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Die Zeit des Erdöls ist Vergangenheit. Zwischen 2005 und 2020, einst geboren in Deutschland, in London herangewachsen, entstand unser Industrieprojekt. Das bedeutendste Grüne-Technologie-Unterfangen des 21. Jahrhunderts. All das, was die Menschheit tagtäglich entsorgt, recycelt, verbrennt und verscharrt. All das, was unsere Welt vergiftet und zerstört, ist von nun an wertvolle Energie und die Industrie von morgen. Unsere Technologie – die ultimative Lösung für unser Leben von morgen. Technik, die der Menschheit ermöglicht zu leben, ohne die Luft zu verpesten, in Harmonie mit Mutter Natur. Gegen die Machtgier von Lobby und Politik schlagen wir uns bis zum bitteren Ende. Wie viele hyperintelligente Köpfe verschwinden vom Antlitz der Welt? Ihre Erfindungen verschlungen vom Morast der dunklen, Mächte. Das Projekt wurde in Deutschland und London er-richtet, von einer Handvoll Ingenieuren und tapferen Menschen, von Banken, Versicherungen, Anwälten und namenhaften Köpfen. Raffinierte Intrigen und Schachzüge mit gewaltigem Kapitaleinsatz ermöglichen den Ölbaronen, das "AVIS Global Energy Projekt" zu kapern, um deren Weiterexistenz zuzusichern, spätestens zu der Zeit, in der die Welt Rohöl endgültig nicht mehr braucht. Alle technischen Beschreibungen, Schauplätze und Firmen sind real und auch die Generatoren und industriellen Anlagen existieren ganz genauso, wie sie beschrieben sind. Korrupte Anwälte und kriminelle Söldnerbanden, welche Menschenleben und Schicksale als Kollateralschäden erachten, sowie internationale Schauplätze und geschickte Firmenmanipulationen und Verflechtungen ziehen sich durch diesen Action-Roman, der auf den Ereignissen rund um das über die Jahre von 2005 bis heute hinweg tatsächlich aufgebaute "AVIS Global Energy Project" basiert.
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Veröffentlichungsjahr: 2024
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Edition 1
ePUB
DRAFT - TEXT
Ausgabe Datum March 2024
Dein Projekt: Fällst du, steh auf und mach weiter.
Wirst du niedergeknüppelt, raff dich zusammen,
wachse über dich hinaus und mach weiter.
Bist du jedermanns Feind, sammle dich,
versetze Berge und mach weiter.
BAND I
VON
III
Gewidmet meiner Familie:
Mama Lydia
Papa Rudolf
meinen Töchtern Chiara Maria & Oliva
meinen Schwestern & Brüdern
Renate, Gerda, Egon, Peter, Rudi
und Alfred
Publisher: HJK ArtMedia Industries
https://hjkworld.org
Office 01.14 Floor 01 The Offices 5
Dubai World Trade Centre
+44 2392 16 2001
+1 903 669 1660
Die Zeit des Erdöls ist Vergangenheit. Zwischen 2005 und 2020, einst geboren in Deutschland, in London herangewachsen, entstand unser Industrie-Projekt. Das bedeutendste Grüne-Technologie-Unterfangen des 21. Jahrhunderts. All das, was die Menschheit tagtäglich entsorgt, recycelt, verbrennt und verscharrt. All das, was unsere Welt vergiftet und zerstört, ist von nun an wertvolle Energie und die Industrie von morgen. Unsere Technologie – die ultimative Lösung für unser Leben von morgen. Technik, die der Menschheit ermöglicht zu leben, ohne die Luft zu verpesten, in Harmonie mit Mutter Natur.
Gegen die Machtgier von Lobby und Politik schlagen wir uns bis zum bitteren Ende.
Wie viele hyperintelligente Köpfe verschwinden vom Antlitz der Welt? Ihre Erfindungen verschlungen vom Morast der dunklen, Mächte.
Das Projekt wurde in Deutschland und London errichtet, von einer Hand voll Ingenieuren und tapferen Menschen, von Banken, Versicherungen, Anwälten und namenhaften Köpfen.
Alle technischen Beschreibungen, Schauplätze und Firmen sind real und auch die Generatoren und industriellen Anlagen existieren ganz genauso, wie sie beschrieben sind.
For Final Lecturing
Copyright © HJK ARTMEDIA INDUSTRIES
ISBN:978-0-852727-180-8
Mein tiefempfundener Dank gilt allen Freunden,die mir den Weg ebneten, diesen Roman zu formen.Meinem Lektoren team,meinem Agentenund meinem Softwareteam:AVIS Fintech PLCSowie meiner lieben Schwester Gerda König, die ihre Geduld mit mir nie verlor.
Ferner Rosy und Alfred, die mir stets zur Seite standen.
Mein besonderer Dank gilt Herrn Dipl.-Ing. Peter Winkelkötter, dessen Geist mich inspirierte, das Projekt zu lancieren, und meinem Marketingteam.
Traum oder Wirklichkeit – Mythos oder Fantasie. Das „AVIS-Projekt“ beweist, dass Rohöl nicht mehr der Motor der Weltwirtschaft ist. Nein, ganz und gar nicht.
Das „AVIS Global Energy Project“, aufgebaut durch innovative Technologie-Patente. Haushaltsmüll in saubere Energie zu transformieren und die „Magnet-Generation“ sollen die Welt-Energieproduktion revolutionieren und gleichzeitig das ökologische weltweite Umwelt-Desaster in den Griff bekommen.
Generatoren des 21. Jahrhunderts werden in geheimen Industriehallen produziert. Sie können überall dort eingesetzt werden, wo Elektrizität benötigt wird, bis hin zur Kraftfahrzeugindustrie.
Doch die Energielobby schlägt unbarmherzig zu, um das „AVIS Global Energy Project“ an sich zu reißen und es zu kontrollieren.
Raffinierte Intrigen und Schachzüge mit gewaltigem Kapitaleinsatz ermöglichen den Ölbaronen, das „AVIS Global Energy Project“ zu kapern, um deren Weiterexistenz zuzusichern, spätestens zu der Zeit, in der die Welt Rohöl endgültig nicht mehr braucht.
Korrupte Anwälte und kriminelle Söldnerbanden, die Menschenleben und Schicksale als Kollateralschäden erachten, sowie internationale Schauplätze und geschickte Firmenmanipulationen und Verflechtungen ziehen sich durch diesen Action-Roman, der auf den Ereignissen rund um das über die Jahre von 2005 bis heute hinweg tatsächlich aufgebaute „AVIS Global Energy Project“ basiert.
Was das AVIS-Projekt tatsächlich ist und kann sowie mehr über seine Existenz erfährst du in unserer Web-Präsenz:
https://avis.global
„Viele reden, nur wenige handeln.“
So war es schon von Anbeginn aller Zeiten.
Luftverschmutzung, CO2, Treibhausgase, die generelle Erderwärmung, das Schmelzen der Polkappen, nicht bezahlbare Brennstoffe und die Macht der Energie-Lobbyisten sind als Themen heute allgegenwärtig.
Ein deutscher Ingenieur mit seinem Patent, in dem über 30 Jahre Entwicklungsarbeit steckt, sowie ein brasilianischer Professor mit seinem weltweit patentierten Lebenswerk ermunterten mich, ein gigantisches Puzzle zusammenzufügen. Binnen drei Jahren stampften wir das bedeutendste „Alternative-Energien-Projekt“ aus dem Boden.
Doch was passiert, wenn ein Individuum auszieht, und sich anmaßt, den VIPs und Lobbyisten in der weltweiten Energiewirtschaft mit grundsätzlich „neuer“ Technologie die Herrschaft und Monopolstellung abzunehmen, sie links liegen lässt und der Welt beweist, dass es tatsächlich anders geht?
In einer Serie von neun Romanen führe ich den Leser durch all diese Abenteuer und Schlachten, allen Widerständen trotzend. Mit Frauen, Männern, Familien, mit Leid, Liebe und Leidenschaft, von einer Schlacht zur nächsten. Mit Disputen, Eifersuchtsdramen und Schicksalen.
Fast unmöglich erscheint es, dass „AVIS Global Energy Project“ Realität werden zu lassen.
Ist es ein Traum oder ein materialistischer Mythos?
AVIS GLOBAL ENERGY
DAS ERWACHEN
2007
Du kannst doch nicht so unter die Leute, Helmut“, sagte Cora verschnupft zu mir, während ich mein Frühstücksei aufschlug.
„Wieso denn nicht? Ist doch ganz in Ordnung“, meinte ich ärgerlich, indem ich ihr demonstrativ meinen Ärmel mit den noch nicht zugeknöpften Manschetten entgegenhielt, in denen der goldene Manschettenknopf lose baumelte. „Jeans und das da ist doch modisch genug, ein Hemd mit Stehkragen und Gehrock sollten genügen“, fügte ich an und ließ den Blick an mir hinabschweifen. Sie schüttelte nur ihren Kopf.
„Je älter du wirst, umso gleichgültiger wirst du bei deinen Klamotten. Nein, du ziehst einen ganz normalen, schwarzen Anzug mit Gilet an. Es kommen doch alle, dazu noch die trockenen Engländer, und du bist sicher der einzige in Jeans“, fuhr sie bissig fort.
„Jaja“, gab ich abwinkend nach, es machte so und so keinen Sinn, mit ihr zu streiten, dachte ich.
„Wie lange denkst du wird es dauern?“, fuhr sie unbeirrt fort.
„Keine Ahnung, du weißt ja, das kann man nie so genau sagen, sicher über den halben Tag hinweg oder bis zum frühen Nachmittag“, entgegnete ich.
„Ich fahre nach München, ein bisschen shoppen“, meinte sie.
„Mach nur, aber nicht alleine. Dein Schatten ist dabei, hast du verstanden?“, antwortete ich forsch.
„Muss das sein? Ich fahre lieber alleine, dann kann ich tun und lassen, was ich will.“
„Es ist besser so“, meinte ich und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf den Nacken.
