Tonisar - Jo Yoke - E-Book

Tonisar E-Book

Jo Yoke

0,0
0,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Tonisar- Violetta, eine junge Gräfin lebt ein friedliches Leben. Bis ihre Brüder vom Krieg heimkehren und dann überschlagen sich die Ereignisse. Und als dann noch Thelus unerwartet auftaucht, wird ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Wird Violetta es schaffen ihre Angst vor Thelus zu überwinden?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 212

Veröffentlichungsjahr: 2018

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Tonisar

Kapitel 1Impressum

Kapitel 1

Violetta, siebtes Kind von Graf von Tonisar, ritt mit ihrer Kammerzofe Orgenia durch das heimatliche Tor der Festung Tonsiar. Sie wirkte für ihre siebzehn Jahre schon recht erfahren und doch hatte sie trotz der schweren Zeiten, die sich auf diesen Teil des Landes legten, ihre kindliche Art nicht verloren. Sie war wie ihre Geschwister von schlanker Statur und ihre braunen, langen Haaren umrundeten ihr Gesicht mit leichten Wellen, welche sie im Nacken locker zusammen gebunden hatte.

Von ihrem Ausritt mit der Kammerzofe färbten sich ihre Wangen rosa und ihre blauen Augen funkelten voller Freunde aus ihrem erhitztem Gesicht. Sie rief einem der Wächter eine Frage zu und dieser Antwortete umgehend mit einem Lachen. „Reitet nur junges Fräulein, Ihre Brüder sind schon eingetroffen.“

Violettas Herz begann schneller zu schlagen, also waren es doch ihre Brüder, die sie vorhin vom weiten gesehen hatte. Sie gab ihrem Pferd die Sporen und ritt dicht gefolgt von Orgenia die letzten hundert Meter zum Haupteingang weiter.

Ein Knecht eilte den beiden Frauen entgegen und nahm ihnen die Pferde ab. Violetta hielt sich nicht lange damit auf, auf Hilfe von einem der Knechte zu warten damit sie vom Pferd steigen konnte, sondern sprang leichtfüßig vom Pferd. Schon hatte sie die Treppen erreicht und lief hinauf. Ihre Kammerzofe hatte es ihr gleich getan und war ihr dicht auf den Fersen.

Violetta machte sich nicht die Mühe sich vor dem Wiedersehen mit ihren Brüdern noch einmal um zu ziehen, sondern eilte in den Garten, von wo aus sie schon die tiefen Stimmen ihrer Brüder hörte. „Markus, George, Augustus!“ rief sie sobald sie ihre Brüder erkennen konnte.

Alle drei Brüder drehten sofort ihre Köpfe um und erhoben sich sogleich. Keine Minute zu spät, denn Violetta warf sich schon in die ersten Arme die sich ihr entgegenstreckten.

„Violetta!“ rief Augustus erfreut aus und wirbelte sie einmal im Arm herum. „Wie schön, dass Sie uns nicht vergessen haben.“

Violetta lachte und gab Augustus einen Kuss auf die Wange. „Niemals Augustus. Wie schön, dass Sie endlich zurück sind.“ Sie strahlte ihn an, dann wandte sie sich auch schon den anderen Armen zu die sich ihr hinstreckten. „George!“ auch er wurde herzlich umarmt und bekam einen Willkommenskuss auf die Wange. „Ich hoffe, Ihr hattet einen guten Ritt?“

„Wenn man nach Hause reitet kleine Schwester, dann fliegt man nur so dahin.“ Lächelte George warm auf sie herab und stellte sie zurück auf ihre Füße, da er sie bei seiner Umarmung hochgehoben hatte.

„So nun lasst mich mal meinen kleinen Wildfang begrüßen!“ ließ sich nun Markus vernehmen und drängte George beiseite, um Violetta zu umarmen.

Violetta ließ es lachend geschehen und begrüßte ihn genauso herzlich wie ihre anderen zwei Brüder. „Markus, Sie können sich noch an mich erinnern?“ fragte sie neckisch.

