Verbündete der Schatten - Lara Adrian - E-Book

Verbündete der Schatten E-Book

Lara Adrian

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Beschreibung

Der Stammesvampir Aric Chase ist ein Tagwandler mit außergewöhnlichen Kräften und gehört zu den mächtigsten Familien des Ordens. Trotz dieser Privilegien möchte er sich endlich im Einsatz beweisen. Seine Chance kommt, als er Informationen über die Geheimorganisation Opus Nostrum beschaffen soll. Ihm zur Seite wird die kämpferische Kaya gestellt. Vom ersten Moment an entfacht die verschlossene junge Frau eine nie gekannte Leidenschaft in ihm. Doch in ihrer Vergangenheit lauern Geheimnisse, die nicht nur sie selbst in den Abgrund reißen könnten.

"Die Serie wird einfach immer besser, ich kann es kaum erwarten, das nächste Buch in den Händen zu halten." Feeling Fictional

Band 15 der Midnight-Breed-Serie von Spiegel-Bestseller-Autorin Lara Adrian


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Seitenzahl: 364

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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

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Die Autorin

Die Romane von Lara Adrian bei LYX

Impressum

LARA ADRIAN

Verbündete der Schatten

Roman

Ins Deutsche übertragen von Firouzeh Akhavan-Zandjani

Zu diesem Buch

Der Stammesvampir Aric Chase ist privilegiert wie kaum ein anderer seiner Art. Er ist nicht nur ein Tagwandler und besitzt die außergewöhnliche Gabe, die Schatten zu manipulieren, er gehört auch einer der mächtigsten Familien des Ordens an. Dennoch will er sich im Einsatz beweisen wie jeder andere Krieger auch. Seine Chance kommt, als er Informationen über die Geheimorganisation Opus Nostrum beschaffen soll, die skrupellos Menschen und Vampire ermordet, um ihre Ziele zu erreichen. Seine Partnerin für diese erste Mission ist die kämpferische Kaya, die auf der Straße aufwuchs und sich nichts mehr ersehnt, als Teil des Ordens zu sein. Vom ersten Moment an fühlen sich beide unwiderstehlich zueinander hingezogen. Doch so sehr die Leidenschaft auch zwischen ihnen brennt – um ihre Geheimnisse zu wahren, kann Kaya nicht zulassen, je die Gefährtin eines Stammesvampirs zu werden. Käme ihre Vergangenheit ans Licht, würde sie alles verlieren, wofür sie so hart gekämpft hat …

1

Aric Chase zitterte innerlich vor Ungeduld, während der gepanzerte schwarze SUV durch den frühabendlichen Verkehr Londons raste. Mathias Rowan, der Teamleiter des Ordens in dieser Stadt, saß am Steuer, und seine Miene war so ernst und angespannt, wie Aric es noch nie bei dem Stammesvampir gesehen hatte.

Der bereits dritte Anruf, seit sie die Kommandozentrale verlassen hatten, um zum Flughafen nach Heathrow zu fahren, ließ Rowans Funkgerät summen. »Statusbericht«, verlangte er über die kabellose Kommunikationseinheit.

»Zwei tote Menschen und ein Schwerverletzter«, gab einer der Stammesvampire seines Patrouillentrupps durch. Die Stimme, die aus dem Lautsprecher drang, klang sehr ernst. »Hier ist ein richtiges Blutbad angerichtet worden, Commander. Der Rogue, der dafür verantwortlich ist, wurde von uns eingeäschert, aber wir wissen alle, dass diese Mistkerle immer in Horden auftreten.«

»Ja, ich weiß«, erwiderte Rowan mit belegter Stimme. »Halt mich auf dem Laufenden, Thane. Sag Deacon und den anderen vom Team, dass sie alles tun sollen, um die Situation unter Kontrolle zu behalten. Glaub ja nicht, dass Lucan Thorne keine Ausgangssperre verlangen wird. Denn falls das erforderlich sein sollte, um für die Sicherheit der menschlichen Bevölkerung zu sorgen und dafür, dass sie uns nicht in die Quere kommt, macht er das sofort.«

Der erfahrene Teamleiter hatte allen Grund, besorgt zu sein. In den Staaten und überall auf der Welt hatte der Orden sich im Laufe der vergangenen zwanzig Jahre, seit die Menschheit von der Existenz der Stammesvampire erfahren hatte, immer wieder mit Katastrophen herumschlagen müssen. Doch derart erbarmungslose Anschläge wie in den letzten Wochen waren neu, und die schlimmsten gingen auf das Konto einer im Untergrund arbeitenden Terrororganisation, die sich Opus Nostrum nannte.

Die Mitglieder wahrten geschickt ihre Anonymität, doch ihre Taten sorgten weltweit für Schlagzeilen. Angefangen hatte es vor ein paar Wochen mit dem Versuch, einen Bombenanschlag auf den Friedensgipfel zu verüben, an dem Stammesvampire und menschliche Würdenträger aus dem Rat der Vereinten Nationen teilnehmen sollten. Dieser Plan war vom Orden durchkreuzt worden. Doch dass es Opus nicht gelungen war, die Mitglieder des Rates der Vereinten Nationen und mit ihnen Lucan Thorne, den Vorsitzenden und Gründer des Ordens, umzubringen, hatte die Organisation und die Angriffe, die sie verübte, nur noch unverfrorener werden lassen.

Es war erst ein paar Nächte her, dass ein schwerer Anschlag die Stadt erschüttert hatte. Wegen Opus Nostrum war das Londoner JUSTIS-Gebäude, das Hauptquartier der mächtigen Strafverfolgungseinheit, die aus Stammesvampiren und Menschen bestand, jetzt nur noch ein qualmender Schutthaufen. Und noch weniger Zeit war seit einem Vorfall vergangen, bei dem in Washington als Sicherheitskräfte getarnte Opus-Mitglieder im Gebäude des Rates der Vereinten Nationen am helllichten Tage bei einer Versammlung das Feuer eröffnet und alle menschlichen Teilnehmer des Rates erschossen hatten, ehe sie die Waffen gegen sich selbst richteten.

Und jetzt waren zu dem kruden Mix, aus dem Opus bestand, offensichtlich auch noch Rogues hinzugekommen. Der Orden vermutete aus gutem Grund, dass der in letzter Zeit zu verzeichnende Anstieg von Blutgier unter den Stammesvampiren auf Drogen zurückzuführen war. Es war nicht das erste Mal, dass jemand versuchte, aus den Abkömmlingen von Arics Art blutgierige Monster zu machen, doch es würde bei Gott das letzte Mal sein.

Opus Nostrum musste das Handwerk gelegt werden. Es war Arics größter Wunsch, Teil des Teams zu sein, das dafür sorgte. Er wartete nur darauf, eine Gelegenheit dafür zu bekommen.

Und das bedeutete, dass er zurück ins Hauptquartier in D. C. musste, wo es richtig zur Sache ging.

