Usedom-Krimi 3: Ostsee-Rache Usedom
Usedom Verbrechen Band 3: Hannah Thomsen & Leo Bergmann
Mirko Kukuk
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[email protected] Unterstützung bei Text/Bild: GeminiDie in diesem Buch dargestellten Figuren und Ereignisse sind fiktiv. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder toten realen Personen ist zufällig und nicht vom Autor beabsichtigt.
Inhalt
Titelseite
Impressum
Prolog
Charakterprofile: Steckbrief
Kapitel 1: Der Morgen im Paradies bricht
Kapitel 2: Ein Erbe voller Schatten
Kapitel 3: Das Geflecht der Beziehungen
Kapitel 4: Digitale Spuren im Anwesen
Kapitel 5: Die verschwundene Kunst
Kapitel 6: Die alten Verbindungen
Kapitel 7: Ein dunkles Geheimnis der Vergangenheit
Kapitel 8: Der anonyme Drohbrief
Kapitel 9: Doppeltes Spiel im Luxus
Kapitel 10: Die Falle der Gier
Kapitel 11: Eine unerwartete Wendung
Kapitel 12: Der wahre Drahtzieher
Kapitel 13: Die Konfrontation in der Nacht
Kapitel 14: Das Geständnis der Rache
Kapitel 15: Das Schweigen der Dünen
Epilog
Nachwort:
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Prolog
Das Rauschen der Ostsee war das einzige Geräusch, das in dieser Nacht das Schweigen brach. Es war ein tiefes, monotones Atmen, das die Geheimnisse von Usedom zu verschlucken schien. In der Villa Amelie, einem architektonischen Meisterwerk aus Glas und Stahl, das sich majestätisch über den Dünen von Bansin erhob, schien die Zeit stillzustehen. Millionenwerte an Kunst und Antiquitäten zeugten von unermesslichem Reichtum, von einem Leben, das so perfekt und makellos war wie die geschliffenen Oberflächen im Inneren. Doch der Schein trog. Tief in den Schatten der Villa lauerte ein Echo. Ein Echo aus Verrat und einer Jahrzehnte alten Schuld, das nun nach Blut dürstete. Als das Licht im Wintergarten erlosch und ein leiser Schrei die Stille zerriss, begann die Jagd auf Usedom. Eine Jagd, die nicht nur einen Mörder enttarnen, sondern auch die glitzernde Fassade der High Society für immer zerbrechen würde.
Charakterprofile: Steckbrief
Kommissarin Hannah Thomsen
Name: Hannah Thomsen Dienstgrad: Kriminalkommissarin Alter: Ende 40 Dienstort: Kripo Ahlbeck, Usedom Besondere Merkmale: Intuitive und scharfsinnige Ermittlerin mit tiefer Kenntnis Usedoms. Ihre direkte Art und pragmatische Herangehensweise verbergen eine große Empathie für die Opfer und einen unerschütterlichen Gerechtigkeitssinn. Sie verlässt sich auf ihr Bauchgefühl, ergänzt durch jahrelange Erfahrung. Hannah ist geerdet und lässt sich nicht vom äußeren Schein täuschen, sondern sucht stets nach der menschlichen Geschichte hinter dem Verbrechen. Ihre Stärke liegt im "Zwischen-den-Zeilen-Lesen" und dem Entschlüsseln komplexer Beziehungsgeflechte.
Kommissar Leonard "Leo" Bergmann
Name: Leonard "Leo" Bergmann Dienstgrad: Kriminalkommissar (Cyber-Forensiker) Alter: Anfang 30 Dienstort: Kripo Ahlbeck, Usedom Besondere Merkmale: Das digitale Genie des Teams, spezialisiert auf Cyber-Forensik und Datenanalyse. Leo ist ruhig, analytisch und oft in seine Bildschirme vertieft. Er besitzt eine außergewöhnliche Fähigkeit, komplexe digitale Spuren zu entschlüsseln, von verschlüsselten Chats bis zu gelöschten Dateien. Während Hannah die menschliche Seite eines Falles beleuchtet, taucht Leo in die Tiefen des Internets ein, um entscheidende Muster und Beweise zu finden. Seine akribische Arbeitsweise und sein technisches Know-how machen ihn zum unverzichtbaren Gegenpart zu Hannahs intuitiver Herangehensweise.
