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Zwischen Pulverschnee und Gletscherschmelze - 60 Jahre Skigeschichten, die begeistern.
Ein Muss für alle, die die Faszination des Skifahrens lieben.
Das E-Book Spuren im Schnee wird angeboten von BoD - Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
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Seitenzahl: 110
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Vorwort
Der Unfall
Rückblick
Internat Les jeunes Gens des Bosques in les Diablerets
Mix zwischen Arbeit und Skifahren
Visitenkarte
Skikurs in der Lenk
Grenzwacht
Arosa Robinson Skishop
Impressionen von Berg und Schnee
Geschichte eines Geizhalses
Langlaufausflug
Alles Käse
Nach dem Unfall
K.-o.-Tropfen
Mike Mores
Impressionen mit Gästen
Diverse Skilehrergeschichten: Ernst Meili
Die Geschichte vom Eiszapfen
Die Geschichte vom Drachen
Meine Wohnungsgenossen
Die Geschichte vom Hamburger
Adi, das Medium
Luftpistole
Impressionen
Mr. Kim
Die Geschichte von der Rolex-Uhr
Jonny Putzi
Chlusi Petsch (Peter Bohren)
Dem Ertrinkungstod knapp entronnen
Impressionen auf Skiern
Willy Aellen
Seilriss
Goldfinger und Aldo Kuonen
Alfred Rufener
Roland Rieder
Marco Kiefer
Der Simulant und die Piste
Der Micky-Maus-Hügel
Gay oder nicht – das ist hier die Frage
Martino Tucek
Dieter (Gast)
Peter Sprecher
Gstaader Geschichten
Sarah Zippert
Olympia-Ski
Gletscher
2009 Frühlingsfahren auf dem Morteratschgletscher
Die drei Hotels
Wachs und Ski präparieren
Gigi von Arosa und Nico Brina
Behindertensport auf Skiern
Unser Skilehrer
Während meiner Zeit als Autorin dieses Buches sind mir viele interessante Menschen begegnet. Eine besondere Freundschaft verbindet mich mit Mike, der mir spannende Geschichten aus seiner Zeit als Skilehrer erzählt hat und auch selbst in diesem Buch ein paar Storys zum Besten gibt. Alles rund um Ski, Schnee und Katastrophen, davon handelt dieses Buch …
Mike hatte mich mit im Boot, von dem Augenblick an, als ich hörte, dass er seine Sicherheit als Grenzschutzbeamter aufgegeben hatte, weil ihn die Leidenschaft zum Skifahren nicht losließ. Der Mut, für einen Traum alles hinter sich zu lassen, faszinierte mich.
Die Ausbildungskosten musste Mike selber tragen.
Er war bereit, weniger Lohn zu verdienen.
Zudem war er unglücklich in Basel. In einer Stadt. Der Mann aus den Bergen!
Es macht ihn glücklich, den ganzen Winter jeden Tag auf den Skiern zu stehen und anderen Menschen das Skifahren beizubringen. Jedes Jahr musste er wieder ein kleines unbequemes Zimmer zu suchen, um so nahe wie möglich bei der Skischule oder im Skigebiet zu sein.
Die Skilehrer wissen nie, ob es genügend Arbeit gibt. Oder ob nicht wieder ein Unfall die Skisaison vorzeitig beendet.
Ich habe viele Geschichten gehört. Traurige und lustige.
Im Après-Ski wird getrunken, gelacht und sich amüsiert, aber auch getorkelt, geschlagen und abgestürzt.
Stellvertretend für alle Skilehrer und Skilehrerinnen, die jedes Jahr dasselbe durchmachen, um möglichst oft auf den Skiern zu sein, habe ich dieses Buch geschrieben.
Dieses Buch soll einfach Spaß vermitteln. Es hat keinen Anspruch auf große Literatur. Es soll zeigen, dass man auch beruflich seinem Herzen folgen kann und es auch okay ist, wenn es nicht immer nach Plan verläuft.
Was mich persönlich sehr berührt hat, war die Offenheit von vielen Personen, die so schnell bereit waren, ehrlich mit mir über ihre Gefühle zu reden.
Die Geschichten entsprechen den Tatsachen, auch wenn kleine Anpassungen gemacht wurden.
