Unmöglich ist keine Option! - Timo Langner - E-Book

Unmöglich ist keine Option! E-Book

Timo Langner

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Beschreibung

Timo Langner hat lange darum gekämpft, mit seiner Musik reich und berühmt zu werden. Und tatsächlich: ein Vertrag bei einem Major-Plattenlabel, vier Alben, zwei Chartplatzierungen und hunderte von Konzerten – sein Lebenstraum ist in Erfüllung gegangen. Doch auf dem Höhepunkt seiner Karriere kehrt er dem Musikbusiness den Rücken. Mit der Musik ist es für ihn aber nicht vorbei. Gott hat andere Pläne … Timo Langners Buch ist eine spannende Kombination aus Biografie und Lehre über die Kraft und die Bedeutung von Lobpreis und Anbetung. In den verschiedenen Phasen von Timos Lebensgeschichte hat Gott ihm immer neue Aspekte seines Wesens offenbart und ihn beauftragt und befähigt, die Einsichten und Erkenntnisse, die er gewinnen durfte, an andere weiterzugeben – sei es durch ausdrucksstarke Lieder oder durch gesprochene Worte. Oder – erstmalig – durch dieses Buch!

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Seitenzahl: 266

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Timo Langner Unmöglich ist keine Option!

FÜR JARI, SEM UND RUBY

Über den Autor

Timo Langner ist Songwriter, Lobpreisleiter und leidenschaftlicher Visionsträger für eine geistliche Erneuerung in Deutschland. Mit Songs wie „Ein Gott, der das Meer teilt“, „Der König kommt“ oder „Heiliger Geist“ hat er Tausende im deutschsprachigen Raum berührt und inspiriert. Seine Texte und Melodien tragen eine Sehnsucht nach Echtheit, Tiefe und der spürbaren Gegenwart Gottes – mitten in unserer Zeit.

Timos Herz schlägt dafür, dass Gemeinden zu Orten werden, an denen der Heilige Geist frei wirken darf und Gottes Kraft ungebremst Raum findet. Er lebt mit seiner Familie in Eimeldingen und ist aktiver Teil von Awakening Europe, einer Bewegung, die das Evangelium kraftvoll nach Europa trägt.

Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Die automatisierte Analyse des Werkes, um daraus Informationen insbesondere über Muster, Trends und Korrelationen gemäß § 44b UrhG („Text und Data Mining“) zu gewinnen, ist untersagt.

Die Bibelzitate wurden folgenden Übersetzungen entnommen:

Neues Leben. Die Bibel, © 2002 und 2006 SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.

Neue Genfer Übersetzung – Neues Testament und Psalmen, © 2011 Genfer Bibelgesellschaft.

Hoffnung für alle ®, © 1983,1996, 2002 by Biblica Inc.™, hrsg. von Fontis – Brunnen, Basel.

Schlachter. © 2000 Genfer Bibelgesellschaft.

BasisBibel. Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft, 2021.

Copyright © 2025 Gerth Medien

in der SCM Verlagsgruppe GmbH,

Berliner Ring 62, 35576 Wetzlar

Erschienen im August 2025

ISBN 978-3-96122-692-4

Umschlaggestaltung: art direction & design: THE BORSELLINOS Kalligraphie: MONE MAURER

Fotos Innenteil: privat (Timo Langner · FEG Rebland · Awakening Church)

Satz: im Verlag, gesetzt von Immanuel Grapentin

eBook-Erstellung: Uhl + Massopust, Aalen

www.gerth.de

INHALT

VORWORT

1 DAS MEER IN MIR

Eins Tief in mir war Krieg

Zwei Mit Lügen wie diesen

Drei Die Reise, für die du gemacht bist

Vier Sohn sein

Fünf Ohne Wahrheit keine Freiheit

Sechs Aber wir dürfen!