Kapitel 1: Der Morgen im Paradies bricht
Der frühe Sommermorgen auf Usedom versprach einen weiteren makellosen Tag. Die Sonne, noch tief am Horizont, malte den Himmel über Bansin in sanften Pastelltönen. Ein leichter Wind strich durch die Kiefern, trug den salzigen Geruch der Ostsee landeinwärts und das leise Rauschen der Wellen, die sanft an den breiten Sandstrand rollten. Es war eine Idylle, wie man sie von Postkarten kannte, ein perfektes Paradies, das keine Schatten zu kennen schien.
Doch die Realität in der Villa Amelie, einer der prächtigsten und abgelegensten Luxusvillen in den Dünen oberhalb von Bansin, zerschlug diese Illusion mit brutaler Gewalt. Im eleganten Wintergarten, der mit exotischen Pflanzen und kostbaren Orchideen geschmückt war und einen atemberaubenden Blick auf das Meer bot, lag sie. Charlotte von Tannenberg. Ihr lebloser Körper, umgeben von zerbrochenem Glas und umgestürzten Pflanzkübeln, war ein krasser Gegensatz zu dem sonst so makellosen Ambiente.
Die Haushälterin, Frau Schmidt, hatte sie gefunden. Ihr gequälter Schrei hatte die morgendliche Stille zerrissen und die ersten Polizisten auf den Plan gerufen. Jetzt stand sie, eine kleine, resolute Frau Mitte 50, zitternd in der Tür des Wintergartens, das Gesicht kalkweiß, die Hände fest an die Brust gepresst. "Ich… ich wollte nur die Pflanzen gießen", stammelte sie immer wieder, als Kommissarin Hannah Thomsen sie ansprach. "So etwas… so etwas passiert hier nicht."
Hannah nickte, ihre wachsamen Augen nahmen jedes Detail der Szene auf. Sie war eine Frau der Intuition, Ende 40, mit einer Präsenz, die den Raum ausfüllte, ohne aufdringlich zu sein. Ihre pragmatische Art war das Gegenteil des mondänen Umfelds der Villa. Sie kannte Usedom, seine Bewohner und die glitzernde Fassade, die oft mehr verbarg, als sie zeigte. Das hier war kein simpler Unfall, das sah sie sofort. Der Wintergarten war verwüstet, die Spuren eines Kampfes waren offensichtlich – umgestoßene Möbel, ein zersplitterter Glastisch, und ein merkwürdig verzerrtes Gemälde an der Wand, als hätte jemand danach gegriffen oder es im Fallen mitgerissen.
Charlotte von Tannenberg war eine Ikone auf Usedom und weit darüber hinaus. Bekannt als Kunstsammlerin und Philanthropin, hatte sie einen Großteil ihres Jahres in dieser abgeschiedenen Villa verbracht, umgeben von ihrer beeindruckenden Kunstsammlung und ihren kostbaren Orchideen. Sie war eine Frau von Welt, diskret, aber einflussreich, und immer für einen überraschenden Zug bekannt. Wer würde es wagen, eine solche Frau an einem solchen Ort zu ermorden?
Kommissar Leonard "Leo" Bergmann kam hinzu. Anfang 30, war er das digitale Gehirn des Duos, ein Meister der Datenanalyse und des Spurenlesens im Netz. Er trug ein modernes, aber funktionales Hemd und eine Weste, die seine schlanke Figur betonte. Sein Blick huschte über die Szenerie, nicht mit Hannahs emotionaler Intensität, sondern mit der kühle, analytische Präzision eines Logikers, der nach Mustern suchte. Er zog sein Tablet hervor, noch bevor er den Raum betreten hatte.
