Und, wie war's in New York? - Marco Drigo - E-Book

Und, wie war's in New York? E-Book

Marco Drigo

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Beschreibung

Eine anschauliche und spektakuläre Reise, durch die wohl schillerndste und eindrucksvollste Stadt der Welt. Eine Tour, sechs aufeinander folgender Trips, durch eine großartige, bunte, atemberaubende, multikulturelle Weltmetropole. Oder einfach nur eine Liebeserklärung an New York City.

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Für Mama, weil sie so gerne liest und einfach die Beste ist.

Eine anschauliche und spektakuläre Reise, durch die wohl schillerndste und eindrucksvollste Stadt der Welt. Eine Tour, sechs aufeinander folgender Trips, durch eine schillernde, bunte, atemberaubende, multikulturelle Weltmetropole. Oder einfach nur eine Liebeserklärung an New York City.

Marco Drigo wurde vor geraumer Zeit in einem kleinen Städtchen irgendwo in Süddeutschland geboren. Er arbeitete die vergangenen Jahre unter anderem als Mechaniker, Mediengestalter, Lehrer, Briefträger und Security. Marco spielte dreißig Jahre in diversen Pop-Punk Bands Drums, Klavier und Trompete. Lange Zeit beschäftigte er sich mit Malen und Zeichnen – nun mit Schreiben.

Inhalt

Einleitung

Erster Teil - Midtown

Zweiter Teil - Brooklyn

Dritter Teil - East Village

Vierter Teil - Bowery

Fünfter Teil - Chelsea I

Sechster Teil - Chelsea II

Epilog

Einleitung

Ich habe einige bemerkenswerte Städte bereist und war in ein paar beeindruckenden und interessanten Ländern unterwegs. Ich war in London. Ich war im wunderschönen Paris. In bella Italia Mailand, Venedig, Pisa und vielen anderen Städtchen mit Blick auf das azurblaue Meer. Ich war in Zürich, Bern und Genf. In Ägypten bereiste ich Kairo, Luxor und Sakkara und stand unter den ehrfürchtigen Pyramiden von Gizeh. Ich war in Berlin und Hamburg. Bin ein paar mal die sonnige Küste entlang der Côte d‘Azur gefahren, gestartet in San Remo über Monaco, Cannes, Nizza, Antibes, Juan-les-Pins, Saint Tropez bis hinunter nach Marseilles. Und ich war auf den Kanaren Teneriffa und La Palma.

Aber – ich war noch niemals in New York.

Wenn ich von New York spreche, meine ich nicht den Bundesstaat New York, ich spreche von New York City. New York City ist wohl die aufregendste Stadt auf diesem Planeten. Nein, ich muss mich korrigieren, New York City ist ein Planet. New York City ist ein siedender Kochtopf, der jeden Moment zu explodieren scheint.

Diese Stadt, die auch der Big Apple genannt wird – unter anderem, weil sich jeder davon ein Stück abbeißen darf und auch sollte –, schläft fast nie. Vielleicht zwischen vier Uhr und fünf Uhr morgens, wenn man nach einem Nachtlokal Besuch vorbei an den Arbeitern der Stadtreinigung und der Warenzulieferer schwebt.

New York City ist der Nabel der Welt – im wahrsten Sinne des Wortes.

Vor langer Zeit, als die Erde noch aus einer einzigen Kontinentalplatte bestand, teilten sich die Kontinente an der Stelle, an der sich heute New York City befindet. Von dort aus drifteten die unterschiedlichen Kontinente schleichend über den ganzen Globus.

New York City ist mit knapp neun Millionen Einwohnern die größte Stadt der Vereinigten Staaten und es werden 170 unterschiedliche Sprachen gesprochen, wie in keiner zweiten Stadt anderswo auf der Welt. Die Bewohner New Yorks verbrauchen im Schnitt fünf Milliarden Liter Wasser pro Tag und sind stolz auf ihr Trinkwasser. Ich nicht, es ist mir zu chlorhaltig, aber durchaus genießbar. Die Stadt besteht aus fünf Stadtteilen: Manhattan, Brooklyn, Queens, Bronx und Staten Island. Außer der Bronx, die als einziger Stadtteil mit dem Festland verbunden ist, sind alle anderen Stadtteile, genannt Boroughs, Inseln. Die unterschiedlichen Boroughs wiederum sind in verschiedene Nachbarschaften, die Neighborhoods unterteilt.

In New York City steht das größte Gebäude der westlichen Hemisphäre, die Stadt besitzt das größte Kaufhaus der Welt, die George Washington Brücke, die New Jersey mit Manhattan Harlem verbindet, gilt mit 275.000 Fahrzeugen pro Tag, als die meist befahrene Brücke der Welt. Es gibt hier den größten Bahnhof der Welt, das größte Kino, die meist besuchten Sehenswürdigkeiten und das zweit größte U-Bahn-Netzwerk. Entlang der Ostküste New Yorks, verläuft der größte Stadtbadestrand der Vereinigten Staaten und die größte Badeküste der Welt überhaupt. Rikers Island ist der größte Knast der Welt (was auch viele Jahre notwendig war), dessen Insassen wiederum den größten, naheliegenden Friedhof der USA bearbeiten. Der Madison Square Garden wird als die berühmteste Arena der Welt bezeichnet. New York besitzt, seit der Weltausstellung 1964, den größten Globus den es auf der Erde zu sehen gibt. Hier steht die größte Konzerthalle, einer der größten Parks, eine der führendsten Bibliotheken der USA und das größte bunte Kirchenglasfenster.

New York City ist die einzige Stadt in den Staaten, in dem Frauen oben ohne und sollte es dem künstlerischen Zweck dienen, auch komplett nackt auftreten dürfen. Der New Yorker geht zu Fuß, während in den meisten anderen Staaten die Einwohner jeden Meter mit dem Auto zurücklegen. Ob ihr es glaubt oder nicht, New York City gilt als das größte Durchzugsbegiet von Wanderfalken weltweit. In New York stehen die meisten Wolkenkratzer der Welt, die größte gotische Kirche, es gibt die besten Hotdogs der Welt und natürlich die Freiheitsstatue. New York steckt voller Kunst. New York ist Groß-Artig.

Aber ich vermute, das wusstet ihr schon.

Ich versuche hier nicht einen Reisebericht zu schreiben. Vielmehr möchte ich versuchen, euch hiermit meine Erlebnisse und meine Eindrücke, die ich von dieser atemberaubenden und faszinierenden Stadt – die auf alle Fälle mehr als eine Reise wert ist – im Verlauf meiner sechs aufeinanderfolgenden Aufenthalte gesammelt habe, nahe zu bringen.

Erster Teil Midtown

Ich wollte schon immer nach New York, fragt mich nicht, warum. Ich kannte es nur aus den Medien und vom Hörensagen. Dort wären nur Verrückte unterwegs, dort schert sich keiner um den Anderen, dort kannst du sein wie du willst.

Das waren Gründe genug. Dort gehöre ich hin, da will ich sein.

Da ich aus der Provinz stamme, dachte ich mir: „Allein auf in die große weite Welt?“ „Nein!“

Den ersten Trip ins Ungewisse, wage ich nicht ohne Begleitung. Nach kurzer Überlegung, kam eigentlich nur eine Person in Frage, mein guter und langjähriger Freund Nick. Kurzerhand entschloss ich mich, ihn zu kontaktieren. Ich hatte Glück. Spontan wie er ist, meinte er nur: „Ja klar, warum eigentlich nicht?“

Am Tag darauf gingen wir, auf etwas unsicheren Beinen, ins Reisebüro und informierten uns. Von dort aus beantragten wir eine Aufenthaltsgenehmigung, wir suchten uns einen günstigen aber seriösen Flug und mieteten uns ein durchschnittliches Hotel in Midtown – mitten im Geschehen von New York City. Alles roger.

Jeder für sich zu Hause angekommen, rief mich Nick an und meinte: „Mein Gott, was haben wir getan?“

Darauf hin beruhigte ich ihn: „Ähem, wir haben eine Reise nach New York gebucht, alles wird gut werden.“

So war es dann auch. Alles wurde gut. Alles wurde verdammt gut.

