Über das Leben - Hans Krankl - E-Book

Über das Leben E-Book

Hans Krankl

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Beschreibung

Die Heiterkeit des Seins, ein Bad in der Nostalgie als Jungbrunnen und die besten Seiten aller Lebensphasen: Hans Krankl und Herbert Prohaska in einer tiefsinnigen Doppelconférence, die das Herz berührt und mit einem Augenzwinkern auch den neuen Zeiten Leichtigkeit gibt.

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ÜBER DAS LEBEN

Hans Krankl

Herbert Prohaska

Über das Leben

Alle Rechte vorbehalten

© 2023 edition a, Wien

www.edition-a.at

Umschlagfotos: Ferdinand Neumüller

Fotos im Buch: Lukas Beck

Satz: Bastian Welzer

Redaktion: Romel Velaj, Sophia Volpini

1 2 3 4 5 — 26 25 24 23

ISBN: 978-3-99001-710-4

eISBN: 978-3-99001-711-1

HANS KRANKLHERBERT PROHASKA

Über das Leben

Aufgezeichnet vonRainer Pariasek & Eric Sebach

edition a

INHALT

Der Lauf der Dinge

Schmäh führen über die Endlichkeit

Das gute Leben

Vergangen, aber nicht vergessen

Im Spiegel der Gesellschaft

Alte und neue Welten

Wiener Wuchteln

Rainer Pariasek mit Hans Krankl und Herbert Prohaska in Jesolo, Juni 2023

Vorwort von Rainer Pariasek

Als ich von der Idee zu diesem Buch gehört habe, war ich gleich Feuer und Flamme. Mit Herbert Prohaska und Hans Krankl, den beiden Ikonen des österreichischen Fußballs, über das Leben, das Älterwerden, die Familie, das Genießen, die Gesundheit und vieles mehr zu plaudern und zu philosophieren, war mir nicht nur eine große Freude, sondern auch eine Ehre. Zwei Persönlichkeiten, viele Gemeinsamkeiten, und doch auch unterschiedliche Charaktere.

Beide sind in etwa gleich alt und in Wien in eher bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, beide haben eine Lehre zum Automechaniker absolviert und früh geheiratet, und sind bis heute in ihren Ehen glücklich! Beide sind seit Kindheitstagen verrückt nach dem Fußball, zunächst im Beserlpark, im Käfig, in der Wohnhausanlage, später beim Verein. Beide sind mit großem Talent gesegnet, der eine ein Stürmer, wie er im Buche steht, der andere der Lenker und Denker.

Aus dem Nationalteam nicht wegzudenken, verhalfen ihnen die starken Auftritte bei der WM-Endrunde 1978 zu Engagements bei internationalen Topklubs: Inter Mailand, AS Roma, FC Barcelona, was für klingende Namen! Nach Beendigung der aktiven Laufbahn dann die Karrieren als Trainer, zunächst u. a. bei ihren Herzensvereinen Rapid und Austria, später dann auch als Teamchefs der österreichischen Nationalmannschaft.

Nur logisch, dass beide seit vielen Jahren ihren reichhaltigen Erfahrungsschatz als Experten im Fernsehen weitergeben, der Herbert im ORF, der Hans für Sky.

Ich durfte beide schon als Journalist auf einem Stück ihrer Karriere begleiten, kenne daher beide gut, den einen sogar sehr gut. ;-)

Nachdem beide rasch dem Buch und den dazugehörigen Gesprächen zugestimmt haben, blieb nur noch das Problem von Zeit und Ort.

Der Hans »übersommert« jedes Jahr in Jesolo, also blieb Herbert, Co-Autor Eric Sebach und mir nichts anderes »übrig«, als für drei Tage an die Adria zu fahren.