Markus ließ sie los und stellte sich einen Schritt weit von ihr hin. „Sicher. Immerhin waren Sie damals so klein.“ Er zeigte die entsprechende Höhe mit seiner Hand, was nicht mehr wie 5 Ellen hoch war. „Und wenn ich mich recht entsinne, konnten Sie laufen und raufen wie ein kleiner Wirbelwind.“

Violetta schüttelte den Kopf. „So klein war ich damals nicht, immerhin sind Sie erst aufgebrochen, nachdem ich fünfzehn geworden war.“

Markus lächelte. „Und wie ich sehe, hat sich seit damals viel verändert. Ihr seit zu einer richtigen jungen Dame herangewachsen.“

Nun errötete Violetta, sie war Komplimente von Männern nicht gewohnt, gerade von ihren Brüdern nicht.

Augustus legte ihr einen Arm um die Schulter. „Markus hat recht, kleiner Wildfang, Sie haben sich wirklich verändert. Sie sind erwachsen geworden.“ In seiner Stimme klang ein trauriger Unterton mit.

„So wie Sie alle.“ Sagte Violetta und schaute ihn an. „Sie haben bestimmt schlimme Dinge gesehen im Krieg.“

Alle Brüder nickten kurz, doch dann übernahm George das Gespräch und erkundigte sich nach seinen anderen Schwestern.

Violetta berichtete kurz, dass es ihnen gut gehe. Sie erzählte ihnen, dass Manuela bei Brunhilde und ihrem Mann, Graf von Helsur zu besuch war und erst in zwei Wochen zurück erwartet würde und das Deborah zusammen mit ihrem Mann, dem Herzog von Millunar, auf dessen Schloss verweilte für die Sommerzeit.

„Und wo ist Vater?“ erkundigte sich nun Markus langsam.

„Vater besucht den Herzog von Mular für einige Tage.“

„Er ist bei meinem Vater?“ fragte nun eine tiefe Stimme dazwischen. Violetta drehte sich um und erblickte eine um dreißig Jahre jüngere Ausgabe von dem Herzog von Mular, seinen Sohn Frederick. Sie lächelte ihm zu. „Ja, sie besuchen sich in letzter Zeit häufig. Willkommen Zuhause Frederick.“

„Danke. Wissen Sie wieso die beiden sich so oft Treffen?“ erkundigte sich Frederick nun.

Violetta sah ihn etwas verunsichert an, sie wusste nicht so recht, ob sie ihm trauen sollte, doch nun mischten sich auch Markus und George ein. „Bitte erzählen Sie uns was Sie wissen.“ Baten diese nun.

Violetta schauten jeden von ihren Brüdern kurz an. „Nun, als Sie damals alle einfach so über Nacht verschwunden waren, lief hier alles drunter und drüber. Herzog von Mular und unser Vater schafften es gerade noch so die Stellung zu halten.“

Nun runzelte Frederick die Stirn. „Warum? Was war damals passiert und was ist mit meinem Bruder?“

„Kommt, setzten Sie sich. Ich glaube, ich sollte Ihnen einiges erklären.“ Bat sie nun.

Ihre Brüder und Frederick kamen ihre Aufforderung nach und nahmen wieder platz. Dann fing Violetta an zu berichten. „Herzog von Mular brach an diesem Morgen, wo Sie verschwunden waren Frederick, zu uns auf. Er wollte sich mit unserem Vater besprechen und die entsprechenden Maßnahmen ergreifen. Er war gerade hier angekommen als unser Zuhause von Wegelagerer angegriffen wurde. Mit vereinten Kräften gelang es unseren Vätern die Wegelagerer von diesem Boden zu vertreiben, doch es forderte eine Menge Verluste. Fünfzehn Männer starben an diesem Tag. Mein Vater war so enttäuscht von Ihnen, seinen Söhnen und Herzog von Mular ebenfalls von den seinen, so dass sie beschlossen, wenn ihre Söhne jemals wieder kommen sollten, sie diese erst zur Rechenschaft ziehen wollten.“