Cora, mit der ich schon einige Jahre zusammen war. Ihr Erscheinen war für mich stets ein kleines Abenteuer. Ihr schlanker, sehniger Körper, ihr blonder, kurzer Haarschopf, ihr hübsches Gesicht und ihre schweren Brüste, die etwas zu groß und betont für ihre schlanke Taille waren, sorgte sich stets um mich und machte mir meine kleinen privaten Angelegenheiten. Wir hatten eine lockere Beziehung, zumindest empfanden wir beide unser Zusammensein nicht als so etwas wie eine fixe Partnerschaft. Sie wohnte zumeist in Mallorca und ich dort, wo ich gerade meine Schuhe hinstellte, und das konnte überall sein.
Als meine Privatsekretärin hatte sie mein volles Vertrauen und Zugang zu allen Dingen, die ringsum passierten und vor sich gingen. Da ich keine Zeit für jegliche Familienangelegenheiten aufbringen konnte – und auch nicht wollte, weil dies nur Komplikationen mit sich bringen würde –, hatte ich mit ihr eine klare Vereinbarung und belohnte sie fürstlich dafür.
In der Vergangenheit übte sie den Beruf als Anwältin mit abgeschlossenem Studium und einigen Jahren Praxiserfahrung in meiner Londoner Rechtsanwaltskanzlei aus. Dort traf ich sie das erste Mal und lernte sie über die Zeit hinweg näher kennen, und irgendwann nach Jahren engagierte ich sie schließlich als meine Privatsekretärin.
Mit ihren 33 Jahren stand sie mit beiden Beinen auf dem Boden und wusste sehr wohl, was sie vom Leben erwartete. Seit einiger Zeit hatten wir auch eine sexuelle Beziehung. Wann immer sich die Gelegenheit bot, landeten wir in irgendeinem Bett. Trotzdem waren wir kein Paar. Das war einfach unmöglich und auch nicht denkbar. Mein Leben war mein Beruf und das Projekt meine Berufung. Das Projekt, das mich vollkommen vereinnahmte, bot keinen Raum für eine Partnerschaft. Und auch den ganzen damit einhergehenden stressigen Umtrieb wollte ich ihr nicht aufladen und schon gar nicht antun.
Nachdem ich ihr nachgegeben und mich widerwillig umgezogen hatte, gab sie mir zufrieden einen Kuss und verließ meine Suite in Richtung Lift und durch den Raum ausfüllenden Gartenanlagen, wo sie zwischen den Pflanzen und Wegen aus meinen Augen entschwand.
Die atemberaubende Suite auf dem Dach des Fabrikgeländes hatte ich bereits vor einem Jahr installiert, als ich das Werk übernahm.
Ich ließ über die letzten zwölf Monate hinweg einen prächtigen, üppigen Wintergarten anlegen. Über fünfhundert Quadratmeter, im altenglischen Stil, mit grün-goldenen Metallsäulen, die bis in die metallic-grüne Solarverglasung emporragten, und eingebetteter tropischer Bepflanzung, unterteilt in drei Suiten. Die tropisch anmutenden Wohneinheiten boten uns jeden erdenklichen Komfort. Dies war auch wirklich nötig. Die Gemächer waren unser Rückzugsparadies, denn die Arbeit unten im Werk war Stress pur. Hitze, Unterdruck und ein eigenartiges Klima, Gerüche und die hitzigen Tagesabläufe bildeten nicht das Umfeld, mit dem ich tagein, tagaus konfrontiert sein wollte. Die größte der Suiten behielt ich selbst: die „Königssuite“, wie sie allgemein genannt wurde.
Die Suite im mittleren Bereich bewohnte Diplom-Ingenieur Peter Winkelkötter, unser Chefingenieur und geistiger Vater unseres Projektes. Die hintere Suite wurde von Manuel Humbertobewohnt. Sinnloserweise, denn er war mehr oder weniger im Sicherheitstrakt einige Stockwerke tiefer zu Hause. Zumindest habe ich ihn, wenn ich ganz genau überlege, noch nie in seiner Behausung angetroffen. Es scheint, dass er in seinem Labor irgendwo ein Lager haben musste. Anders konnte ich es mir gar nicht erklären, denn tatsächlich hätte ich ihn da und dort, dann und wann doch irgendwo hier oben herumschwirren sehen müssen.
Geistesabwesend machte ich mich auch auf den Weg zum Lift, mit den Gedanken ganz bei den mir bevorstehenden Aufgaben. Drei Etagen tiefer verließ ich den Lift, den ich herbeigerufen hatte. Indem ich den Augenscanner passierte, ging die Tür summend auf.
Jedes Stockwerk war ausgestattet mit Augen- und Fingerabdruckscanner oder anderen Sicherheitsvorkehrungen, die Thomas, unser Sicherheitschef, hatte anbringen lassen. Diese Sicherheitsmaßnahmen konnten einem manchmal ganz schön auf den Wecker gehen. Irgendwie entwickelte Thomas eine Paranoia und sah überall nur Feinde und Spione. Deshalb übertrieb er es, wie mir das vorkam, maßlos mit allen Sicherheitsanforderungen, die er selbst mittels unendlich verschiedener Geräte und Vorkehrungen entwickelte. Diese sollten Spione und mögliche Angriffe von außen fernhalten, meinte er stets, wenn er mir irgendein neues Spielzeug vorstellte, das irgendetwas Geheimnisvolles tun sollte, was zumeist mit Blitz und Donner einherging.
Einige Korridore weiter betrat ich den Sitzungsraum, wo ich offensichtlich bereits von einer munter schwafelnden kleinen Gruppe erwartet wurde.
„Sencer, hast du es doch noch geschafft?“, warf ich meinem Londoner Freund salopp entgegen, der an der kleinen Bar links saß und, sein gestenreiches Gespräch unterbrechend, mir nun seine Aufmerksamkeit schenkte.
„Helmut, hast du nach unserem Meeting auch noch etwas Zeit? Du musst etwas für mich machen, aber, aber später“, meinte er, als von seinem Barhocker rutschte und mir einige Schritte entgegenkam, wie immer etwas gehetzt und nervös und auch etwas geheimnisvoll wirkend. Wo immer Sencer sich aufhielt, beherrschte seine gestenreiche Persönlichkeit den ganzen Raum.
Sencer, ein Aktionär von „AVIS Energy“, der in London agierte und zu Hause war, durfte im vornehmen Bezirk Bank, einem der besten Londoner Viertel im Herzen der Stadt, im einzigen Yachthafen St. Katharine Docks ein fünfstöckiges, stattliches Anwesen sein Eigen nennen.
Wahrlich, Sencer war einer dererfolgreichsten mir bekannten Capital Broker auf dem Londoner Parkett und ein alter Freund, den ich sicher schon seit mehr als 15 Jahren zu meinem engeren Kreis zählen durfte.
Als nordzypriotischer Türke muss er wohl einer Marktschreier-Familie entstammen, denn er ist ein Naturtalent, ein Rhetoriker „par excellence“, und pflegt die besten Kontakte in alle Winkel der Welt. Seine etwas dickleibige Statur, sein kahler Schädel und seine Hakennase verleihen ihm eine etwas groteske Erscheinung. Dennoch haftet ihm irgendwie die Welt des Kapitals, den Geschmack des großen Geldes. Mag sein, weil ich ihn aus der Vergangenheit kannte, oder auch aufgrund seiner Erscheinung und seiner Gesten, vielleicht auch wegen seiner stetigen Suche nach Geld und seiner Leichtfertigkeit, es auszugeben – er verstrahlte für mich jene Aura, die betagte Scheichs umgibt. Macht, Kapital und Erhabenheit, gepaart mit glitzernden, wachsamen Augen und einer Brise Verschlagenheit.
Händeschüttelnd machte ich meine Runde durch die kleine Schar der Wartenden in dem prunkvollen Raum, der gefüllt war mit schweren hellen Wurzelholz-Möbeln. Die Marmorstatuen zwischen den saftigen südländischen Pflanzen, schwere goldgerahmte Bilder an den Wänden und die warmen Farben und erlesenen Formen der Dekorationen verliehen dem Raum einen erhabenen und warmen Charakter.
Zielstrebig erhob ich nun meine Stimme und sprach die Wartenden an.
„David, danke für dein Kommen“, sagte ich, meinen Blick auf ihn richtend, und wendete mich Hans Peter zu: „Danke, dass du es doch noch geschafft hast“, meinte ich, seine dargebotene Hand ergreifend.
„Ich habe aber nur bis zwei Uhr, ich muss um fünf schon wieder zurück nach Wien“, hauchte er mir entgegen und ich bestätigte kopfnickend.
Markus, Rudolf, Stephan, Cyrus,Herrn Vogel und andere begrüßten sich händeschüttelnd. Nachdem auch ich mit jedem einige heitere vertraute Worte gewechselt hatte, setzte ich mich als erster demonstrative allen voran an das untere Ende der 18 Personen Tafel, die sich in der Mitte des Sitzungsaales wuchtig ausbreitete.
David verkörpert die Leitung unserer Vorstände, ein Jude reinsten Wassers mit einem absolut brillanten Verstand, 72 Jahre alt, Aktionär und speziellen Sinn, Gespür und Gefühl für alle verwaltungstechnischen Aufgaben und deren komplizierten Abläufe.
Hans Peter, ebenfalls Aktionär und 75 Jahre jung, ein fitter Geist, mit rastlosem Sinn für grenzenlose Abenteuer und stetem Reisefieber.
Markus, gebürtiger Brasilianer von hagerer Statur und dunkelblonden schütteren Haaren, an die 50. Abteilungsdirektor bei der UBS in Zürich. Er und seine brasilianische Frau schwören auf vegane Kost, was nicht schwer zu erkennen war, denn sein dunkler, blaugrauer Nadelstreifenanzug hing an ihm lotterig wie an einem Kleiderständer. Der typische eingebürgerter Schweizer Banker, furztrocken und absolut kein Spaßvogel.