Mathias Rowan schien zu spüren, in welche Richtung Arics Gedanken gingen, denn er warf ihm einen kurzen Blick zu. »Ist es wirklich das, was du willst?«

»Du machst wohl Witze. Das ist es, wofür ich geboren bin.« Er grinste. »Es überrascht mich, dass du mir überhaupt diese Frage stellst, wenn man bedenkt, wie lange du schon meinen Vater kennst.«

»Stimmt«, brummte Rowan. »Versteh mich nicht falsch, aber es gibt Momente, in denen ich befürchte, es könnte zu viel von meinem alten Freund Sterling Chase in dir stecken. Ich habe noch nie einen jungen Krieger erlebt, der so erpicht darauf war, sich die Hände auf dem Schlachtfeld schmutzig zu machen.«

Aric zuckte mit den Achseln. »Ich fasse das mal als Kompliment auf.«

Von der Rückbank ertönte ein leises Lachen. »Du fasst alles als Kompliment auf, Tagwandler.«

Aric drehte sich auf seinem Sitz und salutierte grinsend seinem besten Freund und Kampfgefährten Rafe Malebranche. »Ehre, wem Ehre gebührt, Kumpel. Das ist alles.«

Normalerweise hätte er mit Rafe noch genüsslich in Erinnerungen über frühere Heldentaten und Eroberungen geschwelgt … das übliche angeberische Geplänkel zwischen jungen Männern, das sich meist unter der Gürtellinie abspielte und auf dem auch die Freundschaft ihrer Väter, Chase und Dante, damals aufgebaut hatte. Doch heute Abend unterdrückte Aric den Impuls.

Er und Rafe waren mit Mathias Rowan nicht allein im Wagen. Die Gefährten hatten eine unerwartete Mitreisende dabei, die sie nach Washington begleiten würde – eine sanfte junge Frau, die sich eng an Rafe schmiegte, seit sie sich auf den Weg nach Heathrow gemacht hatten.

»Wie kommst du zurecht?«, fragte Aric sie.

Sie nickte schwach in seine Richtung, schaute jedoch zu Rafe auf, während sie sprach. »Es geht mir gut. Solange ich nicht zu viel über das nachdenke, was passiert ist, komme ich wohl klar.«

Sie hieß Siobhan O’Shea, und sie war der Grund, warum sie überhaupt hier waren – oder genauer gesagt: Ihre ermordete Mitbewohnerin war der Grund, Iona Lynch.

Die Tote war möglicherweise eine Hauptzeugin bei der Suche des Ordens nach Mitgliedern von Opus Nostrum gewesen. Doch zu ihrem Pech hatte, ehe Aric und Rafe Iona Lynch zum Verhör hatten abholen können, jemand dafür gesorgt, dass sie keine Geheimnisse mehr ausplaudern konnte. Diese vielversprechende Spur war also im Sande verlaufen, und stattdessen hatte der Orden jetzt unseligerweise eine junge Frau in seinem Gewahrsam, um die er sich kümmern musste.

Allerdings schien Rafe von dieser Vorstellung recht angetan zu sein.

Siobhan lehnte sich gegen ihn, als der Wagen um eine Ecke fuhr, und er schien überhaupt nichts dagegen zu haben. Die stille hübsche Stammesgefährtin war zusammen mit ihrer Freundin brutal überfallen worden, doch dank Rafes Gabe, mit seinen Händen zu heilen, hatte sie nicht einmal mehr einen Kratzer. Seit sie sich in der Obhut des Ordens befand, war Rafe irgendwie in die Rolle ihres persönlichen Aufpassers gerutscht.

»Du bist jetzt in Sicherheit«, beruhigte er sie. »Du weißt doch … ich habe dir mein Wort darauf gegeben.«

Sie reagierte mit einem sanften, aber auch unsicheren Lächeln. »Ich kann dir gar nicht genug für all das danken, was du für mich getan hast. Ich wünschte nur, du hättest auch Iona retten können.«

Das ging den Mitgliedern des Ordens nicht anders, doch der Frau war selbst mit Rafes unglaublicher Gabe nicht mehr zu helfen gewesen.

Dieser Umstand schien jetzt schwer auf Siobhan zu lasten. Während sie mit den Tränen kämpfte, strich Rafe über ihr helles Haar und versuchte, sie mit ruhiger Stimme zu beruhigen und zu trösten.

Aric fragte sich, was für eine Art von Trost sein Freund ihr wohl noch zukommen lassen würde.

Nicht mein Problem, dachte er, während er sich wieder nach vorn drehte. Und lieber er als ich.

Sosehr Aric auch weibliche Gesellschaft genoss, hatte er weder Zeit noch Interesse, sich auf romantische Verwicklungen einzulassen. Ihm stand der Sinn nach etwas anderem – er wollte eines Tages ein eigenes Team anführen, und nichts würde ihn daran hindern, dieses Ziel zu erreichen.

Nicht einmal so eine gefährliche Organisation wie Opus Nostrum.

Auf gar keinen Fall würde Opus ihn davon abhalten.

Ein weiterer Anruf ließ Commander Rowans Funkgerät summen, als sie am Flughafen ankamen und zu einem privaten Hangar fuhren, wo einer der Jets des Ordens aufgetankt darauf wartete, sie in einem mehr als achtstündigen Flug zurück ins Hauptquartier zu bringen.

»Das ist Lucan Thorne«, sagte Mathias, während er den SUV zum Stehen brachte. Statt das Gespräch über den Lautsprecher zu führen, deaktivierte er diesen und legte das Funkgerät ans Ohr. »Rowan hier.«

Er sah Aric an, während der Anführer des Ordens am anderen Ende der Leitung sprach. »Wir sind jetzt am Hangar. Sie wollen gerade an Bord gehen, um nach Washington zu fliegen.« Mathias lauschte dem anderen noch einen Moment, ehe er das Telefon an Aric weiterreichte. »Er will mit dir sprechen.«

Aric nahm das Gerät mit einer Mischung aus Unbehagen und Neugier entgegen. »Ja, Sir?«

»Es gibt eine Planänderung«, sagte Lucan. »Ich will, dass du einen Zwischenstopp in Montreal einlegst, ehe du zum Hauptquartier kommst. Ich habe den Piloten bereits informiert.«

»Montreal«, überlegte Aric laut. »Das ist doch Nikolais und Renatas Zuständigkeitsbereich.«

Der russischstämmige Krieger war eines der älteren Mitglieder des Ordens. Niko und seine Gefährtin hatten sich vor Jahren in Montreal kennengelernt und dort niedergelassen, um die dortige Kommandozentrale zu leiten. Das Respekt einflößende Paar rechnete jeden Tag mit der Geburt seines ersten Kindes, doch angesichts des geschäftsmäßigen Tons von Lucan ging Aric nicht davon aus, dass er den beiden einen Höflichkeitsbesuch abstatten sollte.

»Niko weiß, dass du kommst«, sagte Lucan. »Die Einzelheiten deines Auftrags werden dir mitgeteilt, sobald du dort bist. Bis dahin kein Wort darüber zu irgendjemandem.«

Sein Auftrag.

Allmächtiger. Wie lange hatte er auf diesen Moment gewartet?

Endlich bekam er die Chance, sich als der Krieger zu erweisen, als der er sich bereits fühlte.

