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Finde deinem Weg durch die Dunkelheit- Meine Erfahrungen für dich
In meinem Buch gehe ich auf Themen ein, die oft im Verborgenen bleiben, die aber dennoch viele Menschen tief berühren – auch mich, als ich vor ein paar Jahren genau an diesem Punkt stand. Ich habe meine Vergangenheit aufgeschrieben, um diejenigen zu erreichen, die heute in ähnlichen Situationen gefangen sind, wie ich es damals war. Denn wenn du dich auf deinem Weg oft allein und verloren fühlst, möchte ich dir durch mein Buch gerne die Kraftquelle sein, die du gerade dann benötigst. Es hilft zu wissen, dass jemand da ist, der genau weiß, wie sich das anfühlt.
Viele, die meine Geschichte gehört haben, sagten mir, wie sehr sie ihnen geholfen hat. Genau deshalb habe ich den Mut gefunden, meine Erfahrungen zu Papier zu bringen, um anderen zu helfen– ,auch wenn das bedeutete, mich mit meinen eigenen Dämonen auseinanderzusetzen. Dieses Buch hat mir nicht nur dabei geholfen, anderen Menschen Trost und Hoffnung zu schenken, sondern auch, mich selbst zu heilen und stärker zu werden, als ich je für möglich gehalten hätte.
In meiner Schulzeit musste ich erleben, wie grausam Kinder sein können und wie hilflos man sich fühlt, wenn Mobbing zum Alltag wird. Selbst mit Unterstützung der Eltern oder Lehrer findet man sich oft allein im Kampf wieder. Und das war nur der Anfang. Ich habe nie versucht, mich zu verändern, um anderen zu gefallen, und trotzdem war es schmerzhaft, oft allein gegen den Strom zu schwimmen. Es war schwer, Menschen zu finden, denen man wirklich vertrauen kann.
Auch traumatische Erlebnisse der sexuellen Belästigung in meiner eigenen Familie musste ich am eigenen Leib miterleben. Jahrelang trug ich die daraus resultierenden seelischen Wunden mit mir, ohne dass mir wirklich jemand zuhörte oder mir Glauben schenkte.
Den Druck, der von allen Seiten auf uns lastet – von Eltern, Freunden und der Gesellschaft beschreibe ich auch. Die Erwartung anderer und die an sich selbst perfekt sein zu müssen, Fehler zu vermeiden und über schwierige Themen zu schweigen. All das und die Herausforderungen der Corona-Pandemie sorgten damals dafür, dass ich mit Zukunftsängsten und Zwangsgedanken zu kämpfen hatte, die mir nicht nur wertvolle Zeit, sondern beinahe mein Leben kosteten.
Doch durch all das habe ich eines gelernt: mich selbst zu erkennen und das Leben wirklich zu schätzen. Meine Vergangenheit, so düster sie auch war, hat mich zu der starken Person gemacht, die ich heute bin. Der Weg durch die Hölle hat sich gelohnt, denn jetzt weiß ich, was es bedeutet, wirklich glücklich zu sein und mit Problemen anders umzugehen als früher.
Ja, ich hätte mir gewünscht, dass mein Weg einfacher gewesen wäre. Aber jede Herausforderung hat ihren Sinn. Egal, was du gerade durchmachst, es gibt immer einen Weg hinaus. Ich weiß, wie leicht es ist, an sich selbst zu zweifeln und zu glauben, man sei zu schwach, um weiterzumachen. Aber du bist stärker, als du es dir vorstellen kannst. Auch wenn der Weg hart ist – es wird besser. Und eines Tages wirst du erkennen, wie wertvoll du wirklich bist, wie einzigartig.
Mit diesem Buch hoffe ich, dir auf deiner Reise etwas mitgeben zu können – einen Funken Hoffnung, Mut und die Gewissheit, dass du niemals allein bist
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Vorwort S.1-3
1) New Time, new Chanche
2) Blauäugig und fett
3) Feen, Tüten und Läuse
4) Systeme der Unbeliebtheit
5) Die falschen haben die Macht
6) Nix ist für immer selbst, Freundschaften nicht
7) Besucher und schwerer Stoff
8) Tintenbücher und Lungenendzündungen
9) Sylt und endende Träume
10) Aller Neuanfang ist Müll
11) Wiedersehen unter Trauer
12) Der Teufel soll dich holen
13) Freunde oder Schwestern
14) Mitleid, Italien und Anstecker
15) Verwirrung und der Weg
16) Ich bin fast am Ziel
17) Zukunft
Kein Plan wo ich rauskomme, aber der Weg dahin gefällt mir
Vorwort
Vielen Dank an all die Leute, die mich auf meinen Wegen unterstützt und begleitet haben und es auch immer noch tun. Ihr würdet für mich genauso durch alle Universen fliegen, wie ich für euch auch, falls manche nicht den Weg vergessen. Ihr alle seid sehr wertvoll in meinem Leben abgesehen von dem Leben an sich. Ihr alle seid wundervolle Menschen. Ohne euch wäre ich oft nicht so weit gekommen, obwohl ihr alle Seiten von mir kennt. Vielen Dank.
Mit diesem Buch möchte ich denjenigen helfen die sich selbst nicht helfen können oder glauben, dass sie niemanden haben. Euch motivieren die Dinge zu tun die ihr möchtet egal was andere denken oder sagen. Auch möchte ich euch Mut für die Dinge zusprechen, vor denen ihr euch vielleicht fürchtet Ziele, die ihr denkt, die ihr nicht erreichen könnt. Denn ihr werdet alles schaffen, wenn ihr es wirklich wollt. Das Leben ist wunderschön und ich hoffe, dass ich euch das vermitteln kann.