Sieben Die Veranda

Acht Begegnung in der Tiefe

Neun Hirte und Herde

Zehn Im Netz der Anklage

Elf Der Acker des Lebens

Zwölf Schwach ist stark

2 DAS MEER IN MEINER KIRCHE

Dreizehn Wenn Gott übernimmt

Vierzehn Die Bombe

Fünfzehn 40 Prozent

Sechzehn Früchte einer anderen Welt

Siebzehn Reinheit

Achtzehn Verschwinde und komm nie mehr zurück

Neunzehn Perseverance

Zwanzig Heiß oder kalt

Einundzwanzig Schwere Hände

Zweiundzwanzig Ein Gott, der das Meer teilt

Dreiundzwanzig Gott ist bereit

SCHLUSSWORT

VORWORT

Es ist mir eine Freude, dass ich Timo nun schon seit mehr als sieben Jahren kennen darf. Ich erinnere mich noch gut an unser erstes tiefes Gespräch. Er sprach mit einer brennenden Leidenschaft über die deutsche Kirche. Er erzählte von der Freiheit, die er sich so sehr für den Leib Christi wünschte, und man spürte, dass diese tiefe Sehnsucht auf dem Weg entstanden ist, den Gott mit Timo gegangen ist.

Das hat sich seit dem Tag, an dem ich ihn kennengelernt habe, nicht verändert, wenn überhaupt, ist diese Sehnsucht stärker geworden. Heute ist sie noch kraftvoller, sichtbarer, spürbarer – sowohl in seiner Anbetung als auch in seiner Gabe, Menschen in diese Freiheit hineinzuführen. Nicht nur innerhalb der Kirche, sondern auch mitten in ihrem Alltag.

In diesem Buch wirst du miterleben, wie Gott Timo in tiefe Dimensionen der Anbetung führte. Es steckt voller ehrlicher Zeugnisse und bewegender Geschichten über Vertrauen, Hingabe und darüber, was es wirklich bedeutet, sein Leben vollkommen in Gottes Hände zu legen.

Doch es bleibt nicht bei Geschichten – es gibt dir auch praktische Schritte an die Hand, die du selbst gehen kannst, um Gottes Plan für dein Leben zu entdecken und zu ergreifen.

Ein Teil seiner Reise war es auch, dass Gott Timo seine Gabe aufgezeigt hat, ihm in Form von neuen Liedern in deutscher Sprache das Lob auszudrücken, das er von seinem Volk verdient.

Jetzt ist die Zeit gekommen, unsere eigenen Grenzen zu sprengen, mutigere Glaubensschritte zu wagen und den tief verborgenen Brunnen der Anbetung in der deutschen Kirche – und in uns selbst – freizulegen.

Ich kann Timos Weg, sein Herz und seinen Charakter nicht genug empfehlen. Dieses Buch wird dich herausfordern, ermutigen und näher an Gottes Herz führen.

Ben Fitzgerald

Senior Leiter – Awakening Church

»BEI GOTT IST NICHTS UNMÖGLICH.«

LUKAS 1,37

Ich bin ehrlich: Nicht selten versuchen mich meine Umstände, meine Gedanken oder selbst andere Christen davon zu überzeugen, dass dieser Vers aus Lukas 1 nicht wörtlich zu verstehen ist.

Wenn ich aber meinen Blick zurück auf die Geschichte meines Lebens und die Geschehnisse in meiner Kirche richte, dann kann mir nichts mehr die Gewissheit rauben, dass unter dem Einfluss der ungebremsten Kraft Gottes wirklich alles möglich ist. Zu keinem Zeitpunkt der Geschichte war für Gott irgendeine Blockade – sei es Meer oder Mauer – zu stark, um nicht durch seine Stärke niedergerissen werden zu können. Denn Er regiert immer noch mit erhobenem Zepter auf seinem Thron. Und für Ihn, den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, ist unmöglich immer noch keine Option.

1 DAS MEER IN MIR

EINS TIEF IN MIR WAR KRIEG

1. Dezember 2020, ich blicke auf mein Handy. 6:03 Uhr. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis meine Söhne nach mir rufen. Jari braucht immer ein bisschen länger, bis er wach ist. Sem hingegen schießt das Adrenalin von der ersten Sekunde an durch die Adern. Wenn er gleich wach wird, wird sein Rufen nach PAAAAPA alle anderen im Haus mit sich in den Tag reißen. Diesen beiden jungen Männern Gottes und meiner noch ungeborenen Tochter im Bauch meiner wunderbaren Frau Anna widme ich dieses Buch.

