Tote Bosse singen nicht - Vera Nentwich - E-Book

Tote Bosse singen nicht E-Book

Vera Nentwich

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  • Herausgeber: Vera Books
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

Was tust du, wenn aus einem Unfall plötzlich Mord wird? Mörder jagen. Beim Versuch, ihre Detektei nach Vorne zu bringen, stößt Sabine Hagen, genannt Biene, auf einen schrecklichen Verdacht. War der Tod ihrer Eltern doch kein Unfall? Als sie den Hinweisen nachgeht, werden die Zeugen auf mysteriöse Weise ermordet. Um die Wahrheit herauszufinden bleibt Biene nur ein einziger Weg: Sie muss in die Vergangenheit eintauchen. Und das ausgerechnet jetzt, wo ihr Leben zusammen zu brechen droht und alle sie zu verlassen scheinen. Mit dem Freund Jochen gibt es nur Streit, ihr Partner Jago soll zurück nach Argentinien und sogar die Oma trägt sich mit Reisegedanken. Wird Biene es schaffen, sich der Vergangenheit und sich selbst zu stellen? Wird sie den Tod der Eltern aufklären können? Und was ist, wenn sie dann ganz alleine ist – ist das die Wahrheit wert? Wer lustige Krimis für Erwachsene mag, wird Biene Hagen lieben. Die ideale Urlaubslektüre muss nicht an der Nordsee oder in Bayern spielen. Grefrath am Niederrhein kann locker mithalten. Greifen Sie gleich zu und erleben sie entspannte Stunden mit dem neuen Abenteuer von Biene Hagen.

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I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
XIII
XIV
XV
XVI
XVII
XVIII
XIX
XX
XXI
XXII
Möchten Sie wissen, wie es weitergeht?
Die Autorin

Tote Bosse singen nicht

Vera Nentwich

 

I

Diese Strumpfhose bringt mich um. Morde sind für mich als Detektivin durchaus erwünscht, aber sie sollten nicht mich als Opfer haben. Leider passiert aber nichts Derartiges in Grefrath, deshalb muss ich heute Morgen geschäftsmäßig auftreten und mich in mein neues Kostüm zwängen, das ich mir auf Geheiß von Frau Gerhard zugelegt habe. »Frau Hagen«, hat sie gesagt. »Wenn Sie geschäftlich Fuß fassen möchten, dann müssen Sie auch entsprechend auftreten.« Da ich mir nichts mehr wünsche, als dass unsere Detektei zu einem florierenden Unternehmen wird, bin ich dem Rat gefolgt und muss nun mit dieser verdammten Strumpfhose kämpfen.

Meine Teilnahme am Grefrather Unternehmerfrühstück war Frau Gerhards Idee. Seit wir ihr ihren Hund wiederbeschafft haben, hat sie sich zur Aufgabe gemacht, uns zu fördern, wo es nur geht. So hat sie ihrem Mann klargemacht, dass er mich in die Grefrather Unternehmerwelt einführen soll, und widerwillig hat er sich dem Ansinnen gebeugt. Im Gegensatz zu seiner Frau ist er nicht begeistert von unserem Detektivbüro. Aber was soll’s. Ich bin hier und kann Kontakte knüpfen.

Eigentlich hätte Jago auch da sein sollen. Schließlich ist er mein Kompagnon und bisher auch der Financier unseres Unternehmens. Aber als ich heute Morgen losgefahren bin, piepste mein Handy und zeigte mir eine Nachricht von ihm an. Dringende Angelegenheit. Kann leider nicht kommen. Jago, stand da. Sieht Jago eigentlich nicht ähnlich, sich repräsentative Auftritte entgehen zu lassen.

Nun stehe ich an der Schlange zum Frühstücksbuffet und versuche, möglichst unauffällig an meiner Strumpfhose zu ziehen.

