Tote können nicht noch mal töten - Carla Charbruno - E-Book

Tote können nicht noch mal töten E-Book

Carla Charbruno

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Beschreibung

Hier im Himmel kann etwas nicht stimmen, sind sich Klara und Robert einig. Denn Tote können unmöglich noch mal töten. Doch genau das ist anscheinend passiert. Welche Erklärung verbirgt sich dahinter? Bald ist das Rätsel gelöst. Doch längst noch nicht der ganze Fall. Der Himmel schickt die beiden auf eine furiose Reise mit vielen verblüffenden Wendungen. Unzählige unglaubliche Abenteuer stehen ihnen bevor. Bewähren sie sich, könnte sich ihr sehnlichster Wunsch erfüllen: Nochmal zu den Menschen zu werden, die sie einmal waren.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Carla Charbruno  

Tote können nicht noch mal töten

Carla Charbruno

Tote können nicht

 noch mal töten

Impressum

Texte:   © 2024 Copyright by Carla Charbruno

Umschlag: © 2024 Copyright by Carla Charbruno

Verantwortlich

für den Inhalt: Charla Charbruno

c/o Postflex #7710

Emsdettener Str.10

48268 Greven

Druck: epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin

Für meine Familie

 

*

 

„Endlich kann ich mit dir abrechnen, du Miststück!“

 „Mach keinen Blödsinn, bist du völlig durchgeknallt? Sei vernünftig, das kannst du nicht machen.“

„Misch dich nicht ein, dafür ist es jetzt zu spät. Ich werde sie quälen bis zum letzten Blutstropfen.“

Sie packte ihr wehrloses Opfer und riss an dessen Haaren. Das Opfer war auf einem Stuhl fixiert und konnte nicht schreien, denn der Mund war fest verklebt. Es hatte das Gefühl, im Schmerz zu ersticken, und sein Herz raste immer wilder. Jetzt packte sie das Rasiermesser aus und scherte ihr die restlichen Haare ab. Die Haare von der Stirnmitte bis zum Hinterkopf ließ sie stehen.

„Jetzt bist du ein Punk!“ schrie sie auf. „Wie fühlt sich das an, Madame?“ Dann stürzte sie sich auf das Opfer, ergriff den Hals und drückte zu. „Ich will und kann dich nicht mehr hören.“

„Schluss damit! Das reicht jetzt!“ Er packte sie von hinten, bog ihre Finger vom Hals weg und schleuderte sie zu Boden. „Was tust du da? Bist du wahnsinnig?“ schrie er sie an. „So löst man doch keine Probleme, indem du jemanden umbringst. Bitte sei vernünftig!“

„Vernünftig? Das war ich lange genug“, schrie sie zurück. „Und was

dabei rauskam, möchte ich dir lieber nicht sagen. Diese Madame hier durfte sich alles herausnehmen. Und! kann ich was dazu, dass sie an ihrem Leben gescheitert ist? Hat sich irgendwer Gedanken um mich gemacht? Und schon ganz und gar nicht um mein Seelenbefinden. Hier! Das ist das Resultat, wenn man verdammt ist zu schweigen: „Hass!“

„Ich bitte dich, verfalle nicht in Selbstmitleid.“

„Halts Maul! Genau diesen Satz habe ich ständig unter die Nase gerieben bekommen, damit ich wieder schweige.“

„Schon gut!  Beruhige dich erst einmal, leg dich hin und schlaf mal eine Runde. Das wird dir guttun. Ich passe solange auf sie auf, versprochen.“

Zu seiner Verwunderung verließ sie den Raum, ohne sich noch einmal umzudrehen.

*

 

Das Opfer zitterte am ganzen Körper. Kleine Blutstropfen bildeten sich immer wieder auf den kahlen Stellen. Auch roch es ganz abscheulich nach Angstschweiß und Urin. Widerlich, dachte er, was soll ich jetzt bloß tun? Vorsichtig löste er das Klebeband von ihrem Mund. „Keinen Laut, hörst du, sonst kommt sie zurück.“

Kaum hatte er es ab, flehte sie ihn an: „Bitte hilf mir!“

„Geht’s noch lauter“, zischte er sie an, „du bringst uns beide noch in Gefahr. Hier trink!“ Er hielt ihr die Flasche an den Mund. Sie saugte

gierig, ihr Mund war völlig ausgetrocknet. „Besser?“

Sie nickte und sah ihn mit großen Augen an.

„Was hast du ausgefressen, dass sie dir so was antut?“

„Ich bin mir keiner Schuld bewusst“, antwortete sie mit zittriger Stimme.