Es hat mir große Freude gemacht und ich hoffe, dass die Leser auch ab und zu was zum Schmunzeln oder Nachdenken darin finden.
60 Stundenkilometer schnell brauste er, Mike, der Skilehrer, den Hang runter. Top Kondition gepaart mit professionellem Skifahren, das er sich in vielen Jahren aufgebaut hatte. Seine dunklen Haare steckten unter dem Skihelm. Er hatte einen kräftigen, gut trainierten Körper.
Von seinem letzten Gast vom Robinson Club hatte er sich bereits bei der Mittelstation in Arosa verabschiedet. Beim Carmena-Lift fand an diesem Tag ein Grand Prix der Migros statt. Verhängnisvoll bahnte sich das Unglück an. Ein Gast, nennen wir ihn Martin, hatte den Hinweis zum langsamen Fahren in die andere Piste übersehen.
Dann krachte es! BOOM! Das Letzte, was Mike noch wahrnahm, war ein Gesicht direkt vor ihm, mit einer Brille, die einen goldenem Rand hatte …
dann wurde alles schwarz ...
Die nächste Erinnerung, die er nach dem Zusammenstoß wie in einem Nebel wahrnahm, war so merkwürdig, dass er dachte, er sei in einem Traum. Er lief ohne Skijacke und ohne Skier auf der Piste herum. Erstaunt sah er an sich herunter und überlegte, wo seine Skijacke wohl war und warum er die nicht trug. Es dauerte viele Minuten, in denen er sich an gar nichts mehr erinnern konnte. Er steckte zu diesem Zeitpunkt in einem kompletten Schockzustand.
Seine Aufmerksamkeit wurde auf einen Mann gelenkt, der am Boden lag und schrie. Auch seine Jacke lag am Boden. Langsam kam er wieder zu sich und wollte diesem Mann helfen.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte niemand bemerkt, wie schlimm die Situation war. Während Mike zu dem am Boden liegenden Mann lief, wurde er bei jedem Schritt immer klarer und konnte so langsam die Situation erfassen. Ein Zusammenprall. Ein Mann am Boden, Martin, der sichtlich nicht mehr aufstehen konnte. Zu diesem Zeitpunkt bemerkten auch andere auf der Piste den Notfall und kamen zu Hilfe.
Als die Pistensanitäter eintrafen, wurde der Hang gesperrt. Es war klar, dass hier ein Helikopter benötigt werden würde.
Zuerst kümmerte man sich um Martin, der immer noch am Boden lag, und machte ihn bereit für den Abtransport mit dem Helikopter.
Dann kamen auch Sanitäter zu Mike und sahen, dass sich sein Arm komplett in einer verdrehten Position befand. Dieser Arm war mehrfach gebrochen, sein Knie hatte eine offene Wunde und Blut lief ihm über das Gesicht. Auch hier wurde schnell klar, dass auch er im Helikopter ins nahe gelegene Chur gebracht werden musste.
Der Zusammenprall war so stark gewesen, dass sogar der Helm des Skifahrers einen Riss aufwies.
Der Gast hatte Muskelfaserrisse an den Beinen. Er kam etwas glimpflicher davon, weil er beim Aufprall der Leichtere war und in einem Bogen über Mike geflogen war.
Im Spital musste man bei Mike zuerst seine Kleider aufschneiden, um dann in einer dreistündigen Operation den Arm zu flicken und das Knie zu nähen.
Nun hatte Mike im Spital Zeit, sich an Vergangenes zu erinnern.
Der Großvater von Mike, Hans Hirschi, der in Zweisimmen eine eigene Sägerei hatte, war stets eine wichtige Bezugsperson für ihn.
Ursprünglich arbeitete der Großvater als Bauer, ein sehr bodenständiger, stämmiger Mann. Er engagierte sich in Zweisimmen in der Lokalpolitik in der SVP. Ein respekteinflößender Mann, der zum Frühstück gerne mal eine Rösti aß.
Als er selber einmal ins Spital musste, wollte ihn jemand aus der Familie fahren. Er wehrte sich heftig dagegen und sagte, ein Hans Hirschi fährt immer selbst …
Mikes Eltern, so wurde ihm gesagt, lernten sich in Bern im Kursaal beim Tanzen kennen. Schon bald kamen sie zusammen und gründeten eine Familie. Im 1961 wurde Michael, genannt Mike, geboren.
