Witwe mit 53 - Dr. Martina Bergler - E-Book

Witwe mit 53 E-Book

Dr. Martina Bergler

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Beschreibung

"Alles war perfekt. Job. Haus. Hobby. Eine jahrelange Liebe. Dann kam der Gehirntumor – und mit ihm der Tod. Für mich begann eine Reise durch einen tiefen Tunnel und ein Leben, das ich so nicht gewollt hatte. Natürlich kann ich allein die Glühbirnen wechseln und für die streikende Spülmaschine den Techniker rufen. Aber wir werden nie wieder zusammen frühstücken, nie wieder zusammen ausreiten, nie wieder gemeinsam über das aktuelle Weltgeschehen reden. Der Tod ordnet das Leben neu. Wird es irgendwann Licht am Ende des schwarzen Tunnels geben?" Das fragte sich Dr. Martina Bergler als ihr Mann starb, und sie schrieb dieses Buch über das Leben. Ein Buch über immense Trauer und über die verzweifelten Versuche, Schritt für Schritt weiterzugehen. Im ersten, sehr persönlichen Teil schildert die Autorin Lebenssituationen aus 23 gemeinsamen Jahren. Um nicht zu vergessen und um Erinnerungen zu bewahren. Im zweiten Teil geht es um ihre Erfahrungen als Witwe, ihre unbändige Trauer und ihren langen Weg durch den Tunnel der Tränen in ein neues Leben.

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Seitenzahl: 242

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Dr. Martina Bergler

Witwe mit 53

Liebe, Tod, Trauer: Stationen eines gemeinsamen Lebens und mein Weg durch den Tunnel der Tränen

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Prolog

Teil 1: Unser gemeinsames Leben

Geborgenheit

Reisen

Haus

Pferde

Job

Krankheit

Pflegephase

Teil 2: Mein Leben als Witwe

Beisetzung

Psychotanten & Co.

Familie

Freunde, Bekannte, Witwen-Club

Trauerratgeber

Jenseitskontakt

Triggerpunkte

Blöde Sprüche

Mein neues Leben

Epilog

Literaturempfehlungen

Abdruckgenehmigungen / Zitatnachweise:

Impressum

Über die Autorin

Himmelsbotschaft

Impressum neobooks

Prolog

„Liebes Obercamel,

danke für 23 Jahre. Danke, dass du dein Leben mit mir geteilt hast. Danke, dass ich meine schönsten Jahre mit dir verbringen durfte. Ich habe dich immer geliebt, ich liebe dich immer noch, und ich werde dich immer lieben. Es war eine wunderschöne Zeit mit dir! Ich hoffe, es geht dir gut, dort oben im Himmel. Vielleicht begleitest du mich ab und an, schaust mir zu, was ich jetzt so aus meinem Leben mache. Ich hätte gerne noch viele weitere Jahre mit dir verbracht, aber es sollte nicht sein. Deine Sanduhr war abgelaufen, dein Körper konnte nicht mehr.

Du hast das Beste aus deinem Leben gemacht, zwar immer zu viel gearbeitet, aber du hast all das gemacht, was du immer machen wolltest. Eine Bucketlist, eine Liste an Dingen, die wir zwei noch unbedingt zusammen erleben wollten, gab es nicht. Das tröstet ein wenig. Ich danke dir für deine Liebe, für die Verbundenheit mit dir, die Vertrautheit, die wundervollen Jahre. Ich vermisse dich unendlich.

In Liebe, dein Untercamel, dein Schmunzel, dein kleiner, grüner Frosch, deine starke, weiße Löwin.“

Mein Mann, Thorsten Echterhof, starb am 5. Juli 2021 kurz vor seinem 57. Geburtstag. An den Folgen eines Gehirntumors. In seinen letzten eineinhalb Jahren habe ich ihn rund um die Uhr zu Hause betreut und gepflegt. Thorsten konnte kaum gehen, da der Tumor die Gehirnareale beeinflusste, die für die Motorik, für das Gehen und den Gleichgewichtssinn zuständig sind. Er konnte keine Tasse Tee tragen, anfangs nur zehn Schritte gehen, später immerhin dreißig, dann brauchte er eine Pause, musste sich setzen. Geistig war er völlig klar, doch sein Reaktionsvermögen war stark eingeschränkt. Ein Buch lesen oder einen Film gucken war nicht möglich, zu viele Reize, zu viele Informationen. Autofahren ging natürlich auch nicht. Mit Physiotherapie, Therapieschwimmen und Therapiereiten kämpfte er sich tapfer ins Leben zurück.

Ich habe alle meine Jobs und Ehrenämter an den Nagel gehängt und wurde seine Vollzeit-Pflegekraft, und das würde ich jederzeit wieder tun. Nach Thorstens Tod habe ich immer gesagt: „Es waren wunderschöne eineinhalb Jahre. Wir hatten uns, wir waren zusammen, wir hatten Hoffnung.“ Dass diese Pflegezeit absolut kräftezehrend war für mich und sicher oft traurig für ihn, wenn er merkte, was er alles nicht mehr oder noch nicht wieder konnte, habe ich verdrängt.

