umzingelt ... - Heinz-E. Klockhaus - E-Book

umzingelt ... E-Book

Heinz-E. Klockhaus

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Beschreibung

Nach "Das ist nicht immer lustig" legt Heinz-E. Klockhaus mit Band 2 seiner Gedichte und Kurzgeschichten nach und nennt dieses Buch "umzingelt... Gedichte und Gedanken". Wer Gedichte, die deutsche Sprache und eine gute Lektüre liebt, wird auch an diesem ebenso amüsanten wie tiefgründigen Buch seine Freude haben. Ein außergewöhnliches Buch, voll mit Gedichten, Ansichten und Lebensweisheiten. Mit Recht klagen wir Terroristen und Fanatiker an, die unwiederbringliche Kulturgüter sinnlos mutwillig zerstören. Es wird Zeit, dass wir dafür sensibilisieren, auch die Zerstörung unseres Kulturgutes "Sprache" zu thematisieren und zu stoppen! Für Leute, die in den Medien zu Wort kommen, sollte dieses Buch zur Pflichtlektüre gemacht werden. Verstehen Sie es bitte als einen Appell zur Erhaltung unserer Sprache!

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Liebe Freunde, liebe Leserinnen und Leser,

auf meinen Gedichtband „Das ist nicht immer lustig“ habe ich eine so positive Reaktion mit zum Teil sehr liebenswerten Kommentaren erfahren, dass ich mich entschlossen habe, ein weiteres Buch mit Gedichten und Gedanken zu schreiben und zu veröffentlichen. Wenn es zutrifft, dass Lob motiviert und noch stärker macht, dann darf ich hoffen, dass auch dieses Buch bei Ihnen Gefallen findet. Insbesondere habe ich mich sehr darüber gefreut, dass auch bei den kritischen Themen, die ich in meinen Gedichten und Kurzgeschichten aufgreife, sehr viele Menschen offensichtlich genauso denken und fühlen wie ich und es befürworten, dass ich in meinen Texten einige Denkanstöße gebe. Dazu gehören nicht zuletzt auch die positiven Kommentare zu meinen kritischen Anmerkungen über die deutsche Sprache, die einigen Lesern „aus der Seele gesprochen“ haben.

Ich werde mich bemühen, diesem Lob und diesem Anspruch auch in diesem Buch gerecht zu werden. Eins liegt mir sehr am Herzen, und darum möchte ich es an den Anfang meines Buches setzen:

Die gute alte Volksschule hat bewiesen, dass jedes Kind in der Lage ist, unsere deutsche Sprache zu lernen und gepflegt zu sprechen und zu schreiben. Warum kann man das nicht wenigstens bei den Menschen, die diese Sprache in Wort und Schrift verbreiten, auch als Selbstverständlichkeit voraussetzen und erwarten? Es ist beschämend, was uns und unserer Jugend an Mikrofonen und auf unschuldigem Papier teilweise zugemutet wird.

Deshalb appelliere ich an die Medien, sich wieder darauf zu besinnen, dass die deutsche Sprache ein erhaltenswertes Kulturgut ist und sie entsprechend zu pflegen und zu verbreiten.

Meine Satire „Virus D – Der Dummschwätzervirus“ und die darin von Darius und Dangus aufgestellte Behauptung „Wir kriegen sie alle“ ist längst traurige Realität geworden, und Menschen aller Schichten sind von diesem sinnlosen „halt“ in ihren Sätzen infiziert. Es ist sehr bedauerlich und schmerzhaft, dass es keine Lobby und keine Kräfte in diesem Lande gibt, die dem Verfall unserer Sprache auch nur ansatzweise etwas entgegensetzen. Nehmen wir das überhaupt noch wahr, dass inzwischen auch Redner, Journalisten, Schriftsteller, Akademiker, Lehrkräfte und unsere Kinder und Enkel kaum noch ein Gespräch ohne „halt“ zustande bringen? Stört uns dieser Sprachvirus auch an uns selbst schon gar nicht mehr? Es ist fast bewundernswert und wohltuend, dass es noch Menschen gibt, die nicht so reden. Die beiden Viren haben doch recht, dass das Wort überhaupt keinen Sinn hat und man anstatt „halt“ ebenso gut in jedem Satz „rülps“ sagen könnte. Ja, es ist mir ein großes Anliegen, die Menschen gegen diese Unsitte und diesen Unfug zu sensibilisieren und die rasante Verbreitung, wie sie die beiden Kuhdarm-Viren in meiner Satire vorausgesagt haben, zu stoppen. Aber das wird nur noch möglich sein, wenn die Medien Erhalt und Pflege unserer Sprache auch für nötig erachten, das unterstützen und damit aufhören, diese Unsitte und diesen Unfug zu verbreiten.