Rudolf, unser Liechtensteiner Treuhänder, Aktionär, stämmig, geradlinig. In jedem Satz verbarg sich einen doppeldeutigen Scherz und oft mangelte es an der abrundenden Pointe.
Stephan, gebürtiger Tscheche und unser Inhouse-Vertragsanwalt, 32 Jahre alt, blond und hager.
Cyrus, Minderheitsaktionär, ein gebürtiger Perser, der in Birmingham im südlichen England lebte. 45 Jahre hatte er auf dem Buckel, so wie ich. Genau genommen ist er einige Wochen jünger als ich, fällt mir gerade ein. Von stämmiger Statur, in auffallend dunkel gefärbten Haaren. Manchmal kam es mir so vor, als arbeitete er in seinen Haarschopf Schuhcreme mit ein. Er redet und telefoniert unablässig. Ein ununterbrochenes Gequassel. Eine ganze Batterie von Maschinengewehren vermögen nicht so viel zusammenzurattern wie sein Mundwerk. Er unterhält ein gewaltiges Brokernetz über die gesamte Welt hinweg und ist – wie könnte es anders sein? – verantwortlich für unser Firmen-Networking. Zu verstehen ist das so, dass er zwischen unseren weltweiten Firmenverzweigungen, eine Art Zeitung unterhält, verbreitet und deren Inhalte stets aktualisiert. Dort gehört er auch hin. Niemand ist allumfassender vernetzt als Cyrus. Gott und die Welt scheint er zu kennen.
Cyrus war für mich schon seit vielen Jahren tätig. Irgendwie gehörte er schon lange zum verstaubten Inventar des Unternehmens. Es würde wirklich etwas fehlen, wenn er nicht mehr mit seinem murmelnden Mundwerk am Hörer hängend in der Geräuschkulisse vorzufinden wäre.
„Hat jeder Kaffee?“, fragte ich Ana Maria, die links an meiner Seite ihren Platz fand.
Meine treue Sekretärin antwortete leise flüsternd: „Jeder ist bedient – die Ingenieure sind noch nicht da.“
Ana Maria, ein wahres Goldstück, von Geburt Argentinierin, 55 Jahre alt, spricht sieben Sprachen. Manchmal, ja oft sogar mag sie sich recht eigensinnig und aggressiv geben. Sie ist ein intelligentes Naturtalent und findet für jedes Problem eine Lösung. Ihre langen gewellten blonden Haare machen sie jünger, als sie ist. Ihre schmale Statur verleiht ihr ein jugendliches Erscheinen und ja, manchmal gab sie mir das Gefühl, dass sie mehr von mir wollte, als nur meine Sekretärin zu sein. Schon seit vielen Jahren unterstützt sie mich in all meinen Vorhaben und hat schon so manches Abenteuer an meiner Seite erlebt.
Die Tür öffnete sich, Peter Winkelkötter, Hans Klien und Manuel Humbertobetraten im Gänsemarsch den Sitzungsraum. Für einen Moment verharrten sie im Torbogen, um ihre Blicke über die Gäste an der Tafel schweifen zu lassen.
„Sag Humberto, dass wir ihn etwas später brauchen, sagen wir in einer dreiviertel Stunde“, meinte ich mit leiser Stimme zu Maria. Wortlos stand sie auf und wechselte einige Worte mit ihm, bevor Humberto den Raum, vor sich hin murmelnd, wieder verließ, nicht ohne uns einen verärgerten Blick zuzuwerfen.
„Vielen Dank für euer Kommen. Wir haben einige Entscheidungen zu treffen“, eröffnete ich ohne Umschweife das Aktionärstreffen, nachdem sich die Gäste ihren Platz an der Tafel gesucht und sich gesetzt hatten.
Zunächst bat ich die Ingenieure, einen Statusbericht über den Produktionsverlauf abzugeben. „Peter, bitte“, kam ich ohne lange Einführung zur Sache, indem ich ihn mit einer Geste einlud, das Wort zu ergreifen.
„Nun, wir haben soweit alle Unregelmäßigkeiten überwunden. Die Rohre eins bis vier laufen weitere drei Tage nonstop durch, danach nehmen wir einige Anpassungen vor. Das machen wir so lange, bis sie 24/7 störungsfrei durchlaufen können. Ich konnte auch die Beimischung wiederbeschaffen, nachdem die ganze letzte Lieferung im Außenlager Füße bekommen hatte und spurlos verschwunden war“, erklärte er.
„Wie kann so was eigentlich grundsätzlich passieren?“, warf Rudolf dazwischen und richtete seinen Blick mit hochgezogenen Augenbrauen auf Winkelkötter. „Da ist doch alles abgesperrtund gesichert“, meinte er, mit seiner Faust einen imaginären Schlüssel drehend.
„Ich weiß auch nicht“, konterte Winkelkötter, „der ganze Container ist einfach weg, hat sich in Luft aufgelöst.“
„Kann die Konkurrenz mit dem Zeug was machen?“, warf David fragend ein.
„Das glaubt sie wohl, aber ohne das spezielle ‚Etwas‘ geht da gar nichts“, meinte Peter und fuhr fort: „Wir haben noch einige elektrische Schwierigkeiten mit der Stopfschnecke, die uns einfach zu oft verklebt, aber auch das Problem wird gelöst werden. Im Moment produzieren wir in jedem Rohr vier Tonnen Rohöl pro Stunde. Zwar mit Unterbrechungen, aber immerhin geht es. Nur ohne den Austausch der Rohre gegen andere Metalle wie Hazalid oder Ähnliches werden wir das nicht rund kriegen“, meinte er besorgt und mit tiefen Falten auf seiner Stirn.
„Das sind diese 24 Millionen, die sie brauchen?“, fragte ich ihn nachdenklich, da mir die Sache bekannt vorkam.
„Ja, die Kostenaufstellung habe ich im letzten Memo an alle gesendet“, sprach er weiter. „Bis wann stehen denn die Mittel zur Verfügung?“, richtete er seine Frage an unseren Treuhänder Rudolf.
„Nun, die Problematik ist, dass die Mittel auf dem Projekt-Konto nur für neue Werke einsetzbar sind. Das kann die Bank nicht so ohne Weiteres freigeben, die sind ‚quasi‘ gewidmet“, bestätigte Markus, der Bankdirektor der UBS aus Zürich und zuständig für unsere Treuhanddepots.
„Zusätzlich müssen wir die angefallenen Zinsen erwirtschaften“, fuhr Rudolf erklärend fort. „Im Moment sind in dem Depot 947.386.200 Euro, da fehlen noch die Gewinne aus den Zinsinvestments. Wir brauchen in drei Monaten die erste Halbjahreszahlung von 36 Millionen alleine an Zinsen.“
„Und siehst du da Probleme?“, fiel ich ihm ins Wort.
„Das kann man noch nicht sagen“, meinte er sachlich, „nach der Zuteilung und Abrechnung weiß ich mehr. Kurioserweise ist das einige Tage vor Fälligkeit der Zinsen, aber ich denke, wir schlüpfen noch gut durch.“
„Was ist, wenn wir die ‚Oil Futures‘-Verkäufe dafür zusätzlich heranziehen?“, fragte ich und ließ meinen Blick in die Runde schweifen.
„Ups“, warf Rudolf ein. „Konform demTreuhandvertrag müssen die Einnahmen aus den Verkäufen gegen die Unkosten für die Produktion aufgerechnet werden, und der Rest geht auf das Treuhandkonto. Da die Endschulden noch nicht genau zu bewerten sind, sondern erst dann endgültig feststehen, wenn Humberto alles zu Ende getestet hat, können wir erst zu diesem Zeitpunkt alles abrechnen. Alles ist halt draufgegangen“, meinte er mit erhobenen Händen und verzweifelter Miene. „Es wurde einfach zu viel verbraten, und nun sind wir etwas in der Zwickmühle. Ihr habt einfach zu viel verpulvert“, richtete er seinen vorwurfsvollen Blick auf die Ingenieure.
„Wie auch immer“, warf ich ein, um Winkelkötter zu entlasten, der nach passenden Worten suchte. „Es geht vorwärts, wir brauchen zudem zwingend diese weiteren 24 Millionen.Peter, was passiert, wenn wir nicht in Kürze die Rohre austauschen?“, fragte ich ihn.
Er neigte seinen Kopf schräg und meinte etwas zögerlich, doch sichtlich besorgt: „Das wird uns alles eines Tages um die Ohren fliegen. Die Konversion ist grundsätzlich aggressiv, da halten uns die alten Siemens-Rohre nicht ewig“, entgegnete er fast stammelnd.
„Wie meinen Sie das?“, warf Sencer nun ein. „Die explodieren?“
„Nein, nicht so ganz, aber so was Ähnliches“, konterte Winkelkötter. „Vergessen Sie nicht, wir erzeugen Methanol, das ist ein leicht entflammbares Medium und eben Gas. Wo es Gas gibt, da ist jeder Funke verheerend, vor allem wenn Sauerstoff dazukommt. Durch das Drehen und stete Abschleifen der Reaktorrohre ist Verschleiß unaufhaltsam, und die Abnutzung ist da nicht gerade förderlich. Aber keine Angst“, fuhr er weiter, „bevor etwas gefährlich wird, schalten wir ab.“
„Wie lange haben wir Zeit zum Austausch?“, fragte ich.
„Sechs Monate maximal, denke ich“, meinte Peter unsicher und blickte Hans Klien an, der zustimmend nickte. „Wir messen jeden Tag die Wandstärke, so weit ist noch alles unter Kontrolle.“
„Also wäre das erste Traktandumaufgeklärt“, meinte ich zu der Tafelrunde mit großspurig ausladender Geste. Abwartend schwieg ich einige Momente lang und richtete meine Worte dann an die Kollegen.
