Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Lilly kann es kaum fassen. Ihre Schwester hat überlebt? Sie muss sich davon selbst überzeugen und kommt aus ihrem Versteck. Doch was sie entdeckt ist mehr, als sie eigentlich haben wollte. Wird sie damit umgehen können?
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 101
Veröffentlichungsjahr: 2022
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Kapitel 1
Lilly ihr Herz klopfte laut. Konnte es wahr sein?
Sie schaute sich unbemerkt um. Doch niemand schien Notiz von ihr zu nehmen. Eilig setzte sie ihren Weg fort. Sie musste von hier weg, bevor jemand noch mit bekam, dass sie hier war.
Erst in ihrem Versteck wagte es Lilly sich über die Nachrichten Gedanken zu machen. Eine Merlin sollte den Platz im Rat der Werwölfe annehmen?
Lilly schüttelte verwirrt den Kopf. War das eine Falle? Erlaubte sich jemand einen Scherz, um sie zu fangen?
Lilly war nun bereits seid siebzehn Jahren auf der Flucht vor dem Menschen, der ihre ganze Familie ausgelöscht hatte. Sie war vorsichtig gewesen, hatte sich immer von anderen Menschen fern gehalten. Sie hatte regelmäßig ihren Platz gewechselt. Sich niemals auf andere eingelassen. Keine Freundschaften. Nichts.
Es war auch das erste Mal, dass sie sich nach fast zwei Jahren unter die Menschen gemischt hatte. Niemand konnte es ahnen, dass es sie noch gibt. Und jetzt?
Jetzt sollte wirklich eine Verwandte von ihr aufgetaucht sein? Siebzehn Jahre nach dem schrecklichen Verlust ihrer Familie? Erlaubte sich da jemand einen Scherz? Sie wusste es besser als alle anderen, dass ihre Familie in den Flammen umgekommen war. Wer also, hätte überleben sollen? Das war bestimmt jemand, der es auf die Position im Rat einschleichen wollte.
Lilly überlegte nun fieberhaft, was sie machen sollte.
Einerseits war Lilly hin und her gerissen, sich den Werwölfen zu erkennen zu geben und dieses Missverständnis aus dem Weg zu räumen. Andererseits war sie noch nicht bereit sich ihren Verpflichtungen zu stellen. Es plagte sie, dass sie damals nicht mit umgekommen war, als ihre Familie ermordet worden war.
Lilly dachte an diesen verhängnisvollen Tag. Sie und ihre Eltern hatten sich gestritten. Sie wollte an diesem Tag zu einem Spiel in der Schule fahren, doch ihre Eltern hatten es ihr verboten, da eine Familienfeier anberaumt war.
Lilly war dies egal gewesen. Sie hatte sich in ihrem Zimmer eingeschlossen und ihre Begabung genutzt, um sich von dort weg zu bringen. Am Anfang war sie glücklich gewesen, nicht beim Familienfest zu sein. Sie hatte es genossen, dass Spiel ihrer Lieblingsmannschaft zu zu sehen. Doch als ihr Double, ihre fast reale Halluzination, aus ihrem Zimmer gezerrt wurde und getötet wurde, bekam sie es mit der Angst zu tun.
Plötzlich war sie sich bewusst, was dort passierte und sie versteckte sich in den Umkleideräumen der Schule. Sie hatte in die Augen ihrer Eltern geschaut, als man ihren Double tötete. Beide hatten erleichtert gewirkt, dass sie nicht vor Ort war. Dumm war allerdings, dass sie nur im Spiegelbild mitbekommen hatte, wer dieser Mensch war, der ihre ganze Familie auf den Gewissen hatte. Sie hat vergeblich versucht gehabt, ihn zu finden.
Lilly seufzte und setzte sich erst einmal hin. Was sollte sie nun machen? Sie konnte diese Neuigkeiten unmöglich ignorieren.
Vielleicht sollte sie versuchen mehr heraus zu finden. Doch wen sollte sie fragen?
Es nützte alles nichts. Sie würde zum Rat gehen müssen, sich unter die anderen Werwölfe mischen. Dafür hatte sie geübt.