Ihr Heinz-E. Klockhaus

Die Muse lügt

Mich hat die Muse mal geküsst, bis mir klargeworden ist und ich auf den Irrtum stieß, dass sie gar nicht Muse hieß.

MdB

Im Bundestag muss ich entscheiden: Kannst du diese Welt noch leiden? Vernichte ich den eignen Staat mit Fracking oder Glyphosat? Solang ich es nicht selber spür, stimme ich erst mal dafür.

Das dumme Volk hat mich gewählt, das ist es doch, was für mich zählt.

Entsorgung

Wir haben leider unser Gewissen gerade in den Müll geschmissen.

Schweinerei

Wo, zum Teufel, bleiben nur die Moral und die Kultur? Vieles kommt als Kunst daher und ist doch nichts, als ordinär.

Warum traut sich in diesen Tagen keiner mehr, das laut zu sagen? Ich sage es, ich bin so frei: Was Sie da tun, ist Schweinerei!

Naturbelassen

Die Genforschung ist missglückt. Mensch, was bist du doch verrückt! Die Natur ist wunderbar, lass doch alles, wie es war, weil der das Gleichgewicht riskiert, wer Sein und Sinn manipuliert.

Terror

Warum lebt einer frei und ohne Not, der uns im eigenen Land bedroht?

Fernsehserien

Wer ein paar Jahre Serien schaut, hat nicht umsonst darauf gebaut, dass er dabei auch ganz vergisst, wie sehr er schon verblödet ist.

Der seinen Beruf nicht sagen kann

Beim Sprachkurs bittet der Dozent, dass jeder sein Berufsbild nennt, und einer, der im Rollstuhl saß, verstand da leider keinen Spaß.

Er übt noch dran, und darum zischt er:

Ich bin der Finanzminischter.

Wir geben alles

Die Fußballdamen sagten eben, dass sie wieder alles geben, was ich nicht recht glauben kann; denn sie haben noch die Trikots an. Sagt es ihnen ins Gesicht: Alles, Mädels, war das nicht!

Chancen bei Frauen

„Ich will ein Kind von dir,“ sprach sie am Telefon. Er sagte: „Wo ist das Problem, dann nimm doch meinen Sohn.“

Dat anne

Dat anne Theke stehn gewöhnt mich keiner ab, wo ich son frischet Pils mit Schaum drauf vor mir hab. Dat anne Theke stehn und frisch gezapftet Bier, dat is Kultur bei uns im Ruhrrevier.

Die alten Schalker

Libuda und der Berni Klodt sind alle schon ein Weilchen tot und bringen jetzt ganz nebenbei den Engeln Fußballspielen bei.

Schmähgedicht

Ich könnte auch mal ein Schmähgedicht schreiben, so ein ganz primitives Schweinegedicht, und lasse es dann doch wieder bleiben; denn so schmutzige Dinge gefallen mir nicht. Und das wäre ja sowieso nichts für Leser mit Niveau.

Die Regierung

Meinen Angestellten in Berlin, die da für mich die Strippen ziehn, muss man ab und zu mal sagen: „Tut das, was ich euch aufgetragen. Dazu, wie ihr da in Berlin regiert, hab ich euch nicht autorisiert. Was ihr seid, seid ihr durch mich. – Versteht ihr das? Das Volk bin ich!

Der Narr ist tot

Er hat sein Leben lang gerafft, gekämpft, gegeizt und angeschafft, und jetzt fährt er am Himmelstor mit einem Möbelwagen vor.

Der Petrus steht dabei und lacht: Du Narr hast alles falsch gemacht, erst war dein Leben eine Pein, und hier kommst du nur nackend rein.

Die Rennbahnkommentatorin

Als ich auf einer Rennbahn war, sprach eine Frau den Kommentar, sie las uns vor, wer wohl gewinnt und wer die Favoriten sind.

Sie kann schon richtig Zahlen lesen, nur eins ist nicht so gut gewesen: Die Teilnehmer beim Stutenrennen will sie immer Weißbrot nennen.

24-Stunden-Kita

Ist der noch im Kopf ganz dicht, wer von 24-Stunden-Kita spricht?

Kein Affe schenkt doch seinem Kind das Leben, um es in den Zoo zu geben.

Er persönlich

Mancher Mensch sagt ganz beflissen:

„Ich persönlich find das gut.“ Ich würde doch mal gerne wissen, was so einer unpersönlich tut. So entpuppen sich die Phrasen nur als leere Seifenblasen; denn ein Mensch ist ja gewöhnlich von Natur aus stets persönlich.

Schämt euch!

