TransEurope-FootRace 2009. Bari – Nordkap – 4.487,7 km in 64 Tagesetappen - Ingo Schulze - E-Book

TransEurope-FootRace 2009. Bari – Nordkap – 4.487,7 km in 64 Tagesetappen E-Book

Ingo Schulze

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Beschreibung

Beinahe drei Jahre wurde der »TransEurope-FootRace 2009« von Ingo Schulze vorbereitet. Hier konnte er sich auf die Erfahrungen aus seinem 1. »Trans-Europe-FootRace« von 2003 und auf Berichte vom »Transamerikalauf 1992” und vom »TransAustralia 2001” stützen. 2003 verlief die Strecke über 5036 Kilometer von Lissabon nach Moskau. 2009 waren 67 Läufer und Läuferinnen aus 12 Nationen am Start. Mit einer Ausfallquote von nur 32,8% kann man das Unternehmen als voller Erfolg bezeichnen. Zu diesem Erfolg trug die zuverlässige Mannschaft mit einer ständigen Mindeststärke von 30 Leuten bei. Das Unternehmen wurde außerdem wissenschaftlich begleitet, was eine große Chance für die Wissenschaft und gerade auch für den Ultralangstreckenlauf bedeutet.

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TransEurope-FootRace 2009 64 Tage von Bari zum Nordkap

Unterstützung bei der Textbearbeitung Peter Bartel, Berlin

Ingo Schulze

08. Februar 1948 in Tangermünde geboren Seit 1978 Ultralangstreckenläufer

Seit 1996 auch Organisator von Mehrtagesläufen

„Deutschlandlauf“ 1998, 2005, 2006, 2007, 2008 und 2010

„Internationaler Spreelauf“ 2000, 2001, 2002 und 2004

„TransEurope-FootRace“ 2003 und 2009 (2012 in Planung)

Diverse Stadt- und Volkläufe

Dieses Buch soll das Erlebnis „TransEurope-FootRace 2009“ greifbar machen. Es kann durchaus auch ein Leitfaden für ähnliche Veranstaltungen sein oder ein Nachschlagewerk für Läufer, die sich auf Mehrtagesläufe vorbereiten wollen!

Ingo Schulze

TransEurope-FootRace 2009

Bari – Nordkap4.487,7 km in 64 Tagesetappen

Engelsdorfer Verlag 2010

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.de abrufbar.

Copyright der Texte und Bilder:

Text

Textausschnitte:

Jürgen Klemenz

Korrektur:

Peter Bartel

Fotos

Buchtitel und Rückseite:

Jürgen Klemenz

Fotos im Innenteil:

Jürgen Klemenz Etappe: 01, 05, 09, 11, 17, 19 2x, 27, 29, 31, 33, 35, 39, 41, 44, 46, 63, 64 3xSiegerehrung Jan Straub „Wissenschaft“, dann Etappe: 01, 14 2x, 17, 20, 21, 46, 49, 50, 52, 53, 56, 57, 58, 60

Angela Ngamkam

Etappe: 03, 05, 06, 34

Joachim Barthelmann

Etappe: 50, 53

Ingo Schulze

Etappe: 33 2x, 46, 51

Entwürfe

Titel:

Markus Müller

Rückseite:

Markus Müller

ISBN 978-3-86901-782-2

Copyright (2010) Engelsdorfer Verlag Alle Rechte beim Autor Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)www.engelsdorfer-verlag.de

12,00 Euro (D)

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Vorarbeit

Was macht die Wissenschaft beim „TE-FR 09“?

01. Etappe: Bari - Barletta (Italien)

02. Etappe: Barletta - Foggia

03. Etappe: Foggia - Campomarino Lido

04. Etappe: Campomarino - Torino Di Sangro

05. Etappe: Torino Di Sangro - Silvi Marina

06. Etappe: Silvi Marina - San Benedetto

07. Etappe: San Benedetto - Porto Recanati

08. Etappe: Porto Recanati - Fano

09. Etappe: Fano - Bellaria

10. Etappe: Bellaria - Lugo

11. Etappe: Lugo - Alberone

12. Etappe: Alberone - Ostiglia

13. Etappe: Ostiglia - Pescantina

14. Etappe: Pescantina - Nomi

15. Etappe: Nomi - San Michele

16. Etappe: San Michele - Schlanders

17. Etappe: Schlanders - Pfunds

18. Etappe: Pfunds - Nassereith (Österreich)

19. Etappe: Nassereith - Seeg

20. Etappe: Seeg - Pfaffenhausen (Deutschland)

21. Etappe: Pfaffenhausen - Nattheim

22. Etappe: Nattheim - Schillingsfürst

23. Etappe: Schillingsfürst - Prosselsheim

24. Etappe: Prosselsheim - Weißenbach

25. Etappe: Weißenbach - Queck

26. Etappe: Queck - Waldkappel

27. Etappe: Waldkappel - Ebergötzen

28. Etappe: Ebergötzen - Gebhardshagen

29. Etappe: Gebhardshagen - Stüde

30. Etappe: Stüde - Bienenbüttel

31. Etappe: Bienenbüttel - Trittau

32. Etappe: Trittau - Bad Segeberg

33. Etappe: Bad Segeberg – Kiel

34. Etappe: Göteborg - Sjövik (Schweden)

35. Etappe: Sjövik - Kvänum

36. Etappe: Kvänum - Hasslerör

37. Etappe: Hasslerör - Kristinehamn

38. Etappe: Kristinehamn - Lesjöfors

39. Etappe: Lesjöfors - Vansbro

40. Etappe: Vansbro - Mora

41. Etappe: Mora - Västbacka

42. Etappe: Västbacka - Sveg

43. Etappe: Sveg - Rätan

44. Etappe: Rätan - Hackas

45. Etappe: Hackas - Lit

46. Etappe: Lit - Strömsund

47. Etappe: Strömsund - Dorotea

48. Etappe: Dorotea - Vilhelmina

49. Etappe: Vilhelmina - Storuman

50. Etappe: Storuman - Sorsele

51. Etappe: Sorsele - Arvidsjaur

52. Etappe: Arvidsjaur - Kabdalis

53. Etappe: Kabdalis - Jokkmokk

54. Etappe: Jokkmokk - Gällivare

55. Etappe: Gällivare - Svapavaara

56. Etappe: Svappavaara - Övre Soppero

57. Etappe: Övre Soppero - Karesuando

58. Etappe: Karesuando - Enontekiö

59. Etappe: Enontekiö - Kautokeino (Finnland)

60. Etappe: Kautokeino - Maze (Norwegen)

61. Etappe: Maze - Alta/Rafsbotn

62. Etappe: Alta/Rafsbotn - Olderfjord

63. Etappe: Olderfjord - Honningsvag

64. Etappe: Honningsvag - Nordkap

Siegerehrung und Abschied

Teilnehmer und Ergebnisse des „TE-FR 09“

Die 64 Etappen, ihre Streckenlängen in Kilometern und ihre VP

Alle Transkontinentalläufe auf einen Blick

Die Mannschaft des „TE-FR 09“

Die Sponsoren des TransEurope-FootRace 2009

Überlegungen des Teilnehmers Mike Friedl

Schlussbemerkung

Vorwort

Was sagte ich nach dem „TransEurope-FootRace 2003“, der über 5036 km von Lissabon nach Moskau verlief? Nie wieder werde ich solch ein Event auf die Beine stellen! Mein Verhalten und meine Einstellung waren sicherlich nachvollziehbar. Einen Transkontinentallauf gab es bis dahin noch nie in Europa. So etwas fand bisher nur in Amerika und Australien statt. Eigentlich war die Organisation eines solchen Unternehmens zwei Nummern zu groß für mich. Es war auch anders geplant. Der Ideengeber stellte eine starke Mannschaft in Aussicht, in der ich nur eine Rolle in der Organisation haben sollte. Es kam aber anders, ich übernahm nach kurzer Zeit die Gesamtorganisation. Zum Aussteigen war es bereits zu spät, denn die ersten Anmeldungen waren schon eingegangen und einige Startgebühren waren auch auf dem Sonderkonto des „TE-FR 03“ verbucht worden. Nicht zu vergessen waren die Ausgaben, die bereits getätigt wurden. Nun hieß es: „Augen zu und durch!“

Gerade Osteuropa verbarg bereits im Vorfeld viele Probleme. Eines der Hauptprobleme lag in der Visumbeschaffung. Später waren es die vielen Informationen, die ich nach Russland geben musste. Es war manchmal zum Verzweifeln! Aber auch in den übrigen Ländern war die Organisation nicht gerade einfach. Ich hatte jedoch immer helfende Hände. Neider kommen immer mal wieder und sagen: Wenn du den und den nicht gehabt hättest …! Darauf einzugehen ist einfach müßig. Es muss jedem klar sein, dass für die Umsetzung eines solchen Events viele Hände notwendig sind. Als Organisator/Veranstalter übernehme ich hier immer mehr die Rolle des Regisseurs, bei dem die Fäden zusammenlaufen. Es werden also zuverlässige Leute gebraucht, die hinter der Sache stehen!

Nach dem Lauf war ich, wie man so schön sagt, „im Keller!“ Ich war 2003 noch berufstätig und alles lief nebenher. Meinen eigenen Sport wollte ich auch weiterhin betreiben. Aber das ging nun wirklich nicht mehr so, wie ich es bisher gewohnt war. Mein Trainingspensum musste viele Wochen und gar Monate auf nahezu null zurückgeschraubt werden. Meine Vorgesetzten machten mir immer wieder den Vorwurf, dass ich mich zunehmend weniger auf meine Arbeit konzentrieren würde. Das ärgerte mich oft, denn ich legte Wert darauf, dass ich die Vorbereitung zum „TE-FR 03“ und den Beruf strikt trennte.

Nach dem Lauf, so denke ich, benötigte ich mindestens vier Monate, bevor ich wieder im richtigen „Fahrwasser“ war. Ich glaube aber, dass es letztendlich wesentlich länger dauerte, denn der Lauf spukte weiterhin unentwegt in meinem Kopf herum. Meine Frau Inge machte sich lange Zeit Sorgen um mich. Wir zogen schon in Erwägung, dass ich mich in ärztliche Behandlung begeben sollte. Ich schaffte aber irgendwann die Kurve!

Um mich aber endgültig vom „TE-FR 03“ zu befreien, schrieb ich das Buch „Transeuropalauf 2003“/ Lissabon – Moskau 5036 km in 64 Tagesetappen. Das Buch war 303 Seiten stark und wurde wegen der vielen Form- und Rechtschreibfehler von allerhand Leuten kritisiert. Sie hatten ja Recht, aber ich wollte mich doch nur befreien! Ich brauchte ein Ventil! Es folgte zwei Jahre später eine Überarbeitung mit nur noch 230 Seiten. Bei der Überarbeitung wurde ich von zwei Laufkollegen unterstützt. Es war dann ein recht brauchbares Werk. Hätte ich noch einen Lektor hinzugezogen, dann wäre es wohl nahezu perfekt geworden.

Bereits Anfang 2004 wurde ich immer wieder gedrängt, einen weiteren Europalauf zu veranstalten. Es wäre mir lieber gewesen, es hätte jemand gemacht, der bessere Nerven und ein besseres Organisationstalent als ich hat. Für mich stand unwiderruflich fest: Nie wieder! Stattdessen ließ ich den Deutschlandlauf wieder aufleben. Den ersten Deutschlandlauf veranstaltete ich 1998. Es gab dann weitere Auflagen in 2005, 2006, 2007 und 2008.

Ein weiterer „DL“ fiel dem „TE-FR 09“ zum Opfer. Also doch einen zweiten „TE-FR“? Ja, im März 2006 entschied ich mich dafür! Bereits bei der Vorbereitung musste ich mir Gedanken darüber machen. Was habe ich aus dem „TE-FR 03“ gelernt? Was mache ich besser? Was werde ich nicht wieder machen? Was, was, was ...? Viele Fragen und wenig Antworten. Ich wollte mein Konzept beibehalten. Natürlich feilte ich an vielen Details, aber das Grundkonzept sollte übernommen werden!

Welches ist mein Grundkonzept? Bei mir sollen die Läufer nur laufen, essen und schlafen! Der Rest sollte durch die Organisation bewerkstelligt werden. Habe ich hier schon den ersten Fehler begangen? Sollte ich mich nicht lieber am Organisationsmuster der Amerikaner und Australier orientieren? Dort wurden weitaus niedrigere Startgebühren verlangt. Die Teilnehmer mussten allerdings ihre eigene Betreuermannschaft stellen. Es wurde auch ein eigenes Fahrzeug benötigt. Dieses war selbstredend ein Wohnmobil. Die Betreuermannschaft kümmerte sich auch weitgehend um die Übernachtungen und die Verpflegung. Amerika kostete die Teilnehmer schon 1996 um die 9000 US-$. Das wären nach dem Stand von September 2009 über 7400 Euro! Seit 1996 ist aber nichts billiger geworden.