Ich wollte schon immer meine Geschichte erzählen. All das, was ich erlebt habe, hat mich zu derjenigen gemacht die ich heute bin.
Zu lernen sein Leben zu lieben dauert oft sehr lange und ist sehr anstrengend. Irgendwann habe ich gelernt, wie es geht, alles zu schaffen, was ich will. Gelernt, dass es mich einen absolut nicht mehr interessiert, was Fremde über mich denken. Und wie leicht es ist, gewisse Menschen von der Liste zu streichen, sie gehen zu lassen. Ich bin nicht mehr so naiv zu glauben, dass jeder Mensch gut sein kann. Ich bin stolz darauf zu sein, wer ich bin. Egal wie schlecht es manchmal lief. Am Ende bin ich immer, irgendwo rausgekommen, wo es wunderschön war. Die allgemeine Lösung für alles habe ich nicht. Alles in allem habe ich vielleicht aber doch ganz gute Ratschläge und Lebensweisheiten.
Trotz meines noch sehr jungen Alters für eine Autobiografie, habe ich mir mittlerweile das Selbstbewusstsein dazu aufgebaut meine Geschichte zu erzählen. Sie an euch weiterzugeben und euch vielleicht dasselbe vermitteln zu können. Euch im gesunden Maße selbst zu lieben. Als letztes hoffe ich, dass ich vielleicht meinen Eltern und Freunden ihre Wünsche erfüllen kann. Viel zu spenden und vielleicht mitzubekommen, wie ich Leuten mit diesem Buch helfen konnte. Viele meiner Erlebnisse waren schwer für mich aufzuschreiben, aber wenn ich anderen damit helfen kann, ist es mir das auf jeden Fall wert.
Aus Datenschutzgründen werde ich die Namen abändern. Jetzt nehme ich euch auf meiner Reise mit, die natürlich noch lange nicht beendet ist.
1 New Time, new Chance
Hey, ich bin Ilona. Zu dem Zeitpunkt dieses Buches bin ich 21 Jahre alt und stehe da, wo ich immer sein wollte. So einigermaßen jedenfalls. Aber ich bin auf dem besten Weg dahin.
Die letzten zwei Jahre ist so viel passiert. Einiges an toxischer Natur, vieles unerwartetes aber auch Seiten an mir, die ich vorher nicht kannte.
In den letzten zweieinhalb Jahren bin ich mit meinem ersten Freund zusammengekommen. Oder eher der ehemaligen toxischsten Beziehung, die ich je hatte.
Ich bin mit meinem besten Freund zusammengekommen, habe zwei Ausbildungen abgebrochen und ein Jahr lang Praktika gemacht, mich getrennt, mich von meinen Eltern entfernt, sodass ich sie oft genug nicht wiedererkannt habe: In einem Weg, den ich dachte, dass ich ihn nie einschlagen werde. Hatte drei weitere Beziehungen, die schief gegangen sind. Meinen ersten One-Night-Stand, sowie letzten Endes eine Ausbildung in meinem gefundenen Traumjob, zu mindestens dem was dem am nächsten kommt. Dadurch in der Berufsschule auch neue Bekannte, drei die sich zu sehr guten Freundinnen entwickelt hatten und eine die blieb. Und das Selbstbewusstsein mich für diejenige zu lieben, die ich bin. Mein Leben zu lieben. So viel, alles in so kurzer Zeit.
Mit einem hatten meine Eltern Recht: Desto älter man wird, desto schneller vergeht die Lebenszeit. Wenn ich es mir vor Augen führe, fühlt es sich so unglaublich lange her an. Wie wenn ihr gerade nach Hause gekommen seid nach einem langen Arbeitstag, aber es euch vorkommt, als hättet ihr eine Woche durchgehauen.
Wenn ich an alles zurückdenke, ist es anders. Meine letzte Beziehung, vor meiner jetzigen, ist zum Beispiel „erst“ vor einigen Monaten vorbei gegangen.
Das ist die Realität.
Mein Gefühl sagt aber, es ist schon mehrere Jahre her. Die Zeit vergeht so schnell, dass ich oft das Gefühl habe gleich zu sterben, weil mein Leben so schnell dahingleitet. Wie Wasser, dass man in Händen hält, während man all seine Tiefe und Bedeutung zu verstehen versucht, all die Schönheit und das Glitzern erfassen will. Aber für all das keine Zeit hat, weil das Wasser so schnell verfließt. Durch die Hände sickert, nicht mehr greifbar ist und versiegt. Manche würden jetzt sagen ich sei ja erst 21 und habe das ganze Leben noch vor mir. Natürlich stimmt das. Zeit vergeht dennoch auch dann nicht langsamer als zuvor. Eher das Gegenteil.
Wie soll ich all die Dinge noch erreichen und erleben, die es auf der Welt gibt, wie soll ich all das schaffen, wenn die letzten Jahre so schnell vorbei gegangen sind, wie früher zwei normale Monate?
Versteht mich nicht falsch. Ich liebe es zu leben und immer alles auszuprobieren, was im Bereich des Möglichen liegt. Aber ich habe noch so unglaublich viele Ziele und Träume und so wenig Zeit und Geld. Die dadurch noch verkürzt wird, dass ich immer arbeite und arbeite und arbeite, um mir genau diese irgendwann erfüllen zu können. Ironie des Schicksals würde ich sagen.
