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Junger Mann: Auch das! Dem Alten haben sie ins Bein geschossen. Wir müssen uns beeilen! Wo ist der Arzt? Alter Mann: Das mir das passieren muss. Nun verliere ich in meinen alten Tagen noch das Bein! Junger Mann: Es wird so sein, dass du das Bein verlieren wirst. Das aber ist besser, als das ganze Leben zu verlieren. Alter Mann: Das sagst du. Ich denke da anders und teile deine Meinung nicht. Ich meine, was kann ein Mann in meinem Alter mit nur einem Bein? Gehen kann ich nur an Krücken, und ohne sie kann ich nicht einmal stehen. Alter Mann (mit Stock steht auf der Brücke und blickt herab auf den Euphrat): Der Weg, den wir zu gehen haben, nimmt kein Ende. Mein Sohn, sieh auf's Wasser, wie es friedlich durch die Zeiten fließt. Ich lasse meine Blicke auf ihm ruhen durch die Jahre meines Lebens. Sohn: Ja, Vater, es ist ein breiter Strom, der unseren Boden schützt und fruchtbar hält und still die Geschichte unseres Volkes begleitet. Alter Mann: Von diesem Strom sollten wir es lernen, was Stille, was Größe und was Frieden ist. Schon unsere Väter haben uns auf seine Größe hingewiesen. Sohn. Und die Reihe der Vorväter dürfte die Jahrhunderte zurückreichen. Alter Mann: Doch das Volk war nicht immer friedlich. Der Boden gehörte einst anderen Völkern, die sich wegen seiner Fruchtbarkeit heftige Kriege lieferten. Sohn: Der Stärkere vertrieb den Schwächeren und vernichtete ihn, wenn er den Boden als seine Heimat verteidigte. Alter Mann: Du siehst, wie sich die Geschichte wiederholt. Nun sind wir es, die aus der Heimat vertrieben werden.
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Seitenzahl: 144
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Helmut Lauschke
Was und wo ist Heimat
Auf der Suche nach Frieden und Geborgenheit
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Inhalt
Vorwort
Was und wo ist Heimat
Ein- und Durchsicht in die unendliche ‘Leere’
Vor dem Lagertor
Vom Gefühl der Stille der kosmischen Weltenordnung
Auf der Flucht
Der Geist in den Schöpfungsabsichten und Visionen seiner Kräfte
Doktor Allison, Chirurg am Feldlazarett
Yasin und Tarek weiter im Gespräch
Zwei Verletzte werden ins Lager gebracht
Der Geist in seiner Allumfassung zur inneren Vollendung ist unerschöpflich
Menschen, denen der Fluchtweg über die Brücke versperrt wird, kommen zurück
Der am Denken und Tun erscheinende Geist
Streitgespräch unter Männern auf der anderen Seite hinter der Brücke
Der Geist, der aus sich herausgeht, ist zugleich in sich selbst
Am Lagertor in der frühen Morgendämmerung
Von den Weiten und Tiefen des Denkens
Die Grenzenlosigkeit von Raum und Zeit, wo das Bewusstsein sich als Ende und Neuanfang begreift
Sarah und Theron im Lager nicht weit vom Lagertor
Das natürliche Bewusstsein erkennt die Substanz der Wirklichkeit
Am hellen Tag: Im Lager wimmelt es von Menschen
Der Geist erfasst das Selbstbewusstsein in der Absicht, es zu führen
Der Gang über die Brücke
Hinter der Brücke
Der Geist auf der Höhe ist die Wirklichkeit
Sonnenaufgang über dem Platz in der Fremde
Der Geist durchdringt die zellulären Strukturen
Noch auf dem Platz in der Fremde
Der Geist steht über der Dingwelt des Daseins
Zwei hockende Männer halten je ein Kind
Im Geist kommen Gegenstand und Begriff zusammen
Vier Männer tragen den blinden Lehrer
Impressum neobooks
Auf der Suche nach Frieden und Geborgenheit
Glaube und Heimat sind im Alten Testament eng miteinander verbunden.
Heimat prägt die Identität, den Charakter, die Mentalität und Einstellungen zur Welt und Menschheit.
Der Verlust der Heimat zählt zum größten Unglück, dem der Mensch ausgesetzt ist.