Beim „TE-FR 09“ zahlte der Teilnehmer 6000 Euro. Davon gingen sofort 19% an das Finanzamt und vom Rest wurde der Lauf finanziert. Es mussten Fahrzeuge, zum Teil Betreuer, Fährkosten, Equipment, Rechtsanwalt, Steuerberater, Streckengenehmigungen und vieles mehr bezahlt werden. Der Läufer musste sich um nichts weiter sorgen! Reich wird man bei so einem Lauf nicht. Sicherlich soll ein Taler für die ganze Mühe übrig bleiben. Wer aber glaubt, dass man sich dabei eine goldene Nase verdient, der sei dazu aufgefordert, sich selbst für solch ein Event einzusetzen. 2012 werde ich definitiv den letzten „TE-FR“ organisieren und danach vermutlich auch keinen „DL“ mehr. Es wird also ein Nachfolger gesucht. Nur Mut!

Im Dezember 2007 ging ich in die sogenannte „Altersteilzeit“. Diese Zeit wurde mit den Vorbereitungen überbrückt. Mit meiner Frau Inge hatte ich lange Diskussionen. Sie war dafür, aber sie wollte dieses Mal dabei sein. Sie wollte sich beim zweiten „TE-FR“ weniger Sorgen machen und ihren Ingo nicht in der gleichen Verfassung erleben wie 2003. Die Anmeldungen prasselten nur so herein und ich musste irgendwann sagen: Stopp, es geht nicht mehr! Es wurde dann aber doch noch der Eine oder Andere hineingedrückt! Ursprünglich sollten nicht mehr als 45 Läufer am Start sein. Dann ließ ich mich auf 50 ein und damit war endgültig Schluss!

Das Problem war aber, dass weitere 17 Teilnehmer bereits eine Anzahlung oder gar den vollen Betrag geleistet hatten. Die „Teilnahmebedingungen“ waren auf meiner Seite und ich konnte diese 17 Bewerber ablehnen. Dennoch ließ ich sie zu, in der Erwartung, dass später noch etliche aussteigen würden. Das war dann aber, so viel man weiß, nicht der Fall!

Der Lauf sollte in jedem Fall so gut wie möglich vorbereitet werden. Karl-Heinz Neff ist in meinem Heimatort Horb als Immobilienhändler und Versicherungskaufmann bekannt. In seiner Eigenschaft als Vorsitzender der ARGE (Arbeitsgemeinschaft Sport treibender Vereine Horb) wollte ich von ihm wissen, wie ich den „TE-FR 09“ durchführen könnte. Meine Frage war: Als Freiberufler, als Verein oder sollte besser eine Gesellschaft gegründet werden? Er war hell begeistert und fragte, warum ich solch tolle Events veranstalte und nicht besser aufziehe? Nach wenigen Tagen taten wir uns zusammen und gründeten die „TransEurope-FootRace GbR Schulze & Neff“. Heute weiß ich, dass dies keine besonders gute Idee war. Dennoch war der „TE-FR 09“ ein tolles Erlebnis und ein absoluter Erfolg!

Vorarbeit

Nachdem mein Entschluss feststand, einen weiteren Europalauf zu veranstalten, setzte ich mich mit Joachim Barthelmann zusammen. Er war für mich zweifellos der wichtigste Mitarbeiter und übernahm Streckenplanung und -vermessung, später auch noch die Streckenmarkierung. Er ist in seiner Arbeit sehr sorgfältig und man kann von Glück sagen, wenn man solch einen Mitarbeiter in seinem Team hat. Joachim erkundete die Strecke mit seiner Frau Brigitte von Deutschland zum Nordkap und später von Italien nach Deutschland. Es lag schließlich eine sehr brauchbare Streckenbeschreibung vor. Diese konnte dann in die Webseite des „TE-FR 09“ eingefügt werden.

Sebastian Bentele gestaltete die Webseite www.transeurope-footrace.org. Sebastian ist seit 1998 einer meiner treuesten Mitarbeiter. Karl-Heinz nahm Kontakt zu drei Medienagenturen auf. Wir entschieden uns für die Firma „Kaleidoskop“. Diese arbeitet mit der Firma „Totems“ zusammen. Das ganze Unternehmen sollte professionell vermarktet werden. Meine Zweifel wurden diesbezüglich immer wieder zerstreut. Ich konnte mir die Abläufe der Vermarktung nicht vorstellen und fühlte mich zeitweise überfordert. Es war eine Flut von Informationen, die verarbeitet werden musste. Später nahm ich davon Abstand und wollte mich nur noch auf das Sportliche konzentrieren.

Es wurden Verträge geschlossen. So zum Beispiel der GbR-Vertrag und die Verträge mit Sebastian und mit „Kaleidoskop“. Auch die von mir erstellten „Teilnahmebedingungen“ und die notwendige „Teilnahmeerklärung und Haftungsfreistellung“ wurden von einem Anwalt geprüft. Das Büro Neff sollte die Buchführung in Zusammenarbeit mit einem Steuerberater übernehmen. Mit diesen Dingen sollte ich nichts am Hut haben, was sich später als Irrtum erwies. Mein Ressort sollte primär der sportliche Teil sein.

Später hatten wir Kontakt mit Dr. Uwe Schütz aus Ulm. Er stellte sich als Arzt und Wissenschaftler vor und wollte das Unternehmen mit einigen weiteren Ärzten wissenschaftlich betreuen. Auch mit Dr. Uwe Schütz wurde ein Vertrag geschlossen, der ebenfalls von unserem GbR-Anwalt abgesegnet wurde.

Wir brauchten Dolmetscher und Übersetzer. Bei englischen Übersetzungen standen Peter und Susanne Bartel, Angela Ngamkam und Annette Bolesch zur Verfügung. Sollten Informationen in Französisch hinausgehen, so hatten wir hierfür Rosemarie von Kocemba, meine Schwiegertochter Solveig Schulze, Dr. Kahla Said und Marie Therese Bouvot. Für die schwedische Korrespondenz waren es Andreas Falk, Mattias Bramstang, Gunnar Nilsson und meine Schwägerin Ann Katrin Jensen. Das Norwegische erledigte Henry Wehder. Am wichtigsten, so hat es sich später herausgestellt, war aber Italienisch. Hier war die Not am größten, denn es lief sehr vieles falsch oder ganz aus dem Ruder. Hier waren behilflich: Alessandro Marozzi, Prof. Dr. Hans Drexler (In Läuferkreisen ist er bekannt unter „Schneggi“.), Luigio Beltrame, Heinz Jäckel und Mitarbeiter von „Bauhaus“, Angela Lepore Dell`Agli, Santina Rigione, Michele Antinori und Noris Rigotti. Der Kontaktmann für die japanischen Teilnehmer war Akihiro Inue.

Es wurde im November 2007, im März 2008, im November 2008 und im Februar 2009 je eine Betreuer- und Teilnehmerbesprechung abgehalten. Hierzu waren auch Interessierte und Etappenläufer eingeladen. Dabei wurde versucht, den Leuten den „TE-FR 09“ nicht nur als Lauf näher zu bringen, sondern ich legte auch besonderen Wert, auf die Härte des Laufes eindringlich hinzuweisen. Die Leute sollten auf die bevorstehenden Widrigkeiten ausreichend vorbereitet werden. Sind die Hallen mal zu eng, dann heißt es: Zusammenrücken! Gibt es mal keine Duschen, dann muss die Waschschüssel reichen. Geht es mal mit dem Abendessen schief, dann muss mit Leberwurstbroten vorlieb genommen werden.