Der Herr schuf alle Lebewesen, jedes ist ganz wundervoll, und es war nichts davon zu lesen, dass man Hähnchen schreddern soll. Zynisch klingt da ein Gericht:

„Das widerspricht dem Tierschutz nicht.“ –

Ich hab mir mal kurz vorgestellt, der Richter käme als Hahn zur Welt.

Reformer

Reformer, zeigt mal euren Schneid, was ihr für Idioten seid. Macht doch mal ein Preisausschreiben: Was muss alles nicht so bleiben? Denn es wäre doch gelacht, wenn ihr nicht noch mehr Blödsinn macht, ihr habt ja schon mit ganzer Kraft so viel Gutes abgeschafft, ich trau euch zu, euch aufzuraffen, auch den Rest hier noch zu schaffen, der uns blieb an Tradition. – Also los, ihr schafft das schon!!!

Tanz in den Mai

Tanz in den Mai war für Gescheite, darum heißt das Maydance heute.

Pessimisten

Pessimisten empfinden nach jeder Pleite die Lust:

„Ha! Hab ich doch gewusst!!!“

Ich denk an dich

Ich denke an dich beim Erwachen, ich denk an dich beim Schlafengehn, ich möcht dich immer glücklich machen und immer dir zur Seite stehn. Mag auch mein Ruf im Wind verhallen, das Schicksal nimmt ja seinen Lauf, wenn du mich brauchst, dann lass dich fallen, du fällst nicht tief, ich fang dich auf.

Geil

Wenn Puffy etwas für schön hält, dann sagt der Puffy „geil!“, da rutscht wohl hin und wieder der Verstand ins Hinterteil.

Offenbarung

Ich habe schon mal Twist getanzt, ich habe einen Baum gepflanzt, bin eine Nacht lang ausgeblieben und habe schon ein Buch geschrieben.

Ich habe mich als Kind verbeugt, ich habe einen Sohn gezeugt, bin zur Konfirmation gegangen und habe einen Wels gefangen. Ich habe meinen Chef vertreten und schlief schon einmal ein beim Beten.

Ich habe ein Gedicht gedichtet und hier jetzt viel von mir berichtet, ich habe nur noch eine Bitte: Lasst mich als Freund in eure Mitte.

Der Pflegefall

Wie man Schaufenster dekoriert, hat man den Alten ausstaffiert, Frau und Tochter, die zwei Frauen übten mit ihm leidend schauen; denn es war ein Mann bestellt, und es ging um Pflegegeld.

Wie die Mimen beim Theater übte der Familienvater als Schmarotzer von dem Staat den ihm zugedachten Part. Er hat gejammert und gestöhnt. Das Schauspiel war erfolggekrönt, und der Pflegekassenmann kreuzte „ja, bedürftig“ an.

Da lagen sie sich in den Armen, der Alte und die beiden Damen, hoch die Gläser mit dem Sekt, Pflegestufe ist perfekt.

Die Sprünge von dem Alten reichen noch locker für ein Sportabzeichen, und die schlaue Gattin brüllt: „Jetzt fahren wir erst mal nach Sylt!“

Deutsches Pokalendspiel

Die Hymne hat sehr schön geklungen, - einer hat sogar mitgesungen, mal eine Frage nebenbei: War denn da ein Deutscher bei?

Kopflos

Der Redner wollte uns erklären, dass da zwei Kopfmenschen wären. Ich kann die Logik nicht verstehn und würd gern mal die ohne sehn.

Termin beim Finanzamt

Herr Diener sagt: „Es tut mir leid, ich habe heute keine Zeit,“ aber ich belehrte ihn:

„Wir haben heute den Termin.“ Herr Diener aber blieb dabei, dass es jetzt nicht möglich sei.

„Na gut, ich war vergeblich hier, dann treffen wir uns jetzt bei mir, dann kommen Sie beim nächsten Mal, wenn Sie wollen, dass ich Steuern zahl. – Sie kriegen auch was eingeschenkt und lernen, wie man einen Gast empfängt. –

Dann werde ich mich jetzt entfernen.“

Herr Diener muss noch sehr viel lernen.

Ich glaube, dass er stets vergisst, dass er mein Angestellter ist.

Die Spucker

Der Lehrer macht die Kinder froh und geht mit ihnen in den Zoo.

„Ihr habt euch alles angeguckt, wer von euch weiß denn jetzt, wer spuckt?“

„Au, das weiß ich,“ ruft so’n Kleener, „die Fußballspieler und ihr Trainer.“ – Nun erklär mal einem Kind, dass die Spucker Lamas sind.

Mami, warum grinsen die?

Es war in einer Besenkammer, Papa Boris hatte einen Hammer, und ein Hammer macht Bum-Bum. Kind, jetzt weißt du auch, warum.

