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Waren war mit seinen Männern auf einem Turnier. Jetzt möchte er seinen Weg nach Hause antreten, doch eine Frau weckt seine Neugier und ehe er sich versieht, muss er sich um sie kümmern. Das stellt seine Pläne auf den Kopf, doch auch sein Herz macht dies nicht so leicht mit, wie er denkt.
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Seitenzahl: 81
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Kapitel 1
Unter ihr ritten fünfzig bewaffnete Ritter vorbei mit ihrem Gefolge. Hermine sah ihre Hoffnung schwinden, jemals von der Schreckensherrschaft ihres Bruders, der wahrheitshalber, ihres Halbbruders befreit zu werden. Sie blickte wehmütig zu ihnen hinunter. Sie stand auf dem Turm, nicht weit von dem großen Tor, wodurch die Reiter ihren Weg nach draußen fanden.
Hecktor hatte es tatsächlich geschafft, sie von den Rittern fern zu halten. Sie war die ganze Zeit eingesperrt gewesen, hatte versucht auf sich aufmerksam zu machen, doch keiner hatte sich auch nur für sie interessiert.
Gerade ritten drei Ritter nebeneinander auf das Tor zu. Der Ritter in der Mitte trug keinen Helm, seine Haare waren dunkel braun. Zu Hermine´s Überraschung blickte dieser nach oben und entdeckte sie.
Hermine´s Herz schlug schneller. Sie trat einen Schritt vor, wollte gerade die Hand heben, als zwei Arme nach ihr Griffen. Ihre Augen weiteten sich. Es war zu spät. Sie hatte ihn nicht gehört! Aus ihrem Mund kam kein Laut heraus. Sie hatte schon vor fünf Jahren aufgehört zu sprechen, da ihr Bruder jegliches Wort von ihr sofort abgeschnitten hatte. Damals hatte sie unter Schmerzen herausgefunden, dass wenn sie stumm blieb, sie ihm wenigstens etwas entgegen setzten konnte. Daher schrie sie jetzt auch nicht. Dennoch wehrte sie sich so gut sie konnte.
Hermine schaffte es, Hecktor einen Schlag zu verpassen, so dass er sie los ließ. Schnell taumelte sie ins Innere. Ihre Kammer, dort hatte sie einen Stock, welcher ihr helfen würde mit ihrem Bruder um zu gehen, bis dieser fort war. Zu ihrem eigenen Schutz hatte sie den Stock angespitzt.
Sie ergriff den Stock und stellte sich ihrem Bruder entgegen. Ihre Augen fixierten seine.
„Ahahaha, mit so einer Kleinigkeit willst du dich gegen mich wehren?“ Hecktor betrat den Raum. „Steck das Ding weg. Von dort unten wird dir keiner zur Hilfe eilen. Alle wissen, dass ich dich nur wegen deiner Krankheit eingesperrt habe. Sie denken du bist geistig nicht ganz gesund.“ Er grinste hämisch.
Waren hatten die angsterfüllte Augen gesehen. Seltsamerweise hatte er jedoch keinen Schrei gehört. Sicher, dass eine junge und schöne Frau in Not war, musste er umgehend reagieren.
„Hunter, Baldrian. Schnell, eine Räuberleiter. Ich muss dort hoch.“ Er deute auf das Tor und dem Fenster, welches sich dort befand. Da die beiden angesprochenen ihren Laird kannten, reagierten sie sofort. Sie reichten sich die Hände und Waren konnte ohne mühe hinaufklettern. Er rief ihnen noch zu, dass sie auf ihn warten sollten, dann verschwand er über der Mauer. Er folgte einem schmalen Gang und ging ein paar Treppen hoch. Oben angekommen, zückte er sein Schwert und schlich sich vorsichtig näher. Er hörte eine höhnische männliche Stimme.
„Natürlich weiß ich, dass du geistig voll zurechnungsfähig bist. Deswegen werden wir morgen heiraten.“
Waren schlich näher und konnte nun in den Raum hinein schauen. Er sah gerade noch, wie die junge Frau mit ihren Händen etwas zeigte und ihren Kopf vehement schüttelte.
Der Mann lachte wieder. Waren war sich sicher, dass dies der Laird des Schlosses war, doch sein Auftreten hier war deutlich anders.
„Ich weiß, dass ich dein Vormund bin. Doch morgen wirst du Alt genug sein, dass wir heiraten können. Dann gehört alles mir.“
Die junge Frau fuhr sich mit dem Zeigefinger über ihre Kehle.