Es sollte eine gute Wahl gewesen sein: Inspiriert vom Geruch des Meeres, von den Sonnenuntergängen, Pasta und Fisch, der ein oder anderen Flasche Wein und einigen Espressi waren es viele Stunden, die wir uns bei »Ivanos Strandbar« unterhalten haben. Teils tiefsinnig, teils nostalgisch, teils sehr unterhaltsam, und auf jeden Fall sehr lebensbejahend. Und, wie ich glaube, lesenswert.

Viel Vergnügen mit den folgenden Seiten!

Rainer Pariasek, September 2023

Der Lauf der Dinge

Über den Siebener

HANS: Die alten Männer und das Meer, abgeleitet vom Titel eines Romans von Ernest Hemingway, das trifft es bei uns ganz gut, finde ich. Alte Männer, das klingt sonst immer irgendwie abwertend, aber so ist es leiwand. Da gibt es auch eine Verfilmung mit Spencer Tracy aus den Fünfzigerjahren. Das geht in unsere Richtung, oder, Herbert? Obwohl Deadpool und Superman auch nicht schlecht sind. Ich wäre dann Deadpool, der mit den zwei Schwertern.

HERBERT: Was soll ich jetzt sagen? Dass ich unglücklich bin, weil auch bei mir bald einmal der Siebener vorn steht? Also ehrlich, hätte ich die Möglichkeit, die Jahre zurückzudrehen, würde ich es glatt tun. Aber das geht eben nicht. Es ist wie es ist, und in Wirklichkeit habe ich überhaupt kein Problem mit dem Älterwerden. Wir haben beide erwachsene Kinder, das ist viel wert, und dann auch noch Großvater zu werden, ist das Allerschönste. Das Einzige, das mich ein bisschen stört: Irgendwann kannst du kein Fußballer mehr sein, denn das wäre ich gern heute noch. Noch einmal richtig spielen zu können, das wäre es. Nicht mehr Trainer zu sein, macht mir komischerweise nicht das Geringste aus. Ich bin sogar echt froh, dass ich dieses Thema so rund um das Jahr 2000 abgehakt habe. Aber Spieler wollte ich ewig sein. Es kommen die Wehwehchen, und nach meiner Hüftoperation ist es mit 68 sowieso nicht mehr dasselbe. Ich bleibe beim Tennis.

HANS: Da hast du ja jeden Montag deine Altherrenpartie, ich weiß. Ich bin seit Jahren dazu eingeladen, aber nachdem mir keiner garantieren kann, dass ich regelmäßig den Prohaska als Doppelpartner kriege, lasse ich es lieber sein. Ich habe jetzt auch eine neue Hüfte und möchte auf alle Fälle wieder Fußballspielen. Na klar. Das Dribbeln geht noch immer. Es ist einfach ein gutes Gefühl, Gegner überspielen zu können. Tore zu schießen. Auch mit siebzig. Und natürlich zu gewinnen. Ich sage dir: Wenn ich am Samstag vom Kicken mit meinen Burschen heimkomme, weiß meine Frau schon bei der Haustür, wie das Match ausgegangen ist.

HERBERT: Da bin ich ganz bei dir. Mich hat zu aktiven Zeiten das Verlieren dermaßen genervt, dass ich noch heute aus der Haut fahre, wenn ich daran denke. Meine Frau weiß das am allerbesten. Einmal hat sie lange vor einem Wiener Derby für eine Geburtstagsfeier bei lieben Freunden zugesagt. Nach einem 0:2 mit der Wiener Austria wollte sie wissen, wann wir abends losfahren. »Wie bitte? Natürlich gar nicht«, habe ich geantwortet. Ich kann doch nicht ein Derby gegen Rapid verlieren und dann auf Juchee machen. Geht nicht. Geht wirklich nicht. Ich hätte vor Ärger dort womöglich die Wohnung kurz und klein geschlagen.