»Kneift’s?« Ich drehe mich erschrocken um und blicke in das grinsende Gesicht des älteren Herren hinter mir. »Äh, Entschuldigung«, stammele ich und drehe mich wieder nach vorne. Aber der Herr hinter mir möchte wohl die Zeit mit Plaudern überbrücken, bis wir an der Reihe sind und uns unsere Frühstücksutensilien auf die Teller türmen können, denn er spricht mich wieder an. »Sie sind doch die Detektivin, oder?« Ich drehe mich wieder zu ihm. Er hat graues Haar und ich schätze ihn auf um die Sechzig. Er wirkt distinguiert und ist sicher ein bekannter Unternehmer. Allerdings kommt mir sein Gesicht nicht bekannt vor. »Ja, die bin ich«, bestätige ich. Er grinst wieder und mustert mich von oben bis unten. »Mutig«, stellt er fest. »Wie meinen Sie das?« Er zuckt mit der Schulter. »Ich finde es mutig, ausgerechnet in Grefrath eine Detektei eröffnen zu wollen. Aber da Sie heute Morgen hier sind, scheinen Sie es wirklich ernst zu meinen.« »Ja, das tue ich«, bestätige ich. »Ich sag ja: mutig.« Er hält mir seine Hand hin. »Ich bin übrigens Karl Lehmann.« Ich ergreife seine Hand. »Biene, äh, Sabine Hagen.« Er sieht mir in die Augen, während er meine Hand festhält. »Hagen, Hagen, das sagt mir was.« »Ja?« Er lässt meine Hand los. »Mir fällt es schon noch ein.« Dann zeigt er nach vorne. »Sie sind an der Reihe.« Ich drehe mich um und mache einen Schritt vor ans Buffet. Dort nehme ich einen Teller und beginne, ihn zu füllen. Bei den kleinen Würstchen greife ich ebenso beherzt zu wie beim Rührei. Dazu noch eines der Brötchen, die noch warm sind. So ein Geschäftsessen soll sich schließlich lohnen. »Guten Appetit«, wünscht mir Herr Lehmann, als ich Anstalten mache, an meinen Tisch zu gehen. »Ihnen auch«, erwidere ich und schlängele mich durch die Menschenansammlung zu meinem Platz.

Ich sitze am Tisch mit Herrn Gerhard und dem Herrn Bürgermeister. Die anderen Herren sind mir noch nicht vorgestellt worden, und ich fühle mich etwas eingeschüchtert zwischen all den Honoratioren der Gemeinde. Zudem scheint meine Strumpfhose sich gerade selbstständig zu machen, denn sie rollt sich langsam nach unten zusammen. Es fühlt sich an, als würde ich bald im Freien stehen. Zum Glück sitze ich und es gibt ein natürliches Hindernis. Aber irgendwann werde ich aufstehen müssen. Eine Kellnerin erscheint neben mir. »Möchten Sie einen Kaffee?«, fragt sie höflich. Ich drehe mich zu ihr. »Haben Sie vielleicht auch Latte macchiato?« »Ja, bringe ich Ihnen sofort.« Sie eilt zur Theke und ich beginne, mein Brötchen aufzuschneiden.

Herr Gerhard und der Bürgermeister kommen mit gefüllten Tellern an den Tisch. »Guten Appetit«, wünscht mir der Bürgermeister. »Danke. Ihnen auch«, erwidere ich, während ich Butter auf eine Brötchenhälfte schmiere. »Ihr Geschäftspartner kommt nicht?«, fragt der Bürgermeister. »Nein, er ist leider verhindert.« »Schade. Ich hatte gehofft, ihn einmal kennenzulernen.« »Dazu wird es bestimmt Gelegenheit geben«, mischt sich Herr Gerhard ein und ich sehe erschrocken zu ihm, während der Bürgermeister fortfährt. »Es freut uns, wenn jemand von auswärts in unsere kleine Gemeinde kommt und hier investiert.« »Ja, er unterstützt mich sehr«, versuche ich, das Wort zu ergreifen. »Ich hatte die Idee und das Know-how und er das Geld.« Der Bürgermeister stockt in seiner Bewegung und sieht mich erstaunt an, während eine Salamischeibe an seiner Gabel in der Luft baumelt. »Ihre Idee?« »Natürlich. Nachdem ich drei Mordfälle aufgeklärt habe, war dies eine logische Konsequenz.« Der Bürgermeister lässt seine Gabel mitsamt Salami auf den Teller sinken. »Selbstbewusst sind Sie. Das muss man Ihnen lassen.« Er legt die Salamischeibe auf seine Brötchenhälfte. »Aber ich hoffe sehr, dass es zu keinen weiteren Mordfällen in Grefrath kommen wird. Sie sollten sich daher besser auf entlaufene Hunde spezialisieren.« Er grinst in Richtung von Herrn Gerhard, und der grinst zurück. Ich suche nach einer passenden Antwort, doch Herr Gerhard legt mir beschwichtigend die Hand auf die Schulter. Ich sehe ihn an und sein Blick sagt eindeutig, dass ich den Mund halten soll. Die Kellnerin mit der Latte macchiato erscheint und gibt mir Gelegenheit, meine Antwort mit Milchschaum hinunterzuspülen.

Die anderen Herren an unserem Tisch entpuppen sich als der Pressesprecher der Gemeinde, ein Versicherungsmakler und ein Friseur aus Oedt. Die Gespräche drehen sich zumeist um Möglichkeiten, die Ortskerne der verschiedenen Gemeindeteile zu beleben und Infrstrukturprobleme, wie eine schnellere Internetanbindung.