Lilly packte ihre Sachen sorgfältig und machte sich zwei Stunden später auf den Weg, wieder ins Leben der Menschen und Werwölfe.
Nach drei Tagen war sie endlich angekommen und verließ den Bus, welcher sie in den kleinen Ort gebracht hatte, wo sich der Rat angeblich treffen sollte. Lilly schaute sich kurz um und ging dann zielstrebig zu einem Hotel hinüber. Sie würde sich frisch machen müssen und dort ihre Sachen lagern.
Eine Stunde später war sie umgezogen, bewaffnet und bereit den Werwölfen gegenüber zu treten. Sie setzte sich ins Hotelzimmer und schloss die Augen. Dann projizierte sie ein Double und schickte es zur Tür hinaus.
Im Kopf von ihrem Double ging Lilly mit in die Höhle der Wölfe. Es waren viele Menschen an diesem Ort. Doch immer wieder tauchten auch Werwölfe auf. Lilly wusste, dass diese sich kaum von den Menschen unterschied. Doch die Werwölfe hatten alle ihre Narben.
Lilly hatte es bisher immer vermeiden können, den Männern in die Augen zu schauen, sodass sich ihre Narben noch nicht gebildet hatten. Dafür war sie mehr als dankbar, deswegen war sie nun auch besonders vorsichtig, wen sie anrempelte und wem sie in die Augen schaute. Sie hatte keine Lust ihren Partner kennen zu lernen. Nicht, bevor nicht alles aus ihrer Vergangenheit geregelt war.
Ihr Double war nun an dem Platz angekommen. Es war ein großes, altes Gebäude, mit einigen Zugängen. Überall liefen Männer und Frauen herum. Lilly mischte ihren Double unter die Menge und versuchte sich einen Platz zu suchen, von wo aus sie alles beobachten konnte.
Zu ihrer Freude trommelte nun Odin, ein sehr altes Ratsmitglied die Menschen zusammen, damit sie sich aufstellten. „Wir wollen nun Rai Merlin in unserem Rat willkommen heißen.“
Lilly stockte der Atem. Sie sah, wie eine junge Frau neben Odin stellte und ohne sorge in die Masse schaute.
Lilly wusste bereits, dass dies tatsächlich ihre Schwester war. Wie konnte das sein? Ihre Schwester war damals kaum drei Jahre alt gewesen. Doch nun stand sie da. Erwachsen. Unter dem T-shirt sah Lilly, dass sie schon ihre Narben hatte. Also musste sie auch einen Partner haben.
Plötzlich starrte Rai sie direkt an. Ihren Double. Du bist nicht hier. Aber ich spüre dich. Wer bist du? Brauchst du Hilfe? Ich bin Rai.
Lilly ließ vor lauter Schreck alle Verbindungen zu ihrem Double los und dieser löste sich sofort in Luft aus. Ihre Schwester hatte zu ihr gesprochen. In Gedanken! Das konnten nur Merlins. Sie allein besaßen unvorstellbare Kräfte, wie ihr Großvater ihr einmal erklärt hatte.
Lilly musste erst einmal tief durch atmen.
Sie hatte wirklich eine Schwester. Rai, ihre kleine Schwester war am Leben. Wie kam es, dass sie davon nie etwas mitbekommen hatte?
Lilly schüttelte sich leicht. Das war alles etwas zu irreal. Wie sollte sie herausfinden, ob dies alles stimmte? Aber, sie hatte es mit den eigenen Augen gesehen. Rai hatte neben Wulig gestanden und den Ratsplatz angenommen. Es gab also noch Hoffnung für die Werwölfe.
Lilly ließ sich nun ins Bett fallen. Was sollte sie nun machen? Sollte sie zu ihrer Schwester gehen und ihr sagen, wer sie war? Rai schien gespürt zu haben, dass sie nicht wirklich da war. Sie hatte auch keine Angst gehabt mit ihr zu reden und hat ihr sogar, obwohl sie sich nicht kannten, ihre Hilfe angeboten.