HANS: Wir ticken ganz gleich, ich sage es dir. Gewinnen ist alles. Das war bei mir auch immer so, und daran wird sich nix mehr ändern. In puncto Älterwerden bin ich auch ehrlich. Wenn heute einer kommt und mir zum Siebziger gratuliert, denke ich nach und bin verwundert. Ich muss gestehen, dass ich mich nicht wie siebzig fühle. Ich kann mit dieser Zahl nichts anfangen. Mein Vater ist schon mit 67 gestorben, aber das war seinerzeit eine andere Generation. Zugegeben, die kleinen Wehwehchen sind auch bei mir da, die Hüftoperation ist genauso wie bei dir, Herbert, der langen fußballerischen Laufbahn geschuldet. Aber alt, nein, alt fühle ich mich auf keinen Fall. Das verdanke ich meinen Enkelkindern und natürlich der Musik.

Über die Musik als Lebenselixier

HANS: Ich höre mir zwar keinen RAF Camora und diesen Rapper-Schmarrn an, aber sonst eigentlich fast alles. Mit der Musik bleibe ich jung. Jetzt ist endlich Vinyl wieder in Mode, und daher kaufe ich mir wieder alle möglichen Platten aus den 1960er- und 70er-Jahren. Daheim komme ich manchmal drauf, dass ich das Ding schon habe, aber das macht nichts, dann schenke ich die Platte halt meinem Sohn Johann, und sie wird in Ehren archiviert.

HERBERT: Für mich als langjähriger Sportler hat es immer die Devise gegeben: Ich bin körperlich topfit, mir kann doch nie was passieren. Okay, vor zwei Jahren musste eine neue Hüfte her, und kürzlich haben die Ärzte bei mir auch einen Leistenbruch festgestellt, der irgendwann behoben werden sollte. Mit der Zeit kommen eben hundert Sachen daher, mit denen man nie gerechnet hätte. Das Altwerden hat also durchaus seine weniger guten Seiten. Klar, die Musik spielt auch in meinem Leben eine große Rolle. Wobei es bei mir in der Regel als Sänger zehn bis zwölf Auftritte im Jahr sind, du stehst mit Monti Beton vermutlich doppelt so oft auf der Bühne.

HANS: Weißt du was, Herbert, zu deinem 70er im Jahre 2025 trete ich mit Monti Beton in der Wiener Stadthalle auf. Ich spiele für dich, versprochen! Aber was soll’s? Gegen einen Mick Jagger kommen wir beide ziemlich bescheiden daher. Der ist mittlerweile achtzig und rockt mit den Rolling Stones immer noch ab. Und dann denke ich an legendäre Hardrock- und Heavy-Metal-Bands wie Deep Purple, Uriah Heep oder Led Zeppelin, das waren und sind Idole für mich. Da kann ich in keiner Weise mithalten. Da wäre ich im Konzert nach einer halben Stunde bewusstlos. Allein von der Lautstärke. Mir taugen die Auftritte mit Monti Beton sehr, aber ich gebe gern zu, dass ich nach zwei Stunden singen so fertig bin, als hätte ich ein Fußballmatch gespielt. Da ist nicht nur meine Stimme voll gefordert, und ich bin anschließend richtig, richtig müde. Ehrlich, man macht sich Gedanken, wie lange die Musik-Karriere denn noch gehen kann.

HERBERT: Also bei diesem Thema ticken wir einmal ganz unterschiedlich. Meine Singerei beschäftigt mich viel weniger als dich die deine. Ich gebe zu, dass auch ich echt gern auftrete, einfach weil es Spaß macht. Ich bin musikalisch jetzt auch schon gut 15 Jahre dabei. Aber das wird dich jetzt vielleicht überraschen: Wenn ich von heute auf morgen merke, dass meine Stimme nicht mehr da ist, ist mir das wurscht. Dann höre ich eben auf und sage: Es war einmal, und es war eine schöne Zeit.

