die engen Bindungen. Für Juden war eine Ansiedlung in solche geteilten Besitzungen vorteilhaft, weil die dortige Rechtsgrundlage nicht immer eindeutig war. So kam es, dass sich Juden in der Stadt Lengsfeld und in Gehaus ansiedelten konnten, in Weilar aber dagegen nicht.

Verschiedentlich ist zu lesen, dass der Zuzug von Juden im Boineburg’schen Besitz auf acht Familien begrenzt war. Auch Willi Katz vertritt in dem oben genannten Artikel eine solche Ansicht. Diese Anordnung nach der Reichspolizeiordnung von 1548 hatte keinen langen Bestand. Schon 1731 werden 61 jüdische Personen in der Stadt Lengsfeld gezählt (vgl. Tabelle 1).5 Davon sind mindestens 26 Personen Familienoberhäupter. Zudem wurden Kinder unter 13 Jahren gar nicht erfasst. Wenn, wie Freudenberg in seinem Schreiben von 1937 bemerkt, der Friedhof über 400 Jahre alt ist, also schon in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstand, dann hatten sich schon sehr früh feste Strukturen einer größeren jüdischen Gemeinde gebildet, zu der auch eine eigene Begräbnisstätte, eine Synagoge bzw. ein Gebetsraum, eine Schule und eine Mikwe gehörten. Der Chronist fand Hinweise auf solche Strukturen in Dokumenten, wo er sie nicht vermutete. In den Gerichtsprotokollen des Amtes Lengsfeld 1659 ist am zweiten Juli zu lesen: „Den Juden angedeutet, keinen Unflat in den Frawbrunnen zu schutten auch sich nicht drinnen zu baden, oder Wänste drinn zu spulen, bey unableßlicher ernster straffe.“ Das ist ein eindeutiger Hinweis, dass die jüdische Gemeinde eine Mikwe besaß. Nicht anders kann der „Frawbrunnen“ (Frauenbrunnen) gedeutet werden. Meist wurde sie im Keller einer Synagoge angelegt. Nicht so in Stadtlengsfeld. Den Zustand dieser Mikwe beschrieb Professor Kukowka, ein Bürger jüdischen Glaubens und Leiter des Greizer Krankenhauses 1961 auf Anfrage der Stadtverwaltung: “… Hier befand sich auch ein solches Tauchbad, allerdings befand sich dieses Tauchbad in einem sehr primitiven Zustand. Es bestand nur aus einem kleinen Häuschen, das als Umkleideraum diente und aus einem weiteren Häuschen, in dem drei Stufen hinab das Bad angelegt war. Dasselbe war mit Blech ausgeschlagen, ohne Boden, damit das Grundwasser einlaufen konnte. Dem Grundwasser wurde warmes Wasser zum Baden beigegossen.“

Erste Namen jüdischer Einwohner in der Stadt Lengsfeld finden sich in den Boineburg’schen Gerichtsprotokollen aus dem Jahr 1659. Sie wurden dort nur mit einem Vornamen und dem Zusatz „Jude“ bezeichnet: „Mosche, der lange Jude“, „Samuel Juden“, Joseph Juden“, „Mosch Jude“, „Jacob, der kleine Jude“, „Judemann Juden“, „David Juden“, Mänlein Jude“. Nach den Protokollinhalten handelte es sich meist um Streitigkeiten, die beim Viehhandel entstanden und durch einen Amtsspruch beendet wurden.

Abbildung 1: Gerichtsprotokoll 05.02.1659, Quelle: Staatsarchiv Marburg„Den 2 May Ist Judeman Juden auf befehl Jr: Wolf Danielß von Boynebg. anbefohlen ihm zwischen hier und Sonabent 1 Rthl Siegellgebühr abzustatten, dann eine Flachßbreche einzuschaffen, die ihm 2 kloben flachß brachte, und 2 Faßnachtshuner entweder zu bezahlen oder selbe in natur zu liefern.“

Über die Stärke der jüdischen Gemeinde im 16. und 17. Jahrhundert in der Stadt Lengsfeld gibt es keine genauen Angaben. Die können lediglich aus Schutzgeldlisten oder Vermögensschätzungen derer von Boineburg ungefähr ermittelt werden. Kinder unter 13 Jahren wurden überhaupt nicht erfasst.

In dem Freyherrl. Boyneburg. Gerechte Stadt Lengsfeld befinden sich dermalen (1731) an Judenschaft

Männer

Weiber

Söhne so das 13te Lebensjahr erreicht

Weiber dto.

