Fußballspieler finden auch ihr Glück - Jo Yoke - E-Book

Fußballspieler finden auch ihr Glück E-Book

Jo Yoke

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Beschreibung

Jackson sehnt sich nach mehr im Leben. Er ist erfolgreich in seinem Fußballjob. Er hat alles was er erreichen wollte. Jetzt jedoch hinterfragt er alles. Gibt es mehr im Leben? Was fehlt ihm? Um Antworten auf sein Leben zu finden, reist er quer durchs Land. Und da, in einer kleinen Stadt findet er tatsächlich, wonach er gesucht hat.

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Seitenzahl: 148

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Fußballspieler finden auch ihr Glück

Kapitel 1Impressum

Kapitel 1

Er starrte hinaus in die Lichter. Die Stadt, die dort von den elektrischen Lichtern erleuchtet wurde, war Chicago.

Er hatte sich in seinem Leben immer Erfolg gewünscht. Er wollte schon immer hoch hinaus und hat seine Ziele immer so hoch gesteckt, dass es schwer war sie zu erreichen. Doch nun, wo er alles erreicht hatte, wusste er nicht mehr wer er war.

Er wandte sich von dem Fenster seiner Villa ab und ging zurück zum Sofa. Dort ließ er sich schwer ins Sofa fallen.

Was hatte er schon im Leben erreicht? Fragte er sich. Nicht viel! Lautete seine Antwort. Obwohl er einer der erfolgreichsten Fußballspieler des Jahres war, fühlte er sich verloren.

Er hatte so viel Geld, dass er dies gar nicht ausgeben konnte und so viele Freunde, dass er schon gar nicht mehr wusste, wer wirklich sein Freund war und wer alles nur vortäuschte, um an sein Geld zu kommen.

Er schüttelte den Kopf und schaute an die Decke.

Was lief schief? Wieso konnte er sich nicht an alle dem erfreuen? Fragte er sich. Seine Freundin kam aus dem Bad, sie lächelte ihn verführerisch an. „Komm, lass uns ausgehen!“ drängte sie ihn.

Sie hatte sich schon zurecht gemacht und ihr Parfüm duftete herrlich, doch all das nahm er nicht war. Er starrte sie nur an.

Ihr wurde es zu bunt. Schon seid Tagen benahm sich ihr Freund so komisch. Immer zog er ein langes Gesicht und nie willigt er ein mit ihr auszugehen. „Bitte!“ drängelte sie nun und versuchte es auf die Mitleidstour bei ihm, da sie es satt hatte ständig in dieser großen Villa alleine mit ihm zu sein.

Er schüttelte den Kopf.

Sie drehte sich entschlossen um. „Gut, dann bleib eben hier. Ich muss unbedingt von hier fort. Sonst fällt mir noch die Decke auf den Kopf.“ Sagte sie genervt und verließ kurze Zeit später das Haus.

Er schaute ihr nach ohne mit der Wimper zu zucken. Hatte er es sich nicht gleich gedacht, dass sie nur mit ihm zusammen war um berühmt zu werden?

Er schüttelte wieder den Kopf, dann stand er auf. Es wird wohl Zeit, dass ich ihr den Laufpass gebe, dachte er noch bei sich, bevor er sich eine Bierflasche aus dem Kühlschrank holte.

Nachdenklich schüttelte er den Kopf und stellte sie wieder in den Kühlschrank. Vielleicht sollte er einfach trainieren gehen, um auf andere Gedanken zu kommen. Das hatte in der Vergangenheit schon oft geholfen.

Er ging die Stufen zu seinem Trainingsraum hinauf und ging erst einmal aufs Laufband. Nebenbei schaltete er den Fernseher an.

Was da lief interessierte ihn nicht besonders. Die Nachrichten brachten nichts als schlechte Neuigkeiten. Wahllos schaltete er durch die Kanäle. Letztendlich blieb er an einer Familien Sendung hängen.

Er ließ sie eingeschaltet. Mit der Zeit kam sein Kreislauf in Schwung und er fing an zu schwitzen auf dem Laufband.