„Liebe Banker, Kapitalmanager und Aktionäre. Unser Werk braucht vierundzwanzig Millionen für den Umbau, wie Sie vernommen haben. Wir brauchen schriftlich einige Vorschläge, wie das Geld zusammengebracht werden kann, ohne die Treuhandkonten zu schröpfen, was ja nicht so ohne Weiteres geht, wie wir gerade lernten … Das nächste Thema ist unser internationales Netzwerk. Cyrus, kannst du uns bitte deinen schriftlichen Bericht erläutern“, sagte ich, meinen Blick auf ihn gerichtet.
„Gerne, Helmut“, meinte er. „Bisher haben wir so an die fünfzig Werke platziert, anhand der vorliegenden Listen seht ihr, wie der Stand der Dinge ist. Wir haben die Zusagen der Gemeinden und deren Müllentsorgungslizenzen. Die Garantien von der Weltbank sind uns offeriert; konform zu unserer Planung können wir die ersten sechs Werke allmählich ausliefern“, erklärte Cyrus der Runde.
Einen Augenblick hielt ich inne, da Rudolf sich anschickte, etwas zu erwidern. Doch er stockte und schwieg, senkte seinen Kopf und widmete sich den vor ihm liegenden Berichten.
„Somit kommen wir schon zu meinem heiklen Thema“, fuhr ich fort, „der Übernahme und Fusion mit SES. Wie schauen die Prognosen aus, wie weit sind die Verhandlungen fortgeschritten, was ist der aktuelle Status und was ist als Nächstes zu tun?“, fragte ich Stephan, in seine Richtung blickend.
„Die warten, bis wir unsere Karten auf den Tisch legen. Da wir für einen anonymen Käufer verhandelt haben, wollen die nun abschließend wissen, wer denn der tatsächliche Käufer ist. Soweit wurde unser Angebot mit 76,16 Prozent der gesamten Aktien für achtzig Millionen akzeptiert“, erläuterte Stephan.
„Bei Gott, wenn das nur endlich über die Bühne wäre, könnte ich wieder ruhig schlafen. Die bringen uns die Manpower von fünftausend Mann und das gesamte existierende internationale Netzwerk, um weltweit Werke errichten zu können“, meinte Peter eindrucksvoll.
„Das ist es, woran es uns derzeit noch fehlt“, meinte Cyrus zustimmend. „Ich vertröste alle Joint-Venture-Partner, zumindest bisher von Woche zu Woche, aber nun ist langsam Sense, das geht nicht mehr lange gut“, meinte er abschließend. „Wir müssen Farbe bekennen. Unsere Partner sind schon richtig nervös. Ganz zu schweigen von den Politikern, die ihre Zustimmung gaben.“ Die Runde fiel ihm augenblicklich ins Wort und diskutierte eifrig, um Cyrus Aussage letztlich zuzustimmen.
Nachdem etwas Ruhe eingekehrt war, fuhr ich fort.
„Meine Herrschaften, als Letztes müssen wir uns um ein Thema kümmern, das uns alle betrifft“, meinte ich und erhob meine Stimme, um die Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. „Wie wir alle erfahren und miterlebt haben, sind wir vor Kurzem das Ziel von eigenartigen Angriffen unterschiedlicher Art und unbekannter Herkunft geworden. Das hat vor zwei Monaten mit diesem mysteriösen Diebstahl der Katalysatorpulver-Container begonnen und mit diesen laufenden anhaltenden Attacken auf unsere Computersysteme. Dazu gehört auch die großmäulige Presse, die irgendjemand absichtlich falsch informiert und die all diesen Blödsinn auch noch druckt. Irgendetwas ist gegen uns im Gange, dem wir entgegenwirken müssen“, sagte ich energisch. „Irgendjemand will uns gewaltig in die Suppe spucken.“
„Den Energieproduzenten und vielleicht auch der Politik sind wir ein Dorn im Auge“, meinte David tiefgründig und gestenreich. „Viel können wir nicht dagegen machen, wie auch“, äußerte er besorgt, während sich tiefe Furchen in seine Stirn gruben, „ich wüsste nicht wie.“
„Das kann aber auch mit dem zusammenhängen, was wir im Bunker dort unten austüfteln, dort wo wir nicht einmal hineindürfen. Diese Generatoren-Geschichte“, meinte Hans Peter vorwurfsvoll. „Wieso dürfen wir als Aktionäre dort noch immer nicht rein. Diese ganze Geheimniskrämerei ist etwas ganz und gar Unzumutbares, wo dort doch offenkundig ein Großteil meiner Gelder verbraten wird“ fügte er, nun offen seinen Unmut bekundend, hinzu, indem er Thomas ärgerlich anblickte.
„In vier Wochen, bitte, gebt uns noch vier Wochen, Hans Peter. Ihr werdet alles verstehen“, konterte Thomas beschwichtigend.
„Ich finde, wir sollten eine Marketingfirma beauftragen, die solchen Anwürfen mit Pressemitteilungen gezielt entgegensteuert“, warf Rudolf ein. „Die könnten mit unseren Internen zusammenarbeiten und wichtige Meldungen lancieren. Das würde das Ganze etwas entschärfen“, schloss er.
„Bis wann sind Vorschläge hier auf dem Tisch, um entsprechende Maßnahmen zu treffen?“, fragte ich laut in die nun wild durcheinander diskutierende Tafelrunde.
Im Aufstehen meinte Rudolf und nahm Markus in den Blick: „Mal sehen, ich denke kommende Woche.“
Auch ich stand demonstrativ auf und drehte mich, zur Bar aufbrechend, um, als ich Sencer leise über meine Schultern vernahm.
„Helmut, warte mal, ich brauche zehn Millionen, wie können wir das regeln?“, flüsterte Sencer mir zu, geradeheraus und ohne jede Vorwarnung. „Aber … Ich gehe davon aus, dahältst deinen Schnabel“, raunte er im selben Zuge warnend. „Ich habe schließlich für uns die Araber geknackt, die den ganzen AVIS Energy Fund aufkauften. Ich brauche es wirklich dringend. Du musst das für mich regeln, Helmut. Mir brennt es unter den Nägeln, wirklich“, stammelte er leise. Seine Besorgnis stand ihm offen ins Gesicht geschrieben.
„Ich rede mit Markus“, entgegnete ich auf seine Bitte, nachdem ich einige Sekunden gezögert hatte. „Vielleicht, hm… mal sehen, hat er irgendeine Zwischenfinanzierung für dich.“
„Für dich, nicht für mich, das hier geht nur uns beide was an“, meinte er, seinen Zeigefinger zwischen uns hin und her schwenkend. „Nochmals, Helmut, das muss absolut vertraulich sein. Kein Wort zu niemandem, verstanden?“, sagte er eindringlich und hielt mich am Ärmel fest.
„Sicher, Sencer“, versicherte ich ihm und ließ ihn wissen, dass ich es auch ehrlich meinte.
Du bist dir hier absolut sicher in der Qualität deiner Informationen, Assaat?“, fragte Al Rashid und trommelte mit seinem Zeigefinger auf die Dokumente, die ich ihm reichte. Mit nun erhobenem Zeigefinger und finsterem Blick mahnte er zur Vorsicht, während er mit seinen stahlharten, tiefschwarzen Augen Löcher in meine Netzhaut brannte und mich zwang, ehrfürchtig meinen Blick abzuwenden und zu senken. Seine eiskalte Aura ließ mich frösteln und Furcht kroch meinen Nacken hoch. Meine Körperhaare waren wie elektrisiert und sträubten sich zu Schweinsborsten. Noch einmal überflog er hastig meinen schriftlichen Report, mit bedächtig nickendem Kopf.
Al Rashid hatte gewaltige Macht in seinen Händen: die Macht der Öl-Barone und Öl-Produzenten am Golf und als ihr Berater und Vertrauter die Macht der Politiker. Mit einem Fingerschnippen entschied er über Leben und Tod, vermochte er Unsummen zu bewegen. Er galt als brillanter Stratege, plante in die Zukunft und überließ rein gar nichts dem Zufall.
„Wir haben sicher eine Milliarde in die Sache investiert, Assaat. Wenn da etwas schiefgeht, wirst du es zu spüren bekommen“, meinte er, mit dem Finger an seine Kehle deutend.
Abrupt fühlte ich mich einen Kopf kürzer und war mir gar nicht mehr so sicher, das Richtige getan zu haben. Vor Furcht zitterten meine Knie.
Hatte ich alles im Griff? Machte ich keine Fehler in den letzten Monaten? blitzten Fragen in meinem Kopf auf. Die Antworten blieb ich mir schuldig, denn es war in jedem Fall zu spät. Umkehren konnte ich nicht mehr und ich brauche dringend die Kohle, die mir das Geschäft hier einbrachte.
Wir saßen auf der Terrasse des „Café de Paris“ am unteren Ende des alten Yachthafens in Dubai. Unter den unzähligen anderen in Weiß, Braun und Schwarz gehüllten Gestalten fielen wir nicht auf und der monotone Lärm der zahllosen Gäste verschluckte unsere Worte.
Dann ergriff Al Rashid zögerlich und erhaben erneut das Wort. „Unsere Tage sind gezählt“, meinte er bedächtig. „Nur noch wenige Jahre wird Öl der Motor der Weltwirtschaft sein, dann können wir unser Öl verschenken und niemand will es mehr haben. Eine Zeit lang wird Kerosin noch benötigt werden, aber auch nur synthetisches. Bis dahin müssen wir uns um andere Einnahmequellen gekümmert haben. Wir werden sehen, ob unsere Zukunftsprognosen tatsächlich so aufgehen“, hegte er Zweifel. „Wir können nicht zulassen, dass ein Weltverbesserer alles hier auf einmal zunichtemacht, und das auf einen Schlag“, meinte er und ließ seine Hände über die Silhouette, der um uns herum aufragenden Glastürme schweifen. „Wir brauchen noch einige Jahre, Assaat. Wir benötigen unsere ‚grace time‘, eine Gnadenfrist. Das muss langsam wachsen. Wenn er seine Fabriken rund um den Erdball platziert, dann ist unser Markt und auch der Kerosinabsatz ernsthaft gefährdet“, meinte er nachdenklich.