Die Gesichter der Zuhörer wurden blass. Violettas Stimme versagte fast, da sie sich an diese harten Worte der Väter erinnerte als wäre es gestern gewesen. „Frederick, was Sie vielleicht nicht wissen ist, dass Ihr Bruder Thelus in jener Nacht auch verschwunden war. Man hörte Gerüchte, dass er entführt wurde und dann in Gefangenschaft verstorben sei. Ihr Vater trauerte sehr um ihn und hat seinen Verlust bis heute nicht verarbeitet. Oft erzählt er unserem Vater wie alt Thelus heute wäre und was aus ihm geworden wär.“ Violetta stoppte ihre Erzählung. Sie hatte Thelus damals nicht sonderlich gemocht, da er ihr immer Angst einjagte, wenn sie einmal bei dem Herzog von Mular zu besuch war. Sie konnte sich nur an einen Augenblick erinnern, wo Thelus einmal gelacht hatte. Es war damals ein sonniger Tag und Violetta war ihren Brüdern und den beiden Freunden heimlich in den Wald gefolgt. Als diese sie entdeckt hatte, hatte sie darauf bestanden mitspielen zu dürfen. Doch die Jungen lachten sie aus, bis auf Thelus. Sie hatte damals überreagiert und Markus herausgefordert mit ihr zu kämpfen. Dieser nahm sofort an, da er vor seinen Freunden keinen Rückzieher machen wollte und wenige Augenblicke später standen sie sich mit Stöcken gegenüber. Violetta hatte es damals geschafft, den um einige Jahre größeren und stärkeren Markus zu besiegen. Thelus hatte daraufhin so herzlich gelacht, dass Violetta schnell die Flucht ergriffen hatte. Bis heute wusste sie nicht, was unheimlicher war, Thelus lachen oder seine unglaubliche Ernsthaftigkeit, die er sonst immer ausgestrahlt hatte. Als sie dreizehn Jahre alt war, wurde Thelus zu einem Verwandten geschickt und kam vor ihrem Fünfzehnten Geburtstag wieder. Damals hatte er sich noch stärker verändert. Seine Gesichtszüge waren undurchdringlich und sie hatte sich noch mehr vor ihm gefürchtet. Doch sie hatte ihn damals nur ganz kurz gesehen. Keine drei Wochen später waren alle verschwunden. Sicherlich, sie wusste wo ihre Brüder hingewollt hatten und sie hatte damals das gleiche bei Frederick und Thelus vermutet, doch nach den Gerüchten zu folge war nur Frederick in den Kampf gezogen, sein fast fünf Jahre älterer Bruder war wie sie so eben erzählt hatte entführt worden.

Markus fand als erstes seine Stimme wieder. „Hat Vater immer noch so einen Hass auf uns?“

Violetta sah ihn an und fing langsam an zu lächeln. „Nun mit der Zeit konnte ich ihn und Herzog von Mular überzeugen, dass Sie dies nur aus jugendlichem Leichtsinn gemacht haben und Sie ihnen bestimmt nichts Böses wollten. Sie haben gehört, dass der Krieg vorbei ist und bereiten sich nun auf Ihre Ankunft vor. Vater ist zu Herzog von Mular geritten, um zu beratschlagen wie Ihre Strafen aussehen sollen.“

„Unsere Strafen?“ fragte nun Augustus.

„Sie glauben doch nicht, dass Herzog von Mular und Vater Sie so einfach wieder in die Familie aufnehmen würde oder? Nicht nachdem damals so etwas Schreckliches passiert war. Nein, jeder von Ihnen wird eine milde Strafe erhalten, doch seien Sie versichert, dass ich ein gutes Wort für Sie einlege.“

Plötzlich hörte man einen Aufschrei vom Haus her und Manuela stürmte nun ebenfalls auf ihre Brüder zu. Nachdem sie sich alle begrüßt hatten und die Neuigkeiten ausgetauscht hatten, setzten sich alle wieder hin.

George blickte Markus an. „Ich denke wir sollten gemeinsam zu Vater reisen.“

Markus nickte. „Ja, früher oder später bekommen wir ja doch unsere Strafe, da ist es mir lieber ich schaue der Zukunft ins Auge, als hier zu warten bis Vater wiederkommt.“

Manuela sah Violetta an. „Sie haben es Ihnen erzählt?“

Violetta nickte. „Warum sollte ich nicht? Immerhin sind sie meine Brüder.“

Manuela schüttelte den Kopf. „Vater hätte es Ihnen selbst sagen sollen.“

Violetta ärgerte es, dass Manuela recht hatte, doch sie ließ sich nichts anmerken und hörte dem Wortwechsel der Brüder zu.

„Dann sollten wir sofort aufbrechen.“ Stimmte Augustus zu. „Ich denke es wird von Vorteil sein, dass wir zusammen auftauchen, so kann uns Vater nicht klein kriegen und wir können uns Rückendeckung geben.“

Frederick nickte zustimmend. „Auch für mich wäre dies von Vorteil.“

Manuela lachte hämisch auf. „Da sollten Sie sich nicht so sicher sein. Ihr Vater ist jähzorniger geworden, seit Thelus nicht mehr unter uns weilt.“

Frederick zuckte hart zusammen. Er hatte Manuela noch nie so recht gemocht, da sie immer den Nagel auf den Kopf traf ohne auf die Gefühle anderer Rücksicht zu nehmen.

