Von Luft und Liebe - Evelyn Holst - E-Book

Von Luft und Liebe E-Book

Evelyn Holst

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Beschreibung

Einmal siebter Himmel und zurück

Eigentlich könnte für Steffi nun endlich das ganz große Glück anfangen: über den Wolken hat sie den Piloten Wolf kennengelernt und sich unsterblich in ihn verliebt. Einer gemeinsamen Zukunft scheint nichts im Wege zu stehen. Dann aber kommt alles ganz anders: nach einem Streit flüchtet Wolf nach Dubai, wo sich seine Spuren verlieren. Doch Steffis und Wolfs Geschichte ist noch lange nicht zu Ende: in einer völlig unerwarteten Weise begegnet Steffi der Liebe ihres Lebens ein zweites Mal…

Eine magische Komödie, bei der kein Auge trocken bleibt!

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Seitenzahl: 247

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Inhaltsverzeichnis
 
Evelyn und Stephanie Holst im Gespräch:
Die Autorinnen
 
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
 
Copyright
Evelyn und Stephanie Holst im Gespräch:
 
Glauben Sie an Liebe auf den ersten Blick?
Aber absolut. Und auf den zweiten, dritten, vierten …
 
Wie sieht Ihre Zusammenarbeit als Autorinnen aus?
Wir flechten einen gemeinsamen »Romanzopf«, das heißt, wir erzählen abwechselnd und mailen uns das Ergebnis. Manchmal fliegen dann die Fetzen, manchmal schütten wir uns aus vor Lachen. Es hat auf jeden Fall so viel Spaß gemacht, dass wir unbedingt weitermachen wollen.
 
Wenn Sie mit einem Fingerschnipsen an jeden Ort der Welt gelangen könnten, wohin würden Sie gehen und was würden Sie mitnehmen?
Evelyn Holst: Auf eine Südseeinsel! Mitnehmen würde ich alle zukünftigen Romane von Joy Fielding und Nikki French – und einen Eingeborenen, der mir jeden Tag eine zweistündige Fußmassage gibt. Stephanie Holst: Ich bin Flugbegleiterin geworden, weil das dem »Fingerschnipsen« am nächsten kommt. Mit dem Ergebnis, dass inzwischen Hamburg der schönste Ort der Welt für mich ist, wenn dort gerade mal die Sonne scheint. Was immer dabei sein muss? Genug zu lesen, genug Kaffee und vielleicht noch eine Portion Schichtnougat …
Die Autorinnen
Evelyn Holst studierte Geschichte und Englisch und arbeitete dann dreizehn Jahre lang als Reporterin beim STERN, die letzten fünf in New York. Sie schrieb zahlreiche Romane, die zum Teil verfilmt wurden, und ebenso viele Originaldrehbücher für Fernsehfilme. Im Diana-Verlag erschien von ihr bereits »Life is a bitch. Das Leben ist eine Zicke«. Evelyn Holst lebt mir ihrer Familie in Hamburg. Stephanie Holst studierte Arabisch und Italienisch und arbeitete dann als Flugbegleiterin. Sie lebt heute mit ihrem dreizehnjährigen Sohn in Hamburg.
1
Grrrrrrtzzzzzzzfjjjjjjjkxxxxxbrrrrrrr!
Das fiese Geräuschkonzert der unterschiedlich scheußlichen Alarmtöne meiner fünf Wecker riss mich aus meinen süßen Träumen. Es war zehn nach vier Uhr morgens, und wieder einmal dachte ich, dass dieses Aufstehenmüssen zu einer so empörenden Uhrzeit zu den absoluten Schattenseiten meines Traumjobs als Flugbegleiterin gehörte. Da ich mir selbst nicht über den Weg traute und auch keinem einzelnen Wecker – jede Batterie kann versagen, von Stromausfällen ganz zu schweigen -, lebte ich mit dieser kleinen Sammlung, die mir im Kollegenkreis schon so manchen Spott eingetragen hatte. Immerhin war ich jetzt wach.
New York stand heute auf dem Flugplan, und während ich hastig in meine Uniform sprang, ging ich im Geist meine Einkaufsliste für Macy’s, ein wunderbares Kaufhaus in New York, durch. Wie jede meiner Kolleginnen und Kollegen trat ich selten einen Flug an, ohne diverse Aufträge von Freundinnen, Schwestern, Nachbarn oder anderen lieben Mitmenschen im Gepäck. »Wohin fliegst du? Osaka? Das ist doch in Japan, oder? Super, da gibt’s bestimmt die Shiseido-Sachen billiger, kommt doch von da, oder? Könntest du nicht … aber nur, wenn’s keine Umstände macht, wenn du sowieso … Also diese Tagescreme …«
Nun, das sei an dieser Stelle einmal gesagt: Es macht natürlich Umstände, immer. Und wenn wir aus San Francisco eine Levi’s um die halbe Welt nach Hause tragen, damit die Nichte der Nachbarin unserer Mutter ein paar Euro sparen oder in ihrer Klasse einen Coolness-Vorsprung erringen kann, dann erwarten wir schon ein bisschen Dankbarkeit und wollen ganz bestimmt nicht hören, dass die Jeans am Hintern nicht sitzt und ob wir sie vielleicht beim nächsten Flug umtauschen könnten.
New York also. Eine der Städte, in der jeder Flieger sich ein bisschen zu Hause fühlt, mit der jeder seine eigene Geschichte hat. New York lässt niemanden kalt. Auch deswegen war der 11. September 2001 so besonders schlimm für uns, so unverzeihlich persönlich schlimm.
Heute würde ich mit Britta fliegen, meiner absoluten Lieblingskollegin und Busenfreundin. Das war auch gut so, denn zu unserer Crew gehörte diesmal auch Brigitte Feix, genannt »Die Zunge«! Ich hatte immer gedacht, sie hätte ihren Spitznamen ihren außerordentlich eloquenten Lästereien über Kolleginnen und Passagiere zu verdanken, doch auf meinem letzten Flug hatte ich erfahren, dass Brigitte spätestens nach der zweiten Caipirinha nicht mehr zu halten sein soll und dann gewöhnlich dem nächstbesten Mann ihre Zunge in den Hals … Nun, daher angeblich der Name.
Da wir nie in derselben Besetzung fliegen, sondern für jeden Flug eine neue Crew zusammengestellt wird – das fliegende Personal unserer Fluggesellschaft besteht aus einigen tausend Mitarbeitern -, arbeitet man fast auf jedem Flug auch mit noch unbekannten Kollegen zusammen. Britta und ich hatten die Crewliste für unseren New-York-Flug schon eingehend studiert: Unser Kapitän würde Wolf Clausen sein, den wir beide noch nie gesehen, über den wir aber schon so manch schmeichelhafte Bemerkung gehört hatten. Er sollte einfach sensationell aussehen – man durfte gespannt sein.
 