HANS: Für mich war das Singen wie die Fortführung meiner Fußballerkarriere. Ich habe immer das Gefühl gehabt, damit weiter aktiv zu bleiben, das baut mich auf, auch jetzt mit siebzig. Es macht mich stolz und bereitet mir auch nach vielen Jahren noch Freude, mit Monti Beton auf der Bühne zu stehen. Gerade deswegen mache ich mir Gedanken, wie lang ich das noch durchhalten kann. Ganz ehrlich: Ich schaue mir die Opernsänger an, weil viele von denen besonders alt werden, und die haben doch auch das Problem mit der Stimme.

HERBERT: Du wirst doch jetzt nicht alt werden, Hans! Noch sind wir ganz gut auf den Beinen, vergesslich sind wir auch noch nicht. Wir brauchen nicht übers Greisenalter nachzudenken. Und wenn uns das eines Tages doch blüht, haben wir einiges zu erzählen. Glaube mir, da werden wir in unseren Erzählungen noch viel besser sein, als wir zu unseren besten Zeiten je waren.

Über die Weisheit des Alters

HERBERT: Was ist Weisheit? Man ist in unserem Alter bestimmt gescheiter und vernünftiger als mit zwanzig, das steht fest. Was sagst du, Hans? Es wäre ein Armutszeugnis, wenn wir in all den Jahren nicht gescheiter geworden wären. Zumindest an Lebenserfahrung. Ich mache mir aber andersherum auch nicht den Stress, zu sagen: Bum, was ich alles weiß! Absolut nicht.

HANS: Weiße Haare hatte ich bereits mit 32 beim Wiener Sportklub. Aber weise? Man bildet sich weiter in verschiedenen Bereichen. Da spreche ich bestimmt auch für dich, Herbert. Was dich interessiert, willst du wissen, und das bringt dich im Leben weiter. Am meisten weiß ich im Sport und in der Musik Bescheid. Ich schaue mir im Fernsehen auch gewisse Quiz-Sendungen an. Allgemeinwissen ist was Schönes. Aber übertreiben muss man es auch nicht, finde ich.

Über das tägliche Aufstehen

HERBERT: Mit dem täglichen Aufstehen habe ich null Probleme. Ohne Schmäh, mir tut in der Früh nichts weh. Wenn ich dagegen daran denke, wie sich das mit 34 Jahren angefühlt hat. Na servas! Da war ich halb so alt wie jetzt und bin mit massiven Achillessehnenproblemen nach dem Aufstehen nicht ins Bad gegangen, sondern regelrecht gerutscht. Die Achillessehne war von der permanenten Belastung als Profi geschwollen und ständig entzündet. Einfach ein Albtraum. Genau deswegen musste ich auch meine fußballerische Karriere beenden. Da ging beim besten Willen nichts mehr. Heutzutage spiele ich ja nicht mehr Fußball. Tennis in vernünftigen Maßen ist kein Problem. Würde ich drei Tage hintereinander am Platz stehen, hätte ich vermutlich wieder die alten Achillessehnenschmerzen.

HANS: Nach der Hüftoperation war das schon so eine Sache. Nach dem Aufstehen habe ich fünf, sechs Schritte gebraucht, bis ich mich erfangen habe und richtig gehen konnte. Da haben mir auch die Knie wehgetan, vermutlich als Folge der Operation. Ansonsten bin ich in der Früh voll da, da gibt es auch mit siebzig gar nichts. Ich bin kein Griesgram und brauche auch nicht länger zu schlafen, wenn es am Abend einmal später geworden ist. Dass die Geschichte mit der Hüfte ein Andenken ans Kicken ist, hat mir auch der Arzt bestätigt. Er kannte mich und wusste, dass ich ein ausgesprochener Linksfuß war. Mit links habe ich gedribbelt und geschossen, und rechts, das Standbein, hat in jeder Partie das meiste abbekommen. Der rechte Hüftkopf war regelrecht abgestorben, hat der Arzt gemeint. Jetzt habe ich eine Prothese aus Titan, anders wäre es nicht mehr gegangen.