Als der Bürgermeister den offiziellen Teil für beendet erklärt, erheben sich alle nach und nach und beginnen sich in Grüppchen zu unterhalten. Ich stehe zögerlich auf und hoffe inständig, dass meine Strumpfhose nicht mit einem Ruck auf meine Knöchel sinkt. Sie bewegt sich zwar etwas weiter nach unten, aber meine schmale Hüfte scheint auszureichen, um sie an einer weiteren Bewegung zu hindern. Ich sehe mich um, und bewege mich zielstrebig auf die Toiletten zu, als ich das Schild entdeckt habe.

»Jetzt weiß ich, woher ich den Namen Hagen kenne.« Herr Lehmann stellt sich mir in den Weg. Ich stoppe in meiner Bewegung und versuche, mit der rechten Hand unauffällig meine Strumpfhose festzuhalten. »Ich kannte Ihren Vater«, fährt Herr Lehmann fort und weckt meine Neugier. »Ach ja?« »Ja, er war doch Ingenieur, nicht wahr?« Ich nicke. »Tragisch, was damals geschehen ist. Wie alt waren Sie da?« »Zwölf«, murmele ich. »Wirklich tragisch.« Er scheint mit seinen Gedanken abzuschweifen und ich merke, wie meine Strumpfhose um ihre Freiheit kämpft. »Äh, ich müsste mal kurz …« Er schreckt aus seinen Gedanken auf. »Ach ja, natürlich.« Ich mache einen Schritt an ihm vorbei, doch er dreht sich und beugt sich zu mir, sodass ich sein Flüstern verstehen kann. »Sie sollten aufpassen, mit wem Sie sich anfreunden. Sie wollen doch Detektivin sein. Warum schauen Sie sich die Umstände des Unfalls Ihrer Eltern nicht mal genauer an?« Sein Blick wird verschwörerisch. »Wie meinen Sie das?«, hake ich nach. Er sieht sich vorsichtig um. »Nicht hier.« Er kramt eine Visitenkarte aus seinem Sakko und hält sie mir hin. »Rufen Sie mich an, wenn Sie mehr erfahren möchten.« Er blinzelt mir einmal zu, winkt und dreht sich zum Gehen. Ich will ihm nach, aber ich muss jetzt erst einmal auf die Toilette, wenn es hier kein Strumpfhosendesaster geben soll. Im Augenwinkel sehe ich Herrn Gerhard, der mich intensiv beobachtet.

Als alles gerichtet ist und ich wieder zurückkomme, kann ich Herrn Lehmann nirgends entdecken. Die meisten Leute sind bereits gegangen, und so trotte ich zu Herrn Gerhard. »Da sind Sie ja«, empfängt er mich. »Wir können.« Ich nicke zustimmend, und Herr Gerhard verabschiedet sich von seinen Gesprächspartnern. Dann machen wir uns auf den Weg zu seinem Auto.

»Konnten Sie hilfreiche Kontakte knüpfen?«, bricht Herr Gerhard das Schweigen, während er das Auto auf die Wankumer Straße lenkt. »Ja, ich denke schon. Danke, dass Sie mich mitgenommen haben.« »Keine Ursache.« Er stockt. »Wer war denn der Herr, mit dem Sie sich so intensiv unterhalten haben?« »Wen meinen Sie?« »Der Herr im braunen Sakko. Mir fällt der Name nicht ein.« »Ach, Sie meinen Herrn Lehmann.« »Stimmt, Lehmann, so heißt er.« »Er kannte wohl meinen Vater.« »Ja? Das ist ja interessant.« »Finde ich auch.« »Was hat er Ihnen denn erzählt?« »Nichts. Er hat mir seine Karte gegeben und gesagt, dass ich mich mal melden soll.« Herr Gerhard sieht kurz zu mir. »Schön«, sagt er und biegt auf den Deversdonk ab. Vor unserem Büro hält er. »Da sind wir.« Ich reiche ihm die Hand. »Danke nochmal. Und grüßen Sie Ihre Frau von mir.« »Mach ich«, sagt er. Dann steige ich aus und sehe seinem Wagen hinterher.