Reich oder und berühmt geboren worden zu sein ist vom Geldstandpunkt das Beste. Geldprobleme kennt man dann nicht, man kann sich Dinge schneller leisten und muss nicht ewig für sie sparen, sich Sachen leisten, die sich normale Menschen nicht kaufen können. Auch vom gesellschaftlichen Standpunkt haben sie oft bessere Chancen oder werden bevorzugt. Nicht immer, aber oft genug.
Obwohl ich mir das soziale Verhältnis relativ schwer vorstelle. Reich sein bedeutet nicht gleich Sozialkompetenzen zu haben oder entgegengebracht zu bekommen. Wenn man sich hochgearbeitet hat, ist das Wissen vorhanden, wie schwer es ist an Geld zu gelangen und es auch zu behalten und oft auch die notwendige Sozialkompetenz.
Hat man all dies aber von Anfang an, ist es, denke ich schwierig sich sozial zu integrieren. Es sei denn die Eltern bringen es einem direkt bei, dass man nix besseres ist, nur weil man sich keine Sorgen machen muss, was Geld angeht. Wenn die Kinder direkt lernen damit umzugehen und anderen zu helfen. Ich musste mir das alles erarbeiten. Mein Beruf ist toll und abwechslungsreich. Das ändert leider gar nix an diesem siebenden Gefühl. Dieses ständige Arbeiten, um mehr Geld zu verdienen, um mir und den anderen die Wünsche zu erfüllen, für die ich keine Zeit und kein Geld habe, weil ich so viel arbeite und Leben verdammt teuer ist. Es ist ein Teufelskreislauf.
Der beste Job für mich wäre Mal ein Monat dies, den nächsten was anderes. Mal dies Mal das und so weiter, ohne an irgendwas gebunden zu sein und trotzdem genug zu verdienen, um zu leben. Ich bin glücklich, aber ich fühle mich oft gefangen. Gefangen in dem Käfig der Erwartungen der Gesellschaft, aus dem ich nicht entkommen kann.
Ich habe Angst davor, dass dieser Käfig mich so einschränkt, dass ich nicht fliegen kann. Nicht spüren werde, wie meine Federn durch den Wind gleiten und mich wo auch immer hintragen.
Es wird zu oft erwartet, in der Schule gut zu sein, eine gute Ausbildung zu machen, zu studieren, Kariere zu machen, Kinder haben zu wollen, was aus seinem Leben zu machen. Ich will die gute Kariere, mein Traumhaus, meinen Pitbullterrier und meine große Liebe für den Rest meines Lebens. Aber da erstmal hinzukommen ist für mich fast unmöglich, wenn ich mit meinen Flügeln nicht fliegen darf oder kann.
Am Ende meines Lebens will ich sagen können: „So und nicht anders, würde ich es immer wieder machen wollen“.
Ich will nicht irgendwann die Dinge bereuen müssen, die ich nicht getan habe. Ich will reisen, andere Kulturen kennenlernen, all das sehen, was es vielleicht bald nicht mehr gibt.
So viele Meschen schieben ihre Träume auf, denn sie sagen später mal und machen es nie. Sie schieben es so lange auf, bis es zu spät ist und bereuen es dann am Ende. Das ist das, was ich auf gar keinen Fall will. Gelebt zu haben, ohne zu erleben.
2 Blauäugig und fett
Also fangen wir mal ganz von vorne an. Als ich die Augen öffnete, war ich ein kleines, fettes, schwarzhaariges Baby mit Wasserblauen Augen. Nein Spaß, so früh fange ich dann auch nicht an. Ich fang erst ab da an wo ich die Windeln abgelegt hatte. Weiter kann ich auch gar nicht mehr zurückdenken. Mein Gehirn merkt sich nur die wichtigen Dinge, wie zum Beispiel wo ich das beste Essen gesehen habe.
Das, was ich noch weiß ist, dass ich als kleines Kind mal auf dem Sofa herumgehüpft bin. Obwohl meine Eltern gesagt haben ich solle es lieber lassen. Aber seien wir mal ehrlich, wer hört schon auf die Eltern in dem Alter. Damals dann bin ich auf die Legosteine unter mir gefallen und man konnte meine Oberlippe von beiden Seiten aufklappen. Da muss ich auch echt ungünstig gefallen sein. Legosteine sind eigentlich ja eher weniger scharfkantig, da sie für Kinder gemacht sind. Oder für erwachsene Kinder. „Ilona, lass es, auf dem Sofa zu hüpfen, das wird noch schief gehen. Du wirst dir noch wehtun!“.
Klein Ilona wollte nicht hören, weil sie Spaß hatte. Die Freudentränen wandelten sich dann rasch. Blut strömte aus den beiden Einrissen unter meiner Nase. Den Satz „Wir haben dich ja gewarnt, aber du wolltest nicht hören“, durfte ich mir dann so oft anhören, bis ich ihn auswendig konnte. Sogar mit der gleichen Stimmlage, die meine Eltern verwendeten.
Unter meiner Nase habe ich jetzt eine legoförmige Narbe. Kann sein, dass es damals sogar genäht wurde. In unserem alten Wohnort habe ich mich mit einigen Kindern angefreundet. Bin dann mit meinem Fahrrad einmal zu meiner Freundin gefahren. Dazu musste ich einen Schotterhügel runter. Bremsbereit und mit Helm und Schützern ausgerüstet schlidderte ich den Hügel runter.
Der Abhang war für mich mit meiner kleinen Sicht, sehr tief runter und lang. In echt würde ich schätzen, dass er circa 10 Meter leicht abwärts verlief. Auf die letzten paar Meter rutschte mein Hinterrad weg, aber ich schaffte es durch starkes Bremsen auszugleichen. Aber was ich nicht bedacht hatte, ist die Rutschgeschwindigkeit der Kiesel. Wie ihr euch jetzt wahrscheinlich denken könnt, so schlau und talentiert wie ich war, bin ich bei meiner Vollbremsung über das Lenkrad geflogen.