Als ich Thorsten kennenlernte, war er bereits vorerkrankt. Mit dreißig Jahren erhielt er seine erste Nierentransplantation, da hatte er bereits zwei Jahre Dialyse hinter sich. Beide Nieren hatten von heute auf morgen ohne erkennbare Ursache einfach so aufgehört zu arbeiten. Die erste Spenderniere funktionierte dreizehn Jahre, ein durchschnittlicher Wert. Dann folgte eine zweijährige ungewisse Phase, in der die Niere immer schwächer und schließlich die Dialyse wieder fester Bestandteil seines und unseres Alltags wurde. Mit 45 Jahren hatte Thorsten noch einmal das Glück, eine neue Spenderniere zu bekommen, ein Geschenk, das uns weitere relativ unbeschwerte Jahre bescherte. Insgesamt begleiteten ihn siebenundzwanzig Jahre die Bombertabletten, wie ich sie immer so schön nannte, Immunsuppressiva. Morgens und abends, jeden Tag zur gleichen Uhrzeit, damit der Körper die Spenderniere nicht abstößt. Wenn man die Nebenwirkungen in den Beipackzetteln liest, möchte man die Dinger am liebsten nicht nehmen, aber man hat ja keine Wahl. Eine mögliche Nebenwirkung: Tumor, nicht allzu häufig, doch leider möglich.

Dieser seltene Fall traf Thorsten: Gehirntumor, B-Zell-Lymphom im zentralen Nervensystem. Für Otto-Normalmensch wäre diese Tumorart durchaus behandelbar, aber für Nierentransplantierte ist eine darauf abgestimmte Chemotherapie nicht möglich. Die Ärzte sagten: Ohne Therapie noch sechs Monate. Eine Operation ging nicht, da der Tumor großflächig war, und ob „nur“ Bestrahlung und die Spritzen mit dem Antikörper Rituximab etwas bringen würden, dazu fehlten den Experten in der Uniklinik Heidelberg jegliche Erfahrungswerte.

Wir wussten nach der Gehirntumordiagnose, dass seine Lebenszeit begrenzt ist, dass er früher oder später sterben würde. Wir haben uns schon zu diesem Zeitpunkt die Seele aus dem Leib geweint, wochenlang. Aber dann kam der Kampfgeist zurück, im MRT nach neun Monaten waren keine Tumorzellen mehr zu sehen, die Therapie schien angeschlagen zu haben, wir schöpften Hoffnung. Vielleicht haben wir noch ein paar Jahre zusammen, in einer anderen Form als zuvor, aber zusammen. Vielleicht würde Thorsten ja zu den Wenigen gehören, die den Krebs besiegen.

Unsere Gespräche über den Tod verstummten, ab und an redeten wir im Galgenhumor à la „Lohnt es sich wohl noch, dass wir eine neue Jeans kaufen?“ Online versteht sich, wir waren ja im Corona-Lockdown. Wir lachten wieder gemeinsam, wenn auch mit ein wenig schwarzem Humor.

Gut fünfzehn Monate nach der Tumordiagnose kam ein Keim. Nur ein Keim, kein Corona, ein kleiner, fieser Keim, Aspergillus, den jeder mit der Luft einatmet. Eigentlich völlig ungefährlich, aber Thorstens geschwächter Körper konnte damit nicht umgehen, sein heruntergefahrenes Immunsystem konnte dem nichts entgegensetzen. Es folgten Lungenentzündung, Intensivstation, künstliche Beatmung, künstliches Koma. In der Klinik kamen weitere Keime hinzu, alle Organe waren entzündet. Gestorben ist er letztendlich an Multiorganversagen nach einer Sepsis. Er lag die letzten siebeneinhalb Wochen seines Lebens fast ausschließlich im Koma oder Delir. Wir konnten uns nicht mehr voneinander verabschieden, wir haben nicht über seinen Weg von der Erde in den Himmel geredet, nicht über den Tod und nicht über meine Zeit ohne ihn. Ich hatte bis zum letzten Tag Hoffnung.

Aufgrund der damals geltenden Corona-Regelungen durfte ich ihn, immerhin, für eine Stunde am Tag besuchen. An den meisten Tagen war er nicht ansprechbar, und an den wenigen Tagen in all den Wochen, an denen er die Augen aufschlug, da habe ich über die Hoffnung geredet, über ein wenig weitere Zeit miteinander. Thorsten konnte meist nur ein schwaches „Ja“ oder „Nein“ von sich geben, einzelne Worte, keinen einzigen Satz mehr.