Mike machte seine ersten Erfahrungen im Schneesport schon sehr früh mit 2 ½ Jahren auf kleinen Holzskiern, wobei man einfach mit den Schuhen in eine Lederbindung schlüpfen konnte. Am 23. Februar 1963 wurde dann die Firma Müller Hirschi AG von seinem Vater Christian Müller und seiner Mutter Anita Müller Hirschi gegründet.
So oft er konnte und durfte, fuhr er auf den Skiern. Seine ersten Skier zierten ein Bündner Wappen und sie hatten einen roten Belag. Versehen waren sie mit einer Backenbindung. Sie hatten noch keine Stahlkanten und die Schuhe waren Bindeschuhe.
Der vierjährige Mike hatte mit seiner Mutter Krach gehabt. Sie wollte ihn vor dem Skifahren eincremen. Schon damals war er ein Trotzkopf. Auffallend selbstständig und kälteunempfindlich für sein junges Alter. Ein Junge wie er wollte sich nicht vor allen anderen von seiner Mutter eincremen lassen. Er fand, dies sei was für Schwächlinge.
Seine Mutter, eine attraktive und geschäftstüchtige Frau, war zu diesem Zeitpunkt schwanger. Sie genoss diese Zeit, wenn Mike auf den Skiern die fast unbändige Energie loswerden konnte.
Dies ging so – hinauflaufen und wieder herunterfahren. Immer und immer und immer wieder.
Es gab da diese Momente der Erholung, wenn sie im Restaurant saß und Michael zufrieden auf der Piste war − Win-win für beide.
Das Allertollste für den kleinen Mike war zweifellos, wenn sein Vater Zeit für ihn hatte und sie beide zusammen Ski fahren gingen.
Die Ausrüstung vom Vater war – der Innen- und Außenschuh noch aus Leder. Die Bindung war schon eine erste Sicherheitsbindung. Es waren über 2 m lange Ski aus Metall.
Im Jahr 1966 kam Mike mit fünf Jahren in den Kindergarten. Dies passte ihm ganz und gar nicht. Auch damals schon gab es Verletzungen beim Skifahren.
In diesem Jahr verstauchte sich Mike den Fuß und verdrehte sich das Knie.
Am Schluss waren sie vier. Michael, Reto, Alex und Tina. Eine neue Generation von Müllers in Zweisimmen wuchs heran.
Im Jahr 1967 gab es in Zweisimmen einen kleinen Tellerlift zum Skifahren. Der Schnydrig-Lift.
Im Jahr 1968 zog die Familie Müller in ihr eigenes Haus, das vorher umgebaut wurde. Im oberen Stock lebte noch der Großvater, Hans Hirschi.
Mike konnte nun schon alleine Ski fahren gehen.
In diesem Jahr kam er in die Schule, in die 1. Klasse.
Eine bleibende Erinnerung für Mike von diesem Jahr war eine Teilnahme an einem Skirennen, in Begleitung von seiner Mutter.
Von nun an gab es Kanten an den Skiern.
Vom Klassenraum aus befand sich die Skipiste direkt neben der Talstation Kilchstalden bei Zweisimmen (altes Siechenhaus).
Mike hatte einen guten Schulfreund, Stephan Rösti, auch ein begeisterter Fan vom Skisport. Mit ihm verbrachte er möglichst jede freie Minute auf den Skiern. Die Skischuhsohlen schliffen sie damals beide mit Schleifpapier.
In den Pausen gingen die beiden mit angeschnallten Lederschnallenschuhen immer wieder den Hang rauf und runter. Immer so lange, bis die Lehrerin sie zum Unterricht zurückpfiff.
Über zwei Jahre lang wiederholten sie dann das Ganze und steigerten es, indem sie mit der Gondelbahn auf «den Spitz» fuhren und die Buckelpiste runterbrausten, ausgerüstet mit Skistöcken.
1969, als Mike in die 2. Klasse kam, hatte er Elan-Holz-Skier mit Sicherheitsbindung mit Kabelzug.
In der 3. Klasse fand dann der Schulsport fast ausschließlich auf Skiern statt, sobald Schnee lag. Auch seine Lehrerin war begeisterte Skifahrerin.