„Nichts, gar nichts? Da muss doch was zwischen euch gewesen sein, anders kann ich es mir nicht vorstellen.“

„Bitte glaub mir, ich kenne sie nicht.“

„Du auch nicht?“ fragte er irritiert.

Traumatisiert sah sie ihn an und konnte ihm nicht mehr folgen. Sie fühlte sich wie im falschen Film. Er sah ihr an, dass sie überfordert war. Zumal er in einer besseren Position war als sie.

„Komm“, lenkte er ein, „dusch dich erst einmal und mach dich frisch. Dann legst du dich schlafen und ich passe auf, dass dir nichts passiert. Versprochen! Morgen versuchen wir zusammen, das Problem zu klären. Dann wird alles gut, denn ich kenne mich auf diesem Gebiet aus.“

Sie nickte bereitwillig und dachte: Wie bin ich nur hierhergekommen? Angestrengt kramte sie nach einer Erinnerung, wo sie zuletzt gewesen war. Er löste gerade ihre Fesseln, als es ihr einfiel. Natürlich! Wie konnte sie das vergessen! Sie war auf der Autobahn von Frankfurt nach Köln unterwegs gewesen.

„Worüber denkst du nach?“

„Wie ich hierhergekommen bin. Wie man von der Autobahn nach Köln in dieser Folterkammer landen konnte. Ich kenne keinen von euch. Und getan habe ich euch auch nichts.“

„Schon gut, schon gut“, sagte er, „aber leider weiß ich es auch nicht.

Ich weiß selber nicht, wie ich hierherkam.“

„Wie, du weißt das nicht?“

„Nein, ich kenne diese Frau nicht, die dich so zugerichtet hat.“ Zögerlich fügte er hinzu: „Auch ich fuhr zuletzt auf der Autobahn. Allerdings war ich von Bonn nach Frankfurt unterwegs. Plötzlich war ich bei euch.“

Er verarscht mich, war sie sich sicher. Ein großes Unbehagen stieg in ihr hoch. Was ist das für ein Spiel, was sie mit mir treiben? Sie müsse taktisch sehr geschickt vorgehen, damit es nicht ausufert, legte sie sich fest. „Das ist alles sehr merkwürdig“, antwortete sie ihm, „was sollen wir jetzt machen?“

„Ich weiß nicht und vermag die Lage noch nicht wirklich einzuschätzen. Aber klar ist: Wir müssen sehr vorsichtig sein. Es ist, als ob man zwangsweise in was hineingerissen wurde und es jetzt mitspielen muss.“

Bei diesen Worten fühlte sie sich vollkommen bestätigt: Es war, wie sie es vermutete, ein Spiel. Dann wird sie erst einmal auf hilflos machen, um im richtigen Moment handeln zu können. „Kann ich duschen?“ fragte sie kläglich und sah hinab auf ihre verpisste Hose.

„Mach das“, sah er sie an, „aber mach mir bitte keine Dummheiten. Das könnte sonst gefährlich für uns werden.“ Er droht mir indirekt, dachte sie, und lächelte ihn dabei an. Sie spielte die Arglose: „Was für Dummheiten? Oder gibt es da drin ein Fenster?“

„Nein“, schüttelte er den Kopf, „bitte einfach nicht ausrasten. Wir werden schon einen Weg hier rausfinden. Ich habe diese Klamotten für dich gefunden. Ich hoffe, dass sie dir passen. Außerdem gibt es hier was zu essen: Frische Brötchen mit Brotbelag, ist das nicht komisch?“

„Ja“, entgegnete sie, „ich bin sehr hungrig.“

„Nach dem Duschen sehe ich erst einmal nach den Wunden auf deinem Kopf. Einverstanden?“

„Das ist gut“, antwortete sie vorsichtig.

Sie erschrak, als sie sich im Spiegel sah. Die Haare, die noch übriggeblieben waren, ragten wie ein Warnsignal in der Mitte ein Stück ab. An vereinzelten Stellen bildeten sich immer wieder Bluttropfen. Frankenstein sah besser aus, dachte sie, und stieg in die Dusche. Vorsichtig ließ sie das warme Wasser über den Kopf und ihren Körper laufen.

Das tat gut, obwohl es an verschiedenen Stellen furchtbar brannte. Ich muss hier raus, dachte sie, während sie weiter das warme Wasser über ihren Kopf laufen ließ. Ich muss ihn auf meine Seite ziehen, bevor es zu spät ist und die Frau zurückkommt.

Als sie fertig war, rief sie nach ihm. Er kam ins Bad, blieb an der Tür stehen und musterte sie. „Was willst du?“ fragte er.

