Oh Boy, oh Girl! - Evelyn Holst - E-Book

Oh Boy, oh Girl! E-Book

Evelyn Holst

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  • Herausgeber: Goldmann
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Vom Sandkasten bis ins hohe Alter: Männer sind anders, Frauen auch.

Männer und Frauen krabbeln nebeneinander durch die Sandkiste, durchtorkeln Seite an Seite die Pubertät und stehen irgendwann in einer gemeinsamen Wohnung. Und dabei sind sie doch vor allem eines: unfassbar unterschiedlich. Sie küssen, essen, leben: anders. Sie fahren anders Auto und kaufen anders ein. Sie werden anders krank, trennen sich anders, werden anders alt. Sie wollen zueinander und bekommen es trotzdem oft nicht hin. Woran das liegt? In "Oh Boy, oh Girl" lassen sich eine Frau und ein Mann tief in die Karten schauen.

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Seitenzahl: 240

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Buch

Männer und Frauen krabbeln nebeneinander durch die Sandkiste, durchtorkeln Seite an Seite die Pubertät und stehen irgendwann in einer gemeinsamen Wohnung. Und dabei sind sie doch vor allem eines: unfassbar unterschiedlich. Sie küssen, essen, leben: anders. Sie fahren anders Auto und kaufen anders ein. Sie werden anders krank, trennen sich anders, werden anders alt. Sie wollen zueinander und bekommen es trotzdem oft nicht hin. Woran das liegt? In Oh Boy, oh Girl lassen sich eine Frau und ein Mann tief in die Karten schauen. Begleitet werden sie von einem Dutzend gewiefter Experten – Restaurantbesitzern, Hirnforschern, Altenheimleitern, Fahrlehrern–, die sich mit Frauen und Männern auskennen, ihren Schwächen, Blöd- und Großartigkeiten. Also Vorhang auf:

Boy meets girl.

Autoren

Evelyn Holst studierte Englisch und Geschichte und arbeitete danach dreizehn Jahre für den Stern, unter anderem als Korrespondentin in New York. Jetzt schreibt sie Romane und für diverse Frauenmagazine über Beziehungs- und Psychologiethemen. Einem Millionenpublikum ist sie durch ihre Bild-Kolumne »Evas Welt« bekannt. Evelyn Holst ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Hamburg.

York Pijahn, geboren 1973 in Bielefeld, ist Journalist und lebt in Hamburg und Berlin. Er arbeitet als Zeitschriften-Entwickler und Reporter – und schreibt seit 2007 die Kolumne »100 Zeilen Liebe« in der Frauenzeitschrift myself.

Außerdem von York Pijahn im Programm

Das Leben ist besser als sein Ruf

Evelyn Holst, York Pijahn

Oh Boy, oh Girl

Eine Gebrauchsanleitung für Männer und Frauen

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

1. Auflage

Originalausgabe August 2016

Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Copyright © 2016 der Originalausgabe

Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlag: Uno Werbeagentur, München

Umschlagmotiv: Getty Images/Archive Holdings Inc.