Jeden Tag ein Auf und Ab, wochenlang. Irgendwann half auch kein Antibiotikum mehr. Drei Tage vor seinem Tod, Thorsten war seit einer Woche nicht aus dem Koma erwacht, sagten mir die Ärzte, dass sie jetzt nichts mehr für ihn tun könnten, dass sie mich beim Sterbeprozess begleiten werden. Meine Welt lag in Trümmern, ich habe nur noch geweint. Ich weiß nicht mehr, wie ich mit dem Auto nach Hause gekommen bin, ich habe irgendwie funktioniert. Am nächsten Tag durfte ich vier Stunden auf der Intensivstation bei ihm bleiben. Ich habe geheult und funktioniert, habe seine Trauerkarte konzipiert, mit dem Bestattungshaus telefoniert.

Am darauf folgenden Tag haben sie ihn in ein Sterbezimmer verlegt, er war weiterhin durchgängig im Koma. Ich durfte die letzten vierzehn Stunden seine Hand halten, das war in der damaligen Corona-Zeit nicht selbstverständlich, dafür bin ich dem Klinikum unendlich dankbar. Er ist friedlich eingeschlafen.

Sein Tod kam für mich plötzlich. Jetzt bin ich allein, 53 Jahre alt. Willkommen im Club der Witwen.

An dieser Stelle eine kleine Anmerkung an alle Witwer, an alle weiblichen und männlichen Hinterbliebenen ohne Trauschein, an alle um eine Partnerin oder einen Partner Trauernde jeglicher Couleur: Bitte entschuldigt, dass ich im Weiteren nur von Witwen spreche. Fühlt euch bitte trotzdem angesprochen.

Ich schreibe dieses Buch, um meine Trauer zu verarbeiten, um irgendwie mit diesem neuen Leben, das ich nicht wollte, in das ich hineingestoßen wurde, klarzukommen. Das, was ich gerade erlebe, kann nur jemand nachvollziehen, der auch seinen geliebten Partner verloren hat. Kein anderer ist in der Lage, sich in diese Gefühle hineinzuversetzen. Eltern, die ein Kind verloren haben, Töchter und Söhne, die ein Elternteil verloren haben, trauern auch, aber diese Trauer ist anders, sicher nicht weniger schwer, aber unterschiedlich.

Ich habe nie in meinem Leben auch nur in Ansätzen geahnt, wie sich die Trauer um den Partner anfühlen mag. Es ist ein Durchschütteln des ganzen Körpers, ein Schreien, ein Weinen, eine Heulattacke nach der anderen, ein langer schwarzer Tunnel ohne Ende in Sicht, ein großes tiefes Loch ohne Leiter. Nachfolgegedanken. Kein Lebenswille. Keine Lebenslust. Keine Freude. Keine Aussicht auf Besserung.

Ich schreibe dieses Buch, damit ich Thorsten, mein Obercamel, nicht vergesse, damit es etwas gibt, das bleibt, damit es mir hilft, mich immer wieder an die schönen Stunden mit meiner großen Liebe zu erinnern, damit ich immer wieder lesen kann, was für ein wundervolles Leben ich hatte, was für einen traumhaften Mann ich an meiner Seite haben durfte.

Und vielleicht kann ich der einen oder anderen Witwe Mut machen, dass sie mit ihrem Schicksal nicht allein ist auf dieser Welt, dass es viele Leidensgenossinnen gibt, dass es viele Schicksale ähnlicher Art gibt, die ganz anders im Verlauf sind, aber ähnlich an Gefühlen.

Wir Witwen werden in der Regel die ersten harten Monate der Trauer irgendwie überleben, wir sind stark und zugleich so schwach. Licht am Ende des Tunnels sehen wir nicht. Ab und an gibt es eine winzige Hoffnung in uns, dass vielleicht irgendwann ein kleiner heller Schimmer erscheint. Es kann doch nicht möglich sein, dass dieser Tunnel keinen Ausgang hat? Das Leben um uns herum geht weiter, aber unser Leben steht still.

Dann auf einmal dreht sich alles. Wir sind gerade erst am Anfang des schwarzen Tunnels, und alles wird anders, ob wir wollen oder nicht. Im Sog der nicht gewollten Aktivitäten der neuen Tage wird unser Leben von rechts nach links gedreht und wieder zurück. Denn eines ist gewiss: Der Tod ordnet das Leben neu. Und außerdem: Das Leid wird Erkenntnisse bringen. Das sind keine frommen Sätze, sondern Fakten. Das kann ich jetzt, zum Zeitpunkt der Fertigstellung dieses Buches, nach 22 Monaten Witwentum, garantiert sagen.

Teil 1: Unser gemeinsames Leben

Geborgenheit

„Liebes Obercamel,

du hast mir Liebe, Geborgenheit, Zugehörigkeit gegeben. All das begreife ich erst nach deinem Tod. In unserem Alltag zwischen Job, Job und nochmals Job, Haushalt, Freizeit und Urlaub waren diese Begriffe nie ein Thema. Liebe, ja das war klar, sonst wären wir nicht zusammen, hätten nicht geheiratet. Liebe war selbstverständlich. Wir haben nicht wirklich darüber geredet, sie war da, die Liebe, die haben wir irgendwie gespürt, die hat uns verbunden.