Es wurde von mir immer wieder versucht, den Leuten den „TE-FR 09“ in den grausten Farben darzustellen. Die Romantik stand hinten an. Manchmal wollte man mich bei meinen Ausführungen am liebsten stoppen. Nein, ich wollte den Leuten nichts vorgaukeln. Lieber etwas krasser schildern als falsche Illusionen wecken! Das vor uns liegende Negative habe ich daher immer wieder in den Vordergrund gerückt. Es kam später aber zum Glück nicht so dick, wie ich es immer wieder geschildert hatte. Auch wurde von mir wiederholt auf die Möglichkeit einer Zeltübernachtung hingewiesen. Beim „TE-FR 03“ mussten wir nicht ein einziges Mal im Zelt campieren. Warum jetzt beim „TE-FR 09“? Dieser Lauf konnte doch viel intensiver vorbereitet werden! In Italien kam es aber anders.

Franz Häusler war als Teilnehmer mit der Startnummer 06 gemeldet. Nach dem „Deutschlandlauf 2008“ verstarb Franz, etwa zehn Stunden nach dem Zieleinlauf in Lörrach. Er nahm noch an der Siegesfeier teil und war bester Laune. Ein Schock war es für uns alle, als wir ihn am nächsten Morgen tot in seinem Schlafsack vorfanden. Es war ein Albtraum, für mich als Veranstalter aber im Besonderen. Seine Startnummer sollte nicht weiter vergeben werden. Sein bester Freund, Werner Selch, wollte für Franz den „TE-FR 09“ laufen und bat daher um die 06. Ich kannte die zwei als unzertrennliche Freunde und gab daher die Startnummer, im Andenken an Franz, an Werner ab. Er sollte sie zum Nordkap bringen.

Bei den Vorbereitungen war es unabdingbar, dass besonders der Start und das Ziel in Augenschein genommen wurden. Mit Karl-Heinz begab ich mich im Mai 2008 nach Bari. Nach einigen Tagen standen die Startvorbereitungen und wir konnten mit dem Ergebnis zufrieden wieder heimfahren. Nach der Auswertung ging es sogleich nach Norwegen. Wenn die Vorbereitungen, insbesondere für den Start und später für den Zieleinlauf, nicht sorgfältig ausgeführt werden, dann kann man das Ganze vergessen. Der Zieleinlauf am Nordkap war mit einigen Problemen behaftet. Was sollte es aber? Es war genug Zeit, um das alles noch zu bearbeiten!

„Kaleidoskop“ arbeitete ein Logo für den „TE-FR 09“ aus. Es wurde durch das Patentamt für Deutschland geschützt. Das war nicht gerade billig und ich überlege heute, ob sich der Aufwand gelohnt hat. Die Vorstellungen über die Vermarktung machten das Schützen des Logos aber notwendig. Heute ist man schlauer. Sollte der „TE-FR 2012“ zustande kommen und ein anderes Logo ins Spiel gebracht werden, so würde ich auf den Schutz verzichten. Es ist wohl ganz zweckmäßig, aber man muss die Verhältnismäßigkeit beachten.

Das „A und O“ einer Veranstaltung sind eigentlich die Sponsoren. Beim „TE-FR 09“ spielten diese aber nur eine untergeordnete Rolle, denn das Rennen konnte auch so stattfinden. Hätten wir sich besonders stark engagierende Sponsoren gefunden, dann hätte man natürlich um einiges großzügiger wirtschaften können. Am Start oder im Ziel ein Feuerwerk? Es hätten sich viele Möglichkeiten ergeben! Dennoch verlief der „TE-FR 09“ nicht ganz ohne Gönner. Da war die Firma „Nordisk“ aus Hamburg, die Firma „Gehwol“ aus Lübbecke, die amerikanische Firma „Wrightsock“ mit deutscher Niederlassung in Landau und unser Deutschlandläufer vom „DL 05“ Christof Hirschel aus Baden-Baden mit seiner Firma „Medizinmann“. Die Firma „Fischer“ aus Tumlingen sponserte den „TE-FR 09“ mit T-Shirts und einem kleinen Geldbetrag.

Ganz wichtig bei einem solchen Unternehmen ist auch oder gerade die „Verkehrsrechtliche Anordnung“. Die Strecke musste immerhin vom italienischen Bari, über Österreich, Deutschland, Schweden, Finnland bis zum Nordkap in Norwegen, d.s. etwa 4500 km, genehmigt werden. Es ist ein Rattenschwanz an Arbeit, was aber vor Ort nachher kaum jemanden interessiert. Macht man es aber nicht, so kann die ganze Veranstaltung platzen. Die Verkehrsbehörden wollen wissen, was auf ihren Straßen vor sich geht. Und das ist auch ihr gutes Recht. Läuft da jemand mit einer Startnummer herum, so ist es eine offizielle Veranstaltung. Und diese muss genehmigt sein!

Auf die Genehmigung für Italien musste ich bis wenige Tage vor dem Start warten. Für Österreich lief alles sehr gut ab. Zu diesem Zweck musste ich allerdings extra nach Innsbruck fahren. Die Fahrt hatte sich gelohnt und es konnte alles vor Ort besprochen werden. Joachim war hier als Streckenkoordinator an meiner Seite. Der Ablauf in Deutschland ist mir bekannt und es gab daher keine Schwierigkeiten. In Schweden hatte ich Unterstützung von meinen schwedischen Teilnehmern, das stellte kein Problem dar. Den Finnen war es egal, denn hier waren wir auch nur knapp 1½ Tage mit etwas über 100 km unterwegs. Um Norwegen kümmerte sich Henry Wehder und es gab dabei auch kein großes Problem.

Was macht die Wissenschaft beim „TE-FR 09“?

Die Wissenschaftler, bestehend aus Dr. Uwe Schütz, Dr. Christian Billich, Heike Wiedelbach und Martin Ehrhard, waren für den „TE-FR 09“ ein absoluter Glücksgriff. Nie wieder wird es für Läufer, Laufbewegung und Wissenschaftler eine Chance geben, an einer derartigen Studie teilzunehmen. Ich war daher sehr glücklich, dass sich 44 Probanden für diese Studie zur Verfügung stellten.