Redaktion: Birthe Katt

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

KW · Herstellung: cb

ISBN 978-3-641-17404-0V001

www.goldmann-verlag.deBesuchen Sie den Goldmann Verlag im Netz

Inhalt

Prolog

1  Schaufel, Eimer, Aufwärtshaken – Geschlechterfragen in der Sandkiste

2  Titte, Latte, Hautprobleme – Eine Hölle namens Pubertät

3  Kevin Costners Zunge – Der perfekte Kuss

4  Absolute Beginner – Das erste Mal

5  Verliebte Jungs und Mädchen – Komm in die Beziehungskiste

6  Das war’s – Schlussmachen für sie und ihn

7  Nur über meine Leiche – Wenn die eigenen Kinder Sex haben

8  Kuschelecke trifft Flachbild-TV – Wenn Paare zusammenziehen

9  Oh nein – Das Problem mit dem Ja-Wort

10  Im Gefühlsstau – Männer und Frauen am Steuer

11  Das kommt in die Tüte – Warum sie shoppt und er einkauft

12  Alles cremig – Frauen und Männer im selben Bad

13  Die Nase voll – Kranke Männer, kranke Frauen

14  Na sauber – Das putzende Paar

15  Prost Mahlzeit – Warum Männer anders essen als Frauen

16  Flachgelegt – Männer und Frauen in der Hochzeitsnacht

17  Oh Baby – Schwanger werden für Anfänger

18  Gemeinsam pressen – Geburt für Fortgeschrittene

19  Windelwahnsinn – Wo ist der Sex nur hin?

20  Auf dem Rückflug – Wenn Männer und Frauen älter werden

21  Wo sind denn alle? – Das leere Nest

22  Alter Sack, was nun? – Was ist mit dem Sex passiert?

23  Eine Liebesgeschichte in Beige – Zusammen im Altenheim

24  Kinder, wie die Zeit vergeht – Männer und Frauen von 8 bis 88

Epilog

Prolog

Männer und Frauen krabbeln nebeneinander durch die Sandkiste. Sie durchtorkeln Seite an Seite die Pubertät. Sie stehen irgendwann in einer gemeinsamen Wohnung, gucken Kopf an Kopf auf einen Schwangerschaftstest und sitzen dann vielleicht zusammen in einem Kreißsaal. Und dabei sind sie doch vor allem eines: unfassbar unterschiedlich. Sie küssen, essen, leben – anders. Sie fahren anders Auto und kaufen anders ein. Sie werden anders krank, trennen sich anders, werden anders alt. Sie wollen zueinander und bekommen es trotzdem oft überhaupt nicht hin. Woran das liegt? Darauf gibt es eine Menge Antworten. Und diese finden Sie auf den folgenden Seiten. Aufgeschrieben von einer Frau und einem Mann, die sich für die Länge eines Buches tief in die Karten schauen lassen. Begleitet von einem Dutzend gewiefter Experten – Restaurantbesitzern, Hirnforschern, Altenheimleitern, Fahrlehrern, die sich mit Frauen und Männern auskennen, ihren Schwächen, Blöd- und Großartigkeiten. Als der amerikanische Filmproduzent Billy Wilder Mitte des 20. Jahrhunderts auf der Suche nach einer universalen Geschichte war, deren Drama jeder Mensch tief im Inneren nachvollziehen kann, soll er drei Worte auf einen Zettel geschrieben haben. Boy meets girl. Vorhang auf.

1Schaufel, Eimer, Aufwärtshaken – Geschlechterfragen in der Sandkiste

Er sagt: Unser Sohn geht in einen klassischen Psychopathen-Kindergarten in Kreuzberg. Er ist umgeben von kloppenden und vollkommen aus der Spur gesprungenen dreijährigen Jungs. Und extrem lieben, friedfertigen dreijährigen Mädchen. Hier eine kurze Liste der gefährlichsten Kita-Jungs, mit denen er sich täglich herumschlägt. Ich warne vor: Mario, Anton und Sebastian. Die drei sind keine Kinder; es sind Verbrecher in Kinderkörpern. Dass sie drei Jahre alt sind, ändert nichts, auch ein kleines Alien ist ein gefährliches Alien, jeder Science-Fiction-Fan weiß das. Nur nicht die weichgespülten, Apfelscheiben fütternden Kindergartenmütter in Kreuzberg. Mit denen ich mich jeden Tag herumschlage.

Ich werde bestimmt verklagt, wenn ich Marios, Antons und Sebastians Nachnamen nenne. Daher beschreibe ich die drei einfach kurz, damit Sie in Deckung gehen können, falls Sie sie einmal treffen sollten. Also, Mario: verhärmtes Harry-Potter-Brillengesicht, käsig, mopsig, vermutlich von Mama in der Badewanne geschnittene rotblonde Gebüschfrisur, mürrisch wie ein gegen seinen Willen ins Pflegeheim gesteckter Rentner. Anton: kaum Haare, hyperaktiv, Knetgummigesichtszüge, man stellt ihn sich jetzt schon als Erwachsenen vor: der späte, labbrige Manfred Krug mit Dauerkater und Latzhose. Und Sebastian: aggressive Heulsusenaura, der klassische »Mit-Spielzeug-Schmeißer« ohne Frustrationstoleranz, dafür mit Manufactum-Ringelpulli. Er wird später beim von den Akademikereltern erzwungenen Cellounterricht ins Aquarium des Musiklehrers pinkeln – bevor er irgendwas Teures anzündet und auf dem Nachhauseweg einen Ameisenhaufen sprengt.