„Kannst du mir das Handtuch reichen?“

„Hier nimm“, stammelte er mit rauer Stimme, aber sie bewegte sich nicht und sah ihn nur mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck an.

„Was ist? Warum schaust du mich so an?“

„Ich habe so Angst!“

„Gib mir deine Hand und komm vorsichtig raus.“

Sie nahm seine Hand und ließ sich direkt in seine Arme fallen.

„So läuft das nicht!“ Er legte ihr das Badehandtuch um den Körper und setzte sie auf den Klodeckel. „Jetzt hör mir mal gut zu! Wenn sie uns gesehen hätte, dann hätten wir jetzt ein gewaltiges Problem. Bitte halte dich von mir fern.“

In diesem Moment war sie vollkommen überzeugt, dass sie es mit zwei Psychopathen zu tun hatte, die mit ihr ein böses Spiel vorhaben und sie damit in den Irrsinn treiben möchten. In ihrer Verzweiflung fing sie an zu heulen.

„Jetzt beruhige dich! Mit der Heulerei ist uns auch nicht geholfen. Wir finden schon irgendwie daraus. Bleib hier sitzen, damit ich deine Wunden behandeln kann.“

Im Notfallschrank fand er Teebaumöl und Verbandszeug. Behutsam tupfte er die Wunden ab und verband ihren Kopf mit einer Mullbinde. Zum Schluss schnitt er mit einer großen Schere ein Stück vom Ende in der Mitte durch, um alles befestigen zu können.

 „So“, sagte er nach einer Weile: „Deine Wunden habe ich jetzt desinfiziert und hoffe, dass der Verband halten wird. Zieh dich an, ich mach uns schon mal die Brötchen.“

„Danke“, versuchte sie ein Lächeln für ihn hervorzubringen. Sie zwängte sich in die Klamotten, die ihr eine Nummer zu klein waren. Scheiße, dachte sie, als sie sich im Spiegel sah. Ich sehe aus wie eine Pellwurst.

Das gehört sicherlich auch zum Spiel: Demütigung! Jetzt wurde sie richtig wütend. Die Schere fiel ihr wieder ein. Sie drehte sich um und sah, dass diese zusammen mit dem restlichen Verbandszeug noch in der Ecke lag.

Typisch Mann, lächelte sie triumphierend. Männer denken, sie hätten alles im Griff, aber sie scheitern immer an Kleinigkeiten, weil sie mit ihren Gedanken nie richtig bei einer Sache bleiben.

Mit der Schere in der Hand hatte sie das Gefühl, über ihr Leben endlich wieder selbst bestimmen zu können. Kurz entschlossen trat sie aus dem Badezimmer und blieb stehen.

Er drehte sich zu ihr um und sagte: „Oh! Die Klamotten sind dir ein bisschen zu klein. Tut mir leid, andere habe ich leider nicht gefunden. Warst du immer schon so mollig?“

„Ja! Ich war schon immer so mollig“, antwortete sie beherrscht.

„Ach, ich habe es nicht so gemeint. Das hast du jetzt falsch verstanden. Komm setzt dich zu mir, dann essen wir endlich was.“

Er drehte sich wieder zum Tisch, um weiter die Brötchen zu schmieren, da verspürte er plötzlich einen Stich im Rücken.

„Du gemeines Schwein!“ hörte er sie aufschreien. „Das gehört alles zu eurem perversen Spiel.“

Dann verspürte er erneut einen Stich im Rücken und sackte seitlich zu Boden. Er wollte wieder aufstehen, blieb aber niedergestreckt auf dem Rücken liegen. Sie beugte sich zu ihm hinunter, drückte ihm drohend die Schere an den Hals und schrie: „Das Spiel ist aus!“

Fassungslos sah er sie mit weit aufgerissenen Augen an. Er wollte um Gnade betteln, aber statt Worten lief ihm Blut aus dem Mund.

„Gib dir keine Mühe“, grinste sie: „Jetzt ist das Spiel aus!“

Dann sah er, wie sie erneut ausholte. Dieses Mal rammte sie ihm die Schere in den Bauch.

                                                  

                                               *

 

Jetzt muss alles schnell gehen, trieb sie sich an. Blutverschmiert wie sie war, wollte sie in den Garten flüchten, über den Zaun springen – und um Hilfe rufen. Doch bevor sie sich noch in Bewegung setzen konnte, stülpte ihr jemand von hinten eine Plastiktüte über den Kopf und würgte sie.