Seit Tagen bekomme ich dieses Lied nicht mehr aus dem Kopf. Ich habe es 2006 geschrieben, als ich noch unter Vertrag bei Sony BMG, einem großen Plattenlabel, stand. Damals hatte ich bereits meine erste Single veröffentlicht. »Nur die Sterne« war in den TOP 50 der deutschen Charts. Schon mal gar nicht schlecht, aber lange nicht genug. Um ehrlich zu sein, es ist in diesem Geschäft nie gut genug. Die Zeilen des Songs gingen, soweit ich mich erinnern kann, ungefähr so:

»Ich kämpf nicht mehr, wenn morgen so wie früher wär, ich gäbe nicht auf, doch ich kämpf nicht mehr.«

»Ich kämpf nicht mehr« – diese Zeilen waren vermutlich die emotionale Verarbeitung meiner Entscheidung, nach über 14 Jahren Kampf um den großen Erfolg im Musikgeschäft meinen Plattenvertrag zu beenden. Mein Entschluss stand fest. Doch da war sie, die letzte Versuchung, mich wieder in ein Leben zurückzureißen, gegen das ich mich eigentlich bereits entschieden hatte.

Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen. Das Telefon klingelte: »Hallo, hier ist Frau Reinach von der ARD-Redaktion. Spreche ich mit Timo Langner?« »Ja.« »Wir möchten Ihnen eine Rolle im Marienhof anbieten.« Eine Rolle als Schauspieler in einer Daily Soap? Jackpot! Dafür – oder für etwas Vergleichbares – hatte meine damalige Plattenfirma gekämpft. »Timo, wir machen aus dir ein erfolgreiches und bekanntes Gesicht im Fernsehen, der große Erfolg als Popstar folgt dann von fast allein.« Und hier war sie nun, meine große Chance. Das war eine dieser Weichenstellungen, die auf mein gesamtes restliches Leben Einfluss haben würden, das wusste ich. Und ich musste entscheiden. Keiner nahm mir diese Entscheidung ab. Gott hatte etwas anderes mit mir vor, das spürte ich. Auch wenn ich keinen Schimmer davon hatte, wie dieses »Etwas« aussehen würde.

An dieser Stelle sollte ich vermutlich erwähnen, dass ich mit elf Jahren meine erste Band gegründet hatte und sich von diesem Zeitpunkt an für die darauffolgenden 13 Jahre alles in meinem Leben darauf ausgerichtet hatte, reich und berühmt zu werden.

Ich drückte den Hörer immer noch fest an mein Ohr. Am anderen Ende der Leitung Stille. »Herr Langner, sind Sie noch da?« Ich wusste, dass ich jetzt reagieren musste, und zwar schnell. Denn ich kann nicht leugnen, dass die Versuchung, das Angebot anzunehmen, in mir sehr groß zu werden begann. »Das ist wirklich sehr freundlich, aber ich muss Ihnen leider sagen, dass ich diese Rolle nicht annehmen werde.« Wieder Stille am anderen Ende der Leitung. »Gott möchte, dass ich meine Karriere im Musikgeschäft beende und nach Neuseeland gehe.« »Gott?! Aha … okay … das ist ja interessant! Ja, also dann … wünsche ich Ihnen alles Gute … für Ihren neuen Lebensabschnitt.« Ich legte den Hörer auf und verspürte einen starken Brechreiz. Mir war schlecht, richtig schlecht!

Was hatte ich da gerade gemacht? Das ergab überhaupt keinen Sinn. Jeder normal denkende Mensch, der mein Leben und meine Träume vom Erfolg kannte und dieses Telefonat mitgehört hätte, wäre kopfschüttelnd davongelaufen. Ich hatte doch endlich mein Ziel erreicht: Ich war erfolgreich, ständig unterwegs in Talkshows, in Musiksendungen, auf Tour, ich war in den Charts. Ich wurde sogar offiziell zum Ehrenbürger meines Heimatdorfes gekürt. Wo auch immer ich hinkam, ich spürte die Blicke auf mir, nach denen ich mich immer gesehnt hatte. Man kannte mich, man wusste, wer ich bin.

Allerdings hatte ich das Gefühl, keine Ahnung davon zu haben, wer ich wirklich war. Über viele Jahre hatte ich eine Mauer um mich errichtet, die der Welt um mich herum ein Bild vermittelte, das nicht hätte weiter entfernt sein können von dem, was sich in meinem Inneren wirklich abspielte.