Die Sekunde in der Luft hatte ich Zeit darüber nachzudenken, dass das wohl eine sehr dumme Idee gewesen war. Meine Hände krallten sich in den Lenker. Das Fahrrad wurde über mich geschleudert und mein linkes Bein verkantete sich in den Speichen meines Vorderrads.
Bis ich schön mit meinem kompletten Körper den Hügel runtergerutschte. So wie ein paniertes Schnitzel. Nur nicht ganz so appetitlich die Steine dann wieder aus meinem Körper zu pulen. Ehrlich macht das nicht. Ist echt nicht so empfehlenswert.
An den Schmerz kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber ich weiß noch, dass ich sehr geweint habe, danach. Wie verwunderlich.
Nach dem besorgten Schrei ihrer Mutter, die auf mich zu gerannt kam,
„Oh nein hast du dir was getan? Komm wir holen dir ein Kühlakku.“
Gab es dann Pflaster und Verbände und meine erste Dosen Ravioli als Trost.
Meine Mutter mag das Zeug gar nicht. Aber ich finde das leider ziemlich lecker. Habe es aber auch schon ewig nicht mehr gegessen. Glaube vor einem Jahr oder so und war immer noch lecker.
Manchmal erinnert man sich anders als es war oder gar nicht mehr.
Außerdem habe ich mich mit deren Hund angefreundet. Der da ungefähr so groß war wie ich. Ohne auf seinen riesigen hinter Tatzen zu stehen. Ich habe es geliebt meine Finger durch sein zotteliges, langes, graues Fell gleiten zu lassen. Und er war oft der Grund, warum ich dort hingegangen bin. Also war ich oft auch da, wenn meine Freundin nicht da war. Stundenlang habe ich mich mit ihm beschäftigt und oft genug neben ihm eingeschlafen. Meine Mutter hat mir nachher einmal erzählt, dass sie sich immer Sorgen gemacht hat, weil ich jedes Mal, ohne zu zögern auf Tiere zugelaufen bin. Auch oftmals welche die sehr viel größer waren als ich.
Ab dem ersten Tag, wo wir uns kannten, habe ich durch sie immer mehr Kinder kennengelernt. Wir hatten alle den gleichen Unsinn im Kopf. Wir verstanden uns sehr gut, auch wenn die Eltern sich dann umso mehr Sorgen gemacht haben.
Meine ganz besonders, als auch ältere Jungen dazu kamen. Wir waren dann alle eine Gruppe von circa acht Leuten und waren oft bis spät abends draußen.
Spät heißt in diesem Fall circa neun Uhr und die Jungs waren vielleicht elf.
Wir haben nicht nur uns über ganz gefährliche Flüsse gehangelt, indem wir uns an umgestürzte Äste klammerten. Wo mich dann auch einmal einer der älteren Jungs vor dem 10 Zentimeter tiefen, schnellen Wasser retten musste, da ich drohte abzurutschen.
Alle anderen standen am andern Ufer und sahen zu. Während er sein eigenes Leben riskierte, um mich zu retten. Auch der restliche Unsinn durfte nicht fehlen, wie Klingelstreiche und die Nachbarschaft unsicher machen.
Aber wir waren nicht nur unvernünftig. Viel, aber nicht immer. Zum Beispiel haben wir Skateboard und Inlineskater fahren geübt, sowie Ball gespielt. Von all dem lag mir Inlineskating am meisten. Ich borgte mir die meiner Freundin, die mir viel zu klein waren und von erstem Moment an die Füße zerdrückten. Aber wenn man etwas wirklich gerne macht, macht einem sowas relativ wenig aus.
Für meine Füße war das wahrscheinlich eher weniger gesund. Für mich allerdings war es, bis auf die Schmerzen das reinste Vergnügen.
Wir haben den ganzen Tag geübt. Ich bin immer hingefallen und immer wieder aufgestanden. Alle waren bereits gegangen, nachdem sie nach einigen Stunden dazu übergegangen waren mir zuzusehen. Aber ich habe weiter gemacht, bis ich es konnte. Egal wie oft ich gefallen bin.
Als die Wärme der Sommersonne in lange Schatten überging, konnte ich es. Meine Umdrehungen und kleinen Tänze sah niemand mehr. Aber ich hatte es geschafft. Erschöpft blickte ich gen Himmel und sah die letzten Strahlen der Sonne verblassen. Ich hatte viele Verletzungen an Armen und Beinen, aber war glücklich. Meine Klamotten haben an mir geklebt von der brennenden Hitze den ganzen Tag. Meine Glieder taten komplett weh und ich glaube, ich habe gut geschlafen die Nacht. Mittlerweile habe ich es leider wieder verlernt. Würde es aber sicherlich genauso wieder machen. Seltsamerweise habe ich Eislaufen immer gehasst und absolut nicht gut gekonnt. Da habe ich mich immer am Rand festgekrallt und bin nur ganz selten freigelaufen. Sofern man sich bei Freunden einhacken und mitziehen lassen, als freies Laufen definieren kann. Die Kufen von Schlittschuhen sind deutlich schmaler und ich rutschte eher als das ich fuhr. Vielleicht hatte ich aber auch auf ungefrorenem Boden einfach mehr Halt. Früher besaß ich eine von diesen Riesenkameras für Kinder damals, in Pink mit Blumen drauf. Die wollte ich eigentlich benutzen, um das Sylwester Feuerwerk zu fotografieren. Aber ich bin davor dann auf dem Esstisch eingeschlafen.