 
Ich war derzeit mal wieder »auf dem Markt«, wie meine Schwestern das immer so pragmatisch wie unromantisch ausdrücken, wenn zum x-ten Mal meine rosaroten Träume von ewiger Liebe und Familiengründung zerplatzen. Gute Männer sind ja leider bekanntlich absolute Mangelware, und wenn man mal einen entdeckt, dann ist er bestimmt nicht zu haben. Mein letzter Kandidat hieß Oliver, er war anfangs wirklich sehr süß gewesen. Leider hatte sich dann aber herausgestellt, dass er unter tausend Ängsten litt, darunter Flugangst, die er auf mich übertrug und mich gerne heulend im Hotel anrief, egal, wo. An die Zeitverschiebungen pflegte er in seiner Seelenpein natürlich nicht zu denken.
»Steffi! Du lebst!!! Ich komme hier um vor Sorgen!«, war sein Standardspruch. Dann hatte er mich meist unter Tränen beschworen, diesen teuflischen Beruf aufzugeben. Ich gab stattdessen lieber ihn auf, und deshalb durfte ich jetzt mit gutem Gewissen gespannt sein, ob dieser Wolf Clausen hielt, was die Gerüchteküche versprach.
Kurz vor fünf, es klingelte. Das musste Britta sein. Ein letzter Kontrollblick auf Herd (null-null-null-null-null), Kaffeemaschine und Bügeleisen (beide aus), dann schnappte ich mir meinen kleinen Rollenkoffer und raste die Treppe hinunter. Wir hatten den Zeitplan mal wieder ziemlich haarscharf kalkuliert.
Britta war wie immer bester Laune. Sie ist der reinste Sonnenschein und sogar jetzt, wo normale Menschen noch im Koma lagen, trällerte sie munter vor sich hin.
»Steffi! Ist das nicht ein schöner Tag?«, schmetterte sie mir entgegen. Es war noch stockdunkel, den Hamburger Nieselregen konnte man also nur fühlen.
»Hmm, hmm, bisschen früh«, brummelte ich zurück. Mein Plauderdrang war noch nicht erwacht.
Das störte Britta überhaupt nicht, sie erzählte mir ihre neueste Story von einem Passagier: »›Haben Sie einen Spiegel?‹, fragt er mich. Ich zu den Zeitschriften geflitzt, bring ihm einen. Darauf er: ›Nee, lassen Sie mal, ich will gar keinen. Wollte nur mal sehen, ob Sie schon wieder keinen haben!‹«< Erwartungsvoll schaute sie mich an. »Ist das nicht witzig?«
Ich fand das eigentlich gar nicht komisch, sondern betrachtete es eher als eine bodenlose Frechheit, aber gegen Brittas gute Laune war kein Ankommen.
Schon hatten wir den Flughafen erreicht, der in Hamburg ja ziemlich übersichtlich ist. Britta stellte ihren Wagen auf dem Personalparkplatz ab, wir griffen Gepäck und Handtaschen, alles in Uniformblau, und gingen ins Hauptgebäude unserer Fluggesellschaft. Dort trugen wir uns beim Check-in in die Crewliste für den New-York-Flug ein – für einen Kaffee reichte die Zeit leider nicht mehr – und machten uns auf die Suche nach unserem Briefingraum.
Vor jedem Flug findet ein Briefing statt. Die Crew lernt sich kennen, die Arbeitspositionen werden verteilt, und wir werden vom Kabinenchef, dem Purser, über etwaige Besonderheiten, wie Tiere an Bord, Sonderessen, Rollstuhlfahrer und allein reisende Kinder informiert.
Unseren heutigen Purser Ingo Freundlich kannten Britta und ich schon von diversen gemeinsamen Flügen. Er trug seinen Namen zu recht, ein angenehmer, stets ausgeglichener Zeitgenosse. Was er uns allerdings jetzt verkündete, war weniger angenehm: »Meine Lieben, das könnte heute ein wenig anstrengend werden … Wir haben in der Economyclass achtzig Sonderessen, davon fünfundsiebzig koscher …«
Ein kleiner Tumult brach los. Koschere Sonderessen bedeuteten viel Arbeit. Sie kommen verschweißt an Bord, da die Zubereitung von einem Rabbiner überwacht wird, und dürfen anschließend erst wieder von dem Gast selber geöffnet werden. Man muss also mit jedem einzelnen Essen zu dem entsprechenden Passagier gehen, ihn die Verpackung öffnen lassen oder um Erlaubnis bitten, dies selber zu tun. Dann erst kann man das jeweilige Essen in den Ofen tun. Eigentlich kein Problem, aber gleich fünfundsiebzig Mal?
»Und der Knüller, meine Lieben: Es sind nicht etwa fünfundsiebzig strenggläubige Juden an Bord, nein, die Essen hat eine japanische Reisegruppe bestellt. Die Herrschaften fliegen anschließend an ihren New-York-Trip nach Israel und wollen schon mal die dort übliche Küche ausprobieren!«
Der Lärmpegel schwoll jetzt gewaltig an. Jeder von uns hatte eine Story über japanische Fluggäste parat, die er unbedingt noch schnell loswerden wollte. So hörten wir alle das Klopfen nicht, mit dem die Cockpitcrew ihr Kommen ankündigen wollte.
»Wolf Clausen, guten Morgen! Die Stimmung hier lässt ja auf einen munteren Flug hoffen!«, hörte ich eine tiefe, kräftige Stimme amüsiert ausrufen.
Ich schaute auf – der bestaussehende Mann, den ich mir vorstellen konnte, machte, begleitet von seinem Copiloten, die Begrüßungsrunde und schüttelte uns allen die Hand. Ich fühlte mich wie vom Blitz getroffen. Als er mir die Hand gab und mich mit diesen atlantikblauen Augen ansah, ein bisschen spöttisch, da war es um mich geschehen. Er wartete kurz, dann wandte er sich der nächsten Kollegin zu, ehe ich ihm meinen Namen nennen konnte. Steffi Blume. Klingt ein bisschen so, als müsse man mich nicht ernst nehmen, aber so heiße ich nun mal.
»Flugzeit nach New York heute 7 Stunden 55, das Wetter unterwegs ist recht gut, es sind keine größeren Turbulenzen vorhergesagt (bildete ich es mir nur ein, oder schaute er mich bei diesen Worten an?), nur etwa zwei Stunden nach Abflug könnte es ein bisschen wackeln. Beeilt euch also besser etwas mit dem Essensservice, damit unseren Gästen nicht ihre Tabletts um die Ohren fliegen. Das Wetter in New York ist wunderbar, also verbringt nicht die ganze Zeit beim Shopping, Mädels. Wir sehen uns dann gleich am Bus, Abfahrt in zehn Minuten. Noch Fragen? Okay, dann bis gleich.«
Damit ging er und ließ mich wie betäubt zurück. Nicht örtlich betäubt, eher Vollnarkose, aus der mich ein heftiger Rippenstoß von Britta unsanft in die Realität zurückholte.
»Na? Der ist ja wirklich ein Leckerli, was?«, tuschelte sie mir ins Ohr.
Ich zog es vor zu schweigen; irgendwie konnte ich über diesen Mann nicht mit Britta plänkeln.
 
