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Mike Strong war fassungslos, als seine Großmutter ihm quasi befahl zu heiraten, damit seine um Jahre jüngere Schwester endlich ein gutes Vorbild hatte und nach Hause kommen konnte. Er war noch nicht bereit zu heiraten. Er wollte nicht einfach irgendjemanden heiraten. Doch die Umstände ließen ihm keine andere Wahl und so musste er Josia Kilian heiraten. Ein Mädchen, dessen Vater ihr Leben am Pokertisch verspiel hatte. Josia. Das konnte nicht gut gehen....
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Seitenzahl: 270
Veröffentlichungsjahr: 2018
Mike Luke Strong saß seiner Großmutter, Heriette Wira Strong gegenüber. Sie hatte ihn schon länger gebeten wieder einmal mit ihr einen Tee ein zu nehmen. Er war der Aufforderung gerne nachgekommen, da er seine Großmutter sehr liebte. Doch heute war irgendetwas anders, er stellte seine Tasse mit Tee ab und musterte seine Großmutter. Sie war selten so schweigsam wie an diesem Tag. „Großmutter Heriette, was bedrückt dich?“
Sie schaute auf. Ihre Augen waren von einem Nebel der Traurigkeit erfüllt und sie schien nicht recht zu wissen, was sie ihm sagen sollte.
Mike beugte sich nach vorne und nahm ihre Hand um sie zu drücken. „Bitte, sag mir doch was dir so große Sorgen bereitet.“ Bat er erneut ihr Anliegen zu erfahren.
Doch seine Großmutter winkte ab. „Nicht jetzt mein Sohn.“ Sie nannte ihn immer mein Sohn, wenn sie mit ihm sprach. So als wolle sie jedem zeigen, dass sie nicht die alte Frau war die langsam aus ihr wurde. „Ich habe andere Dinge mit dir zu bereden.“
Mike nickte und lehnte sich wieder etwas zurück. Immer wenn seine Großmutter so etwas sagte, dass ging es um ihn persönlich. „Ich höre.“
„Wie du weißt lebe ich nun schon sehr lange hier auf dem Anwesen in Willmich.“ Mike nickte, ja er kannte die Geschichten von seinen Großeltern wie sie damals vor fast 60 Jahren hier einzogen und dieses große Haus zu ihrem Zuhause gemacht hatten. „Früher war es hier hell und bunt. Es kamen viele Leute um sich dieses Anwesen anzusehen und mit uns Feste zu feiern.“ Wieder nickte Mike, auch diese Geschichten kannte er. Willmich war bis vor wenigen Jahren ein Ort der Freude und des Wohlstands, doch an einem grauen Regentag hatte sich alles schlagartig verändert. Das Lachen war ausgezogen und jeder in diesem Heim trauerte auf seine Art um den Verlust der dadurch entstanden war. Nur ab und zu hörte man noch auf dem Flur ein Lachen. Es war das Lachen seiner kleiner Schwester Silvia Mai. Sie war damals erst drei Jahre gewesen als das schreckliche Unglück über die Familie hereinbrach. Zur Zeit war sie im Mädchenheim, da er und seine Großmutter sich nicht gut genug um sie kümmern konnte. Sie war ein kleiner Wildfang von mittlerweile 6 Jahren. Mikes Gedanken schweiften ab und er versuchte sich wieder auf die Worte seiner Großmutter zu konzentrieren. „Wie bereits erwähnt hätte ich gerne mehr Leben in diese alten Mauern gebracht.“ Sie deute mit einer Handbewegung auf die Mauern.
„Dann lad dir doch deine Freundin ein, Charlotti Muss. Sie würde bestimmt gerne etwas Zeit mit dir hier verbringen.“ Erwiderte Mike freundlich.
Heriette schüttelte den Kopf. „Das wollte ich dir mit diesen Worten nicht sagen. Obwohl ich deinen Vorschlag gewiss berücksichtigen werde.“ Sie atmete nun wieder kräftig durch. „Nein, mein Sohn. Es liegt nicht an mir, dieses Haus mit Freunden zu füllen. Meine Zeit ist rum.“ Nun deutete sie mit dem Finger auf Mike. „Du bist nun an der Reihe. Such dir eine Frau, heirate und hol Silvia Mai wieder zu uns ins Haus.“
Mike hatte schon fast geahnt, dass seine Großmutter dies ansprechen würde. Er machte ihr keinen Vorwurf, dass sie das Thema angeschnitten hatte, doch er konnte sich im Moment nicht auf so etwas belangloses einlassen. Er stand auf und trat ans Fenster. Die Augen seiner Großmutter beobachten ihn.
Nach einiger Zeit drehte er sich zu ihr um. „Versteh mich bitte nicht falsch, ich weiß deine Fürsorge zu schätzen. Doch im Moment habe ich für so etwas einfach keine Zeit. Die Geschäfte nehmen mich voll und ganz in Beschlag und dann ist da noch dieses Anwesen, was betreut werden muss.“ Nun deutete er durch den Raum.
Nun lächelte seine Großmutter und erhob sich ebenfalls. „Ich weiß mein Sohn. Doch eine Frau an deiner Seite würde dein Leben verändern. Sie würde dir lasten abnehmen. Wie sich um mich kümmern und um Silvia Mai.“
Mike trat nun auf seine Großmutter zu. „Du bist mir keine Belastung und ich kümmere mich gerne um Silvia Mai.“
Großmutter nickte und tätschelte ihn liebevoll. „Ja, ich weiß. Und ich weiß auch, dass unser Familienunternehmen durch dich gut geleitet wird.“ Nun drehte sie sich wieder etwas weg, da sie Schritte auf dem Flur gehört hatte.