Mein Entschluss stand fest: Der Schritt aus dem Boot, in dem ich jahrelang wie ein Verrückter in Richtung Erfolg gerudert war, war beschlossene Sache. Die Entscheidung, welche mir jegliche weltliche Zukunftsperspektive unter den Füßen wegreißen würde, war getroffen.

Und so saß ich nun da, immer noch mit dem Telefonhörer in der Hand, 26 Jahre alt, ohne Ausbildung oder abgeschlossenes Studium. Alles, was mir Sicherheit, Halt und Wert gegeben hatte, hatte ich losgelassen.

Auf eine Art wusste ich, dass da eine Hoffnung in mir existiert. Es war eine sehr leise Hoffnung, aber sie war da. Irgendwo, ganz tief in mir vergraben, hatte ich die Zuversicht, dass da ein Plan für mein Leben existiert, den Gott bereits vor meiner Geburt geschmiedet hatte. Es war ein guter Plan, ein Plan, der mich in ein Leben in Freiheit und ein Leben in Fülle führen würde. Er schien für mich aber so weit entfernt, so voller Hindernisse und Blockaden, dass mir jegliche Offenbarung fehlte, wie ich dieses Ziel jemals hätte erreichen sollen. Denn tief in mir herrschte ein Krieg, und so stürzte ich mit voller Wucht auf das Schlachtfeld meines in Trümmern liegenden Lebens, nachdem ich alle Seile gekappt hatte, die mich durch die Anerkennung, den Erfolg und den Ruhm dieser Welt nach oben gezogen hatten.

Gott wusste natürlich, dass das passieren würde. Er wusste aber auch, dass für mich kein Weg an diesem »Kriegsschauplatz« vorbeiführen würde, der sich in meinem Inneren über Jahre ausgebreitet hatte. Und auf eine Art spürte ich, dass Gott mir in diesem endlos wirkenden Fall ins Bodenlose voller Liebe die folgenden Worte zusprach: »Timo, dieser Krieg, der in deinem Inneren tobt, ist der Grund dafür, dass du dich wie ein Sklave fühlst. Das ist die Schlacht, die du gewinnen musst, um in deine wahre Berufung als Kind Gottes zu treten. Ich werde immer an deiner Seite sein. Ich werde dich zu keinem Zeitpunkt verlassen, aber du musst den Mut haben, in diesen Krieg zu ziehen. Du musst den Mut haben, deinen Riesen entgegenzutreten. Ich werde dir zur richtigen Zeit das Schwert reichen, aber du wirst es sein, der den ›Goliaths‹ in deinem Leben den Kopf abschlagen muss. Das ist deine Aufgabe, und nur so wird es zu deinem Sieg. Der Weg in die Zukunft, die Berufung und das Leben, das ich für dich vorbereitet habe, führt einzig und allein durch dieses Schlachtfeld, das nun vor dir liegt.«

Ich wollte das nicht. Ich war müde, und ich traute mir das auch nicht zu. Ich hatte mich doch gerade erst dafür entschieden, nicht mehr zu kämpfen, und nun sollte ich schon wieder in die nächste Schlacht ziehen? Nun, ich weiß nicht, wie es dir geht, aber bei dem Wort »Schlachtfeld« habe ich Bilder aus Filmen wie »Braveheart« oder »James Ryan« vor Augen. Furchtbare Bilder.

Kannst du dir vorstellen, dass in der unsichtbaren Welt genau diese Art von Krieg tobt? Kannst du dir vorstellen, dass dort eine Schlacht ausgefochten wird, in der Satan auf der einen Seite dafür kämpft, dich zu zerstören und dich zu Fall zu bringen, und auf der anderen Seite der Himmel für dich einsteht, um dir ein Leben in Freiheit und Fülle zu ermöglichen? Nun, nichts weniger als das entspricht der Realität. Völlig egal, wie friedlich die Welt um uns herum auch scheinen mag, es gibt eine geistliche Dimension, die genauso real ist wie die Welt, die du mit deinen Augen sehen kannst. Und in dieser geistlichen Dimension findet ein Gefecht um dein Leben statt.