Würde Lucan ihn einem erfahrenen Mitglied des Ordens wie Niko an die Seite stellen, um sich ein Bild von seinen Fähigkeiten zu machen? Oder würde er ihn erst mit einem der Teams in Montreal auf Streife schicken, damit er sich nach oben arbeitete?

Er konnte es kaum erwarten, das herauszufinden.

»Ja, Sir.« Ein Lächeln spielte um Arics Lippen, als er auf Lucans Befehl antwortete. »Sehr gern, Sir.«

2

Der Vampir lauerte hinter ihr im Dunkel, verborgen in der dicht bewaldeten Parklandschaft. Den Mond verhüllten dunkle Wolken, sodass nur das in der Ferne funkelnde Montreal, welches sich am Fuße von Summit Woods erstreckte, ein bisschen Licht gab.

Kaya Laurent konnte die Gefahr nicht sehen, die ihr hinterherschlich, während sie sich einen Weg zwischen den Bäumen hindurch bahnte, aber sie spürte sie mit jedem drängenden Schlag ihres Herzens. Der Stammesvampir hatte sie ins Visier genommen und wartete nur auf den richtigen Moment, um anzugreifen.

Er war nicht allein.

Irgendwo im Wald waren noch zwei andere, und zusammen kreisten sie sie wie ein Rudel Wölfe ein.

Kaya eilte den Weg entlang, der von Brombeersträuchern gesäumt wurde, und das Adrenalin, welches ihren Körper überschwemmte, beschleunigte ihre Schritte. Eigentlich bestand keine Hoffnung für sie, ihren Verfolgern zu entkommen, aber sie musste es zumindest versuchen. Hinter ihr knackte ein Zweig, als dieser unter einem schweren Stiefel zerbrach. Sie lief noch schneller, und das Herz schlug ihr mittlerweile bis zum Hals.

Verdammt.

Ihr Ziel war direkt vor ihr – keine fünfhundert Meter entfernt. Wenn sie es bis zur großen Eiche am Rande des Waldes schaffte, wäre sie in Sicherheit.

Wenn sie sich sehr anstrengte, würde sie es vielleicht sogar schaffen, ehe …

»Shit!«

Fast hundertvierzig Kilo eines sich rasend schnell bewegenden Stammesvampirs trafen sie von hinten wie ein Güterzug. Obwohl sie sich seelisch auf den Angriff vorbereitet hatte, schrie sie bei dem Zusammenstoß auf und stürzte krachend zu Boden.

Stöhnend rollte Kaya sich sofort weg, obwohl sie nur Sternchen sah. Doch keine Sekunde zu früh, denn im nächsten Moment hätte der Angreifer sie auch schon unter sich zerquetscht. Sie sprang auf, als der zweite Vampir im nächtlichen Wald Gestalt annahm. Und dann tauchte auch schon der dritte auf, um ihr von der anderen Seite den Weg abzuschneiden.

Aber eigentlich wollte sie gar nicht mehr weglaufen.

Jetzt konnte sie nur noch kämpfen – und inständig hoffen, dass sie die nächsten paar Minuten überlebte.

Die Pistole hatte sie bereits in der Hand. Ohne Vorwarnung eröffnete sie das Feuer … drei schnelle Schüsse, die eigentlich Volltreffer gewesen wären, doch ihre Angreifer waren Stammesvampire. Zwei wichen den Kugeln aus, während der dritte aufbrüllte, als ihn ihre Kugel mitten in die Brust traf.

Blut spritzte, und er ging zu Boden.

»Ja!«

Einer erledigt, noch zwei.

Der Größte von den dreien grinste sie im Dunkel an. Ein wahrer Koloss mit breiten Schultern und finsteren, bedrohlichen Zügen, die für ihren Geschmack viel zu belustigt wirkten, als er langsam näher rückte.

Kaya wollte schon wieder den Abzug drücken, doch im Bruchteil einer Sekunde – einer Bewegung, der sie mit dem Blick nicht folgen konnte – schlug der Hüne ihr die Pistole aus der Hand. Sie flog davon und landete irgendwo zwischen den Bäumen. »Hm, und was willste jetzt machen?«

Ihre Hand ging zu einem der Messer, die in ihrem Gürtel steckten. Er stürzte sich auf sie. Sie warf das Messer, bekam aber nicht mehr mit, ob sie getroffen hatte, denn während sie ganz auf den großen Mann vor ihr konzentriert gewesen war, hatte sie den dritten aus den Augen verloren.

»Dumm gelaufen, Schätzchen.« Große Hände legten sich von hinten um ihren Hals. »Du bist tot.«

»Fuck!« Kaya knurrte vor wütender Enttäuschung, und sie sackte in sich zusammen, als sich die tödliche Umklammerung lockerte und ihr Möchtegern-Mörder leise lachte. Sie strich sich das lange braune Haar aus dem Gesicht. Ihr Atem raste. »Noch ’ne Runde. Ich schaff das.«

Der Stammesvampir, den sie mit dem Paintball getroffen hatte, erhob sich vom Boden und streifte fluchend das mit roter Farbe besudelte Shirt ab. Er schüttelte den Kopf. »Ich bin draußen. Du wirst die ganze Nacht auf uns losgehen, wenn wir dich lassen.«

Kaya zog eine Augenbraue hoch. »Was ist los, Webb? Hast du etwa Angst, dass ich dich wieder erledige?«

Er lachte und schenkte ihr ein Lächeln, das den Hünen von einem bloß gut aussehenden Mann in einen wahren Adonis verwandelte. »Du hattest einfach Glück, das ist alles. Aber du solltest mehr darauf achten, was hinter dir vorgeht. Ich erwisch dich, wenn du es am wenigsten erwartest.«

»Sie wird immer besser«, meinte sein Kamerad. Die große Hand, die ihr eben noch fast den Kopf abgerissen hatte, knuffte sie lobend gegen die Schulter. »Gut gemacht, Kaya.«

»Danke, Torin.« Sie schenkte dem exotisch aussehenden Krieger mit der schulterlangen hellblonden Mähne ein Lächeln. Zwar war er genauso gefährlich wie jedes andere Mitglied des Ordens, doch der coole Krieger hatte sich ihr gegenüber in den letzten paar Wochen, seit sie mit dem Team trainierte, immer sehr entgegenkommend gezeigt.

Das größte Mitglied des Trupps, der dunkelhäutige schwarzhaarige Koloss namens Balthazar, trat dazu und gab Kaya die Waffen zurück, die sie im Eifer des Gefechts verloren hatte. »Das nächste Mal hältst du die Augen in alle Richtungen offen.«

»Geht klar, Bal.« Mit einem Nicken nahm sie die Farbpistole und das Messer entgegen und steckte beides in den Gürtel.

Im Hintergrund ertönte Applaus, und dann näherte sich Kayas Freundin Mira – das einzige weibliche Mitglied des Orden-Teams, dem Kaya so gern angehören wollte – der Gruppe. Mira war wie alle anderen Krieger ganz in Schwarz gekleidet, und ihre Springerstiefel brachten den Kies leise zum Knirschen, als sie begleitet von ihrem Gefährten, Kellan Archer, die Stelle verließ, von der aus sie alles beobachtet hatte.

