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Zuerst hält Theresia das Ganze für eine Flunkerei: Kann das wirklich stimmen, dass ihr Opa Nepomuk weiß, wie man in die Vergangenheit reist? Angeblich hat er aus der Räterzeit diese kleine Pferdestatue mitgenommen – und die sollen nun Theresia, Nikolas, Maria und Chris dem rechtmäßigen Besitzer zurückbringen. Doch das gestaltet sich als nicht ganz so einfach, wie es sich anhört. Die Kinder geraten in Gefangenschaft und sollen dem Druiden für ein Opferritual übergeben werden! Zum Glück gibt es da Jori, den Sohn des Häuptlings … Ein packendes Abenteuer, in dem vier Kinder in der Zeit der Räter landen und beweisen, dass sie ganz schön was im Kopf haben. Eine Geschichte von Heidi Troi mit Illustrationen von Evi Gasser.
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Seitenzahl: 83
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Heidi Troi
Zeitreise mit den Nepomuks
Eine unsichtbare Kraft riss ihnendie Füße unterm Leib weg und sie tauchtenin einen Wirbel aus Farben ein ...
Zuerst hält Theresia das Ganze für eine Flunkerei: Kann das wirklich stimmen, dass ihrOpa Nepomuk weiß, wie man in die Vergangenheit reist? Angeblich hat er aus derRäterzeit diese kleine Pferdestatue mitgenommen – und die sollen nun Theresia,Nikolas, Maria und Chris dem rechtmäßigen Besitzer zurückbringen.Doch das gestaltet sich als nicht ganz so einfach, wie es sich anhört. Die Kinder geratenin Gefangenschaft und sollen dem Druiden für ein Opferritual übergeben werden! ZumGlück gibt es da Jori, den Sohn des Häuptlings ...
Ein packendes Abenteuer, in dem vier Kinder in der Zeit der Räter landenund beweisen, dass sie ganz schön was im Kopf haben.
wegen Benni
... in dem Opa Nepomukgefeiert wird und seinen Enkelnein Geheimnis weitergibt
»Hoch soll er leben! Hoch soll er leben! Dreimal hoch!«
Die Geburtstagsgäste sangen das Geburtstagslied für Opa mehr laut als richtig. Mama traf keinen Ton, Papa brummte eine zweite Stimme zu der Melodie und Tante Theas Operngesang machte den Stimmsalat auch nicht besser.
Theresia und Christian, kurz Chris genannt, hielten sich die Ohren zu und schnitten Grimassen für Maria und Nikolas, die zu Opas Geburtstagsfeier aus dem zweiten Stock heruntergekommen waren. Die Mutter der beiden, Tante Thea, sah das und drohte den Kindern mit dem Finger. Doch Opa Nepomuk schien es ihnen nicht übel zu nehmen. Er zwinkerte in ihre Richtung und wiegte sich zum Rhythmus des Liedes in der Hollywood-Schaukel.
Als die letzten Takte verklungen waren, meinte er: »Wirklich ein Ohrenschmaus. Ich bedanke mich für das Ständchen und die Geschenke. Jetzt könnt ihr wieder nach oben gehen.« Er grinste sein Lausbubengrinsen.
Die Nepomuks lebten alle im selben Haus. Im Erdgeschoss Opa, im ersten Stock wohnten Theresia und Chris mit Familie und in der Dachwohnung war Papas Schwester Tante Thea mit Maria und Nikolas einquartiert.
Die Geburtstagsgäste lachten, klatschten und streckten dem Geburtstagskind die Hände entgegen, um zu gratulieren, und Opa Nepomuk ließ alles geduldig über sich ergehen. Dann meinte er mit einem Zwinkern in die Richtung der Kinder: »Wisst ihr, was? Das ist meine zweitschönste Geburtstagsfeier.«
»Die zweitschönste nur?«,
fragte Mama Nepomuk. Sie klang ein bisschen enttäuscht. Für Opas 75. Geburtstag hatte sie sich ordentlich ins Zeug gelegt. Allein an der Torte hatte sie einen ganzen Nachmittag Arbeit gehabt.
»Ja.« Opa nickte bedeutungsvoll. »Die schönste hab ich nämlich damals zur Räterzeit verbracht.«
Jetzt verdrehten die Erwachsenen die Augen.
»Ach, Vater«, sagte Papa und seufzte. »Schon wieder diese Flunkergeschichten?«
»Wieso Flunkergeschichten«, entrüstete sich Opa. »Ich flunkere überhaupt nie.«
»Klar.« Mama Nepomuk nickte gespielt verständnisvoll. Dann wandte sie sich an die Erwachsenen. »Wollen wir den Kaffee im Wohnzimmer trinken?«
Dankbar erhoben sich alle. Nur Opa blieb sitzen.
