"Und ich lebe noch!!° - Ines Vasku - E-Book

"Und ich lebe noch!!° E-Book

Ines Vasku

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Beschreibung

Vorwort Ich bin gerade 24 Jahre alt und habe beschlossen, meine Lebensgeschichte aufzuschreiben. Vielleicht wunderst du dich, warum ich in so jungem Alter schön auf eine solche Idee komme und zunächst scheinst du da ja auch Recht zu haben. Ich habe auf den ersten Blick kein allzu schweres Leben. Ich wurde nie geschlagen misshandelt oder missbraucht. Ich lebe in einer relativ normalen Familie, habe drei Geschwister und meine Eltern sind glücklich verheiratet. Es fehlt uns eigentlich an nichts. Soweit scheint alles perfekt und deine Skepsis berechtigt, doch da gibt es etwas, was du noch nicht weißt: Ich kam mit einer Körperbehinderung auf die Welt und das macht mein Leben um einiges komplizierter. Ich bin seit meiner Kindheit nahezu ununterbrochen krank gewesen und habe seit meinem 16. Lebensjahr eine schwere Depression. Gleich einer Selbsttherapie möchte ich hier mein Leben niederschreiben um es mit anderen zu teilen und vielleicht dem einen oder anderen damit zu helfen. Zwar weiß ich nicht, ob alles was ich hier schreibe wirklich genau so passiert ist, da es 7 größere Passagen meines Lebens gibt, die ich nur noch aus Erzählungen anderer kenne, doch das hier ist die Geschichte meines Lebens wie ich sie kenne.An die ersten Jahre meines Lebens habe ich nur noch wenige Erinnerungen, also sind auch die ersten Kapitel dieses Buches recht kurz. Je weiter die Zeit jedoch verstreicht, umso dichter verwoben wird meine Erinnerung und mit ihr wachsen natürlich auch die Kapitel.

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Seitenzahl: 147

Veröffentlichungsjahr: 2015

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„Und ich lebe noch!“

Ein Leben das so nie geplant war

Ines Vasku

„Und ich lebe noch!“

Ein Leben das so nie geplant war

Ines Vasku

Marianne Honl

Copyright © 2015 Ines Vasku

Ausgabe 2015

Book on Demand

published by epubli GmbH www.epubli.de

ISBN 978-3-7375-7260-6

Umschlaggestaltung: Kathi Roestel, Berlin, http://littlebluebox.jimdo.com

E-Book-Konvertierung: Andrea Fritz, www.ebooktreibhaus.de

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt!

Alle darin enthaltenen Texte, Teile und Fotos dürfen ohne schriftliche Erlaubnis der Autoren und des Verlegers Epubli nicht Verwendet, Vermarktet oder Kopiert werden

Verboten sind auch Veröffentlichungen der Inhalte über Internet, Übersetzungen und Verwendung für Unterrichts zwecke

Einrichtung und Druck des Textes wurden von Ines V. und Epubli vorgenommen.

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Ines Vasku 

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Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Hallo Welt
Unfall
Einschulung – Volkschule
Hauptschulzeit
Mobbing
Die Liebe und ich
Warum ich depressiv geworden bin
Diagnose Burnout - wie mein Start ins Berufsleben ausbrannte
JUCELO – Mauer/Öhling
Wilhering
Borderline und Selbstverletzung
Mauer – Klapp(s)e die 2.
Irrenanstalten und Zwangsjacken
Haltestelle Tulln
Die Krankheit mit 1000 Gesichter
Meine Begegnung mit der Palliativstation/ Sterbebegleitung
Meine Gefühlswelt
Kind sein will
Meine Familie
Meine Eltern
Benji & Samy
Mein depressiver Ehrgeiz und die Physiotherapie
Drei Seelen in meinem Körper
Zwischen Selbstbestimmung und Lebensqualität
Man wird doch noch träumen dürfen
Gastkapitel Anke
Gastkapitel von Dr. Christoph Thoma
Gastkapitel Mag. Kerstin Peer
Ja ich lebe noch
Einer muss das letzte Wort haben
Autoren Profile
Danksagung
Lexikon

Vorwort

Ich bin gerade 24 Jahre alt und habe beschlossen, meine Lebensgeschichte aufzuschreiben. Vielleicht wunderst du dich, warum ich in so jungem Alter schön auf eine solche Idee komme und zunächst scheinst du da ja auch Recht zu haben. Ich habe auf den ersten Blick kein allzu schweres Leben. Ich wurde nie geschlagen misshandelt oder missbraucht. Ich lebe in einer relativ normalen Familie, habe drei Geschwister und meine Eltern sind glücklich verheiratet. Es fehlt uns eigentlich an nichts. Soweit scheint alles perfekt und deine Skepsis berechtigt, doch da gibt es etwas, was du noch nicht weißt: Ich kam mit einer Körperbehinderung auf die Welt und das macht mein Leben um einiges komplizierter. Ich bin seit meiner Kindheit nahezu ununterbrochen krank gewesen und habe seit meinem 16. Lebensjahr eine schwere Depression. Gleich einer Selbsttherapie möchte ich hier mein Leben niederschreiben um es mit anderen zu teilen und vielleicht dem einen oder anderen damit zu helfen.

Zwar weiß ich nicht, ob alles was ich hier schreibe wirklich genau so passiert ist, da es größere Passagen meines Lebens gibt, die ich nur noch aus Erzählungen anderer kenne, doch das hier ist die Geschichte meines Lebens wie ich sie kenne.An die ersten Jahre meines Lebens habe ich nur noch wenige Erinnerungen, also sind auch die ersten Kapitel dieses Buches recht kurz. Je weiter die Zeit jedoch verstreicht, umso dichter verwoben wird meine Erinnerung und mit ihr wachsen natürlich auch die Kapitel.

Hallo Welt

Eben habe ich geschrieben, dass das hier meine Geschichte ist, doch zu meiner Geschichte gehört auch, einen kurzen Blick auf die Zeit vor meiner Geburt zu werfen.

Da gibt es auch einiges zu erzählen, was für mein Leben entscheidend war, vor allem über meine Eltern.

Hätten sie sich nicht kennengelernt, würde es mich nicht geben, oder ich wäre zumindest jemand ganz anderes, als ich es jetzt bin.

Meine Eltern lernten sich schon in Kindheitstagen kennen, da sie nicht weit voneinander entfernt wohnten und deshalb oft zusammen spielten. Ich würde nicht sagen, dass meine Eltern überaus romantisch sind, doch aus Freundschaft wurde Liebe und beim Sonnwendfeuer 1981 wurden sie ein Paar.

Zwei Jahre später starb die Oma meines Vaters und vererbte ihm ihr Haus, welches sich schräg gegenüber vom Elternhaus meiner Mutter befindet. Meine Eltern beschlossen es selbst umzubauen.

Es war nur ein kleines Gebäude mit drei Räumen, doch mein Vater und meine Mutter unterkellerten es eigenhändig und nach und nach kamen weitere Räume und ein zweites Stockwerk hinzu.

Es war viel Arbeit und dauerte schließlich drei Jahre bis sie fertig waren.

Mein Vater arbeitet bis heute daran - ihr wisst ja "es gibt immer was zu tun" und ich bin der Überzeugung, dass dieses Haus eine und vor allem seine Lebensaufgabe ist.....

Fünf Jahre später - wir schreiben nun 1987 - beschlossen meine Eltern zu heiraten.

Wieder ein Jahr darauf, 1988, erblickte mein Bruder Stefan das Licht der Welt. Einige Verwandte nahmen sofort an, sie hätten nur geheiratet, weil meine Mutter schwanger war - doch da haben sie sich im wahrsten Sinne des Wortes verrechnet, sie hatten schlichtweg vergessen zu bedenken, dass Stefan einen Monat zu früh geboren wurde.

