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Pauline Pan wächst nach dem Tod ihrer Eltern bei ihrem Großvater auf.. Der alte Karate-meister lehrt seiner Enkeltochter alles, was er kann. Pauline hat ein gutes Leben. Und einen netten Freund. Doch dann sendet Tao Pan seine Enkeltochter nach Frankreich. Dort in einem versteckten Kloster in den Bergen, soll sie dem neuen Drachenmeister wichtige Unterlagen überbringen. Ein leichter Auftrag, denkt Pauline. Doch der Drachenmeister ist verreist. Und man lässt eine Frau nicht ins Kloster! Man will sie nicht einmal anhören! Entschlossen mischt sich Pauline unter das Personal, um dem Mann näher zu kommen. Er muss die Papiere persönlich bekommen. So war der Befehl ihres Großvaters. Eines Nachts ist Pauline zur falschen Zeit am falschen Ort.Eine magische Kraft aus dem Universum macht sie zum Tiger. Einer Elitekämpferin. Pauline flüchtet aus dem Kloster. Verfolgt vom Drachenmeister, der sie zurück ins Kloster bringen will. Dann werden auf Pauline mehrere Anschläge verübt. Sie kommt hinter das dunkle Geheimnis ihrer Vergangenheit und ist gezwungen, den Drachenmeister zu heiraten, um ihre Familie zu beschützen.. Pauline ist verzweifelt. Ihr gesamtes Leben steht Kopf.
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Seitenzahl: 127
Veröffentlichungsjahr: 2020
Tiger
Vs.
Drache
Prolog
Meine Füße berührten kaum den Boden. So wie es mir mein Großvater gelehrt hatte. Keinen Lärm machen. Ich schlich durch die leeren, dunklen Gänge, bis hin zum schwach erleuchteten Raum. Dem Raum, der mich fast jeden Abend magisch anzog. Ich hatte endlich meine Arbeit erledigt und wollte noch ein wenig trainieren. Mich austoben, wie ich es nannte. Etwas, das mir eigentlich verboten war, denn der Trainingsraum war nur den Schülern des ehrwürdigen Drachenmeisters vorbehalten. Alles Jungen in Alter von zehn bis ca. achtzehn Jahren. Kein Mädchen hatte bislang Aufnahme hier im Kloster gefunden. Die einzigen weiblichen Wesen waren die Angestellten. Und zu denen gehörte ich. Ich war die Dienstmagd. Das Mädchen für alles hier im alten Kloster. Ich kochte das Essen und kümmerte mich um die Wäsche. Wenigstens für die nächsten Wochen.
Und doch war ich so viel mehr, dachte ich. Auch, wenn das niemand hier ahnte. Ich war die Enkeltochter des letzten Drachenmeisters. Die Erbin des berühmten Tao Pan. Ich war bei Großvater aufgewachsen und war von ihm unterrichtet worden. Ich lernte alles, was der alte Mann geben konnte. Er war mir ein guter Lehrmeister. Eigentlich wollte er herkommen, erinnerte ich mich jetzt.
Doch dann erkrankte Großvater. Er lag schwach in meinen Armen. Sein innigster Wunsch war, dass ich dieses Kloster in den französischen Alpen aufsuchen würde. Und damit auch den neuen Drachenmeister. Großvater hatte gesagt, dass der Mann diese Unterlagen unbedingt benötigte. Dass ich sie ihm nur persönlich aushändigen durfte. Niemand anderen. Ich sollte sie diesem Mann persönlich in die Hände drücken. Warum auch immer.
Gehorsam hatte ich mich auf dem Weg gemacht, dem neuen Drachenmeister meine Aufwartung zu machen. Schick gestylt und im luftigen Sommerkleid hatte ich hier vor dem Tor gestanden. Nur schnell abgeben und wieder weg. So war mein Plan gewesen.Ich wollte dem Mann einfach nur die alten Schriftrollen meines Großvaters übergeben. So, wie Großvater es verlangt hatte. Ich hatte nicht ahnen können, dass es so lange dauern konnte.
Voller Selbstbewusstsein war ich hier angekommen. Nur, um ausgelacht zu werden! Ich, ein dummes Mädchen, verlangte, den Lord zu sehen und zu sprechen? Was sollte die Frechheit! Der Lord sei verreist und nicht im Kloster! Und wo kam man denn da hin! Der Drachenmeister würde doch nicht mir einem einfachen Dorfkind sprechen! Man hatte mich fortgejagt, ohne mich anzuhören. Was für eine Frechheit. Ich war eine selbstbewusste Studentin! Wutentbrannt war ich fortgegangen.