Der Flug verlief ziemlich ruhig, Britta und ich arbeiteten mit »Zunge« Brigitte in der First Class. Das bedeutete erstens, dass ich mit den kulinarischen Experimenten der japanischen Reisegruppe nichts zu tun hatte; damit konnten sich die Kollegen der Economy Class herumplagen. Und zweitens war ich unter anderem für den Cockpitservice zuständig, was mir die Chance gab, meinen etwas dümmlichen ersten Eindruck bei unserem Kapitän zu revidieren. Ich ergriff jede Gelegenheit, Getränke ins Cockpit zu bringen, versuchte jedes Mal, ein paar geistreiche Bemerkungen zu machen, und verliebte mich mit jeder Flugmeile, die wir zurücklegten, mehr in Wolf, der uns inzwischen das Du angeboten hatte.
Das blieb natürlich weder unbemerkt noch unkommentiert. Britta warf mir ständig warnende, besorgte Blicke zu. »Reiß dich mal ein bisschen zusammen! Vielleicht denkst du mal dran, unter wessen Augen du dich hier zur Närrin machst? Soll morgen die ganze Firma über dich tratschen?«
Da schallte auch schon prompt Brigittes dröhnendes Organ durch die erste Klasse: »Herzchen, wenn es deine kostbare Zeit erlaubt, könntest du es dann eventuell in Erwägung ziehen, dem Gast auf 82A seinen Kräutertee zu bringen? Zwar hat er keine so schönen blauen Augen wie gewisse andere Sterbliche, aber er zahlt schließlich unser aller Gehalt mit seinem Flugticket!«
Blöde Kuh!! Ich griff mir den Tee, servierte ihn mit hoffentlich professionellem Lächeln dem Herrn auf 82A, der mich neugierig musterte, und kehrte wütend in die Galley, so heißt bei uns im Flieger die Küche, zurück.
»Hör mal, Brigitte, könntest du deine Giftzunge vielleicht mal einfahren oder wenigstens ein bisschen leiser …«
»Ha, ganz rot wird sie, wie süß! Ich hab’s doch gleich gerochen! Sie steht auf Blue-Eye-Wolf! Hör mal, Süße, ein guter Rat unter Kolleginnen: Vergiss es ganz schnell wieder! Den kannst du dir abschminken, dieser Wolf ist eher reizend als reißend. Ich hab ihn ausgetestet neulich in Miami. Nix zu wollen. Absolut nada, niente. Und willst du auch wissen, warum? Dann frag einfach mal Detlef Meixner, der kann dir das gaaanz genau erklären!«
Damit drehte sie sich um und schob leise vor sich hin pfeifend die Brötchen in den Ofen, die wir gleich zum Essen anbieten würden.
Ich stand da wie erstarrt. Detlef Meixner? Ein sehr netter Kollege von uns. Ein sehr netter, sehr schwuler Kollege!
»Du meinst … Aber er wirkt gar nicht … bist du sicher? Hat er gesagt, dass Wolf …?«
Aber Brigitte antwortete nicht, sie zuckte nur mit den Schultern und grinste süffisant.
Aus der Traum! Wieso sollte ich auch Glück haben bei so einem Traumtypen? Er trug schließlich keinen Ring, das hätte mir gleich zu denken geben sollen. So jemand lief doch nicht frei herum!
»Jetzt krieg dich mal wieder ein, Steffi, wir wollten es uns doch schön machen in New York! Brauchen wir dazu etwa einen Mann?«
Britta hatte recht. Den nächsten Kaffee brachte ich ziemlich einsilbig ins Cockpit. Wolf nahm ihn entgegen, wieder dieser spöttische Blick aus diesen unglaublichen Augen.
»Hallo, Steffi! So liebevoll sind wir schon lange nicht mehr versorgt worden, was, Thomas?«