Über das Fitbleiben

HANS: Da gibt es diese logische Antwort: Frag mich nach Sex! Das sage ich für alle Golfspieler, das ist mir wichtig, das sollen sie lesen. Seinerzeit als Salzburg-Trainer habe ich es auf so einem Mickey-Mouse-Golfplatz versucht. Zu zweit. Meine Inge und ich. Meiner Frau taugt das Golfen, aber bei mir lässt die Konzentration nach dem vierten Loch nach, weil es mir, wie man so schön sagt, auf den Allerwertesten geht. Wenn ich endlich einen Ball treffe und »Super!« schreie, schauen alle am Platz empört. Treffe ich den Ball nicht, schauen auch viele. »Warum schauen die denn jetzt so deppert?«, frage ich dann meine Frau.

HERBERT: Beim Golfen darfst du eben nicht viel reden, Hans. Für mich ist das schöne Spiel auf alle Fälle auch kein Thema. Aus mehreren Gründen: Ich habe bereits den Montag für die Tennisrunde reserviert, da spielen wir zuerst oft Karten, danach Tennis, und am Ende sitzen wir ausgiebig zusammen. Mit Golf wäre also ein zweiter Tag in der Woche verbucht, denn husch, husch golfen und dann ab ins Auto und heim wäre nichts für mich. Noch dazu sagen mir alle, die sich ein bisserl auskennen, dass du zwei- bis dreimal die Woche spielen solltest, damit du ein halbwegs vernünftiges Handicap zusammenbringst. Du solltest auch alles Mögliche üben: Abschlagen, putten, chippen und was es sonst noch alles gibt. Wenn man dann noch bedenkt, dass ich mein Leben lang nie einen Tennislehrer kennengelernt habe und daher am Tennisplatz vermutlich noch immer alles Mögliche falsch mache, erledigt sich meine Lust aufs Golfen eigentlich von selbst.

HANS: Wenn mir in der aktiven Zeit einer gesagt hätte, dass ich auf die alten Tage einfach so rennen gehen werde oder joggen, dem hätte ich eiskalt gesagt: Du Trottel! Und dann habe ich es doch gemacht, aus Eitelkeit. Ich will einfach keinen Bauch bekommen oder dick werden. Der Körper verändert sich so oder so. Herbert, was meinst du? Was wir zwei für dünne Haken waren, und jetzt? Na ja, das ist gut vierzig Jahre her. Aber eitel darf man immer noch sein. Eine Zeit lang bin ich Runden gegangen, um die Knie fürs Fußballspielen zu schonen, und sogar im Winter mache ich Bewegung und schwitze, damit ich keinen Bauch kriege. Dagegen kämpfe ich seit Jahren wie ein Löwe.

HERBERT: Ob mit oder ohne Bauch, ich kann nur sagen: Egal, welchen Einzelsport ich in meinem Leben je gemacht hätte, ich wäre auch mit dem größten Talent nichts geworden. Ich bin allein einfach viel zu faul. Ich brauche mich nur an meinen vierzigsten Geburtstag zu erinnern. Damals haben mir meine Töchter ein wunderschönes Mountainbike geschenkt, und ich bin zwei- oder dreimal damit in der Gegend herumgefahren. Öfter nicht. Stell dir vor, ich bin von mir in Klosterneuburg bis zu dieser Lourdesgrotte bei Maria Gugging im Wienerwald gefahren. Das ist ungefähr eine halbe Stunde, und es geht meistens zart bergab. Ich dachte, das ist super, das Radfahren. Darauf habe ich dort eine Kerze angezündet und mich auf den Heimweg gemacht. Aber dann ging es zart bergauf bei leichtem Gegenwind. Bei der Hälfte der Strecke wusste ich jedenfalls, dass es kein nächstes Mal geben wird. War mir viel zu anstrengend. So ähnlich war es daheim in Klosterneuburg mit dem Laufen. Da kommst du nie weit, und schon bist du wieder auf Asphalt unterwegs. Was soll ich sagen? Bei der halben Runde habe ich Schluss gemacht und bin gemütlich nach Hause gegangen. Damit war das Laufen auch erledigt. Es ist einfach so. Allein bin ich zu faul.