Alles war perfekt, doch drei Monate nach seiner Geburt hatte meine Mutter beim Holz schneiden einen schweren Unfall. Die Sicherung der Kreissäge griff nicht und sie schnitt sich alle Finger der linken Hand ab. Leider konnten diese nicht mehr gefunden und somit auch nicht wieder angenäht werden.

Aus diesem Grund wurde meine Mutter von den Behörden in Frühpension geschickt, da sie aus ästhetischen Gründen nicht mehr in ihrem erlernten Beruf als Schuhverkäuferin arbeiten konnte.

Wie man sieht, schmeißt das Schicksal gerne einer Familie mehrere Brocken zu.

Trotz allem entschieden sich meine Eltern zwei Jahre nach der Geburt meines Bruders, ein weiteres Kind zu bekommen. Der Wunsch erfüllte sich schneller als gedacht.

Einen Tag bevor meine Mutter den Frauenarzt besuchen wollte, da sie schon den Verdacht hatte schwanger zu sein, träumte sie, sie würde Drillinge bekommen.

Tags darauf war sie daher kaum überrascht, als der Arzt ihr mitteilte, dass es drei Babys werden sollten.

Die erste Reaktion meines Vaters, als er seine Frau mit drei Mutter-Kind-Pässen nach Hause kommen sah, war die ebenso einfache wie praktische Feststellung: „Das Auto ist zu klein.“

(Männer eben - denken immer zuerst ans Auto)

Mama erzählt noch heute, dass sie im zweiten Monat schon aussah wie andere Mütter im sechsten Monat.

Es ist vielleicht auch noch erwähnenswert, dass wir auf natürlichem Weg entstanden sind und dreieiige Drillinge sind.

Die Schwangerschaft verlief zu Beginn problemlos. Das Einzige, was meine Mutter heute noch als sehr nervig beschreibt, war, dass der Arzt bis zum Schluss nach einem vierten Kind suchte. Er war der festen Überzeugung, dass wir im Kreis lagen und im Raum zwischen uns ein viertes Baby versteckten.

„Ich bekomme nur Drillinge, da ist kein viertes!“, fuhr sie den Arzt an, als er wieder mal beim Ultraschall am Monitor danach suchte.

Und so bin ich wortwörtlich auf der Bildfläche erschienen.

Die Zeit verging und endlich durfte meine Mutter ihren Bauch wieder für sich alleine haben.

Am 30.08.1991 wurden wir 10 Wochen zu früh per Kaiserschnitt auf die Welt geholt.

Mama erzählt immer, dass der OP voll mit Leuten war - für jedes Baby ein eigenes Team mit Arzt, Kinderkrankenschwester und anderen wichtigen Leuten. Könnte ich mich aktiv daran erinnern, wüsste ich wohl wie es ist, im sogenannten Blitzlichtgewitter zu stehen.

Nur Mama musste wohl sehr erschrocken gewesen sein über den Menschenauflauf im Kreissaal, noch dazu war mein Vater in Wien und wollte gerade seinen Nachtdienst antreten, als es hieß, Kommando zurück, auf los geht´s los - die Babys werden geholt. Also hat er sich schleunigst wieder auf den Rückweg gemacht.

Die Geburt verlief also soweit ganz gut und ironischerweise muss man dazu sagen, dass ich selbst am "gesündesten" zur Welt kam.

Im Gegensatz zu meinem Bruder, der zu faul zum Atmen war und meiner Schwester, die störrisch gegen das Beatmungsgerät arbeitete und aufgrund eines Lungenplatzers fast gestorben wäre, benötigte ich nur einen Tag an der Lungen-Maschine.

So gut mein Start war, so schnell änderte sich mein junges Leben, da ich mein Frühchengewicht ewig nicht auf das normale Geburtsgewicht bringen konnte. Und vorher durfte ich nicht zu meinen Geschwistern heim.

Meine steile Krankenhauskarriere habe ich also bereits mit wenigen Tagen begonnen und das sollte sich auch nicht ändern - ich bin halt ein treuer Stammgast, der immer wieder kehrt. (oder kehren muss)

Obwohl ich schon zugeben muss, dass ich gerne mal verschiedene Lokalitäten besuchen - es muss(te) nicht immer dasselbe sein - man möchte ja auch etwas Abwechslung im Leben.

Als ich dann endlich zu meinen Geschwistern nachhause durfte, war soweit alles gut. Jedoch stellte der Kinderarzt nach wenigen Monaten fest, dass ich in der Entwicklung immer mehr zurück blieb.

Mit 6 Monaten wurde diagnostiziert, dass ich Spastiker bin - kurz gesagt, meine Bänder sind verkürzt und die Ärzte meinten, ich werde niemals gehen, geschweige denn frei sitzen können.

Wie man sich vorstellen kann, war das für meine Eltern ein großer Schock, doch sie haben sofort mit den notwendigen Physiotherapien für mich begonnen.

Allgemein muss man sagen, dass meine Eltern immer akzeptiert haben wie ich bin. Egal was war und was noch kommen wird, meine Eltern haben mich in allem unterstützt, sie haben mich nie aufgegeben und immer an mich geglaubt. Sie haben mir geholfen und dabei einen unglaublich Einsatz geleistet und tun das heute immer noch. Ich hoffe, dass sie wissen, wie sehr ich Ihnen dafür dankbar bin und dass ich das niemals genug zeigen oder sagen könnte.

Es gibt einige Menschen in meiner Familie, die meine Behinderung nicht akzeptieren können und auch ganz schlecht damit umgehen. So zum Beispiel meine Oma, von der ich immer glaubte, dass sie ein schlechtes Gewissen mir gegenüber hat. Oder als anderes Beispiel ist zu erwähnen, dass niemand mein Taufpate sein wollte, außer meine Tante Petra.

Leider habe ich in meiner eigenen Verwandtschaft viel Ablehnung erlebt, das sollte sich auch in den kommenden Jahren nicht ändern.

Mein Vater hat mir immer versucht zu erklären, dass viele Menschen die perfekte Familie anstreben. Nun, in dieses Bild passe ich eventuell nicht - ich denke, dass sie mit der Situation überfordert waren und es heute noch sind.

Ich möchte hier auch nur meine subjektiven Empfindungen teilen und ganz sicher niemanden verletzen oder beleidigen.

Das beste Ergebnis wäre natürlich, den einen oder anderen zum Nachdenken anzuregen, denn was ist schon normal? Was passt in eine perfekte Familie und was nicht?

Wer bestimmt, was normal ist oder perfekt?

Und wer setzt eigentlich und leider so oft fest, dass man Menschen mit Behinderung nicht in perfekte oder normale Familien integrieren kann?

Sogar im Kindergarten hatten wir es geschafft, dass ich das erste Integrationskind mit Behinderung war und ich konnte weder gehen noch stehen.

Obwohl ich nur sehr wenige Erinnerungen an die Kindergartenzeit habe und meine Schwägerin in Spe, Anke, Lebensgefährtin meines Bruders Stefan, mir auf die Sprünge helfen muss, kann ich mich an eine besondere Situation erinnern und sehe diese noch immer vor mir.

Wir sollten alle bei einer bestimmten Stelle rutschen und die Tante meinte, ich soll das auch versuchen. Da hat sich mein Bruder aufgeplustert, die kleinen Ärmchen in die Hüfte gestemmt und zur Tante gesagt: "Die Ines kann das aber einfach nicht!"

Wie man sieht kann sich auch ein kleiner Mensch für andere einsetzen - schade, dass dieser Wesenszug vielen erwachsenen Menschen verloren geht.

