Waka Wairua – Die Kanus der Ahnen - John Drummond - E-Book

Waka Wairua – Die Kanus der Ahnen E-Book

John Drummond

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Beschreibung

Waka Wairua – Die Kanus der Ahnen entführt den Leser in die faszinierende Welt der polynesi-schen Spiritualität. In den unendlichen Weiten des Pazifiks lebt ein uraltes Wissen fort – überliefert von Schamanen, gehütet in Mythen und getragen von den Geisterkanus, den Waka Wairua, die die Seelen der Verstorbenen auf ihrer Reise nach Hawaiki begleiten. John Drummond beleuchtet in diesem eindrucksvollen Werk die spirituelle Dimension der polynesischen Kulturen: die Rolle der Tohunga, die Verbindung zu Ahnen und Natur, die tiefgreifende Symbolik des Kanus als Brücke zwischen den Welten und die lebendigen Rituale, die diese Kulturen bis heute prägen. Mit ethnologischer Tiefe und erzählerischer Klarheit öffnet dieses Buch ein Tor zu einer Welt, in der das Sichtbare und das Unsichtbare, das Leben und der Tod, das Individuum und die Gemeinschaft untrennbar miteinander verbunden sind. Ein inspirierendes Buch für alle, die sich für spirituelle Traditionen, kulturelles Erbe und die Weisheit der indigenen Völker interessieren.

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Seitenzahl: 112

Veröffentlichungsjahr: 2025

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John Drummond

Waka Wairua – Die Kanus der Ahnen

Polynesische Mythen, Schamanen und das spirituelle Wissen der Südsee

1. Einführung in die Welt der polynesischen Spiritualität

Die Ursprünge der polynesischen Spiritualität

Die polynesische Spiritualität ist tief in den Geschichten und Mythen verwurzelt, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Ihre Ursprünge reichen weit in die Vergangenheit zurück, bis zu den ersten Siedlern, die sich über die weiten Flächen des Pazifischen Ozeans wagten. Diese frühen Reisenden brachten nicht nur ihre materiellen Besitztümer mit, sondern auch eine reiche Tradition spirituellen Wissens, das in den verschiedenen Kulturen der polynesischen Inseln eine zentrale Rolle spielt.

Die Anfänge der polynesischen Spiritualität sind eng mit der Natur verbunden. In einer Umgebung, in der die natürlichen Elemente wie Meer, Wind und Erde allgegenwärtig sind, entwickelte sich eine Weltanschauung, die diese Kräfte als lebendig und beseelt ansieht. Die Polynesier betrachteten die Natur nicht nur als Quelle des Lebensunterhalts, sondern auch als Manifestation göttlicher Kräfte. Der Glaube an Mana, eine spirituelle Kraft oder Energie, die in allem existiert, bildet das Herzstück dieser Weltanschauung. Mana konnte durch Tapu, eine Art heilige Ordnung oder Verbot, geschützt werden, um das Gleichgewicht zwischen den spirituellen und physischen Welten zu bewahren.

Ein weiterer wesentlicher Bestandteil der polynesischen Spiritualität sind die Ahnengeister, die als Vermittler zwischen den Lebenden und den Göttern fungierten. Die Vorfahren wurden verehrt und als Wächter über das Wohlergehen der Gemeinschaft betrachtet. Ihr Einfluss war sowohl in alltäglichen Entscheidungen als auch in bedeutenden Stammesangelegenheiten spürbar. Der Ahnenkult stärkte die sozialen Bindungen innerhalb der Gemeinschaft und half, die kulturelle Kontinuität zu wahren, indem er die Traditionen und das Wissen der Vorfahren bewahrte.

Die polynesische Mythologie ist reich an Erzählungen über die Schöpfung der Welt und die Heldentaten von Göttern und Helden, die die spirituellen und moralischen Werte der Gesellschaft widerspiegeln. Eine zentrale Figur ist Tangaroa, der Meeresgott, der in vielen Geschichten als Schöpfer und Lebensspender erscheint. Die Geschichten um Tangaroa und andere Gottheiten wie Tane, den Gott des Waldes, und Rongo, den Gott des Friedens und der Landwirtschaft, zeigen die enge Verbindung zwischen den Menschen und den natürlichen Kräften, die sie umgeben.