Über das Genießen

HERBERT: Ich gebe zu, dass ich bewusst in Lokale gehe, in denen sie gute Produkte frisch zubereiten. In jüngeren Jahren habe ich gegessen, was ich mir leisten konnte. Jetzt bin ich in der glücklichen Lage, mir auf der Speisekarte aussuchen zu können, was mir schmeckt und hoffentlich auch guttut. Aber lebe ich deswegen gesünder? Ich weiß nicht so recht. Ich gehe regelmäßig zum Arzt, lasse Vorsorgeuntersuchungen machen, ja und ich schaue auch beim Urologen vorbei, auch wenn das nicht wirklich lässig ist. Ich kann sagen, glaube ich, ich schaue mehr auf meinen Körper als früher. Aber man braucht sich nur im Bekanntenkreis umzuschauen. Vor schweren Krankheiten ist trotz des besten Lebenswandels niemand gefeit. Da gibt es welche, die unentwegt sporteln gehen, Alkohol und Nikotin meiden, trotz allem aber mit sechzig sterben müssen. Und dann gibt es Leute, die regelmäßig trinken und rauchen wie ein Schlot, und dennoch neunzig Jahre alt werden. Da sage ich mir: Ich will mit Genuss alt werden. Vielleicht bin ich deshalb ein Genussraucher. Darauf bin ich sicher nicht stolz, aber würde ich aufhören, ginge mir vermutlich etwas ab. Und es gäbe keine Gewähr dafür, nicht doch irgendwann irgendeinen Krebs zu erwischen.

HANS: Da pflichte ich dir bei, Herbert. Ein gesunder Lebensstil garantiert noch kein langes Leben. Ich kann jedenfalls sagen, dass ich nie im Übermaß gegessen habe und es bei uns daheim auch nicht jeden Tag Fleisch gibt. Ich bin kein Raucher, weil mir Zigaretten nie geschmeckt haben. Probiert habe ich es als Bub im Park, aber damals hat mich mein Vater erwischt und mir eine derartige Watschen verpasst, dass ich mich fast überschlagen hätte. Also Rauchen muss nicht sein, gute Rotweine jedoch schon. Je schwerer, desto besser, da genügen meiner Inge und mir aber ein bis zwei Gläser. Das ist purer Genuss, nichts anderes. Rotweine interessieren mich, darüber habe ich auch einiges gelesen, da kenne ich mich ganz gut aus. Wir kaufen am liebsten die Roten aus Italien, die Franzosen mag ich nicht so gern, auch wenn sie generell als exquisiter gelten.

HERBERT: Ein Weinliebhaber bin ich auch, zugegeben. Ich habe gut dreißig Bücher über Weine gelesen und schaue mir regelmäßig Fachmagazine an. Ich glaube schon, dass ich bei Roten und Weißen Qualität erkennen kann. Beim Essen kann ich dem Trend zum Intervallfasten etwas abgewinnen. Wenn meine Frau zu Mittag kocht, esse ich abends wenig bis gar nichts, daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Habe ich einen Abendtermin, läuft es dafür umgekehrt. Zwei volle Portionen am Tag spielt es nicht. Nicht nur aus gesundheitlichen Gründen, sondern weil mir das die Waage übelnehmen würde. Mein Gewicht pendelt ständig zwischen 86 und 87 Kilo, das passt, und das wird auch jeden Tag überprüft. Ich bin auch kein Frühstücker. Außer im Urlaub, da setzen sich meine Frau und ich gemütlich hin, genießen die Zeit, essen Eierspeis und Würstel und was es sonst noch alles gibt.

HANS: