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Dieser Band enthält folgende Western-Geschichten: Der Prediger und die Hure (Neal Chadwick) Verraten für 1000 Dollar (Thomas West) Sie trank Wasser, tatsächlich - Wasser. Und sie plapperte praktisch ohne Unterbrechung. Seit einer halben Stunde schon. Vielleicht auch länger, die Zeit verging wie im Flug, seit Eric ihr im Gewühl der Uniformen und Abendkleidern über den Weg gelaufen war. "Bei uns zu Hause in Boston zum Beispiel werden Sie niemanden hören, der auf der Straße oder in öffentlichen Räumen flucht, glauben Sie mir, Lieutenant VanHoven..." Eric hörte ihr fasziniert zu. Nicht ihren Worten, nein - ihrer klaren, hohen Stimme hörte er zu. Wie Musik entströmte sie ihrem großen Mund - Musik, die Eric unter die Haut ging und sein Zwerchfell in Schwingungen versetzte. Eric war ein hagerer, mittelgroßer Mann mit blonder, störrischer Lockenmähne, die ihm bis auf die Schulterstücke der Uniform reichten. Er hasste die steifen Offiziersbälle, er mochte die gezierten Reden der feinen Ladies und das prahlerische Gehabe der altgedienten Haudegen nicht. Doch jetzt sprach plötzlich alles für einen aufregenden Sylvester-Abend. "... auf seiner Flotte hat mein Vater den Männern das Fluchen verboten und den Whisky streng rationiert, und ob Sie's glauben oder nicht, Lieutenant VanHoven, den Sitten der Seeleuten hat das gut getan..."
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Seitenzahl: 134
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Western Doppelband 1019
Copyright
Der Prediger und die Hure
Verraten für 1000 Dollar
Dieser Band enthält folgende Western-Geschichten:
Der Prediger und die Hure (Neal Chadwick)
Verraten für 1000 Dollar (Thomas West)
Sie trank Wasser, tatsächlich - Wasser. Und sie plapperte praktisch ohne Unterbrechung. Seit einer halben Stunde schon. Vielleicht auch länger, die Zeit verging wie im Flug, seit Eric ihr im Gewühl der Uniformen und Abendkleidern über den Weg gelaufen war.
"Bei uns zu Hause in Boston zum Beispiel werden Sie niemanden hören, der auf der Straße oder in öffentlichen Räumen flucht, glauben Sie mir, Lieutenant VanHoven..."
Eric hörte ihr fasziniert zu. Nicht ihren Worten, nein - ihrer klaren, hohen Stimme hörte er zu. Wie Musik entströmte sie ihrem großen Mund - Musik, die Eric unter die Haut ging und sein Zwerchfell in Schwingungen versetzte.
Eric war ein hagerer, mittelgroßer Mann mit blonder, störrischer Lockenmähne, die ihm bis auf die Schulterstücke der Uniform reichten. Er hasste die steifen Offiziersbälle, er mochte die gezierten Reden der feinen Ladies und das prahlerische Gehabe der altgedienten Haudegen nicht. Doch jetzt sprach plötzlich alles für einen aufregenden Sylvester-Abend.
"... auf seiner Flotte hat mein Vater den Männern das Fluchen verboten und den Whisky streng rationiert, und ob Sie's glauben oder nicht, Lieutenant VanHoven, den Sitten der Seeleuten hat das gut getan..."
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Alfred Bekker
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Der Prediger zügelte sein Pferd und wandte den Kopf nach Westen. Die Luft flimmerte es war verdammt heiß. Jeder andere Mann hätte in dem dunklen Anzug, den er trug, gechwitzt. Aber dem Prediger schien das Feuer der Sonne nichts auszumachen. Es schien ihm ebenso wenig etwas anhaben zu können, wie das Feuer der Hölle.
Der Prediger lauschte.
Er hatte gute Ohren.
So hörte er auch jene Geräusche, die der heiße Wüstenwind fast verschluckte, während er über das Land strich und und Sand aufwirbelte und vertrocknete Sträucher vor sich hertrieb.
Das waren Schreie, die da von Ferne an sein Ohr drangen.
Der Prediger schlug nun eine andere Richtung ein. Er ließ sein Pferd auf die Anhöhen zuhalten und überquerte sie.
Auf dem höchsten Punkt angekommen, zügelte er er kurz sein Pferd und blickte dorthin, woher die Schreie kamen.
Frauenschreie, die sich mit dem Gelächter von Männern mischten.
Die Gestalt des Predigers hob sich als dunkler Schatten gegen die inzwischen tiefstehende Sonne ab.
Dann ritt er langsam auf das Geschehen zu.
