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Liam, ein erfolgreicher Geschäftsmann, kehr in seine Heimatstadt zurück. Dort hat sich einiges verändert. Seine Verbitterung hatte ihn so lange von dort fern gehalten. Ob er hier vielleicht doch sein Glück finden wird? Trotz all den Umständen?
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Seitenzahl: 116
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Kapitel 1
Liam starrte vor sich hin. Man hatte ihm gerade mitgeteilt, dass seine Eltern verstorben waren. Es war ein Autounfall gewesen. Nachdem er seiner Wut freien lauf gelassen hatte, konnte er nur noch da stehen. Keiner auf dem gesamten Schulgelände wagte es, ihn an zu rühren. Er ging die Treppe hinunter, alle machten ihm platz. Keiner wagte es auch nur ein Wort an ihn zu richten. Auch, wenn er gerade erst zwölf war, wusste er sofort, dass sich von nun an alles ändern würde. Seine Trauer war unmenschlich, da seine Eltern ihn nicht so geliebt hatten, wie man es sich als zwölfjähriger gewünscht hätte. Sie waren nur vernarrt in ihr Geld gewesen. Und davon hatten sie reichlich gehabt. Trotzdem war Liam gezwungen gewesen in eine öffentliche Schule zu gehen. Seine Eltern waren der Meinung gewesen, dass er es auch dort zu etwas bringen würde.
„Amy, nicht!“
Liam blickte wütend auf. Vor ihm stand Amy. Sie war neun und bevor seine Eltern das große Geld in der Lotterie gewonnen hatten, waren sie nebeneinander aufgewachsen. Dann waren seine Eltern in eine bessere Gegend gezogen. Er hatte in den letzten drei Jahren nichts mit ihr zu tun gehabt, dennoch stand sie ihm nun im Weg.
Ihr Bruder hatte diese Worte ausgesprochen. „Amy, nicht!“ Ja, so behandelten ihn alle. Jeder hatte Angst vor ihm. Er war zu einem gewalttätigen Jungen geworden. Hatte seine Wut nicht mehr unter Kontrolle.
Doch Amy trat nur noch einen Schritt auf ihn zu. Sie hatte Tränen in den Augen und dann, ohne, dass Liam etwas daran ändern konnte, nahm sie ihn in den Arm. Sie drückte ihn fest an sich. Obwohl er sie nicht zurück umarmte, hielt sie ihn fest. „Es tut mir sehr leid, dass du deine Eltern verloren hast.“ flüsterte sie in sein Ohr.
Ein Schluchzer rang seinen Hals hinauf. Er hielt ihn zurück. Langsam spürte er, wie Amy´s Wärme in seinen kalten und verlassenen Körper zog. Er schloss, für einen Bruchteil der Sekunde, die Augen und ließ sich von ihrer kindlichen Umarmung trösten.
Dann wurden sie unterbrochen. „Mister Wale, lassen Sie Augenblick Amy los. Es wird Zeit, dass Sie unsere Schule verlassen.“
Liam öffnete seine Augen. Wie konnte die Schuldirektorin auch nur annehmen, dass er Amy in die Arme genommen hatte? Jeder hatte doch sehen können, dass dies allein von Amy ausging.
Amy löste sich von ihm und blickte ihm fest in die Augen. „Vergiss uns nicht.“ flüsterte sie und trat von ihm fort.
Liam verspürte plötzlich eine Leere. Eine ungeahnte Leere. Er zwang sich der Schuldirektorin in die Augen zu sehen. „Sie werden es noch bereuen, mich so behandelt zu haben, Misses Hämisch.“
Zehn Jahre später
„Es freut uns außerordentlich eine so berühmte Person vor uns zu haben!“ zwitscherte eine junge Sekretärin.
Liam war dies schon wieder lästig. Er hatte es mit zweiundzwanzig geschafft ein Unternehmen auf zu bauen, wovon andere nur Träumen können. Er war jung, erfolgreich und reich. Er hatte alles in seinem Leben erreicht. Er war unabhängig, hatte diverse Abschlüsse an berühmten Schulen gemacht und konzentrierte sich nun auf seinen nächsten Auftrag. Und wieder einmal war er die nervigen Vertragspartner leid. Doch er zwang sich ein freundliches Gesicht auf zu setzen und in Verhandlung zu gehen. Nachdem ihm dies in den letzten drei Stunden gelungen war, hatte er endlich den Auftrag in der Tasche. Er überließ seinen Anwälten nun den Rest und begab sich zu seinem Auto.