„Die Rohre, die in dem Prototyp-Werk in Deutschland laufen, produzieren ein erstklassiges, hochwertiges Öl, und das sehr erfolgreich. Wie es im Bericht heißt, vier Metrische Tonnen pro Stunde und pro Rohr“, sagte ich. „Wenn jede Stadt in der Welt einige solche Werke unterhält, dann ist die gesamte OPEC überflüssig.“
Al Rashid nickte nachdenklich.
„Dann kassiert er durch seine CO2-freie Produktion obendrauf Unmengen an Karbon-Krediten“, erläuterte ich. „Das eigentliche Problem ist jedoch die Generatoren-Produktion, die er im Sicherheitsbunker hat anlaufen lassen. Das sind wahre, kleine Wunderwerke, die jeden Haushalt für sieben Jahre mit Strom versorgen, und das ohne Kosten.“
„Ja, wie es im Bericht hier heißt, sollen die sogar für die Autoindustrie geeignet sein“, meinte Al Rashid, während er in einem Aktenordner blätterte, in dem Fotos der beschriebenen Anlage und der offensichtlich involvierten Personen gesammelt waren.
„Das da, das ist er, unser ‚Freund‘“, meinte ich und legte ihm den Ordner mit dem Foto vor die Nase, auf dem der mutmaßliche Leiter des Projektes, von jedem HJK genannt, abgebildet war, wie er in Begleitung einer blonden, jungen Lady in seinen Wagen stieg.
„Macht einen sympathischen Eindruck“, meinte Al Rashid. „Ist das seine Freundin?“
„Das weiß niemand so genau. Es ist seine Privatsekretärin, das zumindest steht fest“, meinte ich.
„Ist dieser Bericht auch absolut zuverlässig?“, fragte er nochmals.
„Ja, Sir, ich habe alles mit Munier rückbestätigt. Meine Züricher Agency ist absolut zuverlässig.“
„Well, Assaat, dann kann das Schicksal nun seinen Lauf nehmen“, meinte Al Rashid tiefgründig. In seinen tiefschwarzen Augen blitzten Diamanten wie Sterne auf.
Irgendwo am Stadtrand von Zürich in einem schmuddeligen, heruntergekommenen Hinterzimmer.
„Wäre doch gelacht, verdammt, die sind gut, aber ich bin besser.“
„Das will ich für dich hoffen, Dimitri. Wieso bist du überhaupt rausgefallen?“
„Dein Mann hat Mist gebaut, Phillip. Er hat das Programm nicht auf dem richtigen Rechner installiert. Die haben dort einige unabhängige, getrennte Systeme. Falscher Computer und tschüss. Die paar Daten, die wir durchgemogelt haben, nützen uns nichts. Wir brauchen Zugriff auf die Überwachungskameras.“
„Dimitri, du hast vierundzwanzig Stunden, dann musst du die Verbindung sichergestellt haben.“
„Ja, Boss, ich tue mein Möglichstes.“
„Das ist zu wenig Dimitri, wenn du das nicht schaffst, bist du raus aus der Schweiz, dann suche ich mir einen anderen Hacker. Von euch Typen schwirren hier in der Gegend jede Menge rum.“
Ich setzte mich an meinen Schreibtisch in meiner dunklen Ecke der Hinterhofwohnung, um meine E-Mails herunterzuladen und zu bearbeiten, als eine Videokonferenz mittels Skype sich anmeldete. Die hatte ich schon längst fiebernd erwartet.
„Assaat, guten Tag, wie ist das Wetter in Dubai?“, meldete ich mich, nachdem die Konferenz am Bildschirm stand.
„Zu heiß, wie immer, Herr Hauser.“
Wie stets erkannte ich von Assaat nur eine vermummte Gestalt in Weiß; aus einem Grund, den er mir nicht nennen wollte, gab er mir sein Gesicht nie preis. Seine nächsten Worte schockten und erfüllten mich zugleich mit unbändiger fiebernder Freude, obwohl ich genau das längst ungeduldig erwartet hatte. „Sie haben grünes Licht, Operation Deutschland.“
Geistesabwesend bereute ich meine schlechte Laune und kicherte in mich hinein. Endlich konnte ich das tun, was ich am besten konnte und in langjähriger strategischer Militärausbildung gelernt hatte. Ich war viele Jahre im Nachrichtendienst gewesen, bis die mich feuerten, weil ich angeblich Informationen für Feinde ausspioniert hatte. Dabei hatte ich gar nichts getan. Ja, einige Gefälligkeiten für einen meiner Kollegen, der ein Detektivbüro unterhielt. Nun fand ich meine Genugtuung im Ausspionieren von Industrie-Unternehmungen. Das ist wahrlich meine Leidenschaft. Mein Vorbild ist und war stets James Bond, vor allem die Technik, die der Kerl benutzt. Allerdings hatte ich nicht sein Auftreten. Bei den Frauen hatte ich kein Glück, dachte ich neidisch, zumal sie nichts mit einem 165 cm großen, langhaarigen Zwerg zu tun haben wollten.
Deshalb wollte ich groß hinaus. Ich wusste, nur Taten beweisen die Qualität eines Menschen. Deshalb widmete ich mein Leben dem Ergreifen von Bösewichten, der Eintreibung von Schulden und dem Überführen von untreuen Ehemännern oder Ehefrauen. Das Ausspionieren von Technik-Laboren war meine ganz besondere und persönliche Leidenschaft. Nun hatte der beste Auftrag meines Lebens Aussicht auf Erfolg. Dieser Auftrag – meine ganz persönliche Freikarte in ein besseres Leben.
Seit über zehn Jahren verfolgte ich diesen Großbetrüger Helmut. Bislang waren all meine Versuche, ihn dingfest zu machen, gescheitert. Nun sollte es ihm an den Kragen gehen.
„Hauser, Hauser, hören Sie mich“, riss Assaats Stimme mich aus meinen Überlegungen, die mich einige Augenblicke lang in einen wohligen Tagtraum gehüllt hatten.
Nun erwiderte ich: „Das Honorar ist zwischen uns vereinbart. Eine solche Operation kostet eine Unmenge Geld, ich muss fünfzig Prozent der vereinbarten Summe vorab haben, sonst bewegt sich hier gar nichts.“
„Sie erhalten fünf Millionen Dollar vorab“, konterte Assaat ohne Zögern am Bildschirm. Nachdem wir das Werk kontrollieren, die zweite Hälfte.“
„Das hört sich gut an“, entgegnete ich innerlich vor Freude fiebernd. „Wenn das Geld auf meinem Dubai-Konto eingegangen ist, startet die Operation“, sagte ich kalt zu Assaat und beendete die Videokonferenz. Es kostete mich alle Mühe, vor Aufregung nicht zu platzen. Dieses Geschäft riss mich endlich aus der Scheiße, in der ich bis zum Hals steckte.
Assaat kannte ich von einer Sache, die ich zwischen dem Libanon und Zürich vor einigen Jahren abzuwickeln hatte, bei der irgendein mysteriöses Geld von einer Zürcher Bank auf eine Bank im Libanon transferiert wurde. Assaat unterhielt dort eine Handelsfirma, die in die Sache verwickelt war. Er erwies sich mit seinen 28 Jahren als äußerst hilfreich und agil. Pflegte gewichtige Beziehungen zu arabischen Scheichs, weil sein Vater im Energieministerium einiges zu sagen hatte.
Tatsächlich war er ein verschlagener Straßen-Broker. Für Geld würde er sogar seine Mutter verkaufen. Dort wo er herstammte, aus einem elenden, zerbombten Viertel in Beirut, wollte er mit aller Macht raus. Sein Traum waren die USA, aber er wollte nicht als Emigrant einreisen, sondern als reicher Araber.
Nun, die Logistik nahm ihren Lauf. Unendlich viele Skype- Nachrichten flogen nun zwischen London, Dubai und Zürich hin und her. Die Fahrkarte in die Freiheit und Unabhängigkeit war endlich greifbar nahe. „Start of Project ‚G‘ tomorrow.“
Wenn das doch mal klappen würde, diese SES-Fusion, oder wenigstens Skoda“, meinte Peter, „dann könnte ich mich endlich ein wenig ausruhen und mich vier Wochen lang auf einen Südseedampfer verdrücken. Weiß Gott, ich hätte mir das verdient“, setzte er hinzu. Mit seinen 74 Jahren war er der geistig fitteste Mensch, den ich kannte. Ein Fuchs auf allen Gebieten, auch im Erstellen von zweideutigen Berichten, um an üppige Finanzmittel heranzukommen. Peter verkörperte eine typische Münchner Gestalt. Weiße Haare und mächtiger Bierbauch. Sein ganzes Leben forschte er für Firmen und Institute im Anlagenbau, speziell im Bereich der Wasser- und Biomaterial-Konversion sowie der Planung und der Aufbereitung von alternativen Energie-Anlagen.
Über mehr als zehn Jahre, seitdem Siemens die Anlage in Fürth aufgeben musste, weil das Werk in einen Interessenskonflikt der Energieproduzenten geriet, hatte er seine Chancen genutzt und seinen Traum verwirklicht: das Werk von dem alten Plasmaverfahren zur Konversion des Abfalls wegzubringen und für ein Kaltkonversions-Verfahren umzubauen.
Das neue Verfahren war nun nicht mehr eine gefährliche Zeitbombe für die Umwelt und die Menschen. Ganz im Gegenteil. Es war die allumfassende Lösung für die gesamten Umweltprobleme, die jedes Land und jede Stadt auf unserem Planeten plagten. Die Millionen Tonnen Abfall konnten nun sinnvoll verwendet werden, ohne sie in tausende Grad heißem Plasma zu verbrennen. Allerdings schlugen alle seine Bemühungen fehl, die nötigen Projekt-Gelder aufzutreiben. Keine Bank wollte ihn unterstützen.