Etwa eine Stunde lief er. Als er dann das Gerät stoppte war er vollkommen erschöpft, fühlte sich aber gut.

Er ging sich erst einmal duschen. Er war noch am abtrocknen, als er mitbekam wie in der Fernsehserie die Kinder den Vater liebevoll begrüßten.

Der Vater sagte darauf „Meine lieben Kinder, ohne euch hätte ich kein Leben. Ihr füllt mich voll und ganz aus. Ihr seid meine Lebensenergie.“ Nun lachte dieser Mann und schloss die Kinder in seine Arme.

Nun machte es bei ihm klick. Er hatte immer gedacht, dass er alles habe. Doch was ihm eigentlich fehlte war ein Mensch, der ihn liebt. Bedingungslos liebt.

Er ließ die Handtücher fallen und zog sich an. Dann setzte er sich an seinen Schreibtisch und fing an über seine Ziele nach zu denken und was er gedachte als nächstes zu tun.

Endlich war er fertig. Er hatte lange gebraucht, um sich seiner selbst wieder klar zu werden und nun hatte er es geschafft seine Gedanken zumindest aufs Papier zu bringen.

Befriedigt lehnte er sich in seinen Sessel zurück. Nun könnte kommen was wolle, er wollte sich selbst finden und als erstes würde er sich eine kleine Auszeit nehmen und einige Dinge machen, die er schon immer mal machen wollte und dann würde er ein Kind adoptieren. Und vielleicht, ja vielleicht würde er dann alles erreicht haben, was sich im Leben lohnt.

An eine Frau dachte er nicht, da er schon viel zu viele Erfahrungen mit ihnen gemacht hatte und alle hatten in einen Desaster geendet.

Seine Freundin kam zurück. Als erstes musste er sich von ihr trennen. Das fiel ihm nicht sonderlich schwer, da er sie sowieso schon satt hatte.

Nachdem sie mit einem großen Wutausbruch bei ihm ausgezogen war, rief er seinen Manager an und erklärte ihm, dass er für drei Monate aussteigen wolle.

Dieser war so geschockt, dass er dies zuerst nicht glauben konnte und als er dann begriffen hatte, dass sein bester Spieler dies ernst meinte, wirkte er verzweifelt.

Doch ihn störte dies nicht. Er wollte seine Auszeit und die nahm er sich, ganz gleich was andere davon hielten.

Er beschloss ins nächste Flugzeug zu steigen und einfach irgendwohin zu fliegen.

Sein Weg brachte ihn durch viele kleine Städte, doch nirgendwo konnte er lange bleiben. Immer wieder verspürte er den Drang weiter zu ziehen. Nun war er schon seid drei Wochen mit dem Auto unterwegs.

Wieder hielt er in einem kleinen Ort. Es wirkte ruhig und verschlafen, so wie es um sechs Uhr morgens auch sein sollte.

Jackson von Merich lächelte und stieg aus seinem Auto aus. Er blickte die Straße hinunter und sein Lächeln wurde bereiter. Hier war es genau richtig für ihn. Er ging leichten Schrittes zur Pension, was aus einem zweistöckigen Gebäude bestand, wo nur ein Schild an der Tür hing „Zimmer zu vermieten.“.

Die Tür war offen, so dass Jackson einfach hineinging. Eine kleine Glocke kündigte sein Eintreten an.

Da keiner sofort bei der kleinen Rezeption auftauchte, schaute Jackson sich erst einmal um. Der Raum in dem er stand war schlicht und einfach, jedoch geschmackvoll und mit liebe eingerichtet worden. Dies gefiel ihm.

„Einen Moment bitte!“ hörte er eine männliche Stimme rufen. Und nach einer Minute erschien auch schon ein älterer Mann mit grauem Haar. Er lächelte Jackson freundlich an. „Guten Morgen. Entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten. Ich war gerade dabei eine Tür ein zu hängen und bis ich dann zu Atem komme dauert es immer ein bisschen.“ Erklärte sich der Mann. „Ich bin übrigens Harald Thile.“ Harald reichte dem Fremden seine Hand.