Violetta hatte die Reaktion von Frederick gesehen. Schnell legte sie beruhigend eine Hand auf seinen Arm. „Ihr Vater wird sich freuen, Sie wieder zu sehen.“

Manuela schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht. Immerhin sind Sie damals einfach ohne ein Wort fortgelaufen. Dann ist noch ihr Bruder verschwunden. Sie sollten lieber auf der Hut sein vor ihrem Vater.“

„Manuela, es reicht.“ Mischte sich nun Markus ein, der ebenfalls merkte, dass Manuela Frederick nur verunsichern wollte. Er wandte sich nun an Violetta. „Gibt es eine Möglichkeit unsere Väter zu besänftigen?“ erkundigte er sich bei ihr.

Manuela antwortete sofort. „Nehmt doch einfach Violetta mit, sie weiß wie sie mit unseren Väter umzugehen hat.“

„Nein, sie werden wir nicht mit reinziehen.“ Sprach George sich dagegen aus.

Violetta warf ihm einen Blick zu, wusste aber nicht ob er es ernst meinte. Sie schaute Markus an. „Ich würde euch gerne begleiten.“

Markus winkte nun auch ab. „Nicht nötig, kleiner Wirbelwind. Wir schaffen das schon.“ Nun schaute er in die Runde. „Am besten wir brechen sofort auf.“

Alle nickten und erhoben sich. Manuela und Violetta begleiteten die Männer zu ihren Pferden und wünschten ihnen eine gute Reise.

Manuela und Violetta sahen ihnen lange hinterher. „Ich denke, Herzog von Mular und Vater werden nicht erfreut sein ihre Söhne zu sehen, da sie vor einigen Tagen erfahren haben, dass ihre Söhne sich beim Herzog von Vissur in Untreue gebracht haben.“ Violetta sah ihre Schwester erschrocken an. „Was ist passiert? Woher wissen Sie das?“

Manuela drehte sich um und schritt langsam wieder ins Gebäude. „Bei Brunhilde traf gestern ein Bote ein und berichtete vom Verhalten unserer Brüder bei Herzog von Vissur. Sie hat den Bote gleich weiter zu Vater geschickt und da sie wusste, dass er zur Zeit bei Herzog von Mular ist, müsste der Bote dort nun eingetroffen sein.“

„Wieso haben Sie dies nicht unseren Brüdern mitgeteilt?“ fragte Violetta entrüstet.

Manuela lächelte amüsiert. „Warum sollte ich? Sie haben bisher nie etwas für mich getan.“

Violetta war so wütend, dass sie Manuela nicht antwortete. Wie konnte ihre Schwester die Brüder so auflaufen lassen? Sie ließ Manuela stehen und eilte auf ihr Zimmer. Keine zwanzig Minuten später war sie bereits auf ihrem Pferd und folgte ihren Brüdern.

Manuela bekam dies gar nicht mit, da sie sich viel zu sehr in ihren Rachengedanken ergab.

Thelus ritt alleine durch den Wald. Er wusste, dass er sich früher oder später seinem Vater stellen musste. Warum also diese Dinge aufschieben? Fragte er sich und gab seinem Pferd die Sporen. Binnen weniger Meilen war er auf seinem Heimatland. Er ritt an den kleinen Gehöfen vorbei und überlegte, ob er seiner Mutter kurz noch einen Besuch abstatten sollte. Sie lag nicht weit vom Anwesen begraben in der Familiengruft.

Thelus lenkte sein Pferd in die Richtung und kurze Zeit später war er bereits da. Er stieg müde vom Pferd ab und band es fest. Dann öffnete er mit dem versteckten Schlüssel hinter einer Statur das Eisentor und ging die wenigen Schritte zum Grufteingang. Dort neben der Tür zündete er eine Fackel an und öffnete dann die schwere Steintür. Schwere Luft kam ihm entgegen, daher ließ er die Tür einen Spalt offen und ging die fünfzehn Stufen hinunter in die Gruft. Unten angekommen, drehte er sich nach links, da er wusste, dass sein Vater seine Mutter dort begraben hatte. Er setzte sich auf die Steinbank, direkt gegenüber von ihrem Grab und schaute es einige Minuten lang an, dann fing er flüsternd an zu erzählen wo er gewesen war und was er so getrieben hatte. Nachdem er sich alles Wichtige von der Seele geredet hatte, lächelte er kurz und verabschiedete sich. Nachdem er wieder an der frischen Luft war, fühlte er sich viel wohler. Nun konnte er seinem Vater etwas zuversichtlicher entgegen treten.