Aus Liebe habe ich so vieles, wenn nicht alles, für dich gemacht. Ich bin dir 2004 hinterhergezogen, als du beschlossen hattest, einen Job in Mannheim anzunehmen, obwohl wir gerade erst ein Jahr in unserer gemeinsamen Wohnung in Oerlinghausen-Lipperreihe bei Bielefeld wohnten. Ich bin dir aus Liebe nach Südhessen gefolgt, weil ich gemeinsam mit dir leben und nicht nur eine Wochenendbeziehung führen wollte.

Liebe war es auch, die mich 2007 bei dir bleiben ließ, als ich fast schon wieder geneigt war, zurück nach Ostwestfalen zu ziehen, oder nach Hannover, Hauptsache zurück in eine Region, in der man Hochdeutsch spricht. Ich fand den Dialekt in Südhessen einfach nur gruselig. Aber du bist krank geworden zu dieser Zeit, deine Spenderniere gab ihren Geist auf, und du kamst zurück an die Dialyse. Dreimal in der Woche Blutwäsche, fünf Stunden lang, kräftezehrend, abends, nach der Arbeit, denn Fehlen im Job war für dich undenkbar. Zu dieser Zeit wollte ich dich auf keinen Fall allein lassen. Hochdeutsch? Egal! Du warst mir wichtiger, also bin ich geblieben. Meine Bedürfnisse habe ich hintenangestellt, das war mir klar. Aber ich war mir in dieser Zeit nicht so wichtig. Du warst wichtig. Bei dir fühlte ich mich wohl, geborgen, gesehen, angenommen, angekommen.

Als dich im Juli 2009 der überraschende Anruf aus der Uniklinik erreichte, begann für uns nochmal ein neues Leben. Sie hatten eine neue Spenderniere für dich gefunden, nach nur einem Jahr Wartezeit, fast ein Wunder. Du bist direkt nach dem Anruf mittags von deinem Büro in Mannheim in die Uniklinik nach Heidelberg gefahren, ich von Bensheim aus ebenfalls. Noch am gleichen Abend wurdest du operiert. Ich habe mich in ein Bistro gesetzt und gewartet. Gegen 22:00 Uhr stand ich wieder vor der Klinik, habe geklingelt, gefragt, wie die Operation verlaufen ist. Und da hatte ich doch glatt einen sehr mitfühlenden Arzt am anderen Ende der Sprechanlage, der zu mir sagte: „Ich kann Ihnen keine Auskunft geben. Sie sind nicht verheiratet.“ Unfassbar!

Am nächsten Tag durfte ich dich zumindest besuchen, am übernächsten Tag wurdest du auf die nephrologische Station verlegt. Dort, an siebenundzwanzig Schläuchen, zwei Tage nach deiner Nierentransplantation, hast du mich gefragt: „Schmunzel, wenn ich hier lebend wieder rauskomme, heiraten wir dann?“ Freudentränen stiegen in mir auf. Ich gehöre wohl zu den wenigen Frauen, die auf der Nierenstation der Uniklinik Heidelberg einen Heiratsantrag bekommen haben, ein maximal romantischer Ort. Natürlich habe ich sofort „Ja“ gesagt. Ein Trauschein war uns beiden bisher nie wichtig, wir brauchten ihn nicht zu unserem Glück.

Eine dich betreuende Krankenschwester hörte von diesem Ereignis und sagte so nebenbei: „Mein Mann ist Goldschmied, wenn Sie also mal Bedarf haben?“ Und den hatten wir. Nachdem wir einige Wochen später ihrem Mann unseren bisherigen gemeinsamen Weg geschildert hatten, schmiedete er die für uns schönsten Eheringe. Es wurden zwei identische goldene Ringe, breit, schwer, mit einer geschwungenen Linie in der Mitte, die symbolisch für den „Fluss des Lebens“ steht. Ist das Liebe? Was für eine Frage! Nach dieser zweiten Nierentransplantation markierte unsere Hochzeit noch im gleichen Jahr den Start in eine neue Lebensphase mit weiterer wertvoller, lebensvoller, geschenkter Zeit.

Geborgenheit und Zugehörigkeit. Werte, die in unseren 23 Jahren eine große Rolle spielten, über die wir aber nie geredet haben, und die ich erst jetzt so schmerzlich vermisse. Ich vermisse dich, mein liebes Obercamel, mein Fels in der Brandung. Du hast mir immer den Rücken gestärkt, das spüre ich erst jetzt so richtig. Ich war oft beruflich unterwegs, achtzig Nächte im Jahr in Hotelzimmern waren keine Seltenheit. Ich war selbstständig, selbstbewusst, durchsetzungsstark, beruflich erfolgreich und wusste, was ich wollte. Aber ich hatte ja auch einen starken Partner an meiner Seite, der immer optimistisch und lösungsorientiert war, der nie geklagt hat, nie bemitleidet werden wollte, der ein normales Leben führen und etwas leisten wollte, der eine hervorragende Führungskraft war und der es großartig fand, eine erfolgreiche, starke Frau an seiner Seite zu haben.

Es war nicht schlimm, dass ich so viel unterwegs war, denn ab 2013 hatten wir wieder eine Wochenend-Ehe. Du warst unter der Woche in Thalfang im Hunsrück bei Trier und später in Laupheim bei Ulm. Und ich war als Kommunikations-Trainerin quer durch die Republik unterwegs: Berlin, Hannover, München, Stuttgart, Hamburg, Zweibrücken, Bad Kissingen, Landshut oder Würzburg. Doch an den Abenden in meinem Hotelzimmer habe ich mich nie allein gefühlt, ich hatte dich in meinem Leben als stärkende Kraft. Wir haben jeden Abend telefoniert, uns die Neuigkeiten vom Tag berichtet. Oft waren es nur kurze Telefonate, wir waren beiden k. o., aber es verging kein Tag, an dem wir nicht telefonierten.

Ich fühlte mich zugehörig. Ich gehörte zu dir. Ich konnte dich immer alles fragen, alle Probleme mit dir besprechen, mir einen Rat einholen, dir die gewöhnlichen und ungewöhnlichen Dinge aus meinem Job erzählen, mit dir meine Projekte besprechen, über Begebenheiten lachen und über skurrile Aktionen lästern.

Zu Hause in Bensheim fühlte ich mich mit dir geborgen. Geborgenheit, das habe ich nie wirklich bewusst gespürt, sie war einfach da, diese Geborgenheit. Es war unser gemeinsames Leben, das mir diese Geborgenheit gab. Unser Haus wurde unser Zuhause, aber hast du dich in unserem Haus geborgen gefühlt? Von sieben Nächten warst du in der Regel nur zwei bis drei hier. Ich hätte es dir so sehr gewünscht, dass du unser Haus mehr genießen kannst. Ich hätte es uns so sehr gewünscht, dass wir mehr Zeit in unserem Haus verbringen. Gemeinsam.

Geborgen waren wir in unserer Beziehung. Ich habe dich oft unterhalb der Woche in deinem Appartement besucht, habe meine Seminare und Projekte in Zweibrücken, Kaiserslautern und später in Ulm so arrangiert, dass ich ab und an bei dir übernachten und damit ein paar Tage unterhalb der Woche mit dir zusammen sein konnte. Wir sind meist abends fein essen gegangen oder mal schwimmen. Das haben wir beide sehr geliebt.

Geborgenheit muss nicht an einen Ort gebunden sein, sie ist meist mit Menschen verknüpft oder mit Lebenssituationen. Geborgenheit ist auch tief in einem drin, und es ist wichtig sie zu haben, gerade in schwierigen Situationen hilft das sehr. Diese Geborgenheit in ihrer positiven Form ist die Selbstliebe. Aber darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht, wozu auch, ich hatte ja dich. Zugehörigkeit hat weder Raum noch Zeit, es ist nur ein Bauchgefühl. Dieses Gefühl, zu dir zu gehören, war wunderschön. Erst jetzt, mein liebes Obercamel, verwende ich diese Begriffe. Nicht nur ab und an, nein, täglich. Täglich vermisse ich Liebe, Geborgenheit, Zugehörigkeit. Alles ist nicht mehr da, alles fehlt. Du fehlst mir unendlich.“

Und jetzt?

Jetzt sind diese Gefühle von Liebe, Geborgenheit und Zugehörigkeit verschwunden. Sie sind weg, komplett weg. Zurückgeblieben ist die Leere. Natürlich ist meine Liebe zu Thorsten weiterhin da, vielleicht sogar noch viel mehr als zuvor, aber seine Liebe zu mir, die kann ich nicht mehr spüren. Meine schlauen Trauerbücher haben mich darüber informiert, dass diese Begriffe keine Gefühle sind, es sind Werte oder Stimmungen. Die dazugehörigen Gefühle sind Freude oder Fröhlichkeit. Nun gut. Ist nicht so wichtig. Oder doch?

Wenn mir diese Werte so sehr am Herzen liegen und ich diese Stimmungen gerne erfahren möchte, es aber nicht mehr kann, was soll ich dann tun? Es macht mich hilflos! Wo, wann und wie kann ich mich wieder geborgen, geliebt, zugehörig fühlen? Erster Reflex: Nirgendwo und niemals! Zweiter Reflex: Ich weiß es nicht. Ich fühle mich hilflos. Ohnmächtig. Leer. Und ich heule.