„Das sieht… unordentlich aus“, stellte Leo fest, eine typische Untertreibung, die Hannah oft zum Schmunzeln brachte. „Unordentlich ist ein Euphemismus, Leo“, erwiderte Hannah trocken. „Hier wurde gekämpft. Und Charlotte von Tannenberg war keine Frau, die sich kampflos ergeben hätte.“
Sie kniete neben der Leiche nieder, achtete genau auf die Anweisungen der Spurensicherung, die bereits eifrig ihre Arbeit aufnahmen. Charlotte lag auf dem Rücken, ein Arm war unnatürlich verdreht. Ihr Nachthemd war zerrissen, ihre linke Hand umschloss einen kleinen, dunklen Gegenstand, den sie selbst im Sterben nicht loslassen wollte. Ein kleines Stück Holz, schwarz und glatt poliert, vielleicht ein Teil einer Skulptur oder eines Möbels.
„Sie hat etwas festgehalten“, bemerkte Hannah. „Als Letztes.“ „Hat sie sich gewehrt?“, fragte Leo, der sich ebenfalls näherte und mit seinem Tablet Fotos machte, während die Kriminaltechniker behutsam die Beweismittel sicherten. „Davon gehe ich aus“, sagte Hannah. „Charlotte war eine Kämpferin, auch wenn sie den Kampf am Ende verloren hat.“
Der Notarzt bestätigte, was offensichtlich war: Charlotte von Tannenberg war tot. Die Todesursache schien eine massive Gewalteinwirkung gegen den Kopf zu sein. Der Gerichtsmediziner würde die genauen Details klären. Es gab keine Schusswunden, keine Stichverletzungen, aber die Zeichen eines brutalen Kampfes waren unübersehbar.
Während die Spurensicherung sich ihren Weg durch den Wintergarten bahnte, die Überreste der Pflanzen und die Scherben sicherten, konzentrierte sich Leo auf die technologische Infrastruktur der Villa. „Dieses Haus ist ein Hochsicherheitstrakt“, murmelte er, als er die Kontrollpaneele der Überwachungskameras und des Smart-Home-Systems inspizierte. „Jede Tür, jedes Fenster, jeder Winkel ist überwacht. Und das hier…“ Er zeigte auf einen Bildschirm, auf dem die Aufnahmen der letzten Stunden flimmerten. „Die Kameras zum Garten hin wurden kurz nach Mitternacht manipuliert. Ein typischer Ausfall, wenn man nicht genauer hinsieht. Aber es ist zu präzise. Jemand wusste genau, wann und wie er die Aufnahmen stören musste.“
Hannah blickte auf. „Also kein Zufall. Und kein einfacher Einbruch.“ „Definitiv nicht“, bestätigte Leo. „Das ist das Werk von jemandem, der sich entweder sehr gut auskannte oder sehr genau recherchiert hat.“
Ein Team begann, das gesamte Anwesen zu durchsuchen. Charlotte von Tannenberg war nicht nur eine Sammlerin, sondern lebte auch inmitten ihrer Kunst. Wertvolle Gemälde hingen an den Wänden, Skulpturen zierten die Gänge, und Vitrinen voller seltener Antiquitäten standen in jedem Raum. Das Haus war ein Museum für sich, und Hannah fragte sich, ob der Mord möglicherweise mit einem Raub zu tun hatte.
„Überprüft bitte sofort, ob etwas fehlt“, wies Hannah die Kollegen an. „Einbruchspuren an den Außentüren? Gibt es hier einen Tresor?“ „Die Vordertür ist intakt“, meldete ein Beamter. „Keine Hebelspuren.“ „Dann ist der Täter nicht durch die Tür gekommen, oder er hatte einen Schlüssel“, schlussfolgerte Hannah. „Oder er wurde reingelassen.“
Die Vorstellung, dass Charlotte ihren Mörder kannte, ließ Hannahs Intuition auf Hochtouren laufen. Wer hatte Zugang zu diesem streng bewachten Anwesen? Wer war in ihrem engsten Kreis?