Ein weiterer Schlüssel zur polynesischen Spiritualität ist die Vorstellung von Hawaiki, einem mythischen Ursprungsort, der als Heimat der Ahnen und als Ziel der spirituellen Reise der Seele betrachtet wird. Hawaiki symbolisiert die Sehnsucht nach einem spirituellen Zuhause und die Beständigkeit der kulturellen Identität. Diese Ideen wurden in den Legenden von Geisterkanus, den Fahrzeugen, die die Seelen der Verstorbenen nach Hawaiki transportieren, greifbar gemacht. Die Vorstellung, dass die Reise der Seele nach dem Tod in einem Kanu stattfindet, spiegelt die Bedeutung des Meeres als verbindendes Element in der polynesischen Welt wider.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ursprünge der polynesischen Spiritualität in einer tiefen Verbundenheit mit der Natur, der Verehrung der Ahnen und einer reichen Mythologie verwurzelt sind. Diese spirituellen Grundlagen haben die polynesische Kultur über Jahrhunderte hinweg geprägt und ihre Identität inmitten der Weiten des Pazifiks gefestigt. Die polynesische Spiritualität ist nicht nur ein Erbe der Vergangenheit, sondern auch eine lebendige Tradition, die bis heute das Leben und die Kultur der Menschen auf den polynesischen Inseln beeinflusst.

Die Rolle der Schamanen in der polynesischen Kultur

In der polynesischen Kultur spielten spirituelle Führer eine enorm wichtige Rolle, die tief in die Geschichte und die spirituellen Praktiken der Inseln eingebettet ist. Diese Führer waren nicht nur Heiler, sondern auch die Brücke zwischen der physischen Welt und der Welt der Geister und Götter. Ihre Bedeutung war zentral für das Verständnis der spirituellen Dimensionen, die das tägliche Leben der Menschen prägten.

Die Wurzeln der spirituellen Traditionen in Polynesien sind eng mit der Wanderung der polynesischen Völker verknüpft, die über Jahrhunderte hinweg weite Teile des Pazifiks besiedelten. Diese Völker brachten ihre spirituellen Überzeugungen und Praktiken von Insel zu Insel mit. Die spirituellen Führer waren die Hüter dieses Wissens und sorgten dafür, dass es von Generation zu Generation weitergegeben wurde.

In der polynesischen Kultur nannte man diese spirituellen Führer oft "tahu'a", ein Begriff, der sowohl Priester als auch Heiler beschreibt. Die tahu'a hatten ein tiefes Wissen über die Heilpflanzen der Region und konnten Krankheiten diagnostizieren und behandeln. Diese Heilmethoden waren eng mit dem Glauben an die Geisterwelt verbunden, die oft als Ursache für Krankheiten und Leiden angesehen wurde. Der spirituelle Führer fungierte als Vermittler, der die Geister um Hilfe bat oder sie besänftigte, um Heilung zu erlangen.

Ein wesentlicher Aspekt der spirituellen Praxis in Polynesien war die Fähigkeit der spirituellen Führer, in Trancezustände zu gelangen und so mit den Geistern der Ahnen oder mit Göttern zu kommunizieren. Diese Trancezustände wurden oft durch Gesänge, Tänze oder den Einsatz von Ritualobjekten erreicht. Der spirituelle Gesang, oft begleitet von Trommeln oder anderen Instrumenten, half der Gemeinschaft, sich in die spirituellen Erlebnisse einzufühlen und die Verbindung zu den Ahnen und Göttern zu stärken.

Ein weiteres wichtiges Element der spirituellen Rolle war die Durchführung von Ritualen, die dem Schutz und der Sicherheit der Gemeinschaft dienten. Solche Rituale fanden bei wichtigen Lebensereignissen wie Geburt, Hochzeit oder Tod statt. Sie halfen, das Gleichgewicht zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt zu bewahren und den Segen der Ahnen und Götter zu erlangen.