Ich war zwei Tage planlos im Dorf umhergeirrt, bis ich eine Anstellung in der Küche hier gefunden hatte. Dort hatte ich mich als Rucksackreisende ausgegeben, die sich etwas für die Reise verdienen musste. Das funktionierte. Ich würde auf den Mann warten müssen, denn Großvater hatte verlangt, die Unterlagen nur dem Mann persönlich auszuhändigen. Seit zwei Wochen arbeitete ich nun in der Küche und trainierte nachts heimlich. Großvater hatte mich seit meinem zweiten Lebensjahr trainiert. Ich war es gewohnt, hart zu arbeiten und wenig zu schlafen. Ohne Training fehlte mir was.
Den neuen Drachenmeister hatte ich bislang nur zweimal kurz gesehen. Es war mir nicht gelungen, ihn anzusprechen. Er war ganz anders als Großvater. Jünger und größer. Der etwa dreißigjährige Mann sah unverschämt gut aus. So hatte ich ihn mir nicht vorgestellt. Ich hatte mir den Mann alt und ehrwürdig vorgestellt, so wie meinen Großvater. Warum auch immer.
Egal, ich war auf dem Weg, etwas Verbotenes zu tun. Kein Fremder, und schon keine Frau, durfte den Übungsraum betreten. Was für eine arrogante Anordnung, ging mir wieder durch den Kopf. Warum durften hier keine Frauen trainieren, fragte ich mich. Wir lebten doch nicht mehr im Mittelalter! Selbst Großvater hatte einen Fernseher und einen Computer!
Nun, wir lebten ja auch nicht am Ende der Welt, so wie dieser Kerl hier. Großvater hatte mit mir in den USA, einem kleinen Haus am Rande einer Stadt gewohnt. Er hatte mir einmal erzählt, dass er seinen Orden verlassen hatte, nachdem er die Pflege für mich übernehmen musste. Mehr hatte ich nie erfahren. Egal, jetzt war ich hier, im Nirgendwo, und wartete darauf, den neuen Drachenmeister zu treffen. Doch bis heute fehlte mir dazu die Gelegenheit. Ich bekam den Mann nicht zu Gesicht. Und wenn doch, war er umgeben von Schülern oder Lehrern.
Ich hatte den Vorraum des Übungsraums erreicht und wollte mich gerade durch das kleine Fenster schieben als leise Stimme mich davon abhielten. Überrascht legte ich meinen Kopf schief. Der Raum vor mir war nicht leer. Ich legte mich auf den Boden und schielte durch das Fenster in den Raum. Drei Männer standen um ein altes Buch herum. Der ältere Mann erkannte ich.es war der Lehrer der Kinder. Er unterrichtete die Jungen in Schreiben und Lesen. Dann war da noch der Gruppenleiter und, ich stockte, der Drachenmeister persönlich. Endlich sah und hörte ich den Mann mal von Nahem. Gespannt lauschte ich ihm. Er sah ins Buch und seufzte nun laut. Er hatte eine angenehme, dunkle Stimme, dachte ich überrascht.
„Die Sterne stehen bald im richtigen Winkel. Nach tausend Jahren, kehren die Kräfte der alten Meister zurück. Leider kann ich den Tag und die Stunde nicht bestimmen. Dazu brauche ich die Unterlagen des alten Drachenmeisters. Doch da der Mann nicht auffindbar ist, kann ich nur raten“ hörte ich die dunkle Stimme des Drachenmeisters sagen. „Und diese Prophezeiung über den Tiger macht mir Sorgen. Was soll die Aussage, dass der Tiger sich mit dem Drachen vereint. Wenn ich den alten Meister doch nur fragen könnte.“ Sagte er schwer. „Lord, niemand weiß, wo sich der Mann aufhält“ sagte der Lehrer.
Ich schon, dachte ich belustigt. Vielleicht sollte ich dem Man die Adresse geben. Doch dann wurde ich ernst. Ich schluckte schwer. Deshalb hatte Großvater mich hergeschickt! Jetzt wusste ich, warum meine Reise so wichtig war. Jetzt verstand ich alles. Es ging um das Universum. Und damit war nicht zu scherzen, das hatte ich gelernt. Keine Zeit mehr zu rumalbern. Ich musste dem Mann die Unterlagen schnellst möglich übergeben.