Niemand wagte es, sich mit der Energielobby in Deutschland anzulegen, schon gar keine Bank. Für jeden Lichtschalter, der irgendwo betätigt wird – in irgendeinem Haushalt oder wo auch immer Strom fließt –, wird letztlich Geld bezahlt, das dann über die Banken fließt.
Keiner wollte sich mit den tatsächlichen Eigentümern dieser Gelder anlegen. Die großen Energie-Konglomerate beherrschten jedes Land. Grünes Denken hatte da kein Recht, an deren Grundpfeilern zu rütteln. So blieb es schlussendlich nur bei Experimenten und Testläufen, bis wir, die „AVIS Energy“, in das Projekt einstiegen und die notwendigen Mittel mit unendlich vielen Problemen, doch ohne Kredite der Banken auftreiben konnten. Aber auch wir waren alle an die Grenze des Machbaren gestoßen.
Nachdem die Gäste, bis auf Winkelkötter, Ana Maria, Sencer und David, den Sitzungsraum verlassen hatten, gesellte sich Humberto zu uns. Der Brasilianer war mit seinen 53 Jahren ein wahrer Chaot und Frauenheld. Er sorgte ununterbrochen für irgendwelchen Unfugin unserem Betrieb. Mit seinen langen schwarzen Haaren, dem muskulösen Körper, seinem gleichmäßigen, sympathischen Gesicht gab er sich als rechter Playboy. Tatsächlich war er hinter jeder Dame her, die sich nicht rechtzeitig vor ihm in Sicherheit bringen konnte. Seine Frau in Brasilien wollte ihn deswegen eines Nachts abstechen, doch er konnte sich gerade noch rechtzeitig durch das offene Fenster in Sicherheit bringen. Danach verließ er Brasilien Hals über Kopf.
Er packte einen seiner Generatoren ein sowie seine Aufzeichnungen und reiste zu Ana Maria nach London, die ihn wiederum zu uns in die „AVIS Engery“ brachte.
Er überzeugte mich vom einwandfreien Funktionieren seines Patentes und ich erkannte die weltweite Macht, die von diesem Produkt ausging.
Das war die grundsätzliche Lösung für die gesamte Welt und die CO2-Problematik. Erdöl würde überflüssig werden. Und jedes Kraftwerk, jeder Atommeiler würde sinnlos und könnte stillgelegt werden.
So setzte ich mich mit Peter und Pabels, dem Mathematiker und Bauzeichner in unserem Fürther Industriebauprojekt, zusammen, um einen Anbau im Werk zu errichten. Dort wollten wir Humberto die Möglichkeit geben, seine Wunder-Generatoren zu Ende zu entwickeln.
Zudem erfand und tüftelte Humberto an jeder Menge anderer nützlicher Dinge, bis hin zu elektrischen Geräten, die das Leben verlängern sollten.
Ich holte mir damals Thomas, meinen alten Freund aus den USA, hinzu. Als kaltblütiger Agent für das US-Militär führte er Spezialaufträge aus und beseitigte so manchen bösen Buben und wahrlich, er kannte sich im James-Bond-Gewerbe aus.
Er war der richtige. Er sollte für uns einen Hochsicherheitstrakt rings um Humbertos Arbeitsräume im Werk austüfteln, der all die nötigen technischen Geheimnisse beinhaltete, um es möglichen Spionen schwer zu machen, etwas zu entwenden.
Bei der Aufnahme von Humbertos Technologie war mir die Brisanz der Situation vollumfänglich bewusst. Ja, uns allen war es klar und deshalb hatten wir Angst. Wir legten uns mit allen Energiemultis der Welt an.
„Es klappt, ich habe die Lösung für die Ummantelung gefunden“, meinte Humberto freudig wie ein kleiner Junge, der ein Geschenk zu Weihnachten erhielt. „Die Keramikplastikmischung hält Magnetstrahlung vollkommen ab. So muss sich keiner mehr Sorgen machen, dass ihm beim Fernsehen die Zahnspangen rausfliegen“, meinte er belustigt.
„Kann ich endlich so einen Kasten sehen?“, fragte Sencersachlich.
„Wieso nicht? Los, kommt mit“, antwortete ich und stand auf, um den Tagungsraum zu verlassen. Durch den schmucklosen kahlen grauen Gang, der den Charme einer alten abgenutzten Klinik ausstrahlte.
Wir bestiegen den Lift, wo Humberto mittels Augenscanner den Fahrstuhl nach unten in Bewegung setzte. Dieser Bereich, unser ganz privates Fort Knox, war mehrfach gesichert, da dort die Zugänge zu den Hochsicherheits-Arbeitsstätten und Laboratorien lagen.
Schweigend brachte der Lift uns hinab bis vier Stockwerke unter das Erdgeschoss, wo die Lifttür summend aufging und den Blick auf ein gewaltiges chromglänzendes Metalltor freigab. Humberto verließ den Lift als erster und eilte zur rechten Konsole des Portals, das sich langsam, träge und lautlos öffnete, nachdem er seine flache Hand auf das Scanner Glas gepresst hatte.
Mir nach, forderte er uns mit seiner einladenden Hand auf. Nacheinander betraten wir einen engen Glaskorridor, etwa zwei Meter lang und von der Breite einer Tür. Ringsum blitzte es rot und gelb auf, als Humberto den gläsernen Tunnel als erster betrat.
Eine warme freundliche Frauenstimme ertönte. „Guten Tag, Darling.“ Ja, fast erotisch begrüßte sie Humberto. Danach trat Peter in den Korridor ein. „Guten Tag, Herr Winkelkötter“, wurde auch er von der Stimme erkannt.
„Sencer, nur zu“, forderte ich ihn auf, als er zögerte, im Glastunnel einen Schritt vor den anderen zu setzen. Nur zögernd ging er weiter, bis er erschrocken wie angewurzelt stehen blieb. Das Jammern einer ohrenbetäubenden Sirene schüchterte uns ein und die Stimme sagte nun freundlich: „Sie sind nicht autorisiert, diesen Bereich zu betreten.“ Am Ende der Glasröhre fuhr ein glänzendes schweres Metallschott von der Decke summend herab und die Längsverstrebungen rasteten in den Öffnungen des Steinbodens ein. Wir konnten uns gar nicht so schnell orientieren, einige Momente später waren wir tatsächlich in der Glasröhre eingekerkert.
Während Sencer sich offenen Mundes nicht weiter vor traute, wartete ich, bis Humberto am vorderen Ende etwas an der dort angebrachten Konsole regelte. Das Blitzen hörte auf und das Metallschott fuhr summend in die Decke zurück.
„Oh, guten Abend“, meldete sich die etwas heisere weibliche Computerstimme. „Als von meinem Darlingbestätigter Gast ist es mir eine ganz besondere Freude, Ihnen den Zutritt zu gewähren“, hauchte sie nun erotisch. Diese fast menschliche Computerstimme und das groteske Eingesperrt sein erheiterten uns, nur Sencer fluchte leise vor sich hin. Etwas verstört blickte er umher, da es über seinem Kopf abermals aufblitzte.
„Humberto“, rief ich diesem hinterher, „hast du an der Stimme gebastelt?“ Er überhörte meine Frage belustigt und ersparte sich die Antwort, zwinkerte mir jedoch mit den Augen zu.
Erst nachdem der letzte unserer Gruppe durch die Glasröhre gegangen war, schob sich das mächtige Stahltor am Ende des Ganges langsam summend in die Wand und eröffnete uns den Blick in eine gewaltige Halle, mit beschrifteten Sektionen, die durch Glaswände geteilt waren, Regalen, Containern, gestapelter Ware und Schotten.
Ordnung schien hier wohl nicht Priorität zu sein, denn linkerhand waren übereinander gestapelte Schachteln und Paletten wirr in unendlicher Menge verteilt.
Zur rechten Seite hinter einer metallgerahmten Glaswand waren Schreibtische und unzählige wuchtige Bildschirme zu sehen.
Interessiert wanderten wir weiter, um eine gläserne Abschottung zu erreichen, in der eine breite Glastüre eingelassen war.
Humberto presste seine Handfläche auf den Bildschirm rechts des Glasschottes und öffnete es, sodass wir in einen hoch technologisierten Raum vordringen konnten. Ohne Zweifel, das musste ein Versuchslabor sein. Auf mehreren niederen schweren Vollholztischen befanden sich quadratische weiße Kästen mit abgerundeten Kanten und Ecken. Eine Welle, die sich in der Mitte der weißen Kästen befand, trieb große schwere graue Generatoren an.
Einige dieser Kästen standen leicht offen. Dort erkannte man etwas von ihrem Innenleben, das aus geformten farbigen Metallteilen, Drähten und Spulen bestand. Ein tiefes Brummen und Summen schwängerte die stickige Luft. Schreibtische mit großen Bildschirmen, Regale und ein heilloses Durcheinander erfüllten auch diesen Raum. Dazwischen wuselten sicher an die 30 konzentriert arbeitende Techniker in ihren weißen Mänteln, die an etwas herumschraubten oder Daten aufnahmen oder an irgendetwas werkelten.
Die weißen Boxen, gehalten von Metallgestellen, deckten die interessanten Innereien größtenteils ab. Da und dort waren die abgerundeten Kästen mittels Flaschenzüge hochgezogen und gaben den Blick auf verchromte runde undefinierbare Teile frei.
„Wir haben das Problem der sicheren Ummantelung tatsächlich gelöst“, meinte Humberto übereifrig und nahm ein handtellergroßes Stück der weißen, matt glänzenden Platten von einem Tisch in seine Hand. „Wir haben kleine Keramikplatten in Plastik schichtenweise eingegossen. Die vielen Keramikbeschichtungen vermögen in dieser Verbundplattenform die starke Magnetstrahlung abzuschirmen. Das Ganze ist zudem unzerbrechlich“, erklärte er weiter, während er mit einem Hammer, den er sich vom Tisch fischte, mit voller Wucht auf ein Gehäuse einschlug.