Wenn ich schlafe, dann schlafe ich fest. Ich höre dann nix und genauso wenig kann mich aufwecken. Nix bis auf Schnarchen. Ein Geräusch, was ich über die Jahre hassen gelernt habe. Das alles ist circa passiert, bis ich fünf war, glaube ich. Und das ist auch alles, was ich noch weiß oder was mir erzählt wurde. Dann kam die Zeit, wo ich in den Kindergarten musste. Malen ist, seit ich denken kann ein großer Bestandteil meines Seins.
Somit war es für mich dann sehr leicht, mir meine eigene Welt zu erschaffen und in ihr zu leben. Weil die Echte mir oft viel zu langweilig war, zu grausam und zu traurig und ich oft so oder so allein war.
Meine Bilder spiegeln Erfahrungen wider, Erlebnisse und ganze Welten, ob real oder nicht. Meine Welt, in die ich eintauche, wenn ich male, ist mit keiner Gabe der Welt zu vergleichen. So wie jeder etwas hat, was niemand sonst kann. Denn auch jeder Künstler hat seinen ganz eigenen Weg seine Arbeit darzustellen. Es ist wie eine ungebundene Freundschaft. Etwas was immer da ist, ohne etwas zu verlangen. Es hilft mir viele schlimme Geschehnisse zu überwinden beziehungsweise auszublenden. Manche schreiben, manche fahren Auto, manche trinken oder nehmen Drogen. Ich male. Im Kindergarten wurde mir relativ zu Anfang an eine Schlange um die Schulter gelegt, 60kg und zwei Meter.
Ich habe dann Murmeln gefunden, die da rumlagen und wollte sie mit nach Hause nehmen. Eine Erzieherin hat mich dann erwischt und mir die wieder abgenommen. Schade. Nicht des Klauens wegen, sondern wegen des Lichtes, dass sich in den Kugeln bricht und ihr buntes Glitzern überall verteilt. Klauen ist nicht in Ordnung, es sei denn, wenn das Leben eurer Familie oder derart davon abhängt. Macht die Handlung als solches leider auch nicht besser, aber wenigstens verständlicher. Aber macht das nie einfach so. Endet nicht gut.
Das zweite und letzte Mal, wo ich gestohlen habe, war der Labello von einer früheren Freundin. Den ich dann aber auch wieder gegeben habe, weil ich ein schlechtes Gewissen hatte. Der Ärger von meiner Mutter war in dem Fall auch vorprogrammiert. Mit Recht. Fand ich als Kind dennoch unerfreulich, dass sie wütend auf mich war. Aber ich habe daraus gelernt. Also hatte es alles sein Gutes. Kinder testen ihre Grenzen. Das ist normal und gut so, in Maßen.
Mein damaliger Schwarm hatte dann Geburtstag. Ich weiß noch, dass wir im Kindergarten unsere Zukunft malen sollten. Meine zeichnete ich in einem Hochzeitskleid und allem, was sich ein kleines Mädchen vorstellen kann. Ein Haus, ein Hund, ein Auto. An seiner Seite. Auch damals schon wusste, ich dass ich keine Kinder will, was dann auch auf meinem Bild fehlte, wo andere es vielleicht ergänzt hätten. Obwohl er von diesem Bild wusste, was mir damals noch absolut nicht peinlich war, hat er mich zu seinem Geburtstag eingeladen. Dass ich so offen mit Liebes Geständnissen umging, hat sich auch nicht rausgewachsen. Das Leben ist schon kompliziert genug. In manchen Gefühls Bekundungen bin ich sehr viel zurückhaltender geworden mit der Zeit. Nie aber hierbei.
Seine Eltern hatten ein sehr großes offenes Haus mit vielen riesigen Fenstern. Auch in der Decke. Die Sonne hatte dann den ganzen Tag Zeit des ganzen Hauses zu erleuchten. Die ordentliche, weiße Einrichtung wirkte durch die Sonneneinstrahlung nie beengend oder zu sauber oder gar kalt. Im Winter war ich nie da, weswegen ich nur die Sommerstimmung beurteilen konnte.
Der Garten war genauso groß aber eher zugewachsen. Also genau mein Style. Mittendrin ein Wohnwagen, wo wir Kiddis dann den Tag verbringen durften. Wir haben gebastelt und ein Film geguckt und wurden dann nachher von unseren Eltern wieder abgeholt. Die glaube ich immer froh waren, wenn sie uns für einen Tag los waren, wäre ich auch gewesen. Den ganzen Tag war er in meiner Nähe und stellte mich als erste seiner Mutter vor.
Wie bei vielen Chancen oder Gelegenheiten im Leben ergab sich daraus aber nicht viel mehr. Natürlich fragt man sich, was hätte sein können. Ob das überhaupt gehalten hätte. Dieses was wäre, wenn.
Mein Standpunkt ist da aber leicht anders. Meiner ist, wenn vieles nicht so, anders oder gar nicht so gekommen wäre, wie es war wäre ich heute wohl kaum noch am Leben. Wahrscheinlich wäre ich psychisch und körperlich jetzt nicht an dem Standpunkt oder der geistigen Einstellung und Verfassung meines jetzigen Seins.
Ähnlich wie Dinge ihren Weg finden oder in dem Fall nicht, entstehen auch immer neue Wege und andere Möglichkeiten als die bis dahin schon vorhandenen.