Ich glaub, der Mensch verblödet aus dem Alltag erzählt…. Teil 1

„Würden Sie Ihren besten Freund kastrieren? Wir schon.“ lese ich da gerade in der Zeitung. Das ist die Tierseite. Ein Mann mit einem Hund ist abgebildet. Würde ich? Meinen besten Freund kastrieren? Wenn überhaupt, dann würde ich ihn doch kastrieren lassen von einem, der mehr davon versteht als ich. Ich denk darüber mal nach. Oder besser, ich ruf Ronny nachher mal an und frag ihn, ob er das überhaupt will.

Ich lese gerne morgens die Zeitung. Die Kleinanzeigen ganz besonders. Nicht etwa, weil ich ein gebrauchtes Klavier oder eine Freundin suche, sondern weil ich das für lustig und aufschlussreich halte.

Neuerdings gibt es immer diese Überschriften „Achtung“ oder „Aufgepasst“. Die es besonders faustdick hinter den Ohren haben werden, schreiben beides, „Achtung aufgepasst“. Ich werde nie erfahren, was die anbieten oder kaufen wollen. Weil ich bei diesen Überschriften grundsätzlich sage: „Du mich auch!“ und es nicht zu Ende lese. So eine Anzeige habe ich noch nie zu Ende gelesen. Warum auch? Es gibt so viele interessante Kleinanzeigen.

Warum sollte ich also die lesen, die mich von vornherein warnen, dass sie etwas mit Bauernschläue im Schilde führen. Wenn ich meine Nachbarin frage, ob sie meinen Benjamin Ficus haben möchte, beginne ich das Gespräch doch auch nicht mit „Achtung aufgepasst“. Als weiser Mensch, der ich aufgrund meiner Lebensjahre ja nun inzwischen bin, erlaube ich mir ohnehin ein paar Marotten, obwohl ich noch geistig absolut frisch bin und mehr arbeite, als der Bürgermeister und der Oberstudienrat zusammen. Mein Alter? Glauben Sie mir, ich könnte das jetzt durch Subtraktion meines Geburtsjahres von der heutigen Jahreszahl noch locker im Kopf ausrechnen. Aber warum sollte ich das tun? Ich halte andere Dinge für wichtiger und für spannender, als in jedem Jahr mein Alter um die Zahl Eins zu erhöhen. Bei den Marotten war ich stehen geblieben. Und bei der Zeitung. Und der Werbung. Dazu zählt auch, dass ich nicht einsehe, dass mich jeder einfach duzen darf. „Weil du es dir wert bist“ soll mich zum Kauf eines Produktes animieren? Bei mir hat das absolut eine negative Wirkung. Wer mich duzt, ohne dass ich es ihm gestattet habe, bei dem kaufe ich nichts. So einfach ist das. Dann sollen sich seine Kunden auf die beschränken, die nichts dagegen haben, von solchen wildfremden Leuten geduzt zu werden. Außerdem vermute ich dahinter eine Schlechtigkeit. Sie wollen mich mit dem vertrauten Ton überrumpeln. Ich lasse mich aber nicht gerne überrumpeln. Deswegen klappt das bei mir nicht. Aber ich werde auch den Gedanken nicht los, dass man mir damit eine große Portion Blödheit unterstellt, auf so etwas hereinzufallen. Und wenn mir einer Blödheit unterstellt, bin ich beleidigt und will mit dem erst recht nichts zu tun haben. Sagen die nicht selbst „ich bin doch nicht blöd“. Oh doch, seid ihr, ganz extrem sogar, wenn ihr glaubt, auf dem Niveau mit mir ins Geschäft zu kommen. Warum lese ich eigentlich auch die Mietgesuche? Ich wohne hier seit über dreißig Jahren und habe doch nicht den Plan, hier aus meiner Hütte auszuziehen. „Ruhige Studentin…“.

„Solventes Paar sucht kleine Wohnung…“. Komisch, nur nette Leute. Warum sucht nie eine Krawallbiene eine Wohnung in Uni-Nähe? Warum nicht auch mal zwischendurch „Mietnomaden suchen sich zu verändern.“ Nein, alles nur nette, sehr positive Leute, die auf Wohnungssuche sind. Da ist man gleich traurig darüber, dass man nichts zu vermieten hat. Von solchen Leuten wäre man doch eigentlich auch ganz gerne umgeben. Lustig finde ich auch die Anzeigen von Akademikerinnen und von Beamten. Woher ich das weiß? Weil sie es dazuschreiben. „Beamter des gehobenen Dienstes sucht eine Partnerin für glückliche Stunden.“

Na, ob das gut geht bei dem Ruhebedürfnis der Beamten, wage ich auch zu bezweifeln. Ach, da ich gerade von einer Kontaktanzeige spreche. Was ist eigentlich eine schöne Oberweite?

Eheanbahnungsinstitut Doris oder Partnervermittlung Waage haben anscheinend nur Frauen in ihrer Kartei mit schöner Oberweite. Kann man das nicht präziser ausdrücken für den, den so etwas interessiert?

Gewicht je Brust, wie viel Zentimeter, oder bei älteren Damen welche Fallhöhe. Dann wüsste Mann doch gleich, was ihn da erwartet. Ob sie raucht, ob sie trinkt, ob sie extrem streitsüchtig ist, scheint bei den Instituten keine Rolle zu spielen. Und wenn die Dame mit der schönen Oberweite einen Herrn sucht, der mindestens ein Eigenheim besitzt, dann umschreibt das Doris oder Waage mit „ich mag Gartenarbeit.“

Das heißt so viel wie, er sollte ein Haus mit Garten besitzen und die schöne Oberweite sonnt sich im Liegestuhl und schaut dem Gärtner bei der Arbeit zu.

„Privat sucht alles“ ist auch eine ständige Zeitungsanzeige der lustigen Art. Gewerbliche Anzeigen sind ja wesentlich teurer als private. Deshalb möchte der Antiquitätenhändler für diesen kleinen Moment aus finanziellen Gründen gerne Privat sein. „Privat sucht Gold, Silber, Uhren, Pelze.

Alles anbieten!“ Nein, da kann doch die zuständige Stelle bei der Zeitung nicht auf die Idee kommen, dass das gewerblich sein könnte. Steht doch ausdrücklich dabei „Privat“ sucht. Woche für Woche die gleiche Anzeige. „Privat sucht alles.“ Wann hat denn endlich Privat mal alles zusammen? Ich hätte längst meinen Hausmüll hingeschickt, wenn er doch alles sucht. Aber es steht leider keine Adresse dabei. Oder die Katze, die eines Morgens tot bei mir im Garten lag. Ich hätte sie ihm doch schicken können. Wer alles sucht, der sucht auch eine tote Katze.

Dieser Dauerauftrag über Jahre muss wohl für die Zeitung so lukrativ sein, dass sie die gewerbliche Absicht dahinter gar nicht erkennt. Und da immer noch jede Schandtat ihre Nachahmer gefunden hat, sucht ein anderer Privat Woche für Woche Nähmaschinen, Schreibmaschinen, Computer, Teppiche, Fahrräder und vieles mehr und scheint gar nicht genug davon zu bekommen. Meine Frau war Schneidermeisterin, aber mehr als drei Nähmaschinen hat die gar nicht gehabt. Ich wüsste auch nicht, wofür ich neunhundertneunzig Schreibmaschinen brauchen sollte.

Na gut, ich bin ja auch in dem Sinne vielleicht nicht ganz Privat. Privat scheint das alles zu brauchen. Privat kauft übrigens auch große Sammlungen von Briefmarken und Münzen, Schmuck und Puppen. Wo Privat die ganzen Gemälde, Klaviere und Flügel unterbringt, die Privat seit Monaten sucht, bleibt auch sein Geheimnis. Genug Pelzmäntel müsste er eigentlich auch längst im Schrank haben, auch wenn es ihm nach seinem diesbezüglichen Bedarf sehr kalt zu sein scheint. Und Privat zahlt bar. Hat er selbst versprochen.

Also so arm scheint Privat ja dann doch nicht zu sein, dass er nicht auch eine gewerbliche Anzeige bezahlen könnte. Ich kenne einen Privat und helfe ihm auch ab und zu aus, der hat Schwierigkeiten, bis zum Monatsende seinen Lebensunterhalt zu bezahlen, weil das Geld nicht reicht. Aber er kann das ja nicht inserieren, dazu fehlt ihm ja auch das Geld. Außerdem, wer es so bitter nötig hat, der schreit am wenigstens nach Hilfe. Und ich garantiere Ihnen, wenn der auf die Idee käme, mit alten Sachen einen Handel zu beginnen, der würde den Preis der gewerblichen Anzeigen dafür bezahlen. Wetten, dass…?

Völkerverständigung

Lieben kann man international. – Warum, Mensch, versuchst du’s nicht einmal?

Liebe ist so wie das Sonnenlicht, es braucht die Sprache und die Worte nicht.

Eine Uhr, die ohne Unruh schlägt. Liebe ist, was man im Herzen trägt.

Schau mal in ein liebendes Gesicht, dann weißt du: Liebe braucht die Sprache nicht!

Dolmetscher

Man kann Dinge so sagen, dass sich Gegner vertragen. Worte gehen dahin, was zählt, ist der Sinn und das Ziel.

