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Nach ihren ersten Zeitreisen in die Zeit der Räter und Römer reisen die Nepomuks nun in die Zeit der Völkerwanderung oder ins dunkle Zeitalter. Dort treffen sie Laurin, der später als Zwergenkönig in den Dolomitensagen auftauchen wird und auf Dietrich von Bern, den strahlenden Ritter aus den deutschen Heldensagen. Und sie treffen auf die schöne Königstochter Similde, die überhaupt nicht glücklich mit ihrem Los ist.Mit dieser neuen "Zeitreise mit den Nepomuks" unternehmen die vier Kinder Theresia, Nikolas, Maria und Chris ihr drittes Abenteuer in der Vergangenheit und es wird ganz schön spannend ...
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Seitenzahl: 93
Veröffentlichungsjahr: 2022
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ZEITREISE MIT DEN NEPOMUKS
1. Die Nepomuks
2. Erstes Kapitel
3. Zweites Kapitel
4. Drittes Kapitel
5. Viertes Kapitel
6. Fünftes Kapitel
7. Sechstes Kapitel
8. Siebtes Kapitel
9. Achtes Kapitel
10. Neuntes Kapitel
11. Zehntes Kapitel
12. Elftes Kapitel
13. Wissenswertes über die Zeit der Völkerwanderung
14. Südtirol in der Zeit der Völkerwanderung
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Über die Autorin
Über die Illustratorin
Dieses Buch wurde von der Südtiroler Landesregierung,
Amt für die Deutsche Kultur, gefördert.
ISBN: 978-3969667507
Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt
insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
2022 Heidi Troi, Brixen, Italien
c/o TPZ Brixen, Köstlanstraße 28, 39042 Brixen (BZ) Italien
www.heiditroikinderbuch.com - [email protected]
Lektorat: Regina Zwerger
Umschlaggestaltung, Illustrationen und Satz: Evi Gasser - www.evigasser.com
Bestellung und Vertrieb: Nova MD GmbH, Vachendorf
Nikolas, kurz Nicki, ist elf Jahre alt und praktisch veranlagt. Er liebt Hosen mit vielen Taschen, in denen er alles Mögliche (und Unmögliche) verstaut, und würde gern so schlau sein wie Theresia. Aber fürs Erste reicht es ihm, dass Chris ihn bewundert.
Seine Schwester Maria liebt vor allem eines: Pferde. Sie ist zehn Jahre alt, hat Ponyfransen und einen Pferdeschwanz und unzählige T-Shirts mit Pferdesprüchen. Außerdem hat sie immer ein Pferdebuch in Reichweite.
Theresia ist die älteste der vier Nepomuks – mit 12 Jahren beinahe schon erwachsen. Sie liest für ihr Leben gern und weiß daher unheimlich viel – so manch einer würde sagen: Sie ist neunmalklug. Theresia liebt Spaghetti mit Tomatensauce und ihren Bruder Chris.
Chris heißt eigentlich Christian, aber um Verwechslungen mit Opa Nepomuk zu vermeiden, der denselben Vornamen hat, sagt jeder Chris zu ihm. Er ist acht Jahre alt und sieht aus wie Michel aus Lönneberga.
Opa Nepomuk lebt im Erdgeschoß des Nepomuk-Hauses. Sein eigener Opa hat ihm das Geheimnis von Licht und Wasser vermacht und Opa Nepomuk war als Kind überall dort, wo es spannend war. Jetzt hat er weiße Haarbüschel über den Ohren und sonst eine Glatze. Wenn er das Geheimnis von Licht und Wasser nicht entdeckt hätte, gäbe es dieses Buch nicht.
... in dem Opa ein Geheimnis aufklärt und den Kindern ein Versprechen abnimmt
»Nein!«
Die vier Nepomuk-Kinder Theresia, Nikolas, Maria und Chris hatten Opa Nepomuk noch nie so ernst gesehen.
»Warum denn, Opa?«, fragte Chris leise. Der Jüngste der Nepomuks sah mit seinen verstrubbelten flachsblonden Haaren ein bisschen aus wie Michel aus Lönneberga. »Bisher hast du so was noch nie gesagt.«
Sie saßen, wie so oft in diesem Sommer, auf der Terrasse ihres Hauses. Opa Nepomuk wiegte sich in der Hollywoodschaukel und die vier Kinder lümmelten im Schneidersitz auf dem Boden herum. Zwischen ihnen lag verheißungsvoll ein reich verziertes Schmuckstück aus glänzendem Metall – eine Fibel. Der Gegenstand, den Nikolas von dem römischen Mädchen Aurelia zugesteckt bekommen hatte und der ihre Fahrkarte in die nächste Epoche der Vergangenheit sein würde. Doch die Begeisterung, mit der sie Opa die Fibel unter die Nase gehalten hatten, war mittlerweile aus ihren Gesichtern verschwunden. Er war nämlich entschieden dagegen, dass sie die Reise unternahmen – und das, obwohl eigentlich er es gewesen war, der ihnen das Geheimnis von Licht und Wasser vererbt hatte. Das Geheimnis von Licht und Wasser, das Reisen in die Vergangenheit möglich machte …
»Tja.« Opa Nepomuk strich sich bedauernd über die Glatze. »Einmal ist immer das erste Mal. Ich bitte euch wirklich, diese Zeitreise nicht zu unternehmen. Es ist gefährlich.«
»Pff!«, machte Theresia, die älteste der vier. Mit ihren zwölf Jahren war sie schon »beinahe eine junge Dame« – das behauptete zumindest Tante Thea bei jeder sich bietenden Gelegenheit. »Gefährlich war es bei den Rätern auch. Ihr wisst ja, was die uns angedroht haben, und wenn Nikolas nicht gewesen wäre ...«
»... wären wir jetzt Sklaven von Duménis Vater«, ergänzte Maria und nickte nachdrücklich, sodass ihr Pferdeschwanz auf und ab wippte.