„Mit mir hast du wohl nicht gerechnet, du Miststück! Jetzt hast du keinen Schutzengel mehr, der dir helfen kann. Du hast ihn fertig gemacht, erbarmungslos wie du eben mal bist. Die da drüben tun mir jetzt schon leid.“

Sie sah in der Tat keine Chance mehr für sich, hörte nur noch ihr eigenes Röcheln und spürte, wie sie allmählich im Nichts verschwand. Oder gab es doch noch was? Dann wurde es ganz dunkel.

 

*

                                               

Nach der Dunkelheit wurde es wieder hell. Sie dachte: Habe ich etwa alles nur geträumt?

„Nein! hast du nicht“, hörte sie eine weibliche Stimme sagen.

„Wer bist du? Und wo bin ich?“

„Wenn du nicht geträumt hast, wo wirst du denn wohl sein?“

„Bin ich im Himmel? Bist du Gott? Ha! Ich habe doch schon immer gewusst, dass Gott in Wirklichkeit eine Frau sein muss.“

„Mensch, du kommst hier an und bist schon wieder die Klügste. Darauf kommt es aber nicht an, und genau das ist dein Problem.“

„Wieso? Ich habe doch bloß gesagt, dass…“

„Sei still! Du redest und redest und denkst überhaupt nicht nach. Und dein blöder Satz: „Ich bin eben halt so“, geht mir so was auf die Nerven.“

„Gott! Ich weiß nicht, wovon du sprichst, aber müsstest du nicht eher mit Göttin angesprochen werden?“

„Gibt es noch andere Probleme für dich? Ich kann beides sein. Gott kann auch ein Tier sein.“

„Oh! Nein! Dann können Tiere auch in den Himmel kommen?“

„Na, selbstverständlich. Warum sollte es ein Privileg für den Menschen sein?“

„Oh! Wie schrecklich, das hätte ich nicht gedacht.“

„Was hast du denn gedacht? Du meinst doch nicht, du wärst was Besseres. Da hast du dich gewaltig getäuscht. Frau Schlau, kannst du mir verraten, wo ich euch hinstecken soll, wenn es die Erde nicht mehr gibt?“

„Wieso soll es die Erde nicht mehr geben?“

„Hast du noch nichts vom Klimawandel mitbekommen?“

„Ja, das habe ich. Ist es wirklich schon so schlimm?“

„Was glaubst du, warum ich schon das Weltall durchforste?“

„Da gibt es doch genügend Planenten.“

„Frau Schlau, aber nicht viele mit Sauerstoff.“

„Du bist doch eine Göttin! Wo ist da das Problem?“

„Du bist schon wieder ganz schlau!“

„Warum können wir nicht einfach hier oben bei dir bleiben?“

„Das würde mir noch fehlen, soviel Platz hätte ich gar nicht. Wo sollten die alle hin?“

„Es heißt doch, nach dem Ableben komme man in den Himmel. Wieso möchtest du uns wieder wegschicken?“

„Muss ich mich jetzt wiederholen? So viel Platz habe ich nicht zur Verfügung.“

„Willst du damit sagen, dass es einen Himmel für uns gar nicht gibt?“

„Das Leben auf Erden ist der Himmel der Gegenwart. Jeder kehrt dorthin immer wieder zurück. Das ist der Kreislauf der Ewigkeit. Keine Erde, keine Ewigkeit, so einfach ist das! Verstehst du jetzt den Ernst dieser Angelegenheit? Ihr müsst euch dringend um die Erde kümmern.“

„Für mich ist es eh zu spät, das müssen die anderen erledigen.“

„Du hörst einem einfach nicht zu.“

„Wieso?“

„Auch du kommst wieder runter.“

„Kann ich nicht hierbleiben? Ich könnte deine Beraterin werden.“

„Das könnte dir so passen, geh schön mal wieder nach unten. Als was soll ich dich zurückschicken?“

„Natürlich als Mensch, was denn sonst.“

„Ha! Das glaubst du wohl selber nicht. Das kommt nicht in Frage.

Auch du hast deine Chance nicht genutzt. Es ist Zeit, dass du mal eine andere Erfahrung machst. Du warst mir ein bisschen zu oberflächlich. Eine Bewusstseinsveränderung wird dir auf keinen Fall schaden.“

„Was nützt mir das, wenn ich dann alles vergessen habe?“

„Doch, doch, irgendwas bleibt immer hängen. Und je nachdem, was man vorher war, ist man automatisch für verschiedene Dinge ganz anders sensibilisiert. Darauf setze ich meine ganze Hoffnung.“

„Das kannst du doch nicht mit mir machen. Was soll ich denn deiner Meinung nach werden?“

„Vom Sündenfall her das Tier, das du am meisten auf dem Gewissen hast.“