Sonst ist jedes Wort zu viel. Vor einem Dolmetscher, der übersetzt, aber nie verletzt, zieh ich meinen Hut; denn er macht die Sache gut.

Bundesligagesetz

Jeder spielt vierunddreißig Mal, und dann kriegt Bayern den Meisterpokal.

Solange, bis Gerechtigkeit siegt und Schalke ihn kriegt!!!

Duzfreunde

Der Elfmeter eben ging knapp daneben. Der Reporter ist zum Lachen und sagt: „Den musst du machen!“

Ich denke, meint der mich und frage: Wieso ich?

Wer ist dieser Du? – Hör ihm doch einfach nicht mehr zu!

„Für mich war das ein Foul!“

Ja, dann geh vom Platz und halt das Maul.

„Da kannst du ihn verletzen.“ Wieso ich? – Deutsch sechs, setzen!

Erziehung bei Satiriker B.

Es gehört sich einfach nicht, dass der Sohn schlecht über den Nachbarn spricht.

Für „Guck mal, das Arschloch“ bekam er den Hintern voll, weil er „der Arschloch“ sagen soll.

Der Nachbar und die Müllabfuhr

Am Montag kommt die Müllabfuhr. Wer Rücksicht nimmt, schaut auf die Uhr, damit er nicht den Nachbarn stört, weil sich so etwas nicht gehört und man an Sonn- und Feiertag da draußen nicht die Tonnen mag. Mein Nachbar kennt sich da nicht aus, er stellt den Müll schon freitags raus. Aber jetzt mal ohne Spaß: Rücksichtnahme, was ist das?

Ich denke mal

Die Menschen im Neandertal sagten schon „ich denke mal“ und wollten auf den Zustand lenken, dass sie nur mal selten denken. Und wie diese Urzeitleute sprechen manche auch noch heute. Endet das auch oft fatal, manche Menschen denken mal. Spitzendenker sagen hier auch dazu „ich denke mir“ oder auch „ich denk mal so“. Vorfahren findet man im Zoo. Es gibt ganz verschiedene Arten liebenswürdiger Primaten.

Der Pessimist

Die Sonne lacht am Himmelszelt, was wär das eine schöne Welt, wie herrlich wäre dieses Leben. – Es könnte aber Regen geben!

6 mal 8 ist hä?

Ich glaub, die Schulen ändern schon jetzt auch die Multiplikation. Ich hab nach 6 mal 8 gefragt, da hat der Schüler „hä?“ gesagt.

Traurige Erkenntnis

Nicht hinter jeder Stirn befindet sich ein Hirn.

umzingelt

Er war von Dummheit umzingelt und hat sich vor Lachen gekringelt; denn es war ihm nicht klar, dass er selbst noch viel dummer war. Dann stellen wir uns mal darauf ein, in guter Gesellschaft zu sein. Wir sind von Schwachsinn umzingelt, dass sich am Fuß der Nagel kringelt, und niemand steht mal auf und sagt, wie ihn der ganze Blödsinn plagt.

Fernsehprogramm

Verblödet und verblendet, für wen wird das gesendet?

Wer hat das nur verbrochen und vom Bildungsauftrag gesprochen?

Man hat das schon sehr früh erkannt und das Fernsehen Anstalt genannt.

Die Vorstellung fällt aus

In Sachsen stand in der Zeidung im Deader brannde die Leidung.

Im Etablissement

Sie fragte einen von den Herrn:

„Mein Schatz, wie hättest du es gern?“

Da warf er sie von seinem Schoß.

„Wie ich es will, so tust du’s nicht, ich will es kostenlos.“

Früher

Früher war keine bessere Zeit, wir waren auch nicht alle gescheit. Wollen Sie mehr darüber erfahren, dann fragen Sie Menschen mit grauen Haaren.

Der Doktor vom Schillertal

Der Doktor aus dem Schillertal traf damals eine falsche Wahl, der Mann hat Medizin studiert und sich in den Beruf verirrt. Dem Doktor aus dem Schillertal sind die Patienten eine Qual. Schlägt man den Weg als Doktor ein, muss der Beruf Berufung sein, vielleicht wär ja der arme Mann als Förster richtig glücklich dran.

Galoppzirkus

Ich kann die Leute gut verstehn, die nicht mehr auf die Rennbahn gehn.

Ich bin ja auch ein Pferdenarr, der oft bei den Galoppern war, doch das ist wirklich nicht zum Lachen, was die jetzt aus der Rennbahn machen.

Event mit Looserreservierung, Ladysday und Hutprämierung, dann gibt ein Mensch, der lesen kann, ganz ernst den Stand der Quoten an, wer dann noch nicht die Lust verlor, dem spielt man laute Musik vor. –

Wer Musik will, geht ins Konzert. Der Wetter hat sich abgekehrt, und dann fragt man sich fassungslos:

Was ist mit dem Galoppsport los?

Ich will es Ihnen gerne sagen: Wir können den Zirkus nicht ertragen; denn Menschen, die zur Rennbahn gehn, die wollen Sport und Rennen sehn und mögen es auch nicht, dass jetzt ein Clown die Quoten schlechter schwätzt.

Vielleicht habt Ihr es nun vernommen, warum wir Wetter nicht mehr kommen.

Da nützt auch keine Perlenkette und keine hohe Viererwette, wenn Ihr den alten Stamm vertreibt und Zirkus auf die Fahnen schreibt. Schickt Gaukler und Reformer fort und zeigt uns wieder Pferdesport. – Die schreckliche Musik hört dann im Auto auf dem Heimweg an, wenn Ihr das Klappern wirklich braucht und Euch der Kopf davon nicht raucht.

Die Pferde werden danke sagen, die auch nicht so viel Lärm vertragen.

Die Bardame

Dass sie deinen Scheck nicht will, verstehe ich bei der Dame.

Bei solchen Damen zahlt man bar, das sagt doch schon ihr Name.

Scheinbar

Scheinbar wird das Wetter schlecht, also wird es gut, scheinbar ist er feige, also hat er Mut.

Scheinbar heißt, es scheint nur so, doch das weiß er nicht, scheinbar kann er nämlich Deutsch, der da ins Mikro spricht.

Es regnet so viel auf der Welt, weil Herr Duden im Himmel weint, wenn der Puffy immer „scheinbar“ sagt, wenn er „anscheinend“ meint.

Im Wartezimmer

Wenn sie an Fingernägeln kaut und man zu ihr herüberschaut, dann schaut sie ganz verlegen.

Ich frage mich: Weswegen?

Die Alte ist ein wahrer Grantel, trotzdem half ich ihr in den Mantel, was nur für die Erkenntnis spricht: Die jungen Leute tun das nicht! Dann müssen doch wir Alten galant den Mantel halten, weil jeder Affe dazu neigt, das nachzutun, was man ihm zeigt.

Und prompt ist von den Jungen auch einer aufgesprungen.

Die Dankesrede

Meine Damen, meine Herrn, den Preis nimmt halt jeder halt gern, als preisgekrönt halt steh ich hier halt heut und hab mich halt sehr halt gefreut. Ich beherrsche halt das deutsche Wort, das spürt halt das Publikum halt sofort. Und das hat halt auch die Jury halt erkannt und mir halt den ersten Preis halt zuerkannt.

Dass mich halt heute halt das Fernsehen halt so ehrt, das ist mir halt schon halt ein großes Danke halt wert. Und sollte ich halt mit meiner Satire halt auch in Zukunft halt Menschen halt verletzen, ich werde mich halt immer für ein gutes Deutsch halt und halt ein hohes Niveau halt einsetzen. So bedanke ich mich halt auch bei meinem Schwager halt und meinen Freunden halt in der Jury halt für den ausgezeichneten Preis:

„Der größte Medienschweiß.“(hier ist ein Tippfehler nicht ausgeschlossen)

Ach, was ich noch sagen wollte:

Literaturpreis wär schön, falls man mich noch mal ehren sollte.

Die schönen alten Wörter

Früher waren das die Puschen, Indoorshoe heißt jetzt das Ding, dafür geht man heute duschen, wo man früher baden ging.

Im Gesicht trägt man ein Piercing, da war einst ein Muttermal, braids sagt man zu Zöpfen heute, Deutsch? Was war denn das nochmal?

Abends traf man seine Liebste, heute haben sie ein Date, dann sind sie alleinerziehend, weil das auch auf Englisch geht.

Meine Persönlichkeit

Jetzt suche ich schon die ganze Zeit bei mir nach der Persönlichkeit, wo habe ich sie denn verloren? Ich wurde doch mit ihr geboren! Ich suche jetzt schon tagelang, auf meinem Schreibtisch und im Schrank, In meinen Händen, im Gesicht und auch im Spiegel ist sie nicht. Ich trage sie doch auch nicht lose in meiner Tasche oder Hose. Na gut, dann lerne ich es eben, ohne Persönlichkeit zu leben als eine Null inkognito. –

Das machen manche immer so!

Heimatklänge

Wenn die Blagen rumbandusen oder an der Emscher schmusen, kriegen sie was vor die Fott. So schön klingt es im Kohlenpott. – Bottropskis sagen im Vertrau’n: „Gleich krisse den Arsch gehau’n!“

Berufskrankheit

Eigentlich wollte ich nur mal eben meine Medikamentenbestände auffrischen. In der Apotheke meines Vertrauens hat es einen Mitarbeiterwechsel gegeben. Als ich dort mit meinem höflichen „Guten Tag“ die Apotheke betrat, standen zwei Mitarbeiterinnen direkt vor mir hinter der Theke, eine dritte im Hintergrund. Meinen Gruß erwiderte niemand. Ich drehte mich um und ging in die nächste Apotheke. Es war leer, außer zwei Mitarbeiterinnen und einem Apotheker. „Guten Tag.“ – Der Apotheker schaute gar nicht auf, bei den Damen hatte ich das Gefühl, dass jeden Moment eine „Mäh!“ macht. Meinen Gruß erwiderte auch hier niemand. Zugegeben, ich spreche manchmal noch ein bisschen Gelsenkirchener Dialekt. Vielleicht hab ich „Guten Tach“ gesagt, sie halten einen Gelsenkirchener für einen Ausländer, und sie grüßen vielleicht keine Ausländer. Was tun? Ich verschob den beabsichtigten Medikamenteneinkauf auf den nächsten Morgen und machte den dritten Versuch in einer anderen Apotheke, man hat ja in dieser Kleinstadt diesbezüglich eine gute Auswahl. Bei dem Gruß „Guten Morgen“ kann man auch als Gelsenkirchener nichts falsch machen. Hier war ein Herr, vermutlich der Apotheker, hinter der Theke, der sich angeregt und offensichtlich privat mit einer Dame unterhielt. „Guten Morgen“, sagte ich betont deutlich und laut vernehmbar. So laut wohl, dass er sich gestört fühlte und kurz zu mir aufsah. Sein Blick erinnerte mich an die früheren Nebelleuchten an meinem VW-Käfer.

Den Gruß erwiderte er nicht. Stattdessen setzte er sein Gespräch mit der Schönen munter fort, und ich ging. Nach dreiunddreißig Jahren im Bergischen klingt mein „Guten Morgen“ fast Oberbergisch. Nein, das kann nicht an meinem Ruhrgebiets-Dialekt liegen. Das muss eine Berufskrankheit sein. In allen anderen Geschäften erwidern sie ja meinen Gruß, überwiegend sehr freundlich sogar. Ich kenne die Ausbildung von Apothekern und Apothekenhelferinnen nicht, aber den Gruß eines Kunden erwidern steht sicher nicht auf deren Lehrplan.

Das waren jetzt immerhin schon sieben Mitarbeiter, von denen einer mal abweisend hochgeguckt hat und die anderen eher wie ausgestopft wirkten. Aber Moment: Ist man in einer Apotheke überhaupt ein Kunde? Oder ist man vielleicht doch „nur“ ein Patient, dem man gnädig einen Dienst erweist, aber nicht bereit ist, ihm auf Augenhöhe zu begegnen?

Bevor ich mir die Medikamente in einer anderen Stadt hole, mache ich noch einen Versuch in der Apotheke im Vorort. Da soll es einen höheren Ausländeranteil geben, hat man mir mal gesagt, vielleicht kann ich mich da als gebürtiger Gelsenkirchener unbemerkt einreihen. Entweder „dóbry djén“ – oder „Guten Tag“?

Nach kurzem Zögern habe ich mich für „Guten Tag“ entschieden. Mit diesem Vorsatz und gemischten Gefühlen fuhr ich entschlossen zur Vorortapotheke. Ich glaube, die Tür war noch nicht wieder ins Schloss gefallen, ich hatte noch gar nichts gesagt, da sagte eine freundlich lächelnde Dame: „Guten Tag.“

Stellen Sie sich das mal vor! In einer Apotheke in dieser Stadt sagt eine freundlich lächelnde junge Dame „Guten Tag“ zur Begrüßung! Was für eine Wohltat nach meinen vorangegangenen Erlebnissen. Ich könnte sie umarmen. Das mit der Berufskrankheit nehme ich zurück. Beim nächsten Mal frage ich sie, woher sie kommt. Vielleicht aus Gelsenkirchen-Bismarck, Stadtmitte oder vielleicht Schalke?

Beim Arbeitsamt

„Dann erzählen Sie mal, was Sie so können.“

„Was soll ich da erzählen?“

„Haben Sie handwerkliche Fähigkeiten?“

„Nee, handwerklich, - nee, eigentlich nicht.“

„Das schränkt die Möglichkeiten natürlich schon sehr ein! – Haben Sie kaufmännische Kenntnisse?“

„Kaufmännisch? – Nee, eigentlich nicht. Kaufmännische Kenntnisse habe ich keine.“

„Auch nicht? – Aber landwirtschaftliche Kenntnisse? Oder Forstwirtschaft? Straßenbau?“