„Jackson von Merich.“ Lächelte Jackson ihn an.

„Freut mich sehr.“ Sie schüttelten sich die Hand. „Sie wollen bestimmt ein Zimmer mieten?“

„Ja. Das wäre super.“

Harald nickte und ging zur Rezeption hinüber. Dort war ein Buch aufgeschlagen, wo er nun anfing etwas ein zu tragen. „Wissen Sie schon wie lange Sie bleiben möchten?“ er blickte nun auf.

Jackson war indessen näher getreten und schüttelte den Kopf. „Nein.“

Harald musterte Herr von Merich nun ernsthaft. Dann klappte er das Buch zu und kam hinter der Rezeption hervor. „Mein Junge, Sie brauchen dringend Hilfe.“

Jackson sah den Mann vor sich mit leicht geweiteten Augen an. „Ich brauche Hilfe?“

Harald nickte. „Sie sind auf der Suche nach etwas, oder?“

Das konnte Jackson nicht bestreiten, daher nickte er.

„Wusste ich es doch. Was auch immer Sie hergeführt hat, Sie werden es hier bestimmt finden.“ Er lächelte Herr von Merich zu. „Sie dürfen so lange hier bleiben wie Sie es brauchen. Doch bei uns in dem kleinen Dorf gibt es ein paar Regeln.“

Jackson zog erstaunt die Augenbrauen hoch. Ein paar Regeln? Das war mal was anderes. „Und die wären?“

„Zum Wohle der Gemeinschaft achten wir hier aufeinander. Wenn Sie also eine ältere Dame sehen, die schwer trägt, dann wird geholfen. Wenn ein Auto liegen geblieben ist, dann hält man an. Ich denke dies muss ich nicht näher erklären. Eine andere Sache ist die, dass wir hier recht eigenartig auf Fremde reagieren. Doch unsere Kinder werden Sie bestimmt schnell ins Herz schließen, solange Sie mit ihnen ein paar Fußballübungen machen.“ Hierbei zwinkerte Harald seinem neuen Gast zu.

Jackson wurde leicht rot im Gesicht, doch ihm gefiel die ungezwungene Unterhaltung mit dem Mann vor ihm.

Nun wurde Harald etwas ernster. „Und ich habe da noch eine eigene Regeln bei meinen Gästen.“

„Nur heraus damit.“ Meinte Jackson freundlich.

„Da ich dieses kleine Motel alleine führe, müssen Sie wohl oder übel Ihr Bett selber machen. Frühstück gibt es morgens gegen halb acht. Mittagessen gegen eins und Abendbrot gegen achtzehn Uhr. Falls Sie außerhalb essen möchten, sagen Sie es mir doch bitte zur rechten Zeit. Derzeit sind Sie mein einziger Gast.“ Harald drehte sich nun um und ging wieder zur Rezeption. Dort holte er einen Zimmerschlüssel hervor und überreichte ihn Herr von Merich. „Ich hoffe, dass Sie sich hier sehr wohl fühlen werden, Herr von Merich.“

„Danke Herr Thile, dass werde ich bestimmt.“ Er nahm den Schlüssel von ihm entgegen.

„Das Zimmer befindet sich im zweiten Stock, auf der rechten Seite, erste Tür. Direkt gegenüber ist das Badezimmer. Brauchen Sie Hilfe beim Gepäck?“

„Nein, danke. Das ist kein Problem.“ Jackson drehte sich wieder zur Ausgangstür um sein Gepäck herein zu holen. „Ach, eine Frage noch.“ Er drehte sich wieder zu Herr Thile um.