Wir ließen uns von Nicks Freundin zum Bahnhof chauffieren und von dort aus mit dem Zug zum Flughafen. Eingecheckt, flogen wir von München nach Düsseldorf und von dort aus, über den Atlantik, mit ausreichend Verpflegung und einer großen Auswahl an Filmen, auf den JFK Airport in Queens, New York City. Dort angekommen, liefen wir erst mal, auf einem flauschigen, blauen Teppich, der sich über das gesamte Flugplatz Areal zog, der Masse hinterher – die wird schon wissen, was zu tun ist. Bei acht Terminals, wirkt der Airport erst einmal unüberschaubar. Ist er aber nicht. Ich finde mich hier besser zurecht, als auf so manchen Deutschen Flughäfen, die nur aus zwei Terminals bestehen. Ein Grund dafür ist sicher auch, das an Personal nicht gespart wird, das hilfsbereit für alle Fragen bereit steht.

Beim einchecken, nahm mich Officer Davis erstmal zur Seite und musterte prüfend meinen Reisepass. Ich war natürlich ein wenig nervös. Was stimmt denn nun mit meinem Pass nicht. Nick schaute auch etwas skeptisch vom Nebenschalter aus zu mir herüber und zuckte Fragen mit den Schultern. Ich gestikulierte, keine Ahnung. Nach kurzer Überprüfung, (alles war in Ordnung) kam dann noch das übliche Prozedere: „Was sind ihre Absichten, wie lange wollen sie bleiben, sind sie das erste Mal in den Staaten und was sind sie von Beruf.“

Ich beantwortete (so weit es meine Englischkenntnisse zuließen) korrekt alle Fragen. Logisch, wir wollten so schnell wie nur möglich weiter.

Raus aus dem Flughafen, teilten wir uns ein Taxi, – das muss schon drin sein, mit der Subway können wir noch während des ganzen Aufenthaltes fahren. Wir entschieden uns für einen orange-gelben Ford Crown Victoria, auch genannt Yellow Cap. Vor den schwarzen Caps sind wir gewarnt worden, die Betreiber dieser Firmen wollen einen gerne über den Tisch ziehen.

Natürlich hatte ich mich im Voraus informiert, über Gebräuche, Sitten und Gefahren in den Staaten und natürlich auch über öffentliche Verkehrsmittel, den Umgang mit der Bevölkerung und über die Verhaltensweise beim Speisen. Und, ich hatte mir schon von zu Hause aus, ein paar Routen für die Sehenswürdigkeiten notiert, die wir unbedingt besuchen sollten. Ist aber nicht so wichtig, da man in New York überall hin kann, sollte und zum größten Teil auch darf.

In das Taxi eingestiegen, fuhren wir kreuz und quer, begleitet von ständigem hupen, die Kurven schneidend und sämtlicher Teilnehmer über den Verkehr schimpfend, (typisch Großstadt eben) durch den Stadtteil Queens. Die Fahrt führte durch Corona, Flushing Meadows, und vorbei am Tennis Court, in dem die alljährlichen US Open stattfinden. Nach ungefähr einer weiteren Stunde erreichten wir die Queensboro Bridge. Schon von weitem konnten wir die Skyline von Manhattan wahrnehmen und mir war klar, hier bin ich richtig. Was sich im Verlauf der Zeit nur noch bestätigen sollte.

Nach einer weiteren Stunde durch die Rush Hour Manhattens, in Richtung Süden, gelangten wir an unser Hotel „Park Central“ in der Seventh Avenue, Ecke 57th Street, zwei Blocks südlich vom Central Park entfernt und schräg gegenüber der Carnegie Hall, die als die berühmteste Konzerthalle der Stadt gilt. Namhafte Interpreten aus der Klassik, wie auch aus der Popszene, gaben dort schon ein Intermezzo. Von Rachmaninov, Pavarotti, Miles Davis, Frank Sinatra, Bob Dylan bis hin zu den Beatles und vielen anderen.

Als wir nach einem ordentlichen Trinkgeld aus dem Taxi stiegen, kamen wir uns vor wie im Film, es war unglaublich. Es ist genau so, wie es in den Blockbustern gezeigt wird: Die Hektik, das Chaos, die Farben, der Lärmpegel …

Wir betraten die Lobby des Park Central und meldeten uns am Empfang. Die Lobby selber, erinnerte mich ein wenig an die 1960er Jahre, karierter Fließenboden, grüne Samtsofas und an den Wänden, bunte Fotografien von Audrey Hepburn.

Also! Hinein ins neue Zuhause, Karte als Türöffner in Empfang nehmen und mit dem Fahrstuhl hoch ins Zimmer, welches sich als vollkommen ausreichend und sauber herausstellte. Mit einem Doppelbett, einem geräumigen Bad und Flachbildfernseher. Wir waren in der vierten Etage untergebracht, mit einem Ausblick auf den ruhigen Hinterhof.

Die Bediensteten, allesamt Afro- und Südamerikaner, in schicken weinroten Uniformen, wiesen uns zurecht und zeigten uns die Räumlichkeiten.

Erstmal waren wir ein wenig schockiert. Ja wie, wir sollen uns ein Bett teilen, die dachten wahrscheinlich wir kommen als Paar. Aber schon nach der ersten Nacht, voller neuer Eindrücke und wegen des Jetlag erschlagen, haben wir uns daran gewöhnt. Hauptsache Bett.

Auf die Schnelle im Hotelzimmer eingerichtet und ein wenig frisch gemacht, machten wir uns auch schon auf den Weg ins pulsierende Stadtleben. Das Hotel Richtung Süden verlassend, liefen wir die Seventh Avenue hinunter. Aus der Ferne sahen wir ein helles, gleißendes Licht, wie aus einem großen, flammenden Inferno, dem wir entgegenliefen. Was noch keiner von uns wusste, wir steuerten auf den Times Square zu. Nach ein paar Minuten begegneten wir dem Naked Cowboy mit seiner Gitarre im Anschlag, bekleidet nur mit knappen weißen Shorts, Cowboyhut und -stiefel.

Am Times Square angekommen, erwartete uns eine große Flut an bunten, flackernden, grellen Lichtern. Eine unglaubliche Anzahl an Leuchtreklametafeln und Werbefilmen auf meterhohen und ebenso breiten Monitoren. Eine Menschenansammlung von Touristen, aber auch eine Menge Straßenkünstlern wie Jongleure, Streetdancer, junge Models, die außer Farbe am Körper nichts trugen und eine große Anzahl von Verkleidungskünstlern. Vom Mann in Gold, der einen Besen auf dem Kopf jonglierte bis hin zu Freiheitsstatuen jeglicher Art und Größe. Das ganze war inszeniert, wie eine große Liveshow. Wir standen da mit offenen Mündern und konnten es nicht fassen.

Das anstrengende, wenn man das erstmal in New York ist, ist das ständige nach oben blicken. Diese Mischung aus sechstausend Hochhäusern und Wolkenkratzern, verleitet einen dazu, man kann nicht anders, das wird mir an dieser Stelle jeder, der schon einmal zwischen den hohen Bauten dieses Betondschungel stand, bestätigen.

Nach einem längeren Aufenthalt und Glotzen, Wundern und Staunens, verließen wir den Times Square und suchten uns ein nahegelegenes Pub um unsere Ankunft gebührend zu feiern. Natürlich wurden wir um die Ecke, in der 44th Street, Eighth Avenue, sofort fündig.

Dort, im Bullmoose Saloon angekommen, führte eine – für New Yorker Verhältnisse üblich – Treppe hinunter ins Pub (oder in den Keller, wie man es sehen will). Das Pub, war im Old Irish Styl eingerichtet. Ein langer Tresen an der Bar, die wiederum mit einer unüberschaubaren Anzahl an Spirituosen vor der Spiegelwand ausgestattet war. Acht verschiedenen Zapfhähnen für Biersorten und einer Vielzahl von Monitoren für Live Übertragungen von Basketball, Baseball und American Football Spielen. Und einem Billardtisch hinten in der Ecke. Das ganze Lokal war recht düster gehalten. Alte, in dunklem Holz gehaltene Tische und Sitzgelegenheiten. Und gerade mal soviel Licht um eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen. Ganz nach meinem Geschmack. Wir genehmigten uns ein paar Brooklyn Lager, stießen an, mit ein paar Samuel Adams und vielleicht noch einem (oder Zwei) Scotch Whisky.

Auf dem Rückweg ins Hotel, besorgte ich mir an einem Fahrbaren Imbiss, am Rand der Straße, meinen ersten Hotdog. Ich bestellte ihn mit gedünsteten Zwiebeln und Senf.

Der Hotdog besteht aus einem sehr weichen Weißbrot und aus einem, mir bis heute nicht erklärbaren Würstchen, undefinierbaren Geschmacks. Ich bezeichne es als Phosphor Würstchen. Das wird mein erster Amerikanischer, also original, Hotdog.

Aber was macht er denn damit?

Was ist das denn für eine Zubereitung?

Immer wieder schlug der Würstchenbudenbesitzer auf das Würstchen, das sich auf einer Herdplatte befand, mit einer Art flachem Bügeleisen, ein. Natürlich um es so schnell wie möglich heiß zu bekommen, wie ich später erfuhr. Soll ja schließlich ein Hotdog sein. – Die anderen male wurde mein heißer Hund fürsorglicher behandelt.

Nach dieser Prozedur versuchte er mich, da er erkannte, dass wir Neuankömmlinge sind, auch noch zu bescheißen, indem er mir sechs US Dollar aus der Tasche ziehen wollte. Aber ich durchschaute das Spiel, gab ihm grinsend drei Dollar und genoss meinen Hotdog, der von nun an mein Leibgericht werden sollte.

Ähnlich wie mit dem Hotdog, erging es mir einmal, als ich entlang des Central Parks auf der Fifth Avenue, am Straßenstand eine Flasche Wasser kaufte. Erst später, als ich beim Öffnen der Flasche keinen Wiederstand spürte, merkte ich, dass die Flasche schon mal geöffnet wurde und beim ersten Schluck, merkte ich zudem, dass sie mit Leitungswasser gefüllt war. Unverkennbar das New Yorker Leitungswasser. Durchaus genießbar, aber extrem chlorhaltig.

Gemütlich, durch das New Yorker Nachtleben dahin schleichend, ohne uns von der Hektik der Masse anstecken zu lassen, kamen wir nach einem weiteren beeindruckenden Spaziergang an einem Souvenierladen nach dem anderen vorbei, die es zu inspizieren galt.

Zu unserer allgemeinen Belustigung führte, dass es in diesen Stores alles zu kaufen gibt was man nicht braucht, aber vielleicht möchte. Angefangen von Freiheitsstatuen (natürlich in jeder Größe), bunte Kühlschrankmagnete jeden Motivs, Flaschenöffner, tausende T-Shirts, Caps, Fahnen und Wimpel, Tassen, Teller, Notizblöcke, Buttons, Kalender, Zigarettenetuis, Feuerzeuge, gelbe Taxis, alles erdenkbare über das NYDP, sämtliche Politiker oder den aktuellen Papst als Comic Figuren mit wippenden zu großen Köpfen. VIP als Karikaturen und einiges mehr. Natürlich alles mit Motiven der Stadt New York oder was annähernd damit zu tun hat. Wie dem auch sei, irgendwann rissen wir uns los und setzten unseren walk, begleitet von ständigem Sirenengeheul, hupender Autos und sich amüsierenden Menschen, zurück ins Hotel, fort.

Glücklich und angenehm müde, hauten wir uns sofort in die Koje und ließen den Tag nochmals Revue passieren.

Am Tag darauf, an unserem ersten wirklichen Tag, machten wir uns nach einem spärlichen Frühstück, das wir umgeben von hohen, riesigen, Bauten in einem schönen Cafè gleich um die Ecke unseres Hotels einnahmen, auf den Weg Richtung Hudson River gen Westen. Es nieselte an diesem Tag und war dementsprechend frisch.

Was ist zu tun in New York, wenn schlechtes Wetter angesagt ist? Richtig! Man bewegt sich entweder unterirdisch oder man geht ins Museum. Wir entschieden uns für eins der über zweihundert Museen der Stadt.

Am Pier 86, im oder am Hudson River, in Höhe der 46th Street befindet sich das „The Intrepid Sea, Air & Space Museum“. Dabei handelt es sich um einen ausrangierten Flugzeugträger nebst Unterseeboot.

Ich steh nicht unbedingt auf Kriegsschiffe, wobei, Flugzeugträger fand ich schon immer faszinierend, einmal einen betreten, hat schon was. Mir stellt sich bei diesem Anblick die Frage: Wie ist es möglich, dass ein solcher Koloss schwimmt? Einleuchtend erscheint mir diese Erklärung: Ein Schiff kann dieselbe Masse an Gewicht tragen, was es an Wasser verdrängt. Logisch oder?

Es gab einiges zu sehen, auf dem Deck dieses riesigen Schiffes. Neben einer großen Anzahl von Flugzeugen verschiedener Bauart und Fabrikaten und ein paar Hubschraubern als Ausstellungsstücke, gab es im Inneren des Trägers, die für allgemeine Begeisterung sorgenden Showeinlagen, wie Flugsimulatoren, die Vorführung damaliger Radargeräte und dergleichen. Im daneben schwimmenden U-Boot, konnte man die Schlafräume der Mannschaft, Küche und natürlich die Torpedo Rohre begehen und bestaunen. An Deck waren diverse Haubitzen, Kanonen, Maschinengewehre und eben der übliche Kriegskram, den kein Mensch braucht.

Das Oberdeck und die Innenräume des Flugzeugträgers dienten zudem als Filmkulisse für Filme wie: „Das Vermächtnis der Tempelritter“ mit Nicolas Cage.

Nach einer Weile bedrückte uns die Enge des U-Bootes ein wenig, also suchten wir bald das Weite.

Der Himmel hat sich, im Verlauf des Aufenthaltes im Museum, geöffnet und das Wetter lud ein auf einen Spaziergang durch die City. So bewegten wir uns von Südwesten in den Nordosten Manhattans, bis wir – nach gefühlten vierzig Kilometern – auf der First Avenue, Höhe 59th Street, an die Queensboro Bridge kamen. Die galt es nun zu überqueren. Auf jeden Fall.

Beeindruckt von der Architektur und den gigantischen Ausblick genießend, liefen wir die Brücke immer weiter Richtung Osten, über Roosevelt Island bis hinüber zum Queens Boulevard in Long Island City. Nach diesem langen Fußmarsch dort angekommen, überfiel uns der Hunger. Wir suchten uns das am nahe gelegenste Lokal um etwas in unsere Mägen zu bekommen. Wir lokalisierten eine Pizzeria irgendwo entlang der Straße. Da es in ganz New York, unter anderem, nur so von Italienern wimmelt, gibt es Pizza an jeder Ecke.

Als wir die Pizzeria betraten, erinnerte sie uns ein wenig an ein Schlachthaus aus einem Splatter Movie. Der komplette Innenraum war die Wände hoch und den Boden entlang, mit weißen, blanken Fliesen ausgelegt, als müsste abends nach Lokalschluss erstmal das Blut der Mordopfer von den Wänden gespritzt werden. Die Gäste schienen auch etwas fragwürdig.

Etwas verrucht mit Zahnlücken und nicht die neueste Mode tragend. Wir dachten noch, ja keine falsche Bewegung jetzt, wer weiß. Aber es stellte sich als das Gegenteil heraus, sie behandelten uns mit Respekt, sie fragten uns sogar, ob sie den Toilettenschlüssel benutzen durften. Uns! So kann man sich täuschen. Die Pizza, die es in großer Auswahl gab, war vorzüglich.

Pizza gab`s oft zu essen. Man darf sich das allerdings nicht als eine Pizzeria im herkömmlichen Sinn vorstellen – die gibt es natürlich auch – aber, hierbei handelt es sich eher um Imbissbuden, in denen die Pizzas in großen Dreiecken angeboten werden, als so genannte Slize, in verschiedenen Variationen. Gegessen wird sie, indem man das Slize in der Mitte faltet und es sich dann Biss für Biss in den Mund schiebt.

Wohl genährt schlenderten wir noch ein wenig in Queens umher, besuchten einen Liquor Store und noch ein paar verrückte Boutiquen, bevor wir uns erneut auf den Rückweg, über die Queensboro, zurück nach Manhattan machten.

In Manhattan – es wurde schon leicht dämmrig – angekommen, liefen wir Richtung Süden in die 42th Street, Park Avenue, direkt zum Grand Central Terminal, dem größten Bahnhof der Welt, der ausgestattet mit 67 Gleisen auf zwei Ebenen verteilt, für den Bahnverkehr zuständig ist.

Das Gebäude im Beaux Arts Stil umfasst mehrere Stockwerke, die in – wie es ausschaut – gelbem Marmor erschafft worden sind. Das Deckengewölbe zeigt die Sternzeichen auf einem türkisfarbenen, seitenverkehrten Himmel. Von unten betrachtet macht es den Anschein, als würde man vom Himmel auf die Erde schauen. Im Innern befinden sich viele Boutiquen, Restaurants, ein Supermarkt, Mikel Jordans Steakhous, ein Apple Store und jede Menge Menschen, die entweder auf der Durchreise sind, sich was zu essen gönnen oder einfach nur zum shoppen unterwegs. In der Haupthalle werden die nostalgischen Fahrkartenschalter noch, wie in alten Zeiten, von Menschen bedient und in der Mitte der großen Halle, thront eine massive goldene Uhr, die fortlaufend den Reisenden die Zeit anzeigt und wenn man genau hin hört, vielleicht auch ansagt. Tick-tack, tick-tack …

Den Rest des Abends verbrachten wir mit langen Fußmärschen durch Midtown, vorbei an Bettlern, Snobs, Straßenmusikern und anderen Künstlern. In New York ist der Weg das Ziel. Das Beste erlebt man unverhofft wenn man zu Fuß unterwegs ist. Zu später Stunde, irgendwo beim Inder noch gemütlich ein Dinner, nochmals in unser Pub in der 44th Street, etwas später im Hotel angekommen, noch schnell auf ein paar Longdrinks in die Hausbar und ab ins Bett um noch Spaghetti zu essen und um am nächsten Tag wieder fit für neue Erkundigungen zu sein.

Auf meinem Plan, den ich mir schon zu Hause angefertigt habe, stand auf jeden Fall das Flatiron Building. Also suchten wir – nach einem minimalistischen Frühstück –, am darauf folgenden Tag danach.

Laut meiner Info, befand sich das Flatiron Building in der 23rd Street, Fifth Avenue. Vom Hotel aus liefen wir, zwei Blocks Richtung Osten in die besagte Fifth Avenue, vorbei am Empire State Building in Höhe der 33th Street und noch vielen anderen imposanten Bauten, hinunter in die 23rd Street. Zuerst verliefen wir uns natürlich, als nichts ahnende Touris die wir waren, aber dann. Es war kaum zu verfehlen.

Das Flatiron Building wirkt – trotz seiner 22 Etagen –, geradezu klein, im Vergleich zu den sonst in die Höhe ragenden Wolkenkratzern der Stadt, ist aber wunderschön anzuschauen. Es ist in der dreieckigen Form eines Bügeleisens gebaut – daher bezieht es den Namen Flatiron.

Es wurde deshalb in dieser Form gebaut, da in der gesamten City Platzmangel herrscht. An der Kreuzung des Flatiron Districts befinden sich der Broadway, die Fifth Avenue und die 23rd Street, das wiederum ergibt die Fläche eines Dreiecks. Und deshalb wurde das Gebäude der Fläche angepasst.

In den 1950er und 1960er Jahren, war das Fotografieren rund um das Building untersagt, da es die Röcke der Damen anhand der Luftzirkulation, die durch die Gebäudeform entsteht, hoch wirbelte. Das dürfte Heute noch der Fall sein, nur tragen die Damen heutzutage so gut wie keine Röcke mehr. Nachdem wir uns eine gute Weile im und um das Gebäude aufgehalten haben, überquerten wir die Straße in den sich schräg gegenüber befindenden, mit alten Bäumen, einem Wasserbassin nebst Springbrunnen, großen Rasenflächen und alten, hölzernen, gusseisernen Bänken ausgestattete, Madison Square Park, welcher sich zwischen der Fifth Avenue und der Madison Avenue, im selben District befindet, und erholten uns dort. Während wir auf den Bänken herumlungerten, beobachteten wir zutrauliche, nach Nahrung suchende Eichhörnchen – die wiederum uns fragend beobachteten – und wir verfolgten mit unseren Blicken die Vielfalt interessanter Menschen aller Nationalität.

Wie erwähnt, ernähren wir uns auch ab und an, aber eher sporadisch. Hauptsächlich von Pizza auf dem Weg. Hin und wieder ein Restaurant, aber eher seltener. Einmal kehrten wir ein in einen Mc Donald, der mich an eine große Scheune, eine Tenne, erinnerte. Er war dreistöckig und zusammengehalten mit einer Vielzahl von Stahlträgern. Von der oberen Etage aus, war uns ein weitreichender Ausblick entlang einer der Straßenschluchten geboten, was uns ermöglichte, dem Treiben der Stadt zuzuschauen. Als würde man auf dem Logenplatz eines Theaters einem Schauspiel beiwohnen. Aber im Moment gab es nur einen kleinen Snack an einem Stand am hiesigen Madison Park, der alles beinhaltete was man benötigt und ausreichend genug war, da hier in anderen Dimensionen gerechnet wird.

Frisch gestärkt, erklommen wir das Empire State Building, was sich ebenfalls in der Fifth Avenue, zwischen der 33th und der 34th Street befindet. Es umfasst, wie alle größeren Gebäude, einen ganzen Block, der wiederum einer Breite und Länge von ungefähr Achtzig auf Hundert Metern entspricht. Im Falle des Empire State Buildings, umfasst es nur einen halben Block in der Breite, da die Fifht Avenue und die Sixth Avenue weiter auseinander liegen als die meisten anderen Avenues.

Am Empfang kauften wir uns jeder zwei Tickets. Ein Ticket für die 86. Etage und eins für die 102. Etage. Heute wollen wir hoch hinaus. Bezahlt wurde per Visa Karte, wie fast alle Geldtransaktionen. Nach dem wir eine gute halbe Stunde in der Menschenschlange, auf dem Weg zum Aufzug standen, kontrollierte eine bezaubernde Afroamerikanerin in weinroter Uniform (alle Bediensteten in den Staaten tragen irgendeine Uniform. Alle!) unser Ticket und gewährte uns nach einer gründlichen Leibesvisitation den Zugang in den Aufzug.

Nach einer rasanten Fahrt nach oben, auf der Plattform der 86. Etage angekommen, bot sich uns ein atemberaubender Ausblick. Ein rundum Blick auf die komplette Stadt und weit darüber hinaus. Von unten türmten sich uns die Wolkenkratzer entgegen, das Flatiron Building, der Madison Square Garden, das Chrysler Building mit seiner markanten Spitze, der Bank of America Tower, nicht weit die Stadtbibliothek NYPL mit ihrem Briant Park im Hintergrund. Die Brooklyn Bridge und die Manhattan Bridge, welche nach Brooklyn führen und wieder zurück und in weiter Ferne die Verrazano Narrows Bridge, die von Brooklyn nach Staten Island führt. Wir blickten nach Queens, in die Bronx und über den Hudson River nach New Jersey. Und natürlich über den sich bis nach Harlem erstreckenden gigantischen Central Park. Und das aus schwindelerregender Höhe.

Bis auf die gedämpfte Unterhaltung der hier oben anwesenden und dem rauschenden Wind, ging der Lärmpegel der Stadt gänzlich unter. Nur ganz dezent, waren die Sirenen und der immer währende Verkehr auszumachen. Und natürlich wieder einmal Live Musik einer Band die sich nach hier oben verirrte. Es handelte sich hier vermutlich um irgendeinen Werbeauftritt, einer uns nicht bekannten Musiker Gruppe einschließlich ihrer arroganten Sängerin.

Nach etwa einer Stunde des Staunens und Fotografierens, begaben wir uns, mit ein paar anderen Anwesenden, in den Aufzug der uns in die 102. Etage bringen soll. Der Aufzug samt Liftboy der den Aufzug, welcher noch mit zur Seite öffnenden Gittertüren ausgestattet war bediente, stammten vermutlich beide noch aus der Entstehungszeit des 1930 eröffneten Art Deco Gebäudes.

Es war ein schätzungsweise Anfang Achtzigjähriger, hagerer, weißer Mann, in der gleichen weinroten Uniform die alle Angestellten des Empire State Building tragen, in gebeugter schlaksiger Haltung. Recht gleichgültig und gelangweilt öffnete er anhand eines langen Hebels das Gitter der Aufzugtüre, drinnen angekommen musterte er uns und fragte, wo her wir kommen würden.

„From Germany“, war unsere Antwort.

Unser Gegenüber war aus Brasilien.

Ohne eine Miene zu verziehen, kommentierte unser Liftboy: „Ah! To of the Best Footballteams in the World.“

Womit er nicht ganz unrecht hatte.

Die 102. Etage befindet sich im Gegensatz zu der 86. nicht im Freien, es handelt sich um eine geschlossene runde Fläche, angefertigt aus einer Stahl, Glas Konstruktion. Der Ausblick ist noch umfangreicher als von der 86. Es gibt noch eine Etage darüber, die wiederum den VIP vorbehalten ist, auf deren Dach sich damals King Kong verteidigte. Es lohnt sich definitiv die Platform der 102. zu betreten und wenn es nur wegen der filmreifen Fahrt im Aufzug ist.

Am darauf folgenden Tag liefen wir als erstes Richtung Downtown ohne wieder einmal ein bestimmtes Ziel vor Augen zu haben.

Es ist nicht unbedingt notwendig in New York einen bestimmten Anlaufpunkt zu haben, es sei denn, man zieht es vor, die berühmten Sehenswürdigkeiten zu besuchen und zu besichtigen. Ansonsten ist die ganze Stadt eine einzige Sehenswürdigkeit. Die Attraktionen begegnen einem auf dem Weg, egal in welche Richtung.

Auf alle Fälle, bewegten wir uns in die untere Sphäre der Stadt, nach Lower Manhattan, die Fourth Avenue entlang, bis sie zusammen mit der Third Avenue, in die Bowery geleitet wird und weiter nach Chinatown. Entlang unseres Wegs, blickten wir einmal oder auch zweimal, nach oben und beobachteten ein Pärchen, das auf einem Balkonvorsprung einer Feuertreppe saß, kuschelte, tuschelte und sich amüsierte. Das hat mir gefallen, so hoch oben, mit Blick auf die Menschen der Stadt, unten auf der Straße. So möchte ich auch wohnen, mit einer Feuerleiter und deren Stehfläche als Balkon, geschmückt und dekoriert mit Blumentöpfen und Vasen.

Weiter nach Chinatown. An dem Punkt angelangt, an dem die Canal Street die Bowery kreuzt, bogen wir ab auf die östliche Seite, Richtung East River, bis an den Anfang der Canal Street. Dort, einen Paris ähnlichen Triumphbogen durchquerend, erreichten wir die Manhattan Bridge.

Die Manhattan Bridge, mit ihren zwei neugotischen Pylonen, ist Verkehrsmittel für Subway, Kraftfahrzeuge und Fußgänger. Wir wählten (logischer Weise) den Fußweg über den vierzig Meter darunter liegenden East River, nach Brooklyn. Zu Beginn der Hängebrücke, bietet sich eine Aussicht über die Dächer und entlang der Straßenschluchten Chinatowns, bis hinunter in den Financial District. Wir überquerten grüne Parkanlagen und den unter uns verlaufenden, stark befahrenen FDR Drive.

In der Mitte angekommen, blickten wir in Richtung Meer, auf die Freiheitsstatue und auf Ellis Island und wenn das Wetter klar ist, sieht man bis Staten Island. Uns gegenüber erstreckt sich die Brooklyn Bridge und etwas weiter die Williamsburg Bridge. Alle drei Brücken verbinden Manhattan mit Brooklyn.

Nach etwas über zwei Kilometern, kamen wir im Stadtteil DUMBO (Down Under the Manhattan Bridge Overpass) in Brooklyn an und bewegten uns entlang des East River bis zum Brooklyn Bridge Park im Stadtteil Brooklyn Heights um anschließend auf der Brooklyn Bridge wieder nach Manhatten zu gelangen. Das überqueren der beiden Brücken, bietet einen atemberaubenden Überblick über das Ausmaß Manhattan, über die Stadtteile Midtown, Lower Manhattan und des Financial District, das wir kurz zuvor aus einer anderen Perspektive, vom Brooklyn Bridge Park aus, bestaunen konnten. Die monumentale Silhouetten der Bezirke Midtown und dem Financial District sind einzigartig. Man kann Stunden auf den Brücken verweilen, ohne das einen die Langeweile trübt.

Das taten wir natürlich nicht, da wir noch einiges zu erledigen haben, aber wir sind ja noch eine Zeit lang hier …

Die Metrocard für die Nutzung der Untergrundbahn, erwarben wir an unserem zweiten Tag. Wir lösten jeweils ein sieben Tage Ticket. Es hat eine Gültigkeit von – wer hätte das gedacht – sieben Tagen und bringt uns, vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, so oft wir wollen, wohin wir wollen, auf diesem weltweit zweitgrößten U-Bahn-Netz.

Nachdem wir eine Karte erworben hatten, machten wir uns, via Subway, erneut auf den Weg nach Brooklyn und liefen den ganzen Tag ziellos durch Downtown Brooklyn. Irgendwann befanden wir uns in der Nähe von Boerum Hill und Fort Green, weiteren schönen und durchaus ruhigen Ecken dieses Borough.

Der lange Fußmarsch, die frische Brise die durch die Stadt wehte und die warme Sonne machten uns durstig, also suchten wir erst einmal nach einem Pub.

Auf der Suche nach solchem, durchquerten wir, es muss sich wohl um ein Stadtteil, Anhänger jüdischer Religion gehandelt haben, da die Schulbusse dort auf hebräisch beschriftet waren und die Bewohner sich leicht als solche, an ihrer typischen Tracht erkennen ließen. Sie trugen, je nach Glaubensangehörigkeit, Hüte oder den Schtreimel. Alle hatten sie die typischen Locken entlang ihrer Ohren hängen und trugen schwarze Tracht mit weißen Hemden. Auf die Jüdischen Mitbewohner stößt man natürlich in der ganzen Stadt, doch hier schien ein großer Teil zu Hause zu sein.

Endlich fanden wir ein sehr komfortables, einladend wirkendes Pup, ebenfalls, für die helle Tageszeit, düster gehalten und mit einer überdimensionalen Leinwand im Hintergrund. Eine der Wände zierte ein großer Elchkopf samt Geweih, der durchgehend dumpf auf uns herunter blickte. Wir setzten uns an den langen, aus dunklem Holz angefertigten Tresen und bestellten uns jeder ein frisches Heineken. Das New Yorker Bier ist sehr dunkel und malzhaltig, eher etwas für die späteren Stunden, aber nichts für warme Spätsommertage.

Nach einer Weile des ziellosen wandern durch Brooklyn, vorbei an historischen Gebäuden, durch verlassene Gassen, und den jugendlichen afroamerikanischen Einheimischen beim Baseball und Basketball spielen zuschauend, machten wir uns wieder auf den Weg zurück nach Manhattan.

Wir waren des Laufens müde, daher suchten wir eine Subway Station. Im ganzen Viertel war aber keine zu finden, wir wussten nicht einmal genau, wo wir uns befanden. Also dachte ich mir, ich versuch es mal mit Handzeichen, wie sie es im Fernsehen immer zeigen.

Ich stellte mich an den Straßenrand und hielt Ausschau nach einem Yellow Cap. Als eines kam, hob ich den Arm und tatsächlich, das Taxi steuerte mit quietschenden Reifen den Bordstein an und stand unmittelbar neben uns. Wie es sich für Profis schickt, nahmen wir im Fond Platz und dirigierten den Turban tragenden Chauffeur nach Downtown Manhattan.

Den größten Teil an Weg legen wir, da es in New York überall etwas zu sehen, bewundern und zu bestaunen gibt, zu Fuß zurück. Wir passen uns den New Yorkern an um nicht als Touris aufzufallen. Es ist dann nämlich so, eine der Tourifallen ist: Wenn in New York eine Kreuzung überquert wird, bleibt man nicht wie man es vielleicht von zu Hause her gewohnt ist, an einer Fußgängerampel stehen, nur weil sie Rot ist. Nein. Man blickt, wie es die Einheimischen hier machen, während man auf die Kreuzung zuläuft, rasch nach links und nach rechts, überzeugt sich, dass die Straße frei ist und läuft zügig hinüber auf die andere Straßenseite.

„Dont Walk“. Von gehen war nie die Rede, also überquert man die Straße zügig. Das setzt ein wenig Übung voraus, weil die Straßen einigermaßen breit sind. Kommt kein Fahrzeug, überquert man die Straße. So einfach ist das.

Der New Yorker hat keine Zeit für solche Mätzchen, er ist immer in Eile. An einer Kreuzung warten, behindert den Verkehrsfluss. Wer das nicht toleriert, bleibt entweder im Hotel oder zu Hause.

Von Downtown liefen wir hoch nach Midtown, bis wir auf die Kulisse des Rockefeller Center stießen. Das Rockefeller Center besteht aus insgesamt zwanzig Bauten (oder auch zwanzig in die Höhe schießende Betonbunker). Nein, das stimmt nicht ganz, es handelt sich auch hierbei – bei genauerem Betrachten – um die wunderschöne Bauweise des Art Deco Stil.

Alles in allem, handelt es sich um neunzehn Hochhäuser, die wiederum drei Straßenblocks umfassen und sich zwischen der Fifth Avenue und der Avenue of the Americas oder auch Sixth Avenue und von der 47th Street bis zur 52nd Street erstrecken.

Das höchste Gebäude mit 70 Stockwerken, welches auch als Aussichtsplattform dient, ist das Comcast Building, es wird auch, ist man erst mal oben angekommen, Top of the Rock genannt.

Unterhalb des Komplexes, tief in der Erde, befindet sich eine große Einkaufspassage mit unterschiedlichen Stores. Es gibt einen Barbier, einen Friseursalon, einen Waschsalon, Schuhputzstände natürlich, verschiedene Designerläden und Supermärkte die hauptsächlich Organic Food anbieten. Außerhalb der Stores, in den Gängen, gibt es die Möglichkeit sich auf erhöhten Podesten, für einen Obolus von fünf US Dollar, die Schuhe putzen zu lassen. So weit unter der Erde, gleicht die Anlage einer Stadt unter der Stadt.

Da in New York jedes Gebäude (außer den privaten natürlich) der Öffentlichkeit frei zugänglich ist, betraten wir das Hauptgebäude durch eine Drehtüre samt Doorman, der uns freundlich nickend begrüßte. Im Inneren angekommen, hat es uns fast erschlagen vor Prunk und Reichtum. – Eben fast wie bei Rockefellers zu Hause.

Durch die intensive Beleuchtung erscheint die gesamte Einrichtung mit ihren Gemälden an den Wänden, Gold schimmernd. Berühmt ist das Rockefeller Center außerdem, für seinen, auf der ganzen Welt bekannten, bunt leuchtenden, Weihnachtsbaum, auf einem Podest, oberhalb der Eisfläche für die Schlittschuhläufer und durch die goldene Prometheus-Statue, die sich ebenfalls über der Eisfläche befindet.

Im Inneren des Gebäudes befindet sich neben dem NBC auch das MSNBC Studio, als auch diverse Studios der Fernsehanstalt für die Übertragung von Late Night Shows, sowie unterhalb des Gebäudes, die Radio City Music Hall, welche nach ihrer Fertigstellung als das größte Theater der Welt galt, und heute als das größte Kino der Welt angesehen wird, sofern es zu solchem umfunktioniert wird.

Eingetaucht in güldenem Scheinwerferlicht fuhren wir noch ein Stück die Rolltreppe hoch um das Ausmaß von oben zu betrachten, das erklimmen des Top of the Rock aber, ersparten wir uns, das muss warten, das kommt ein andermal.

Gegenüber dem Rockefeller Center, vorbei an der Atlas Statue, die Fifth Avenue überquerend, gingen wir auf einen Besuch in die St. Patrick`s Cathedral.

Ein wunderschöner, neugotischer Bau aus strahlend weißem Marmor. Mit ihrer Länge von 123 Metern und 53 Meter Breite, können sich im Innenbereich 2400 Menschen zum Gebet versammeln. Sie wurde zwischen 1858 und 1885 gebaut. Ihre Vorgängerin befindet sich im Stadtteil SoHo an der Ecke Prince und Mott Street. Der Innenraum der Kathedrale, ist auf beiden Seiten der Länge nach mit Altären aus ebenfalls weißem Marmor angefertigten Figuren verziert.

Die dezent zurückhaltende, Gelbgold schimmernde Beleuchtung, die Buntglasfenster und die andächtige Ruhe, verbreiten ein angenehmes Klima, das wiederum, vollkommen abgeschottet von jeglichem Lärm der Stadt, zum Bleiben einlädt.

Einen Block vor der St. Patrick`s Cathedral, dem Meisterwerk der Neu Gotik, in südlicher Richtung, ebenfalls auf der Fifth Avenue, befindet sich das Luxuskaufhaus Saks.

Ich habe ein paarmal versucht darin zu shoppen, aber ohne Erfolg. Es ist nicht unbedingt der Preis, bestimmt ließe sich auch dort irgendwo ein Schnäppchen ergattern. Es ist die Atmosphäre, die mir eindeutig zu steif erscheint. Nun denn, es gibt noch genügend andere shopping Möglichkeiten in dieser Stadt.

Am nächsten Tag – es war der 08. Oktober und somit John Lennons Geburtstag. Also war es für mich ein muss, hoch ans Dakota Building an der 72nd Street und Central Park West zu gehen.

Dorthin kamen wir wieder einmal, durch das Gedränge der Menge gleitend, über die Fifth Avenue, bis hin zur Ecke Central Park Süd. Auf dem Weg dorthin, an der Ecke 57th Street, sagte ich zu Nick:

„Lass uns doch noch schnell zu Tiffany & Co reinschauen!“

Darauf meinte er: „Da kommen wir nicht rein!“

Ich wiederum: „Da kommen wir sehr wohl rein!“

Und ob der Doorman uns Einlass gewährte. Er empfing uns mit einem willkommenen Lächeln und wies uns den Weg ins Innere des schmucken Juwelierladens.

Auch dazu ein andermal mehr.

Am Dakota, dem hochgewachsenen, düsteren Gebäude im Stil der französischen Renaissance, angekommen, schaute ich hoch zur siebten Etage, es brannte noch Licht, also musste Yoko O-no, die die komplette Etage bewohnt, zu Hause sein. Wir verzichteten darauf, sie zu besuchen. Vor dem Dakota herumzustehen drückte mir ein wenig aufs Gemüt. Die Vorstellung, hier wurde einer der bedeutendsten Musiker und Künstler erschossen, machte mich schwermütig. Also weg, hinüber in den Park.

Angrenzend, über der Straße im Central Park, befindet sich Strawberry Fields, das von Yoko Ono angelegte Memorial von Herrn Lennon.

Eine Gruppe von unterschiedlichen Musikern aller Nationen reihten sich um das schöne Mosaik mit der Aufschrift I-MAGINE und spielten zum Anlass John`s Geburtstag, non stop Beatles und John Lennon Songs. Viele hatten ihr Instrument mitgebracht: Keyboard, Tamburin, Höfner Violinen Bass und mehrere Gitarren, von Elektro-, angeschlossen an batteriebetriebenen Verstärkern, bis hin zu duzenden unplugged spielenden Akustikgitarren. Es war herzergreifend.

Das Mosaik war bedeckt mit Blumen, Bildern, Kerzen, Schallplatten und mehreren Äpfeln, dem Logo des Plattenlabel. Wir verbrachten einige Zeit mit den Musikern, ich schwelgte in Erinnerungen und gemeinsam trauerten wir ein wenig in Gedanken, trotz der aufheiternden Stimmung. Es herrschte eine seltsame, melancholische und trotzdem fröhliche Atmosphäre.

Am Fahrbaren Imbiss an der Straße, holte ich mir einen, an Ort und Stelle, frisch zubereiteten Schaschlikspieß mit Barbecue Soße und schaute mir die Lennon T-Shirts und Button durch, die es haufenweise an den Straßenständen zu kaufen gab.

Nachdem wir erst einmal genügend Musik intus hatten, liefen wir weiter im Park, Richtung Sheep Meadow und gönnten uns eine Pause im weichen Gras des großflächigen Rasens. Danach liefen wir barfuß und planlos durch die Parkanlage. Wir begegneten Alice im Wunderland, ein paar Bronzestatuen namhafter Musiker, Dichter und Komponisten. Wir durch- und überquerten unzähligen Brücken und kletterten Felsen, die noch die Spuren der Eiszeit trugen, empor. Hunderte von Joggern kreuzten unsere Wege, die wie wir, in Begleitung von Livemusik, in aller Gelassenheit ihrer Wege gingen.