„Nur über deine Leiche?“ interpretierte der Gesprächspartner mit Leichtigkeit. „Sicher, aber erst, wenn du mir einen Sohn geboren hast. Danach kannst du gerne verrecken. Wer will schon eine stumme Frau.“
Die junge Frau wurde noch wütender als ohnehin schon. Sie stich mit dem Stock in die Richtung von dem Mann.
„So eine kleine Wildkatze. Vorerst lasse ich dich in Ruhe. Aber morgen gehörst du mir.“ grinste der Laird ein letztes Mal und ging hämisch lachend davon. Die junge Frau sank fast augenblicklich in sich zusammen und schlug die Hände vors Gesicht. Den Stock hatte sie achtlos fallen gelassen.
Waren war verwirrt. Er betrat zögernd den Raum und räusperte sich. „Ähm.“
Sofort hatten sich zwei braune Augen auf ihn gerichtet. In einem war noch eine Träne zu sehen, dennoch ergriff die junge Frau sofort den Stock und stellte sich in Abwehrhaltung auf.
Waren steckte sein Schwert ein und hob beschwichtigend die Arme. „Ich bin Waren von Locksly. Vor mir haben Sie nichts zu befürchten.“
Zögerlich ließ die Frau den Stock sinken und schaute ihn stirnrunzelnd an. Dann machte sie eine Bewegung, als würde sie ein Pferd reiten.
„Ja, ich bin einer der Reiter. Sie sind die Schwester von Laird?“
Die junge Frau nickte.
„Wenn ich das gerade richtig mitbekommen habe, wurden Sie hier gefangen gehalten?“
Die Miene der Frau hellte sich kurz auf. Sie nickte.
„Und Ihr sollt ihn morgen Heiraten.“
Erneut nickte sie. Doch dann begann ihr Gesicht leicht zu strahlen, als ob ihr ein Gedanke gekommen wäre. Sie deute auf sich mit der einen Hand und auf ihn mit der anderen Hand. Dann schlug sie beide Hände gegen einander und machte eine Reitbewegung.
Waren verstand sie und runzelte die Stirn. „Sie wollen mit mir mitkommen?“
Die junge Frau nickte wie wild und deute auf ihren Ringfinger, dann zur Richtung, in welcher ihr Bruder verschwunden war und dann schüttelte sie vehement den Kopf. Anschließend faltete sie die Hände und hielt sie ihm entgegen, als Bittgeste.
Waren war verwirrt. Was sollte er mit so einer Frau anfangen? Er könnte sie zwar mitnehmen, wäre dann aber für sie verantwortlich. Er könnte sie jedoch in ein Kloster bringen. Dort würde ihr Bruder nicht mehr an sie herankommen. „Ich kann Sie nur ein Stück mitnehmen. Dann wäre es für Sie ratsamer ins Kloster zu gehen.“
Obwohl ein missfallender Ausdruck über ihr Gesicht huschte nickte sie sofort.
„Dann sollten wir los.“ Waren bereute schon fast, dass er ihr angeboten hatten ihr zu helfen. Sie würde ihm vermutlich ärger machen.
Die junge Frau nickte und hob dann einen Zeigefinger. Anschließend drehte sie sich um und eilte zu einer Wand. Dort drückte sie auf einen Stein. Dann glitt eine Geheimtür auf. Dahinter war ein kleiner Raum, gerade groß genug, dass eine Person stehen konnte. Sie holte eine gefüllte Tasche heraus.
Jetzt drehte sie sich wieder zu ihm um und trat auf ihn zu. Sie nickte, als ob sie sagen würde, sie wäre bereit.
Waren nickte ebenfalls. „Wir müssen über die Mauer hinunter.“ erklärte er ihr kurz. Worauf sie unsicher nickte, aber erneut einen Schritt auf ihn zutrat.
Waren konnten nicht umhin sie zu bewundern. Sie schien wohl ziemlich verzweifelt zu sein, dass sie einem Fremden vertraute. Obwohl, wenn er es recht bedachte, dann war er wohl ihre einzige Hoffnung jemals von hier weg zu kommen.
Waren ging voran und bedeutete ihr vorsichtig zu sein. Sie schlich ihm leise hinterher. Als sie, ohne gesehen zu werden, am Fenster angekommen waren, blickte er hinunter. Seine Männer warteten, wie er es ihnen gesagt hatte, direkt beim Tor.