Ich klinge genervt? Ich bin es. Wenn wir in einer gerechten Welt leben würden, gäbe es von Mario, Anton und Sebastian Plakate im RAF-Fahndungsposter-Look. Ich habe das gegenüber meiner Freundin erwähnt, die an den meisten Tagen leider die ausgeleierte Kreuzberger-Scheißegal-Toleranz gegenüber allem und jedem hat und marodierende dreijährige Jungs mit dem Satz kommentiert: »Das ist nur ’ne Phase.« Nur eine Phase, spüren Sie auch die geistige Faulheit, die aus diesem Satz herausdampft? Die Wahrheit ist: Unser Sohn lebt unter Kloppern. Und es sind alles Jungs. Es gibt auch ein paar Mädchen in der Kita, die aber ausnahmslos lieb sind – die zwar auch um Spielzeug rangeln, aber nicht so etwas wie den klassischen »Mario haut dir jetzt mal richtig eins aufs Gesicht«-Schlag draufhaben. Andere Kinder vermöbeln? Sie tun es einfach nicht. Liegt das in den Genen?

Sind Jungs und Mädchen bereits im Sandkastenalter unterschiedlich? Drei Worte: Sie sind es. Ist das genetisch bedingt? Ja. Punkt. Der Hirnforscher Gerhard Roth von der Universität Bremen sagt, dass Forschungsergebnissen zufolge bestimmte Teile des Kleine-Jungs-Gehirns die Lust an Gewalt steigern. Auch die Erziehung spielt natürlich eine wichtige Rolle. Und wie sieht diese Erziehung aus? Ich lasse Sie jetzt einmal eintreten in den Kopf des klassischen Kreuzberger Großstadt-Familienvaters, in meinen Kopf also. Die Aufgabentrennung von Mann und Frau ist in Familien wie meiner: verschwunden. Alle machen und können alles. Es ist gerecht, sagt meine Freundin. »Es ist Kraut und Rüben«, sagt meine in Bielefeld lebende Mutter, deren Weltbild allerdings seit der Ära Adenauer keiner echten Renovierung unterzogen wurde. Füttern, arbeiten, putzen, einkaufen, den Ton angeben, zu Hause bleiben, wenn das Kind krank ist – bei uns zu Hause, bei unseren Nachbarn und Freunden machen alle alles. Ist das toll? »Ja!«, rufen alle Frauen in meinem Umfeld. »Ja«, sagen wir Männer schon so ein bisschen weniger laut. Und ganz leise denken wir: »Och.«

Als Mann ist man, das wird keiner zugeben und trotzdem stimmt es, letztlich in die Falle seiner eigenen Großmäuligkeit getappt. Hat behauptet, dass man für die totale Gleichberechtigung ist. Man ist ja auch für das Ende von Rassismus, Umweltverschmutzung, Korruption und Ölwechseln im Naturschutzgebiet, gegen alles also, was eindeutig falsch und übel ist und bei dem Delfine ins Treibnetz geraten könnten. Doch beim Thema Gleichberechtigung hat man sich jetzt mal so richtig verzockt. Denn das leicht dahingesagte Bekenntnis zur Gleichberechtigung bedeutet im Alltag der Familie: fifty-fifty. Kein faulbeuteliges Zurückziehen mehr auf Arbeit und abends noch ’ne Dreiviertelstunde Lego mit dem Kind. Ich komme dafür in die Hölle, ich weiß es, aber von dem Fifty-fifty-Deal sind die meisten Männer vollkommen überfordert und letztlich genervt. Denn dieser Deal macht alles kaputt, was man für einen Teil seiner Männeridentität gehalten hat: irgendwie mehr Geld verdienen als die Frau, den Kombi fahren dürfen, das Recht auf mehr Freizeit, da man ja den härteren Job hat und eben nicht die Mutter ist. Sondern nur der Vater. Nur. Der. Vater. Der Fifty-fifty-Mann ist also letztlich latent pampig – traut sich das aber nicht zu sagen. Man will kein Taliban sein unter all den Bionade trinkenden Nido-Abonnenten, die hoffen, irgendwann mal selbst aufs Nido-Cover zu kommen mit ihrer iPhone-Hippie-Brut, der man die Work-Life-Balance nach diesem spek-ta-ku-lären und auf Facebook dokumentierten Surf-und-Yoga-Urlaub so unheimlich ansieht.