Es klopfte an die Tür, ein Diener trat ein. „Ein Brief von Miss Strong.“ Er überreichte ihn an die Großmutter auf einem Silbertablett.
Diese nahm ihn schnell entgegen und öffnete ihn sogleich. Der Diener entfernte sich leise.
„Und was schreibt meine kleine Schwester?“ fragte Mike, etwas erleichtert, dass seine Großmutter abgelenkt wurde von ihrem derzeitigen Thema.
Heriette warf Mike einen Blick zu. Er war in den letzten Wochen etwas gealtert. Seine Haare waren zwar immer noch so braun wie die von den Männern in der Familie Strong, doch seine Augenringe zeigten ihr, dass er viel zu wenig Schlaf kriegte. Sie versuchte sich nun auf den Brief in ihrer Hand zu konzentrieren. Nachdem sie sich kurz geräuspert hatte las sie laut vor:
„Liebe Großmutter Heriette, Lieber Mike,
wie sehr vermisse ich euch. Mir geht es hier im Moment nicht so gut. Ich habe großes Heimweh und Elise ist gar nicht nett zu mir. Sie hat mich letzten einfach so gehauen und wollte, dass ich meine Spielsachen mit ihr teile. Und als ich nein gesagt hatte, haute sie mich noch einmal. Als ich es meine Lehrerin sagte lachte sie mich nur aus.
Ich hoffe, dass ich schnell zu euch kommen darf. Ich halte es hier nicht länger aus. Ich vermisse dich Großmutter, deine Nähe, deine Umarmung.
Mike, du hast versprochen, wenn es mir hier nicht gefällt, dann kommst du und holst mich. Bitte hol mich hier ab.
Eure weinende Silvia Mai.“
Heriette ließ den Brief sinken. Sie schaute Mike an. „Wir müssen sie holen. Ich lasse sie nicht einen Tag länger in diesem Mädchenheim.“
Mike nickte. „Doch was machen wir, wenn sie wieder hier ist? Sie muss unterrichtet werden.“
„Ja, ich weiß. Wir werden Lehrer einstellen müssen und vielleicht ein Kindermädchen.“
Mike schüttelte den Kopf. „Du weißt, dass Mutter Kindermädchen gehasst hat.“
Heriette nickte. „Ja, doch uns bleibt nichts anderes übrig.“
Mike wusste, worauf sie hinaus wollte. Und auch wenn es ihm schwer fiel das zu sagen, es war die einzig richtige Lösung. „Gut. Du hast gewonnen.“
Heriette zog ihre Augenbrauen hoch. „Wie meinst du das?“
„Ich werde heiraten.“ Sagte er brummig.
Sie lächelte leicht. „Glückwunsch mein Sohn. Und wer ist die Glückliche?“
„Das weiß ich noch nicht.“ Brummte er wieder. „Doch das hat erstmal etwas Zeit. Jetzt müssen wir Silvia Mai abholen.“
Heriette lächelte zufrieden und hackte sich bei ihm ein. „Ich werde hier alles für euch vorbereiten lassen.“ Sie begleitete ihn hinaus und entließ ihn dann im Flur, um die Abreisevorbereitungen zu treffen.
Mike machte sich schon eine Stunde später auf den Weg. Das Mädchenheim war einige Tagesreisen entfernt und eigentlich hatte er dafür keine Zeit, doch er war es seiner kleinen Schwester schuldig. Daher blieb ihm nichts anderes übrig, als seine Geschäfte von seinem Geschäftspartner und besten Freund Franz Wolf von Gunst weiterführen zu lassen. Der Baron und er kannten sich schon seit dem sie Kinder waren. Und obwohl sie beide so unterschiedlich waren, ergänzten sie sich hervorragend. Dies war auch der Grund, weshalb Mike ihm bedingungslos vertraute.
Franz Wolf von Gunst war zweifelsohne ein tüchtiger Geschäftspartner doch ohne die Leitung und Führung von Mike als Geschäftspartner und Inhaber kam es schnell vor, dass er sich mit den Aufträgen übernahm.
Mike hatte Franz eine Nachricht zukommen lassen indem er ihm alles erklärte und ihm genaue Anweisungen gab, welche er befolgen sollte. Franz hatte nur mit einem Satz darauf geantwortet. Wird Erledigt! Mike schüttelte wieder einmal den Kopf über seinem Freund. Er konnte es einfach nicht verstehen, wie Franz ihn immer wieder so nerven konnte. Er hatte ihm schon zig Mal gesagt gehabt, dass er von ihm eine ausführliche Antwort verlangte, doch Franz ließ sich dazu nicht erweichen.
Die Kutsche bog um eine Kurve und hielt abrupt an. Mike schaute aus dem Fenster, konnte aber den Grund des Stillstanden nicht erkennen und machte die Tür auf. „Ferdinand, was ist passiert!“ rief er hinaus.
Doch sein Kutscher antwortete ihm nicht. „Oh, mein Gott.“ Rief dieser immer und immer wieder. Er war mittlerweile vom Kutschbock gesprungen und eilte schnell zu der am Boden liegenden Person.