*
Die junge Frau war nackt. Sie hatte große Brüste, eine schmale Taille und ein breites Becken. Eine Sanduhrfigur, bei deren Anblick wahrscheinlich auch der strengste Heilige seine Gelübde schnell vergessen hätte. Ihr Haar war feuerrot und so dick, dass Haarnadeln es kaum zu bändigen vermochten. Die erbarmungslose Sonne hatte ihre helle Haut verbrannt, sodass sich ihre Färbung derjenigen der Haare angenähert hatte.
Man hatte die junge Frau mit Händen und Füßen an einem Balkenkreuz fixiert.
Als der Peitschenschlag sie traf, schrie sie auf. Etliche Striemen waren bereits auf ihrem Körper zu sehen.
Der Kerl mit der Peitsche grinste.
Und die anderen anwesenden Männer auch.
Ein Dutzend Kerle waren das.
Alle schwer bewaffnet, die meisten unrasiert. Sie trugen Revolver und gekreuzte Patronengurte.
Wieder traf die Peitsche den Körper der Rothaarigen, sie sich verzweifelt wandt.
“Ihr Schweine!”, schrie sie.
Ein frischer Striemen zog sich über ihre linke Brust bis hinab zur Hüfte.
“Dein Freund, der Sheriff, kann dir jetzt nicht helfen!, meinte einer der Männer.
Er schien der Anführer zu sein.
Trotz der Hitze trug er einen langen, hellen Saddle Coat.
Darunter war ein Revolvergurt mit zwei Colts zusehen.
“Er wird euch zur Strecke bringen, wenn er euch kriegt!”, rief die Rothaarige, ehe sie unter dem nächsten Schlag aufschrie.
“Wenn wir mit dir fertig sind, werden wir deinen Körper auf ein Pferd schnallen, dass dich in die Stadt bringt”, sagte der Anführer dann.
Wieder knallte die Peitsche nieder.
Dann rief einer der Kerle: “Hey, Boss! Sieh, mal wer da kommt!”
Alle Blicke gingen jetzt in jene Richtung, aus der sich der Reiter näherte.
Der Prediger.
Ein dunkler Schatten gegen die tiefstehende Sonne.
Er schien keine Eile zu haben.
Der Anführer wandte sich an den Mann mit der Peitsche.
“Warum machst du nicht weiter?”
Die Peitsche knallte wieder. Die Frau stöhnte auf.
Reverend! Das können Sie doch nicht zulassen!”, rief sie dann, ehe ein weiterer Peitschenschlag sie zum Schweigen brachte.
Der Prediger stieg vom Pferd. In aller Seelenruhe band er es an einem Strauch fest.
“Wer ist diese Frau?”, fragte der Prediger.
“Niemand, der dich kümmern sollte, Prediger”, sagte der Anführer der Bande.
“Ich frage noch einmal, mei Sohn und diesmal gibst du mir eine Antwort”, sagte der Prediger mit leiser, sonorer Stimme.
Der Anführer spuckte aus. “Wenn du kein Prediger wärst, hätte ich dich schon über den Haufen geschossen. Aber einem Mann Gottes sieht man so manches nach…”
“Wer ist die Frau?”, fragte der Prediger noch einmal. Seine Stimme klang wie klirrendes Eis.
Und egal, wie heiß die Sonne im Moment herunterbrennen mochte und wie schwer sich alle Anwesenden im Moment so etwas wie klirrendes vorstellen konnten, so konnte man doch mit ziemlich großer Gewissheit sagen, dass jeder von ihnen in diesem Moment genau diesen Gedanken im Kopf hatte, als sie seine Stimme hörten. Den Gedanken an klirrendes Eis. Das galt für die nackte Frau genauso, wie für den Kerl mit der Peitsche oder die anderen Männer und ihren Anführer.
Der Blick des Predigers war so durchdringend, dass man unwillkürlich schaudern musste.
“Okay, du willst das wissen, Prediger?”
“Der Herr weiß es längst. Aber ich will, dass du es mir sagst!”
“Na schön! Die Frau ist eine Hure. Eine Frau, die sich an Männer verkauft, falls deiner zarten Prediger-Seele solche sündhaften Dinge nicht geläufig sind.”
Die anderen Männer lachten.
“Und wir bestrafen sie”, meinte er Kerl mit der Peitsche grinsend. Er ließ die Peitsche nocheinmal auf den Körper der Frau niederknallen.
“Der Herr spricht: Mein ist die Rache”, sagte der Prediger.
Der Kerl mit der Peitsche spuckte aus. “Was dagegen, wenn wir dem Herrn etwas Arbeit abnehmen, Prediger?”