Der Copilot grinste dämlich und nickte nur. Ich wurde rot, jedenfalls fühlten sich meine Ohren ganz heiß an. Musste er mich jetzt auch noch verspotten? Schlimm genug, dass er solch ein Prachtexemplar von einem Mann war mit seinen nachtschwarzen, leicht gewellten Haaren, durchzogen von ein ganz paar silbrigen Strähnchen; mit diesen Ohren, die ein ganz klitzekleines bisschen abstanden, nur eine Idee, was ich unschlagbar sexy finde; mit diesen breiten Schultern und diesem absolut süßen Knackarsch, den man sogar in der langweiligen Uniformhose erkennen konnte. Dazu war er richtig witzig. Ein Mann, der der Worte mächtig war, nicht wie diese Dumpfbacke Thomas, der den ganzen Flug schon seine Zähne nur zum Essen auseinanderbekommen hatte. Daran hätte ich eigentlich sofort merken können, dass er schwul war. Wortwitz war ja oft nicht gerade typisch für Heteros. Und ich blödes Schaf hatte schon zu hoffen gewagt, dass er mit mir flirten wollte, dabei veralberte er mich die ganze Zeit! Ich konnte wirklich froh sein, dass Brigitte mir die Augen geöffnet hatte, wer weiß, was für Blößen ich mir sonst noch gegeben hätte. Wahrscheinlich war jeder in der Firma über Wolfs Vorlieben im Bilde, nur ich kam mal wieder vom Mond!
»Steffi? Hast du in New York schon was vor? Sonst würde ich mich gerne für die Kaffeeflut hier revanchieren und dich nachher zu einem Drink einladen, was meinst du?« Dabei grinste er so frech, dass mir die Knie weich wurden.
Was trieb er für ein gemeines Spiel mit mir? Zum Glück war ich vorgewarnt.
»Vielen Dank, sehr freundlich, Chef, aber ich tue hier nur meine Pflicht, und für New York haben Britta und ich schon andere Pläne. Haben die Herren sonst noch einen Wunsch? Nein? Also dann, bis später, meine Gäste warten.«
Damit rauschte ich hinaus, was wegen der Enge im Cockpit gar nicht so einfach war. Befriedigt registrierte ich Wolfs ob meiner Abfuhr äußerst verdutzten Blick. Ich war stolz auf mich, hatte ich doch im allerletzten Moment das Gesicht gewahrt.
Für den Rest des Fluges musste sich Britta um die Jungs im Cockpit kümmern, meine Gefühle waren in so großem Aufruhr, dass ich mir weitere coole Auftritte einfach nicht mehr zutraute. Dieser Mann war mir so was von unter die Haut gegangen, daran änderte auch der Umstand nichts, dass er auf das falsche Geschlecht stand.
2
Wir landeten in New York, fünfundsiebzig Japaner hatten ihren kulinarischen Horizont erweitert. »Da kann man mal sehen, wie Reisen bildet«, stichelte Brigitte. Die Gäste stiegen aus und wir auch.
Wir standen in der Schlange bei der Einreise, Britta wühlte in ihrem Handgepäck nach einem Apfel, mit dem sie auf keinen Fall in die USA einreisen durfte, wenn sie nicht dreitausend Dollar Strafe zahlen wollte.
Plötzlich hörte ich wieder diese wunderbare tiefe Stimme, ganz ohne Spott diesmal, an meinem Ohr: »Was ist los, Steffi, hab ich dich irgendwie geärgert? Das täte mir sehr leid, denn weißt du …«
Ich schaute auf, wollte versinken in diesem Blau seiner Augen. Gerade rang ich um eine passende Erwiderung, da drängte sich Brigitte zwischen uns.
»Na, Wolf, was hast du heute noch vor? Ich hab einen ganz heißen Tipp für eine neue Bar in Greenwich Village bekommen von Detlef Meixner, du erinnerst dich? Die sollten wir vielleicht mal ausprobieren. Hat jemand Lust?«
Da war ich an der Reihe, der Einreisebeamte winkte mir ungeduldig zu: »Next!«
Gerade konnte ich noch einen Blick auf Wolf werfen, der völlig verblüfft aus dem Uniformhemd guckte. Was er zu Brigitte sagte, konnte ich nicht mehr hören. Ich hielt dem Grenzbeamten meinen Pass hin, dann folgte die übliche Prozedur: rechter Zeigefingerabdruck, linker Zeigefingerabdruck, einmal in die Kamera gucken. Inzwischen hatten wir uns an diese Formalitäten gewöhnt, die nach dem 11. September eingeführt worden waren, und fühlten uns nicht mehr jedes Mal so, als wären wir Schwerverbrecher, die von der Kriminalpolizei erkennungsdienstlich behandelt wurden.