Lilly seufzte erneut. Sie sehnte sich danach mit Rai zu sprechen. Konnte Rai sich noch an ihre Eltern erinnern. Sich daran erinnern, dass sie eine große Schwester hatte? Diese und ähnliche Gedanken flogen ihr so durch den Kopf.
Irgendwann wurde es Lilly zu bunt. Sie beschloss noch einmal einen Double in dieses Gebäude zu schicken. Vermutlich würde der Rat dort immer noch tagen.
Als ihr Double dort ankam, hatte sich die Versammlung bereits aufgelöst. Doch Lilly sah Rai bei einem Mann stehen, der hitzig mit ihr diskutierte. Lilly verhielt sich still, sie wollte keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Rai schien sie jedoch wahr genommen zu haben. Schön, dass du wieder gekommen bist. Ich hatte gehofft, dass du mit mir reden würdest. Dieser Mann wird gleich gehen, dann könnten wir uns unterhalten, wenn du möchtest.
Ja. Erwiderte Lilly zögerlich.
Dankeschön.
Lilly stand mit ihrem Double dort und wartete, bis der Mann ging. Sie spürte sofort, dass Rai dem Mann suggerierte, dass er nun gehen durfte. Dieser entschuldigte sich und verließ das Gebäude.
Nun drehte sich Rai um und kam leicht lächelnd auf sie zu. „Danke, dass du so lange auf mich gewartet hast. Ich bin Rai Hawk. Wollen wir draußen eine Spaziergang machen?“
Lilly nickte zustimmend durch ihren Double und ging mit Rai nach draußen. „Du heißt Hawk mit Nachnamen?“
„Ja, mein Mann hat darauf bestanden, dass wir zwei heiraten. Daher habe ich seinen Nachnamen angenommen. Mein Geburtsname ist Merlin.“
„Verstehe.“ Lilly schwieg nun etwas. Sie musste sich einiges durch den Kopf gehen lassen. „Ich habe gehört, dass die Merlins ausgelöscht worden wären.“
„Ja, dass ist wahr.“ Erklärte Rai ihr nun traurig. „Meine ganze Familie wurden an einem Tag vernichtet. Ich konnte überleben, wie, dass weiß ich ehrlich gesagt nicht so genau. Ich habe jedoch herausgefunden, wer damals dafür verantwortlich war. Es war ein Mann Namens Wulig. Er hat dies damals aus Rache gemacht. Odin hat ihn dann dafür zur Rechenschaft gezogen.“
Lilly war erleichtert dies zu hören. Sie musste also nicht mehr Rache üben. Der Mann, welcher ihre Familie dies angetan hat, war nun besiegt.
Plötzlich veränderte sich die Atmosphäre. Rai schien dies auch zu spüren. Denn sie griff nach ihrer Hand. Lilly spürte sofort eine Verbindung und sah auch in einer Vision die Bedrohung. „Lauf, und dreh dich nicht um!“ Flüsterte sie Rai nun zu.
Rai nickte. Dann fing sie an zu laufen. Doch in Lillys Geist sprach Rai zu ihr. Du bist meine Schwester!
Lilly schüttelte den Gedanken schnell ab und konzentrierte sich darauf, die Männer ab zu lenken, damit Rai sich in Sicherheit bringen konnte.
Sie wurde nun von vier Angreifern umringt. „Wo ist Rai!“ Riefen sie ihr verstimmt zu und traten bedrohlich näher.
Lilly wusste, dass egal was sie sagte, diese Männer sie nicht in Ruhe lassen würden. Ihr Hass auf Rai war ihnen ins Gesicht geschrieben. „Was wollt ihr von ihr?“
„Rai ist eine Schwindlerin. Sie gehört nicht in den Rat.“ Knurrte nun einer der Männer.
Aus dem Augenwinkel sah Lilly, wie sich ein Mann näherte. Er schien nicht zu den anderen zu gehören. Doch Lilly hatte keine Zeit, sich auf ihn zu konzentrieren.