Die anderen lachten erneut.
Nur der Prediger nicht.
Die Frau atmete schwer.
“Du kannst nicht zulassen, was die hier mit mir machen!”, rief sie.
“Tja, er kann nichts dagegen machen, scheint mir”, sagte der Peitschenkerl und schlug erneut zu.
Die Frau stöhnte auf. Ihr Körper wand sich unter dem Schlag.
“Lass ab von ihr!”, sagte nun der Prediger an den Peischenkerl gerichtet.
“Wieso denn? Ist sie denn nun eine Sünderin oder nicht?”
“Ja, das ist sie.”
“Na, also! Was hast du dagegen, wenn wir ihr die Haut in Streifen abziehen?”
“Wie ich schon sagte: Mein ist die Rache, spricht der Herr.”
“Und was willst du tun, wenn wir nicht tun, was du sagst?”
“Für wen arbeitet ihr?”
“Ich würde sagen, das geht dich nichts an, Prediger”, griff nun der Anführer der Bande ein.
“Weiß derjenige, der euch beauftragt hat, was ihr hier tut?”
“Natürlich, Prediger. Er hat uns doch beauftragt!”, lachte einer der anderen Kerle.
“Halt’s Maul!”, sagte der Anführer und wandte sich an den Peitschenmann. “Mach weiter.
Aber in diesem Moment erstarrten sie alle.
Der Prediger schlug die beiden Schöße seines Rocks nach hinten.
Zwei Futterale für Pistolen wurden sichtbar.
Aber die Waffen, die da zum Vorschein kamen, unterschieden sich deutlich von den Colts, die in den Holstern der anderen steckten.
Der Prediger trug zwei Mauser-Pistolen mit einem Magazin vor dem Abzug.
Jedes der beiden Mauser-Magazine fasste zwanzig Patronen.
Vierzig Schuss also, wenn man beide Waffen zusammenzählte.
Das war eine beachtliche Feuerkraft.
“Ich werde es nicht noch einmal sagen”, erklärte der Prediger dann.
“Ein Prediger mit Pistolen - wer ahnt denn sowas!”, meinte der Anführer, während er seinen Saddle Coat zurückschlug. Seine Hand war nun am Colt.
“Der will anscheinend Ärger!”, meinte einer der anderen Kerle.
“Den kann er haben!”
Der Anführer verzog das Gesicht. “Verzieh dich, Prediger!”, knurrte er. Und an den Peitschenman gerichtet: “Los, mach endlich weiter!”
Aber dazu kam es nicht mehr.
Der Prediger riss seine Mauser-Pistolen blitzschnell hervor.
Und dann ergoss sich ein Bleigewitter in Richtung der Bande.
Der Peitschenmann kam nicht einmal dazu, seinen Colt herauszureißen, da hatte ihn bereits eine Kugel aus einer der Mauser-Pistolen mitten in die Stirn getroffen.
Auch die Körper der anderen Männer zuckten wenig später im Kugelhagel.
Die Schüsse, die die Kerle noch in Richtung des Predigers abgeben konnten, trafen ihr Ziel nicht.
Immer wieder drückte der Prediger ab.
Schließlich blieb nur der Anführer übrig.
Dieser hatte zwei Kugeln abbekommen. Eine in den Arm und die andere in den Oberschenkel.
Getötet hatten ihn diese Kugeln natürlich nicht.
Sein Arm gehorchte ihm nicht mehr richtig.
Er schoss auf den Prediger, aber die Kugeln gingen daneben.
Und dann machte es klick.
Der Revolver war leergeschossen.
Nachladen konnte er jetzt nicht mehr.
Jedenfalls nicht rechtzeitig.
Der Prediger ging auf ihn zu. Und dann richtete er eine Mauser-Pistolen auf den Kopf des Anführers.
“Na, los, worauf wartest du, verfluchter Prediger! Drück schon ab!”
“Für wen arbeitest du?”, fragte der Prediger dann. “
“Das hast du schonmal gefragt.”
“Ich will jetzt eine Antwort.”
“Für Walt Brymmer. Dem gehörte die größte Ranch und das meiste Land hier in der Gegend. Und er hat was gegen den Sheriff aus der Stadt, der ihm Vorschriften machen soll. Dafür hat er uns angeheuert.” Der Anführer der Bande - und jetzt ihr letzter Überlebender - schwitzte. Er hatte Todesangst.