Es dauerte seine Zeit, bis wir alle durch waren, dann ging’s zum Kofferband, unser Gepäck holen. Ein paar Beamte liefen mit ihren Beagles an der Leine durch die Halle, die Hunde schnüffelten am Reisegepäck nach verbotenen Lebensmitteln, die man nicht in die USA einführen durfte. Ein kleiner Hund hielt direkt auf uns zu. Nervös schaute ich mich nach Britta um, aber sie schüttelte nur den Kopf und zuckte die Achseln: Sie hatte ihren Apfel rechtzeitig entsorgt, hieß das. Was wollte dann der kleine Kläffer?
Wie von einem Magneten angezogen, schoss der Hund auf Wolf zu. Aber er interessierte sich überhaupt nicht für Wolfs Gepäck, stattdessen wedelte er so heftig mit dem Schwanz, dass sein ganzes Hinterteil in Bewegung war. Er sprang an ihm hoch und versuchte, ihm über die Nase zu lecken. Ich konnte es nicht fassen, sonst benahmen sich die Zollhunde immer kaum anders als ihre Herrchen: ziemlich streng und unnahbar. Was war in diesen hier gefahren? Dabei konnte ich ihn gut verstehen, tat er doch das, was ich nur zu gerne auch getan hätte.
Und Wolf? Der schien überhaupt nicht überrascht zu sein! Er hatte sich zu dem Hund hinuntergebeugt, kraulte ihn ausgiebig hinter den Ohren und lachte. »Tja, so ist das, Hunde mögen mich …«
Schaute er mich dabei an, und hatte er das Wort »Hunde« besonders betont, oder bildete ich mir schon wieder Schwachheiten ein?
Verwirrt griff ich Britta am Arm: »Komm, lass uns endlich rausgehen, ich muss sofort an die frische Luft!«
Vor dem Crewbus standen schon ein paar Kollegen und rauchten die erste »Zigarette danach«, wie wir sagen, an Bord herrscht ja striktes Rauchverbot. Das bedeutet zwar einen ziemlich langen Entzug für die Raucher, dafür ist die Luft an Bord natürlich viel besser, sodass die meisten von uns die Einführung des Rauchverbots begrüßt haben. Manchmal gab es allerdings Probleme mit nikotinsüchtigen Passagieren. Erst neulich auf einem Flug nach Mexiko hatte ein Mann, der unter Entzugserscheinungen litt, trotzdem aber leider das von uns angebotene Nikotinkaugummi gereizt abgelehnt hatte, stundenlang an der Rückenlehne seines Vordersitzes gerüttelt. Die Dame auf diesem Sitz fühlte sich dadurch natürlich erheblich gestört, und irgendwann drehte sich der dazugehörige Ehemann um und verpasste dem Rüttler einen kräftigen Kinnhaken, eine ziemlich blutige Geschichte. Zum Glück haben wir Verbandsmaterial an Bord und eine Erste-Hilfe-Ausbildung.
Ich war auch Gelegenheitsraucherin, aber jetzt hatte ich andere Pläne. Ich zerrte die widerstrebende Britta in den Bus, denn ich musste unbedingt mein Gefühlschaos in den Griff bekommen. Außerdem wollte ich sie darüber informieren, dass sie für den Aufenthalt in New York vollkommen verplant war, ehe sie womöglich auf irgendeinen Vorschlag eines unserer Kollegen eingehen konnte.
»Was soll denn das? Was machst du denn hier für Stress? Laura aus der Business Class wollte mir gerade von diesem witzigen Laden erzähl… aua!! Ja, spinnst du jetzt total? Was ist denn nur in dich gefahren?«
Ich hatte sie leider ein ganz kleines bisschen kneifen müssen. Denn da kamen Wolf und Thomas auf den Bus zu, und mir wurde schon wieder ganz anders bei diesem Anblick.
Energisch schob ich meine empörte Freundin in den Bus. »Los! Kreischen kannst du später!«
Ich zog sie in die hinterste Reihe.
»Wenn du mir jetzt mal gütigst erklären könntest, was dein Auftritt …«, fing sie an, aber ich schnitt ihr das Wort ab.
»Wir beide haben keine Zeit für irgendwelche Unternehmungen, denn wir haben feste Pläne, wir treffen meinen Onkel, äh, Richard, der vor zwanzig Jahren nach Amerika ausgewandert ist und …«
»Onkel? Du hast hier Verwandtschaft? Das wusste ich ja gar nicht!«