Es ist unmöglich den Park an einem Tag zu durchqueren. Der Central Park ist mit seinen 350 Hektar größer als das Fürstentum Monaco, er misst von der 59th Street bis an den Anfang von Harlem in der 110th Street 4,07 km und in der Breite, zwischen der Fifth Avenue und der Eighth Avenue 860 Meter. Im Central Park verläuft alles in Zeitlupe, selbst der New Yorker der ständig unter Strom steht, schaltet hier ein paar Gänge herunter. Wer will kann sich per Pferdekutsche oder Fahrradrikscha chauffieren lassen. Man kann sich natürlich auch, wie überall in der Stadt, ein Fahrrad mieten. Oder, wer nicht seekrank wird, auf einem der Seen hier im Park mit dem Boot fahren. Die Möglichkeiten sind grenzenlos.

Unser zweiter Museumsbesuch galt dem „American Museum of Natural History“, es befindet sich an der Central Park West, Ecke 79th Street. Der erste Eindruck ist der Beste. Gleich nach dem Eingang erwartete uns ein in Lebensgröße stehendes Gerippe des ehemaligen Dinosauriers T-Rex. Das war allerdings beeindruckend.

Ansonsten ist es gewöhnungsbedürftig, man muss es mögen, die große Anzahl ausgestopfter Tiere hinter Glas. Und man sollte viel Zeit mitbringen um die umfangreiche Geschichte der Menschheit zu durchwandern. Das Museum, an und führ sich, ist großartig. Auf vier Stockwerken verteilt, befinden sich über 30 Millionen Objekte. Dazu kommen noch: ein Planetarium, ein Kino, eine eigene Forschungsabteilung und ein lebensgroßer Blauwal. Die Präparation der Tiere ist einzigartig auf der ganzen Welt, aber man muss sich eben dafür interessieren, wir taten es nicht und das Wetter war viel zu schön um den Tag im Museum zu vertrödeln. Falls ihr mehr über die Vielfalt der Objekte erfahren wollt, schaut euch den Film „Nacht`s im Museum“ an.

Wieder im Central Park angelangt und nochmals John Lennon bye bye durch die immer noch anhaltende Musik zurufend, verließen wir die Show Richtung Chrysler Building. Wir verließen den Park, wie wir ihn betreten haben, auf der Seite Central Park West und liefen hinunter zum Columbus Circle am Time Warner Center, vorbei an den Pferdekutschen bis hinüber zum The Plaza Hotel vis-à-vis der Grand Army Plaza am Central Park Süd. Wir bewegten uns entlang des gegenüberliegenden gläsernen Cube des Apple Store, der sich im Untergeschoß des General Motor Buildings befindet und weiter Richtung Osten in die 405 Lexington Avenue, Ecke 42th Street. Da steht es, das Chrysler Building. Majestätisch ragt es empor, das elegante, ebenfalls im Art Deco Stil erschaffene Gebäude. Leider konnten wir nur bis zur, mit strukturiertem roten Marmor dekorierten und mit großen Gemälden an der Decke ausgestatteten, Lobby vordringen. Die Durchgänge zu den Fahrstühlen, sind mit Drehkreuzen blockiert, die es nur den dafür Berechtigten ermöglicht in die weiteren Etagen vorzudringen. Schade, gerne hätten wir die schöne leuchtende Stahldach Konstruktion und die wasserspeienden Adlerköpfe von nahem betrachtet. Das Chrysler Building, das noch bei seiner Einweihung 1930 als das größte Gebäude der Welt galt, wurde ein Jahr später vom Empire State Building überholt.

Als wir das schöne Chrysler Building wieder verließen, liefen wir hinüber zur Eighth Avenue, in die 31st Street. Dort befindet sich der Madison Square Garden und das riesige Postgebäude der Stadt. Manhattan ist der kleinste Stadtteil in New York City und daher, vorausgesetzt man hat genügen Zeit, ist alles zu Fuß erreichbar. Manhattan ist, im Vergleich zur kompletten City, ein Nest. – Das sollte nur gegenüber den New Yorkern nicht ausgesprochen werden. Natürlich ist es groß, mit einer Fläche von 87 qkm und 1,6 Millionen Bewohnern – aber eben im Vergleich!

Der Madison Square Garden gilt als die größte Arena der Welt. Der Garden wird auch gerne Musik Mekka genannt. Dort finden unter anderem Konzerte berühmter Musiker, Boxkämpfe bekannter Sportler, Basketball, Eishockey und American Football statt. Die Halle bietet bei Konzerten bis zu 20.000 Sitzplätze.

Unter dem Madison Square Garden befindet sich die Penn Station. Auf diesem großen Durchgangsbahnhof werden täglich 600.000 Pendler und Reisende auf 21 Gleisen bewegt. Keine Ahnung, ob diese Angaben stimmen, ich hab sie nie gezählt, aber es bewegt sich einiges hier unten. Das typische New Yorker Gewusel, ob auf oder unter der Straße.

Da der Tag noch jung war, gingen wir noch schnell mal hinunter nach Chinatown. (Wie gesagt, alles zu Fuß erreichbar) Auf dem Weg dort hin, kamen wir durch SoHo, dem bekannten Designer Stadtteil, in dem in diesem Moment ein Rockertreffen stattfand. In welcher Straße genau, kann ich nicht mehr sagen, es erstreckte sich auf jeden Fall über mehrere Blocks. Circa 40-60 Harley Davidson Motorräder standen aneinander gereiht die Straße entlang. Harley‘s und Rocker in allen Variationen. Ein unglaublich lautes Getöse und Gelache, wenn die zum Teil furchterregenden, aber dennoch harmlosen Typen, auf den Hinterrädern ihrer Maschinen, auf und davon brausten.

Aufs gerate wohl gingen wir in einen mehrstöckigen Store, in dem es alles zu geben schien – aber wirklich alles. Abgesehen von den T-Shirts und Sweater die es ja überall gibt, nur hier waren es eben die Aufdrucke der Shirts. Ich weiß nicht, ob man das öffentlich tragen sollte. Was sich mir als bleibender Eindruck ins Gehirn brannte, war eine der Möglichkeiten der Freizeitgestaltung die im Store angeboten wurde. Es gab eine kleine, aus grünem Filz auszubreitende Rasenfläche, die den Zweck eines Golfplatzes erzielte, mit kleinen Golfschlägern und Bällen. Das Spiel diente dazu, es nebenher, während man sein Geschäft auf der Kloschüssel verrichtet, zu spielen. Nicht schlecht für Langsitzer. Dies war nur ein Beispiel für die endlosen abstrusen Angebote in diesem Store.

Wenn man durch Chinatown geht, fühlt man sich als wäre man irgendwo auf dem asiatischen Kontinent. Bis auf die Häuser und Wohnungen, erinnert alles an China. Allein die Atmosphäre, die durch die musikalischen Klänge, asiatischer Musik entsteht, die unterschiedlichen Gerüche, das auf der Straße angesprochene Handeln, wie zum Beispiel beim Versuch des Verkaufs gefakter Rolex Uhren: „Rolex, Rolex? Do you need Rolex?“

Natürlich nicht, was wir wollen ist euern Fischmarkt bestaunen. Ich dachte nicht, dass aus den Gewässern in und um New York, soviel heraus zu holen ist. Ist es auch nicht, es wird hauptsächlich importiert. Das Angebot, das sich uns bot, war überwältigend. Die Händler an den Marktständen, schrieen und feilschten, was die Stimmbänder hergaben um ihre Ware an den Mann zu bringen. Für ihre Geschäfte nutzen sie außerdem jeden Zentimeter an Platz, den sie ergattern können. Es befinden sich dort Metallwaren Läden, die eine Fläche von vielleicht vier Quadratmeter messen. Der Laden ist mit Ware behangen, vom Boden bis über die Decke. Es befindet sich kein freier Zentimeter in diesem Raum, die komplette Fläche wird genutzt. Ebenso der Shoe Repair, der die Schuhe seiner Kunden auf dem Gehweg repariert und pflegt, weil sich im Innern des Ladens das Werkzeug befindet und somit kein Platz für das Handwerk vorhanden ist.