Mike musste unbedingt wissen, was da passiert war und stieg aus um selbst nach dem Rechten zu sehen. Er ging bei den Pferden vorbei und sah seinen Kutscher über ein junges Mädchen gebeugt kauern. Diese schien sich verletzt zu haben und reagierte nicht auf das Flehen von Ferdinand.
Schnell war Mike ebenfalls bei dem Mädchen und befühlte ihren Puls. Sie schien noch am Leben zu sein. Geistesgegenwärtig hob Mike sie hoch und gab Ferdinand Anweisungen ihn sofort zum Arzt zu bringen. Nun trug Mike das Mädchen in die Kutsche und schon ging die Fahrt weiter. Es dauerte nicht lange und die Kutsche hielt vor dem Haus des Arztes. Ferdinand sprang vom Kutschbock und öffnete Mike die Tür. Er hob das immer noch bewusstlose Mädchen hoch und ging mit ihr zur Eingangstür.
Ferdinand war schon die Stufen hochgesprungen und hatte geklingelt. Es dauerte keine Sekunde, da war ein Diener an der Tür. Er sah das bewusstlose Mädchen und drehte sich sofort um, um den Arzt zu rufen.
Mike wartete gar nicht erst darauf, dass er rein gebeten wurde sondern trat einfach ein. Er wusste von früher, wo sich die Behandlungsräume befanden und machte sich gleich dahin auf den Weg. Der Arzt kam ihm vor dem ersten Zimmer entgegen. „Sie hatte einen zusammen Stoss mit der Kutsche. Mein Kutscher hatte sie in der Kurve nicht gesehen und da war es schon zu spät um auszuweichen.“ Erklärte Mike kurz und der Arzt bedeutete ihm sie auf das nächste Bett zu legen.
Nun fühlte der Arzt den Puls und untersuchte kurz die Wunde an dem Kopf. „Sie scheint eine Gehirnerschütterung zu haben. Nichts was man nicht schnell wieder beheben kann.“ Sagte er sachlich und schaute nun zu Mike auf. „Mister Strong, danke, dass sie Beatrice gleich hergebracht haben. Ich werde mich gut um sie kümmern.“
„Sie kennen dieses Mädchen?“ fragte Mike etwas verblüfft.
Der Arzt, Karl Quell nickte. „Selbstverständlich. Sie ist einer meiner freiwilligen Helfer. Sie war bestimmt gerade auf den Weg hierher.“ Er schüttelte traurig den Kopf. „Armes Ding. Sie hat in letzter Zeit viel durchmachen müssen.“
Mike ging dies alles nichts an, daher fragte er auch nicht weiter nach. „Dr. Quell ich will nicht unhöflich oder kalt erscheinen, doch ich muss leider wieder weiter. Wäre es möglich, dass Sie sich um sie kümmern und mir die Rechnung zukommen lassen? Sowie einen Bericht über ihre Genesung?“
Der Arzt nickte. „Natürlich, Mister Strong.“
„Und wenn Sie mir ihren Namen geben, werde ich mich noch einmal persönlich bei ihr für den Unfall entschuldigen.“ Bat Mike nun.
Die Augen des Mädchens öffneten sich. Sie erblickte den Arzt und fing an zu lächeln. „Dr. Quell.“ Kam es über ihre Lippen.
Dr. Quell wandte sich nun ihr zu. „Beatrice, wie geht es dir?“
Sie nickte. „Ich habe Kopfschmerzen, doch ansonsten geht es mir gut.“ Ihr Blick glitt nun weiter zu Mike. Sie musterte ihn kurz. „Habe ich Ihnen diesen Zusammenprall zu verdanken?“
Mike nickte. „Ja, verzeihen Sie. Mein Kutscher hat Sie erst zu spät bemerkt und konnte nicht mehr ausweichen.“
Beatrice nickte. „Entschuldigung angenommen.“ Nun wandte sie sich wieder an den Arzt. „Könnten Sie meinem Vater bitte nichts davon berichten?“
Dr. Quell nickte verständlich. „Das bleibt unter uns.“
Mike starrte das Mädchen an, als hätte sie etwas Verrücktes gesagt. „Aber Ihr Vater muss darüber in Kenntnis gesetzt werden.“ Sagte er nun mit Nachdruck.
Beatrice schaute ihn wieder an. Sie erhob sich langsam und setzte sich auf. „Hören Sie Mister, mir ist nichts passiert. Daher danke ich Ihnen, dass Sie mich zu Dr. Quell gebracht haben. Sie können jetzt wieder Ihres Weges gehen.“ Ihre Augen baten ihn, es dabei zu belassen und er sah etwas anders darin aufblitzen, einen starken Willen.
Mike atmete einmal kräftig durch. Wenn sie darauf bestand, dann müsste er es akzeptieren. Er verneigte sich leicht vor ihr. „Selbstverständlich.“ Er ging an ihr vorbei zu Tür, doch hier drehte er sich noch einmal zum Arzt um. „Meine Schuld begleiche ich sobald ich wieder da bin.“
Der Arzt verstand, was Mike ihm sagen wollte und nickte. „Aber natürlich. Gute Fahrt Mister Strong.“
Dann war Mike aus der Praxis wieder draußen. Ihm war noch nie ein solches Mädchen begegnet. Er hoffte insgeheim, dass er ihr nie wieder über den Weg laufen müsste, denn dann würde er mit ihr anderes verfahren und ihr seine Meinung ins Gesicht sagen.