Vorwort
Was und wo ist Heimat
Ein- und Durchsicht in die unendliche ‘Leere’
Vor dem Lagertor
Vom Gefühl der Stille der kosmischen Weltenordnung
Auf der Flucht
Der Geist in den Schöpfungsabsichten und Visionen seiner Kräfte
Doktor Allison, Chirurg am Feldlazarett
Yasmin und Tarek weiter im Gespräch
Zwei Verletzte werden ins Lager gebracht
Der Geist in seiner Allumfassung zur inneren Vollendung ist unerschöpflich
Menschen, denen der Fluchtweg über die Brücke versperrt wird, kommen zurück
Der am Denken und Tun erscheinende Geist
Streitgespräch unter Männern auf der anderen Seite hinter der Brücke
Der Geist, der aus sich herausgeht, ist zugleich in sich selbst
Am Lagertor in der frühen Morgendämmerung
Von den Weiten und Tiefen des Denkens
Die Grenzenlosigkeit von Raum und Zeit, wo das Bewusstsein sich als Ende und Neuanfang begreift
Sarah und Theron im Lager nicht weit vom Lagertor
Das natürliche Bewusstsein erkennt die Substanz der Wirklichkeit
Am hellen Tag: Im Lager wimmelt es von Menschen
Der Geist erfasst das Selbstbewusstsein in der Absicht, es zu führen
Der Gang über die Brücke
Das reine Denken schaut in das Innere der Welt mit ihren Ideen
Hinter der Brücke
Der Geist auf der Höhe ist die Wirklichkeit
Sonnenaufgang über dem Platz in der Fremde
Der Geist durchdringt die zellulären Strukturen
Noch auf dem Platz in der Fremde
Der Geist steht über der Dingwelt des Daseins
Zwei hockende Männer halten je ein Kind
Im Geist kommen Gegenstand und Begriff zusammen
Vier Männer tragen den blinden Lehrer
Zur Bedeutung des Lebens bezüglich Würde und Moral – Vom Geist der Schöpfung. Bei all der Enge ist für den Einblick in das Universum noch genügend Freiheit, um durch reflektierendes Denken zu lernen, was die Bedeutung des Lebens im tieferen Sinne ist, sein kann und sein soll.
Daniel. Die Heimat liegt in Trümmern, es gab Tote und Verletzte. Frauen und Kinder stehen und weinen um den Verlust. Was kann ich euch noch raten? Nehmt das Kalifat und die anderen Staaten, da sind wir doch verloren und verraten.
Yasin. Was im Allgemeinen fehlt, das sind Wahrhaftigkeit und Ehre. Da können wir noch Jahre lamentieren, sie werden uns die Faul- und Feigheit voll Bitternis quittieren. Was uns bleibt, das ist das Leben in der Wüste mit den Zelten und der restlichen Spärlichkeit.
Hasan. Selbst das bisschen Wasser ist hier brackig, schmeckt nach bittrem Sand und mehrt den Durst. Es ist das kargste Land ganz ohne Wiesen, auf dem es weder Rinder noch Schafe gibt.
Yasin. Bedenkt, der Frieden ist verspielt, Dörfer und Städte sind verwüstet und verloren, Ganze Völker brechen entzwei. Was uns blüht, wir werden es sehen, auch wenn wir es nicht sehen wollen, und keiner kann sich vor dem verstecken, was uns erwartet mit dem Elend und der Not. Drum geht in eure Zelte zurück und lebt in der Magerkeit, die Nacht wird das Weitere lehren. Ermahnt jene, die da lauthals klagen und wimmern, dass sie die Zeiten, wie sie sind, nicht ändern können.
Sarah. Seht Herr, ich bin schwanger, bringe ein Kind in die zerbrochene Welt. Ich frage euch, wo führt das hin, wenn neues Leben in das Lager kommt, das schon überfüllt mit mageren Menschen ist?
Yasin. Was ich dir sagen kann, ist die traurige Botschaft, denn von der Heimat sind wir getrennt, sind abgeschnitten an den Wurzeln unserer Herkunft, sind verwaist von dem, was uns erzog und uns gehörte.
Sarah. Wer kennt die Menschen, wie sie sind und das hier im Lager mit dem Elend und den Menschen draußen in der Fremde? Die Not drückt, es wird mir angst und bange, je länger wir in der Verlorenheit stehn und hausen.
Yasin. Was du siehst, ich glaub’s, ist doch nicht alles, viel mehr ist’s, was hinter den Hügelhöhen sich verbirgt und unter der ersten Wüstenschicht begraben liegt. Es sind die Wunden der geschundenen Moral, dass auseinanderbricht, ja in Brocken und Stücke zerfällt, was seit Menschengedenken zusammengehört.
Sarah. Wie sollen die Stücke zusammengesetzt werden, dass wieder ein Ganzes daraus wird und das Leben seinen Sinn und wieder seine Ordnung bekommt?
Yasin. Ich sage dir: ich bin weder ein Philosoph noch ein Prophet, doch sehe ich den Himmel ohne Wolken. So sag ich dir aus meiner Sicht, dass es auch in diesem Jahr keinen Regen geben und das Fiasko bleiben wird. Denn ohne Regen gibt es weder Reis noch Korn.
Sarah. Das heißt, dass der Schmerz des Hungers bleibt.
Yasin. Ja nicht nur bleibt, sondern bei der Zahl der Menschen größer werden wird. Die Wunden werden schlechter heilen bei der weiten Magerkeit, und die Kinder werden zu Skeletten vertrocknen, denn ohne Milch und ohne Mais und Wasser geht das Leben nicht.
Sarah. Der Herr, was meine Mutter sagt, ist dies: mein Kind bedenke, in einer Zeit wie dieser bringe kein Kind zur Welt, denn es fehlt am guten Boden, dass Hunger das junge Leben zerstört.
Yasin. Die Frau soll auch ans Wasser denken, bedenken soll sie, die Brunnen trocknen aus. Der Weg führt immer weiter weg, um das Wasser herbeizutragen, auch ist der Weg zum Brunnen vermint, wenn er weitab gelegen ist. Was ich damit sagen will, die Zeit ist uns nicht mehr freundlich gesinnt, und wir sind nicht mehr weit entfernt, dass uns alle der Hunger in die Knie zwingen wird, wenn nicht die Cholera und andere Unwesen uns vorher in den Tod geschickt haben.
Sarah. Ja, die Zeit ist uns nicht wohlgesonnen, und das Lager reißt die Würde von den Körpern, sprengt die Hoffnungen aus den Köpfen, zerfurcht die Gesichter immer tiefer, dass die Melancholie unschuldige Kindergesichter schlägt. Meine Tochter Dana sagt: Mutter, das ist kein Leben im Lager, hier wird jeder noch verrückt. Schau, wie die mageren Körper schlürfen, bald werden auch sie abseits der Zelte liegen, wenn ihnen der letzte Atem davongeflogen ist.
Yasin. Das ist, was mich nachts nicht schlafen lässt, weil mir die armseligen Gestalten mit dem fragenden Blick des Wie-lange-noch vor dem inneren Auge stehen und auf Antwort warten und meine Träume arg beschweren, dass an den Schlaf nicht zu denken ist.
Sarah. Da kommt zum äußeren Elend die innere Not dazu im Bewusstsein der verlorenen und zerstörten Heimat und der totalen Hoffnungslosigkeit des Wohin. Die Frage ist: Wo können wir noch menschenwürdig leben?
Yasin. Das ist die Frage des menschlichen Seins, des Daseins mit dem Hiersein, die doch die fundamentale Frage ist, wenn aus dem Flüchtlingsdasein mit all den bitteren Entbehrungen sich ein Sein von Wert und Würde anschließen soll.
Sarah. Und dieses Sein von Wert und Würde soll näher ans Lager herankommen und sich nicht ins Unabsehbare entfernen.
Yasin. Da stimme ich ihnen aus ganzem Herzen zu... Doch fürchte ich, dass ein Näherkommen von Wert und Würde in absehbarer Zeit nicht zu erwarten ist. Dafür hat sich die Not zu breit gemacht und eine Fläche erreicht, auf der das Elend zum Turm von unvorstellbarer Höhe geworden ist.
Sarah. Dann werden wir in der Wert- und Würdelosigkeit verenden, und die Kinder werden es nicht verstehen.
Yasin. Nein, sie werden fragen, warum sie in diese Welt gebracht wurden, wenn es an Nahrung und an Wasser fehlt, dass magere Menschen traurig blicken und an Stöcken gehen, wo sich alle nach Frieden und den besseren Zeiten sehnen.
Sarah. Und warum das alles so gekommen ist, das kann mit einfachen Worten mir keiner erklären.
Yasin. Außergewöhnliches braucht die besonderen Worte der Erklärung. Denken sie an die Herkunft der Menschen, denken sie an die Schulen, denken sie daran, was wir Traditionen und Kulturen nennen. Die Menschen sprechen unterschiedliche Sprachen und denken deshalb auch unterschiedlich über das Leben.
Sarah. Aber was gut und böse ist, das unterscheiden doch alle, ich meine, da stimmen die Menschen miteinander überein.
Yasin. Weil es traditionelle Unterschiede gibt, verlieren viele Dinge die Gemeinsamkeit, gehen die Meinungen und Kulturen auseinander und machen die Dinge kompliziert, dass es zu Kriegen mit den Morden an unschuldigen Menschen und ihren Kindern kommt. Es ist der Diskonsens mit dem Mangel an Verständnis und Verständigung, warum wir in diesem Lager eingepfercht vegetieren, denn ein Leben mit Würde kann man das nicht nennen, während andere Völkerschaften unsere Dörfer und Städte verwüsten und unsere Kulturen barbarisch schänden und vernichten. Dabei werden die Menschen nicht verschont, sie werden aus ihren Häusern getrieben, werden gefoltert und ermordet.
Sarah. Es ist der Weg des Leidens ohne Ende, dabei hoffen Menschen auf die Wende, denn auch die Entbehrung hat ihre Grenzen mit der Enge, dem Hunger und der Magerkeit. Es sterben die Alten und mit ihnen die Kinder, so bleibt finster auch die Zukunft.
Yasin. Und die Finsternis, sie bringt den Tod, da geht es nicht mehr nur ums Brot, wenn Menschen vor den Zelten liegen, denen der Atem ausgegangen ist. Darum erwarte ich fürs Erste die Geduld, auch wenn wir frei sind von der schweren Schuld. Wir dürfen die Hoffnung und den Mut nicht verlieren, wenn es mit uns weitergehen soll.
Sarah. Weitergehen soll es, sonst sind wir hier am Ende, es wäre fatal, doch wir ersehnen die Wende, ich meine, dass die Kinder ihre Mahlzeiten bekommen sollen und zur Schule gehen, um zu lernen.
Yasin. Ja, die Kinder sollen lernen und besonders das, was wir verlernt und versäumt haben zu lernen, ich meine das Zuhören zur Fähigkeit der Toleranz. Wie anders sähe es aus, wenn wir es gelernt hätten, dass auch andere Traditionen und Kulturen ihre starken und schöpferischen Bildungswerte haben.
Sarah. Doch wir wurden vertrieben durch die Gewalt jener, deren Kulturen der eigenen eng verwandt sind, ich rede von Menschen, deren Sprache um Dialektbreite sich von der unsrigen unterscheidet.
Yasin. Ich verstehe den Einwand und fühle die Trauer, die Toleranz klebt blutig an der Mauer, wo Menschen, ob alt ob jung, gefoltert, geschändet und ermordet werden, denen Wert und Würde auf barbarische Weise geraubt werden. Darunter sind auch die Brüder des Glaubens, was sich für uns kaum fassen lässt.
Sarah. Noch weniger können es alte Menschen fassen, wenn sie mit den Besetzern, den Folterern und Mördern in dieselbe Schule gegangen sind und sich dem selben Glauben täglich hingaben und sich in ihm opferbereit geübt hatten.
Yasin. Das macht die Sache umso schwerer, schneidet aufs Schmerzlichste in unser Leben, dessen Schicksal sich in diesem Lager pfercht mit dem Hunger, der Verlorenheit und Krankheit. Was ich damit sagen will, es fehlt das Licht, das die Hoffnung auf Freiheit aufleuchtet und uns zurückbringt.
Sarah. Das ist das Licht zur tiefinnersten Belebung.
Yasin. Ja, das Licht, das dem Elend seine Grenzen setzt, das Menschen aus ihrer Not befreit und ihnen das zurückgibt, was sie als Menschen auszeichnet, es ist die Würde zum Leben, was mit dem Respekt und der Rückgabe der Freiheit erfolgen kann. Kritische Zeiten hat es gegeben, solange es das Volk gibt, doch die Krise erreicht die Grenze, wenn unsere Kulturgüter als die Wahrzeichen der Herkunft und Geschichte zerschlagen und zerschossen werden. Es geht an die Wurzeln des Volkes, ohne die es kein begründbares Weiterleben der Generationen gibt.
Sarah. Der Drang nach Befreiung ist da, er wächst von Tag zu Tag.
Yasin. Doch mit der Magerkeit der Menschen schwindet die Kraft, der Unmenschlichkeit zu widerstehen und die Befreiung zu erzwingen.
Sarah. Und keiner weiß, wie lange es dauern wird, dass uns das Lager gefangenhält, das Trinkwasser salzig ist und uns der Hunger quält und wir bis aufs Skelett abmagern, dass die letzte Hoffnung schwindet und selbst den Kindern den Atem und ihr junges Leben nimmt.