»Britta! Ich erklär dir alles später. Tu mir den Gefallen und frag jetzt nichts mehr!«
Die anderen waren inzwischen alle eingestiegen. Pläne wurden geschmiedet, Verabredungen getroffen, Einkaufslisten verglichen.
Britta verkündete auf Anfrage mit leicht giftigem Seitenblick auf mich: »Ich kann leider nicht mit ins Musical, doch, ich hätte ›Mamma Mia‹ gerne mal gesehen, aber Steffi und ich sind von ihrem Onkel eingeladen, sorry!«
Ich vermied es, irgendjemanden anzusehen, denn ich konnte nicht gut lügen. Man sieht mir die kleinste Flunkerei an der Nasenspitze an, hatte schon mein Opa immer gesagt, und er hatte leider recht.
»Nanu?«, dröhnte da Zunges schrilles Organ durch den Crewbus. »Bisher verschwiegene Verwandtschaft? Erbonkel in Amerika? So ein Glück aber auch! Tja, Wolf, dann wird die Runde ja kleiner, der du den ersten Drink spendieren darfst. Sparst du ein paar Dollar, was?«
Ich sah auf, direkt in Wolfs Augen.
»Schade, wirklich schade. Ich hätte mich gefreut, wenn mal die ganze Crew dabei gewesen wäre!«
Seine Augen versanken in meinen, ich fühlte mich, als wäre ich in einen Strudel geraten. Die Stimmen der anderen hörte ich nur noch als fernes Gemurmel. Diese Augen, dieses irrwitzige Blau, ich wollte ertrinken darin.
In diesem Moment wurde ich unsanft nach vorn geschleudert und knallte mit der Stirn schmerzhaft gegen meinen Vordersitz. Vom Fahrersitz hörte man laute Flüche, aber warum diese Vollbremsung nötig gewesen war, konnte ich nicht erkennen. Jedenfalls war der Bann gebrochen, und ich vermied für den Rest der Fahrt jeden Blick auf Wolf, indem ich einfach Müdigkeit vorschützte und die Augen geschlossen hielt.
»Mich täuschst du nicht, meine Liebe!«, zischelte Britta mir ins Ohr. »Wenn ich hier schon aus lauter Freundschaft auf ›Mamma Mia‹ und Gratisdrink verzichten muss, dann erwarte ich als Kompensation eine erstklassige Geschichte!«
Zum Glück kamen wir kurz darauf an unserem Crewhotel, dem Hyatt Regency, an. Steffi und ich bekamen Zimmer nebeneinander, dafür allerdings leider »in Hinterindien«, also am Ende des Ganges.
»Okay, Süße, asap – und ich wiederhole noch mal: as soon as possible! – in der Lobby, und dann erwarte ich deinen Bericht!«, befahl sie mir und verschwand.
Ich betrat mein Zimmer, Koffer in die Ecke, endlich allein. Was war nur los mit mir? Gut, Wolf war ein wirklich süßer Typ, aber nun mal nicht zu haben, so was kam vor, wieso konnte ich das nicht einfach zur Kenntnis nehmen und locker bleiben? Mit Britta und den anderen New York genießen?
Ich zog meine Uniform aus, damit fing für mich immer erst der Feierabend an, hängte sie in den Schrank, dann ging ich ins Badezimmer, um zu duschen. Erst warm, dann ganz kalt, vielleicht würde mich das ja zur Besinnung bringen. Aber es half nichts, ich hörte die ganze Zeit dieses »Schade!« in meinem Ohr, hatte immer dieses Blau vor Augen.
In meinem Lieblingskleid, das ich auf alle Flüge mitnahm, ging ich zwanzig Minuten später hinunter in die Hotellobby. Britta saß schon da und winkte mir zu.
»Hast du noch genügend Dollar, oder musst du noch was tauschen? Du hast? Prima, dann los. Lass uns erst auf einen Cappuccino zu Starbuck’s gehen. Die Neugier brennt mir unterm Mieder, wie meine Oma immer sagt, ich will jetzt unbedingt alles über Onkel Richard hören!«
Sie kicherte fröhlich. Warum konnte ich nicht einstimmen in ihr Lachen, warum nur war mir so dermaßen schwer ums Herz, als hätte ich gerade einen entsetzlichen Verlust erlitten? Verlieren kann man schließlich nur, was einem gehört hat!, sagte ich mir.
 