Unfall

Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch, oder war es zumindest mal. Viele meiner Fähigkeiten, die ich nie hätte erlernen sollen, habe ich auch meinen Geschwistern zu verdanken.

Ich wollte immer genauso sein wie sie und habe mich sehr bemüht, ihnen hinterher zukommen. Gegen alle ärztliche Prognosen lernte ich bis zu meinem vierten Lebensjahr zu sitzen und nach einer orthopädischen Operation auch laufen.

Zwar konnte ich nie so gehen wie gesunde Menschen, aber ich konnte mich alleine und ohne Hilfe fortbewegen. Das war für alle ein kleines Wunder, vor allem für die, die es mir nicht zugetraut haben.

Doch all diese Fortschritte wurden von einem schlimmen Unfall überschattet, welcher noch immer Spätfolgen nach sich zieht und ich bis heute nicht verstehen kann, warum das so ist.

Meine Mutter macht sich, wie ich vermute, heute noch Vorwürfe für diesen Vorfall, der wie folgt passiert sein kann und von dem es zwei Versionen gibt.

Meine, und die meiner Eltern.

Sie war nur eine Minute bei meinen Geschwistern im Wohnzimmer und da passierte das Unglück.

Die Version meiner Eltern besagt, dass ich versucht hätte, mich in der Badewanne hinzustellen. Da ich noch nicht richtig stehen konnte, bin ich dann angeblich umgefallen. Dabei sei ich mit der Hand an den Drehknopf für das heiße Wasser gekommen, woraufhin sich dieses über mich ergoss.

In meiner Erinnerung hingegen spielte ich mit einem Waschlappen. Um diesen mit Wasser zu füllen, drehte ich den Hahn auf, doch leider erwischte ich statt dem kaltem das heiße Wasser. Ich dürfte das nicht sofort bemerkt haben, da sich zuerst der Waschlappen füllte und erst dann auslief.

Als ich dann realisierte, dass ich gerade mit heißem Wasser hantierte, war es auch schon zu spät: Der Waschlappen wurde mir zu schwer und sein Inhalt landete auf meinen Beinen. Durch den Schmerz erschreckt, riss ich sie hoch und ebnete dem heißen Wasser so den Weg auf Bauch, Beine und Po.

Egal welche Version nun stimmen mag, nachdem mich meine Mutter aus meiner misslichen Lage in der Badewanne befreit hatte, fuhren wir sofort zu unserem damaligen Hausarzt, der 2-3 große Brandblasen und Rötungen feststellte. Er verordnete mir ein Schmerzmittel und sagte, dass ich viel trinken und mich meine Eltern am nächsten Tag ins Krankenhaus fahren sollten.

Leider wusste er nicht, wie gravierend die Verletzung wirklich war, denn bei „nur“ 60°C Wassertemperatur wäre ich normalerweise noch mit leichten Verbrennungen davongekommen, doch dem war nicht so.

Unglücklicherweise habe ich eine starke Bindegewebsschwäche, was aber damals noch nicht bekannt war. Durch diesen Umstand war meine Haut um ein Vielfaches verletzbarer und so kam es, dass ich auf 25 Prozent der Hautoberfläche Verbrennungen dritten Grades hatte, denn als ich am nächsten Morgen erwachte, hing mir die Haut in Fetzen an den Beinen hinunter. Dort wo am Abend zuvor noch Brandblasen gewesen waren, klafften offene Wunden. Es bestand akute Lebensgefahr.

Ich weiß nur noch von Erzählungen, dass meine Eltern die Rettung riefen. Einen Monat musste ich im Krankenhaus verbringen, doch ich erinnere mich kaum daran. Ich weiß nur noch, dass sich sehr viele Gesichter über mir befanden und ein Arzt meine Mutter ankeifte, warum sie nicht früher mit mir gekommen war. Auch das Luftbett in welchem ich liegen musste, um Druckstellen zu vermeiden, ist mir in unliebsamer Erinnerung geblieben. Das Geräusch, das es machte, ließ mich fast verrückt werden.