Somit mit jemandem angefreundet, den ich zuvor noch nicht kannte. Darüber bin ich auch mit meinem ersten „Freund“ zusammengekommen.
Erwachsene, die das gewusst haben, haben immer gesagt in dem Alter kann man noch nicht lieben oder Beziehungen führen. Aber wir waren circa ein Jahr lang zusammen. Wir haben uns immer hinter einem Busch getroffen und uns geküsst. Jeden Tag. Selbe Uhrzeit. Und haben oft Händchen gehalten. Wir haben viel zusammen gemacht und haben uns immer aufeinander gefreut.
Für mich ist das ein Teil der Zusammensetzung, was Liebe ausmacht.
Jeder definiert Liebe anders. Trotzdem hat sich meine damalige Denkweise darüber nicht geändert. Er war nicht die Liebe meines Lebens, was relativ wahrscheinlich war. Die Erwachsenen lagen aber meiner Meinung nach mit ihrer Einschätzung von uns dennoch daneben. Erfahrung ist ein sehr wichtiger Punkt im Leben. Erwachsene haben davon deutlich mehr als Kinder, ihr Wissen reicht oft genug dennoch nicht aus. Manche Erfahrungen müssen auch sie erst machen, um gut genug Bescheid zu wissen. Nicht nur Kinder sollten von Erwachsenen lernen. Sondern auch Erwachsene sich öfter bemühen, von Kindern zu lernen. Ich rede auch als wäre ich nicht erwachsen mittlerweile. Kinder sind so lebensfroh, so ehrlich und oftmals die besseren Menschen.
Ich will keine Kinder, aber Kinder sind oft so rein. Was das angeht, liegt Peter Pan vielleicht gar nicht mal so falsch. „Erwachsenwerden ist so eine barbarische Angelegenheit. Voller Unannehmlichkeiten und Pickel.“ Die Erwachsenen Probleme nicht haben. Immer diese endlose Motivation und unglaubliche Fantasie und somit auch der beständige Glaube, den Kinder an den Tag legen.
Kinder schauen in deine Seele genau wie Tiere und lesen dich wie ein altes Buch. Vorsichtig, aber interessiert. Sorry, jetzt bin ich vom Thema abgekommen, wird befürchte ich noch einige Male vorkommen. Lasst euch dadurch nicht verwirren.
Wie das auseinander gegangen ist, weiß ich nicht mehr, aber die Zeit mit ihm habe ich genossen. Immer dieses zuckersüße kindliche Mundküssen und umarmen. So unschuldig. Heute kann ich nur leicht darüber schmunzeln, wie niedlich das damals war. So einfach wie wir uns gesagt haben, dass wir uns so sehr mögen. Ohne Angst vor einem nein. Ohne Hintergedanken und trotzdem dieses Kribbeln, diese Schmetterlinge im Bauch und die Freude den anderen zu sehen und Zeit miteinander zu verbringen.
Desto älter man wird, umso schwerer wird das. Die Frage warum konnte wahrscheinlich noch niemand so wirklich gut beantworten. Warum macht man sich das Leben oft so schwer als Erwachsener?
Wie ihr bereits wisst, habe ich viel angestellt, ich war nicht das bravste Kind.
Ich habe zum Beispiel auch mal meinen Kopf mal durch die Treppen eines Kindergarten Spielhauses gesteckt. War nicht die schlaueste aller Ideen, die ich jemals hatte. Tat ziemlich weh und war unangenehm. Die Gefahr stecken zu bleiben ist auch sehr hoch. Man kommt rein aber nicht wieder raus.
Der Zeitpunkt, wo die Erzieher mich daraus geholt hatten, habe ich einem anderen Kind gesagt es solle es ausprobieren. Fragt mich nicht warum. Auf jeden Fall weiß ich seitdem wenigstens diese Frage zu beantworten, warum man reinkommt aber nicht mehr raus.
Ich habe das auch ein Jahr später meiner Mutter erzählt, weil ich mich selbst angewidert habe. So im Nachhinein. Sie meinte, dass ich vielleicht einfach neugierig war, wie das aussah. Machts auch nicht wirklich besser. Wäre aber eine Erklärung. Vielleicht mochte ich das andere Kind auch einfach nicht.
Es war auf jeden Fall, so viel ist sicher, nicht nett von mir. Manchmal sind Kinder echt Psychopaten ein bisschen mehr als Erwachsene. Ich war es manchmal auf jeden Fall. Wir haben früher im Kindergarten tatsächlich auch oft Dinge gemacht, die einem im Leben weitergeholfen haben. Wir haben gelernt, wie man im Wald klarkommt. Was man essen kann, wie man sich eine Hütte baut und wie viel Natur bedeutet und warum wir die Natur brauchen, warum sie wichtig ist. Wir hatten Lernwerkstätten, wo wir unsere Talente testen, beziehungsweise ausbauen konnten. All das hat unsere Persönlichkeiten gestärkt und uns im Leben weitergeholfen. Dies finde ich eine sehr gute Methode, um den Kindern auf ihrem Weg zu helfen. Leider wird dies viel zu wenig ausgeübt.
Eines wunderschönen Tages haben wir im Kindergarten einen mindestens genauso schönen Erzieher bekommen. Der ein Praktikum bei uns absolviert hat. Ich hatte nur noch Augen für ihn und ich weiß, der war viel zu alt für mich. Nichtsdestotrotz sehr süß und als kleines Mädchen denkt man nicht über sowas nach. Falls man überhaupt schon so weit denkt.