»Vater, kommst du nicht mit?«, fragte Papa noch, bevor er den anderen folgte.
Aber Opa Nepomuk winkte ab. »Hab mit den Kindern was zu besprechen.«
Papa sah aus, als wolle er noch etwas sagen. Dann zuckte er die Achseln und schloss die Terrassentür hinter sich.
»Was hast du denn mit uns zu besprechen, Opa?«, wollte Chris wissen. Mit seinen blonden Haaren sah er aus wie Michel aus Lönneberga.
»Ein Geheimnis.« Opa Nepomuk schmunzelte. Er fuhr sich mit beiden Händen über die Glatze, dann sah er die Kinder prüfend an. »Das heißt ... wenn ihr ein Geheimnis für euch behalten könnt, natürlich nur.«
Nikolas, Chris, Theresia und Maria nickten erwartungsvoll.
Opa langte in seine Westentasche und brachte eine kleine, grünlich-schwarze Figur zum Vorschein. Es war eine Reiterin auf einem Pferd, in der Hand hielt sie einen Säbel, und ein großer Federbusch zierte ihren Helm.
»Wow! Ein Pony!« Maria war sofort begeistert. Sie liebte diese Tiere über alles und das erkannte man auf den ersten Blick: Sie trug nur T-Shirts mit Pferden drauf, hatte immer ein Pferdebuch in Reichweite, und natürlich hatte sie Ponyfransen und einen Pferdeschwanz. Das schönste Geschenk zu ihrem zehnten Geburtstag waren Reitstunden gewesen, für die Opa, Tante Thea und Mama zusammengelegt hatten.
Opa Nepomuk lächelte über ihre Begeisterung.
»Wo hast du das denn her?«, wollte Nikolas wissen.
»Aus einem Museumsshop.« Theresia wartete gar nicht auf Opas Erklärung. »Und ich weiß auch, aus welchem. Aus dem Ötzimuseum. Da verkaufen die jede Menge solchen Krempel.« Sie sah Opa mit hochgezogenen Augenbrauen an. Streng, wie nicht einmal Mama strenger hätte dreinschauen können. Theresia war die Älteste der Nepomuk-Kinder.
Eigentlich war sie mit ihren zwölf Jahren schon beinahe erwachsen. Ihr machte keiner so leicht etwas vor.
»Nein, Opa hat das von den Rätern als Geschenk bekommen. Nicht wahr, Opa Nepomuk? Als du deinen schönsten Geburtstag gefeiert hast.« Chris zog die Nase hoch und handelte sich einen tadelnden Blick seiner Schwester ein. Natürlich wusste er, dass ein achtjähriger Junge das nicht mehr tat, aber es ging einfach schneller. Verlegen kramte er in seiner Hosentasche nach einem Taschentuch.
Opa reichte ihm eine Packung Papiertaschentücher und meinte: »Nah dran, Chris, aber nicht ganz. Ich hab es ihnen nämlich geklaut.«
»Geklaut?« Maria und Nikolas rissen die Augen auf. Opa klaute?
Theresia schnaubte. »Opa, du flunkerst schon wieder!«
»Glaubt ihr das auch?«, fragte der Opa die anderen drei.
Sie schüttelten die Köpfe.
»Erzähl doch bitte, Opa!«, sagte Chris.
Und Opa ließ sich nicht lang bitten. »Es ist nämlich so, dass ich an meinem achten Geburtstag erfuhr, was das Geheimnis von Licht und Wasser ist, und meine Zeitreisen begannen.«
»Zeitreise?« Nikolas und Maria rissen die Augen auf.
Chris hauchte ehrfürchtig: »Das Geheimnis von Licht und Wasser.«
Nur Theresia stieß verächtlich Luft aus.
Doch Opa ließ sich nicht beirren. »Ja, eine Zeitreise. Tu mir den Gefallen und schau hinunter auf die Stadt, Theresia.«
Murrend stellte sich das Mädchen an das Eisengeländer und schaute in den Talkessel, der sich unter ihr ausbreitete.
»Was siehst du?«, fragte Opa Nepomuk.