„Ja?“

„Ich würde gerne gleich eine Runde Joggen gehen, könnten Sie mir da eine Strecke empfehlen?“

„Sicher.“ Harald lächelte. „Sie laufen am Besten die Hauptstraße entlang bis Sie zur alten Scheune kommen. Dort geht ein kleiner Trappelweg nach links ab. Den folgen Sie einfach. Und je nach Ausdauer können Sie eine längere Strecke laufen oder jederzeit links abbiegen. Der Trappelweg endet nach fünfzehn Kilometer bei einer Windmühle. Spätestens dort müssen Sie dann wieder nach links abbiegen. Die Straße ist etwas weiter ausgefahren und führt Sie in einem Bogen wieder zurück zur Hauptstraße.“

„Muss ich links herum laufen oder rechts?“ erkundigte sich Jackson noch, wo er die Hauptstraße entlang laufen sollte.

„Rechts runter.“

„Danke.“ Jackson hob seine linke Hand kurz zum Gruß und ging dann seine Sachen aus dem Auto holen. Die Luft war so angenehm, dass Jackson erst einmal tief einatmete. Hier würde er sich bestimmt sehr wohl fühlen. Er schwang sein Gepäck über die Schulter und ging wieder ins Motel. Als er erneut die Rezeption betrat stand Herr Thile immer noch da. „Eines wollte ich Ihnen noch sagen.“ Meinte er milde. „Auch wenn Sie ein Fußballstar sind, werde ich ein Auge auf Sie haben.“

Jackson nickte. „Irgendwie habe ich auch nichts anderes erwartet. Es freut mich zu hören, dass es hier so etwas wie Solidarität gibt.“

Harald lächelte nun. „Das gibt es wohl nicht mehr überall.“

„Nein, leider nicht.“ Jacksons Stimme hatte unbewusst einen traurigen Klang bekommen.

„Verstehe.“ Meinte Harald und fragte nicht weiter nach. „Wie dem auch sei, ich werde heute mit dem Frühstück auf Sie warten. So können Sie in Ruhe laufen gehen.“

„Danke, dass ist sehr freundlich.“ Jackson ging nun die Treppe hoch um sich in seinem Zimmer um zu schauen und sich fürs Joggen um zu ziehen. Keine Zehn Minuten später verließ er wieder das Motel. Er freute sich schon auf die Laufstrecke und war gespannt, ob er auch die richtigen Anhaltspunkte finden würde.

Jackson fing an zu laufen. Er versuchte bewusst zu atmen und merkte, dass ihm dies hier an der frischen Luft gar nicht mal so schwer fiel. Die frische Luft durchflutete nur so seine Lungen und er holte mit weiten Schritten aus. Die Umgebung war faszinierend und so machte sich Jackson vorerst keine Gedanken über das was er heute alles machen wollte. Er genoss zum ersten Mal seit Jahren einfach das Laufen. Nun sah er die alte Scheune. Er lächelte. Diese Scheune sah wirklich schon recht alt aus. Sie bestand nur noch aus den Umrissen. Die Scheunentüren standen offen und Jackson konnte erkennen, dass die Sonne durch das Dach schien. Erst jetzt lenkte er seine Aufmerksamkeit auf den erklärten Trappelweg. Mühelos wechselte Jackson von der Hauptstraße auf den Weg. Hier kamen für ihn die ersten Herausforderungen. Auf seinem Laufband war es niemals uneben. Doch nun musste er sich regelrecht auf seinen Weg konzentrieren, da dieser so uneben war.

Nach knapp einer halben Stunde hatte er sich daran gewöhnt und balancierte die Unebenheiten einfach aus, ohne hin zu schauen. Endlich konnte er sich wieder seiner Umgebung zuwenden. Er hätte nie gedacht, dass diese Gegend so schön war. Die Ruhe und der Frieden legten sich nun auf Jackson und er entspannte sich vollkommen.

In der Ferne sah Jackson schon die Windmühle. Er spürte wie seine Beine zum leben erwachten und lief noch ein wenig schneller. Die Muskeln spannten sich an und Jackson wusste, dass er in einer Großstadt wie Chicago niemals so einen guten Lauf hinlegen konnte wie hier.