„Hunter, Baldrian.“ zischte er ihnen nun zu. Beide schauten sofort nach oben. „Fangt.“
Waren warf ihnen die Tasche hinunter. Dann drehte er sich zu der jungen Frau um. Sie hatte ihre Augen aufgerissen. „Ich werde Sie nun hinunter lassen. Vertrauen Sie mir einfach.“ Ohne auf ihre Reaktion zu achten, hob er sie auf seine Arme und trat zum Fenster. Seine Männer schauten ungläubig hinauf, doch sie machten sich bereit die Frau zu fangen.
Waren jedoch ließ die Frau nicht einfach los, sondern ließ sie vorsichtig hinuntergleiten. Nur einen Meter musste sie daher ohne Halt in der Luft zurück legen. Hunter und Baldrian schafften es sie aufzufangen. Dann stieg Waren rückwärts aus dem Fenster und ließ sich ebenfalls hinunterfallen. Er landete leichtfüßig neben seinem Pferd. Dann stieg er auf. Sofort waren seine Männer an seiner Seite.
Waren nahm die Frau wieder an sich. „Wir müssen schnellstmöglich von hier fort.“ Er ritt bereits durch das Tor.
Die junge Frau versteckte sofort ihr Gesicht an seiner Brust. „Schlaues Mädchen.“ murmelte Waren vor sich hin. Ohne sich um zu sehen, wusste er, dass seine Männer ihm folgten. Er war dankbar, dass er ihnen nun keine Fragen beantworten musste. Sie ritten in einem strengen Tempo voran.
Als das Schloß hinter ihnen nicht mehr zu sehen war, hob die junge Frau den Kopf. Sie blickte sich kurz um. Dann nickte sie, als ob sie erleichtert war.
„Wir sind noch nicht außer Reichweite, doch wir haben ein gutes Stück geschafft. Dort hinter dem Berg lagern meine Männer.“
Die junge Frau schaute ihn an, sie schien dankbar zu sein. Dann nickte sie.
„Mich würde euer Name interessieren?“ Waren wartete auf ihre Reaktion.
Die junge Frau überlegte. Dann deutete sie auf ihn und faltete ihre Hände zu einem Buch und tat so, als ob sie lesen würde.
„Ob ich lesen kann? Ja, dass kann ich.“
Erleichterung war auf ihrem Gesicht zu erkennen. Sie nahm nun seine Hand von den Zügeln und schrieb einen Buchstaben hinein. So schrieb sie ihren ganzen Namen.
Waren war von der Intelligenz der jungen Frau sehr beeindruckt. Sie schien wohl unterrichtet worden zu sein. „Hermine, wenn ich es richtig verstanden habe?“ hackte er nach, als sie fertig war mit schreiben.
Hermine nickte ihm freudestrahlend an. Dann nahm sie wieder seine Hand und schrieb danke hinein.
Waren nickte einfach nur. „Kein Problem.“ Sie hatten in der Zwischenzeit schon den Berg erreicht und nun konnte er auch das Lager seiner Männer sehen.
Hermine´s Augen wurden groß. Sie schaute ihn noch einmal an. Waren grinste leicht. „Ja, die gehören alle zu mir.“
Dann ritten sie ins Lager. Einige Männer schauten erstaunt auf, als sie sahen, dass ihr Laird mit einer jungen Frau angeritten kam.
Bei dem größten Zelt hielt Waren an und ließ die junge Frau hinunter.
Thron, sein Hauptmann, trat ihm entgegen. „Laird, wen bringt Ihr mit?“
Waren sprang aus seinem Sattel und landete neben der jungen Frau. „Das ist Hermine, die Schwester von Hecktor. Sie brauchte Hilfe.“
„Verstehe. Werden wir dafür ärger bekommen?“ Thron´s Tonfall war neutral.
„Vermutlich.“ lächelte Waren nun.
Hermine zog die Luft ein. Sie drehte sich mit erschrockenen Augen zu Waren um.
„Ach, machen Sie sich nichts draus. Das werden wir schon irgendwie hinbekommen.“ Waren bedeutete ihr voran zu gehen.
Thron winkte einen seiner Männer heran und gab ihnen leise den Befehl die Wachen zu informieren, dass es ärger geben könnte. Dann folgte er seinem Laird und der jungen Frau, welche noch kein Wort gesagt hatte.
Nachdem Waren der jungen Frau etwas zu trinken gereicht hatte, setzte er sich selbst mit einem Becher hin. „Was gibt es Neues, Thron?“