Wir haben in einer rutschigen Turnhalle im zweiten Geschoss fangen gespielt. Eifersüchtig war ich auch, wenn er den anderen Kindern mehr Aufmerksamkeit gegeben hat. Eine sehr interessante Art der Handlungsweise in dem jungen Alter. Solche Mischungen wie diese, also rutschiger Boden und ein eh schon sehr tollpatschiger Mensch, die in meinem Fall dann auch noch nur den Erzieher anstarren und gleichzeitig laufen ist keine gute Idee.
Leute, ich kann euch sagen, dass sind Mischungen, die sich absolut nicht gut verstehen. Gar nicht gut. Ich habe mich einmal längst komplett auf die Fresse gelegt, sah bestimmt lustig aus.
Da meine Erzieher schon gewohnt waren, dass ich mich dauernd verletzte, konnten sie relativ ruhig meine Mutter anrufen als der junge Erzieher mich dann komplett blutverschmiert ins untere Geschoss getragen hat.
Immerhin habe ich wie eine Prinzessin in seinen Armen gehalten werden dürfen, bis er mich rennend im unteren Geschoss abgeliefert hat.
Vielleicht war ein Nebeneffekt, dass meine Spucke aus meinem Mund lief und er sich dadurch noch mehr Sorgen gemacht hat. Soweit ich das in Erinnerung habe, gings mir aber ziemlich gut. Mein Kinn hatte ich mir bei der wilden Hetzjagd komplett aufgeschlagen. Wie ein rohes Ei das herabgefallen war.
Das meine Mutter sehr ruhig reagiert hat, sagt schon alles darüber aus, wie oft ich mich wirklich verletzt habe. Am Lautsprecher des Telefons hörte ich sie zu den Erzieherinnen sagen
„Wie? Schon wieder? Seufz, ja okey ich komme gleich!“ Meine Mom hat mich eine halbe Stunde später abgeholt und ins Krankenhaus gefahren. Wo das glaube ich, sogar genäht werden musste.
Der junge Erzieher war komplett panisch und musste erstmal beruhigt werden. Ihm ging es sehr viel schlechter als mir. Wahrscheinlich bin ich der Grund, warum er sich einen anderen Beruf gesucht hat. Nach diesem Vorfall war er nie wieder in meinem Kindergarten.
Trotz meines Hangs Probleme anzuziehen, hatte ich eine sehr gute Freundin.
Ihre Mutter konnte mich allerdings nicht ausstehen, ich war wohl ein zu schlechter Umgang für ihre Tochter. Sie durfte allgemein ziemlich wenig und wurde immer mehr bewacht und behütet als ein Safe.
Vielleicht mochte sie mich deswegen so gern, weil ich das alles verkörperte, was sie nicht durfte. Weil sie immer brav sein musste, immer zeigen musste welche Erziehung sie genossen hatte, nach außen hin sich nie wirklich verhalten durfte wie ein Kind.
Sie hatte schon einmal versucht, mich zu ihrem Geburtstag einzuladen. Vor meinen Augen hat ihre Mutter die Karte genommen und gesagt, das wäre ein Versehen gewesen. An einem Tag drückte sie mir ihre Geburtstagseinladung so schnell in die Hand, dass ihre Mutter, die Karte nicht vorher nehmen konnte.
Die Mutter hat ein Gesicht gezogen wie, als würde sie mir am liebsten einen nassen Tafelschwamm ins Gesicht werfen, hat ihre Tochter an die Hand genommen und weggezogen. Zu ihrem Geburtstag gekommen bin ich dann aber dennoch. Was keine gute Idee war, da die Mutter alles getan hat um mich allein zu lassen. Sie hat ihrer Tochter, sobald diese zu mir kam, um sich nach mir zu erkundigen, immer wieder mitgenommen. „Deine Gäste warten auf dich, die brauchen dich doch.“ Zu mir gewandt sagte sie dann
„Geh schon mal in das Kinderzimmer, die anderen kommen gleich auch!“. Und deutete auf eine Tür am Ende des Flures. Gehorsam ging ich in das Zimmer, auch wenn mein ganzer Magen krampfte mit einem Gefühl der Kälte. „Schließ die Tür hinter dir“ rief sie mir nach. Wartend in ihrem Zimmer, stellte ich sehr schnell fest, dass die anderen nicht kamen. Um mir die Zeit zu vertreiben, setzte ich mich auf ihren Schreibtischstuhl und begann zu malen. Zeit verging und niemand kam, um nach mir zu sehen. Meine Eingeweide brachten mich fast dazu zu weinen. Nicht nur, weil ich mich so allein fühlte, sondern auch weil ich Hunger hatte und mich nicht traute hinauszugehen und nach Essen zu fragen.
Relativ schnell habe ich dann aber das Telefon benutzen dürfen, um mich abholen zu lassen. Wegen meiner Aussage über starke Bauchschmerzen. Die hatte ich tatsächlich wirklich, aber nicht wegen dem Essen oder so. Ich habe da einfach mit zum Ersten Mal bemerkt, wie allein ich wirklich war. Nachdem wir Hotdogs gegessen haben, die ich dann auch mitessen durfte, kam meine Mutter.
Der Vater empfand ein wenig Mitleid, denn er hat ab und zu gefragt, ob alles in Ordnung ist.
Verständnis dafür aufzubringen, dass Eltern das Beste für ihre Kinder wollen, war kein Problem für mich nachvollziehen zu können.
Wie man allerdings als Erwachsener ein Kind ausschließen kann, verstehe ich nicht.