Ein dicker Mann sprang vor und griff sie an. Lilly machte einen Satz nach hinten und kam somit in Reichweite von einem anderen Mann. Sie trat aus und traf diesen. Woraufhin dieser sich krümmte vor schmerzen. Dann blickte sich Lilly wieder zu den anderen drei Angreifern um.
Blitzschnell wurden zwei von ihnen von dem fremden Mann ausgeschaltet. Doch der dritte sprintete vor und stieß mit einem Messer zu.
Lilly gab ihren Double auf. Erleichtert, dass dieses Messer sie nicht wirklich umgebracht hatte. Das war knapp gewesen. Sehr, sehr knapp. Sie war dankbar, dass dieser andere Mann versucht hatte ihr zu helfen. Schade nur, dass sie keinen guten Blick auf ihn bekommen konnte. Sie wusste lediglich, dass er groß und kräftig gewesen war, mit schwarzen, kurzen Haaren.
Lilly ließ sich erschöpft auf ihr Bett fallen. Sie würde sich nicht lange ausruhen können. Rai war zwar in Sicherheit, doch wie lange, dass konnte Lilly nicht sagen. Und noch etwas, Rai wusste, dass sie Schwestern waren. Ob man sie nun holen kommen würde?
Lilly wollte dies alles nicht. Sie wollte nicht zurück in diese Welt gebracht werden. Sie packte ihre Sachen.
Nein, sie wollte keinen Partner. Niemanden, auf den sie sich verlassen musste. Sie kam wunderbar alleine zurecht.
Dwayne war geschockt, als er sah wie das Messer die junge Frau durchbohrte. Doch als diese sich dann in Luft auflöste, konnte er dies nicht so recht fassen. Der Angreifer mit dem Messer schien ebenfalls verwirrt zu sein.
Dwayne sammelte sich kurz und schlug auch ihn k.o. Dann eilte er hinter Rai her. Er hatte schon die ganze Versammlung lang beobachten können, dass einige Menschen nicht sehr erpicht darauf gewesen waren, dass eine Merlin den Rat beitrat. Es war bekannt, dass Merlins mit starker Hand regierten.
Dwayne hatte leider nicht eher eingreifen können, da man ihm ebenfalls aufgelauert hatte. Man sollte ihn beschäftigen, bis sie an Rai rankommen konnten. Er hatte es zum Glück frühzeitig bemerkt und die drei Männer ausgeschaltet. Doch es war dennoch zu spät die andere Frau zu retten. Na ja, anscheinend musste sie nicht gerettet werden. Wer war sie?
Dwayne hörte sein Handy vibrieren. Er wusste instinktiv, dass dies Zur war. Während er um die Ecke sprintete ging er dran. „Ist Rai bei dir?“ Bellte Zur ihn an.
Dwayne sah gerade, wie Rai die Haustür aufriss. „Sie ist gerade zur Tür rein.“ Brummte er und legte auf.
Wenige Minuten später betrat auch Dwayne das Haus. Er sah Zur und in seinen Armen lag Rai. Rai schien aufgelöst zu sein. Als er eintrat, drehte sie sich sofort zu ihm um. „Gehts dir gut?“
„Wo warst du?“ Knurrte Zur wütend.
Dwayne nahm es ihm nicht übel, war er doch für die Sicherheit von Rai verantwortlich gewesen. „Es war von Anfang an eine Falle. Man versuchte erst mich aus zu schalten, um dann an Rai heran zu kommen. Die Frau, welche bei ihr war..“
„Das war meine Schwester.“ Warf Rai nun ein. „Lilly.“
Zur und Dwayne schauten sie entgeistert an.
„Was?“ Fragte Zur.
Rai ließ ihn los und ging im Flur auf und ab. „Meine Schwester. Sie hat es mir nicht wirklich gesagt, aber die Art und Weise, wie sie trauerte, als ich ihr vom Tod unserer Familie erzählt habe. Und wie sie mich beschützt hat. Sie hat sich selbst geopfert. Ich spürte sofort eine innigliche Verbindung zu ihr.“ Rai schüttelte nun den Kopf und blickte zu Zur und Dwayne hinüber. „Wir müssen sie finden und nach Hause holen.“