„Nun spielen unsere Computer nicht mehr verrückt. Die Dinger hier laufen schon seit Monaten Tag und Nacht“, sagte er freudig und fasste an das Gehäuse des Gerätes zu seiner Rechten, das er zuvor mit dem Hammer malträtiert hatte und das munter weitersummte.
„Mit nur einem dieser Wunderdinger kann ein ganzes Wohnhaus all seinen Stromverbrauch inklusive der Heizung für Jahre sicherstellen. Sehr einfach, nur an eine schwere Steckdose im Verteilerkasten angesteckt und die Hauptstromversorgung gekappt“, meinte er, mit seinen Fingern eine Schere imitierend.
Sencer schnappte sichtlich nach Luft und umfasste nun eine Box mit beiden Händen. „Weißt du, was das hier bedeutet?“, meinte er gedankenverloren. „Das Ding hier ist ein Pulverfass. Alle meine arabischen Partner …“, sagte er und erstarrte mitten in dem begonnenen Satze. „Scheiße“, fügte er erschrocken hinzu, „ich hole mir deren Cash und als Dank bringe ich sie ins Grab.“ Fast liebevoll streifte er mit seiner Handfläche über die glatte Außenhaut des weißen Kastens. „Das Ding da kann man ja in jedes Auto einbauen“, bemerkte er so nebenbei.
Humberto lachte breit und verschlagen. „Kommt mit“, forderte er uns auf und schritt uns voran. Wir folgten im Gänsemarsch und betraten einen weiteren Raum.
„Verdammt noch mal“, stieß Sencer gepresst aus, als er sah, was hier passierte. Auf einem flachen Gestell war das Fahrgestell eines Autos montiert. Die vier Räder an einer Bodenplatte waren offensichtlich aus Karbon und dort, wo normalerweise der Motor sein sollte, saß einer der weißen Kästen.
„Das hier ist die Zukunft der Automobilindustrie“, offenbarte ich mit ausgebreiteten Armen. „Mit dem Generator erzeugen wir genügend Leistung, um vier Motoren, welche direkt in den Naben sitzen, mit je 200 oder mehr Pferdestärken anzutreiben. Keine Batterien sind aufzuladen, nichts. Das ist ein Elektroauto, das immer läuft, auch wenn man damit einmal um die Welt fahren will. Gebremst wird durch die Trägheit und normale Keramikbremsscheiben, dabei ist es einerlei, ob auf dieser Bodenplatte ein Sportwagen, ein Jeep oder ein Lastwagen aufgebaut ist. Humberto ist mit diesen Dingern bereits vor Jahren in Brasilien herumgekurvt“, erklärte ich, auf den alten, unförmigen Kastenwagen deutend, der in einer Ecke vor sich hingammelte, ohne Fahrgestell und Räder, glanzlos und bedauernswert.
„Das Konzept muss noch so einige Anpassungen erfahren, aber das Prinzip ist eindeutig und klar“, meinte Peter.
„Wie lange wird die Entwicklung noch dauern?“, fragte Sencer.
„Na, wir müssen eigentlich nicht viel entwickeln“, entgegnete Humberto.
„Wieso?“, fragte Sencer.
„Das ist nicht für unsere Produktion gedacht“, antwortete ich.
„Wir wollen keine Autos bauen. Es geht hier lediglich um die Demonstration des Machbaren“, warf Peter ein. „Alle Teile sind am Markt erhältlich oder einfach zu erzeugen. Den Rest sollen die machen, die Autos bauen können und das tagtäglich tun. Schließlich verdienen die ihre Brötchen damit. Viel besser, als wir es jemals könnten.“
Noch immer nichts auf dem verdammten Konto. Scheiße, wie immer nur heiße Luft. Ich hasse dieses Großmaul Hauser“, blitzte grimmiger Groll in meinem Kopf auf, doch ich wurde jäh aus meinen Gedanken gerissen und schnellte schreckhaft aus meinem Bürosessel hoch. Die unsanft aufgerissene Türe ließ mich erschreckt zusammenzucken, als unsere Sekretärin Charlotta verstört hereinpreschte und mit ihrem Finger nach unten deutete, während sie leise zitternd und angstvoll stammelte: „Die sind schon wieder da, diesmal sind es vier.“
„Wimmle sie ab, ich bin nicht da“, herrschte ich sie in aufloderndem Zorn an, drehte mich zum Fenster und versuchte, durch die staubigen, schäbigen Vorhänge auf die Straße zu spähen. Nichts Ungewöhnliches konnte ich unten auf der Straße erkennen, während das Blut in meinen Adern zu Eis gefror. „Wo sind die?“, fragte ich in irrer, panisch auflodernder Angst, die mir den Nacken hinaufkroch.
Das Mädchen war fix und fertig. Ihr Make-up bildete schwarze Schlieren unter ihren Augen. Sie schielte wortlos auf die Eingangstür, durch die sie zuvor hereingehuscht war und die nun unerwartet und plötzlich explosiv, mit berstender, brachialer Gewalt aus den Angeln gehoben, nachgab.
Fassungslos, in urgewaltiger Panik drehte ich mich auf dem Absatz und hechtete geduckt durch das staubige und düstere Büro in den hinteren Raum. Im Schock riss ich das Fenster auf und wollte über die Feuerleiter flüchten, nur um auf den grobschlächtigen, hämisch grinsenden Gangster zu prallen, der mich offensichtlich auf dem kleinen verrosteten Stahlbalkon vor der Feuerleiter erwartete.
Ein betäubender heißer Schmerz, der von Bersten und Krachen begleitet war, malträtierte meinen Rücken. Gewaltsam wurde ich zurück durch das Fenster gezerrt und flog im nächsten Augenblick durch die Glasscheibe der Bürotrennung direkt in die Hände eines primitiven Idioten. Seine Faust traf mich mitten im Gesicht. Wie ein Donnerschlag, der mich nicht schmerzte, sondern ertauben ließ. Die Kraft in seinem Schlag katapultierte mich zurück und rollte und schürfte mich über den Boden.
Nun war mir alles egal, sollen sie mich doch umbringen. Im Geiste sah ich Mary und unseren Sohn, dann blitzende Flashs und wattige Nebel, bis es dunkel rings um mich wurde.
Benommen wollte ich meine spannenden, tauben und verklebten Augen öffnen. Mein ganzer Körper fühlte sich tot und wattig an. Das Reden fiel mir schwer, meine Lippen waren wie zu Brei geschlagen und wollten nicht gehorchen.
„Was willst du?“, fragte ich oder wollte ich fragen, weil ich den Schläger nicht verstehen konnte, der mich weiter drangsalierte und mit seinen schaufligen Händen bearbeitete. Mit einem gewaltigen Dröhnen in meinem Kopf, wie in einem Bienenstock, hing ich schlaff und nass tropfend im Sessel. Ich hatte mich wohl angepisst.
„Hallo, James, du bist überfällig“, vernahm ich sein hämisches Grinsen. „Nächste Woche Freitag um zwölf Uhr ist Zahltag. Deine liebe Mary wird sich sonst freuen, mit Rusinovs Gehänge das Vergnügen zu haben, bevor er ihr die Kehle durchschneidet. Verstehst du mich, Drecksack?“
Wie durch Watte hörte ich seine Worte und nickte träge.
„Nächsten Freitag um zwölf Uhr, ist das in deinem Schädel angekommen?“, vernahm ich noch, ehe ein harter Schlag auf meine Stirn mir abermals das Licht löschte.
Irgendwann erwachte ich aus meiner Umnachtung und erleichtert stellte ich fest, dass die Geldeintreiber abgezogen waren. Alles war ruhig, bis auf das Pfeifen und Dröhnen in meinem Schädel.
Steven stürmte durch die zertrümmerte Türe. „Scheiße, wie siehst du denn aus?“, meinte er erschrocken. „Soll ich dich ins Krankenhaus bringen?“
„Was? Nein, bloß nicht, geht schon, das bringt nur blöde Fragen“, stammelte ich. „Hilf mir ins Bad.“
Mir war plötzlich hundeelend und ich kotzte mir die Seele aus. Das kalte Wasser über meinem Kopf brachte mich langsam ins Leben zurück. Nur allmählich ließ das Dröhnen im Kopf nach.
Das Monster im Spiegelbild blickte mir erbärmlich entgegen. Blut sickerte mir aus der Nase und aufgeplatzten Wunden. Blut und Dreck zierten mein zerfetztes Hemd, Kragen, Krawatte und Anzug.
Verdammte Arschlöcher, schoss es mir durch den Kopf. Dieser Hurensohn Hauser schickt die Knete einfach nicht. Nur Geld konnte noch mein Leben retten. Ich vermochte keine klaren Gedanken mehr zu fassen. Ein wirbelnder Sturm ringsum war alles, was ich vernahm.
Eine halbe Stunde später schleppte ich mich von Steven gestützt durch das zertrümmerte Büro meines Kollegen in mein eigenes und ließ mich auf die Couch fallen. Ja, das tat gut. Ausruhen, endlich Ruhe.
Leise und verschleiert vernahm ich Steven, der sich entschuldigte, um angeblich Geld von einem Kunden herbeizuschaffen. Wie in fernem Nebel hörte ich noch, wie er und Charlotta sich anfauchten.
„Geht’s?“, vernahm ich Charlottas Stimme.
„Ja, lass mich einfach schlafen“, hauchte ich, bevor ich meine Augen schloss und ihr besorgtes Gesicht im Nebelschleier verschwand.