Jagos Aston Martin steht vor der Tür. Er scheint im Büro zu sein. Ich bin gespannt, was ihn heute Morgen von dem Treffen abgehalten hat. Als ich die Tür zur Detektei öffne, höre ich bereits Stimmen. Eine ist die von Jago, aber die andere kann ich nicht einordnen. Sie ist hell, definitiv weiblich und sehr bestimmend. Verstehen kann ich nicht, was gesagt wird, denn sie reden spanisch. Ich wusste gar nicht, dass Jago hier irgendwelche Freunde hat, die Spanisch sprechen. Er ist Argentinier. Es ist klar, dass er spanisch spricht. Aber wer sonst? Ich gehe zu seinem Büro, und mir fallen die Koffer auf, die im Eingangsbereich stehen. Die Tür zu Jagos Büro steht offen, und als ich hineinblicke, sehe ich Jago in hitziger Diskussion mit einer Frau, die ich nicht kenne. Sie scheinen mich nicht zu bemerken, denn gerade redet die Frau heftig auf Jago ein. Sie ist dünn, fast hager. Ihr schwarzes Haar hat sie zu einem Dutt hochgesteckt. Sie trägt eine Hose, die einer Reithose ähnelt. Ich sehe die Frau nur von hinten, aber sie wirkt irgendwie einschüchternd. Ich überlege kurz, mich wieder davonzuschleichen, aber dann siegt doch meine Neugier. Ich mache einen Schritt und trete durch die Tür »Hallo.« Die Frau stockt und dreht sich zu mir. Sie hat braune, durchdringende Augen und wirkt auf mich verhärmt. Sie scheint mir eine Person zu sein, mit der man sich nicht anlegen sollte. Dennoch glaube ich, dass sie nicht viel älter als Jago ist. Vielleicht Ende Dreißig, schätze ich. Jago sieht ebenfalls zu mir. Ich schlucke. »Entschuldigung, ich wollte nicht stören.« Jago schüttelt den Kopf. »Nein, das tust du nicht.« Ich mache einen weiteren Schritt auf sie zu, und Jago zeigt auf die Frau. »Darf ich dir vorstellen? Isabella, meine Schwester.« Man muss mir das Erstaunen ansehen, denn ich hatte bisher keine Ahnung, dass Jago eine Schwester hat. »Oh, das ist aber eine Überraschung.« Ich halte der Schwester meine Hand hin. »Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen. Ich bin Biene, Jagos Geschäftspartnerin.« Isabella sieht auf meine Hand, dann dreht sie sich zu Jago und sagt wieder etwas auf Spanisch. Jago schüttelt energisch den Kopf und erwidert ebenfalls etwas auf Spanisch. »Isabella, bitte sprich deutsch«, hängt er an. Seine Schwester scheint über den Hinweis nicht begeistert zu sein, aber dann dreht sie sich zu mir und ergreift meine Hand, die immer noch vor ihr in der Luft schwebt. »Guten Tag«, sagt sie. »Schön, Sie kennenzulernen.« Dabei ist der spanische Akzent unüberhörbar. Zudem spricht sie die Konsonanten sehr hart aus, sodass sie fast wie ein Feldwebel klingt, der es gewohnt ist, Befehle hinauszubrüllen. »Freut mich auch«, antworte ich. »Sie sprechen aber prima deutsch.« »Isabella hat auch auf ein Internat in der Schweiz besucht. Aber im Gegensatz zu mir ist sie auch wieder zurückgegangen«, antwortet Jago an ihrer Stelle. Seine Schwester sendet ihm einen wütenden Blick, und Jago legt ihr die Hand auf die Schulter. »Das ist aber toll, dass ich mal jemanden aus Jagos Familie kennenlerne. Er erzählt ja kaum etwas.« »Das kann ich mir denken«, stellt Isabella fest und der sarkastische Unterton ist nicht zu überhören. Ich versuche, ihn dennoch zu ignorieren. »Was führt Sie denn ins kalte Europa?« »Familienangelegenheiten«, antwortet sie kurz und mit einem Tonfall, der sagt, dass Nachfragen nicht erwünscht ist. Zudem wirft sie Jago einen ungehaltenen Blick zu. Der reagiert sofort. »Ich zeige dir erst mal dein Zimmer«, wendet er sich an seine Schwester und fügt zu mir gewandt an: »Wir sehen uns später.« Ich nicke und Jago greift Isabellas Koffer. Dann geht er voraus und sie folgt ihm hinauf in seine Wohnung. Ich sehe ihnen noch nach, als sie durch die Tür verschwinden. Jago scheint eindeutig der Nette in der Familie zu sein.

II

Es ist Mittagszeit und der Hunger treibt mich nach Hause. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass Jago mitkäme und ich somit chauffiert würde, aber damit ist nicht zu rechnen. So muss ich also die Strecke vom Deversdonk über die Dunkerhof- und die Umstraße zu Fuß bewältigen, bis ich endlich Auf dem Feldchen ankomme. Oma wartet bestimmt schon länger mit dem Essen auf mich, und das mag sie gar nicht.

Seit meine Eltern vor Jahren bei dem Unfall gestorben sind, den dieser Herr Lehmann heute Morgen erwähnt hat, lebe ich mit ihr in einem Haus. Sie hat das Erdgeschoss für sich und ich die Einliegerwohnung darüber. Für mich ist dies ein prima Arrangement, denn ich werde vorzüglich bekocht und habe ein recht bequemes Leben.