Reisen

„Liebes Obercamel,

wir haben wundervolle Reisen zusammen unternommen, du und ich, unterwegs in der Welt, Städte und Länder entdecken, entspannen und erleben, im In- und Ausland, Kurztrips und Fernreisen, Berge und Meer, Ruhe und Aktion, Sightseeing und Genießen. Von dem ersten gemeinsamen Wochenende on tour, in Berlin, es war Mitte Februar 1998, gibt es noch ein Foto, wir zwei und ein befreundetes Pärchen, das zufällig auch an dem Wochenende in Berlin war. Wir haben einen Abend zusammen in den Hackeschen Höfen verbracht. Dieses Foto hängt nun an meiner Erinnerungswand, unser „erstes Foto“. Es entstand kurz nachdem wir zusammengekommen sind. Du hast es immer bewundert, dass ich mich an unseren ersten Kuss erinnert habe, am 24. Januar 1998. Wir waren an dem Abend im Kino in Bielefeld, haben „Titanic“ geschaut. So begann unsere romantische Reise zu zweit.

Unsere erste Reise ins Ausland ging im Herbst 1998 nach Ägypten. Damals haben wir ganz klassisch eine Woche Nilkreuzfahrt und eine Woche Strandurlaub in Hurghada gebucht. Auf dieser Reise entstanden unsere Spitznamen „Obercamel“ und „Untercamel“. Da du älter warst als ich, immerhin dreieinhalb Jahre, bekamst du den Titel des Obercamels. Später habe ich ihn manchmal in „großes Camel“ verändert oder in eine spanische Version als „Camelo“, ich hatte in der Schule Spanisch als Leistungskurs. Ich war dementsprechend das „kleine Camel“ oder das „Untercamel“. Camel, einfach weil es in Ägypten Kamele gibt, auch wenn wir in dem Urlaub auf keinem geritten sind. Camel mit C, weil, ach, dafür gibt es keine Erklärung, wahrscheinlich, weil die spanische Version kein K kennt. Irgendwann später hast du angefangen, mich auch mal Schmunzel zu nennen. Gab es da nicht einen Hasen aus Schokolade?

Wir haben so viele fabelhafte Reisen unternommen. Die für uns schönste ging 2005 nach Hawaii, eine dreiwöchige Rundreise, die wir selbst zusammengestellt und gebucht hatten. Natur, Kultur, Historie und Abenteuer. Wir starteten mit ein paar Tagen San Francisco. Dort, am Fisherman´s Wharf, hast du dir ein grün-gelbes Sweatshirt deiner Lieblings-Football-Mannschaft, der Green Bay Packers, gekauft. Irgendwie war es eine Nummer zu groß, aber es hat all die Jahre überdauert. Ich habe es heute noch, und ich werde es nie hergeben.

Drei Inseln von Hawaii haben wir uns für unser Inselhopping ausgesucht: O´ahu, Kauai und Big Island. Die ersten Schritte führten uns nach Honolulu, baden am Waikiki Beach, wir besichtigten Pearl Harbour, den Surferstrand North Shore, und in einer ruhigen Bucht sind wir mit Schildkröten geschwommen. Das war ein absolutes Highlight.

Auf Kauai war das Atemberaubendste ein Hubschrauberrundflug durch die tiefen Schluchten des Waimea Canyon und entlang der steil ansteigenden Na Pali Coast. Der Hubschrauber hatte keine Türen, absichtlich, damit die Touristen mehr sehen, ein irrer Nervenkitzel. In unserem Hotel hatten wir ein Zimmer mit Terrasse zum Garten und konnten jeden Tag einer kleinen Entenfamilie zuschauen, die munter über den grünen Rasen flanierte. Es war so putzig. Und ich habe zum ersten Mal Yoga am Strand ausprobiert, morgens zum Sonnenaufgang. Leben im Hier und Jetzt. Bei unserem dritten Inselstopp auf Big Island haben wir natürlich eine Vulkantour gemacht, flüssiges Lava gesehen, sind viel geschwommen, waren in Hotels mit spektakulärer Strandlage. Eine unvergessliche Reise.

Dreimal waren wir auf Kuba. Auf der ersten Reise nächtigten wir in einem kleinen Hotel am Ortsausgang von Varadero, sehr privat, sehr individuell, einzelne Häuser. Rechts lag direkt das Meer und links Erdölfördertürme in etwas weiterer Entfernung, aber bei passendem Wind hat man es gerochen. Unser zweiter Besuch auf der Insel war ein klassischer Strandurlaub in Varadero.