1

David Levi

hat Vermögen kein

2

Jacob

hat nichts

3

Liebmann Ruben

hat etwas Vermögen

weib

2 einer in der Fremde

4

Sander Itzig

hat nichts

weib

1

2 beide in der Fremde

5

Marcus Itzig

hat nichts

weib

6

Moses Itzig

hat nichts

weib

1

7

Löw cus Mar-

hat nichts

weib

8

Itzig ham Abra-

hat nichts

weib

9

Mendel Itzig

hat nichts

weib

10

Salomon Mängen

hat nichts

weib

11

Löser Mendel

hat nichts

weib

12

Aron Ba- charach

hat wenig ein Ver- mögen

weib

13

Moses Salomon

hat etwas Vermögen

weib

14

Meyer Jacob

hat gar wenig

weib

15

Itzig del Men-

hat nichts

16

Kappel Marcus

hat ein wenig Ver- mögen

weib

17

Israel Sa- lomon

hat wenig ein Ver- mögen

weib

18

Moses Marcus

hat nicht viel

weib

19

Selig Itzig

hat nichts

weib

20

Philipp Aron

hat gar wenig

weib

21

Michel

hat ges weni-

weib

22

Moses Aron

hat wenig

weib

23

Daniel Abraham

hat wenig

weib

24

Meyer Aron zu Gehauß

hat nichts

weib

2, so auswärts dienen

25

hat wenig

Sara Mosis rx. (relicta Witwe)

1

26

hat nichts

Sara rx. Löw

27

hat nichts

Jütgen Mendels rx.

1, dient in der Fremde

28

hat nichts

Sprintz Seligmans rx.

2, dienen in der Fremde

29

hat nichts

Rahel Amsels

Stadt Lengsfeld den 5. Januarij 1731 Johann Christoph Schell, Freyherl. Boyneburg. Ges. Amtmann daselbst m. m.

Tabelle 1: Mitglieder der jüdischen Gemeinde in der Stadt Lengsfeld 1731, Quelle: Privat R. Leimbach, 2021

Die dritte Spalte dieser Liste ist bemerkenswert. In vielen anderen Herrschaftsbereichen gab es die Vorbedingung, dass der um das Niederlassungsrecht nachsuchende Jude ein Eigenkapital zwischen mindestens 300 und 500 Talern oder Gulden nachweisen musste. So nicht bei den Boineburgs. Der boineburgische Amtmann schätzte 24 Familien bzw. Personen als mittellos ein. Nur fünf Familienoberhäupter hatten „… ein wenig Vermögen.“ Das jährliche „Schutzgeld“ aber lag bei jedem Juden, mittellos oder etwas vermögend, zwischen sechs und neun Talern bzw. Gulden. Dazu kamen noch die Sondersteuern wie das Zucker- oder Neujahrsgeld. Jeder Jude hatte zudem die Kultussteuer zu entrichten.

Dennoch hatten diese Bedingungen einen fast ungehemmten Zuzug jüdischer Menschen zur Folge. Das führte zu einer Belästigung der christlichen Einwohner durch die hausierenden und bettelnden Juden. Die Herren von Boineburg schien das aber über Jahrzehnte nicht zu kümmern. Erst nach geharnischten Protesten der Gemeindevorsteher boten sie dem ungehemmten Zuzug durch einen Erlass Einhalt: „… daß der verbriefte Schutz künftig nur noch für den Hauserben väterlicherseits Gültigkeit haben soll, … mögen sich die übrigen Kinder um anderen Schutz und Schutzherren umsehen.“6

Den Judenschutz bekamen 1744 folgende jüdische Einwohner:7

1744

Einnahmen-Geld an Judenschutz

fl

8

gl

9

hl

10

Betrag

Zahlbar am

Betrag

Zahlbar am

Hirschel Jonas

2 1/2 Thl

11

Martini

12

1744

2 1/2 Thl.

Petri

13

1744

7

Jacob Lippmann

3 Thl.

Michel.

14

1744

3 Thl.

Petri 1745

9

Jonas Hirschel

2 1/2 Thl.

Joh.

15

1744

2 1/2 Thl.

Mart. 1744

7

10

6

Israel Salomon

3 Thl.

Mich. 1744

3 Rhl.

Petri 1749

9

Liebmann Ruben

3 Thl.

Mich. 1744

3 Thl.

Petri 1745

9

Hoym Gözschlich

2 1/2 Thl.

Joh. 1744

2 1/2 Thl.

Christtag 1744

7

10

6

Moyses Salomon

3 Thl.

Mich. 1744

3 Thl.

Petri 1745

9

Sander Isaac

2 1/2 Thl.

Mich. 1744

2 1/2 Thl.

Petri 1745

7

10

6

Salomon Meyer

2 1/2 Thl.

Mich.1744

2 1/2 Thl.

Petri 1745

7

10

6

Salomon Menck und Meyer Jacob

5 Thl.

Mich. 1744

5 Thl.

Petri 1745

15

Hoym Solomon

2 1/2 Thl.

Mich. 1744

2 1/2 Thl.

Petri 1745

7

10

6

Coppel Marx

3 Thl.

Mich. 1744

3 Thl.

Petri 1745

9

Moyses Itzig

6 fl. incl. Hausmieth

Mich 1744

7 fl. 10 gl. 6 hl.