Als ich gerade die Haustür öffnen will, geht sie bereits auf und Karl stürmt heraus. Wir stoßen fast zusammen. »Hallo, Karl, was ist denn los?« Er sieht mich erschrocken an und schüttelt missmutig mit dem Kopf. »Ach, manchmal ist Trudi wirklich entsetzlich stur«, schimpft er und ich kann nur zustimmend nicken. »Habt ihr euch etwa gestritten?«, hake ich nach. Karl ist nämlich so etwas wie Omas Lover. Oma behauptet immer, es sei nur eine Bettgeschichte zwischen den beiden. Dass es zwischen den Laken definitiv turbulent zugeht, kann ich recht häufig aus ihrem Schlafzimmer vernehmen. Aber Karl hat sich als wirklich netter Kerl entpuppt, und sie sind nun schon einige Monate zusammen. Ich habe mich schon daran gewöhnt, ihn gelegentlich beim Frühstück in Omas Küche zu treffen. So wütend wie jetzt habe ich ihn allerdings noch nie erlebt. »Ihr habt doch nicht etwas Schluss gemacht?«, frage ich vorsichtig. Wieder schüttelt Karl den Kopf. »Nein, noch nicht. Aber ich schwöre dir, wenn deine Oma so weitermacht, dann passiert das schneller, als du denkst.« »Oh«, kann ich nur sagen, während Karl noch kurz winkt, sich auf sein Fahrrad steigt und schwungvoll losfährt. Ich öffne die Haustür und bin gespannt, was mich dahinter erwartet.

Oma ist wie gewohnt in der Küche. Es duftet nach Eintopf. Ich liebe Eintöpfe. »Hallo, Oma, was gibt es denn heute?« Oma dreht sich vom Herd zu mir. »Da bös du ja, Kengk. Es gibt Linseneintopf. Den magst du doch so gerne.« »Ja, sehr. Aber …« »Was ist?« Oma sieht mich fragend an. »Ich muss erst mal nach oben und diese verdammte Strumpfhose loswerden.« Ich springe die Treppe hoch in meine Wohnung, schäle mich aus dem Kostüm und ziehe meine übliche Jeans und ein Shirt an. Jetzt fühle ich mich wieder wohl und gehe zurück in Omas Küche. Ich setze mich auf meinen Stammplatz am Kopfende des Esstisches. »Ich habe gerade Karl getroffen. Habt ihr Streit?« Oma schöpft Eintopf in einen Teller und reagiert nicht auf meine Frage. Ich wiederhole meine Frage etwas lauter, obwohl meine Oma bisher nicht schwerhörig war. Sie brummt nur kurz als Antwort und stellt den gefüllten Teller vor mir hin. Ich schaue zu ihr. »Willst du nicht drüber reden?« Oma setzt sich mir gegenüber an das andere Tischende und ich nehme den ersten Löffel der Suppe mit ordentlich Mettwurst. Nachdem ich die Wurststücke genussvoll zerbissen und geschluckt habe, hake ich nach. »Nun sag schon, was ist los? Du hast doch nicht etwa Schluss gemacht?« »Nein, nein, Kengk«, stammelt Oma. »Was dann?«, lasse ich nicht locker, während ich den nächsten Löffel Eintopf nehme. »Ach, Kengk, das ist nicht einfach.« Mein Mund ist voll und ich kann nicht weiter fragen, daher gebe ich nur ein aufforderndes Brummen von mir. Oma scheint es zu verstehen, denn ihr ist anzumerken, dass sie nach Worten sucht. Ich habe keine Ahnung, was zwischen den beiden passiert sein kann, das meiner Oma so schwer über die Lippen geht. Mit dem Sexleben kann dies nichts zu tun haben, denn diesbezüglich nimmt sie kein Blatt vor den Mund. Ich weiß Details von Karl, die ich niemals wissen wollte, und von denen er auch nie erfahren darf, dass ich sie weiß. Nein, das kann es nicht sein. Aber was dann? Oma holt tief Luft. Dann flüstert sie fast. »Er will mit mir verreisen.«

Ich muss aufpassen, dass mir nicht vor Schreck der Löffel aus der Hand fällt. Ich habe mit ganz fürchterlichen Offenbarungen gerechnet, aber an Karls Wunsch, mit Oma zu verreisen, kann ich nun wirklich nichts Schlimmes finden. »Aber das ist doch schön«, sage ich daher erleichtert. Doch Oma sieht mich entgeistert an. »Das ist es ganz und gar nicht«, stellt sie entrüstet fest. Ich lege meinen Löffel ab. »Das musst du mir näher erklären. Ich verstehe es nicht.« Ihr Blick drückt Unverständnis aus. »Er will eine Kreuzfahrt machen.« Sie sagt dies mit einer Betonung, als würde diese Aussage alles erklären. Doch das tut sie ganz und gar nicht. »Das ist aber doch toll. Wohin soll es denn gehen?« »Er sucht noch nach Angeboten. Aber das geht doch nicht.« »Wieso denn nicht?« »Ich kann hier doch nicht weg.« Jetzt ist es an mir, entrüstet zu gucken. »Du willst doch nicht etwa wegen mir nicht mit auf die Kreuzfahrt?« »Nicht nur wegen dir. Ich kann hier auch sonst nicht weg. Da sind die Radfahrgruppe und der Haushalt. Es geht einfach nicht.« »Du spinnst«, werfe ich ihr entgegen. »Nein, tue ich nicht. Ich kann nicht mit Karl auf Kreuzfahrt gehen.« »Aber warum, verdammt nochmal, nicht?« Jetzt werde ich ungehaltener. »Weil, weil … das nur Paare machen«, erwidert Oma.