Thelus stieg auf und ritt geradewegs zum Hauptgebäude von Herzog von Mular, seinem Vater.

Ein Knecht kam ihm entgegen, der ihm aber nicht erkannte. „Bitte, wem darf ich meinem Herrn melden?“ erkundigte er sich.

Thelus wusste nicht so recht was er nun antworten sollte, daher schwang er sich erst einmal aus seinem Pferd. „Einen heimgekehrten Sohn.“ Sagte er nun leise.

Der Knecht fuhr erschrocken herum. Nun erkannte Thelus, dass dieser Knecht niemand anderer als Gustav war, ein ergebener und treuer Knecht seines Vaters. „Thelus!“ entfuhr es Gustav, seine Augen füllten sich mit Tränen. „Oh, wie wird sich Ihr Vater freuen, dass Sie leben und hier sind.“ Schnell rief er einem anderen Knecht etwas zu und band die Zügel an einem Ring fest. „Bitte, Sie müssen nicht hier draußen warten, kommen Sie doch gleich mit. Ihr Vater wird mir sonst kein Wort glauben. Wie schön, dass Sie wieder zurückgekehrt sind.“

Thelus wusste diese traute Worte sehr zu schätzen. Wenigstens einer der sich freute ihn wieder zu sehen. Ob es seinem Vater auch so gehen würde? Er folgte dem schon alternden Mann ins Gebäude. Mit wachsamen Augen beobachtete Thelus seine Umgebung. Es hatte sich nicht viel verändert seit seinem Weggang von daheim. Alles schien irgendwie still gestanden zu haben. Nach seinen Informationen zu folge, war sein Vater immer noch sehr angesehen und genoss überall einen guten Ruf. Er war zwar immer noch jähzornig und schnell aufbrausend, doch es gab wohl eine junge Dame, die ihn im Zaum halten konnte. Diese Dame war einer der Töchter von Graf von Tonisar. Sein Vater schien seit dem angeblichen Tod von ihm sehr zurückgezogen gelebt zu haben, da auch in jener Nacht sein Bruder verschwunden war. Thelus ärgerte sich noch heute darüber, dass er nicht bemerkt hatte, was sein Bruder damals vorhatte. Hätte er es geahnt, dann wäre er wohl nicht so schnell untergetaucht.

Nun öffnete sich die breite Tür vor ihnen und Gustav betrat den Raum. „Verzeiht die Störung, Herzog von Mular, doch ich bringe Ihnen freudige Nachrichten. Ihr Sohn, Thelus ist zurückgekehrt.“ Er verbeugte sich und ließ Thelus eintreten.

Thelus war nicht sonderlich überrascht, als er bei seinem Vater auch den Grafen von Tonisar entdeckte. Beide Männer erhoben sich gleichzeitig.

„Das ist doch nicht möglich!“ rief Justus, Herzog von Mular mit weit aufgerissenen Augen aus. Er drohte zu schwanken, doch dann fing er sich wieder. „Sind Sie es wirklich Thelus?“

Thelus nickte und trat näher. „Ja Vater, ich bin heimgekehrt.“

Ohne ein weiteres Wort ging sein Vater auf ihn zu und umarmte ihn. „Gott sei Gedankt! Ich habe immer daran gezweifelt, dass Ihr Tod seit.“ Nach dieser Umarmung schauten sich die beiden Männer an. „Ihr habt Euch verändert Thelus.“

Thelus schnitt eine Grimasse. „Das bringt das Leben so mit sich Vater. Ihr hingegen seit unverändert.“

Justus nickte zustimmend. „Ganz recht. Doch nun möchte ich erfahren, wo Ihr all die Jahre gewesen seid.“