Enorme Belastungen kamen während der neun Wochen auf die Teilnehmer des Transeuropalaufs zu, wenn sie ohne Ruhetag von Bari bis hoch nach Norwegen zum Nordkap im Durchschnitt siebzig Kilometer am Tag laufen sollten. Erleichtert war auch ich, als ich die Information erhielt, dass von der Deutschen Forschungsgemeinschaft die erforderlichen 200.000 Euro für die Durchführung der wissenschaftlichen Studie definitiv zugesagt wurden.

Für die geplanten wissenschaftlichen Untersuchungen steht ein hochmoderner Kernspintomograf zur Verfügung, der auf einem Lastwagen montiert ist. 38 t Gesamtgewicht bringt der so bepackte Lkw auf die Waage. Täglich sollen fünf bis sieben Teilnehmer für rund 45 Minuten in die „Röhre“ geschoben werden. Während der neunwöchigen Dauerbelastung können so detaillierte Bilder aus dem Körperinneren gemacht und die Veränderung während des Laufs zum Beispiel bei Gelenken, Muskeln und Bändern, aber auch bei Gefäßen, am Herzen oder im Gehirn, aufgezeichnet werden. Diesbezüglich gibt es bisher weltweit angesichts des Umfangs von insgesamt 64 Tagesetappen mit durchschnittlich 70 km Laufleistung keinerlei Daten oder Erkenntnisse. Für Dr. Schütz erfüllte sich die Hoffnung, dass er viele Teilnehmer für dieses wissenschaftliche Projekt gewinnen konnte.

Es war anfangs nicht leicht, Probanden für dieses Unternehmen zu gewinnen und die Probandensuche lief nur sehr schleppend an. Es gab Vorbehalte, die auch nachvollziehbar sind. Man ist runde 70 km auf den Beinen. Der letzte Läufer erreicht gegen 17:30 Uhr sein Ziel, also nach etwa 11,5 Stunden. Um 18 Uhr gibt es Abendessen. Es bleibt danach eigentlich noch Zeit für persönliche Dinge. Aber dann stehen Untersuchungen an, die etwa 45 Minuten in Anspruch nehmen.

Der schnelle Läufer hat es hier wesentlich leichter. Es sollten aber Probanden aus möglichst vielen Altersklassen und Leistungsgruppen zur Verfügung stehen. Nach und nach füllte sich jedoch die Probandenliste. Es wäre wirklich ein Jammer gewesen, wenn diese Arbeit durch fehlende Bereitschaft zu Nichte gemacht worden wäre. Nun, einige wollten sich aus den unterschiedlichsten Gründen in keinem Falle zur Verfügung stellen. Sei es, dass sie so etwas für unsinnig hielten oder wegen schlechter Erfahrung aus früheren Untersuchungen, deren Ergebnisse ihnen nie mitgeteilt wurden. Oder aber, weil sie ganz einfach ihre Ruhe haben wollten. Jeder dieser Punkte ist nachvollziehbar und verständlich. Es war eine freiwillige Angelegenheit!

Es kann sein, dass die Lehrbücher in einigen Passagen korrigiert werden müssen. Was gestern gesund war, ist nun ungesund? Was gestern für einen Läufer förderlich war, ist nun ein großer Fehler? Die Wissenschaft steht Kopf und die Ultralangstreckenlaufbewegung ist begeistert. Uwe hatte bereits nach wenigen Tagen seine Bedenken, dass die Leute mit Shin-Splint-Beschwerden noch weiterlaufen können. Ich kenne diese Beschwerden von meinen DL. Und selbst bei den Spreeläufen mit 420 km in 6 Tagen gab es Fälle von Shin Splint. Es ist eine Frage, wieweit der Läufer in der Lage oder bereit ist, diese Schmerzen zu ertragen. Hat er den Shin Splint überwunden, was Tage dauern kann, so kommt dieser nur in seltenen Fällen wieder. Muss die Wissenschaft auch hier umdenken?

Der Schmerz entsteht ca. eine Handbreit über dem Fußgelenk am Schienbein und es tut höllisch weh. Es handelt sich um Überbelastungsbeschwerden vom Heben des Fußes. „Läuferseuche“ nennen die Sportler das Shin-Splint-Syndrom. Dabei spürt der Athlet extreme Schmerzen an der vorderen Schienbeinkante. Klar ist bisher, dass ein Muskelödem im vorderen Unterschenkel auftritt. Es kommt zu einer Knochenhautentzündung. Wo das Ganze aber genau entsteht und wie der Verlauf aussieht, weiß man nicht. Darüber könnten die MRT-Aufnahmen Aufschluss geben.

01. Etappe: Bari - Barletta (Italien) Sonntag, 19.04.09 57,0 km / 57,0 km

Am Tag vor dem Start um 11 Uhr bewegen sich Betreuer und Teilnehmer im absoluten Ultraschlappschritt in Richtung Rathaus, welches etwa drei Kilometer von der Unterkunft entfernt liegt. Der Empfang findet in einem eindrucksvollen Raum statt, wo wichtige Entscheidungen für die Stadt Bari getroffen werden. Nach einigen Begrüßungsreden lädt uns Signore Sannicandro, welcher der Assessore dello Sport von Bari ist, zu einem kleinen Imbiss in ein nahe gelegenes Restaurant ein.

Anschließend genießt ein großer Teil der Gruppe einen Bummel durch die Altstadt. Für Brigitte Barthelmann wird der Bummel noch lange in negativer Erinnerung bleiben. Man entwendet ihr nämlich die Handtasche! In dieser Tasche befinden sich dummerweise beide Autoschlüssel. Dieser Vorfall ist für den Beginn des Laufes alles andere als schön, denn Joachim Barthelmann ist unser Streckenmarkierer. Egal, ob er nun auf das Auto angewiesen ist oder nicht. Wir haben jetzt ein Problem, welches auch mich sehr belastet. Wir beraten, was zu tun ist, und kommen auf mehrere Lösungsvorschläge. Wenig später wird das Auto in eine Garage abgeschleppt, um am Montag von der

hiesigen Mazda-Vertretung durch einen Ersatzschlüssel wieder einsatzbereit gemacht zu werden.

Um 18:30 Uhr begeben wir uns zum Hotel „Mari 7 Bari“. Es sollte ein Raum für die Einweisung vorbereitet werden, aber das wurde wohl irgendwie vergessen. Ärgerlich deshalb, weil ich erst zwei Tage vorher mit dem stellvertretenden Hotelmanager und in Gegenwart eines Mitarbeiters der Rezeption sprach. Ich muss mich sehr schnell daran gewöhnen, dass heute Besprochenes bereits morgen in Vergessenheit geraten ist. Es ist manchmal zum Haare ausreißen, wenn mir gesagt wird: „Ja, hätten Sie doch noch einmal angerufen!“ Selbst dann, wenn man eine Stunde vorher angerufen hätte, hätte es einem passieren können, dass zwischendurch Schichtwechsel gewesen wäre. Der Nachfolger hätte dann von nichts gewusst. „Ja, dann hätten Sie mit mir sprechen sollen ...“ Mit dieser Mentalität werde ich wohl nie klarkommen!