Doch … da gibt es ein Schlupfloch, ein Ventil für den unterdrückten Wunsch nach kerniger Klischeemännlichkeit: die Erziehung der Söhne. Denn in ihren Söhnen sehen Fifty-fifty-Väter die Chance für ihr ganz großes Comeback, für das Austoben der Geschlechterrolle, die sie selbst halbfreiwillig abgelegt haben. Und so beginnt das Erziehungsprojekt mit dem Namen »Wir machen aus unserem Sohn mal einen richtigen Jungen, einen Kerl, einen blutgrätschenden Kämpfer«. Vorhang auf.

Ich zitiere hier im Wortlaut drei Kita-Väter aus Hamburg und Berlin, meine besten Freunde. Felix, 42, Vater von Emil, 5: »Bevor ich einem Kind erlaube, Emil eine zu hauen, bring ich ihm lieber bei, als Erster zuzuschlagen. Der ist so ein Lamm, den muss man eher ein bisschen scharfmachen, oder?« Stulli, 45, Vater von Milo, 6: »Das wäre meine ganz private Horrorvorstellung, dass irgend so ein anderes Kind mit Milo den Kita-Boden wischt, da finde ich es besser, wenn er eher so ein bisschen proaktiv ist.« Fußnote: Milo ist so etwas wie der weiße Mike Tyson von Hamburg-Eimsbüttel und so unter Kontrolle wie eine Abrissbirne, die von einem besoffenen Baggerfahrer durch die Gegend geschwenkt wird. Stefan, 32, Vater von Friedrich, 3: »Wir haben uns früher als Jungs doch auch gekloppt, ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum er das nicht auch machen soll?«

All das denken und tun wir Fifty-fifty-Männer ohne das Wissen unserer Frauen. Weil wir ahnen, dass es eigentlich nicht ganz koscher ist. Und trotzdem genießen wir es jede Sekunde. Und unser Sohn? Hat zum letzten Geburtstag, seinem dritten, ein Wikingerschwert bekommen, einen Wikingerschild, einen Helm, ein Indianergummimesser, einen Speer, er hat bereits zwei Pfeil-und-Bogen-Sets und drei Wasserpistolen, die mehr Pumpgun als Wasserpistolen sind. Und eine Armbrust mit Gummipfeilen, in die man – das hat er nach ungefähr 30 Minuten gecheckt – auch Dartpfeile stecken kann. Und unser Sohn wünscht sich zusätzlich (die Saat geht auf): »Eine Keule, ich hab gar keine Keule!« Er hat genug Waffen gehortet, um gleich mehrere englische Küstenorte von seinem Kinderdrachenboot aus hopszunehmen. In der Ära Bush junior wäre unsere Wohnung vermutlich als Schurkenstaat durchgegangen, so viele Waffen haben wir. Die meisten hat er von mir und seinen Patenonkels geschenkt bekommen, was an der Oberfläche als kleines Retrospäßchen etikettiert worden ist (alle lieben übrigens die Dartpfeil-Tauglichkeit der Armbrust), in Wahrheit aber nur einer Absicht folgt: Der Junge soll bloß keine Memme werden und ruhig mal zuhauen. (Wo wir es schon selbst nie tun können, weil wir ja dauernd Smoothies für die Familie machen oder Schriftführer beim Elternabend in der Kita sind). Meine Freundin, Tochter einer 68er-Schwiegermutter, findet all das tendenziell nicht so gut und ist sich, weil unser Supersohn unser erstes Kind ist, aber auch nicht vollkommen sicher, ob man einen kleinen Jungen vielleicht einfach ein bisschen kämpfen und kloppen lassen soll. Auf ihre Frage, ob das vielleicht auch irgendwann wieder aufhört, dass Lukas und seine neuen Freunde Mario, Anton und Sebastian marodierend durch die Sandkiste ziehen, habe ich kurz und scheinheilig gelächelt: »Ganz bestimmt geht das vorbei.« Kunstpause. »Das ist doch nur eine Phase.«

Das Experten-Interview: Peng! Peng!

Sind Jungen tatsächlich gewalttätiger als Mädchen? Und ist das Spiel mit Pistolen Teil eines genetischen Programms? Kein Witz – die Antwort ist ja, sagt der Hirnforscher Gerhard Roth, Professor für Verhaltensphysiologie an der Universität Bremen.