„Mit Verlaub. Ich habe hier einen Brief, der meine Abwesenheit in wenigen Zeilen zusammenfasst und erklärt.“ Nun holte Thelus diesen Brief hervor und überreichte ihn seinem Vater. Dieser erkannte sofort das Siegel des Königs. Erstaunt sah er seinen Sohn an. „Wollt Ihr es mir nicht mit euren eigenen Worten erzählen, was der König mir mitteilen möchte?“

Graf von Tonisar horchte auf. „Der König? Ihr wart im Dienst des Königs?“

Thelus warf dem Grafen einen Blick zu. „Leider bin ich nicht befugt darüber zu reden. Der König hat allein bei meinem Vater eine Ausnahme gemacht, da ich ihm Rechenschaft schuldig bin.“ Nun wandte er sich wieder an seinen Vater. „Bitte lest diesen Brief und vernichtet ihn sofort, damit er nicht in falsche Hände geraten kann.“

Justus nickte. „Dann werde ich ihn sofort lesen. Bitte nehmt platz und leistet uns Gesellschaft.“

Thelus nickte und setzte sich dazu. Man brachte ihm was zum Essen und zu trinken. Nach zehn Minuten hatte Justus den Brief zuende gelesen und warf ihn ins Feuer. Schnell verzehrte die Flammen das Papier. Dann drehte er sich zu seinem Sohn um. Ihre Blicke trafen sich und Justus nickte seinem Sohn wohlwollend zu. „Danke, dass Sie mir die Ehre erwiesen haben mich ein zu weihen.“

Thelus nickte einfach und wartete ab, was sein Vater noch sagen würde.

Justus wandte sich nun an seinen Freund. „Leonard, ich kann Ihnen nur so viel sagen, dass wir meinem Sohn alles schulden und noch mehr. Ich bin sehr stolz auf ihn.“

Leonard wusste, dass diese Worte sehr überlegt waren und das Justus niemals einen seiner Söhne so loben würde, es sei den, dass sie wirklich die Welt verändert hatten. „Dann darf ich mich meinem Freund anschließen. Thelus danke für Ihre Dienste an unserem Land.“ Er verbeugte sich leicht vor dem erwachsenen Mann.

Thelus nickte erneut und blickte wieder seinen Vater an. „Sie verstehen sicher, dass ich Ihnen nichts weiter erzählen werde.“

„Ja, dass tue ich.“ Er setzte sich zu Thelus an den Tisch. „Von heute an übertrage ich Ihnen die volle Verantwortung dieses Herzogtums mit allen seinen Länderreihen.“

Thelus schaute seinen Vater skeptisch an. Was hatte das zu bedeuten? Wollte sein Vater ihn auf den Arm nehmen? Doch, die Augen seines Vaters waren so ernst wie nie zuvor.

„Ich möchte, dass Sie hier sesshaft werden und unser Herzogtums wieder zur vollen Blüte bringen.“

Thelus konnte den Worten seines Vaters kaum trauen. „Geht es Ihnen gut Vater?“

Justus lachte. „Ja, sehr gut sogar. Leonard, Sie sind mein Zeuge, dass ich alles meinem Sohn vermacht habe, jegliche Verantwortung.“

Leonard nickte einfach.

„Schön. Dann kann ich mich jetzt in Ruhe um meine Freunde kümmern. Begleiten Sie mich in den Garten Leonard, damit ich mich nach meinen Vögeln erkundigen kann?“

Leonard nickte lächelnd. „Sehr gern. Willkommen Zuhause, Herzog von Mular.“ Verbeugte er sich vor Thelus und folgte seinem Freund nach draußen.

Thelus schaute beiden Männern hinterher. So hatte er sich das erste Treffen zuhause nicht vorgestellt. Sein Vater hatte ihn nicht nur umarmt und gelobt, er hat ihm auch gleich alles Vermacht. Kopfschüttelnd erhob er sich vom Tisch und suchte erstmal seine Gemächer auf. Er musste unbedingt einmal baden und seine Kleider tauschen. Dann würde er wohl wieder klarer denken können.

Markus konnte das Herzogtum schon vom weiten sehen, nur noch eine halbe Stunde, dann würden sie da sein. Er gab seinem Pferd die Sporen und sie ritten zügig weiter. Seine Brüder und Frederick kamen mühelos mit. Die Pferde waren schon ganz erschöpft als sie vor dem Haupthaus hielten. Schnell stiegen die Männer ab und trugen dem Knecht auf sie zu melden. Gustav war mehr als erstaunt die Söhne des Grafen von Tonisar und den zweiten Sohn vom Herzog von Mular an zu treffen, doch er sagte nichts sondern führte die Herrschaften sofort zu den Vätern, welche im Garten weilten.