„Lord, niemand weiß etwas über den Verbleib des alten Drachenmeisters. Seit er uns vor zwanzig Jahren über Nacht verließ, fehlt jede Spur des Mannes. Vielleicht lebt er schon nicht mehr. Dann sind die Unterlagen verloren.“ sagte der Lehrer nun bedauernd. „Das denke ich nicht. Tao Pan hätte einen Weg gefunden, mir die Unterlagenzukommen zu lassen. Er weiß, wie fundamental wichtig sie sind.“ Sagte der Drachenmeister hart. Der Trainer der Kinder zuckte kurz zusammen. Dann sah er seinen Freund neben sich an und schuckte schwer. „Da war neulich eine fremdaussehende Frau an den Toren des Klosters. So eine unwichtige, gestylte Amerikanerin. Sie verlangte ausdrücklich, euch zu treffen. Sie wollte nur mit euch reden.“ Erklärte der Mann dann. Der Kopf des Lords hob sich nur kurz. Ein dreckiges Lächeln im Gesicht. Es sah sehr arrogant aus. „Ich treffe auf meinen Reisen viele Frauen. Es kommen oft Frauen, die mich wiedersehen wollen. Ich bin ein begehrter Mann. Was soll die Anmerkung also?“ fragte der Lord genervt und ich hielt den Atem an bei so viel Arroganz.
„Nun, zum einen sah die Frau nicht aus, wie einer der Dorffrauen oder eine eure Bekanntschaft, Lord. Und zum zweiten ging eine sehr starke Präsenz von ihr aus. Ich war in der Nähe und konnte es spüren als die Frau wütend wurde. Solch Kraft habe ich sonst nur beim alten Meister gespürt. Leider kam ich zu spät ans Tor, um die Frau aufzuhalten. Die wache hatte sie bereits abgewiesen.“ Sagte der Mann bedauernd.
Jetzt schien der Drachenmeister doch interessiert. „Eine fremdaussehende Frau mit einer so starken Aura? Was soll das. Willst du mich bildlich gesprochen, verarschen?“ fragte der Lord verärgert. Er hatte andere, schwere Probleme, so schien es. Da brauchte er keine dummen Bemerkungen seiner Berater!
Ich grinste frech und wartete ab, was nun kommen würde. Der andere Mann zog den Kopf ein und sah hilfesuchend zu seinem Freund. „Ich war mir fast sicher, Tao Pan in der Aura der jungen Frau gespürt zu haben.“ Erklärte der Mann dann unsicher. Nun hob der Lord seinen Kopf vom Buch und ich konnte sein markantes Gesicht im Licht der vielen Kerzen sehen. Ich schluckte, der Mann sah wirklich gut aus, dachte ich. Groß, breit und durchtrainiert. Blonde Haare, fast weiß, kantiges, entschlossenes Gesicht und blaue Augen. Interessant dachte ich. Das machte den Mann wirklich einzigartig. Jedenfalls für den Drachenmeister. Den Mann hatte ich mir eigentlich asiatischer vorgestellt, dachte ich amüsiert.
Der Lord schien zu überlegen. Dann schüttelte er seinen Kopf. „Das wäre sehr unwahrscheinlich. Der alte Drachenmeister hatte einen Sohn, der jung starb. Er hatte keine weiteren Kinder, deshalb übergab er damals seine Kraft auf mich als er uns verließ. Er erwählte mich aus über dreißig Kindern.“ erklärte der Mann nun grob. „So kommen wir einfach nicht weiter.“
Ich fuhr mir schwer über die Augen und stellte das Atmen ein als der Mann verunsichert seinen Kopf hob und sich suchend umsah. „Lasst uns das hier für heute Beenden. Ich bin erschöpft! Ach ja und schaltet die Überwachungskameras ein! Ich will endlich wissen, wer hier Nacht für Nacht trainiert!“ sagte der Mann grimmig. „Der Schüler hat meinen Rekord gebrochen! Ich will wissen, wer das geschafft hat!“ donnerte der Mann. „niemand ist besser als ich“ Da war sie wieder, diese leichte Arroganz, schmunzelte ich.