Mit unseren Pappbechern in der Hand suchten wir uns ein freies Eckchen in dem Café, und ich legte meine Beichte ab.
»Britta, egal, wie albern das jetzt klingt, aber ich habe mich total verliebt! Nein, schlimmer, Wolf ist der Mann meines Lebens – und er ist schwul! Schwul!«
»Was? Nun mal gaanz langsam. Verliebt, okay. Das kann passieren. Er ist ja auch wirklich so was von klasse. Mann deines Lebens? Nach einem Flug? Das kommt mir etwas hastig vor. Aber schwul? Wie, bitte, kommst du denn auf diese absurde Idee, wenn ich fragen darf?«
»Hat Brigitte gesagt. Sie hat das gecheckt. Und mich gewarnt, gerade noch rechtzeitig. Sie hat das von Detlef Meixner …«
»Oh. Brigitte, da hätte ich gesagt, sie will dich nur ärgern. Aber der Meixner, das ist natürlich was anderes. Ach wie blöd, dann verstehe ich jetzt auch die Aktion mit Onkel Richard, klar, dass du jetzt abtauchen musstest …«
 
Britta und ich verbrachten die Zeit in New York allein. Sie versuchte nach besten Kräften mich aufzuheitern, aber es nützte alles nichts, ich war einfach tieftraurig.
Den Rückflug nach Hamburg überstand ich irgendwie. Britta übernahm den ganzen Flug über den Cockpitservice für mich, so dass ich Wolf kaum noch zu Gesicht bekam.
 