Liam schaltete gerne beim Autofahren ab. Nachdem er über eine Stunde herausgefahren war, kam er in seinem Penthaus an. Als er die Tür aufschloss war es still. Er betrat sein Zuhause und ließ die Schlüssel in eine Schale fallen. Nachdem er auf den Anrufbeantworter Knopf gedrückt hatte, löste er seine Krawatte. „Drei neue Nachrichten. Hallo hier ist Olivia Hain. Wie Sie gewünscht haben, haben wir die Hillwich High gekauft. Dort war eine Melinda Hämisch die Schuldirektorin. Doch Ihren Anweisungen entsprechend ist nun Mister Clark Finn der neue Schuldirektor. Eine neue Nachricht. Hallo Liam, hier ist Willibald Lektor. Ich wollte dich fragen, ob du Lust hast am Wochenende zu einer Party von mir zu kommen? Ruf mich doch einfach an. 0178 3322 223. Okay, Ciao! Eine neue Nachricht. Ich grüße dich Liam, hier ist George Flemming. Ach, du weißt wer ich bin. Nun, das Haus ist nun renoviert worden. Es ist fertig, falls du es dir ansehen magst. Also dann. Keine neue Nachricht.“
Liam fing nun an zu grinsen. Dieser Tag schien immer besser zu werden. Er hatte es seiner ehemaligen Schuldirektorin gezeigt. Sie war nun aus dem Geschäft. Und stattdessen hat er den einzigen fähigen Lehrer an der Schule auf ihren Platz gesetzt. Rache war wirklich süß.
Liam blickte erneut zum Anrufbeantworter. Das Haus war fertig. Ohne noch weiter darüber nach zu denken, schnappte er sich den Schlüssel von seinem Auto und verließ erneut das Penthaus. Er würde sich das Haus ansehen. Auch, wenn es dann schon dunkeln sein würde.
Binnen weniger Minuten war Liam auf der Autobahn und fuhr in die kleine Ortschaft Hillwich. Sie lag nicht all zu weit von seinem Penthaus entfernt. Allerdings war es nach zehn, als er in die verschlafene Ortschaft einfuhr.
Hillwich. Liam fuhr nun langsamer und ließ seinen Heimatort auf sich wirken. Hier hatte er bis zu seinem zwölften Lebensjahr gelebt. Die ersten Jahre waren für ihn sehr schön gewesen, und dann, dann hatte sich alles verändert. Seine Eltern hatten in der Lotterie gewonnen und fühlte sich als etwas Besseres. Bis sie dann daran gestorben waren. Zumindest fühlte es sich für Liam so an.
Er hielt vor seinem Haus. Es war das, welches er mit seinen Eltern bewohnt hatte, als er noch glücklich gewesen war. George hatte wirklich gute Arbeit geleistet. Von außen hatte das Haus einen neuen Anstrich bekommen und die Terrasse war neu gemacht worden. Die Pflanzen waren ebenfalls neu eingepflanzt worden. Alles in allem, konnte er dieses Haus gut vermieten. Er war gespannt, wie es drinnen aussah und ging die Stufen hoch. Da keiner in der Nähe war, holte er den Schlüssel hervor und betrat das Haus. Es war nicht so, wie Liam es erwartet hätte. Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass nun viele gute Erlebnisse auf ihn einströmten, doch dem war nicht so. In diesem Haus verspürte er nichts. Es war einfach nur leer.
Liam ließ betrübt seine Hand sinken. Leer. Wieder einmal war er etwas hinterher gelaufen, was sich als Sinnlos erwies.
Er drehte sich um und verließ das Haus. Zurück in seinem Auto fuhr er zum nächsten Imbiss. Er hatte Hunger bekommen und war müde von der Reise. Zerknirscht ließ er sich auf den nächsten Stuhl im Imbiss fallen.
Eine Bedienung kam pflichtbewusst angelaufen. „Guten Abend der Herr, was kann ich Ihnen bringen?“
Liam blickte nur kurz auf die Karte. „Einen Kaffee und zwei Thunfischsandwiches.“
„Kommt sofort!“ die Bedienung drehte sich um und brüllte zur Küche. „Zwei Thunfischsandwiches!“
Liam blickte ihr nun verärgert hinterher. Wie konnte so eine ungehobelte Frau nur hier bedienen?
Die Eingangstür läutete und ein älterer Mann trat ein. „Louis, bringst du mir einen Kaffee!“ rief er.
„Sicher, Mister Tailor!“ bekam er als Antwort zurück.
Mister Tailor schaute sich kurz um und schlenderte dann zu einem genauso alten Mann an der Ecke hinüber. „Grüß dich Mark. Und, wie war deine Schicht?“
„Nicht so gut.“ brummte der Mann zurück.
Liam konnte jedes Wort von den zwei Männern hören, da beide taub zu seien schienen, obwohl sie drei Tische entfernt von ihm saßen.