Ich unterdrückte ein Kichern, der Mann war wütend, weil ich so gut war? Doch dann stockte ich. Das Kloster verfügte über Überwachungskameras? Dieses uralte Gebäude verfügte übermoderne Technik? Ich war mehr als erstaunt, denn selbst das Essen wurde auf einem alten Kohleofen gekocht. Geheizt wurde mit alten Holzöfen. Verdammt, hier würde ich heute nicht mehr zum Üben kommen, dachte ich. Aber ich konnte dem arroganten Mann heute Nacht Großvaters Unterlagen bringen. Dann konnte ich endlich in die Zivilisation zurückkehren. Wurde auch höchste Zeit. In wenigen Tagen ging mein Studium weiter. Ich wollte nicht unnötig Kurse versäumen. Außerdem wollte ich zurück zu Großvater. Der Mann war sehr sonderbar die letzten Wochen und machte mir Sorgen. Zum Glück sah Lukas jeden Tag nach Großvater. Ich hatte mit ihm so oft wie möglich telefoniert. Telefoniert war gut. Ich musste fast eine Stunde laufen, um Empfang zu haben. Es gab hier im Kloster anscheinend kein W-Lan. Oder doch?
Die drei Männer verließen den kleinen Vorraum zum Übungssaal und ich wollte mich ebenfalls zurückziehen. Zeit, meinen Rucksack zu packen.
Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa
1 Kapitel
Ich wollte mich gerade zurückziehen und die Unterlagen raussuchen als ich wieder leise Stimmen hörte. Diesmal hinter mir. Verdammt, was war denn hier los, heute, dachte ich verärgert.
Es näherten sich vier Kinder, die anscheinend auch den Weg durch das Fenster nehmen wollten. Nun, die Tür war ja auch verschlossen, dachte ich grimmig. Also blieb mir nur die Flucht nach vorne. Wohin auch sonst. Ich ließ mich in den Vorraum gleiten und sah mich suchend um. Ich musste mich verstecken, dachte ich. Und zwar so, dass mich die Kameras nicht aufzeichneten. Niemand durfte mich hier sehen. Eine Frau in diesen heiligen Hallen! Ich verkroch mich unter dem großen Tisch, der direkt unter der offenen Dachkuppel stand. Das Mondlicht strahlte direkt auf diesen Tisch und verschluckte meinen Schatten. Die Kameras waren alle auf den Übungsraum ausgerichtet. Hoffentlich entdeckten mich die Kinder nicht, dachte ich besorgt. Das wäre mehr als peinlich. Ich war neugierig, was die Kinder hier wollten. Es war immerhin schon sehr spät. Und Morgen waren schwere Prüfungen angesetzt. Das wusste ich.
„Ich muss den Sprung über die Mauer schaffen! Wenn ich den morgen nicht sauber hinbekomme, dann stehe ich auf der Liste. Und das bedeutet, das ich rausgeworfen werde. Ich will nicht wieder zu meinen Eltern zurück“ sagte einer der Jungen. Seine Stimme klang ängstlich und besorgt. Das Kind schien kaum zehn Jahre zu sein. „Und ich muss den Schlag des Drachen üben“ sagte ein anderer Junge. Er schien etwas älter zu sein. Ich verstand. Morgen waren Prüfungen und die Jungen wollten noch einmal üben. „Ihr habt gut lachen! Ich schaffe es nicht einmal, dem Lehrer auszuweichen. Jedes Mal trifft er mich! Er hat mich deshalb schon auf der Liste stehen“ sagte ein dritter Junge. Der vierte Junge schwieg nur.
Die Kinder kamen zum Tisch und sahen sich vorsichtig um. Sollte ich ihnen sagen, dass man die Überwachungskameras angeschaltet hatte? Doch dann verwarf ich die Idee. Ich durfte nicht auffallen. „Dann lasst uns anfangen zu üben, Drachen-Brüder. Ich muss den Schlag morgen sauber schaffen“ sagte der größte der Jungen. Alle vier standen um den Tisch herum und schlugen ihre kleinen Fäuste aufeinander. Ich hielt die Luft an und wagte nicht zu atmen.