Ja, und das dritte Mal, es war 2011, endete für mich in unsagbar schlimmen Stunden: Ich habe gehandelt und war doch fahrig, ich habe gezittert und war doch stark, habe gekämpft wie eine kleine Löwin. Wir hatten zunächst eine einwöchige Rundreise über die Insel erlebt, wunderschön, jeden Tag an einem anderen Ort in kleinen Hotels mit herrlichen Eindrücken. Als wir dann zu der abschließenden Badewoche in Varadero angekommen waren, ging der Horror los. Du bekamst Durchfall. Das war bei dir immer ein schlechtes Zeichen, denn es bedeutete: eine Woche Krankenhaus, an den Tropf, mit Antibiotika und Kochsalzlösung. Tee und Wärmflasche hätten nicht geholfen. Das kannte ich schon. Ich habe dich in unseren dreiundzwanzig Jahren sicher locker fünfzehn Mal damit in die Uniklinik nach Heidelberg gebracht, auch wenn du nicht wolltest. Wie oft habe ich abends nach 18:00 Uhr, wenn es den ganzen Tag über nicht besser geworden war, zu dir gesagt: „Komm, Camelo, das nützt alles nichts, ich packe ein Köfferchen, und wir fahren jetzt nach Heidelberg. Eine Woche Vollpension.“

Und nun also im Urlaub, weit weg, in einem Land mit gut ausgebildeten Medizinern, aber einer schlechten medizinischen Infrastruktur. So war es mein großes Ziel, dass wir irgendwie schnellstmöglich von Kuba nach Deutschland zurückkommen. Eine Woche in Varadero hättest du nicht geschafft. Ein erster möglicher Flug nach Frankfurt war laut telefonischen Informationen ausgebucht. Wir sind dennoch mit dem Taxi zum Flughafen gefahren, wollten es trotzdem versuchen, doch wir hatten keine Chance auf einen Platz im Flieger. Es war so schrecklich. Du warst so krank, aber wir durften nicht mit nach Frankfurt. Also zurück zum Hotel.

Am nächsten Morgen habe ich ohne Ende telefoniert, nachmittags ging eine Maschine nach Paris mit Weiterflug nach Frankfurt. Die habe ich gebucht, sehr teuer, aber das war mir egal. Gut, dass es Kreditkarten gibt. Also wieder mit dem Taxi zum Flughafen. Als dort das Wort „Boarding“ nach Paris aufleuchtete, liefen mir die Tränen in Strömen. Rückflug nach Europa, endlich Land in Sicht. Angekommen in Paris, ging recht schnell der Weiterflug nach Frankfurt. Dort sind wir dann sofort ins Taxi nach Heidelberg gestiegen, in der Uniklinik hatten sie bereits ein Bett für dich vorbereitet. Erst jetzt fiel die Anspannung von mir ab. Eine Woche später war alles wieder gut. Nach diesem Abenteuer stand für mich fest: Nie wieder Risikogebiete mit ungewisser medizinischer Versorgung, nie wieder Langstrecke irgendwohin, maximal USA.

Eigentlich hätten wir Kuba schon nach unserem ersten Aufenthalt nicht mehr buchen dürfen, denn da gab es bereits einen nicht wirklich risikolosen Zwischenfall: Nach etwa drei Tagen auf der Insel schmerzte dein Fuß, Gichtanfall, klassisch für Nierentransplantierte, wohlbekannt. In Deutschland nimmt man dagegen Tabletten, Allopurinol, verschreibungspflichtig, in jeder Apotheke zu haben, nur hattest du keine dabei. Und auf Kuba gab es sie nicht. Der Arzt, den wir konsultierten, wusste zwar, dass dieser Wirkstoff jetzt helfen würde, aber er war auf der Insel nicht verfügbar. Deine Eltern haben uns dann per Eil-Express-Luftfracht eine Packung geschickt. Wir haben extra dafür einen Mietwagen genommen und sind zum Cargo-Flughafen nach Havanna gefahren, um das kleine Päckchen dort abzuholen, ein Erlebnis, dass nicht jeder Tourist mitmacht. Aber: Ende gut, alles gut.

In den USA waren wir mehrmals. Der erste Trip ging nach Wisconsin, Flug nach Chicago, zu einem Spiel deiner heißgeliebten Green Bay Packers auf dem Lambeau Field, das Heimatstadion deiner Football-Mannschaft. Es war ein großartiges Erlebnis, obwohl ich die Football-Regeln bis heute nicht verstanden habe, das macht aber nichts. Die Atmosphäre im Stadion war beeindruckend.

Der großartigste Ausflug in die USA für dich führte uns 2011 nach Dallas. Ich sage nur: Drei Nächte! Wer fliegt schon für drei Nächte nach Dallas? Allein der zweimalige Jetlag in einer Woche ist Horror pur. Aber in diesem Jahr schafften es die Green Bay Packers ins Endspiel des Super Bowls. Relativ kurzfristig hat man so etwas ja erst erfahren. Und genauso kurzfristig haben wir Dallas gebucht. Und nur drei Tage, weil davor und danach für dich wichtige berufliche Termine lagen. Mehr Zeit war also nicht. Egal. Drei Tage zum Super Bowl XLV mit 103.000 Zuschauern. Green Bay Packers gegen die Pittsburgh Steelers. Das Parkticket am Stadion für den Tag lag bei 120 Dollar. Unvorstellbar. Ganz zu schweigen von den Ticketpreisen in der obersten Reihe. Die gesamte Aktion war unglaublich spektakulär. Dallas im Februar, Schnee bei der Ankunft und ein Mietwagen mit Sommerreifen.