Der Feind hatte jahrelang hart und strategisch daran gearbeitet, meinen Selbstwert zu zerstören, um mich in ein Leben zu führen, das weit weg von meiner Berufung war. Satan hatte mich erfolgreich über Jahre in einen Zustand der Gefangenschaft getrieben. Ich war gefangen in einem Lebensstil voller Partys, Alkohol, Pornografie und einer inneren Einsamkeit, was meinen Selbstwert wie in einem unaufhaltsamen Strudel immer tiefer nach unten zog. Ich bin ganz ehrlich: Die Identität des Timo Langner lag in Trümmern. Ich war Christ, ja, und von außen betrachtet schien alles gut. Das Leben aber, von dem Jesus spricht, das wahre Leben in Freiheit, hätte sich nicht entfernter anfühlen können.

Ja, so sah es aus. Tief in meinem Inneren herrschte Krieg. Ein Krieg zwischen Wahrheit und Lüge, Gefangenschaft und Freiheit, Schuld und Gerechtigkeit, Licht und Dunkelheit, Fleisch und Geist. Aber Gott hatte zu keinem Zeitpunkt die Kontrolle verloren. Und nun war es für mich an der Zeit, einen Weg einzuschlagen, der mich endlich von den Fesseln der geistlichen Lähmung befreien sollte, mit denen der Feind mich über viele Jahre geknebelt hatte, um mich davon abzuhalten, in meine Berufung als Anbeter zu treten.

6:57 Uhr – ich glaube, Jari wird gerade wach! Aber hey, wo ich schon mal dabei bin, ein Buch zu schreiben, da fange ich doch am besten ganz von vorne an …

Kennst du die Verfilmung von »Herr der Ringe«? Sauron kämpft mit seinen Untertanen, den Orks, und den von ihm verführten Menschen des Ostens und Südens gegen die Vertreter des »Guten«: die Hobbits, die Elben, die Zwerge und die Menschen des Westens und Nordens. Es ist ein Kampf zwischen Gut und Böse, Dunkelheit und Licht.

Weißt du, was diese Filme so unglaublich erfolgreich macht? Das Drehbuch ist so einfach und schwarz-weiß wie das Leben selbst.

Ich weiß, für viele ist das ein zu einfaches Weltbild. Und, ja, ich weiß auch, dass jeder Mensch seine individuelle Geschichte hat. Jeder hat seine Kämpfe, seine Ängste, seine Wunden, seine Wunder und seine Siege. Es gibt aber eine Realität, die alle acht Milliarden Menschen auf Erden verbindet: Alle Menschen, inklusive dir und mir, wurden auf einem Schlachtfeld geboren. Geboren in eine Welt, die sich im Kampf befindet. Die Auswirkungen dieses Kampfes mögen vielleicht verschiedene Facetten haben, das Ziel jedoch, welches die Mächte und Gewalten des Bösen ununterbrochen antreibt, ist die Zerstörung von Leben – von deinem und von meinem Leben. Das mit Abstand Dümmste, was man machen kann, ist, diese Realität kleinzureden oder zu ignorieren. Und doch ist es genau das, was so viele Christen tun. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede. Ich war sechs Jahre lang als Christ fest eingebunden in eine freie evangelische Gemeinde, und niemand hatte mir jemals von dieser Schlacht in der unsichtbaren Welt erzählt. Nicht ein einziges Mal. Klar, ich kannte die Verse aus Epheser 6, in denen davon gesprochen wird, dass wir uns in einem Kampf befinden, dessen Gegner nicht Menschen sind, sondern Mächte und Gewalten der Finsternis. Was dieser Kampf aber konkret für mich und mein Leben bedeutet, davon hatte ich keine Ahnung! Niemand in meiner Kirche hatte mich gewarnt, vorbereitet oder für den Kampf ausgebildet, der in dieser Welt tobt.

Heute weiß ich, wir dürfen die Augen nicht vor der Realität verschließen, dass eine feindliche Streitkraft fokussiert daran arbeitet, uns erschöpft, depressiv, verwundet und im besten Fall tot am Boden zu sehen. Aus diesem Grund müssen wir die Taktiken unserer Gegner gut studieren. Wir müssen ihre Strategien entlarven und uns entsprechend vorbereiten. Jeder würde mir recht geben, dass es verantwortungslos und wahnsinnig wäre, unvorbereitet in eine Schlacht zu ziehen, und doch ist es genau das, was viele tun.