Was sind die deutlichsten angeborenen Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen?

Die klarsten Verhaltensunterschiede zwischen Jungen und Mädchen findet man im Bereich der Beziehung zwischen Aggressivität und Sexualverhalten. Männliches Verhalten wird von bestimmten Bereichen (»Kernen«) des Hypothalamus gesteuert, die gleichzeitig das Sexual-, Dominanz- und Aggressionsverhalten steuern. Deshalb können sich bei Männern Sexualität, Dominanz und Gewalt gegenseitig verstärken. Bei Frauen werden Sexualität, Dominanz und Aggression von unterschiedlichen Teilen des Hypothalamus gesteuert, und diese Verhaltensweisen hemmen sich gegenseitig.

Jungs kloppen, Mädchen nicht, so einfach?

Schon kleine Jungen neigen zu körperlicher Dominanz und Gewalt, während Mädchen eher verbale Gewalt und Beziehungsgewalt zeigen. Auch wenn man den Jungen alles Kriegsspielzeug wegnimmt, laufen sie mit Stöckchen oder ausgestrecktem Daumen und Zeigefinger herum und rufen »peng, peng«. Sie zeigen auch ganz natürlich ein größeres Interesse an körperlichem Wettbewerb und Gewaltdarstellung. Mädchen sind aber keineswegs weniger aggressiv, nur machen sie es eher auf verbale Weise oder über Beziehungsgewalt wie Mobbing oder Intrigen.

Gibt es noch andere angeborene Unterschiede?

Falls ja, sind sie schwer nachweisbar, denn Begabungen wie Raumorientierung, abstraktes Denken, Sprachgewandtheit und soziale Fähigkeiten lassen sich nur schwer Unterschieden in bestimmten Hirnregionen zuordnen. Man kann also in diesen Fällen nur schwer mit Sicherheit sagen, was angeboren und was anerzogen ist.

Wie viel des Verhaltens eines Dreijährigen wird durch die Gene gesteuert? Zum Beispiel Intelligenz, unser Sohn ist auffallend klug und …

… Intelligenz weist mit rund 50 Prozent den höchsten angeborenen Anteil auf, 30 Prozent werden Umwelteinflüssen einschließlich der Erziehung zugeschrieben, der Rest ist nicht genau aufklärbar. Bei den meisten anderen Merkmalen der Psyche und der Persönlichkeit ist das Verhältnis umgekehrt. Bedeutet: Erfahrungen und Erziehung in früher Kindheit und abgeschwächt in späterer Kindheit und Jugend spielen dort eine größere Rolle als angeborene Merkmale. Aber auch hier ist eine klare Trennung der beiden Faktoren schwierig.

In meinem Umfeld ist die frühe Förderung der Kinder der neue Fetisch. Welche Faktoren sind für den Lernerfolg von Kindern denn entscheidend?

Der bedeutsamste Faktor für Intelligenz und Lernerfolg ist eine normale, das heißt mehr oder weniger sichere Bindungserfahrung sowie ein geistig und emotional anregendes, tolerantes und konfliktarmes Elternhaus. Es ist wichtig, dass Kinder in den ersten drei Jahren Förderung, aber keine Belastungen, etwa durch überehrgeizige Eltern, erfahren. Ein bildungsnahes Elternhaus und damit das Vorbild der Eltern sind der wichtigste Motivationsfaktor. Ab dem vierten Lebensjahr, wenn sich Begabungen und Talente deutlicher zeigen, kann gezielter gefördert und motiviert werden. Wichtig ist, dass Kinder die Erfahrung machen, dass nachhaltiges Lernen trotz aller Begeisterung mit Anstrengung in Form von Aufmerksamkeit, Übung, Fleiß und Wiederholung verbunden ist.

Man sagt, dass Hochbegabung im Bereich Mathe/Musik sehr ungleich zwischen Jungen und Mädchen verteilt ist. Stimmt das?