»Häuser, Bäume, Straßen, ...« Theresia klang ungeduldig. »Brixen eben.«
»Und was hörst du?«
Sie horchte. »Die Autobahn. Den Zug.«
Opa Nepomuk nickte zufrieden. »Und jetzt stellt euch mal vor, ihr könntet keine Autobahn hören und auch keinen Zug. Es wäre so still, dass man die beiden Flüsse rauschen hören kann, die sich in Brixen treffen. Wisst ihr, wie sie heißen?«
»Eisack und Rienz«, spielte Theresia wieder die Schulmeisterin und Nikolas, der mit seinen elf Jahren beinahe gleich alt war wie sie, fügte schnell hinzu: »Das weiß jedes Kind.«
»Und kannst du die Flüsse hören?« Opa Nepomuk schaute Nikolas erwartungsvoll an, der die Augen schloss und versuchte, durch den Straßenlärm, der von der Stadt herauftönte, das Rauschen der beiden Flüsse zu hören. Enttäuscht schüttelte er den Kopf. »Das geht höchstens nachts, wenn keine Autos fahren.«
»Dann wisst ihr, wie still es damals gewesen ist.«
»Das sind doch alles nur Lügenmärchen«, sagte Theresia verächtlich. »Glaubt ihm kein Wort.«
Chris setzte sich auf den Schoß seines Großvaters. »Also, ich glaube Opa.« Er schenkte Opa einen vertrauensseligen Blick. »Wie hat Brixen denn damals ausgesehen, Opa?«
»Ganz anders«, sagte Opa Nepomuk. »Der Talkessel war ein einziger Sumpf. Da standen keine Häuser. Die Menschen wohnten an den trockenen Hängen in Hütten aus Holz und Steinen.«
»So wie Tante Theas Almhütte?«, fragte Chris.
»So wie Tante Theas Almhütte«, bestätigte Opa Nepomuk. »Als ich plötzlich in der Räterzeit landete, dachte ich zuerst, ich sei irgendwo, wo ich noch nie gewesen bin. Dabei ...«
»... warst du nur in einer Zeit, in der du noch nie gewesen bist«, vollendete Nikolas den Satz für Opa Nepomuk.
Der bestätigte. »Genau. Als ich endlich verstand, was passiert war, hatte ich keine Ahnung, wie ich wieder zurückkommen sollte. Wenn Jori nicht gewesen wäre, wäre ich wohl immer noch dort ...«
»Jori? Wer ist Jori?«, fragte Nikolas.
»Jori ... ist mein ältester Freund«, sagte Opa. »So kann man das wohl nennen. Ich kenne ihn seit über 3000 Jahren.«
»Ach, Opa, du flunkerst schon wieder«, seufzte Theresia.
»Wart’s nur ab«, sagte Opa Nepomuk. Dann beugte er sich vor und sah die Kinder auffordernd an. »Seid ihr bereit für das große Geheimnis?«
Alle rückten näher zusammen und Opa zog zwei kleine Glasfläschchen aus seiner Westentasche. Das eine war aus rotem Glas, das andere aus blauem. »Es ist nämlich so, dass das Wasser aus den beiden Flüssen, die durch Brixen fließen, magisch wird, wenn man das Geheimnis kennt. Ihr müsst das rote Fläschchen mit Wasser aus der Rienz befüllen und das blaue mit Wasser aus dem Eisack. Dann stellt ihr euch mit dem Rücken zur Nepomuk-Statue und leuchtet mit einer Taschenlampe durch beide Fläschchen hindurch auf einen Gegenstand aus der Vergangenheit. Und dann ...«, er machte eine spannungsgeladene Pause, »landet ihr in der Zeit, aus der dieser Gegenstand stammt.«
»Echt?«, fragte Nikolas und fast gleichzeitig Maria: »Wirklich wahr?«
»Würde ich euch jemals anlügen?«, gab Opa Nepomuk entrüstet zurück. »Wollt ihr meinem Freund die Statue bringen?«
Chris’ Augen leuchteten. »Woran erkennen wir Jori denn?«
»Das ist eine wichtige Frage«, lobte Opa. »Jori ist ungefähr gleich alt wie Theresia und Nikolas, hat braune Haare und braune Augen.«
»Mit der Beschreibung finden wir ihn sicher«, höhnte Theresia.
Ohne ihren Spott zu beachten, fuhr Opa fort: »Nur eine Haarsträhne ist hellblond und Jori ist der Sohn des Häuptlings. Aber ihr müsst keine Angst haben, dass ihr ihn nicht erkennt. Jori wird euch erkennen. Vor allem Chris.« Schmunzelnd fuhr er seinem jüngsten Enkel durch die Haare.
»Wieso denn, Opa?«, fragte der.
»Weil ich als Kind genauso ausgesehen habe wie du.«
Chris kicherte. »Habe ich dann als Opa auch so eine Glatze?«
»Wer weiß«, Opa Nepomuk zwinkerte ihm zu.
Maria fragte nachdenklich: »Warum bringst du diesem Jori die Statue nicht selbst zurück?«
»Für mich ist das zu viel Aufregung«, erklärte Opa. »Und ihr seid genau im richtigen Alter für ein kleines Abenteuer hier und da. Daher vermache ich euch heute, zu meinem 75. Geburtstag, diese Zaubergegenstände mit der Bitte, dass ihr Jori diese Figur zurückbringt und damit beginnt, all das Chaos wiedergutzumachen, das ich angerichtet habe. Wollt ihr mir das versprechen?«
... in dem Theresia dieSchulmeisterin spielt und