Theresia fügte hinzu: »Oder vom Druiden in einer netten Zeremonie geopfert worden.«
Nikolas schob verlegen seine Brille hoch und wehrte ab. Es war pures Glück gewesen, dass in der Zeit der Räter auch Mühle gespielt wurde und er zufällig der gewiefteste Mühlespieler aller Zeiten war.
»Das konnte ich nicht ahnen«, erklärte Opa. »Schließlich war alles noch in Ordnung, als ich meinen rätischen Freund Jori verlassen habe. Aber diesmal weiß ich, dass es gefährlich ist. Ich selbst konnte nur mit Mühe entkommen.«
Die Kinder wechselten unsichere Blicke.
»Was ist denn so Gefährliches passiert?«, fragte Maria schließlich.
Opa seufzte. »Gut. Ich erzähle es euch. Vielleicht versteht ihr dann, warum ich nicht will, dass ihr in diese Zeit reist. Also ...« Opa rückte sich auf der Hollywoodschaukel zurecht und begann zu erzählen.
»Ihr kennt doch die Sage von König Laurin, oder?«
Die vier Kinder nickten und Nikolas, der immer gern bewies, wie schlau er war, begann zu erklären: »Das war ein Zwergenkönig und der hatte einen Rosengarten. Eines Tages wollte der König an der Etsch seine Tochter Similde vermählen und lud alle Recken von nah und fern ...«
»Was sind Recken?«, warf Chris ein.
Nikolas sah Opa unsicher an.
»Ritter«, erklärte Theresia an seiner Stelle. »Heldenritter.«
»Heldenritter«, wiederholte Chris andächtig und in seinen Augen leuchtete ein Glanz auf. »Wie geht es weiter, Nicki?«
Nikolas sah Opa an, der ihm bedeutete, fortzufahren. »Der König lud also alle Recken zu einem Fest ein. Nur König Laurin bekam keine Einladung.«
»Wie bei Dornröschen«, sagte Chris. »Hat er dann diese Simi ...« Er machte eine ungeduldige Bewegung mit der Hand, als ihm der Name nicht einfiel. »Hat er die dann verflucht? Damit sie einschläft und erst nach tausend Jahren wieder aufwacht?«
»Nein.« Nikolas schüttelte den Kopf. »Er ist trotzdem hingegangen. Aber mit einer Tarnkappe. Damit konnte er sich unsichtbar machen.«
Chris kicherte. »So eine Tarnkappe möchte ich auch. Dann könnte ich so viele Kekse mopsen, wie ich will, und Mama würde mich nicht sehen.«
Nikolas grinste. »Ich denke, Mamas können durch Tarnkappen hindurchsehen. Soll ich weitererzählen?«
Chris nickte.
»Laurin verliebte sich in die schöne Similde ...«
»Bäh«, machte Chris und unterbrach seinen Cousin damit schon wieder. »Ich würde mich nie in ein Mädchen verlieben!«
»Die Frage ist, ob irgendein Mädchen sich in dich verlieben würde«, schnaubte Theresia belustigt und strich ihrem Bruder eine Locke aus der Stirn.
»Also die Jenny aus der Schule sagt immer, dass sie mich mal heiraten will. Aber die spinnt«, erklärte Chris.
Nikolas grinste. »Die spinnt wirklich«, sagte er. Dann erzählte er weiter: »Laurin packte Similde und ritt mit ihr davon. Die Recken verfolgten ihn natürlich sofort. Aber er hatte nicht nur eine Tarnkappe, sondern auch noch einen Gürtel, der ihm die Kraft von zwölf Männern verlieh.«
»Wow!«, hauchte Chris ehrfürchtig. »Der hatte aber viel Zeugs. Da musste er ja gewinnen.«
»Hat er aber nicht.« Nikolas zuckte mit den Schultern. »Im Gegenteil. Irgendwann hat er gesehen, dass er den Kampf verlieren wird. Er setzte sich seine Tarnkappe auf, tauchte in den Rosengarten und versteckte sich dort.«
»Und die Simi?«, wollte Chris wissen.