Yasin. Dennoch müssen wir uns in der Geduld üben. Sieh in das Schwarz der Wolken, sieh, wie Stadt und Dörfer brennen, stell dir die Qualen der Menschen vor, die es dabei trifft, denk dir, was wäre, wenn es dich und deine Kinder getroffen hätte.
Sarah. Als würde Babylon brennen, tiefschwarz ziehen die Schwaden übers Land und verzehren das Leben bis zum jüngsten Spross.
Yasin. Das Prinzip der verbrannten Erde ist so alt wie die Menschen sind, als sie das Feuermachen erfanden. Dass wir es sind, die es nun trifft, das ist der Wahn der Zeit, dem wir nicht entrinnen können. Hört, wie die Granaten übers Lager jagen. Sie schlagen ein, was weit weg nicht mehr ist. Da kann einen der Jammer erschlagen.
Wie hoch, wie tief gehen die Wege ins klare Himmelsblau aus dem Fenster, von der Tür und so manchem Gedankenbau, ob am Abend oder Morgen, dass die Weite dich macht schlau durch Nächte und durch Tage, keine Frage, die Tangente liegt genau.
Angelegt ist nicht nur eine, viele führen hoch an das gedachte Rund der Welt mit all den großen und den kleinen Dingen hier und bunt mit all den Formen und den Klängen bis ins Tal zu dieser Stund, dass die Stimme der Botschaft von Heil und Frieden tut sich kund.
Durch diese Unendlichkeit blitzt das Licht in Strahlen und gebündelt zur Ein- und Durch- und Tiefensicht fürs Auge, das den Weg nun findet mit dem tiefen Atemzug und vom rasenden Herzschlag eingemündet ins Sein des Daseins, das sich mit Raum und Zeit fürs Leben zündet.
Fast verloren hebt sich der Verstand auf die Plattform des Gedankens, ihm schwirren Lichter und Töne in dissonanten Mächten des Schwankens von einem Pfeiler der Brücke der Begrüßung über den Pfeiler des Rankens vom Heimatboden über fremde Straßen und Plätze zu höchstem Klang.
Der Geist will mehr als den Körper im steifen Schweißgeruch der Arbeit, er will und macht den Dreiklang aus den Liebestiefen zu den Höhen des Glücks. Wer da gescheit sein will, ist meist blind für das Große in der engen Eitelkeit, und das oft in den Längen von Jahren und ganzen Leben in einem Stück.
Aus den Höhen des Fühlens und den noch höheren Stufen des Sehnens fahren die Züge der Hoffnung Tag und Nacht mit den Kräften des Dehnens, denn das Leben hat die Vision mit dem Einfall zur Geborgenheit des Lehnens aus dem Gewölbe des Alltags hoch zum Denkansatz geistiger Erhabenheit.
Der Geist wölbt sich im absoluten Sein, das unendlich ist, wie gern möchten Hände der Arbeit ihn fassen und schaun. Es klopft das Herz, und der Gedanke rennt, als wär er im Wahn, im Spalt der Erwartung fixiert das Auge den alten angelegten Kahn.
Tarek. Bist du’s, Sirna, in der späten Dämmerung? Meine Augen tun sich schwer, dich zu erkennen. Doch wenn du es bist, fällt mir ein Stein vom Herzen, dass du lebend den weiten Weg geschafft hast.
Sirna. Ja, ich bin’s und habe dem jungen Mann zu danken, der den kleinen Hasan auf die Schulter nahm und hierher trug.
Tarek. Wo ist der Mann, führe mich zu ihm, dass auch ich ihm danke und meinen Obolus entrichte.
Sirna. Er gab mir Hasan an die Hand und eine Flasche Wasser, lehnte jegliche Bezahlung ab, grüßte freundlich und verschwand.
Tarek. Mein Kind, denkst du nicht, dass er im Lager ist, um die Nacht auch hier zu verbringen? Er kann unmöglich in die Nacht hinein verschwunden sein.
Sirna. Vater, ich weiß es nicht, doch was ich sah, war seine Eile, als ob er anderen Menschen folgte, die ihm auch am Herzen lagen.
Tarek. Ich begreife es als ein Wunder, dass du mit Hasan den weiten Weg geschafft hast, der hart und steinig über die langgezogene Hügelkette geht. Und dieses Wunder ist mir unbegreiflich, denn viele haben auf dem Weg ihr Leben verloren.
Sirna. Ohne Wunder können wir die Tage nicht überleben.
Tarek.