Er sah kurz zu der nackten Frau hinüber. “Der Sheriff hat einen Narren an dieser Hure gefressen und spielt sich als ihr Beschützer auf. Deswegen haben wir sie uns gegriffen. Eigentlich hätten wir ja lieber etwas anderes mit ihr gemacht, als ihr die Haut in Fetzen zu schinden - aber Mister Brymmer hatte hatte da ganz genaue Vorstellungen…”
Der Prediger senkte seiner Mauser-Pistolen.
“Ich lass dich am Leben”, sagte er. “Ich lass dich am Leben, damit du zu Mister Brymmer gehst und ihm erzählst, was hier geschehen ist.”
“Ja…”
“Sag ihm, der Herr sieht alles.”
“Ja, richte ich ihm aus.”
Der Mann schluckte. Er humpelte zu seinem Pferd. Er hatte Mühe, sich hinaufzuschwingen, wegen der Verwundung am Bein und weil er den verletzten Arm nur eingeschränkt benutzen konnte. Dann ritt er davon.
*
Der Prediger drehte sich um und ging nun ebenfalls in Richtung seines Pferdes.
“Heh, und was ist mit mir?”, rief die nackte Frau.
Der Prediger ignorierte sie zunächst. Er ging einfach weiter und beachtete sie nicht weiter.
“Du kannst mich doch nicht einfach hier zurücklassen!”
Der Prediger hielt an, drehte sich um.
Sein kalter Blick musterte ihren geschundenen Körper.Sie atmete tief.
Ihre großen Brüste hoben und senkten sich dabei.
Schweiß rann an ihr herab.
“Es ist doch wahr, was über dich gesagt wird, nicht wahr?”
“Was meinst du, Prediger?”
“Dass du eine Hure bist. Dass du eine Sünderin bist. Dass du dich an Männer verkaufst.”
Sie schluckte, riss an ihren Fesseln.
“Mach mich los!”
“Nein.”
Dieses eine Wort aus dem Mund des Predigers klang so endgültig wie ein Urteil.
“Ich werde sterben, wenn du mich hier zurücklässt!”
“Mein ist die Rache, spricht der Herr.”
In ihrem Blick spiegelte sich ungläubiges Entsetzen.
“Das kannst du nicht machen! Hörst du! Du kannst mich nicht einfach hier gefesselt zurücklassen!”
Der Prediger schwang sich in den Sattel. Er ritt auf die gefesselte nackte Frau zu und zügelte kurz sein Pferd.
“Der Herr vergibt”, sagte er. “Aber ich nicht.” Er deutete zur Sonne. “Ein paar Stunden noch, dann wirst du dem Herrn begegnen. Ich schlage vor, du fängst schon mal an zu beten.”
Dann riss er in den Zügel herum und ließ das Pferd in Richtung des Horizonts traben.
Nach der nackten Rothaarigen drehte er sich nicht mehr um.
Oben, in der Luft begannen schon die Geier zu kreisen und freuten sich auf eine reichhaltige Mahlzeit.
ENDE
Western von Thomas West
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author
© 2012 der Digitalausgabe 2012 by AlfredBekker/CassiopeiaPress
www.AlfredBekker.de
Sie trank Wasser, tatsächlich - Wasser. Und sie plapperte praktisch ohne Unterbrechung. Seit einer halben Stunde schon. Vielleicht auch länger, die Zeit verging wie im Flug, seit Eric ihr im Gewühl der Uniformen und Abendkleidern über den Weg gelaufen war.
"Bei uns zu Hause in Boston zum Beispiel werden Sie niemanden hören, der auf der Straße oder in öffentlichen Räumen flucht, glauben Sie mir, Lieutenant VanHoven..."
Eric hörte ihr fasziniert zu. Nicht ihren Worten, nein - ihrer klaren, hohen Stimme hörte er zu. Wie Musik entströmte sie ihrem großen Mund - Musik, die Eric unter die Haut ging und sein Zwerchfell in Schwingungen versetzte.
Eric war ein hagerer, mittelgroßer Mann mit blonder, störrischer Lockenmähne, die ihm bis auf die Schulterstücke der Uniform reichten. Er hasste die steifen Offiziersbälle, er mochte die gezierten Reden der feinen Ladies und das prahlerische Gehabe der altgedienten Haudegen nicht. Doch jetzt sprach plötzlich alles für einen aufregenden Sylvester-Abend.
"... auf seiner Flotte hat mein Vater den Männern das Fluchen verboten und den Whisky streng rationiert, und ob Sie's glauben oder nicht, Lieutenant VanHoven, den Sitten der Seeleuten hat das gut getan..."
Sie hatte sich in Eifer geredet, hielt ihn wohl für einen aufmerksamen Zuhörer, wie er da vor ihr stand in seiner Galauniform mit seinen Orden und seinem Kavallerie-Säbel, wie er lächelte, hin und wieder nickte oder ein verbindliches 'Was-Sie-nicht-sagen' von sich gab. Ihre Augen waren von einem ungewöhnlich dunklem Blau.