Justus hörte die vielen Schritte der Männer hinter sich und drehte sich zusammen mit Leonard um. Er erkannte seinen zweiten Sohn sofort, sein Jähzorn machte sich sofort bemerkbar und er fuhr seinen Sohn an. „Frederick, dass Sie sich hier noch einmal blicken lassen ist wirklich unverantwortlich. Erst verschwinden Sie über Nacht, lassen zwei Jahre nichts von sich hören und dann tauchen Sie hier ohne Vorwarnung auf!“

Leonard wusste, dass man Justus nun nicht unterbrechen sollte und schwieg daher bedächtig, dennoch fixierte er seine Söhne mit einem vernichteten Blick.

„Wie um alles in der Welt gedenken Sie dies wieder gut zu machen? Sie haben mich im Stich gelassen. Die ganzen Länderreihen mussten versorgt werden und Sie waren einfach fort! Fort!“

Thelus war von dem Lärm aufgeschreckt worden und stand von seinem Bett auf. Erstaunt, mit wem sein Vater so schimpfte, ging er hinunter zum Garten, einige Meter hinter einem Baum blieb er stehen und schaute sich alles erst einmal genauer an. Er erkannte seinen Bruder, er schien vom Krieg gealtert zu sein. Neben seinem Bruder standen die Söhne von Graf von Tonisar, ihnen würde es in ein paar Minuten auch nicht besser ergehen, wenn deren Vater erst einmal zu Wort kam.

Plötzlich nahm er einen Schatten links neben sich wahr. Erstaunt wer da nun kam, drehte er den Kopf. Eine junge Frau schritt ohne Angst zu den Männern. Sie hatte ihre Haare im Nacken zusammen gebunden, ihr Cape wurde an ihrem Hals von einer Schnur gehalten und wehte leicht im Gleichschritt ihres Körperrhythmus. Ohne sich auch nur ankündigen zu lassen, ging sie zielstrebig auf Herzog von Mular zu. Thelus ahnte, dass sie diejenige war, die wohl den Jähzorn seines Vaters besänftigen konnte. Das konnte nun interessant werden, dachte er bei sich.

Violetta wusste, dass keiner der hier Anwesenden sie bemerkt hatte, doch sie musste schnell reagieren, sonst würde der Herzog von Mular etwas sagen, was er nicht so meinte. Sie umging ihre Brüder und Frederick und baute sich vor dem Herzog auf. „Justus.“ Sagte sie im vorwurfsvollem Ton.

Der Herzog von Mular zuckte leicht zusammen. Er sah Violetta in die Augen und er wusste, dass er verloren hatte.

Violetta schüttelte den Kopf. „Sie wissen doch, dass Sie sich nicht aufregen sollen.“ Sie legte ihm eine Hand auf den Arm und lenkte ihn dann sachte zu einem Stuhl in der Nähe.

Thelus runzelte die Stirn, wieso durfte sein Vater sich nicht aufregen? War er etwa krank? Und wie hatte es diese junge Frau geschafft seinem Vater allen Wind aus den Segeln zu nehmen? Er beschloss sich einmal näher mit ihr zu befassen, doch nun musste er sich erst einmal auf das konzentrieren, was sich vor ihm abspielte.

„Außerdem,“ redete nun die junge Frau weiter „hatten wir doch besprochen, dass Sie Ihren Sohn willkommen heißen und sich dann mit seinem Verhalten auseinandersetzten.“ Tadelte sie ihn leicht.

„Sie haben ja recht.“ Justus lächelte Violetta zu. „Danke, dass Sie gekommen sind.“

Violetta drückte liebevoll seinen Arm. „Gerne.“ Dann drehte sie sich um. „Und nun zu Euch Vater, wenn Ihr es auch nur wagt einen meinen Brüder eine Standpauke zu halten, werde ich nicht länger mit Euch reden.“ Sie stemmte die Hände an ihrer Hüfte an und wartete herausfordernd auf eine Reaktion ihres Vaters.

Graf von Tonisar kapitulierte mit erhobenen Händen. „Na schön, vorerst heiße ich sie Willkommen, doch ihre Strafe werden sie kriegen.“

Violetta nickte erleichtert. „Einverstanden.“ Sie lächelte ihrem Vater zu und wandte sich dann zu ihren Brüdern, doch da erstarb das Lächeln auf ihrem Gesicht. Sie hatte Thelus entdeckt.