Die Bedeutung der spirituellen Führer erstreckte sich auch auf die Navigation und die Besiedlung neuer Gebiete. Es wird berichtet, dass sie die Sterne, Winde und Strömungen deuten konnten, um die sichere Überfahrt der Kanus zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang spielten sie eine entscheidende Rolle bei der spirituellen Vorbereitung und Durchführung der Reisen, die oft mit zeremoniellen Handlungen begannen.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die spirituellen Führer eine zentrale Rolle in der polynesischen Kultur und Spiritualität innehatten. Sie waren nicht nur Heiler und Priester, sondern auch Hüter der Traditionen und Bräuche, die das spirituelle und soziale Gefüge der Gesellschaft prägten. Ihre Fähigkeit, zwischen den Welten zu vermitteln und das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur zu wahren, machte sie zu unverzichtbaren Mitgliedern der Gemeinschaft. In einer Welt, in der die spirituelle und die physische Ebene untrennbar miteinander verbunden waren, waren die spirituellen Führer das Bindeglied, das das gesamte Gefüge der polynesischen Kultur zusammenhielt.

Mythen und Legenden: Die Verbindung zu Hawaiki

Die polynesische Spiritualität ist voller Mythen und Legenden, die nicht nur die kulturelle Identität der Menschen auf diesen weit verstreuten Inseln formen, sondern auch die tiefen Verbindungen zu einer sagenumwobenen Urheimat namens Hawaiki widerspiegeln. In der polynesischen Mythologie ist Hawaiki mehr als nur ein geografischer Ort; es gilt als Ursprung und Endziel der Seele, ein spirituelles Reich, das die Vergangenheit und Zukunft der polynesischen Völker in sich vereint.

Die Geschichten und Überlieferungen über Hawaiki sind vielfältig und variieren leicht von Insel zu Insel. Doch sie alle teilen gemeinsame Elemente, die den Respekt und die Bedeutung zeigen, die die Polynesier ihren Ursprüngen und Ahnen entgegenbringen. In vielen dieser Mythen wird Hawaiki als das Land der Ahnen beschrieben, ein Ort, an den die Seelen der Verstorbenen zurückkehren. Diese Vorstellung betont die zyklische Natur des Lebens und den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele, die nach dem Tod die Reise zu dieser spirituellen Heimat antritt.

Ein zentraler Aspekt dieser Mythen ist das Motiv der Reise. Die Polynesier, bekannt für ihre herausragenden seefahrerischen Fähigkeiten, sehen das Meer nicht als Hindernis, sondern als verbindendes Element zwischen den Welten. Die Vorstellung von Geisterkanus, die die Seelen der Verstorbenen nach Hawaiki bringen, ist tief in der Kultur verankert. Diese spirituellen Reisen sind nicht nur symbolisch für den Übergang von der physischen zur spirituellen Welt, sondern spiegeln auch die tatsächlichen Reisen der Vorfahren wider, die in ihren Kanus weite Ozeane überquerten, um neue Welten zu entdecken.

Die Erzählungen von Hawaiki sind reich an Symbolik und lehren Werte wie Tapferkeit, Loyalität und die Bedeutung der Gemeinschaft. In einigen Legenden wird Hawaiki als paradiesisches Land beschrieben, das Wohlstand, Frieden und Harmonie verkörpert. Diese Darstellungen dienen oft als moralische Leitbilder für das Leben auf Erden und erinnern daran, dass die Verbindung zu den Ahnen und der Respekt vor den Traditionen essenziell für das Wohlergehen der Gemeinschaft sind.

Ein berühmtes Beispiel für die mythischen Reisen zu Hawaiki ist die Legende von Māui, einem Halbgott, der in vielen polynesischen Kulturen verehrt wird. Māui wird oft als listiger Held dargestellt, der mit seinen Taten die Welt formt und den Menschen zeigt, wie sie die Gaben der Natur nutzen können. In einigen Erzählungen segelt Māui nach Hawaiki, um Wissen und Weisheit zu erlangen, die er dann mit den Menschen teilt. Diese Geschichten verdeutlichen die enge Verbindung zwischen den göttlichen Mächten und den Menschen sowie die Rolle der Spiritualität im täglichen Leben der Polynesier.