»Verdammt. Ich hab’s vermasselt«, gestand Kaya. »Ich werde weiterüben. Ich schaffe das.«

»Daran hege ich keinerlei Zweifel, sonst hättest du es nicht so weit gebracht.« Mira lächelte. »Du bist eine hervorragende Kämpferin, Kaya. Keiner erwartet von dir, dass du in der Lage bist, es mit drei der besten Stammesvampire gleichzeitig aufzunehmen, um dich dem Orden zu beweisen.«

Kellan sah Mira voller Stolz an. »Davon abgesehen gibt es andere Fähigkeiten, die für ein Team genauso wertvoll sind.«

Die beiden sprachen aus Erfahrung. Auch wenn Mira äußerst gewandt war und hervorragend mit ihren Messern umgehen konnte, fehlte ihr doch das, was einen Stammesvampir ausmachte. Sie besaß weder deren überwältigende Kraft noch die Energie, welche den Abkömmlingen dieser Art zu eigen war. Doch das hatte die ehrgeizige Frau nicht davon abgehalten, sich im Orden hochzuarbeiten. Mira hatte es so bis zum Captain geschafft. Eine Leistung, die Kaya nicht nur bewunderte, sondern um die sie sie fast schon beneidete.

Ihr ganzes Leben lang hatte Kaya davon geträumt, irgendwohin zu gehören. Als kleines Kind hatte sie auf der Straße gelebt und sich immer danach gesehnt, einen Ort zu finden, wo sie das Gefühl hatte, dass man sie brauchte und respektierte. Ein Ort, wo sie wichtig war, wo sie sich sicher fühlte.

Im Verlaufe des mehr als einen Jahres, das sie Mira nun kannte, hatte sie einen Eindruck davon bekommen, wie dieses Leben aussehen könnte. Nachdem sie jetzt die letzten beiden Wochen unter der Aufsicht ihrer Freundin trainiert hatte, wünschte sie sich nichts sehnlicher, als ein vollwertiges Mitglied des Ordens zu werden.

Mira winkte ihr Team heran. »Lasst uns aufbrechen und zur Basis zurückkehren.«

Sie hatten Kaya seit Sonnenuntergang hart rangenommen, und so hatte der Gedanke an eine heiße Dusche und Kleidung, die nicht vor Dreck starrte, etwas Himmlisches an sich, auch wenn sie eigentlich genauso sehr darauf erpicht war, sich zu beweisen und ihre Fähigkeiten zu verbessern.

Gemeinsam stapfte der Trupp den Abhang hoch. Die Kommandozentrale von Montreal befand sich auf der Spitze des Berges, der der Stadt ihren Namen gegeben hatte. Das Gebiet hatte man dem Orden zum Ausgleich dafür übereignet, dass dieser die Bevölkerung in den Jahren nach der Ersten Morgendämmerung vor den gewalttätigen Ausschreitungen schützte, die dort grassierten. Kaya hatte noch nie etwas so Beeindruckendes wie dieses riesige Gebäude mit seiner unterirdischen labyrinthischen Zentrale gesehen. Sie war jetzt seit einem halben Monat hier, bezweifelte aber, dass sie auch nur einen Bruchteil des weitläufigen Anwesens kennengelernt hatte.

Was natürlich Absicht war.

Denn solange sie noch kein vollwertiges Mitglied des Teams war, beschränkte sich ihr Zutritt auf den Wohnbereich und die Räumlichkeiten der Patrouillen, es sei denn, sie war in Begleitung von Mira oder anderen Kriegern. Kaya störte sich nicht an diesem Mangel an Vertrauen, denn dies war absolut nachvollziehbar. Man musste schließlich vorsichtig sein, wenn es um Ordensangelegenheiten ging. Immerhin waren die Krieger über Jahrzehnte immer wieder von unterschiedlichen Gegnern angegriffen worden – sogar länger, wenn man an all die Jahrhunderte dachte, die die Stammesvampire versucht hatten, für Frieden zwischen sich und den Menschen zu sorgen, ehe vor zwanzig Jahren ihre Existenz auf der Erde enthüllt worden war.

»Die Patrouillen brechen in einer Stunde auf«, wies Mira die Männer an, als das Team die Kommandozentrale erreichte. Als Torin, Bal und Webb gingen, richtete sie ihren nachdenklichen Blick auf Kaya. »Sah gut aus, wie du dich heute Nacht da draußen gehalten hast. Bestimmt hat Niko auch schon bemerkt, wie hart du arbeitest.«

»Nikolai?« Bei der Erwähnung des herausragenden Anführers, der zufälligerweise auch Miras Adoptivvater war, richtete Kaya sich ein bisschen gerader auf. Zwar war es Mira, die entscheiden würde, wann Kayas Ausbildungsphase abgeschlossen war, doch der Leiter der Kommandozentrale von Montreal würde sie einem Team zuweisen. »Hat er was über mich gesagt, Mira? Ich schwöre dir, er hat kaum mehr als zwei Worte mit mir gewechselt, seit ich hier bin.«

Kellan lachte leise. »Niko hat kaum Zeit, mit irgendjemandem mehr als zwei Worte zu wechseln, jetzt wo Renata bald das Kind bekommt.«

»Das ist richtig«, bestätigte Mira und lächelte liebevoll. »Er ist ein totales Nervenbündel – auch wenn er das nie zugeben würde.«

»Nie«, meinte auch Kellan. Dann streckte er die Hand aus und strich seiner Gefährtin über die Wange; offenbar konnte er diesen Impuls nicht unterdrücken. »Das wird mir wahrscheinlich genauso gehen … wenn es so weit ist.«

Das Paar tauschte einen Blick, den Kaya geflissentlich übersah. Der Moment zwischen den beiden war zu intim – eine wortlose Unterhaltung, die plötzlich bedeutungsschwer in der Luft hing.

Kaya räusperte sich. »Ich, äh … ich gehe dann mal unter die Dusche, nachdem ich meine Sachen weggebracht habe. Ich werde bestimmt noch tagelang Blätter und Tannennadeln in meinen Haaren finden.«

Mira, die in Kellans Armen hing, lachte. »Ruh dich aus. Du hast es dir verdient.«

Kaya überließ die beiden ihren leisen Gesprächen und den tiefen Blicken und war froh, dem Knistern zu entkommen, das jedes Mal in der Luft zu liegen schien, wenn sich das Paar, das erst vor Kurzem geheiratet hatte, nahe war. Es hatte lange gedauert, bis die Verbindung zustande gekommen war – ein Wunder, dem es gelungen war, Schicksal und Tod zu trotzen. Kaya gönnte ihnen ihr Glück, doch dadurch spürte sie die Leere in ihrem Leben noch viel stärker.

Sie betrat die Waffenkammer und löste den Gurt mit der Farbpistole und den Messern. Irgendwo aus dem Gang drangen leise die Stimmen und das Lachen der Krieger zu ihr. Die Geräusche in der Kommandozentrale waren in der kurzen Zeit, die sie hier war, zu einem vertrauten Teil ihrer täglichen Routine geworden. Bals tiefer Bariton. Torins samtiges Timbre. Webbs leises Schnurren.