Ich muss dagegen ankämpfen, nicht in Lachen auszubrechen, denn Omas Blick sieht außerordentlich besorgt aus. »Seid ihr denn kein Paar?«, frage ich vorsichtig. »Nicht so richtig. Ist nur eine Bettgeschichte«, stellt Oma trotzig fest und ich muss mir immer noch auf die Lippe beißen, um nicht laut loszulachen. »Jetzt verstehe ich. Für Karl ist es ernster, und nun kriegst du es mit der Angst zu tun.« Oma nickt und betrachtet ihre Finger. »Du weißt doch, Kengk, Männer in dem Alter wollen versorgt werden. Ich habe aber keine Lust, hier so einem Kerl den Hintern nachzutragen.« »Das kann ich verstehen«, stelle ich fest. »Aber eigentlich hat Karl doch bisher keinerlei Tendenzen in diese Richtung gezeigt. Er geht immer brav nach Hause, und soweit ich das beurteilen kann, habt ihr eine Menge Spaß zusammen. Vielleicht kommt es also gar nicht dazu, dass du ihn betüdeln musst.« »Kengk, du hast ja nur Erfahrung mit Jochen. Glaub mir, Männer wollen immer betüdelt werden.« »Aber dann wäre es doch geradezu ideal, dies mal bei einer schönen Kreuzfahrt auszutesten. Wenn es schiefgeht, kannst du doch immer noch alles beenden.« Oma schüttelt den Kopf. »Was sollen denn die Leute sagen? Die denken doch dann, dass wir zusammen sind.« »Denken sie das nicht sowieso schon?« Wieder schüttelt sie den Kopf. Dieses Mal noch energischer. »Nein, nein, ich sage allen, dass es nur eine Bettgeschichte ist.« Vor meinem inneren Auge sehe ich die Gesichter der Teilnehmer der Senioren-Radfahrgruppe, als Oma ihnen klarmacht, dass es ihr nur um Sex geht. »Bist du sicher, dass sie es dir auch glauben?« Oma sieht mich nachdenklich an. »Ich weiß nicht.« »Also, Oma, ich finde, Karl ist ein netter Kerl und eine schöne Reise würde dir guttun, und ich gönne es dir von Herzen. Du solltest dir die Gelegenheit nicht entgehen lassen.« »Ich weiß nicht«, wiederholt Oma. Ich greife meinen Löffel und esse den Eintopf, der nur noch lauwarm ist.

Nachdem ich noch einen Nachschlag genommen habe, halte ich mir zufrieden den Bauch. »Möchtest du noch einen Schokopudding?«, fragt Oma und ist schon auf dem Weg zum Kühlschrank. Die Vernunft meldet sich und sagt, dass jetzt noch ein Pudding viel zu viel wäre, aber meine Kraft reicht nicht aus, um Oma davon abzuhalten, mir den Becher mitsamt Löffel vor die Nase zu stellen. Mein Widerstand ist gebrochen und ich ziehe die Deckelfolie ab, um dann die Innenseite abzulecken. »Sag mal«, kommt mir ein Gedanke. »Kennst du einen Karl Lehmann?« Oma stockt beim Öffnen ihres Bechers. »Den Bischof?« »Welchen Bischof?« »Karl Lehmann ist doch Bischof. Lebt der eigentlich noch?« Ich schüttele den Kopf. »Nein, ich meine nicht den Bischof. Ich meine einen Karl Lehmann hier in Grefrath.« Oma schleckt Pudding von ihrem Löffel und zieht die Stirn in Falten. »Nein, ich glaube nicht. Was ist mit dem?« »Habe ich heute Morgen getroffen, und er behauptet, dass er Papa gekannt hat.« Oma sieht von ihrem Becher auf. »Ach, wirklich? Und woher?« »Ich weiß es nicht. Er hat mir seine Karte gegeben, und ich soll ihn mal anrufen.« »Dann solltest du das tun«, stellt Oma fest und beginnt, letzte Puddingreste aus ihrem Becher zu kratzen.

