ZERO-Kunst und Mode - Barbara Vinken - E-Book

ZERO-Kunst und Mode E-Book

Barbara Vinken

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Beschreibung

ZERO-Kunst und Mode: Revolutionäre Verbindung von Kunst und Design Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der ZERO-Kunst und ihrer außergewöhnlichen Verbindung zur Mode. Dieses Buch beleuchtet, wie die Avantgarde-Bewegung um Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker ab Ende der 1950er-Jahre die Grenzen von Kunst und Mode verschob. Renommierte Modetheoretikerin Barbara Vinken deckt auf, wie Künstler und Designer wie Lucio Fontana und Yves Klein durch Licht, Bewegung und performative Objekte eine völlig neue Ausdrucksform schufen. Pionierarbeit: Das erste Buch, das die Verbindung von ZERO-Kunst und Mode umfassend beleuchtet. Interdisziplinär: Spannende Perspektiven aus Kunstgeschichte, Modetheorie und Performance-Kunst. Exklusive Einblicke: Seltene Dokumente der ZERO-Avantgarde und Modekreationen wie das "ZERO-Kleid". Renommierte Expertin: Barbara Vinken, führende Modetheoretikerin, analysiert spielerisch und prägnant. Hochwertige Ausstattung: Anspruchsvolle Gestaltung und inspirierende Bildwelten. Diese Publikation der ZERO foundation widmet sich einem bisher unerforschten Thema und zeigt, wie Kunst und Mode in den 1960er-Jahren nicht nur parallel existierten, sondern einander radikal inspirierten. Perfekt für Kunst- und Modeinteressierte, Sammler und alle, die sich für avantgardistische Bewegungen begeistern. BARBARA VINKEN (*1960, Hannover) ist seit 2004 Professorin für Allgemeine und Französische Literaturwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die prominente Modetheoretikerin veröffentlichte zuletzt u. a. Ver-kleiden. Was wir tun, wenn wir uns anziehen (2022) und Diva. Eine etwas andere Opernverführerin (2023).

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 56

Veröffentlichungsjahr: 2025

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ZERO-Kunst und Mode

ZERO-Kunst und Mode

Barbara Vinken

Inhalt

Vorwort

Antonia Lehmann-Tolkmitt

Lichtgeist, Rotor, ZERO-Kleid

Barbara Könches

Lichtzauber

Barbara Vinken

Bildnachweis

VorwortAntonia Lehmann-Tolkmitt

»Die Kunst kann den Menschen nicht retten, aber mit den Mitteln der Kunst ist ein Dialog möglich, der zum bewahrenden Handeln des Menschen aufruft.«1

Mit den Worten von Günther Uecker, der im Jahr 1961 zu den beiden anderen ZERO-Protagonisten Heinz Mack und Otto Piene hinzustieß, wird auf den Punkt gebracht, inwiefern die Kunst auch gerade dann einen elementaren Beitrag leisten kann, wenn – wie in diesen Zeiten der »multiplen Krise« – Menschlichkeit und die Bereitschaft zum Dialog oder Kompromiss nicht mehr gegeben scheint. In einer ganz anderen, aber gleichermaßen herausfordernden Zeit, nämlich dem Jahrzehnt nach Ende des Zweiten Weltkriegs formiert sich der Nährboden für eine avantgardistische Bewegung in der Kunst, die in Düsseldorf ihren Ausgangspunkt nimmt.