Ferdinand wartete an der Kutsche und schaute ihn mit flehenden Augen an ihm zu erzählen wie es dem jungen Mädchen ging. Mike nickte ihm kurz zu und berichtete. „Ihr geht es wieder besser. Nur eine leichte Gehirnerschütterung. Dr. Quell kümmert sich um sie.“
Erleichtert nickte Ferdinand und hielt seinem Herrn die Tür auf. Bereits einige Minuten später waren sie schon wieder auf dem Weg.
Dr. Quell sah sich Beatrice freundlich an. „Wie ich sehe geht es dir schon besser.“
Diese zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Tut mir Leid Dr. Quell. Doch Sie wissen ja wie mein Vater über dies alles Denken würde. Er würde nur wieder versuchen seinen Gewinn daraus zu ziehen und der junge Mann wüsste nicht, wie ihm geschieht.“ Sie erhob sich langsam vom Bett, doch Dr. Quell drückte sie sanft wieder ins Bett.
„Mister Strong kannst du was vormachen, mir jedoch nicht. Du bleibst mindestens bis heute Abend hier liegen und rührst dich nicht vom Fleck.“ Er rief nach einer seiner Freiwilligen Helfer. „Bitte Claudine kümmere dich um sie.“
Die junge Frau neben ihm nickte. „Natürlich.“ Erst nachdem die beiden Frauen alleine waren fragte Claudine was eigentlich passiert war.
Beatrice zuckte mit den Schultern. „Das kann ich selbst auch nicht genau sagen. Ich bin wie gestern auch schon zu Fuß hergekommen. Vermutlich war ich so in Gedanken versunken gewesen, dass ich die Kutsche nicht gehört habe. Und dann ging alles sehr schnell.“
Claudine nickte. „Der Mann der dich gebracht hat, ist einer von den Hohen Leuten hier in der Stadt.“
Beatrice verzog keine Miene, es war ihr egal wer dieser Mister Strong war. Sie wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden. Seid dem Tod ihrer Mutter versuchte sie so unauffällig wie möglich durchs Leben zu gehen, da sie sich von ihrem Vater fürchtete.
„Bitte Claudine, kannst du mich einen Moment allein lassen. Ich würde gerne etwas schlafen. Danach geht es mit bestimmt besser und ich kann klarer denken.“
Claudine nickte. „Natürlich. Ruf mich einfach, wenn du was brauchst.“
Beatrice bedankte sich und schloss dann die Augen. Bis zum Abend würde es ihr so weit wieder gut gehen, dass sie sich auf den Heimweg machen konnte.
Mike sah schon vom Weiten die Lichter des Mädchenheims. Wie würden die Lehrer darauf reagieren, wenn er seine Schwester noch am heutigen Tag mitnahm? Er hatte hin und her überlegt, was er machen sollte und wie er sich am besten Ausdrücken konnte, doch wie er es auch drehte und wendete er kam zu dem Entschluss, dass er seine Schwester noch etwas länger im Mädchenheim lassen musste. Er konnte seiner Großmutter nicht zumuten, dass sie sich um Silvia Mai kümmerte. Für einige Tage wäre das noch in Ordnung, doch länger würde es nicht gehen, da seine Großmutter schnell erschöpft war von Silvia Mais rasender Natur.
Die Kutsche hielt und er stieg aus. „Ferdinand ich werde nicht lange brauchen.“ Nickte er seinem Kutscher zu, dann betrat er das Mädchenheim. Es kam ihm auch schon gleich eine der Lehrerinnen entgegen. „Bitte, könnte ich mit meiner Schwester Silvia Mai Strong sprechen.“ Doch noch ehe die Lehrerin darauf antworten konnte erhallte ein Aufschrei durch die Halle.
Mike drehte seinen Kopf in die Richtung. Silvia Mai lief freudig auf ihn zu. Er lächelte und breitete seine Arme nach ihr aus und sie ließ sich glücklich hineinfallen. „Mike. Ich habe schon lange auf dich gewartet.“ Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange und hielt ihn ganz fest.
„Mai,“ Mike nannte sie bei ihrem Kosenamen. „ich bin froh dich zu sehen. Ich komme gerade von einer Geschäftsreise und dachte ich schau mal nach dir.“ Er hatte sich vorgenommen, nicht auf ihren Brief einzugehen und so zu tun, als ob er von ihren kürzliche Problemen nichts wüsste um sie dazu zu bewegen, dass sie noch etwas länger blieb. „Wie geht es meiner Lieblingsschwester?“ Er lächelte sie an und stellte sie nun wieder auf den Boden ab.
Sie blickte mit ihren braunen Augen zu ihm auf. „Ich lebe.“ Sagte sie ernst. „Komm, wir setzten uns in das Kaminzimmer und ich erzähl dir alles.“ Bat sie ihn.
Er nickte und ließ sich von ihr an der Hand ins Kaminzimmer führen. Der Lehrerin nickte er noch einmal kurz zu.
Nachdem hinter ihnen die Tür zu war ließ Mai seine Hand los und drückte ihn in einen Sessel, dann nahm sie galant auf seinem Schoß platz. Es war ein stilles Abkommen zwischen ihnen, dass wenn sie sich auf seinen Schoß setzte sie sehr traurig war und Trost brauchte.
Mike schlang seine Arme um seine kleine Schwester und drückte sie fest an sich. Er hatte sie sehr vermisst und wenn es nach ihm ging würde er sie sofort mitnehmen, doch er wusste, dass dies nicht ging. Er ließ ihr Zeit und wartete bis sie von sich aus anfing zu reden.