Ja, das stimmt. Im Bereich der absoluten Spitzenbegabungen in Mathematik und Musik dominieren in der Tat die Jungen über die Mädchen im Verhältnis von acht zu eins. Man kann hier nur genetische Faktoren vermuten. Es spielt aber auch das Ausmaß früher Förderung eine wichtige Rolle, die im Bereich Mathematik und Musik traditionell bei Jungen stärker ausfällt als bei Mädchen. Schließlich dürfte bei Jungen das höhere Ausmaß des Ehrgeizes und einer hohen Zielstrebigkeit hormonell über einen Cocktail von Dopamin und Testosteron eine Rolle spielen. Viele Bundespreisträger in Mathematik berichten, dass ihnen allein schon das Gewinnen von Wettbewerben großen Spaß mache. Die genannten Unterschiede in den Spitzenbereichen nehmen aber inzwischen deutlich ab, wahrscheinlich aufgrund einer gezielten Förderung der Mädchen.

Gibt es Hochbegabungen, die bei Mädchen häufiger sind als bei Jungen?

Es wird häufig gesagt, Mädchen seien im Sprachbereich und im sozial-emotionalen Bereich »talentierter«. Bewiesen ist das nicht, und Hochbegabungen sind hier schwer zu definieren. Insgesamt ist die Gauß-Kurve der Intelligenzverteilung bei Jungen flacher und bei Mädchen steiler, was bedeutet, dass es bei den Jungen mehr absolute Spitzenbegabungen, aber auch mehr deutlich Minderbegabte gibt als bei den Mädchen. Die Gründe hierfür sind unbekannt.

In welchem Lebensalter werden Hochbegabungen erkennbar?

Es gibt typische Frühentwickler, die schon im vierten Lebensjahr hohe Begabungen, meist in Mathematik und Musik, aber auch im Sprachenlernen, aufweisen, aber auch typische Spätentwickler. Charles Darwin war ein krasser Spätentwickler – er war weder mathematisch noch musikalisch besonders begabt, aber ansonsten ein sehr scharfsinniger Denker.

Unterscheidet sich eigentlich der IQ von Jungen und Mädchen?

Bis vor wenigen Jahren galt ein IQ-Unterschied von vier bis sechs Punkten zugunsten der Jungen als »robuster« Effekt. Der ist inzwischen geschwunden, aber niemand weiß so recht, warum. Entweder wurde früher nicht genau oder vorurteilsfrei gemessen, oder die verbesserte Frühförderung der Mädchen zeigt Wirkung.

Unser Sohn im Speziellen scheint mir auffallend klug, sensibel und auch gut aussehend zu sein.

Was ich spontan, ohne Ihren Sohn zu kennen, als Beleg dafür deuten würde, dass Eltern in ihren Kindern vor allem das sehen, was sie sehen wollen. Tut mir leid.

2Titte, Latte, Hautprobleme – Eine Hölle namens Pubertät

Er sagt: Die Pubertät ist die Zeit im Leben eines Jungen, in der man den Busendachschaden bekommt. Alles ist plötzlich voller Superbusen. Busen. Busen, Busen, Busen. Das Wort Busen ist ein einziger Busen. Der Busendachschaden beginnt in der Pubertät und ist von da an ein permanenter Begleiter jedes Mannes. Mein Freund Christian hat während eines gemeinsamen Hollandurlaubs, bei dem wir uns am Strand über potenzielle Grabsteinsprüche für uns ausgetauscht haben, mit dem Satz »Er lebte für den Busen« von allen um uns herumsitzenden Männern stillen, ironiefreien Respekt geerntet. Der Busendachschaden ist eine so schwere Krankheit, dass sie den Blick für alles andere an einem Mädchen blind macht, alle Mädchen mit Busen sind plötzlich irgendwo zwischen gar nicht so übel und richtig super. Als Azul Aygün, ein Mädchen aus meiner Grundschule, die schon zur Einschulung einen Hauch von Schnurrbart hatte, Busen bekam, konnten sich alle Jungs in der Klasse plötzlich für ein Mädchen begeistern, das im besten Fall wie Zorro, aber eigentlich eher wie Ortwin Runde aussah. Aber eben mit unglaublichem Busen, was ihr den Spitznamen »Tittenzorro« eingebracht hat. Ich weiß nicht, ob das rüberkommt – aber aus dem Namen sprach und spricht heimliche Verehrung. In einer idealen Welt werde ich auf einem zukünftigen Klassentreffen in Bielefeld einen meiner Grundschulfreunde treffen und es wird folgenden, kurzen Dialog geben: »Und du, Stefan, ewig nicht gesehen, was machst du so?« – »Ich bin mit Tittenzorro verheiratet.« Ich werde nur ein Wort denken: Respekt.