»Aber Timo, bist du da nicht ein bisschen zu extrem, machst du das Thema ›geistliche Kampfführung‹ hier nicht eine Spur zu groß?« Du glaubst nicht, wie oft ich diese Worte höre. Vor allem von Christen in Leitungspositionen. Ich bin ganz ehrlich: Meiner Meinung nach haben wir die Kämpfe in der unsichtbaren Welt, mit denen wir Christen und vor allem die junge Generation konfrontiert werden, die letzten 20 Jahre völlig vernachlässigt. Es ist längst überfällig, ein Aufklärungs- und Trainingsprogramm zu starten, durch das wir ausgerüstet werden, siegesgewiss in den Kampf zu ziehen. Ich weiß, ich mache mir mit dieser Botschaft nicht überall Freunde, aber das ist mir egal. Lieber halte ich mir dieses Thema doch bewusst vor Augen, anstatt die Thematik »geistliche Kampfführung« zu unterschätzen und infolgedessen nicht siegreich im Leben zu stehen.

Die Wahrheit ist: Wir haben einen Feind, und er tut alles dafür, um zu verhindern, dass wir zu starken und mutigen Kriegern werden. Der Gedanke daran, dass du dich nicht mehr in seiner Hand befindest, weil du erkannt hast, dass der Feind sich aufgrund deiner Autorität, die Gott dir verliehen hat, unter deinen Füßen befindet, jagt ihm Panik ein. Wenn uns Christen klar werden würde, dass Gott uns Autorität verliehen hat, eine Autorität, vor der sich alle Mächte und Kräfte der Finsternis zu beugen haben, dann hätte es der Feind so unendlich viel schwerer, uns zu belügen, zu berauben und unser Leben zu zerstören. Und das ist, ganz nebenbei bemerkt, einer der Gründe für mich, dieses Buch zu schreiben. Denn ich liebe es, dem Feind das Leben schwer zu machen! Im Ernst, der Teufel hat mich jahrelang kontrolliert und gequält. Jetzt, wo ich weiß, wer ich bin, jetzt, wo ich weiß, dass er sich unter meinen Füßen befindet, darf er das ruhig zu spüren bekommen.

Frank und ich waren mittlerweile in der 9. Klasse. Frank war gut in der Schule, ich eher nicht. Ich weiß es noch genau: Ich hatte auf die vor mir liegende Gemeinschaftskunde-Arbeit fast zwölf Stunden gelernt. Und doch war das Einzige, was ich auf das Blatt schreiben konnte, von dem ich wirklich sicher war, dass es richtig ist, mein Name. Um mich herum hörte ich, wie die Stifte aller anderen Schüler in Bewegung waren. Ein Geräusch, das ich nur zu gut kannte, doch dieses Mal war etwas anders. Denn mir wurde plötzlich klar: »Dieser Weg endet hier.« Ich weigerte mich, diesem Druck auch nur eine Minute länger standzuhalten. Also stand ich auf und legte mein Blatt auf den Tisch der Lehrerin. Ich sehe ihren Gesichtsausdruck noch heute vor mir: »Gibst du schon auf, Timo?« Ich sagte nichts, aber ich wusste, mit Aufgeben hatte das hier nichts zu tun. Das hier war einfach nicht mehr mein Kampf.

Wir hatten das Halbjahr noch nicht erreicht, aber ich entschied mich, das Schuljahr zu wiederholen. Und so ging ich schweigend aus dem Klassenzimmer und setzte mich auf dem Schulhof auf eine Bank. Ich hätte gern mit jemandem geredet, am liebsten mit Gott. Das konnte ich aber nicht. Ich meine, ich hätte schon mit ihm sprechen können, aber ich lebte mein Leben so entfernt von ihm, dass es sich falsch angefühlt hätte. Dabei hätte er sich, das weiß ich heute, nichts sehnlicher gewünscht.