Silvia Mai hatte ihren Kopf auf seine Schulter gelegt und atmete den Duft ihres Bruders ein. Er war schon immer ihr Ruhepol gewesen. Egal was sie für kindliche Sorgen hatte zu ihm konnte sie immer kommen und er verstand sie. „Mike, mir geht es hier nicht gut. Die Lehrerinnen mögen mich nicht und das Mädchen welches mit mir ein Zimmer teilt haut mich immer.“ Sie schaute nun mit flehenden Augen zu Mike auf. „Bitte nimm mich mit nach Hause.“
Mike strich Mai sachte über die Wange, seine Augen sagten ihr das es unmöglich sei. Nun konnte Mai ihre Tränen nicht zurück halten und ließ sich schluchzend in seine Arme nieder. Er hielt sie fest, leise redete er auf sie ein und versuchte sie zu beruhigen. Mit der Zeit wurde sie ruhiger und er reichte ihr ein Taschentuch damit sie sich die Nase putzen konnte. „Mai, lass uns jetzt über alles reden.“
Mai nickte, sie konnte jedoch nicht sprechen. Sie wusste nun, dass sie noch etwas länger hier blieben müsste.
„Du musst tapfer sein Mai. Großmutter Heriette und ich vermissen dich sehr, doch im Moment geht es nicht anders.“ Sagte Mike geknickt.
Mai schaute Mike nun direkt an. „Wie lange muss ich es hier noch aushalten?“ fragte sie nun ohne umschweife.
Mike strich ihr über die noch feuchte Wange. „Wie lange würdest du es hier noch aushalten?“ fragte er sie teilnahmsvoll.
Sie schüttelte den Kopf. „Bis Weihnachten vielleicht.“ Gab sie sich einen ruck. Mike wusste, dass Mai stark war, doch wie lange würde sie es hier wirklich aushalten ohne daran zu zerbrechen? Er drückte sie wieder an seine Brust, dann atmete er tief durch. „Mai, Großmutter möchte, dass ich heirate.“
Mai wusste nicht so recht, was sie damit anfangen sollte. „Willst du den heiraten?“ fragte sie ihn etwas verwirrt.
Mike musste schmunzeln. „Nein.“ Gestand er ihr. „Ich kenne keine Frau, die ich heiraten würde. Doch vielleicht ist es keine so schlechte Idee eine Frau zum heiraten zu suchen.“
Nun schaute Mai ihn wieder an. „Wieso?“
„Verstehst du nicht Mai, wenn ich eine Frau habe, dann könntest du nach Hause.“
Mai ließ dies Worte auf sich wirken. „Ich würde schon sehr gerne nach Hause, doch wird deine Frau mich auch wollen?“ gab sie zu bedenken. Sie hatte schon viel von Stiefmüttern gehört und was sie gehört hatte, gefiel ihr gar nicht.
Daran hatte Mike noch keinen Gedanken verschwendet. „Nun, dann such ich eben eine Frau, die dich mag und heirate die dann.“
Mai schüttelte den Kopf. „Dann wirst du lange suchen müssen.“ Sie hatte nun einen überlegenden Gesichtsausdruck. „Du musst eine Frau finden, die Kinder mag. Denn wenn sie Kinder mag, dann werde ich sie schon überzeugen können, dass ich nach Hause kommen kann.“ Bestimmte Mai.
Mike legte seinen Kopf überlegend zur Seite. „Keine schlechte Idee. Doch wie komme ich an eine solche Frau?“
Nun musste Mai lachen. „Das weiß ich doch nicht.“
Mike sah ein, dass sie recht hatte. Er musste sich schon selbst um eine passende Frau bemühen.
Mai wurde wieder ernster. „Mike, bitte hol mich so schnell es geht nach Hause.“ Bat sie ihn.
Mike sah ihr in die Augen. „Ich verspreche dir dich nach Hause zu holen sobald ich verlobt bin.“
Erleichtert nickte Mai. „Aber bitte warte nicht zu lange.“
Mike nickte und nahm Mai noch einmal in seinen Arm. „Ich muss jetzt wieder weiter.“
Mai erhob sich von seinem Schoß. „Ich weiß.“
Mike stand auf und führte Mai zur Tür. Er gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn. „Sei tapfer Mai.“
Mai nickte. „Das werde ich.“
Mike verabschiedete sich noch von einer Lehrerin und verließ dann das Mädchenheim. Doch seine Gedanken waren bei seiner Schwester und ihrem Gespräch. Wie lange würde es wohl dauern, bis er eine geeignete Frau gefunden hätte?
Franz Wolf von Gunst sah aus dem Fenster. Sein Freund war nun schon fast eine Woche unterwegs. Es würde nicht mehr lange dauern bis er durch die Tür rein marschiert kommen würde und von ihm Rechenschaft forderte. Er schüttelte den Kopf. Wie konnte er ihm mitteilen, dass der Vertrag mit den Geserich nicht zustanden kommen würde?
Mike hatte so darauf hingearbeitet, dass Mister Geserich ihm sein Vertrauen schenkte, dass er sich wenig um die anderen Aufträge gekümmert hatte. Und er hatte dies alles in nur wenigen Minuten zunichte gemacht.
Müde ließ er seinen Kopf sinken und stützte ihn in seine Arme. Verzeih mir Mike, dachte er bei sich. Dann versuchte er sich auf andere Dinge zu konzentrieren.