Seit ich vom Mittagessen aufgestanden und in meine Wohnung gegangen bin, drehe ich die Visitenkarte von Herrn Lehmann in meinen Fingern herum. Ich sollte ihn wirklich anrufen. Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf Morgen. Ich nehme mein Telefon, setze mich auf meine Couch und wähle die Nummer. Nach kurzem Klingeln begrüßt mich eine Frauenstimme förmlich. »Guten Tag, mein Name ist Sabine Hagen. Ich hätte gerne Herrn Lehmann gesprochen«, stelle ich mich vor. »Worum geht es?«, fragt die Frauenstimme. »Ich habe Herrn Lehmann heute Morgen getroffen und er bat mich, ihn anzurufen.« »Herr Lehmann hat momentan Besuch. Moment bitte, ich frage mal kurz nach.« Es klickt in der Leitung und Musik erklingt, unterbrochen von der Ansage, dass der Anruf gehalten wird. Nach kurzer Zeit klickt es wieder und die Frauenstimme ist zu vernehmen. »Hören Sie?« »Ja.« »Herr Lehmann lässt fragen, ob Sie heute um achtzehn Uhr hier zu ihm ins Büro kommen könnten.« »Das lässt sich einrichten«, stimme ich zu. »Gut«, sagt die Frauenstimme. »Dann erwartet Sie Herr Lehmann um achtzehn Uhr.« »Danke. Auf Wiederhören.« Ein Klacken bestätigt, dass das Gespräch beendet ist. Ich sehe auf die Uhr und überlege, was ich in der verbleibenden Zeit tun möchte. Im Büro ist sowieso nichts zu tun, und ich hege auch kein gesteigertes Interesse, Jagos komischer Schwester zu begegnen. Obwohl mich schon sehr interessiert, was sie hier will.

Gerade, als ich mich entschlossen habe, einige der zu lange liegen gebliebenen Hausarbeiten nachzuholen, piepst mein Handy und zeigt eine neue Whatsapp-Nachricht an. Wo bleibst du? steht dort, gefolgt von einem Smiley mit großen Augen. Mist, jetzt fällt es mir wieder ein. Ich wollte doch zu Jochen. Habe ich ganz vergessen. Bin unterwegs, tippe ich hastig in mein Handy und spurte aus dem Haus.

»Wo warst du denn?«, empfängt mich Jochen mit ungehaltenem Gesicht, als ich vor der Tür stehe. »Viel zu tun«, murmele ich und hauche ihm einen Kuss auf die Wange, in der Hoffnung, es würde ihn beschwichtigen. »Viel zu tun?«, wiederholt er und mustert mich. »Willst du mich verarschen?« »Nein, will ich nicht. Heute Morgen war ich beim Unternehmerfrühstück, um Kontakte zu knüpfen. Im Büro hatte Jago Besuch von seiner Schwester, und heute Abend muss ich zu einem potenziellen Mandanten.«

Jochen schließt die Tür hinter mir, und wir stehen in der Küche. Sein Wohnungseingang ist eine umfunktionierte Terrassentür und so kommt man gleich in die Küche, wenn man eintritt. Ich habe diese Wohnung noch nie gemocht. Aber Jochen mag ich. Er ist immer für mich da. Uns verbindet eine Beziehung seit der Grundschule. Mal war es Freundschaft und manchmal auch mehr. Das Mehr war meistens nur von kurzer Dauer, was zugegebenermaßen zumeist an mir lag. Nun sind wir aber schon länger zusammen und haben längst unseren bisherigen Beziehungsrekord aufgestellt. Es könnte alles recht gut sein, wenn Jochen nur endlich einsehen könnte, dass es mir ernst ist mit der Detektei. Für ihn als Polizist ist dies aber wohl sehr schwer zu akzeptieren, und daher ist mein Geschäft immer wieder Grund für Meinungsverschiedenheiten.

»Wann heute Abend?«, hakt Jochen nach. »Achtzehn Uhr.« An Jochens Gesicht ist deutlich zu erkennen, dass ich irgendetwas vergessen habe. »Wir wollten doch heute Abend ins Kino in den neuen Bond-Film.« Mist, das habe ich wirklich vergessen. »Aber der läuft doch erst um Acht. Da bin ich längst fertig. Ist nur ein kurzes Gespräch.« Jochen verzieht das Gesicht. Ich umarme und küsse ihn, um jeden weiteren Protest im Keim zu ersticken.