Zu Hause ging es mir nicht besser. Als Ablenkungstherapie verordnete ich mir ein Date mit meinem fröhlichen Dauerverehrer Luigi. Er ist der Pizzabäcker meines Lieblingsrestaurants »Bella Roma«, sehr charmant, sehr jung, sehr hübsch und sehr gefragt bei seinen weiblichen Gästen.
»Bella Stefania, wasse machte deine’erz schwer?«, fragte er mich bei unserem Treffen.
Ich schaute in seine schmelzenden Nougataugen und wusste, dass diese Medizin mich diesmal leider nicht heilen würde.
3
Mein nächster Flug ging nach Mexiko. Weit weg. Ich war sehr froh darüber, denn dort bin ich sehr gern, man kann viel unternehmen. Ich würde gar keine Zeit haben, an unerreichbare blaue Augen zu denken. Ich würde lecker essen gehen, mir vielleicht auf meinem Lieblingsmarkt dort eine Hängematte für meinen Balkon kaufen, ein paar Tequilas trinken.
Ich betrat den Briefingraum, schüttelte meinen Kollegen die Hand.
»Steffi, hallo! Wie schön, dass wir mal wieder zusammen fliegen!«
Ich guckte direkt in das freundliche Lächeln von Detlef Meixner. Scheiße, das hatte mir gerade noch gefehlt. Ich musste mich sehr beherrschen, ihn nicht wütend anzufunkeln, er hatte mir schließlich nichts getan.
»Ist dir nicht gut? Du bist ja ganz blass!«
»Nein, nein, nur meine Tage, nicht weiter wild«, wich ich aus.
»Ach, du armer Schatz! Solche Sorgen plagen mich zum Glück nie. Es ist doch manchmal gut, ein Mann zu sein, was?«
Ein Mann, dass ich nicht lache!, dachte ich böse und vollkommen ungerecht. Detlef war ein sehr netter Kollege, mit dem ich bestimmt noch oft fliegen würde, und er konnte ja nicht ahnen, dass er sozusagen mein Nebenbuhler war.
»Steffi, hast du die Crewliste schon gesehen? Es gab eine Änderung im …«
Da wurde er unterbrochen, wir waren vollzählig, das Briefing begann. Ich versuchte, mich zu konzentrieren, aber im Geist sah ich immer Wolf und Detlef in zärtlicher Umarmung vor mir, es machte mich ganz verrückt. Auch das Erscheinen der Cockpitcrew hatte ich nicht wahrgenommen, deshalb glaubte ich auch zuerst an Gespenster, als auf einmal meine Hand genommen und kräftig geschüttelt wurde. Ich sah auf – und direkt in Wolfs grinsendes Gesicht.
»Hallo, Steffi! Na, so ein Zufall, was?«
Er machte weiter seine Runde und ließ mich völlig verwirrt zurück.
»Ja, das war es, was ich dir gerade erzählen wollte, Steffi«, fuhr Detlef fort, »es gab einen Tausch im Cockpit! Ein ausgezeichneter Tausch, muss ich sagen, dieser Typ ist ja wirklich die reinste Augenweide, oder?«
Detlef neben mir grinste verschwörerisch, und ich hätte ihn sehr gerne mit bloßen Händen erwürgt, ganz langsam, bis ihm dieses schmierige Grinsen vergehen würde.
Und so hätte ich beinahe seinen nächsten Satz verpasst: »Schade, dass diese Trauben für mich zu hoch hängen, eine Hete, wie sie im Buche steht. Keine Chance für unsereinen!«
Ich starrte Detlef an, diesen wunderbarsten aller Kollegen, dieses Prachtstück von Mensch. »Bist du dir da sicher?«
»Absolut, mein Schatz, es besteht leider nicht der geringste Zweifel. Diesen Mann werde ich immer nur optisch genießen können.«
Diese tückische Giftschlange Brigitte, ich würde sie umbringen müssen! Abwerfen über der Wüste Gobi ohne ihren Make-up-Koffer.
Aber für detailliertere Mordpläne war ich viel zu glücklich im Moment, denn ich hatte vielleicht doch noch eine Chance – wenn ich Wolf mit meinem biestigen Gehabe nicht vergrault hatte.
Ich wagte einen Blick auf ihn, er stand vor der Landkarte und zeigte uns die heutige Flugroute.
»Wie gesagt, es dürfte ein schöner Flug werden, keine Turbulenzen heute (schaute er mich an?), bestes Wetter in Mexiko, ich wünsche uns allen eine schöne Tour!«
Jetzt bestand kein Zweifel mehr. Er sah mir direkt in die Augen, ganz ernst. Kein Spott diesmal. Mein Herz klopfte wie verrückt, und ich war auf einmal unbeschreiblich glücklich.
 
Mexiko ist immer klasse, einer meiner Lieblingsstopps. Dieses Mal war es ein einziger, wundervoller Traum, pures, ungetrübtes Glück.
Auf dem Hinflug sah ich Wolf zwar kaum, denn es hatte mich diesmal in die sogenannte Holzklasse verschlagen. Ein paar hundert sehr muntere, hungrige und ständig durstige Gäste hielten mich knapp zwölf Stunden lang auf Trab, aber das konnte mich heute überhaupt nicht stören. Ich ging buchstäblich doppelt auf Wolken, denn Wolf hatte mir beim Einsteigen noch zugeflüstert, dass ich ihm bitte diesmal meine Layoverzeit reservieren solle, er würde mich gern ein bisschen näher kennenlernen.