Wir bekommen dann den Raum aber doch noch. Er muss halt schnell noch notdürftig hergerichtet werden. Die Teilnehmer und Betreuer packen zusammen mit einigen Hotelangestellten an und die Ordnung ist in kurzer Zeit hergestellt. Während der Begrüßungsreden ereilt uns die freudige Nachricht, dass die Handtasche von Brigitte gefunden wurde. Ein Aufatmen geht durch den Raum und es folgt ein langer Beifall. Auch ich atme dreimal tief durch!

Zum Abendessen geht es eine Etage tiefer ins Hotelrestaurant. Ich muss wieder einmal tief durchpusten. Sollen hier 100 bis 110 Personen Platz haben? So hatte ich mir das nicht vorgestellt! Das Ganze sollte eigentlich etwas festlicher aussehen! Etliche Teilnehmer müssen ihr Essen im Stehen einnehmen. Das vorgesehene Büffet entpuppt sich als einfaches Nudelgericht. Mit dem Nachschub klappt es nicht, denn die Läufer und Betreuer sitzen immer wieder vor leeren Tellern und blicken in Richtung Küche.

Kurz: Es ist eine absolute Pleite! Ich will im Erdboden versinken und es ist mir sehr unangenehm. Derartige Szenen werden mich während der kommenden 64 Tage verfolgen. Ich sorge mich schon jetzt darum, dass so etwas nie wieder passieren möge. Nach ein paar Gläsern Wein sieht die Welt auch schon wieder anders aus. Wer meine Deutschlandläufe kennt, weiß, dass er einen Tag vor dem Start über und über verwöhnt wird. Bei einem Lauf durch Europa sollte es nur ein Nudelgericht geben? Ja, leider! Zum Frühstück geht es wieder ins Restaurant. Kommentar ist überflüssig. Ich bekomme noch eins aufs Dach, weil ich das Brot und die Butter nicht extra bestellt hatte. Ein Frühstück ohne Brot und Butter? Muss auch extra bestellt werden! Warum? Ich weiß es nicht!

Um 9 Uhr erfolgt der Start in Richtung Barletta. Frau Völker, Generalkonsulin der Bundesrepublik Deutschland in Neapel, gibt den Startschuss ab. Vor dem Start verteile ich 30 Fahnen mit dem „TE-FR 09“- Logo und bin froh, dass nur vier verloren gehen. Die Strecke geht überwiegend an der Küstenstraße entlang. Zwischendurch fallen immer mal wieder einige Regentropfen. Aber ansonsten ist das Wetter recht läuferfreundlich.

Die Halle in Barletta ist groß und angenehm. Von der Stadtverwaltung bekommen wir reichlich Unterstützung. Fünf Herren, der Sportpräsident, der stellvertretende Bürgermeister und einige Leute von der Presse kommen am Nachmittag auf uns zu und informieren sich über den Stand der Dinge. Es werden zwei Sicher-heitsleute zugesagt und man will alles tun, damit sich der „TE-FR 09“ in Barletta gut aufgehoben fühlt. Das Restaurant ist gleich um die Ecke ge-legen. Meine Inge hat die Menge Spaghetti für eine Person mit 250 Gramm angegeben. Vor dem Es-sen müssen wir uns allerdings noch etwas in Geduld üben. Um 18 Uhr erscheint das Fernsehen und einige weitere Persönlichkeiten der Stadt Barletta. Da wir etwa 110 Leute vor Ort sind, bekommen die letzten ihre Portion erst etwa eine knappe Stunde später. Hier kann man aber nichts ändern. Und solange so viele Personen dabei sind, wird man das hinnehmen müssen. Die Stadt Barletta ehrt die Etappensiegerin und den -sieger. Bei den Frauen ist es etwas problematisch, da sie zu dritt einliefen. So empfängt nur eine der Frauen, auch stellvertretend für ihre beiden Mitläuferinnen, einen Pokal.

02. Etappe: Barletta - Foggia Montag, 20.04.09 69,3 km / 126,3 km

Das Areal wird durch zwei Sicherheitsleute die ganze Nacht bewacht. Die Polizei sieht stündlich nach dem Rechten. Das Frühstück findet mit einigen Minuten Verspätung statt. Der Bäcker hatte leicht verschlafen. Die Brötchen sind riesig und kaum einer kann davon zwei Stück essen. Ansonsten wird das Frühstück von unseren Damen selbst zubereitet.

Ab heute wird in zwei Gruppen gestartet. Die langsamere Gruppe des Vortages zieht um 6 Uhr los und die schnellen „Hirsche“ um 7 Uhr. Bei leichtem Nieselregen gehen die Läufer auf die Strecke. In der ersten Gruppe starten 56 Teilnehmer und in der zweiten Gruppe der Rest von 11 Teilnehmern mit unserem Rollerfahrer Peter Bartel. Peter startet generell in der 7 Uhr-Gruppe. Gegen Mittag wird es trocken, aber mit 14°C ist es immer noch recht kühl. Die Polizei ist immer wieder vor Ort und sehr hilfsbereit.

Die Turnhalle ist auch heute super! Sie bietet für alle Personen reichlich Platz. Da das Frühstück am nächsten Morgen wieder selbst zubereitet werden muss, haben wir das in einem sehr breiten Gang vorgesehen. Das Abendessen ist in einem nahe gelegenen Restaurant für 18:30 Uhr angekündigt. Zuvor gegen 18 Uhr kommt noch der Bürgermeister und spricht seine Bewunderung und Hochachtung für das Unternehmen „TE-FR 09“ aus. Das Abendessen ist spitze und die Portionen sind riesig. Der Wunsch nach einem Nachschlag wird kaum ausgesprochen. Der Tag verläuft recht gut und zu aller Zufriedenheit. Nun warten wir nur noch auf das, was der Schlager „Oh sole mio“ verspricht, also Sonnenschein!

03. Etappe: Foggia - Campomarino Lido Dienstag, 21.04.2009 72,2 km / 198,5 km

Es hat die ganze Nacht geregnet und daher ist die Vorfreude auf die bevorstehende Campingübernachtung „riesengroß“ – äh – oder nicht? Bis zum ersten Start hört der Regen zum Glück auf. Nach dem Startschuss laufen die Leute nach rechts und an der Ampel nach links. Heinz Jäckel kommt nach fünfzig Laufmetern zurück, weil er seine Trinkflasche vergessen hat. Nun heißt es für ihn, das Feld von hinten aufzurollen! Ebenso für Bernd Wagner, er saß wohl noch auf dem Topf?