"Der Whisky ist es, der die Besiedlung dieses schönen Landes aufhält, der Suff und die Sittenlosigkeit..."
Ihr dunkelbraunes Haar hatte sie zu einem kunstvollen Knoten über dem Nacken zusammengebunden, ein schlanker sehniger Nacken. In Gedanken streichelte und küsste Eric ihn.
"...wissen Sie eigentlich, dass Präsident Houston seinen Truppen eine Woche vor der Schlacht von San Jacinto den Whisky verboten hat?" O Gott - wie ihn diese herrlichen Augen jetzt anschauten! Dieser kindliche Eifer, diese unschuldige Naivität! Eric atmete tief durch. Er schätze die Frau - das Mädchen? - auf höchstens neunzehn Jahre.
"...ich glaube, anders hätte er die Mexikaner niemals geschlagen..."
"Da könnten Sie Recht haben, Mary-Anne." Zufällig kannte er ihren Vornamen, eine ältere Lady aus der Festgesellschaft hatte sie so genannt. "Das ist ein wirklich interessanter Gedanke..."
Lieutenant Eric VanHoven wusste, dass die Kleine Märchen erzählte. Er war dabei gewesen vor zehn Jahren bei San Jacinto, als die jämmerliche texanische Armee den mexikanischen General Santa Anna zum Teufel gejagt hat. Als junger Corporal hatte er sich vor der Schlacht Mut angetrunken. Genau wie viele der älteren Kavalleristen auch.
"...Texas wird blühen, Lieutenant VanHoven, wenn man in diesem Land dem Whisky und dem Fluchen entsagt..." Ein kleiner, fester Busen unter ihrem hellblauen Seidenkleid hob und senkte sich rascher. Leidenschaftlich gestikulierte sie mit ihren schmalen, filigranen Händen. Und dieser Mund - wie er sich spitzte, wölbte und auseinanderzog! Eric konnte nicht anders - er musste an eine andere ihrer Körperöffnungen denken, an den Mund zwischen ihren Beinen. Scharf sog er die Luft durch die Nase ein.
"...wenn man anfängt die Bibel so eifrig zu lesen, wie bei uns zu Hause in Boston, wenn man die Ehe heilig hält, dann wird Texas blühen! Sie werden an mich denken, Lieutenant VanHoven!"
O ja, das würde er, jedenfalls in den nächsten Stunden. "Bedenkenswert, was Sie da sagen, Mary-Anne", lächelte Eric. "Ich glaube, Sie verstehen mehr von Texas, als manch ein alteingesessener Siedler."
Entzückende Röte strömte über ihre Wangen. Sie neigte den Kopf und gönnte ihm einen charmanten Augenaufschlag. Eric sah sich in Gedanken ihr schmales, pfirsichhäutiges Gesicht küssen.
Aus der Menge der in kleinen Gruppen zusammenstehenden Offizieren in Gala-Uniformen und Ladies in langen, eng geschnürten Kleidern löste sich ein Butler, ein Neger. Er hob das Silbertablett mit den Champagner-Kelchen und deutete eine Verneigung an.
"Danke." Eric nahm Mary-Anne ihr Wasserglas aus der Hand, stellte es auf das Tablett und nahm zwei gefüllte Champagner-Kelche herunter. Eines reichte er dem entzückenden Mädchen.
"O nein, Lieutenant - ich trinke niemals." Ihre dunklen Brauenbögen wölbten sich. Das verlieh ihrem schönen Gesicht einen Anflug von Ernsthaftigkeit, der Erics Zwerchfell veranlasste sich ebenfalls zu wölben.
"Dann wird es Zeit, es zum ersten Mal zu tun", sagte Eric mit seiner dunklen Samtstimme. "Das Jahr dauert nur noch vier Stunden, das letzte von zehn Jahren, in denen Texas ein selbstständiger Staat war..."
"Und dann beginnt das erste Jahr, in dem Texas ein Bundesstaat der glorreichen Vereinigten Staaten ist", lächelte sie und nahm ihm das Glas ab. "Also gut, das ist wirklich ein Grund zu feiern." Sie stießen an. Er wusste, dass er sie auf diese Weise herumkriegen würde. Sie war eine glühende Anhängerin der förderalen Idee, ein Yankee-Mädchen aus dem Bilderbuch, er selbst ein Verfechter des freien Texas.
Aber das war nun unwiderbringlich vorbei. Das große Geld häufte sich nun mal an der Ostküste. Sie tranken.