Kaya ließ ihre Gedanken schweifen, während sie die Pistole auseinandernahm und die einzelnen Teile zu putzen begann. Tausende von Erinnerungen kamen ihr in den Sinn, während sie arbeitete. Manche waren angenehm, manche … nicht.

Sie wusste nicht, wie lange sie in Gedanken versunken gewesen war, als sie plötzlich eine leichte Veränderung bemerkte. Sie verspürte ein Kribbeln im Nacken, und gleichzeitig zuckte Webbs Warnung durch ihr Unterbewusstsein.

Du solltest mehr darauf achten, was hinter dir vorgeht. Ich erwisch dich, wenn du es am wenigsten erwartest.

Kayas Lippen verzogen sich zu dem Anflug eines Lächelns. Wollen wir doch mal sehen.

Ihre Hand schloss sich fester um das Heft eines ihrer Messer. Sie spürte, wie er sich ihr von hinten näherte, auch wenn er sich völlig geräuschlos bewegte.

Kaya sprang auf. Im Bruchteil einer Sekunde wirbelte sie herum und setzte ihr Messer, zum Todesstoß bereit, an die Kehle des Stammesvampirs.

Doch es war nicht Webbs Gesicht, in das sie jetzt sah.

Es gehörte keinem der Krieger aus der Kommandozentrale von Montreal.

Augen hell wie der Frühling hielten ihrem Blick unter dichten goldbraunen Brauen und dunklen Wimpern, um die ihn jede Frau beneiden würde, stand. Es lag keine Angst in dem unverwandten Blick. Da waren nur eine leichte Überraschung und ein Anflug von Erheiterung zu bemerken. »Na, das ist vielleicht ein Empfang.«

Kaya musterte den großen muskulösen Stammesvampir, der wie ein Zivilist gekleidet war, mit finsterer Miene. Die Klinge drückte sie weiter an seinen Hals. »Wer zum Teufel bist du?«

Ein viel zu arrogantes Grinsen huschte über sein Gesicht. »Ich wollte dich gerade dasselbe fragen.«

»Der Zutritt ist hier verboten. Wer hat dich reingelassen?«

Er zuckte mit einer seiner kräftigen Schultern. »Nikolai und Renata haben mir gesagt, ich würde Mira hier unten finden. Da ich meine Freundin kenne, dachte ich mir, dass sie mit ihren Messern übt.«

»Deine Freundin?«

Shit.

Kaya wich zurück und nahm die Klinge von seinem Hals, als Mira auch schon mit einem freudigen Juchzen hereingestürmt kam und den gut aussehenden Mann umarmte. »Aric!«

Sein Gesicht leuchtete auf, als er die Arme um Mira schlang, sie hochhob und im Kreis herumwirbelte. »Du siehst großartig aus, Mäuschen«, sagte er, als er sie wieder auf den Boden stellte. »Wo ist der Glückspilz, den du zum Gefährten genommen hast?«

»Hier.« Kellan betrat die Waffenkammer und schüttelte Aric zur Begrüßung die Hand. »Schön, dich zu sehen, Mann. Wir wussten gar nicht, dass du kommst.«

Ein geheimnisvolles Lächeln spielte um Arics Lippen. »Tja, hier bin ich.«

»Ist Rafe auch mitgekommen?«, fragte Mira. »Ich habe ihn seit, nun ja, seit dem, was vor ein paar Wochen passiert ist, nicht mehr gesehen.«

Sie sah Kellan an, und am Ausdruck ihrer lavendelfarbenen Augen konnte man erkennen, wie bewegt sie war. »Wo ist er, Aric? Ich kann es kaum erwarten, euch beide zu sehen.«

»Rafe freut sich auch darauf, alle zu sehen. Er wird bestimmt bald zu euch runterkommen.«

Kellan sah ihn fragend an. »Das Letzte, was wir von euch gehört hatten, war, dass ihr London mit der Stammesgefährtin verlassen habt, die von euch vor ein paar Nächten in Irland gerettet worden ist. Chiffon … oder so ähnlich.«

»Shiobhan O’Shea«, verbesserte Mira ihn ungeduldig. »Heißt das, ihr habt sie mitgebracht?«

»Sie ist bei Rafe. Er und Renata bringen sie gerade in einem der Zimmer unter.«

Arics Blick ging immer wieder zu Kaya, während er sprach. Ihr entgingen weder das interessierte Funkeln in seinen hellgrünen Augen noch das amüsierte Zucken seines breiten Mundes.

»Oh, tut mir leid«, sagte Mira schnell. »Aric, kennst du schon meine Freundin Kaya Laurent?«

»Wir wollten uns gerade miteinander bekannt machen«, erwiderte er, und sein arrogantes Grinsen verstärkte sich, als er zur Begrüßung die Hand ausstreckte. »Ich bin Aric Chase.«

Seine Finger legten sich warm und fest um ihre. Sie wollte die Empfindung, die sich in ihr ausbreitete, als sie einander berührten, nicht wahrhaben. Normalerweise vermied Kaya es, Leute zu berühren, die sie nicht kannte. Eine Vorsichtsmaßnahme, zu der sie schon früh in ihrem Leben gegriffen hatte, um sich vor der Kraft ihrer übersinnlichen Gabe zu schützen. Doch ihre Fähigkeit, die Gedanken eines anderen zu lesen, funktionierte nur bei Menschen, nicht bei Stammesvampiren.

Deshalb hatte das Zucken, das sie durchfuhr, als Arics starke Hand ihre umschloss, auch nichts damit zu tun. An dem Blick, den er ihr zuwarf, erkannte sie, dass er es auch spürte.

Kaya entzog ihm ihre Hand und verschränkte die Arme vor der Brust. »Chase?«, wiederholte sie, als der Name, den er genannt hatte, endlich zu ihr durchdrang, nachdem ihre beunruhigenden Gedanken sie völlig vereinnahmt hatten.

»Arics Vater leitet die Kommandozentrale von Boston«, beantwortete Mira die unausgesprochene Frage.

Mühsam unterdrückte Kaya ein Stöhnen. Schlimm genug, dass sie einen Krieger, der zu Besuch gekommen war, mit dem Messer bedroht hatte … aber noch dazu hätte sie sich beinahe an Sterling Chase’ Sohn vergriffen. Und auch Arics Mutter war fast so etwas wie eine Legende. Tavia Chase, der erste weibliche Stammesvampir, von dessen Existenz man je erfahren hatte, war darüber hinaus auch eine Tagwandlerin – eine Gabe, die sie an ihre Kinder, Aric und seine Zwillingsschwester Carys, weitergegeben hatte.

Wenn man innerhalb des Ordens von hierarchischen Strukturen sprechen konnte, dann war Aric Chase fast schon von royaler Abstammung.

»Freut mich, dich kennenzulernen«, murmelte Kaya.

»Ebenso.« Bewundernd glitt sein Blick über sie. Sein Grinsen, das schalkhafte Grübchen offenbarte, wandelte sich in ein Lächeln, und dann fing er an leise zu lachen.