Damals gab es noch nicht so viele Skilifte wie heute.
Mike hatte Kneissl Skier aus weißem Holz – darauf war er sehr stolz.
Eine weitere prägende Person in seiner Kindheit, sein Lehrer in der 4. Klasse. Herr Gerber, unter anderem war er auch Bergführer und ein sehr guter Skifahrer. Wer in einer Bergregion aufwuchs, hatte von Kindesbeinen an den Kontakt zu Erwachsenen, die viel von Natur, den Bergen und dem Zusammenleben mit dem dazugehörenden Wetter verstanden.
Jeder kannte jeden und nichts blieb lange ein Geheimnis.
Zudem hatte Herr Gerber die leitende Funktion im Gesangsverein. Im selben Gesangsverein, in dem auch Mikes Mutter sang.
Die nächsten Skier von Mike waren Authier Metall Skier. Gefahren wurde mit Jeanshosen und einer normalen Jacke. Spezielle Kleidung gab es erst später.
Im Jahr 1972 hatte Mike dann einen Lehrer, der noch ganz nach «alter Art» unterrichtete. Nennen wir ihn Herrn Peter. Ein Mann, der vom Militär begeistert war.
Herr Peter unterrichtete sehr streng. Streng und militärisch, wie er es selber gelernt hatte. Er schrieb noch in alter Schrift. Erziehungsmäßig gab es auch mal körperliche Strafen wie eine Ohrfeige.
Über ein ganz besonderes Erlebnis berichtet Mike immer wieder gerne, und zwar, als es in der Schule darum ging, ein Rehbein zu untersuchen. Die Kinder gingen teils neugierig, teils angeekelt an die Aufgabe ran, aber nicht die Untersuchung war das Schlimmste, sondern das Folgende.
Nach den Sommerferien, als der Unterricht wieder aufgenommen wurde, wuselten von allen Seiten die Kinder in die Schulzimmer. Im Klassenraum, wo Mike war, roch es streng, schwer und verwest. Würggeräusche klangen durch den Raum. Die Fenster wurden sofort alle ganz weit geöffnet, damit die frische Luft reinströmen konnte. Es gab keine Erleichterung, gerade als die Suche nach der Ursache gestartet wurde, hörte man einen Schrei. Ein Mädchen zeigte im hinteren Bereich des Klassenzimmers auf den Boden. Beim genaueren Hinsehen erkannte man die vielen kleinen dicken weißen Maden. Es wimmelte von ihnen.
Die Ursache des Übels war das Rehbein, das mittlerweile fast ganz abgefressen war von den gierigen kleinen Maden. Im ganzen Schulzimmer gab es sie. Überall Maden. Einige Kinder kreischten und flohen so rasch sie konnten aus dem Raum. Andere fanden die Aufregung cool und versuchten, möglichst viel davon zu sehen.
Der Start nach den Sommerferien in die Schule ergab dann eine große Aufräum- und Putzaktion, damit die Maden nicht als Ablenkung durch das Klassenzimmer krochen. Den Geruch konnte man leider noch länger nicht ganz entfernen.
Irgendwie war alles verknüpft. Der Vater und der Lehrer von Mike saßen am selben Stammtisch. Das Familienkonstrukt, das Arbeiten, das Zwischenmenschliche, überall findet man Verknüpfungen. Der Zusammenhalt in den Bergen war und ist wichtig. Es ist eine Gemeinschaft.
Im Jahr 1973 im Pfarrhaus in Grindelwald fanden Mike und sein Cousin alte Nostalgieskier. Die waren noch ohne Stahlkanten, und damit bretterten die beiden von der Pfingstegg-Bahn runter.
Eine weitere Erinnerung von Mike ist die Besonderheit des Lehrers, der von den Kindern stets verlangte, Hochdeutsch mit ihm zu sprechen.
Leider mussten die Schüler sich sogar bei einer Schulreise den ganzen Tag auch miteinander auf Hochdeutsch unterhalten. Herr Peter hatte es auch nicht gerne, wenn die Kinder lachten. Dies war ein Grund für einen Tadel.
Mike entwickelte sich immer mehr zu einem guten Skifahrer.