III

Die Visitenkarte von Herrn Lehmann gibt eine Adresse in Oedt an. Ich biege von der Johannes-Girmes-Straße in eine Zufahrt ein und stehe vor einem schmucklosen Gebäude, das ein Schild mit der Aufschrift Ingenieurbüro Lehmann trägt. Ich stelle Opas alten Mercedes ab und gehe auf die Eingangstür zu. Dort drücke ich auf die Klingel mit der Aufschrift Ingenieurbüro. Es passiert nichts. Ich drücke erneut auf den Klingelknopf und höre deutlich den durchdringenden Klingelton. Sogar ziemlich deutlich, fällt mir auf. Vorsichtig tippe ich gegen die Tür und stelle fest, dass sie nur angelehnt ist und sich langsam öffnet. Ich stecke meinen Kopf durch den Spalt. »Herr Lehmann? Hallo?« Es rührt sich nichts. Ich öffne die Tür ganz und trete langsam ein, immer noch damit rechnend, dass Herr Lehmann mir im Flur entgegenkommt. Es bleibt aber ruhig. Vorsichtig mache ich einige Schritte und rufe erneut, ohne eine Antwort zu erhalten. Vielleicht sollte ich wieder gehen und ein anderes Mal wiederkommen. Ich schaue auf meine Uhr. Es sind zehn nach sechs. Achtzehn Uhr hat Herr Lehmann gesagt. Da habe ich mich nicht verhört. Rechts steht eine Tür halb offen. Da schaue ich nochmal hinein und wenn da auch niemand ist, gehe ich wieder. Ich mache einige Schritte auf die Tür zu und luge mit einem Auge um die Ecke. Es ist ein Büro. Ich kann den mahagonifarbenen Schreibtisch erkennen. Ich recke den Kopf ganz um den Türpfosten herum und erstarre in meiner Bewegung. Hinter dem Schreibtisch sitzt jemand auf einem ledernen Bürosessel. Sein Kopf hängt nach vorne auf seine Brust. Die Arme hängen schlaff hinunter. Es ist Herr Lehmann. Oh Gott, er wird doch keinen Herzanfall gehabt haben? Ich laufe zum Schreibtisch, während ich nach Erinnerungen suche, wie man sich bei einem Herzanfall verhalten sollte. Der Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein ist schon ewig her. Das Einzige, was mir davon noch in Erinnerung ist, ist die stabile Seitenlage. Aber Herr Lehmann scheint recht stabil auf seinem Sessel zu sitzen. Sollte ich ihn jetzt erstmal in die stabile Seitenlage legen? Als ich bei ihm am Schreibtisch ankomme, bemerke ich, dass er etwas in der Hand hält. Etwas, das glänzt. Beim näheren Hinsehen entpuppt es sich als eine Pistole. Hat er einen Herzanfall gehabt, als er die Pistole in die Hand genommen hat? Biene, jetzt hol doch mal Luft, ermahne ich mich. Es hilft und ich sehe mir Herrn Lehmann genauer an. Dazu gehe ich etwas auf die Knie, um sein Gesicht zu sehen. Blut umrandet seinen Mund und mir wird schwindelig. Ich falle mit meinem Hintern auf den Boden. Das ist kein Herzanfall. Ich starre auf die Pistole und dann wieder auf den blutigen Mund. Er hat sich die Pistole in den Mund gesteckt und abgedrückt. Mein Magen zieht sich bei dem Gedanken zusammen und ich muss dagegen ankämpfen, mich nicht gleich hier zu übergeben. Hastig versuche ich aufzustehen. Es gelingt mir, aber meine Knie fühlen sich dennoch an wie Gummi. Mit zitternder Hand wühle ich in meiner Handtasche nach meinem Handy. Während ich zu einem der Besucherstühle gehe, die dem Schreibtisch gegenüber stehen, wähle ich 110. Eine Stimme meldet sich und ich versuche, so sachlich wie möglich die Situation zu schildern. Dann lass ich mich auf einen der Stühle fallen und versuche, ruhig weiterzuatmen.

»Geht es wieder?« Der Polizist sieht mich besorgt an. Er weiß, dass ich mit Jochen zusammen bin. Ich nicke. Mittlerweile sind immer mehr Menschen erschienen. Eine Polizistin betreut Frau Lehmann, die plötzlich auftauchte, als Polizei und Sanitäter eintrafen. Schließlich wohnt sie gleich nebenan. Ein Sanitäter musste ihr ein Beruhigungsmittel geben und nun sitzt sie im Eingangsbereich des Büros und wimmert leise vor sich hin.

»Frau Hagen, gibt es in Grefrath einen Todesfall, in den Sie nicht verwickelt sind?« Kommissar Terhoven streicht sich durch das graue, krause Haar und mustert mich durchdringend. »Verwickelt finde ich übertrieben«, antworte ich. »Ich hoffe sehr, dass sich dieses Mal auch herausstellt, dass Sie nichts damit zu tun haben.« »Natürlich habe ich nichts damit zu tun. Ich hatte nur einen Termin mit Herrn Lehmann und fand ihn tot auf.

---ENDE DER LESEPROBE---