Die rheinischen ZERO-Künstler möchten mit neuen bildnerischen Materialien jenseits des Tafelbildes arbeiten, stattdessen mit den Elementen Feuer, Wasser, Licht und Luft und hiermit eine radikale Erweiterung der Kunst zustande bringen. Sie suchen die Ausdehnung in den Himmel, über das Meer und in die Weiten der Wüste. Zur siebten Abendausstellung im gemeinsamen Atelier im Jahr 1958, die dem »roten Bild« gewidmet ist, publizieren Mack und Piene eine schmale Zeitschrift, das erste von drei Heften mit dem berühmten Titel ZERO.2 Auch Uecker hinterfragt, provoziert, experimentiert, nutzt völlig neue Ausdrucksmittel, der Nagel wird dabei sein ikonisches Markenzeichen. Bei allen drei Künstlern geht es um ein Zurücklassen ideologischen Ballasts und tradierter Bildformen, einen optimistischen Ausblick auf die unendlichen Möglichkeiten eines künstlerischen wie auch mentalen Neustarts: »ZERO ist der Anfang«, wie es im berühmten 1963 herausgegebenen Manifest von Mack, Piene und Uecker heißt.3

1 Zeichnung von Viktoria Lorenz für die ZERO Kollektion. Design inspiriert von Heinz Mack und Jan Schoonhoven, 2015.

2 Zwei Modelle vor zwei Stelen von Heinz Mack (Detail), in: Elegante Welt, (Mai) 1966.

ZERO mit seinen charakteristischen Merkmalen – wie einer besonderen Technikbegeisterung, des Einsatzes von Licht und dessen spiegelnden Reflexionen als zentrale Elemente, des häufig performativen Charakters von Kunstwerken sowie den Prinzipien der Rotation und Vibration – ist heute als Zeichensystem in der zeitgenössischen Kunst verankert. Darüber hinaus liefert es immer wieder Impulse und Inspiration für neue kreative Prozesse, auch solche in Mode und Design.

Die Idee zu einer ZERO-Kollektion der jungen Modedesignerin Victoria Lorenz entstand bei ihrem Besuch des Guggenheim Museums in New York im Jahr 2014, wo die erste großangelegte Museumsausstellung zu ZERO in den USA gezeigt wurde.4 Die Begegnung mit den avantgardistischen Kunstwerken der 1950er- und 1960er-Jahre hinterließ bleibenden Eindruck und veranlasste sie dazu, eine ganze Reihe von radikalen Kleidungsstücken zu entwerfen. Ihre von Mack, Uecker, Enrico Castellani, Lucio Fontana, Piene und Yves Klein inspirierten Modelle konnten im Rahmen der Ausstellung ZERO-Kunst und Mode. Ein Kleid, monochrom 2023 in der ZERO foundation Düsseldorf inmitten originaler ZERO-Kunstwerke vorgeführt werden und ein breites Publikum aus der Mode wie aus der Kunst begeistern. Ihr Beitrag ist ein Glücksfall und eines von diversen guten Beispielen dafür, wie die Grundidee und Ausformulierung von ZERO auch zu neuen disziplinübergreifenden Projekten führen können.

Ausstellung und Performance-Projekt wurden untermauert durch einen wissenschaftlichen Part, eine guest lecture der renommierten Literaturwissenschaftlerin und Modetheoretikerin Barbara Vinken, seit 2004 an der Ludwig-Maximilian-Universität München lehrend. Sie führte auf Einladung von Barbara Könches, Direktorin der Zero foundation, die thematischen Schwerpunkte »ZERO« und »Mode« theoretisch zusammen und lieferte etliche anschauliche Beispiele für die engen Verflechtungen von avantgardistischer Kunst und Mode von den frühen 1960er-Jahren bis heute. Ihrem Vortrag ist der vorliegende Band gewidmet. Eine kulturhistorische Einordnung des Themas durch Barbara Könches – speziell auch unter den Voraussetzungen des rheinischen Wirtschaftsaufschwungs in der ZERO-Zeit – ist dem Aufsatz vorangestellt.