»Stimmt was nicht?« Blaues Blut hin oder her – ihr sträubten sich die Haare bei der Vorstellung, dass er sich vor ihrer Teamleiterin und Freundin über sie lustig machte.

Sie zuckte zusammen, als er ohne Vorwarnung die Hand nach ihr ausstreckte. Seine Finger strichen an ihrer rechten Wange vorbei und zogen einen kleinen Zweig aus ihrem Haar.

Kaya riss ihn ihm aus der Hand. Sie biss die Zähne zusammen, um den Fluch zurückzuhalten, der ihr auf der Zunge lag.

»Bitte schön«, sagte er leise, als jemand laut an den Türrahmen klopfte.

Nikolai füllte den ganzen Rahmen der offen stehenden Tür aus, während sein stählerner Blick jeden im Raum erfasste, bis er sich schließlich auf Aric und Kaya richtete. »Gut. Ihr seid alle da.«

Mira sah ihren Vater fragend an. »Was ist los?«

»Lucan hat eine Besprechung anberaumt. In zwei Minuten wird er in den Konferenzraum geschaltet.«

Sie nickte. »Ich werde dem Team Bescheid sagen.«

»Es ist nicht das Team, mit dem er heute Abend sprechen möchte.« Nikos ernster Blick ließ von Mira ab. »Aric, Kaya. Ihr beiden kommt mit.«

3

Aric ließ seine verwirrten Freunde in der Waffenkammer zurück und folgte Nikolai und der brünetten Schönheit mit dem geschmeidigen Körper, die so aussah, als wäre sie gerade von einem tagelangen Training in der Wildnis zurückgekehrt. Es konnte aber auch sein, dass sie sich wild im Heu gebalgt hatte – wenn man davon ausging, dass das Heu voller Tannennadeln, Moos und getrocknetem Laub und jahrealten Zweigen war.

Beide Möglichkeiten faszinierten ihn.

Vor allem letztere.

Unwillkürlich bewunderte er die Rückansicht von Kaya Laurent, die mit schnellem Schritt den Gang entlangeilte. Sie trug eine schwarze Kampfhose, die ihre Rundungen betonte, und einen Waffengurt um die schlanke Taille. Seidig glatte Strähnen ihres kaffeebraunen Haars hatten sich aus dem Pferdeschwanz gelöst, der bei jedem Schritt wippte, während sie neben Niko herging.

Sie betraten einen leeren Besprechungsraum, und der Commander schloss die Tür hinter ihnen. »Nehmt Platz.«

Aric ging zu dem runden Tisch und setzte sich in einen der leeren Sessel, die darum herumstanden. Er dachte eigentlich, dass Kaya den Sessel neben ihm nehmen würde, doch sie umrundete den Tisch und setzte sich ihm gegenüber hin, so weit wie möglich von ihm entfernt.

Er grinste spöttisch, während er sie dabei beobachtete, wie sie sich anstrengte, ihn komplett zu ignorieren. Offensichtlich hatte er keinerlei Pluspunkte bei der gefährlichen Schönen machen können.

»Die Vorstellungsrunde können wir uns wohl sparen«, meinte Niko, während er an den Tisch trat und den Platz zwischen ihnen einnahm. »Ihr beiden scheint euch schon miteinander bekannt gemacht zu haben.«

»Ja, das stimmt.« Kaya würdigte Aric noch nicht einmal eines Blickes, während sie sprach. »Wir sind einander vorgestellt worden.«

»Kaya war so nett, mir einige der Regeln hier in der Kommandozentrale zu erläutern, als ich in der Waffenkammer auf sie gestoßen bin.«

Jetzt ging ihr Blick doch zu ihm, und er bemerkte ein schockiertes Flackern in ihren dunkelbraunen Augen. Sie war wütend, sagte jedoch nichts. Aber obwohl sie schwieg, bemerkte er, wie sich ihre hohen Wangenknochen vor zorniger Erregung verfärbten.

Himmel, sie war so schön! Das hatte er gleich im ersten Moment festgestellt, als sein Blick auf sie gefallen war. Sein Erinnerungsvermögen ließ zwar gelegentlich zu wünschen übrig, doch es wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, sich nicht jede Nuance der Züge der Frau einzuprägen, die seiner Aufmerksamkeit hatte sicher sein können, als sie ihm ihre Klinge an den Hals gesetzt hatte.

Nikolai wendete den Kopf fragend von Kaya zu ihm. »Und was heißt das genau?«

Aric räusperte sich. »Wir haben uns bereits kennengelernt.«

»Schön. Dann können wir jetzt ja anfangen.«

Kaum hatte er das gesagt, ließ auch schon ein eingehender Anruf den Flachbildschirm aufleuchten, der fast die ganze Wand einnahm. Lucan Thornes dunkelhaariger Kopf mit der ernsten Miene füllte das ganze Display. Der Gründer des Ordens rief nicht von seinem Büro im Hauptquartier in D. C. an, sondern saß in einem Raum, der mit modernster Technologie ausgestattet war. Touchscreens und hauchdünne Displays beleuchteten Lucan von allen Seiten.

Während die beiden Commander Begrüßungsfloskeln austauschten, verstummte Kaya ganz und gar. Ihr Blick hing am Bildschirm, während sie verstohlen versuchte, Dreck, Nadeln und Blätter von ihrer Kleidung zu streichen, die immer noch von welcher Aktivität auch immer, der sie vor dieser Besprechung nachgegangen war, an ihr klebten.

Aric wollte ihr sagen, dass sie sich keine Gedanken machen sollte. Auch in ihrem zerzausten Zustand war sie eine Augenweide. Und das nicht nur, weil sie atemberaubend aussah, sondern weil sie etwas ausstrahlte. Selbstvertrauen. Kompetenz. Ihre dunklen Augen funkelten vor Entschlossenheit.

In diesem Moment deutete Nikolai auf sie. »Lucan, das ist Kaya Laurent, die Anwärterin, von der ich dir erzählt habe.«

Anwärterin?

So wie sie mit Waffen umging, hatte Aric angenommen, dass Miras Freundin bereits Mitglied ihres Teams war oder zumindest kurz davorstand, diesem beizutreten.