Bei einem Blick auf die Streckenbeschreibung bekomme ich einen Riesenschreck. Da steht nämlich: „Die Läufer laufen nach links ...!“ Joachim kann mich aber schnell beruhigen, denn es war alles in Ordnung. Kurz nach 6:30 Uhr fahre ich in Richtung Campomarino Lido. Es war eine kluge Entscheidung, mit Santina und dem Südtiroler Michele auch zwei italienische Dolmetscher dabei zu haben.

In Campomarino Lido sind wir angenehm überrascht, denn dieses Etappenziel raubte mir mindestens zwei Stunden Schlaf in der letzten Nacht. Der Campingplatz liegt direkt am Meer und man hört unentwegtes Meeresrauschen. Einem ehemaligen Seemann tut das gut! Auf dem Gelände stehen allerhand Bungalows, die mit fünf oder sechs Personen belegt werden können. Geplant war hier ein Zeltplatzaufenthalt, aber der kann den erschöpften Läufern nun zum Glück erspart werden.

Jemand, der eine Hütte haben wollte, hätte dafür laut Vorabinformation extra zahlen müssen. Das wusste jeder und ich bekam schon vor dem Start etliche Vorbestellungen. Nun ist es wurscht: „Alle hinein in die gute Stube!“ Jeder bekommt ein Quartier in den Hütten. Das Futter muss allerdings im Freien eingenommen werden, davor können wir keinen bewahren! Was soll der Geiz? Wichtig war doch heute, dass wir ein festes Dach über dem Kopf haben! Ich muss noch einmal zur Rezeption. Der Campingplatzbesitzer will von allen das Geburtsdatum und den Geburtsort wissen. Soll ich jetzt den Nachmittag damit verbringen, dass ich jeden danach frage? Ich lege dem Mann die Übersicht mit den Bildern der Teilnehmer und der Betreuer hin. Und siehe da, es ist okay!

Nachdem Renè Strosny die ersten beiden Etappen gewinnen konnte, kommt heute Rainer Koch als Erster ins Ziel. Die über 72 km kann man Rainer kaum ansehen. Man ist aber schon jetzt gespannt, ob Rainer und auch Renè ihr Tempo durchhalten werden. Schon jetzt werden erste Stimmen laut, dass die Beiden noch recht jung sind und zu übermütig laufen. Diese Ansicht kann ich schon jetzt nicht teilen. Ich kenne sie beide von meinen Spree- und meinen Deutschlandläufen. Beiden war bei diesen Läufen eine wirkliche Erschöpfung kaum anzusehen. Hinzu kommt, dass sie keine wirklich verbissenen Läufer sind. Sie halten am VP und genehmigen sich in aller Ruhe die angebotenen Köstlichkeiten. Anders wie bei anderen Läufern, bei denen es um Sekunden zu gehen scheint!

Bei den Damen läuft, wie die Etappen vorher auch, Hiroko Okiyama als Erste ins Ziel. Bei Hiroko habe ich schon jetzt meine Bedenken. Sie ist eine Weltklasseläuferin, aber sie überzieht immer wieder. Sie läuft, so scheint es, jeden Tag bis zum sog. Anschlag. Allerdings erholt sie sich sehr schnell. Kommt sie beinahe torkelnd ins Ziel, so steht sie am nächsten Morgen schon wieder fit am Start.

Auch diesen Tag nehmen die Läufer gelassen hin. Es gibt aber noch eine Sondereinlage. Nämlich die riesige Pfütze etwa 2 km vor dem Ziel! Einige begannen schon mit Schwimmbewegungen! Ach ja, es war heute kalt und ungemütlich und zum Teil auch sehr stürmisch.

Die Verpflegungsstände werden schon jetzt sehr gelobt. Da sind einmal das reichhaltige Angebot und dann die liebevolle Zubereitung. Das Auge isst schließlich mit. Es gibt aber mindestens zwei Teilnehmer, die das Fehlen isotonischer Getränke bemängeln. Recht haben sie ja, aber beim „TE-FR 03“ schleppte ich viele Kilogramm isotonischen Pulvers durch Europa und musste das teure Zeug später selbst verköstigen oder sogar verschenken.

Die Leute schreien förmlich nach Cola. Der Wunsch nach Eistee und Apfelschorle war mir beim „TE-FR 03“ schon ein Dorn im Auge. Warum nahmen sie das isotonische Getränk nicht an und schluckten lieber Getränke ohne bedeutende Inhaltsstoffe? Zurückblickend möchte ich noch auf den „TE-FR 03“ eingehen. Jemand behauptete später, dass es gar keine isotonischen Getränke gab. Doch, es gab sie. Nur wurden sie nicht angerührt, weil es angeblich nicht schmeckte. Man war mit dem Hersteller nicht zufrieden. Es handelte sich aber nicht um eine „wilde Marke“, es war durchaus ein Markenprodukt!

Fragt man die Läufer, was sie lieber trinken, dann wird die ganze Palette isotonischer Getränke genannt. Es ist daher auch eine Geschmacksfrage. Welches Getränk sollte ich nun anbieten? Es ist zu viel vom Veranstalter verlangt, wenn er mehrere Produkte bereitstellen soll. Nachher fehlt doch noch das richtige Getränk!

Es muss aber auf diesen „Missstand“ trotzdem reagiert werden. Daher werde ich bei künftigen Events jeweils eine Dose oder Packung an den Verpflegungsständen deponieren. Die ein, zwei oder drei Teilnehmer mit den entsprechenden Wünschen sind schnell bekannt und die Betreuer können auf diesen Personenkreis reagieren.

04. Etappe: Campomarino - Torino Di Sangro Mittwoch, 22.04.2009 62,2 km / 260,7 km

Die erste Gruppe startet bei leichtem Regen. Die zweite Gruppe darf bei trockenem Wetter loslaufen. Die Wolkendecke reißt auf und die Temperaturen werden angenehmer. Oder spüren wir die Kälte gar nicht mehr? Der Campingplatzbesitzer hat vor dem Start hier und da noch etwas zu nörgeln. Aber wer hat schon Zeit sich seine Lebensgeschichte anzuhören?

Joachim rät, dass die Läufer bis Termoli auf der linken Straßenseite laufen sollten. Dann folgen viele Kilometer auf der rechten Straßenseite. Hier befindet sich ein breiter Seitenstreifen, auf dem man sicher unterwegs sein kann. Der Verkehr ist zum Teil sehr stark und man muss sich gerade vor den Lkws in Acht nehmen. Ich nehme mir heute etwas mehr Zeit als sonst und fahre exakt die Laufstrecke ab. Nach 45 km erreiche ich Joachim auf dem Fahrrad.

Wir bieten den Läufern einen besonderen Service. Es wird jeden Tag ein roter Briefkasten zentral hingestellt, in den die Post eingeworfen werden kann. Jeden Tag ist etwas drin. In Italien hält Santina immer wieder Ausschau nach einem Postkasten. Später übernehme ich diesen Job!