In der Pause schnappte ich mir Frank: »Frank, ich werde die Klasse wiederholen. Ich lerne wie ein Bekloppter und schreib trotzdem nur Fünfer, das fängt an zu nerven. Also ich wollte, dass du es als Erster erfährst – nur für den Fall, dass du gemeinsam mit mir, naja … sitzen bleiben möchtest.« Ich lachte, aber Frank zögerte keine Sekunde: »Kl-a-a-a-r, machen w-w-wir.«

Die darauffolgenden sechs Monate taten wir nur das, was uns Spaß machte, und das war nicht besonders viel. Im Sportunterricht chillten wir auf der Wiese, Bio und Chemie schwänzten wir komplett. Das Erschreckende war: Ab dem Zeitpunkt, zu dem ich entschieden hatte, diesem Schuldruck keine Macht mehr zu geben, und die Arbeiten nur noch aus Langweile mitschrieb, wurden meine Noten besser. Ist doch interessant, was dieser Leistungsdruck mit einem machen kann. Am Ende des Schuljahres musste ich mich regelrecht »anstrengen«, schlecht genug zu sein, um tatsächlich die Klasse nicht zu schaffen.

Mit einem Jahr Verspätung hatten Frank und ich den Schulabschluss dann tatsächlich in der Tasche. Frank mit »sehr gut«, ich mit … – egal. Hauptsache bestanden!

Ich war mittlerweile 18 und immer noch entschlossen, reich und berühmt zu werden. Alles hatte ich auf eine Karte gesetzt – sogar meine Fotografenlehre abgebrochen. Doch in der Band kriselte es mächtig. Unsere Sängerin war länger nicht mehr meine Freundin, und ihr neuer Freund verschob ihre Prioritäten.

Kurz darauf verloren auch die anderen Bandmitglieder den Fokus. Nur ich hielt weiter an unserem Traum fest und war bereit, für den Erfolg unserer Band zu kämpfen.

Und dann, nach jahrelangem Ringen, war es tatsächlich so weit: »Süd-West Records«, ein erfolgreiches Independent-Label aus München, wollte die »Zahmen Vögel« tatsächlich unter Vertrag nehmen. Es gab nur ein Problem: Keiner außer mir wollte diesen Vertrag noch! Für alle anderen war unsere Band zu einem Hobby geworden, nur für mich bedeutete sie nach wie vor die Welt. Ich hatte meinen kompletten Fokus, meine Zeit, mein Geld, mein Herz auf diese Gruppe gesetzt. Und nun zerfiel meine Band und mit ihr die einzige Grundlage, die mir in den letzten Jahren zumindest einen Ansatz von Halt, Anerkennung und Wert gegeben hatte – ohne dass ich etwas dagegen tun konnte.

DREI DIE REISE, FÜR DIE DU GEMACHT BIST

Es dauerte ungefähr fünf Minuten, bis ich merkte, dass der Laden komplett leer war. Es war September. Ich lief durch die Handy-Zubehör-Abteilung in einem dieser großen Elektrofachgeschäfte irgendwo in der Nähe des Marienplatzes in München. Kein Mensch war da. Kein Kunde, kein Mitarbeiter, niemand. Es fühlte sich an wie in einem dieser Endzeitfilme, wo plötzlich alle verschwunden sind. Mein Blick schwenkte zur Rolltreppe. Auch sie war leer und bewegte sich in Richtung Obergeschoss. Nicht ahnend, was mich erwarten würde, fuhr ich nach oben. Der Anblick, der sich mir dort bot, war schockierend: Eine riesige Menschenmenge stand vor unzähligen aufeinandergestapelten Fernsehgeräten. Auf allen Bildschirmen dieselben entsetzlichen Bilder: rauchende Wolkenkratzer. Es war der 11. September 2001, kurz vor drei Uhr mittags. Ich wollte mich gerade unter die Menschenmasse mischen, um einen besseren Blick auf eines der Fernsehgeräte zu bekommen, als ein weiteres Flugzeug in den zweiten Turm des World Trade Center in New York raste. Es war 15:03 Uhr. Der US-Fernsehsender CNN hatte seine Kameras bereits positioniert, und so geschah die Katastrophe vor den Augen der Welt. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war klar: Das hier ist kein Unfall! Die beiden markanten Türme an der Südspitze von Manhattan standen in Flammen. Einige Menschen um mich herum weinten, die meisten telefonierten, und einige beobachtet