Der Anführer des Ordens bedachte Kaya mit einem anerkennenden Blick. »Ich habe viel Gutes gehört. Nicht nur von Niko, sondern auch von Mira.«

»Danke schön. Ich tue mein Bestes.«

»Bleib am Ball.« Dann richtete sich Lucans durchdringender Blick auf Aric. »Bereit, an die Arbeit zu gehen?«

Aric grinste. »Immer.«

»Ich habe euch beide heute Abend zu dieser Besprechung gebeten, weil eine Aufgabe erfüllt werden muss, die bestimmte Fähigkeiten erfordert«, erklärte der Krieger. »Opus Nostrum hat uns sehr zugesetzt, seitdem der Orden den Anführer, Reginald Crowe, vor ein paar Wochen getötet hat. Auch abgesehen von Bombenanschlägen, Attentaten und dem neuesten Anstieg von Rogue-Angriffen überall auf der Welt tut Opus alles, um uns in Atem zu halten. Offensichtlich denkt man, dass wir nicht die Zeit oder genug Leute haben werden, Jagd auf die Drahtzieher zu machen, wenn wir die ganze Zeit damit beschäftigt sind, Brandherde zu löschen.«

»Falsch gedacht«, warf Nikolai ein. »Wir werden nicht eher ruhen, bis wir jedem einzelnen Mistkerl, der für die Umtriebe von Opus Nostrum verantwortlich ist, die Maske heruntergerissen haben.«

Lucan nickte. »Das bringt mich zum Grund unseres heutigen Treffens. Gideon ist zufällig auf eine Information gestoßen, die annehmen lässt, dass eine Schlüsselperson mit möglichen Verbindungen zu Opus morgen an einem gesellschaftlichen Großereignis in Montreal teilnehmen wird. Wir müssen Leute von uns einschleusen, dürfen aber auf keinen Fall unser Blatt überreizen. Keiner darf merken, dass wir auf einer neuen Fährte sind. Weder Opus noch der Mistkerl, bei dem wir uns fast zu hundert Prozent sicher sind, dass er gemeinsame Sache mit der Terrororganisation macht.«

»Um was für eine Art von Großereignis geht es hier überhaupt?«, fragte Aric.

»Ein Hochzeitsempfang«, erwiderte Lucan. »Für Anastasia Rousseau und Stephan Mercier.«

»Die Rede ist von der Enkeltochter des früheren Premierministers«, stellte Kaya fest. »Ihre Hochzeit ist das wichtigste gesellschaftliche Ereignis des Jahres. Nach allem, was ich gehört habe, werden wohl an die tausend Gäste an der Feierlichkeit teilnehmen.«

An Lucans Miene wurde deutlich, dass er diese Details bereits alle kannte. »Wir brauchen jemanden, der unsere Informationen aus erster Hand bestätigt. Das erreichen wir am besten, indem wir den Kopf der Zielperson anzapfen.«

Nikolai richtete den Blick auf Kaya. »An dieser Stelle kommst du ins Spiel.«

»Ich soll auf dem Empfang die Gedanken von jemandem lesen? Kein Problem.« Ihre Augen glitzerten vor Entschlossenheit. »Sagt mir nur, nach wem ich Ausschau halten soll, und dann kümmere ich mich darum. Ich muss nur nah genug an die Zielperson herankommen, um sie zu berühren.«

»Leider wird das nicht so einfach sein«, erklärte Niko. »Bei unserer Zielperson handelt es sich um jemanden, der im Fokus der Öffentlichkeit steht. Er wird von allen Seiten bewacht werden.«

»Und wir können es uns nicht leisten, dass er erfährt, ins Visier unserer Ermittlungen geraten zu sein«, fügte Lucan hinzu. »Das bedeutet, wir müssen zusätzlich Maßnahmen ergreifen, um dafür zu sorgen, dass er sich nicht daran erinnert, Kontakt mit dir gehabt zu haben … vorausgesetzt, du kommst nah genug an ihn heran, um seine Gedanken zu lesen.«

»Das schaffe ich.«

Das Selbstbewusstsein, das sie an den Tag legte, rang Niko ein schiefes Lächeln ab. »Keiner hier zweifelt an dir, Kaya. Oder an dir, Aric. Ihr habt beide unsere Erwartungen beim Training übertroffen. Deshalb seid ihr auch für diesen Einsatz ausgewählt worden.«

»Hinzu kommt, dass ihr beide noch nie aktiv im Dienst gewesen seid«, ergänzte Lucan. »Deshalb besteht keine Gefahr, dass ihr als Mitglieder des Ordens entlarvt werdet.«

Aric lachte leise. »Ich hätte nie gedacht, dass meine mangelnde Erfahrung bei Einsätzen mal als Vorteil gewertet werden könnte.«

»Dieses Mal ist es genau das, was wir brauchen«, erwiderte Lucan. »Und da der Hochzeitsempfang gegen Mittag im Garten von Rousseaus Anwesen stattfindet und du nicht zu Asche zerfällst, während du die Erinnerung der Zielperson löschst, bist du im höchsten Maße für diesen Auftrag qualifiziert.«

»Der Punkt geht an den Tagwandler«, witzelte er. »Ich werde den Orden nicht im Stich lassen.«

»Das hoffe ich.« Lucan sah Kaya an. »Wir zählen auf euch beide, dass der Einsatz von Erfolg gekrönt ist. Wir können es uns nicht leisten, dass diese neue Spur im Sande verläuft. Die Aufgabe erfordert Teamwork, also macht es richtig.«

Kaya nickte, doch der Blick, mit dem sie Aric bedachte, zeigte keine große Begeisterung. »Ich werde alles tun, was nötig ist.«

»Genau das wollte ich hören«, erwiderte Lucan. »Wir spielen jetzt ein paar Szenarien als Vorbereitung für den Einsatz durch. In der Zwischenzeit wird Gideon neue Ausweise für euch erstellen. Sie werden morgen früh fertig sein und euch zusammen mit der Einladung zum Empfang ausgehändigt werden.«

»Und es ist sicher, dass unsere Zielperson da sein wird?«, fragte Aric.

»Sie wird da sein«, brummte Lucan. »Eure Zielperson ist der Bräutigam.«

4

Kaya strich mit beiden Händen über den Rock ihres altrosafarbenen Seidenkleids und versuchte, das leichte Zittern ihrer Finger zu ignorieren. Eigentlich war sie nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen, doch während sie neben Aric im Auto vor dem großen gusseisernen Tor zum Rousseau-Anwesen saß, schien ihr Herz entschlossen, ihr aus der Brust springen zu wollen.

Sie wurden jetzt schon seit mehreren Minuten aufgehalten, und es wurden immer mehr, während der Wachposten in sein Wärterhäuschen ging, um die Einladung und die Ausweise, die Aric ihm gegeben hatte, zu überprüfen. Hinter der brandneuen Mercedes-Limousine, die der Orden extra für diesen Einsatz zur Verfügung gestellt hatte, war die Schlange der wartenden Fahrzeuge auf mittlerweile zwölf angestiegen.

»Warum dauert das so lange?« Kaya senkte den Kopf, während sie sprach, und bewegte dabei kaum die Lippen, um nicht die Aufmerksamkeit einer der bewaffneten Sicherheitskräfte zu erregen, die zu beiden Seiten ihres Wagens standen und möglicherweise nach Hinweisen für verdächtiges Verhalten Ausschau hielten.

»Entspann dich«, raunte Aric. »Alles ist gut. Wir besuchen einen Hochzeitsempfang, keine Beerdigung.«

Sie hoffte, dass er damit recht hatte. Es war ihr ein absolutes Rätsel, wie der Stammesvampir lächeln und Scherze machen konnte, während sich ihr Magen angesichts der Wichtigkeit ihres Auftrages vor Aufregung immer mehr zusammenzog. Alles, was Kaya in Angriff nahm, wurde von ihr mit großer Ernsthaftigkeit und dem Bedürfnis, alles richtig zu machen – perfekt zu machen –, durchgeführt.

Heute spürte sie dieses Bedürfnis noch deutlicher als sonst.