Der Campingplatz ist sehr schön und liegt, wie der von gestern, direkt am Meer. Auch heute können wir wieder in Hütten schlafen. Wie die Informationen im Vorfeld an die Teilnehmer schon aussagten: Es war die Übernachtung in Zelten auf mindestens fünf Etappen (alle in Italien) vorgesehen. Ein Platz in der Hütte hätte für jeden 10 Euro plus 3 Euro Reinigung gekostet. Der Campingplatzbesitzer scheint hier zum Glück etwas entgegenkommender zu sein als der Muffelkopf von gestern. Allerdings: Die Campingplätze mit ihren Hütten nagen ganz schön am Budget! Die Übernachtungen in den Bungalows sind oftmals teurer als Frühstück und Abendessen zusammen. Die Nächtigung in einer Turnhalle kostet entweder nur 100, 200 oder gar 300 Euro. Manchmal bekommt man sie sogar umsonst.

Hier möchte ich schon einmal vorgreifen. Es wird immer mal wieder gemunkelt, dass der „TE-FR 09“ sparen muss. Das war zu keiner Zeit der Fall! Natürlich rechnete der „TE-FR 09“ wie jeder Unternehmer und Privatmann. Denn ich kann heute nicht mit dem Geld umher schmeißen, was mir morgen dann fehlt. Es dürfte daher verständlich gewesen sein, dass gerade in Italien auf den Euro geschaut wurde. Im weiten Vorfeld war bekannt, dass Skandinavien sehr teuer ist. Man musste also haushalten!

Die Temperatur ist mit 13°C über den Tag recht frisch. Aber Hauptsache ist, dass es trocken bleibt. Die Kinder Gallèa, Ty Yann und Koline von Jean Herve Duchesne baden im Swimmingpool und Ehefrau Mèlyne steht fröstelnd daneben. Yasuo Kanai und Theo Cloostermann haben heute Geburtstag. Ein Ständchen ist am frühen Morgen nicht angebracht. Wir wollen es beim gemeinsamen Abendessen nachholen.

Die Sonne zeigt sich zeitweise und das wirkt sich auf die Stimmung der Leute aus. Wir sitzen im Freien und lassen es uns gut gehen. Bis zum Abendessen sind es noch zwei Stunden hin. Diese Zeit wird zum Beispiel mit einem Bierchen überbrückt! Das Abendessen ist prima und Wasser sowie Wein sind inklusive. Es wird ein 2-Gänge-Menü serviert und man kann futtern so viel man will. Für die gute Laune kommen alle Komponenten zusammen: eine kurze und schöne Strecke, angenehmes Wetter, eine feste Unterkunft und gutes Essen.

Das hebt auch meine Stimmung wieder, denn ich war am Tag zuvor etwas durch den Wind. Ich war wohl ganz gut drauf, aber mich plagten einige Sorgen. Damit muss man aber immer wieder allein klarkommen. Da kann auch meine Inge nicht helfen. Zum Glück stellten sich einige Bedenken später als völlig unberechtigt heraus. Es beschäftigt einen aber, denn man trägt täglich die Verantwortung für nahezu 100 Personen. Und jeder von ihnen hat seine besonderen Probleme und Bedürfnisse. Natürlich kann ich nicht auf alles eingehen, aber es belastet immer mal wieder.

05. Etappe: Torino Di Sangro - Silvi Marina Donnerstag, 23.04.2009 55,9 km / 316,6 km

Der Erste, der mir heute am Morgen begegnet, schwärmt: „Eine Nacht mit Meeresrauschen!“ Die Stimmung ist insgesamt ausgezeichnet. Kein Wunder: Kein Zelt wie „versprochen“ – dafür Unterkunft in Bungalows. Sie sind zwar klein, aber man ist im Trockenen!

Auch das Frühstück ist wieder super. Es meckert noch nicht einmal jemand, weil es weder Wurst noch Käse gibt. Man muss wissen, dass dieses nicht landestypisch ist (Oder nur in einigen Regionen?). Das Gepäckverladen klappt heute hervorragend. Es sind so viele Hände zur Stelle, dass ich irgendwann überflüssig bin. Schade, ich hätte mir so gern noch einen Bruch gehoben! Im Ernst: Die Bereitschaft zum Gepäckverladen schlief manchmal etwas ein. Aber wer reißt sich schon darum?

Die Strecke ist anfangs sehr kurvenreich und der Verkehr ist auch nicht ganz ohne. Ich patrouilliere daher an einigen Streckenabschnitten mehrmals. Es geht durch kleine Städte. Dann gelangen wir auf eine schöne Uferpromenade. Ja, wo eine Uferpromenade ist, da ist auch das Meer. Und wo das Meer ist, ist es in der Regel auch schön!

In Torino Di Sangro erwartet uns Karl-Heinz Neff. Er fährt immer einen oder mehrere Tage voraus. Die Etappen sind eigentlich schon alle so weit vorbereitet und abgesprochen, aber in Italien gibt es doch allerhand Probleme. Und wie schon erwähnt: Was gestern abgesprochen wurde, hatte u.U. am nächsten Tag keine Gültigkeit mehr!

Dummerweise kommt noch hinzu, dass die Erdbebenopfer auch in dieser Region untergebracht werden mussten. Das Erdbeben liegt nun schon etwa drei Wochen zurück. Aber für die Leute ist es immer noch zwingend notwendig, dass sie in Hallen oder sonstigen Gebäuden weiterhin ihr „Zuhause“ haben.

Einige Male war zu lesen: „Der Veranstalter hat dafür zu sorgen, dass die Läufer menschenwürdig (!) untergebracht werden. Das heißt, dass die Hallen immer groß genug sein müssen.“ Nun nehmen wir einmal die Erdbebenopfer. Die leben wochenlang unfreiwillig in Hallen! Die Läufer machen diesen Lauf freiwillig und verbringen nicht jeden Tag in einer engen Unterkunft. Erbebenopfer haben hier keine Wahl und sind meistens mit vielen wildfremden Menschen in einer Halle eingepfercht!

Nach unserer heutigen Etappe sollte eigentlich gezeltet werden, doch es gibt theoretisch wieder die Bungalow-Alternative. Diese Unterkünfte sind hier jedoch an die Erdbebenopfer vergeben worden. Nun haben wir als Ersatz eine leer geräumte Gastwirtschaft mit 250 m² zur Verfügung, was nicht ganz ausreicht. Jeder, der die Möglichkeit hat, schläft im Auto. Meine Inge schläft im Opel-Combo und ich stelle mir eine Campingliege neben das Fahrzeug. Es sind heute gute 20°C und in der Nacht soll die Luft auf 15°C abkühlen. Das ist gute Schlafzimmertemperatur!