Vom armen Schwein... E-Book

Gunter Preuß

• Herausgeber: neobooks
• Kategorie: Lebensstil
• Sprache: Deutsch

Seitenzahl: 32

Veröffentlichungsjahr: 2014

Beschreibung

Es waren einmal ein armes Schwein, ein großer Ochse und ein blöder Hammel. Das Schwein hieß Schwarte, der Ochse Horn und der Hammel Locke. Sie lebten auf einem Bauernhof im Osten nicht ganz recht und nicht ganz schlecht. Ihre Hoffnung auf das Paradies auf Erden war auf einmal groß gewesen. Inzwischen meinten sie, dass es ihnen wohl bestimmt sei, ein armes Schwein, ein großer Ochse und ein blöder Hammel zu sein. Und was einem auferlegt ist, daran rüttelt man besser nicht, sonst fällt es einem womöglich noch auf den Kopf ...

Leseprobe

Gunter Preuß

Vom armen Schwein...

Eine deutsch-deutsche Groteske

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Wir sind das Vieh

1

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3

4

5

6

Impressum neobooks

Wir sind das Vieh

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1

Es waren einmal ein armes Schwein, ein großer Ochse und ein blöder Hammel. Das Schwein hieß Schwarte, der Ochse Horn und der Hammel Locke. Sie lebten auf einem Bauernhof im Osten nicht ganz recht und nicht ganz schlecht. Ihre Hoffnung auf das Paradies auf Erden war einmal groß gewesen. Inzwischen meinten sie, dass es ihnen wohl bestimmt sei, ein armes Schwein, ein großer Ochse und ein blöder Hammel zu sein. Und was einem auferlegt ist, daran rüttelt man besser nicht, sonst fällt es einem womöglich noch auf den Kopf. So jedenfalls sagte es Schwarte, der zwar ein armes, aber kein dummes Schwein war. Auch der große Ochse meinte, wo es schon arg sei, könne es immer noch ärger werden. Und der blöde Hammel blökte dazu, und kein Schwein konnte erkennen, ob er den Weisheiten der beiden zustimmte oder sie ablehnte.

Der Bauer, dem ostwärts alles Viehzeug gehörte und der sich Roterich nannte, war ein eitler Alter, der sich jedes Haar einzeln kämmte und gegen den Stallgestank Eau de Cologne hinter die Ohren tupfte. Um sich die rechte Bedeutung zu geben und nicht allein zu sein, hatte er in seinem Büro ein paar alte Esel sitzen. Die mochten früher so manchen schweren Sack geschleppt haben, aber nun konnten sie nur noch zu jeder Anordnung des Bauern nicken und „Iah!" rufen.

Schon in seiner Jugend hatte Roterich sich zu Höherem berufen gefühlt, denn er hatte Dächer gedeckt. Aber damit war er nicht hoch genug gekommen. Er hatte sich denen angeschlossen, die rote Socken trugen und alle Kleinen größer machen wollten. Und jedes arme Schwein sollte reich werden und jeder blöde Hammel schlau. Dafür hatte er gekämpft und war sogar ins Gefängnis gegangen.

Es war ein großer Krieg gekommen, er wurde verloren und das Land geteilt. Im Osten hatten die Roten Socken gesiegt, im Westen die Schwarzen Geldsäcke. Dem zähen Dachdecker war es schließlich gelungen, im Osten oberste Rote Socke und Bauer zu werden und über alles, was da kreucht und fleucht, Gewalt auszuüben.

2

In den letzten Jahren war es mit dem Land des Bauern immer mehr bergab gegangen. Schwarte, Horn und Locke blickten sehnsüchtig über den elektrischen Zaun, mit dem Roterich sein kleines Imperium hatte umgeben lassen, damit ihm auch nicht ein Huhn ungestraft entschlüpfte. Hinter der Grenze wirtschaftete der Westbauer, von dem man sich im Osten zumeckerte, dass bei ihm alles Vieh aus goldenen Näpfen fressen würde und seine Weide das erträumte Paradies sei. Aber schon der Blick nach Drüben war verboten, und so mancher Ochse und manches Schwein wurde beim Versuch, auf die Westweide zu kommen, vom Schlag getroffen.