Plötzlich passierte etwas sehr Merkwürdiges. Das Mondlicht, das den Raum schwach erleuchtete, verfärbte sich plötzlich in ein grelles Grün. Der ganze Raum wurde in diese Farbe gehüllt. Wir alle erstarrten zu Stein. Ich war unfähig, mich zu bewegen. Das war mir noch nie passiert. Dann traf mich etwas Großes, schweres, heißes, schmerzhaftes. Zum Glück waren meine Lungen schon leer, denn mein Körper wurde zusammengepresst und ich flog wie von Geisterhand geworfen, durch den Raum. Auch den vier Kindern erging es nicht anders. Sie flogen hart gegen die Wände des Raums und blieben dort wild krampfend liegen. Der Kleinste schrie schmerzerfüllt auf. Das trieb mir die Tränen in die Augen. Die anderen drei stöhnten laut. Ich landete unsanft am Fenster und fiel hart zu Boden. Zum Glück gelang es mir, mich mit den Füßen abzufangen. Großvaters hartes Training sei Dank. Das ersparte mir die Ohnmacht. Ich versuchte mich zu erheben, es gelang mir nur widerwillig. Mein Körper wollte nicht gehorchen. Alles in meinem Kopf drehte sich und meine Augen wollten die Richtung nicht halten. Was war gerade eben passiert? Was war geschehen? Ich hatte keine Ahnung. Einen winzigen Moment blieb ich still.
Ich sah endlich wieder etwas besser. Alle vier Kinder lagen immer noch weinend und stöhnend auf dem Boden. Sie brauchten dringend Hilfe, das war mir klar. Hilfe von mir. Ich kroch auf Händen und Füßen zu den Kleinsten. Er war am schlimmsten dran, dachte ich. Seinen kleinen Körper hatte diese merkwürdige Kraft schlimm erwischt. Das Kind krampfte, spuckte, schrie und weinte laut. Ich drehte das Kind zu mir und legte einen Finger auf meine Lippen. „Ich helfe dir, Zwerg. Keine Silbe, dass du mich gesehen hast. Gib mir dein Wort.“ flüsterte ich leise. Das Kind nickte mir schmerzerfüllt zu. Keine Ahnung, warum, aber ich hob meine Hände über das Kind und meine Finger sogen die überflüssige Energie und die Schmerzen aus dem schwächlichen Körper. Dankbar schloss der Junge seine Augen. Er fiel in eine tiefe Ohnmacht. Merkwürdig, die Energie half mir. Ich fühlte mich schon etwas besser. Ich kroch von einem Kind zu anderen und wiederholte es. Alle vier Kinder blieben kraftlos, ohnmächtig liegen. Sie brauchten dringend Hilfe.
Ich erhob mich und ging zum großen Gong. Tief durchatmend schlug ich den großen Gong dreimal. Es war im ganzen Kloster zu hören. Das Zeichen, dass etwas schlimmes passiert war. Das jemand Hilfe brauchte. Jetzt würden alle wach werden. Dann ging ich zurück in den Vorraum und atmete durch. Ich rannte zur Wand, halb hoch und zog mich am Fenster zum Sims. Dann war ich verschwunden. Der große Sprung, eigentlich leicht für mich, hatte mir die letzte Kraft gekostet. Erschöpft blieb ich im schmalen Gang liegen und versuchte, mich zu beruhigen.
Was war hier eben passiert? Was war hier los? Was hatte das merkwürdige Licht zu bedeuten? Wo war ich unfreiwillig reingeraten? Ich hatte tausend und eine Frage und keine einzige Antwort. Und Großvater war zu weit weg, um sie mir zu beantworten.
Aufgeregte Stimmen näherten sich, laut und durchdringend. Ich drehte mich schwer und schielte wieder aus dem kleinen Fenster. Der Drachenmeister erreichte den Raum zuerst. Er sah die Jungen auf dem Boden liegen und rief nach seinen Männern. „Großer Buddha! Wie kommen die Kinder hierher! Wie kamen sie in den Raum! Er war doch verschlossen. Was ist hier los“ donnerte der Mann wütend.
„Das sind vier meiner schwächsten Schüler, Lord. Pete, Mike, Frank und James. Zwei von ihnen stehen bereits auf der Liste“ erklärte der Lehrer grimmig. „Sie werden hier im Kloster Club der Loser genannt,“ setzte er leise hinzu. Auch er beugte sich über einen der Jungen und horchte, ob das Kind noch atmete. Dann nickte er erleichtert.
„Lord? Das sollet ihr euch ansehen“ sagte einer der alten Mönche, der ebenfalls den Raum betreten hatte. Er beugte sich über den Jüngsten, dem Jungen, der laut geschrien hatte. Der Lord erhob sich und kam herüber. Der alte Mann schob dem Jungen das Hemd in die Höhe. Auf dem Unterarm des Jungen prangte das Bild eines Geparden!