Alles was danach kam, bis hin zu meinem siebten Lebensjahr, ist sehr verschwommen, besser gesagt kann ich mich an fast nichts erinnern und muss mich an Erzählungen festhalten. Dass ich den unmittelbaren Unfall und die Zeit danach im Krankenhaus verdrängt habe mag ja noch logisch sein, aber warum wurde durch den Unfall eine Erinnerungslücke ausgelöst, die auch lange nach dem Unfall jegliches Erlebte für mich verschlossen hält? Es scheint so, als hätte mein Hirn angefangen verschiedene Zeiträume auszublenden und das tut es heute noch....

Natürlich ist es komisch, ganze Jahre seines eigenen Lebens nicht aus der eigenen Erinnerung zu kennen, doch Mama, ich möchte nicht, dass du dir Vorwürfe machst. Meine Geschwister brauchen dich genauso wie ich. Das war, ist und wird auch immer so bleiben. Selbst wenn du nur diese eine Minute nicht weggewesen wärst, hätte alles genauso passieren können. Bitte mach dir keine Vorwürfe Mama, du bist NICHT Schuld.

Einschulung – Volkschule

Eine besondere Erinnerung habe ich auch noch an meine Einschulung. Sie ist deswegen so besonders, weil Oma selbst bestickte Schultüten für uns gemacht hatte. Und die waren riesig! Einfach toll.

Das ist wieder eine Art und Weise, wie meine Oma Zuneigung zeigen kann.

Ach ja, da fällt mir wieder ein, was noch so besonders war. Gleichzeitig zur Einschulung konnte ich auch die ersten erfolgreichen Gehversuche verbuchen. Zwar konnte ich nicht so ins Klassenzimmer hüpfen wie andere Kinder, aber ich schaffte es zumindest hinein.

Die Kinder waren in diesem Alter noch viel offener und ich fühlte mich nicht ausgegrenzt. Noch nicht. Sie stellten ganz einfach Fragen und es war für sie normal, dass ich ein bisschen anders war.

Später ändert sich dieses „Normal“ in unseren Köpfen - tragisch, dass der Mensch sich so oft zurückentwickelt, es gibt nicht viele, die sich ihre Offenheit behalten. Je älter ich wurde, desto weniger fühlte ich mich zugehörig.

So begann ich also in die Vorschule - nachdem es bereits eine lange Diskussion gab, ob ich die normale Schule oder die Sonderschule machen darf und kann.

Meine Erinnerungen sind auch hier sehr schwach, aber ich weiß von einer Szene, die mir ganz stark im Gedächtnis geblieben ist. Ich hatte eine Kindergartenfreundin, die ebenfalls behindert war und gleichzeitig mit mir in die Schule kam. Ich sah sie im Klassenzimmer und hatte mich schon sehr darauf gefreut, mit ihr gemeinsam diesen großen, neuen Schritt zu tun. Leider stellte sich dann heraus, dass sie nur mit ihrem Bruder da war und selbst in die Sonderschule musste. Für mich war diese Entscheidung eine so herbe Enttäuschung und ein so einschneidendes Erlebnis, dass es mir bis heute in den Knochen sitzt.

Die Volksschule war eine besondere Herausforderung, denn so sehr ich mich bemühte, waren meine Leistungen von Anfang an schwach. Die Lehrerinnen und Lehrer haben immer wieder gedrängt und verlangt, dass ich mehr lernen und üben muss, doch das war einfach nicht möglich. Einerseits, weil ich sehr oft krank war und andererseits, weil ich ja schon alles versuchte.

Auch als meine Mutter den Lehrern schon sagte:

"Wie soll sie denn noch mehr lernen, wenn der Tag nur 24 Stunden hat?", trat danach keine wirkliche Besserung ein.