Nach etwa eine Stunde klopfte es an seiner Tür. „Herein.“ Rief er ohne auf zu sehen. Mike öffnete die Tür und trat ein. Er wusste, wenn Franz die Tür nicht von selbst öffnete, dann war er zu beschäftigt. Was eigentlich immer der Fall war. „Franz.“
Dieses eine Wort ließ Franz sofort aufblicken. Er erhob sich und trat um den Schreibtisch rum an dem er gesessen hatte. „Mike. Wo kommst du den so schnell wieder her?“ fragte er etwas erstaunt.
Mike lächelte. „Ich konnte meine kleine Schwester dazu überreden, noch etwas länger im Mädchenheim zu bleiben. Wie laufen die Geschäfte?“
Franz schüttelte traurig den Kopf. „Ich habe es wieder einmal vermasselt.“ Gab er zu und ließ sich auf einen Sessel fallen.
Mike hatte schon fast damit gerechnet und setzte sich zu seinem Freund. „So schlimm kann es doch nicht sein. Erzähl mir was vorgefallen ist.“
„Der Geserich Vertrag wird nicht abgeschlossen.“ Franz sah seinen Freund an. „Ich habe es vermasselt. Es tut mir Leid.“
Mike sah Franz an. „So etwas Ähnliches habe ich mir schon gedacht.“ Nun lächelte er freundlich. „Keine Sorge. Das kriegen wir bestimmt wieder hin.“
Franz schüttelte den Kopf. „Nein. Sie haben gesagt, dass sie mich nie wieder sehen wollen.“
Es klopfte erneut an der Tür. Ein Diener kündigte Mister Geserich an. Franz sah Mike an, dieser stand jedoch auf und ließ bitten ohne auf seinen fragenden Blick zu antworten.
Binnen einer Stunde wurde der Vertrag unterschrieben und Mister Geserich verabschiedete sich. Franz starrte immer noch ungläubig auf den Vertragsabschluss. „Wie um alles in der Welt hast du das hingekriegt, Mike?“
Mike lachte nun. „Ich kenn dich einfach zu gut. Bevor ich herkam fuhr ich kurz bei Mister Geserich vorbei. Wir hatten ein längeres Gespräch, wo er mir alles mitteilte und wo ich die Missverständnisse aus dem Weg räumen konnte.“ Er schlug seinem Freund freudig auf die Schulter.
„Danke Mann, ich schulde dir war.“
Mike winkte ab. „Nicht nötig. Wir sind doch ein Team. Du hast dich wacker geschlagen und alles hier am Laufen gehalten.“
Doch Franz wollte dies nicht auf sich beruhen lassen. „Nein, nein Mike. Den Abschluss gehen wir nächstes Wochenende gemeinsam feiern.“
„Erst nächstes Wochenende?“ neckte Mike ihn.
„Ja, dieses Wochenende habe ich deiner Großmutter versprochen bei euch zu Mittag zu essen. Und wer könnte diesen Termin verschieben?“
Mike schüttelte den Kopf. „Da hast du recht. Hat sie dich gebeten noch wen zum Essen mitzubringen?“
Franz nickte. „Ja, dich.“ Erwiderte er.
Mike gab sich geschlagen. Er hatte eigentlich vorgehabt das Wochenende mit den Geschäftsbüchern zu verbringen. Doch eine Einladung mit seinem Freund bei seiner Großmutter konnte er nicht abschlagen. „Ist gut ich komm mit.“
Seit dem er das Geschäft leitete war er unterhalb der Woche meistens in der Stadt und kümmerte sich hier um alles nur ab und an fuhr er aufs Land nach Willich zu seiner Großmutter um nach dem rechten zu sehen. Obwohl er das Leben auf dem Land mehr genoss als hier in der Stadt, konnte er seine Geschäfte zum größten Teil nur von der Stadt aus leiten. „Franz, ich muss mich wieder verabschieden. Meine Großmutter erwartet sicherlich einen ausführlichen Bericht von meiner Reise zu Silvia Mai.“
Franz nickte. „Ganz bestimmt sogar. Grüß sie bitte von mir.“
„Das mach ich. Bis nachher.“ Verabschiedete Mike sich.
Franz schaute seinem Freund hinterher. Wie gut, dass er wieder da war. Nun würde für ihn Einiges einfacher laufen. Er setzte sich gemütlich an seinen Schreibtisch und brütete weiterhin über den Zahlen.
Alice Demol ritt wie jeden Morgen auf ihrem Pferd Herol aus. Sie liebte es den Tag damit zu starten. Wie schon so oft in den letzten Wochen dachte sie über ihre Freundin nach.
Vom weiten sah sie einen Reiter auf sich zukommen. So zügelte sie Herol und wartete ab bis der Reiter sie erreicht hatte. Sehr zu ihrem Wohlwollen stellte sich heraus, dass der Reiter Willman Huss war. Sie winkte ihm zu, als sie ihn erkannte. „Guten Morgen Mister Huss.“
Er tippte sich an seinen Hut. „Guten Morgen Miss Demol. Genießen Sie wieder einmal einen schönen Ritt.“
„Ja, danke. Und was führt Sie zu dieser frühen Zeit in diese Gegend?“ erkundigte sie sich.
