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Wer war, wer ist Stefan Zweig? Ulrich Weinzierl, ein Kenner der Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts, zeigt den melancholischen Zeitzeugen der „Welt von Gestern“ ganz privat: Wie schaffte es Friderike Maria von Winternitz, aus dem passionierten Junggesellen einen Ehemann zu machen? War der Verfasser der Novelle „Verwirrung der Gefühle“ in Wahrheit ein verklemmter Homosexueller, und was war das „brennende“ Geheimnis seines Lebens? Lauter heikle Fragen und der Versuch einer Antwort. Eine intime Biografie des Schriftstellers und „Psychologen aus Leidenschaft“, eine Geschichte seiner Freundschaften – von Sigmund Freud bis Klaus Mann – und eine Geschichte des Verrats.
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Seitenzahl: 303
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Stefan Zweig – melancholischerZeitzeuge der »Welt von Gestern«,der im brasilianischen Exil Selbstmord beging. Ulrich Weinzierl zeigt ihn ganz privat: Wie schaffte es Friderike Maria von Winternitz, aus dem passionierten Junggesellen einen schlechten Ehemann zu machen? War Zweig, Verfasser der Novelle Verwirrung der Gefühle, wie immer wieder vermutet wird, in Wirklichkeit ein verklemmter Homosexueller? Nein. Was aber war das wahre, das »brennende« Geheimnis seines Lebens, das ihn beinahe ins Gefängnis gebracht hätte?
Lauter heikle Fragen und der Versuch einer Antwort: eine psychologische Untersuchung und ein intimes Porträt. Eine Geschichte seiner Freundschaften – von Sigmund Freud bis Klaus Mann –, die für Stefan Zweig heilig waren, und eine Geschichte des Verrats.
Zsolnay E-Book
Ulrich Weinzierl
Stefan Zweigs brennendes
Geheimnis
Paul Zsolnay Verlag
ISBN 978-3-552-05758-6
Alle Rechte vorbehalten
© Paul Zsolnay Verlag Wien 2015
Umschlag: Lübbeke Naumann Thoben, Köln
Foto: © Imagno/Kontributor/Getty Images
Satz: Eva Kaltenbrunner-Dorfinger, Wien
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Kreutzfeldt digital, Hamburg
Stefan Zweig, 1920
(© Imagno/Kontributor/Getty Images)
Inhalt
Szenen einer Ehe
Verwirrung der Gefühle?
Brennendes Geheimnis
Anmerkungen
Quellen- und Literaturverzeichnis
Dank
Namenregister
Friderike von Winternitz mit ihren Töchtern Alix Elisabeth und Susanne Benediktine, 1912. (Privatbesitz Oliver Matuschek)
Eine literarische Vermählung der besonderen Art: Am Mittwoch, dem 28. Jänner 1920, ehelicht der 39jährige Schriftsteller Stefan Zweig im Wiener Rathaus die 38jährige Schriftstellerin Friderike Maria geschiedene von Winternitz, geborene Burger. Die Braut ist – sie wollte das so – abwesend. An ihrer Stelle gibt ein gemeinsamer Freund, der 35jährige Schriftsteller Felix Braun, das Jawort. Zuvor, um 10 Uhr 30, haben sich die Hochzeitsgäste im Café Landtmann am Ring versammelt. In einem Einladungsschreiben, entweder an den Schriftsteller Eugen Antoine oder an den Schriftsteller Hans Prager, Felix Brauns Schwager, gerichtet – die beiden fungierten als Trauzeugen –, hatte Zweig launig um »Beistand bei der homosexuellen Ceremonie« gebeten. Sie werde, versicherte er, nicht lange dauern: »Um 11 geschieht das Gewaltige, um ¼12 dürfte alles vorüber sein.«1 Es wurde eine ziemlich heitere Aktion. Bei den obligatorischen guten Wünschen des Standesbeamten für reichen Kindersegen des Paares sei der Bräutigam in Gelächter ausgebrochen.2 Doch auch Friderike Zweigs Formulierung, in dem von ihr herausgegebenen und mehr als zart zensurierten Briefwechsel mit ihrem verstorbenen Exgatten, hat etwas Missverständliches: »Stefan fuhr nun im Jänner nach Wien, um im Wiener Rathaus unsere Ehe zu vollziehen.«3 Unter Vollzug der Ehe versteht man gemeinhin Vollzug des Geschlechtsverkehrs …
Wegen »Zugsperre«, der Nachkrieg in Restösterreich hatte schwerwiegende Folgen, konnte der frischgebackene Ehemann sein nunmehriges Eheweib, das in Salzburg – im Haus auf dem Kapuzinerberg – auf ihn wartete, nicht umgehend aufsuchen. Die Neue Freie Presse vom 30. Jänner meldete: »Infolge außerordentlicher Erschwerung der Verkehrsverhältnisse muss bis auf weiteres der Fahrkahrtenvorverkauf für die Westbahnzüge eingestellt werden.«4
So schien Friderikes briefliche Frage an Stefan »Wie hast Du die Hochzeitsnacht verbracht?« durchaus angemessen. Eine Antwort ist nicht überliefert. Aber die Zeit des Wartens nutzte Friderike sinnvoll, sie sortierte die üppigen Briefschaften ihres Gemahls, weil dessen Sekretärin, Anna Meingast, damit wohl in jeder Hinsicht überfordert gewesen wäre: »Sehr lästig sind mir beim Ordnen die Frauenbriefe aus der Zeit, wo ich dachte, dass neben mir nicht so viel anderes Raum hatte, andererseits sind Briefe dabei, die Dich in den Augen der biederen Frau M. als Don Juan erscheinen ließen. Es ist also unmöglich, dass Du ihr die Korrespondenz zur Durchsicht übergibst. Du hast selbst vergessen, was für und wie viel unmögliche Briefe darunter sind.«5 Nicht der Tadel verblüfft, lediglich die Tatsache, dass sie damals – das erste Mal dokumentiert – schroff Anstoß an Zweigs lebhaftem Liebesleben nahm. In den acht vorangegangenen Jahren ihres nicht unkomplizierten Verhältnisses hatte sie nichts dergleichen getan, im Gegenteil: Sie bestärkte ihn in einem Fall geradezu darin. Naturgemäß ein Trick. Nie hätte er sich an jemanden gebunden, der seine erotische Freiheit einzuschränken versuchte. Friderike war eine kluge, psychologisch versierte Dame. Sie wusste genau, was sie wollte. Und zwar von Anfang an.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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