Ich glaube nicht, dass sie das gut geheißen hätte, wenn eine andere Mutter ihre Tochter ausgeschlossen hätte. Und es ist voll in Ordnung Menschen nicht zu mögen, auch Freunde der eigenen Kinder. Aber gerade als Erwachsene sollte man es besser wissen und danach handeln können. Wenigstens für diesen einen Tag hätte sie mich behandeln können, als wäre ich auch ein Mensch mit Gefühlen, ein Kind, dass einfach auch nur dazu gehören wollte.
Noch immer fühle ich ihre Kälte, wenn ich an dieses Erlebnis denke. Früher als kleines Kind hatte ich bei weitem auch noch nicht die Erfahrung, um zu wissen oder auch nur erahnen zu können, was los war. Nicht das Verständnis für was ich falsch gemacht habe, dass ich kein Spaß mit den anderen haben durfte. Auch wenn ich die Abneigung der Mutter gegen mich natürlich auch schon damals gemerkt habe. Auch wenn ich nicht sowieso das Gespür gehabt hätte zu merken, was andere Menschen fühlen, wäre ihr Verhalten jedem aufgefallen. Egal, ob man jetzt gute Kenntnisse in Empathie besitzt oder nicht.
Aber selbst jetzt, wo ich selbst erwachsen bin, kann ich nicht alles davon verstehen. Wenn mir das wer erklären kann, würde ich diese Ausführung gerne hören. Nach dem Geburtstag hatten wir nie wieder die Gelegenheit miteinander zu reden und sie hat den Kindergarten gewechselt. Wir haben uns nie wieder gesehen. Eine Freundschaft, die hätte was werden können. Aber wo was Schlechtes ist, ist immer auch was Gutes. Sehr bald kamen die neuen in den Kindergarten, auch ein Mädchen, dass sich dann zu meiner damaligen besten Freundin entwickelte.
Sie ist ein Jahr nach mir in den Kindergarten gekommen und hat alles Wasser aus ihrem Körper geweint was vorhanden war. Ohne ihre Mutter war sie noch nie irgendwo gewesen, schon gar nicht länger.
Alle Erzieher haben sich mit aller Macht bemüht, um sie aufzumuntern, aber vergeblich. Aus purer Verzweiflung haben sie Charlotte dann ans Waschbecken gesetzt, weil sie so stark geweint hat, dass sie sich mehrmals erbrochen hat. Niemand konnte sie beruhigen. Eine Weile vorher habe ich sie bereits beobachtet.
Irgendwann habe ich mir einfach einen Stuhl geholt und mich zu ihr gesetzt, ohne was zu sagen. Nach einer Zeit hat sie dann aufgehört zu weinen und mich leicht skeptisch zu mustern begonnen und ich habe angefangen mit ihr zu reden. Ich habe es dann in der Tat geschafft sie abzulenken und aufzumuntern. Danach bekam sie eine Rundführung durch den Kindergarten. Den Rest des Tages verbrachten wir zusammen. Die Erzieherinnen hörte ich sagen:
„Das kleine Mädchen, die nicht aufgehört hat zu weinen, hat sich von Ilona beruhigen lassen? Wirklich? Wie hat sie das denn geschafft, sie ist doch sonst eher…?“ Den Rest sprach sie nicht mehr aus. Ein einfaches Kind war ich garantiert nicht. Die meiste Zeit war ich die, die bekannt dafür war Fehler zu machen. Die vor der viele der anderen Kinder Abstand hielten, allein besser klarkam als mit anderen. Ein Problemkind zu sein. Was ich wirklich war, sahen die wenigsten, weil sich kaum jemand die Mühe machte das zu sehen, was sich hinter meiner Fassade versteckte. Ein Kind, was sehr viel allein war, sich einfach nur Freunde wünschte aber mit der Zeit gelernt hatte niemanden zu haben. Vielleicht waren die Dinge, die ich damals angestellt habe, ein Schrei nach Aufmerksamkeit, wenn auch ein schlechter. Weh taten ihre Worte dennoch. All die Zeit vermutete ich bereits was andere über mich dachten, aber ich blendete es aus. Ich wollte es nie wahrnehmen.
Als ich sie es laut aussprechen hörte, registrierte ich zum ersten Mal was andere von mir dachten, von mir hielten, sich nicht mal annähernd die Mühe gaben, mich wirklich zu kennen und dennoch urteilten.
Mit gesenktem Kopf drehte ich mich damals von der Tür weg und verbarg durch mein Lachen meinen Schmerz. Charlotte ging es schon schlecht genug ohne, dass ich meine Probleme noch dazu tat.
Meine Probleme lösten sich, wenn von allein oder ohne die Hilfe von anderen, die ich nicht hatte. Es ist besser, sie allein zu lösen.
Fast alle hielten mich für kompliziert, fast alle. Früher sind viele Erzieherinnen gekommen und gegangen. Aber eine von ihnen blieb.
An ihrem ersten Tag wurde sie einmal herumgeführt. Zuerst nahm ich sie nicht wahr, da ich gespielt hatte. Aber dann bemerkte ich ein seltsam warmes Gefühl in dem Raum. Ich blickte damals zu ihr hoch, als sie fast direkt vor mir stand. An sich wäre das eine Situation gewesen, wo ich mich unwohl gefühlt hätte. Aber nicht bei ihr. Sie hatte schulterlange blonde Locken, blaue Augen und ein langes weißes Kleid mit Rüschen was sie passend mit schwarzen Schuhen kombiniert hatte.
Sie war ein Mensch, dessen Präsenz man sofort wahrgenommen hat. Sie hat immer eine unglaubliche Lebensfreude und Freundlichkeit ausgestrahlt. Sie war immer fröhlich und hat gestrahlt, wie ein Sonnenschein und war der liebste Mensch auf Erden.