Die ZERO foundation hat mit ihrer Gründung in Düsseldorf im Jahr 2008 die Herausforderung angenommen, nicht nur das ihr übertragene Stiftungsvermögen der ZERO-Künstler und -Künstlerinnen5 in Form von Kunstwerken und Archivalien zu bewahren und weiter zu erforschen, sondern auch zu präsentieren und für ein nachfolgendes Publikum zugänglich zu machen – buchstäblich und im übertragenen Sinne. Die im November 2023 folgende Aktion, einen Stand der ZERO foundation auf der Kunstmesse Art Cologne zu eben diesem Thema Zero und Mode zu zeigen, hat etliche Besucher mit ZERO konfrontiert und begeistern können. Es zeigt, wie lebendig ZERO ist!

3 Modelle, die die ZERO-Kollektion von Viktoria Lorenz tragen, am Messestand der Galerie Samuelis Baumgarte, Bielefeld (im Hintergrund ein Werk von Heinz Mack), Art Cologne, Köln 2024.

Lichtgeist, Rotor, ZERO-KleidBarbara Könches

Noch lagen die Trümmer in der Stadt, deren Silhouette sich aus Ruinen vor dem Horizont abzeichnete. Es muss den Bewohnern wie eine Fata Morgana erschienen sein, als am 11. Juli 1949 elegant gekleidete Damen mit Handtaschen, Hüten und passenden Schuhen den vor dem Krieg berühmten Prachtboulevard, die Königsallee, entlangschritten, um mit einer Modenschau auf die zeitgleich stattfindende Modemesse IGEDO in Düsseldorf aufmerksam zu machen. Der Andrang war enorm, fast 15 000 Menschen drängten sich rechts und links der Straße, um die Mode zu bestaunen, die in der nächsten Saison »hip« sein würde.1 (Abb. 1)

1 Modenschau organisiert von der IGEDO am 11. Juli 1949 entlang der Königsallee in Düsseldorf.

Sehr viel exklusiver ging es 1953 im Schloss Benrath zu. Mit der Straßenbahnlinie 1 leicht von der Innenstadt zu erreichen, kamen die meisten der elegant gekleideten Damen mit den sie begleitenden, in dunklen Anzügen gewandeten Herren wohl in den immer noch oder schon wieder vorhandenen großzügigen Automobilen wie dem gerade neu auf den Markt gekommenen Opel Olympia Rekord oder einem Mercedes-Benz 180.

Im fast unbeschadeten Schloss Benrath präsentierte das französische Modehaus Dior kurz vor Weihnachten, was die Dame von Welt zu den Festtagen tragen könne. Das Interesse an der Veranstaltung war nicht nur im Saal groß, sondern wurde auch für diejenigen, die keinen Zugang fanden, von Film- und Fotokameras über die Schlossmauern hinweg vermittelt. (Abb. 2) Ebenso exklusiv waren die Modenschauen im Luxushotel Breidenbacher Hof mitten in der Stadt und unmittelbar neben den sich allmählich neu etablierenden, exquisiten Geschäften der Flaniermeile Königsallee, liebevoll »Kö« genannt, gelegen. (Abb. 3) Zehn Jahre nach dem Krieg war die Mode zurück in der Stadt, die sich gern als »Klein-Paris« titulieren ließ.

2 Dior-Modenschau auf Schloss Benrath, Düsseldorf, 13. Dezember 1953.

3 Dior-Modenschau im Hotel Breidenbacher Hof, Düsseldorf, 30. Mai 1954.

Die Landeshauptstadt Düsseldorf inszenierte sich als Modestadt, im magischen Dreieck liegend zwischen den im Westen befindlichen Leinen und Seiden produzierenden Städten Mönchengladbach und Krefeld, im Osten an die Bänder und Posamenten herstellende Stadt Wuppertal angelehnt und schließlich im Norden an das im Nachkriegsdeutschland die Wirtschaft ankurbelnde Ruhrgebiet anknüpfend. Während die feinen Boutiquen das neu erstarkte Bürgertum in die Stadt lockten, versammelte sich die junge, kreative Szene nicht weit davon in der Kunstakademie an der Eiskellerstraße.