Auch von diesem Trip hängt nun ein Foto an meiner Erinnerungswand, du vor dem AT&T-Stadion in Arlington, das damals noch den Namen Cowboys-Stadion trug, in einem Shirt der Green Bay Packers in Grün-Gelb. Sie haben an dem Tag übrigens gewonnen. Und in der Halbzeitpause spielten die Black Eyed Peas.

Noch ein USA-Trip war verbunden mit Football, 2016 ging es nach Florida, Football-Spiel in Jacksonville, Green Bay Packers gegen Jacksonville Jaguars. Mit auf die Reise und den halben Koffer füllend kam der Cheesehead, ein typisches Ausstaffierungsmerkmal der Green Bay Packers, so eine Art Hut in Käseform aus Schaumstoff, gelb, dreieckig, den hatten wir irgendwann mal online bestellt, und er schmückte eine Ecke unseres Wohnzimmers. Während dieses Trips zwischen Orlando und Miami verbrachten wir ein paar herrliche Tage in Clearwater Beach, in einem wunderschönen, ganz kleinen Hotel, Frenchys Oasis, mit Blick auf die Bucht, und wir schwammen jeden Tag im wunderbar warmen Wasser der Tampa Bay.

Was haben wir darüber hinaus gemeinsam von der Welt gesehen? Abu Dhabi mit einem Abendessen im Burj al Arab in Dubai, London und Berlin mit Musical Abba, Brüssel mit einem Konzert von Sunrise Avenue in dem Konzertsaal La Madeleine, ein nahezu privates Ambiente mit nur etwa tausendfünfhundert Stehplätzen, einfach traumhaft. Dort haben wir Samu Haber mit seiner sonoren Stimme live hören können, zwei Jahre später noch einmal auf der Loreley bei Koblenz. Wir urlaubten auf Fuerteventura und Mallorca, mit Dialysestation, in der Phase vor deiner zweiten Nierentransplantation.

Zwischen all den Flugreisen waren wir immer wieder in Südtirol, in der Gegend um Meran, bestimmt fünfzehn Mal. Unser absoluter Lieblingsort. Dort haben wir die Haflinger entdeckt, die wunderschönen braunen Pferde mit der weißen Mähne. Meistens übernachteten wir in Hafling, im Hotel Sulfner bei Familie Reiterer, auch mal in Vöran oder in Schenna oder zu meinem 50. Geburtstag in Naturns, da Reiterers im November Betriebsferien hatten. Ich wollte meinen runden Ehrentag unbedingt in Südtirol verbringen. Beim Abendessen war das Hotel sehr aufmerksam und zündete Wunderkerzen zum Nachtisch, auch davon gibt es noch ein Foto.

In Südtirol sind wir geritten, gewandert, haben in der Therme in Meran gebadet und sind täglich im Hotelpool geschwommen. Es gab heiße Schokolade im Café Darling an der Passerpromenade in Meran, so dickflüssig, dass man sie löffeln kann. Die mussten wir mehrmals in einem Urlaub bestellen, das war klar, in einem Jahr sogar an fünf Tagen hintereinander in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Wir sind mit dem Zug nach Bozen zum Shoppen oder als Tagestrip durch den Vinschgau nach Mals, mit dem Auto zum Haflingergestüt nach Marling, da hast du ausgiebig mit der Betreiberin über die Haflingerzucht philosophiert.

Wir besuchten Weingüter in der Region, haben gerne eine Kiste Weißburgunder von Schloss Rametz mitgenommen und einen leichten Rotwein der Marke „Haflingerblut“ vom Hotel Sulfner, eine Eigenmarke mit einem wunderschönen Haflingermotiv auf der Flasche. Die meisten Flaschen haben wir verschenkt. Stundenlang konntest du im Antiquariat in Meran nach Haflingerbüchern stöbern. Natürlich haben wir auch die Höhenluft in Falzeben und auf Meran 2000 genossen, mit Cappuccino und Apfelstrudel und ich manchmal mit einem Drei-Stunden-Skipass. Und immer wieder bewunderten wir die schönen braunen Pferde mit ihren weißen Mähnen. Als ich mir dann mein erstes eigenes Pferd gekauft habe, den Wallach Artus, da musste es natürlich ein Haflinger sein.

Wo waren wir noch? In Binz auf Rügen, auf Sylt, auf Juist, in Oostvaardersplassen bei Amsterdam, um die Konik-Wildpferdeherde zu besuchen, und ebenso im Meerfelder Bruch bei Dülmen bei dem dortigen Wildpferdefang. Wir erlebten ein Wochenende in Stadl Paura nahe der österreichischen Stadt Linz beim Haflinger-Europachampionat und machten eine Stippvisite auf dem Fohlenhof Ebbs bei Kufstein in Tirol. Das Elsass mit Straßburg haben wir besucht, die Mecklenburgische Seenplatte mit Plau am See und die bayerische Region rund um den Ammersee.