»Keine Ahnung, die hat wahrscheinlich inzwischen auf dem Pferd gewartet.«
»Pff«, machte Theresia. »Dann wäre sie ja schön blöd gewesen. Also ich würde nicht warten. Ich würde selbst dafür sorgen, dass ich in Sicherheit bin.«
»Na ja, vielleicht hat sie das ja getan. Davon erzählt die Sage halt nichts. Die erzählt nur, dass Laurin sich zwischen den Rosen versteckt hat.«
»Aber die Ritter haben ihn gefunden?«, wollte Chris wissen.
Nikolas bejahte. »Er hatte zwar die Tarnkappe auf und war unsichtbar, aber die Recken haben an den Bewegungen in den Rosen gesehen, wo er war, und überwältigten ihn. Sie zerbrachen seinen Zaubergürtel und nahmen Laurin gefangen.«
»Auweia«, machte Chris. »Da haben ihm all seine Zaubergegenstände nicht geholfen.«
»Nein«, sagte Nikolas. »Laurin war auch sehr verärgert und hat den Rosengarten verflucht, sodass er sofort versteinerte.«
»Doch wie bei Dornröschen?«, fragte Chris.
»Nicht ganz. Er hat gesagt: Weder bei Tag noch bei Nacht soll jemals wieder ein Menschenauge die Rosen erblicken! Aber er hat dabei die Dämmerung vergessen und so kommt es, dass in der Dämmerung der Rosengarten immer wieder erblüht – also der Berg, der Rosengarten heißt. Nämlich dann, wenn die Dolomiten, die weißen Berge, im Abendrot rot glühen.«
»Das hast du richtig schön erzählt«, lobte Opa Nikolas. »Nur eines hast du vergessen: Unter den Recken war auch Dietrich von Bern ...«
»Dietrich von Bern?«, unterbrach ihn Theresia. »Wartet mal.« Ohne ein weiteres Wort stand sie auf, eilte ins Hausinnere und sauste hinauf ins erste Stockwerk des Hauses, in dem sie und ihr Bruder Chris zusammen mit ihren Eltern lebten. Kurz darauf kam sie mit einem dicken Buch zurück.
»Deutsche Heldensagen«, las Chris den Titel, der auf dem Buchrücken stand.
»Genau«, sagte Theresia. »Und in diesem Buch steht ganz viel von Dietrich von Bern.« Sie klappte den Wälzer auf, blätterte ein bisschen darin herum und dann tippte sie endlich auf eine Seite. »Und da steht’s: Dietrich von Bern und König Laurin. Das ist doch die Sage, von der wir reden, oder?« Plötzlich wurde sie blass und tauschte einen verwirrten Blick mit Nikolas, der sich vornahm, sie nachher zu fragen, was sie in dem Buch gesehen hatte.
Opa jedoch merkte nichts. »Genau«, sagte er.
»Und was hat das mit dieser Fibel zu tun?«, wollte Nikolas wissen.
»Nun ...« Opa zögerte noch einmal. Dann gab er sich aber einen Ruck. »Habt ihr euch nie gefragt, wie unsere Sagen entstanden sind?«
Maria runzelte die Stirn und meinte: »Mama hat gesagt, Sagen sind wahre Geschichten, die sich die Menschen früher immer wieder erzählt haben. Und jeder hat ein bisschen etwas dazu erfunden, bis die Sage irgendwann aufgeschrieben wurde.«
»Mhm«, machte Opa. »Und das bedeutet?«
»Dass die Sage von König Laurin auch eine wahre Geschichte ist und ...«, Chris‘ Augen wurden rund, »... dass das wirklich passiert ist?«
Opa nickte.
»Als ob!«, rief Nikolas aus. »Hallo? Zaubergürtel? Tarnkappe?«
Opa nickte noch einmal.
»Du nimmst uns wieder einmal auf den Arm«, sagte Nikolas.
»Was, wenn die Tarnkappe nur ein Bild ist für ... König Laurin konnte sich gut verstecken?«, fragte Maria. »Und der Zaubergürtel ein Bild für ...«
»... er war mächtig stark?«, ergänzte Chris mit leuchtenden Augen. »Ja, aber dann brauchst du dir doch keine Sorgen zu machen, Opa. Wenn König Laurin so stark ist, kann er doch auf uns aufpassen, oder?«
Opa wiegte den Kopf, doch bevor er die Frage beantworten konnte, schaute Theresia auf. »Dietrich von Bern ist Theoderich der Große. Der König der Ostgoten.«
Opa nickte. »Genau. Und weißt du, wo die Ostgoten herkamen?«
»Aus der Schweiz?«, warf Nikolas schnell ein, doch Opa schüttelte den Kopf.
»Lass dich nicht von ›Bern‹ in dem Namen des großen Herrschers irreführen«, sagte er. »Bern steht nämlich für Verona.«
»Dann kommen sie aus Italien?«, fragte Nikolas.
Opa bejahte die Frage.
»Das heißt, Dietrich von Bern war gar nicht zu dieser Similde eingeladen, sondern ist mit seinem Heer aus Italien gekommen?«