Nachdem Jackson wieder auf die breite Straße abgebogen war, setzte er zum letzten Sprint an. Die Strecke war zwar ebener wie der Trappelweg, doch nicht gerade. Sie stieg leicht an. Jackson genoss diese einfache Herausforderung.

Die Sonne schien nun warm auf die Erde und reflektierte die kommende Hitze für diesen Tag. Jackson schwitzte schon so sehr, dass ihm der Schweiß von seinem Gesicht tropfte. Dennoch lief er weiter. Nun kamen ein paar Häuser in Sicht. Er näherte sich also dem kleinen Dorf. Er lief nun an ein paar Vorgärten vorbei.

Hin und wieder trat jemand in den Vorgarten und blicke dem Fremden hinterher. Jackson sah auch ein paar Kinder die ihn anlächelten. Doch keiner schien ihn zu erkennen, was ihn irgendwie freute.

Gerade trat ein Junge wieder vor die Tür. Er blickte zu Jackson hinüber, dann riss er die Augen auf. „Das gibt es nicht!“ rief er ungläubig und eilte die Stufen von der Vorderveranda hinunter um vor dem Zaun, an dem Jackson gerade vorbeilief, stehen zu bleiben. „Er ist es wirklich.“ Hörte Jackson den Jungen leise murmeln. „Vicki!“ rief der Junge nun laut.

Jackson lächelte und lief einfach weiter. Nun ein Junge hatte ihn erkannt, doch er glaubte nicht, dass man ihm dies so schnell abkaufen würde, dass er einen Fußballstar gesehen hatte. Nicht in der Hochsaison.

Jackson lief die paar Stufen zum Motel hoch und ging durch die Eingangstür. „Da sind Sie ja. Ich habe mir schon gedacht, dass Sie diese Strecke gut bewältigen würden.“ Meinte Harald freundlich. „Ich bereite dann jetzt das Frühstück vor.“

„Ja, danke. Ich geh schnell duschen.“

„Handtücher finden Sie unter dem Waschbecken.“ Meinte Harald noch im hinausgehen.

Jackson lief die Treppen hoch, so erfreut war er, dass er einen so schönen Start in diesem kleinen Dorf hatte.

Nach dem Duschen machte er sich auf die Suche nach der Küche. Er fand sie im Untergeschoss hinter einer der Türen. Es duftete herrlich, als er eintrat.

„Sie kommen gerade recht, Herr von Merich.“ Meinte Harald und drehte sich mit einer Pfanne in der Hand um. „Nehmen Sie platz, dann können wir auch schon essen.“

Der Tisch war schlicht gedeckt und bot eine Vielzahl an Nahrungsmittel an. Harald stellte die Pfanne auf ein Brettchen und setzte sich dann zu seinem Gast. Er senkte kurz den Kopf und betete. Dann blickte er auf und lächelte Jackson zu. „Bedienen Sie sich bitte.“

„Bitte nennen Sie mich doch einfach Jackson und duzen Sie mich. Ich habe den Eindruck, dass ich bei Ihnen schon zur Familie gehör.“ Bat Jackson Herr von Thile nun.

Harald lächelte. „Aber nur, wenn du mich ebenfalls duzt und mich Onkel Harald nennst. So nennen mich hier nämlich alle.“ Er griff nun zum Brötchenkorb und nahm sich eines. „Weißt du Jackson, ich wohne schon mein ganzes Leben hier in diesem Ort. Als meine Frau vor vier Jahren starb hatte ich kurz überlegt zu meinem Bruder zu gehen, der in Deutschland wohnt. Doch mir sind die Leute hier sehr ans Herz gewachsen. Hier kümmert man sich umeinander, daher bin ich hier geblieben. Irgendwie habe ich hier meine Familie gefunden.“

Jackson hatte sich ebenfalls ein Brötchen beschmiert und biss nun herzhaft hinein. Während er kaute fragte er „Und das versuchst du auch an deine Gäste weiter zu geben?“