Die Mythen und Legenden von Hawaiki sind ein lebendiges Erbe, das bis heute in den Geschichten, Tänzen und Liedern der polynesischen Völker weiterlebt. Sie sind nicht nur historische Erzählungen, sondern auch lebendige Ausdrucksformen einer tiefen spirituellen Überzeugung, die das Leben der Menschen auf diesen Inseln prägt. Indem sie ihre Verbindung zu Hawaiki bewahren, halten die Polynesier auch ihre Identität und Kultur lebendig, trotz der Herausforderungen der modernen Welt.

Die Bedeutung von Ahnen und Geistern in der polynesischen Weltanschauung

In der polynesischen Spiritualität spielen Ahnen und Geister eine zentrale Rolle. Sie werden als wichtige Akteure sowohl im Alltag als auch im spirituellen Leben betrachtet. Diese tief verwurzelten Glaubensvorstellungen spiegeln sich in zahlreichen Mythen, Legenden und Ritualen wider, die seit Jahrhunderten das Leben polynesischer Gemeinschaften prägen.

Die Ahnen, in einigen polynesischen Sprachen als "Kupuna" bekannt, gelten als weise und mächtige Führer. Ihr Einfluss endet nicht mit dem Tod; vielmehr wachen sie über das Wissen und die Traditionen, die sie an ihre Nachkommen weitergeben. In der polynesischen Weltanschauung sind die Ahnen allgegenwärtig und können sowohl Segen als auch Fluch bringen. Ihre Anwesenheit wird oft durch Rituale und Zeremonien geehrt, bei denen die Gemeinschaft ihre Gunst erbitten und ihren Schutz suchen möchte.

Auch die Geister, oder "Aitu", haben in der polynesischen Spiritualität eine bedeutende Funktion. Sie sind häufig mit bestimmten Orten wie heiligen Bäumen oder Bergen verbunden und können sowohl wohlwollend als auch bösartig sein. Der Respekt vor diesen Geistern ist tief in den traditionellen Lebensweisen verankert, und viele polynesische Kulturen haben komplexe Rituale entwickelt, um mit ihnen zu kommunizieren und sie zu besänftigen.

Ein weiteres zentrales Konzept ist das "Mana", eine spirituelle Energie oder Kraft, die eng mit dem Glauben an Ahnen und Geister verknüpft ist. Mana wird als eine Art Energie betrachtet, die in Menschen, Objekten und Orten vorhanden sein kann. Diese Energie ist eine Quelle von Macht und Autorität, die sowohl durch Erbe als auch durch persönliche Taten erlangt werden kann. In vielen polynesischen Kulturen glaubt man, dass Ahnen und Geister Mana besitzen und es an die Lebenden weitergeben können.

In der polynesischen Gesellschaft ist die Verbindung zu den Ahnen nicht nur spirituell, sondern auch sozial und kulturell von großer Bedeutung. Die Abstammungslinien und Geschichten der Vorfahren sind entscheidend für die Identität und das Zugehörigkeitsgefühl der Gemeinschaftsmitglieder. Diese Geschichten werden von Generation zu Generation weitergegeben und sind ein wesentlicher Bestandteil der mündlichen Überlieferung. Der Respekt vor den Ahnen zeigt sich auch in der Architektur, Kunst und Musik, wo sie oft symbolisch dargestellt werden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der polynesischen Weltanschauung ist der Glaube an die enge Verbindung zwischen den Lebenden und den Geistern. Diese Verbindung zeigt sich in vielen Bereichen des täglichen Lebens, von der Landwirtschaft bis zur Navigation. In der polynesischen Kosmologie wird die Welt als ein komplexes Geflecht von Beziehungen zwischen Menschen, Ahnen, Geistern und der Natur gesehen. Dieses Verständnis fördert eine tiefe Wertschätzung und einen respektvollen Umgang mit der Umwelt.