Violetta starrte ihn an. Konnte es wahr sein? Oder sah sie nur einen Geist? Sie hatte schon immer befürchtet, dass Thelus irgendwann auftauchen würde, doch ihn so unvermittelt zu sehen schockierte sie, zumal sie nicht damit gerechnet hatte. Sie taumelte rückwärts und fiel in Ohnmacht.

Thelus hatte nicht gewusst, dass sie ihn entdecken würde. Bisher hatte er es immer verstanden sich so unsichtbar wie möglich zu machen. Doch ihre Aura hatte ihn so gefesselt, dass er sich nicht hatte zurückziehen können hinter dem Baum. Als sich dann noch ihre Blicke trafen, konnte er nicht mehr wegsehen. Ihre blauen Augen schauten bis in seine Seele. Erst als sie ohnmächtig wurde, konnte er wieder einen klaren Gedanken fassen.

Justus konnte Violetta gerade noch abfangen. „Schnell helft mir, wir müssen Violetta ins Haus bringen.“ Doch keiner der Anwesenden reagierte, da alle nur Thelus anstarrten. Selbst Leonard wusste nicht, was hier gerade passiert war.

Thelus ignorierte die Blicke und eilte zu seinem Vater. Dann nahm er die junge Frau auf seine Arme und trug sie ins Haus. Die anderen Männer folgten ihm immer noch verdattert.

Thelus bettete die junge Frau in dem nächsten Bett nieder und wandte sich an seinem Vater, der ihm am nächsten stand. „Ich denke wir werden Wasser brauchen und eine Menge Riechsalz.“

Doch Justus winkte ab, da er sein Blick nicht von Violetta wenden konnte. „Nein, sieh nur, sie kommt wieder zu sich.“

Thelus warf nun wieder einen Blick zu der jungen Frau. Sie öffnete langsam ihre Augen. Als sich ihre Blicke erneut trafen, blinzelte die junge Frau mehrmals mit ihren Augen, dann wanderten diese weiter zu seinem Vater. Doch auch dort blieben sie nicht stehen. Sie sah der Reihe nach alle im Zimmer Anwesenden an. Dann setze sie sich langsam auf. „Tut mir Leid, dass ich Ihnen so einen Schreck eingejagt habe, doch es kommt nicht oft vor, dass ich einen Toten sehe.“

Leonard war sofort an ihrer Seite und hielt ihre Hand fest umklammert. „Kind, Sie brauchen sich deswegen keine Vorwürfe zu machen. Uns ist es ähnlich ergangen als Thelus heute vor uns stand.“

Violetta sah Thelus nun wieder an, sagte aber kein Wort mehr. Das war auch gar nicht nötig, denn ihre Augen schienen ihm so viele Fragen zu stellen, dass er nicht wusste ob er träumte oder nicht.

Doch nun meldete sich Frederick zu Wort. „Thelus?“

Thelus konnte sich nur mit Mühe von diesen blauen Augen losreißen und seinen Bruder ansehen. Er nickte ihm einfach zu.

Frederick trat einen Schritt zu ihm. „Ich habe bis vorkurzem nicht geglaubt, dass ich Sie je wieder sehen würde.“

Thelus nickte erneut und umarmte seinen Bruder einfach kurz. Leise sagte er zu ihm. „Gott sei dank, dass Ihnen nichts passiert ist.“ Dann ließ er ihn los und Frederick hatte Tränen in den Augen.

Nun wandte sich Thelus an die anderen. „Markus, George, Augustus, darf ich Sie einladen meine Gäste zu sein.“ Er drehte sich nun wieder zu Violetta um. „Sie sind selbstverständlich auch eingeladen die Nacht hier zu verbringen.“ Er verbeugte sich leicht und verließ dann den Raum.

Violettas Brüder folgten ihm und auch Frederick und Justus gingen ihnen nach. Leonard half Violetta auf die Beine. „Vater, irgendwas stimmt hier nicht.“

Ihr Vater lächelte. „Das können Sie laut sagen. Justus hat seinem erstgeborenen Sohn die gesamte Verantwortung übertragen. Daher ist er ab jetzt der Herzog hier.“

Violettas Augen weiteten sich. „Ich…ich…“ sie hielt sich den Kopf.