All ihre Hoffnungen hingen von diesem Einsatz ab. Jahre, in denen sie von einem besseren Leben geträumt hatte, sich gewünscht hatte, ihrem Leben einen Sinn zu geben. Wochen harten Trainings, dem sie sich voller Entschlossenheit gewidmet hatte. Es war alles auf diese eine letzte Prüfung hinausgelaufen. Jetzt war nicht der Moment, nervös zu sein oder an sich zu zweifeln. Ein Misserfolg stand einfach nicht zur Debatte.

Es dämpfte ihr Unbehagen nicht, dass sie in viele Meter Seide und Chiffon gehüllt war, statt ihre Kampfmontur zu tragen, die sie eigentlich bevorzugte. Der edle Stoff fühlte sich fremd auf ihrer Haut an, denn den größten Teil ihres jungen Lebens war ihre Kleidung aus Secondhandläden gekommen, oder sie hatte schlecht sitzende Sachen anderer Kinder aufgetragen. Statt des Waffengurts, in dem Messer und Pistolen steckten, die zu führen sie gelernt hatte, war sie heute nur mit Diamantarmbändern und kostbaren Ringen behängt.

Aric lehnte dagegen aufreizend entspannt auf dem Fahrersitz. Sein Handgelenk ruhte lässig auf dem Lenkrad, und der andere Arm lag auf seinem muskulösen Oberschenkel. Dabei machte er den Eindruck, als könnte er den ganzen Tag warten, während ein Sicherheitsangestellter die gefälschten Ausweise kontrollierte und ein anderer den geöffneten Kofferraum untersuchte. Ein dritter Mann ging mit einem angeleinten Rottweiler am Wagen entlang und ließ diesen nach Sprengstoff oder anderen bedenklichen Dingen schnüffeln. Die ganze Zeit über standen zwei weitere Wachposten mit Schnellfeuerwaffen in der Hand am Tor.

Unbeeindruckt von alldem warf Aric ihr einen Blick zu. »Du siehst übrigens umwerfend aus.«

Er überraschte sie mit dem Kompliment, denn seit sie die Kommandozentrale verlassen hatten, waren ihre einzigen Gesprächsthemen das Vorgehen und die Einsatzziele gewesen, sodass sie nicht recht wusste, wie sie mit dem Lob umgehen sollte.

»Ich bin es nicht gewöhnt, solche Sachen zu tragen«, flüsterte sie, und ihre Befangenheit verstärkte sich noch, als er sie durchdringend musterte. »Das Mieder sitzt so eng, dass es mir die Luft abschnürt, und die Seide bleibt ständig an den Schwielen an meinen Fingern hängen.«

Er begutachtete sie noch einmal von oben bis unten. »Nun, wenn du in der Aufmachung unter all den anderen Frauen, die bei der Feier sein werden, nicht auffallen solltest, dann ist das schon mal gescheitert. Du bist eine Wucht.«

Er sah selbst mehr als nur einigermaßen gut aus, obwohl Kaya es sich eigentlich nicht hatte eingestehen wollen, es bemerkt zu haben.

Mit dem dunkelgrauen Anzug und der Krawatte hätte Aric auch direkt einem exklusiven Modemagazin entsprungen sein können. Die breiten geraden Schultern und die mächtigen Oberarme füllten das Jackett ganz aus, sodass kein noch so perfekt maßgeschneiderter Anzug die Kraft verbergen konnte, die in ihm steckte. Er war ein Mann, der immer alle Blicke auf sich ziehen würde, egal, was er anhatte, und nicht einmal Kaya war dagegen immun.

Obwohl sie sich wirklich nach Kräften bemühte, sich anders zu verhalten.

Als jemand plötzlich gegen Arics Fenster klopfte, zuckte er noch nicht einmal mit der Wimper. Er betätigte den elektrischen Fensterheber, und die Scheibe glitt nach unten. Der Wachposten, der mit ihren Ausweisen zurückgekommen war, schaute in den Wagen. Kaya setzte ein nichtssagendes Lächeln auf, als sich sein Blick auf sie heftete.

»Mr und Mrs Bouchard.« Er sah sich noch einmal ihre Ausweise und die Einladung an, dann nickte er kurz und reichte Aric die Papiere. »Alles in Ordnung. Genießen Sie die Feier.«

»Danke. Das werden wir auf jeden Fall.«

Kaya stieß den angehaltenen Atem erst wieder aus, als sie das Tor hinter sich ließen. »Gott sei Dank … wir sind drinnen.«

Aric lachte leise. »Daran habe ich nie gezweifelt. Gideon ist ein wahrer Zauberer, wenn es um Cyberspionage, verdeckte Internetrecherche und das Erstellen fiktiver Identitäten geht. William und Elizabeth Bouchard mag es vor letzter Nacht noch nicht gegeben haben, doch heute werden unsere Identitäten jeder Überprüfung standhalten und lückenlos nachzuverfolgen sein. Hinsichtlich unserer Tarnung müssen wir uns überhaupt keine Gedanken machen. Reinzukommen war die leichteste Übung.« Er warf ihr einen schiefen Blick zu. »Alles andere hängt jetzt von dir ab.«

Sie stieß ein freudloses Lachen aus. »Das setzt mich jetzt ja gar nicht unter Druck, hm?«

Sie waren während der Fahrt von der Kommandozentrale zum Anwesen der Rousseaus mehrmals das Vorgehen beim Einsatz durchgegangen. Es gab verschiedene Möglichkeiten für Kaya, in die Nähe von Stephan Mercier zu gelangen – idealerweise, ohne dabei Verdacht zu erregen. Sobald sie in Reichweite des Bräutigams war, brauchte sie ihn nur noch zu berühren.

Und zwar mindestens sechsundsechzig Sekunden lang.

So lange brauchte ihre übersinnliche Fähigkeit, um eine Verbindung herzustellen und die Gedanken der Zielperson anzuzapfen.

Sobald die Schleuse einmal geöffnet war, würde sein Geist jedes Geheimnis verraten, nach dem sie ihn fragte.

Vor ihnen tauchte ein Wachmann auf, der die eintreffenden Gäste auf einem großen Parkplatz voller Luxuskarossen und wahnsinnig teurer Sportwagen einwies. Aric folgte dem Handzeichen, das ihnen den Weg zu einer Parklücke im hinteren Bereich wies.

Kaya runzelte die Stirn, als sie zwischen dicht gedrängten Fahrzeugen einparkten. »Ich hoffe, wir müssen nicht schnell weg, wenn das hier vorbei ist.«

Aric schaltete den Motor aus und drehte sich zu ihr um. »Bist du nervös?«

Sie schnaubte höhnisch, als sie seinen besorgten Blick sah. Als ob sie etwas Derartiges jemals – insbesondere ihm gegenüber – zugeben würde! Ihr Partner bei diesem Einsatz brauchte nicht zu wissen, dass sie hinter ihrem betont ruhigen Äußeren angespannt wie eine Sprungfeder war. Und auch der Stammesvampir in ihm, der noch eine ganz andere Unruhe bei ihr auslöste, brauchte das nicht zu wissen.

Sie zuckte mit den Achseln. »Natürlich bin ich nicht nervös.«

»Gut.«