Zusammengefasst beeinflussen Ahnen und Geister in der polynesischen Weltanschauung nicht nur die spirituelle, sondern auch die soziale und kulturelle Dimension des Lebens. Sie bieten einen Rahmen, innerhalb dessen polynesische Gemeinschaften ihre Identität und Zugehörigkeit definieren und leben. Diese tief verwurzelten Glaubenssysteme sind ein Zeugnis für die reiche und vielschichtige spirituelle Tradition der polynesischen Völker.

Rituale und Praktiken der spirituellen Reise

In der polynesischen Kultur spielen Rituale und spirituelle Praktiken eine zentrale Rolle und sind tief in der Gesellschaft verwurzelt. Diese Rituale dienen nicht nur der persönlichen Erleuchtung, sondern auch der Bewahrung der kollektiven Identität und Tradition. Die polynesische Spiritualität zeichnet sich durch eine enge Verbindung zu den Ahnen, der Natur und dem Kosmos aus, was sich in den vielfältigen und symbolträchtigen Praktiken widerspiegelt.

Ein wesentlicher Bestandteil der spirituellen Reise in der polynesischen Tradition ist das Konzept des Mana. Mana ist eine spirituelle Energie oder Kraft, die in allem Lebendigen und Unbelebten existiert. Es wird als eine Form von spiritueller Autorität betrachtet, die durch Rituale gestärkt oder geschwächt werden kann. Polynesische Rituale zielen darauf ab, das Mana zu stärken und es in Harmonie mit der natürlichen und übernatürlichen Welt zu bringen.

Ein häufig praktiziertes Ritual ist das Umu, ein zeremonielles Erdofen-Kochen, bei dem Speisen zubereitet werden, um die Geister der Ahnen zu ehren und mit ihnen zu kommunizieren. Die Zubereitung und der Verzehr der Speisen sind nicht nur physische Handlungen, sondern auch spirituelle Erlebnisse, die die Verbindung zwischen den Welten der Lebenden und der Toten stärken. Der Anthropologe Te Rangi Hiroa beschreibt in seinem Werk „The Coming of the Maori“ (1949), dass „diese Praktiken ein lebendiges Band zwischen den Generationen schaffen und die spirituelle Kontinuität innerhalb der Gemeinschaft bewahren“.

Ein weiteres bedeutendes Ritual ist die Kava-Zeremonie, die oft bei wichtigen sozialen und religiösen Zusammenkünften stattfindet. Der Kava-Trank, der aus den Wurzeln der Kava-Pflanze gewonnen wird, hat eine beruhigende Wirkung und öffnet den Geist für spirituelle Einsichten. Während der Zeremonie werden traditionelle Lieder und Gebete rezitiert, um die Ahnen zu ehren und den Segen der Götter zu erbitten. Der Ethnologe Peter Buck (Te Rangi Hiroa) hebt hervor, dass „die Kava-Zeremonie sowohl eine spirituelle Reinigung als auch eine soziale Bindung innerhalb der Gemeinschaft darstellt“.

Ein zentrales Thema der polynesischen Rituale ist die Reise der Seele, die oft symbolisch durch die Überfahrt auf einem Kanu dargestellt wird. Das Kanu ist ein mächtiges Symbol für Übergänge und Transformationen im Leben der Polynesier. Die Reise eines Geisterkanus wird als Metapher für die spirituelle Reise der Seele nach dem Tod angesehen, die von Tahiti nach Hawaiki, der mythischen Heimat der Vorfahren, führt. Diese Vorstellung ist tief in der Mythologie verwurzelt und wird durch rituelle Gesänge und Tänze, wie den Haka, zum Ausdruck gebracht, die die Stärke und Entschlossenheit der Seele auf ihrer Reise symbolisieren.

Ein besonderes Ritual, das die spirituelle Reise begleitet, ist der Tapu-Zustand, eine Form der heiligen Abstinenz oder des Verbots, die Individuen oder Objekte vorübergehend unantastbar macht. Tapu schützt nicht nur die spirituelle Reinheit während der Reise, sondern markiert auch Übergänge und Transformationen. Die Ethnologin Martha Beckwith beschreibt in ihrem Buch „Hawaiian Mythology“ (1940), dass „der Tapu-Zustand sowohl Schutz als auch Einschränkung bietet, um die spirituelle Integrität der Person zu bewahren“.