Petri 1745

Jacob Seligmann

Von Mar- tini 1743 bis Martini 1744, incl. Hausmieth

12

Meyer Abraham

2 1/2 Thl.

Neujahr 1744

2 1/2 Thl.

Joh. 1744 bey Johann Schuler

7

10

6

Latus

(Zwischensumme)

148

10

6

Choyum Levi

Von Petri bis Monats Aug. 1744 bey Joh. Heflfelde

2

13

Moyses Aaron

5 fl.

Mich. 1744

5 fl.

Petri 1745, incl. Hausmieth

10

Itzig Abraham

Neujahr bey dem Cammerschmidt

3

Chlom Seligmann

2 Thl.

den 15. April 1744

2 Thl.

den 15. Oct. 1745 bey Jacobus Waldt

6

Itzig Sander

2 Thl.

Martini 1744

2 Thl.

Petri 1745 bey dem Sattler

6

Aaron Meyer

2 1/2 Thl.

Mart. 1744

2 1/2 Thl.

Petri 1745 bey Joh. Meurer

7

10

6

Leib Heilbronn

4 Thl.

Oster 17845 1/2 Jahr

6

Summa Chent fl.

189

13

Tabelle 2: Judenschutz - Steuerverzeichnis 1744; Quelle: Privat R. Leimbach

Die gleichen Personen in der Tabelle 2 wurden auch mit einer Zuckersteuer (Abb. 2) belegt.

Der Grund, warum Juden eine Zuckersteuer bezahlen mussten, erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Es war verbreitet, dass im Mittelalter und noch lange danach soziale Randgruppen mit besonderen Steuern belastet wurden. Solche Steuern waren in den einzelnen Gebieten unterschiedlich und auch ungewöhnlich. Bekannt ist das sogenannte Judenporzellan in Preußen unter Friedrich den Großen. 1769 wurde diese Sonderabgabe angeordnet. Danach mussten die Juden beim Erwerb oder der Vererbung ihrer Schutzbriefe sowie beim Kauf von Grundstücken für 300 Taler Porzellan aus der Königlichen Porzellanmanufaktur kaufen und im Ausland weiterverkaufen. Diese Sonderabgabe war für viele Juden existenzbedrohend. Die minderbemittelten wanderten aus Preußen ab, was durchaus beabsichtigt war. Zugleich wirkte diese Sondersteuer beruhigend auf die Proteste der christlichen Bevölkerung, denen die Zuwanderung der Juden zumindest unerwünscht war. Für sie waren die Juden zunächst Konkurrenten. Solchen Widerstand und Protest gab es auch unter den christlichen Einwohnern und in Zünften der Stadt Lengsfeld. Der Judenzucker war also eine Sonderabgabe, die nur die Juden zu entrichten hatten. Jetzt wird auch klar, warum die Höhe des Judenzuckers für alle Juden gleich bemessen war. Sie sollte alle Juden treffen, ob sie nun Vermögen besaßen oder nicht.

Abbildung 2: Judenzucker, Quelle: Privat R. Leimbach 2021

Nr.

Familienoberhaupt

Familienmitglieder

Vermögensangaben

1

Aaron Barachach

hat nichts

2

Moses Salomon

mit dem Knecht

3000 fl.

3

Michael Jacob

hat nichts

4

Israel Salomon

hat nichts

5

Salomon Joseph

hat nichts

6

Abraham Salomon

detto

7

Itzig Abraham

detto

8

Herz Baruch

detto

9

Jacob Liebmann

einen Sohn

2500 fl.

10

Hirsch Jonas

250 fl.

11

Löw Heß

detto

12

Jacob Meyer

50 fl.

13

Loiv Cappel

einen Sohn so nicht handelt, einen so handelt

75 fl.

14

Isaac Mendel

einen Sohn

100 fl.

15

Juda Mendel

detto

16

Abraham Gerson

50 fl.

17

Rubel Moses

600 fl.

18

Itzig Marz

50 fl.

19

Moses Cappel

detto

20

Herla Israel

detto

21

Hertz Israel

600 fl.

22

Löw Moses

200 fl.

23

Jacob Mendel

250 fl.

24

Isaac Jacob

50 fl.

25

Wolf Moses

1100 fl.

26

Hirsch Mendel

100 fl.

27

Feibel Nathan

nebst einem Knecht

400 fl.

______

9375 fl.

28

Itzig Meyer

350 fl.

29

Abraham Isaac

detto

30

Isaac Lewi

100 fl.

31

Isaac Schmul

detto

32

Israel Boehm

200 fl.

33

Seelig Moses

detto

34

Schmuhl ...

50 fl.

35

Mary Moses

detto

36

Amsel Lewi Rabbi

detto

37

Wolf Itzig

100 fl.

38

Gottschalik ...

nebst einem Bruder

50 fl.

39

Süßkind Lewi