Leo, der sich bereits mit dem Serverraum der Villa verbunden hatte, meldete sich wieder. „Ihre Kommunikation war… umfangreich. Charlotte von Tannenberg führte ein sehr aktives digitales Leben, obwohl sie nach außen so verschwiegen wirkte. Ich finde Anruflisten, E-Mails, und eine ganze Reihe verschlüsselter Nachrichten. Hier sind auch einige… sehr ungewöhnliche Kontakte.“ „Ungewöhnlich wie?“, fragte Hannah. „Kontakte zu Personen, die nicht in ihren üblichen Kreisen verkehren sollten. Und hier ist auch ein Kalendereintrag für heute Morgen. Ein Treffen. Mit wem, ist nicht vermerkt, aber es ist als ‚dringend‘ und ‚privat‘ markiert. Kurz vor Sonnenaufgang.“
Hannahs Blick schweifte über den blutigen Wintergarten, dann zu dem unfertigen Kaffee auf einem Beistelltisch, der aussah, als sei er gerade erst eingeschenkt worden. Charlotte hatte sich auf dieses Treffen vorbereitet. Sie hatte Besuch erwartet. Ihren Mörder?
Das Rauschen der Wellen, das so friedlich wirkte, schien nun wie ein leises Flüstern von Geheimnissen, die die Dünen von Bansin seit Langem hüteten. Der paradiesische Morgen hatte seine dunkle Seite offenbart, und Hannah und Leo waren bereit, in die Abgründe der Luxuswelt Usedoms einzutauchen, um das Echo des Verbrechens zu entschlüsseln. Der Fall war weit mehr als nur ein Raub. Er war eine Geschichte von Reichtum, heimlichen Affären und lang gehüteten Geheimnissen, die nun ans Licht drängten.
Kapitel 2: Ein Erbe voller Schatten
Der Duft von Luxus und Tod hing noch immer schwer in der Luft der Villa Amelie, als Charlotte von Tannenberg abtransportiert wurde. Mit ihr verschwand für den Moment auch die bedrückende Stille, die sich wie ein Schleier über den Tatort gelegt hatte. Doch für Hannah Thomsen und Leo Bergmann begann die eigentliche Arbeit erst jetzt – das Eintauchen in das komplizierte Geflecht aus Reichtum, Beziehungen und Geheimnissen, das das Leben der Verstorbenen umgab.
„Charlotte von Tannenberg war nicht nur eine Kunstsammlerin, sondern auch eine geschäftstüchtige Frau“, erklärte Hannah, während sie sich mit Leo im weitläufigen Wohnzimmer der Villa umsah. Der Raum war eine Galerie für sich: Moderne Skulpturen standen neben antiken Möbeln, abstrakte Gemälde dominierten die Wände. Alles sprach von unermesslichem Reichtum und einem exquisiten, wenn auch exzentrischen, Geschmack. „Ihre Stiftung ist millionenschwer, ihre Investments sind weit verzweigt. Das hier war kein einfacher Raub, Leo. Der Täter hat nicht willkürlich zugeschlagen.“
Leo nickte, sein Blick heftete sich an eine Reihe von Finanzdokumenten, die er auf einem gläsernen Couchtisch gefunden hatte. „Die Sicherheitsvorkehrungen hier sind exorbitant. Jemand, der hier einbricht, wüsste, worauf er sich einlässt. Und die Manipulation der Kameras… das war kein Laie. Das war gezielt.“ Er tippte auf sein Tablet. „Ich habe erste Recherchen zu ihren Hinterbliebenen angestellt. Es gibt da… einige interessante Verflechtungen.“
Sie saßen sich in zwei opulenten Sesseln gegenüber, inmitten des scheinbar perfekten Lebens der Charlotte von Tannenberg, das nun so brutal zerbrochen war. Die kühle Morgenluft strömte durch die leicht geöffnete Terrassentür, die zum Strand führte, doch sie konnte die innere Kälte, die dieser Fall auslöste, nicht vertreiben.
„Erzähl“, forderte Hannah. Sie wusste, dass Leos digitale Spürhund-Fähigkeiten oft schneller zu den Kerninformationen führten als jede klassische Vernehmung.
„Da ist zunächst Philipp von Tannenberg