Willmann hatte sein Pferd neben das von Alice geführt und sie machten sich im Gleichschritt auf den Weg. „Ich wollte nur noch einmal dieses herrliche Wetter genießen bevor der Winter hereinbricht.“
Alice nickte. „Sie haben bestimmt viel zu arbeiten.“
Willmann nickte. „Das lässt sich leider nicht vermeiden. Doch ich muss sagen, dass der Spaß bei mir nicht zu kurz kommt.“ Er zwinkerte ihr übermütig zu. Alice errötete etwas. „Werden Sie über den Winter wieder die Stadt verlassen?“
Willmann schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe vor bei meinen Freunden den Winter zu verbringen. Und da alle hier in der Gegend wohnen werde ich das Vergnügen haben Sie hoffentlich öfter zu sehen.“
Es war eine Frage und das wusste Alice. Sie wollte ihm jedoch nicht sofort antworten und schaute in die Ferne. „Wissen Sie Mister Huss, diese Gegend hier ist im Winter sehr schön, doch ich kann Ihnen noch nicht versprechen ob ich den Winter hier verbringen werde. Mein Vater reist viel, wie Sie wissen und im Moment bin ich nicht abgeneigt ihn zu begleiten.“ Sie zwinkerte ihm zu und gab dann ihrem Pferd die Sporen.
Willmann lachte laut auf und versuchte sie einzuholen. Er wusste doch, dass diese junge Frau Sinn für Humor hatte. Er holte sie einige Meilen weiter im Tal ein. Sie ritten nun gemütlich neben einander her. „Werden Sie am Wochenende was vorhaben?“ fragte Willmann seine Begleiterin vorsichtig.
Diese Verneinte.
„Darf ich Sie dann zu einer herrlichen Gesellschaft bei meiner Familie einladen? Und entgegen allen Gerüchten wird da nicht nur gepokert, sondern auch getanzt.“
Alice überlegt kurz. „Nun wenn das so ist. Nehme ich Ihre Einladung gerne an Mister Huss. Vorausgesetzt Sie schicken meinem Vater auch eine Einladung.“ Wieder schaute sie ihn keck an.
Willmann lachte. Er hatte den Wink verstanden. Sie dürfte nur kommen, wenn ihr Vater auch eingeladen war. „Ihr Wunsch ist mir Befehl, Gnädigste. Wenn Sie mich nun entschuldigen, ich muss mich leider wieder meinen Geschäften zuwenden. Es hat mich gefreut, Sie anzutreffen.“ Er tippte sich an seinen Hut und ritt davon.
Alice schaute Mister Huss noch etwas hinterher. Sie kannten sich noch nicht so lange, doch seit dem sie ihn kannte wusste sie, dass es im Leben mehr gab als den eintönigen Alltag zu durchleben. Er wusste wie man Spaß hatte und sie war gewillt diesen Spaß mit ihm zu teilen. Auch wenn ihr Vater oft dagegen war, wusste sie dennoch, dass sie ihn dazu überreden konnte bei den Aktivitäten teilzunehmen.
Sie ließ ihr Pferd laufen und sann noch etwas über ihr Gespräch mit Mister Huss nach. Zweifelsohne würde sie auf der Gesellschaft viel Spaß haben nur schade, dachte sie, dass ich meine Freundin nicht mitnehmen kann. Wieder einmal trübe sich ihr Blick und eine Träne verließ ihr linkes Auge. Schnell wischte sie sie fort, sie würde einen Weg finden um ihrer Freundin zu helfen, dass hatte sie sich fest vorgenommen und sie gedachte sich daran zu halten.
Mike überquerte wieder einmal die Straße, um schnell noch einige Einkäufe für seine Großmutter zu erledigen. Da begegnete ihm Zepora von Messless. Er wollte ihr ausweichen, doch da hatte sie ihn schon gesehen. Mit schnellen Schritten war sie an seiner Seite. „Mister Strong, was für eine freudige Überraschung.“ Säuselte sie und reichte ihm galant die Hand.
Mike blieb nichts anderes übrig, als diese anzunehmen. „Miss Messless. Was führt Sie in die Stadt?“ fragte er höflich.
Zepora lachte. „Ich musste noch einige Einkäufe für eine meiner Schwestern erledigen. Und Sie, was machen Sie denn auf dieser Einkaufsstraße?“
Mike wusste, dass dies nicht bloß eine höfliche Frage war. „Ich wollte noch schnell für meine Großmutter einige Erledingungen machen. Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden.“ Er verbeugte sich leicht.
Zepora nickte ergeben. Sie konnte ihn schlecht noch länger aufhalten. „Aber natürlich, Mister Strong. Ich hoffe, ich sehe Sie bald wieder.“ Wieder reichte sie ihm ihre Hand.
Mike reagierte entsprechend und ließ sie dann ohne einen weiteren Gruß stehen. Nachdem er um die Ecke gegangen war, verzog er sein Gesicht. Was für eine aufdringliche Frau. Er hatte sie noch nie gemocht, doch ihre Eltern waren sehr eng mit seinen Eltern befreundet gewesen, sodass er sie nicht einfach ignorieren konnte. Hätte er eine Frau, dann würde sie sich bestimmt nicht einbilden, dass er was von ihr wollte. Dachte er bei sich und eilte die Straßen entlang. Vielleicht hatte seine Großmutter ja recht damit, dass eine Hochzeit vieles erleichterte. Es würde auf jeden Fall dies etwas erleichtern.