„Meine auch nicht. Aber, ich konnte mich wenigstens mit den neusten Neuigkeiten beschäftigen.“
„So, was gibt es denn Neues?“ die Neugierde sprach aus dem Mann.
„Die Tempelton haben ihren Hund einschläfern lassen.“
„Das ist doch keine Neuigkeit.“ blaffte Mark.
„Warte es ab. Als ich das von Misses Tempelton erfahren habe, berichtete sie mir auch, dass die Kaller den kleinen Winnie nicht herausgeben. Amy ist wohl am Boden zerstört. James versucht alles um ihr zu helfen. Kann aber selber nicht viel machen, da er seinen Job verloren hat.“
„Hatte der nicht in der Schule gearbeitet, als Hausmeister?“
„Ja, ja. Doch so ein Schnösel hat die Schule gekauft und alle raus geschmissen, bis auf den alten Herrn Finn. Der ist jetzt der neue Schuldirektor. Stell dir das einmal vor. Er, als Schuldirektor!“
Liam war erstaunt dies alles zu hören. Er hatte seit Ewigkeiten nicht mehr an Amy und James gedacht. James war also Hausmeister geworden. Und was machte Amy?
Liam erhob sich, noch bevor seine Bestellung da war. Er ließ einen fünfzig Dollar Schein liegen und ging zum Auto. Nachdem er dort platz genommen hatte, holte er sein Handy hervor. Er wählte die Nummer von George. Bereits nach dem dritten Klingeln ging dieser dran. „Ja?“
„Such mir alles über Amy und James Kaller heraus. Wohnhaft in Hillwich.“
„Liam? Bist du das? Wozu willst du diese Informationen?“
„Bis morgen früh.“ erwiderte er ruhig und legte auf. Dann erst startete er den Motor und fuhr zurück ins sein Penthaus.
Nach fünf Stunden schlaf, seinem Morgensport und einer heißen Dusche war Liam endlich wieder fit. Er hatte seinen Ausflug in seine Heimatstadt fast vergessen, als er ins Büro kam.
„Guten Morgen, Mister Wale!“ begrüßte ihn seine Sekretärin.
„Morgen, Viola. Gibt es irgendetwas Wichtiges?“
„Nein. Allerdings wartet George in deinem Büro.“
„George? Hat er gesagt, was er wollte?“
„Nein. Bedauerlicherweise nicht.“
„Danke. In den nächsten Minuten keine Anrufe mehr.“
„Alles klar.“ lächelte Viola.
Liam betrat sein Büro und zog die Tür hinter sich zu. „George, was kann ich für dich tun?“
„Komm mir nicht so, mein Freund.“ knurrte George verärgert. „Du hast mich um eine sehr exquisite Nacht gebracht, nur wegen deiner dämlichen Nachfrage.“
„Welche Nachfrage?“ hackte Liam nach und ließ sich in seinen Stuhl fallen.
George schleuderte ihm eine Akte hinüber. „Amy und James Kaller. Wusstet du, dass die beiden Geschwister sind? Ich habe mich dumm und dämlich gesucht, bis ich dieses kleine Detail herausgefunden habe!“
Liam warf seinem Freund und Anwalt einen Blick zu. „Du kannst das Haus verkaufen, die Arbeiten wurden gut ausgeführt.“
„Das ist alles!“ fragte George fassungslos. „Und was ist mit diesen beiden dort? Mir ist aufgefallen, dass sie bis vor drei Jahren noch in der gleichen Straße gewohnt haben, wie das Haus welches du renovieren lassen hast.“
„George, deine Talente werden vorerst nicht mehr gebraucht.“ er bedeutete ihm zu gehen.
„Schön, wenn du mir nichts sagen willst. Doch merk dir eines, wenn du dein Geld weiterhin so nutzlos einsetzt, dann wirst du bald alles verlieren.“ knirschte George und zog ab.
Nachdem die Tür hinter George zugefallen war, starrte Liam auf das Schreiben vor ihm. Er hatte das Gespräch vergessen gehabt, indem er George bat sich nach Amy zu erkundigen.
Amy, sie war damals der einzige Lichtblick gewesen in seiner Trauer. Sie schien ihn verstanden zu haben. Vergiss uns nicht! Hatte sie zu ihm gesagt, kurz bevor er für immer die Schule und seinen Heimatort verlassen hatte.
Er rang seinen Herzschlag, welcher sich beschleunigt hatte, nieder, und öffnete die Akte.