„Nein.“ Meinte Harald ehrlich. „Du bist so ziemlich der einzige Gast, wo ich mich von Anfang an entschieden habe eine Ausnahme zu machen.“

Jackson verschluckte sich fast an seinem Bissen. „Wieso?“

Harald zuckte mit den Schultern. „Vielleicht hast du mich einfach an mich selbst erinnert.“ Seine Gedanken schweiften ab. „Ich habe zwar schon immer hier gewohnt, dennoch war ich lange auf der Suche nach einem Halt im Leben.“ Berichtete Harald nun. „Ich habe meinen Halt in meiner Frau gefunden und später erst in meinem Glauben. Daher habe ich gerade auch fürs Essen gedankt. Ich glaube, dass dies der Grund ist weshalb ich dir sofort angesehen habe, dass du auf der Suche nach etwas bist.“

Jackson machte ein nachdenkliches Gesicht. Wenn das stimmte was Harald sagte, dann würde er seine Antwort im Glauben oder bei einer Frau finden können. Denn Harald wirkte auf Jackson wie ein Mann, der am Ziel seines Lebens angekommen war und trotzdem noch Lebensfreude hatte.

Vicki erhob sich und hielt sich mit beiden Händen am Tisch fest, da ihr schwindelig wurde. Nun waren schon vier Wochen seit ihrer Vergewaltigung her und sie wusste, dass dieses Schwindelgefühl von ihrer Schwangerschaft kam. Bisher hatte sie es nur ihrer Mutter gesagt, die hatte sehr Verständnisvoll reagiert. Doch wie die anderen darauf reagieren würde, dass wusste Viki nicht.

Nun trat Vicki auf die Vorveranda hinaus und blickte zu ihrem Bruder hinüber. Sein kurzes, dunkel braunes Haar glänzte leicht im Sonnenschein. „Was gibt es den Eddy?“

„Hier ist gerade Jackson von Merich entlanggelaufen!“ rief Eddy begeistert und drehte sich zu seiner Schwester um. Sie hatte wie er dunkel braunes Haar, allerdings trug sie einen Pferdeschwanz und hatte ein kurzes Pony.

„Das kann nicht sein, Eddy. Jackson von Merich würde sich nie im Leben in unser kleines Dorf verirren.“ Vicki lächelte. „Komm rein und hol deine Schultasche, du musst los.“

Eddy lief nun zu Vicki hinüber. „Aber, wenn ich es dir doch sage?! Er war es. Ganz gewiss.“

Vicki legte ihm ihre Hand auf die Schulter und schob ihn sachte ins Haus. „Das glaub ich nicht. Doch jetzt wartet die Schule auf dich.“

„Na schön.“ Meinte Eddy. „Doch, wenn ich recht habe, dann musst du dich bei mir entschuldigen!“

Vicki nickte. „Einverstanden. Jetzt geh.“

Eddy ging schnell seine Schulsachen holen und verabschiedete sich von seiner Mutter. Dann machte er sich glücklich auf den Weg, hatte er doch eine wunderbare Neuigkeit zu berichten.

Die Schulglocke läutete gerade als Eddy über den Schulhof ging. Er hatte es gerade noch rechtzeitig zum Schulanfang geschafft. Nur leider konnte er nicht gleich von seiner Entdeckung berichten.

Eddy setzte sich auf seinen Platz und starrte begierig auf die Schuluhr. Die Klassenlehrerin, Frau Unger, nahm Eddys Verhalten gar nicht wahr, da er immer so dasaß.

Endlich war die ersten Schulstunden rum und es kam die Pause. Eddy sprang sofort auf und lief zu seinem besten Freund, der ganz vorne im Klassenzimmer saß. „Klaus! Ich muss dir was erzählen. Ich habe heute Jackson von Merich an meinem Haus entlanglaufen gesehen.“

„Was?!“ Klaus machte große Augen. „Jackson von Merich? Ist das dein Ernst? Der dürfte eigentlich gar nicht hier sein, da er heute Nachmittag ein Spiel gegen Bosten hat mit seiner Mannschaft.“