Sie sagt: Allein schon dieses bescheuerte Wort – Busendachschaden! So was kann sich nur ein pubertierendes Kleinmännerhirn ausdenken. Unvorstellbar, dass wir, auch wenn uns gerade die erste Hormonwelle erfasst, euch Jungs zwischen die Beine starren und heimlich Maß nehmen.

Diese ganze Busenfixierung von euch ist für uns der totale Albtraum, weil wir busenmäßig immer danebenliegen. Zu früh, zu viel – und kein Mensch guckt uns mehr ins Gesicht, sondern klemmt den Blick nur noch 30 Zentimeter tiefer. Zu spät, zu wenig – wir sind jetzt schon unsichtbar und bleiben es auch. Was Mädchen in der Pubertät aber glücklich macht, sind Pubertätspickel. Nicht ihre eigenen natürlich, sondern die an Jungs. Am liebsten am Rücken, da ist die Haut etwas dicker als im Gesicht, und sie kreischen nicht gleich »Aua«, wenn ein Mädchen mal etwas fester zudrückt. Der Weg zum Herzen eines Mädchens in der Pubertät führt über die männliche Talgdrüse. Später sind es dann andere Drüsen, und zwar die geschlechtlichen, die Mädchen spannend finden.

Er sagt: Ich glaube, es gibt einfach keine politisch korrekte Formulierung, um über die Busenfixierung von Jungs zu schreiben. Ich mag aber deinen angepissten Nörgelton, da hört man förmlich, was für Narben die Pubertät bei dir hinterlassen hat. Wow, und wir sind erst im zweiten Kapitel, ich glaube, wir werden hier noch eine Menge erfahren. Und das mit den Pickeln … Ich muss mich wirklich sehr konzentrieren, um bei dem Gedanken eine Herpesattacke hinunterzukämpfen. Warum machen Frauen das? Ich vermute, das ist so ein Rest von Fellpflegetrieb und dem Wunsch, gute Stimmung im Rudel herzustellen. Für Jungs ist die Pubertät übrigens besonders schlimm, weil alle Mädchen, mit denen man früher gespielt hat, auf einmal nur noch ältere Jungs gut finden. Das absolut schönste Mädchen an unserer Grundschule, Daniela Schüker, war mit einem Jungen zusammen, der drei Jahre älter war als sie. Carsten Oberschelp, der Arsch. Ich habe bei Facebook übrigens gesehen, dass die beiden geheiratet haben.

Sie sagt: So ist das Leben, in der Pubertät finden wir ältere Jungs gut, nach den Wechseljahren eher die jüngeren. Ist bei euch ja ähnlich.

Ein paar Fakten zur Pubertät gefällig? Von zwölf bis 20 ist unser Gehirn eine Großbaustelle, unabhängig von dem Hormonstau, der uns wuschig, picklig und für Eltern unausstehlich macht. Unsere Großhirnrinde, die für den Verstand zuständig ist, erlebt einen Wachstumsschub, Nervenzellen entstehen und verzweigen sich, die Wege, auf denen unser Gehirn Infos und Emotionen transportiert, werden neu geordnet. Dieser Umbau dauert übrigens in den Feldern, die für Sprache (»Was geht, Digger?«) und räumliche Orientierung zuständig sind, am längsten. Die letzten Umbauarbeiten finden im Präfrontalhirn statt, dem Teil des Stirnlappens, der für Gefühle und Entscheidungen zuständig ist. Der Pubertierende, ganz besonders der männliche, reagiert also nur aus dem Bauch heraus. Fährt deshalb ohne Führerschein, säuft sich mit 15 in die Ausnüchterungszelle der Polizei, kloppt sich ständig und baggert Mädchen so weit außerhalb seiner Liga an, dass es einem fast leidtäte, wenn es nicht so peinlich wäre. Oder er ballert sich vor seinem Computer ins Halbkoma, während sein Stirnlappen langsam vor sich hin wächst. »Neurobiologisch gesehen, ähneln Heranwachsende einem vollbesetzten Düsenjet, der mit vibrierenden Triebwerken über die Startbahn jagt, während oben im Cockpit noch hektisch an Kontrollinstrumenten und Navigationssystemen geschraubt wird«, so brachte es der Journalist Harald Willenbrock vor einiger Zeit in einem GEO-Wissen-Artikel auf den Punkt.

ENDE DER LESEPROBE