James Kaller (21 Jahre) hatte seinen Abschluss als Chemielehrer auf einer Universität in Chicago gemacht. Nach dem Tod seiner Eltern war er jedoch sofort zurück in sein Heimatort gegangen, um seiner Schwester und seinem Bruder zu helfen. Amy Kaller (19 Jahre) hatte ihr Studium zur Statistik im zweiten Jahr abgebrochen an der Universität in New York und war ebenfalls zurück in ihr Heimatort gekommen, um sich um ihren Bruder zu kümmern.
Winnie Kaller (8 Jahre) verlor seine Eltern vor einem Jahr. Sein Vormund ist sein Onkel Hartmut Kaller (40 Jahre). Er geht zur Hillwich High und ist ein guter Schüler.
Liam ließ sich in seinem Sessel zurück sinken. Er runzelte die Stirn. Amy schien mit ihrem Bruder um die Vormundschaft von Winnie zu kämpfen. Warum? Warum war ihr Bruder ihr nicht zugesprochen worden? Der Junge war Alt genug, dass sie sich problemlos um ihn kümmern konnte. Warum war er an diesen Onkel geraten?
Liam klappte die Akte zu. Das war nichts, womit er sich beschäftigen sollte. Er öffnete seinen Computer und begann zu arbeiten. Doch bereits nach einer Stunde hielt er es nicht aus und wählte die Nummer eines Detektivs.
Liam konnte sich danach viel besser konzentrieren. Sein Tagesgeschäft lief gut und er war schneller mit seinen Arbeiten fertig, als er angenommen hatte. Er beschloss zurück in sein Penthaus zu fahren. Als er dort angekommen war, ging er erst einmal in seinem Pool schwimmen.
Er war gerade dabei seine zehnte Runde zu drehen, da bekam er einen Anruf. Leider war er zu spät um dran zu gehen. Doch er entdeckte eine Mail von seinem Detektiv. Erstaunt, so schnell von ihm zu hören, öffnete er diese.
„Sehr geehrter Mister Wale, meine Recherche ergab folgendes: James und Amy Kaller duften das Sorgerecht von Winnie nicht beanspruchen, weil diese keine geregelten Arbeiten haben. Sie sind beide nicht bodenständig. Daher hatte das Gericht beschlossen, den Onkel als Vormund zu ernennen.
Nach tieferen Einblicken war es mir möglich heraus zu finden, warum die beiden älteren Geschwister sich um den Jüngeren sorgten. Anscheinend behandelt der Onkel den Jungen sehr schlecht und er verprasst dessen Erbe. Was nicht sehr hoch war. Es belief sich auf 15.000 Dollar.
Amy und James nutzten ihr Erbe um die Schulden der Eltern zu begleichen. Derzeit leben sie in einer kleinen Wohnung in Hillwich, um möglichst in der Nähe von dem Bruder zu sein. Sie dürfen ihn nur am Mittwoch zum Abendbrot für drei Stunden sehen.
James hatte bis vor kurzem einen Job in der Hillwich High, dass half ihm einen Blick auf Winnie zu haben. Allerdings wurde er vor einem Monat von der Schuldirektorin gefeuert.
Wünschen Sie noch mehr Informationen?
Mit freundlichen Grüßen,
Regale Winterbutton“
Liam trocknete sich geistesgegenwärtig ab. Das waren wirklich ein paar Neuigkeiten mit denen er nicht gerechnet hatte. Vielleicht sollte er sich doch wieder in seiner alten Stadt einmal sehen lassen? Zumindest wollte er Winnie einmal kennen lernen. Immerhin gaben seine älteren Geschwister für ihn ihr Leben auf, nur um in seiner Nähe zu sein.
Einen Monat später
Liam blickte sich in seiner alten Schule um. Es hatte sich nicht viel verändert. Es schien, als ob die Welt stehen geblieben wäre. Es klingelte und die Schüler wechselten ihre Klassen.
Einige Schüler liefen um ihn herum, andere rempelten ihn an und murmelten eine Entschuldigung.
„Entschuldigen Sie Mister, kann ich Ihnen helfen?“
Liam drehte sich verwundert um. Vor ihm stand ein etwa neunjähriger Junge in schäbiger Kleidung. Seine Haare waren allerdings gut geschnitten.
„Ja, ich suche den Schuldirektor.“
Der Junge nickte ihm zu. „Der ist um diese Zeit nicht in seinem Büro. Er ist in der Turnhalle.“ Ein Klingeln erklang. Der Junge seufzte. „Warten Sie kurz.“ Er drehte sich suchend um. „Mary!“ rief er nun.
Ein blondes Mädchen drehte sich zu ihnen um. „Ja, Winnie!“
„Kannst du Mister Linky bitte ausrichten, dass ich etwas später komme. Ich bring den Herrn hier noch gerade zu Mister Finn.“
„Klar. Dann bis später!“ winkt diese nickend und verschwand mit ihren Freundinnen.