Noch eine hübsche Entdeckung bot sich uns. Ein Fahrrad, angekettet an einer Straßenlaterne. Das ist im Normalfall nichts besonderes, doch das Fahrrad war von oben bis unten, mit samt den Rädern, Speichen und Pedalen, bis hoch zu Sattel und Lenker, mit bunter Wolle zu gestrickt oder gehäkelt. Nicht ein freier Quadratzentimeter des Rades war mehr zu erkennen und somit auch nicht fahrbar, aber ein schönes Ausstellungsstück allemal.

Wer sich in Chinatown bewegt, kann anschließend das angrenzende Little Italy mitnehmen. Eine Straße weiter in die Mott, Elisabeth oder Little Italys Hauptstraße, die Mullberry Street gehen und man befindet sich erneut in einem anderen Land, auf einem anderen Kontinent, unter einer anderen Kultur wieder. Dort wo die Menschen fröhlich und wild gestikulierend miteinander kommunizieren, dort wo die Häuserfassaden schon mal in den italienischen Nationalfarben gestrichen sind, dort wo an den Straßen, vor den nach kulinarischem Essen duftenden Restaurants Harmonika gespielt wird und lauthals Arien gesungen werden, dort wo einst die Mafia Legende Lucky Luciano sein Unwesen trieb und noch einige andere mehr.

Frühmorgens, am Tag darauf. Wir verkündeten gerade unserem Zimmermädchen – einer aus Südamerika stammenden New Yorkerin –, das wir heute in die Bronx wollen. Sie sah uns erst stillschweigend an, nahm uns dann in die Arme und meinte: „Wer nicht wirklich etwas in der Bronx verloren hat, sollte sie meiden!“

Wir nahmen zu Herzen was sie uns empfahl und änderten unseren Plan. – Vorerst.

Da an diesem Tag erneut wunderschönes Spätsommerwetter war, luden wir uns nochmals zu einem Besuch in den Central Park ein. Dort gibt es noch allerhand zu entdecken, das wir während unseres gesamten Aufenthalts nicht schaffen werden. Aber irgendwann muss man ja anfangen. Bronx hin oder her.

Nach Greenwich Village, wollte ich unbedingt. Dort befindet sich, unter anderem, der Washington Square Park mit seinem markanten Triumphbogen, seinen grünen Rasenflächen und einem runden, großen Wasserbecken, samt Springbrunnen, in der Mitte des Parks.

Schon als wir den Park betraten, bedeuteten uns etwas zwiespältige, aber unaufdringliche Afroamerikaner an, Dope zu verkaufen. Wir lehnten dankend ab.

Immer wieder huschte eine Ratte, die es zu Massen in New York gibt, zwischen unseren Füßen hindurch. Auch fliegende Ratten, genannt Tauben, gab es haufenweise. Auf einer dort im Park anwesenden Bank, sah`s der Taubenmann. Zuerst war er nicht zu erkennen, da er von oben bis unten von Tauben, die er mit etwas Futter anlockte, bedeckt (und ebenso zugeschissen) war. Er trug vorsorglich einen langen Mantel, von daher war er gewappnet. Erst als er sich aus seiner sitzenden Position erhob, flogen ein Großteil der Tiere davon und er wurde sichtbar.

Am Haupteingang des Parks, unter dem Torbogen, von der Fifth Avenue her betretend, sowie auch um den in der Mitte thronenden Springbrunnen, versammelt sich eine große Schar Musiker und Straßenartisten, um ihre Show darzubieten.

Durch einen Blick des Triumphbogens hat man das Empire State Building im Visier, was für mich das imposanteste Gebäude der Stadt darstellt. Es gibt bestimmt schönere und aufwendigere Bauwerke in New York City, aber das ESB ist durch seine Schlichtheit und seine Bauart in Art Deco (für mich) unübertrefflich.

An einem unserer Abende, wir liefen gerade Richtung Süden, auf dem Weg ins Geschehen die Seventh Avenue entlang. – Die Seventh Avenue oder auch Fashion Avenue, wie sie genannt wird, war unser Ausgangspunkt, da sie direkt am Hotel, das wir bewohnten, vorbeiführte. Auf alle Fälle, liefen wir auf besagter Straße, vorbei an wunderschön, aufwendig dekorierten und meterhohen Schaufenstern. Da sah ich sie.

In einem Designer Schaufenster stand eine vielleicht dreißig Zentimeter hohe Vase. Ich war mir auf Anhieb sicher, sie wurde nur für mich entworfen. Sie war ganz in Weiß und stellte ein Gesicht dar, konisch, von unten nach oben verjüngend, mit schwarzen Augen am oberen Vasenrand. An der Stelle, an der sich normalerweise die Ohren befinden, ragten zwei Arme mit langgliedrigen, quirligen Fingern heraus, flossen entlang ihres Körpers nach unten und stützten sich an der Seite. Eine zierliche Nase inmitten des Gesichts und ein kleiner Mund mit schürzenden Lippen verzierten sie zur Vollendung. Ich verliebte mich sofort und meinte: „Die muss ich haben!“

Darauf Nick wiederum einmal: „Die kannst du dir nicht leisten!“

Ob ich sie mir leisten kann oder nicht, ich muss das Schmuckstück haben.

Wir gingen hinein und schauten uns nach anderen vorhandenen interessanten Designerstücken um, die es auch genügend gab. Aber ich hab mich schon entschieden. Ich erkundigte mich, fackelte nicht lange rum und bezahlte mit Karte. Einhundertsiebzig US Dollar. Ich würde sagen, ein Schnäppchen. Der Verkäufer meinte es gut mit dem Verpacken, da er mitbekam, woher wir kommen und wohin sich das gute Stück auf die Reise begibt. Er umwickelte sie, nicht mehr enden wollend, mit Blasenfolie, dass ich annahm er wolle sie über den Atlantik schmeißen.

Nicht weit vom Washington Square Park, in nördlicher Richtung, befindet sich der Union Square. Die Parkanlage, in der viermal wöchentlich der Greenmarket stattfindet, in dem fast ausschließlich Organic Food aus der nahen Umgebung verkauft wird, liegt zwischen dem Flatiron und dem Gramercy District und wird vom Broadway durchkreuzt. Auch hier zeigen hunderte Statisten und Musiker täglich was sie zu bieten haben, auch unabhängig vom Markt.

Am Rande des Parks, unterhalb der Treppenstufen, kann, wer will, die an quadratischen Klapptischen wartenden, in großen Kapuzenpullis verhüllten Schachspieler, zu einem Spiel herausfordern. In den Tiefen des Union Square befindet sich eine große Subway Station, die einen, wenn man des Laufens müde ist, in alle Richtungen führt. Auf Flohmärkten, die an bestimmten Tagen auf diesem Platz stattfinden, bieten verschiedene Künstler ihre Gemälde an. Es wird wie überall, alles und für jeden etwas geboten. Einmal kam ich an einem strickenden Afrikaner vorbei, der von den Zehen, bis hoch zu seinen Haaren, in Strickware gehüllt war. – wahrscheinlich derselbe, der in Chinatown das Fahrrad bestrickte – Somit machte er Werbung für seine Ware, und bot gestricktes und gehäkeltes vom Topflappen bis zur Cardigan an. Aber dazu später noch mehr. In diesen beiden Parks und nicht nur in diesen, werde ich noch viel Zeit verbringen – in den nächsten Jahren.

Alls es schon dämmerte, schauten wir noch einmal in den Central Park zu Johns Party. Es war Nicks Vorschlag, was mich etwas wunderte, da er sich nicht all zu viel aus dieser Musik macht, aber es waren seine Worte: „Komm, schauen wir nochmals zu Johannes hoch!“

Und das machten wir dann auch. Die Party war noch voll im Gange und würde wohl auch noch die Nacht überdauern. Mittlerweile war das NYPD anwesend und überblickte die Lage, die komplett friedlich und harmonisch bis zu ihrem Ausklang verlief.

Auf dem Heimweg ins Hotel, besuchten wir noch ein Pub in Midtown. In Bezug auf Einrichtung oder Publikum, gibt es große Unterschiede zwischen den Pubs. In Midtown geht es etwas steriler zu, betreffend Kneipe sowohl auch Besucher. Trifft man in Midtown, im Vergleich zu Downtown oder gar Brooklyn oder Queens, hauptsächlich Weiße an, geht es in den anderen Regionen schon etwas gemischter zu. Was mir um einiges interessanter erscheint.