Mühevoll und unter pochenden Schmerzen versuchte ich, meine geschlossenen Augen zu öffnen. Bleierne Schwere presste mich auf das Sofa. Ich fühlte mich wie unter den Rädern eines Sattelschleppers. Ringsum Dunkelheit und Totenstille. Aus weiter Ferne drang das Geräusch rollender Fahrzeuge und das fahle Flackern der Lichter der Stadt durch die dreckigen Fenster. Was war passiert? In meinem Hirn klaffte ein gähnendes Loch. Nur langsam kehrte die Erinnerung zurück. Ich fuhr mit meinen Fingerspitzen über meine Lippen und meine Wangen. Tot wie Pappe, taub und aufgedunsen.
Ach, Scheiße, die Idioten haben mich voll erwischt, kapierte ich aufgebracht und in einer hoffnungslosen Wut auf alle und jeden. Hoffentlich ist nichts mit Mary, schoss es mir durch den Kopf. Die Erinnerung an die Worte des Idioten hallten in meinem Kopf noch nach.
Nur beschwerlich und unter Stöhnen gelang es mir aufzustehen. Der Lastwagen über mir erschien mir noch gewichtiger, schließlich konnte ich mich doch an meinen Schreibtisch schleppen.
Ich berührte das Keyboard. Gott sei Dank, der Computer funktioniert noch! Der Bildschirm flackerte auf. Viel zu grell. Das Licht schmerzte in meinen Augen. Wo ist mein Handy? Ach hier, halb unter dem Aktenberg versteckt.
Keine Anrufe. Das Miststück vermisst mich nicht einmal. Na ja, geschieht ja öfter, dass ich nicht nach Hause komme. Es ist schon weit nach Mitternacht.
Wieso bin ich bloß so tief in die Scheiße geraten? Schon 38 Jahre alt – und ich habe es zu nichts, zu rein gar nichts gebracht. Ein schäbiges Anwaltsbüro im ersten Stock eines alten Gebäudes in der City von London, zusammen mit zwei idiotischen Partnern, und eine Unmenge Schulden. Klar, auch keiner von meinen Partnern brachte irgendetwas zustande.
Da sind Kunden, die uns Kohle anvertraut haben und nun ihr Geld zurückwollen. Ist doch klar.
Steven, mein Partner. Ich hätte ihn den Prozess nicht allein führen lassen sollen. So eine simple Sache und er verbockt doch tatsächlich das Verfahren für diesen Bastard. Er verwechselte die Papiere im Gerichtsverfahren. Nun musste ich herhalten, klar, die wollen ihr Geld zurück. Nur woher die zweihundertachtzigtausend Euro nehmen?
Verdammt, soll Steven doch seine Wohnung verkaufen. Schließlich hat er den Prozess in den Sand gesetzt.
Ich kannte ihn schon so lange und wir waren alte Kumpel, doch irgendwann ist es Zeit, die Konsequenzen zu ziehen. Steven machte einfach nichts her, mit seinen 163 cm Größe und seinem kränklichen Auftreten. Als Anwalt taugte er einfach nichts, obwohl er uns alle mit seinen Tricks im Jobsbeschaffen über Wasser hielt.
Doch kaum einer zahlte seine Rechnungen. Die Wirtschaftskrise machte uns kaputt. Hoffentlich hält dieser Hauser endlich, was er uns die letzten Monate versprochen hat. Die zwei Millionen, die wir kassieren und uns das Leben retten. Mal sehen. Verdammt, mein Rücken, die haben einen Stuhl auf meinem Kreuz zerschmettert. Verdammt noch mal …
Es kommt meine Zeit, dachte ich hasserfüllt. Wartet nur, ich knalle euch alle ab, grübelte ich mit einer gewissen Genugtuung. Niemand vergreift sich ungestraft an mir oder meiner Alten.
Was war das für ein Code auf dem Bildschirm? Ah ja, Kontoübersicht. Wie ein Blitz überraschte mich die Ziffer, die sich auf dem Bildschirm abzeichnete. Es kostete mich einige Mühe, mich in mein Konto einzuloggen.
Neunhundertdreiundsiebzigtausend Euro hatten wir auf unserem Konto in Genf. Ich konnte es nicht fassen. Hauserhat gezahlt. Mein Verstand schlug Kapriolen. Wieso so spät? Zu spät. Aber vielleicht war das gut so. Die Bastarde hätten mich gezwungen, es ihnen sofort auszuhändigen. Dann hätte ich schon wieder durch die Finger geguckt.
Was kann ich damit alles kaufen, dachte ich irritiert. Damit wird Mary ihre Meinung über mich ändern. Von wegen Versager. So viel Kohle hatte ich noch nie auf meinem Konto.
Zitternd wählte ich die Nummer von Steven. Es läutete, ich ließ es läuten.
„Ja?“, hörte ich seine verschlafene Stimme.
„Es ist da“, ließ ich ihn kurz wissen.
„Spinnst du? Weißt du, wie spät es ist, James? Übrigens, geht’s wieder?“
„Hast du gehört“, röchelte ich mit krächzender Stimme, „es ist da!“
„Was ist da?“, fragte er träge.
„Die Kohle!“
„Was?!“, rief er plötzlich.
„Ja, er hat überwiesen.“
„Scheiße“, rief er, nun hellhörig geworden.
„Muss das sein?“, hörte ich im Hintergrund ärgerlich von seiner Alten.
„Blöde Kuh“, vernahm ich durch den Hörer. Dann war die Leitung tot. Tut, tut, tut …, irritiert legte ich den Hörer auf den Tisch. Stevens Frau musste aufgelegt haben.
Trotz meines Zustandes war ich nun hellwach. Nach einigen nüchternen Überlegungen wählte ich die mir vertraute rumänische Mobilfunknummer.
Boris nahm nach dem fünften Läuten ab. „James“, rief er laut, da ein Höllenlärm aus Musik und Kreischen eine normale Verständigung unmöglich machte. Offensichtlich befand er sich in einer Diskothek. „Warte, James“, stammelte er in seinem gebrochenen Englisch. Eine Minute später wurde es ruhiger. „Was machst du in London um diese Zeit?“, rief er erheitert.
„Arbeiten, Boris“, antwortete ich, „was denn sonst.“
„Ich auch, James, Weiber testen. Muss auch sein“, meinte er trocken.
„Wieso rufst du um diese Zeit an, was kann ich für dich tun?“, fragte er nun ernst.
„Projekt G ist bestätigt.“ Eine kurze Pause entstand.
„Bist du sicher?“, fragte er nach.
„Ja, es ist bestätigt.“
„Okay, du weißt, da gibt es keinen Weg zurück.“
Plötzlich überkamen mich Gewissensbisse und ich zögerte. Ich wusste, es gab kein Zurück. Ach was, dachte ich belämmert von den summenden Bienen in meinem Kopf. „Bestätigt“, sagte ich nochmals.
„Ja, bestätigt. Okay, James, keinen Anruf mehr, alles andere Face to Face. Rufe diese Nummer nie mehr an, James.“ „Okay, wir melden uns wie vereinbart“, entgegnete ich und legte auf, nachdem er die Leitung unterbrochen hatte.
Boris war der Richtige für das Projekt. Wir nutzten in der Vergangenheit sein Talent für das Schuldeneintreiben bei Kunden, die partout ihre Rechnungen nicht bezahlen wollten. Er war weltweit unterwegs. Und es führte immer zum Erfolg. Unsere Kunden wurden stets bedient und erhielten einen Teil der Gelder, die Boris aus ihnen herausprügelte. Nur in London konnten wir ihn nicht einsetzen, das würde zu uns zurückführen, aber sonst überall, ganz egal wo in der Welt. Als Schlächter für den russischen Geheimdienst war er in der Vergangenheit mit seiner eigenen Söldnertruppe unterwegs gewesen, die alles für den tat, der gut bezahlte.
Zurück im Werk Nürnberg
Das ganze Unternehmen hier ermüdete mich und laugte mich vollkommen aus. Die täglichen Sitzungen, Entscheidungen und Abläufe, die zu koordinieren waren … Aber ja, ich war in meinem Element. Meine Energien mussten irgendwo ausgetobt werden.
Und das war hier. Genau hier, zwischen all den verschiedenen Charakteren, verschiedenen Sprachen und unserem Projekt, das sich seinen eigenen Weg suchte. Wir alle hier spielten mit dem Feuer, denn die Energie- und Industrie-Lobbys waren nicht gerade erfreut, dass wir versuchten, ihnen vorzumachen, wie es anders geht. Das war uns absolut klar, aber es war mir einfach gleichgültig.
Mich interessierte nur das Durchbringen, das Weiterführen des Projektes. Dass es tatsächlich machbar war. Was für Konsequenzen es für die Welt hatte, war mir eigentlich egal. Da ich wusste, dass es etwas Gutes für uns alle war, machte ich mir über Machtkämpfe von Energiekonzernen und Politikern keine Gedanken.
Ich schleuderte meine Anzugsjacke in den Sessel und setzte mich vor den Fernseher, dessen Kanäle ich geistesabwesend durchzappte. Es war spät in der Nacht. Wie jeden Tag arbeitete ich praktisch rund um die Uhr.
„Was machst du noch hier“, sagte ich überrascht zu Cora, die sich aus der dunklen Ecke in der gegenüberliegenden Seite unseres Appartements schälte, „du wolltest doch nach Palma verschwinden.“
„Ach, Helmut, irgendwie habe ich im Moment keine Lust zum Reisen“, entgegnete sie und umrundete das Sofa, ein Glas Wein in der Hand, das sie mir reichte.
Immer wieder elektrisierte mich ihr wohlgeformter Körper, der sich durch den dünnen orange und goldfarbenen Seidenstoff ihres Minikleids abzeichnete. Ihre Brustwarzen stachen durch die Seide und hinterließen Falten an ihrem Mini, das kaum ihre Oberschenkel bedeckte. Sie bemerkte, dass ich sie lüstern betrachtete, und setzte sich vor mich auf den Couchtisch. Demonstrativ gab sie mir den Blick auf ihre Oberschenkel frei. Vielleicht auch auf mehr, was ich im Dämmerlicht nicht so genau zu erkennen vermochte.