Mike bog um eine Kurve und stieß mit einem Mann zusammen. „Oh, entschuldigen Sie bitte. Ich war mit meinen Gedanken ganz woanders.“
Der Mann neben ihm lachte. „Schon gut Mister Strong. Das kann ja mal passieren.“
„Dr. Quell.“ Mike war überrascht ihn hier zu sehen. „Wie geht es Ihnen?“
„Danke gut. Und wie ich sehe, sollten Sie wohl einen Gang zurück schalten, damit Sie bei guter Gesundheit bleiben.“ Tadelte er Mister Strong etwas.
Mike winkte ab. „Ich komme schon zurecht, danke. Auch bitte sagen Sie mir doch, wie es dem jungen Mädchen geht, was ich vor einer Woche bei Ihnen abgesetzt habe.“
Dr. Quell nickte. „Gut. Sie hat den ganzen Nachmittag bis Abends geschlafen gehabt und ist dann nach Hause gegangen als wäre nicht passiert. Doch zu Ihrer Information, sie ist kein junges Mädchen. Sie ist schon älter, also eine junge Dame.“
„Oh. Doch Sie sah so jung aus, dass ich annahm..“
Dr. Quell nickte. „Das tun viele. Beatrice hat es in ihrem Leben jedoch sehr schwer.“ Nun verstummte der Arzt wieder. „Verzeihen Sie, ich wollte Sie damit nicht schon wieder belästigen.“
„Dr. Quell was schulde ich Ihnen für Ihre Arbeit.“
Der Arzt schüttelte den Kopf. „Nichts.“ Nun lächelte er. „Doch falls Sie mir einen Gefallen tun wollen, dann bringen Sie Ihre Großmutter bitte einige Blumen von mir mit.“ Nun zwinkert er Mister Strong zu. „Guten Tag, Mister Strong.“ Er tippte sich an seinen Hut.
„Guten Tag, Dr. Quell und herzlichen Dank.“ Auch Mike tippte sich an seinen Hut. Dann eilte er wieder die Straßen hinab. Merkwürdig, wer war diese Beatrice, dass Dr. Quell immer einen so traurigen Gesichtsausdruck bekam wenn er von ihr sprach? Fragte sich Mike. Doch bereits im nächsten Geschäft hatte er diese Frage schon vergessen.
Heriette saß mit einem Buch im Schoß vor dem Kamin und schaute in die Flammen. Sie wusste, dass ihr Enkel sich um alles gekümmert hatte. Er war sogar zum Sonntagsessen erschienen mit seinem Freund.
Sie hatten eine vergnügliche Runde zusammen verbracht und dennoch wusste Heriette, dass sie noch einmal mit ihm reden musste. Er brauchte eine Frau. Nicht nur wegen Silvia Mai sondern auch, damit er entlastet wurde. Seine Augenringe waren dunkler geworden und sie befürchtete, dass er noch krank werden würde, wenn er so weitermachte.
Sie fasste einen Entschluss und stand auf. Sie würde ihre Freundin Charlotti Muss zu sich einladen, damit sie gemeinsam nach einer geeigneten Frau für ihren Enkel suchen konnten.
Heriette wusste, dass Charlotti von dem Gedanken nicht gerade begeistert sein würde, doch ihr blieb nicht anderes übrig. Sie würde ihr helfen müssen.
Kapitel 2
Charlotti Muss war gerade von einem kleinen Einkauf wieder nach Hause gekommen, als ihr ein Diener einen Brief überreichte. Sie erkannte sofort die Handschrift von Heriette.
Sie ließ sich jedoch Zeit mit dem öffnen des Briefes, da sie sich erst einmal um andere Angelegenheiten kümmern musste. Nach einer Tasse Tee nahm sie den Brief wieder zur Hand und öffnete ihn.
„Liebe Charlotti,
ich bitte dich herzlich meiner Einladung zu folgen und zu mir zu Gast zu kommen für einige Wochen. Ich habe Wichtiges mit dir zu besprechen, nur soviel, es geht um meinen Enkel.
Bitte komm so schnell du kannst.
Deine Heriette Wira Strong.“
Charlotti ließ den Brief sinken. Sie würde natürlich der Aufforderung nachkommen, doch was genau wollte Heriette von ihr? Fragte sie sich. Sie erhob sich und klingelte nach einem Diener um ihre Abreise zu veranlassen. Sie würde einige Tage brauchen bis sie bei Heriette war, doch diese Reise nahm sie gerne auf sich. Nachdem sie alles mit ihrem Diener besprochen hatte setzte sie sich noch einmal hin und formulierte noch schnell ein Antwortschreiben indem sie Heriette mitteilte, dass sie sich umgehend auf den Weg zu ihr machen würde.
Felmin von Hukk starrte auf sein Kartenblatt. Er wusste, dass wenn er jetzt keinen Fehler machte könnte er dieses Spiel noch gewinnen. Langsam zog er noch eine Karte, er hatte Glück. Es war die Karte die ihm noch gefehlt hatte. „Ich setzte alles.“ Sagte er so ruhig er konnte und schob das Geld welches vor ihm lag in die Mitte des Tisches. Sein Gegenüber ließ mit einem betroffenem Gesicht die Karten sinken. „Ich bin draußen.“
Nun war noch ein Mitspieler übrig. Dieser nahm die Herausforderung an und ging mit. „Alles.“
Felmin wusste, dass es nun an ihm war aufzudecken. Er legte sein Full House auf den Tisch. Der letzte Mitspieler schmiss sein Karten auf den Tisch und stand erbost auf. Er hatte verloren.