Zwischen Liebe und Wahnsinn - 16 Psychothriller Kurzgeschichten - Mirko Kukuk - E-Book

Zwischen Liebe und Wahnsinn - 16 Psychothriller Kurzgeschichten E-Book

Mirko Kukuk

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Beschreibung

Willkommen zu einer Reise in die Abgründe der Spannung und des Schreckens! Diese Sammlung von 16 spannende Psychothriller Kurzgeschichten für die Mittagspause entführt Sie an Orte, an denen die Idylle trügt und das Grauen lauert. Begleiten Sie uns auf Kreuzfahrtschiffe, die zu Schauplätzen unvorstellbarer Tragödien werden, in sonnige Ferienorte, die von blutrünstigen Kreaturen heimgesucht werden, und in scheinbar vertraute Städte, in denen mörderische Schatten der Vergangenheit auferstehen. Erleben Sie, wie kindliche Neugier unheimliche Kräfte entfesselt und romantische Gefühle in tödliche Besessenheit umschlagen. Machen Sie sich bereit für Nervenkitzel und Gänsehaut – denn hinter jeder Tür, unter jeder Welle und in jeder Seele kann sich das Böse verbergen. Hier finden Sie eine kleine Zusammenfassung von 5 Psychothriller-Kurzgeschichten aus meinem Buch: 1. Die Blutrote Flut von Playa de las Américas: Maike und Jan entdecken während ihres Urlaubs ein gefährliches Krokodil. Nachdem es mehrere Opfer gefordert hat, stellen sie es in einem verlassenen Tierpark. Jan wird schwer verletzt, aber sie können die Polizei alarmieren, bevor das Krokodil entkommt und eine Bedrohung für die Insel bleibt. 2. Zwischen Liebe und Wahnsinn: Alex ermordet seine Freundin Sabrina aus Eifersucht. Die Ermittlungen decken seine Besessenheit und schließlich seine Schuld auf. Spätere Enthüllungen deuten auf okkulte Einflüsse und einen möglichen Pakt zwischen den beiden hin, was die wahren Hintergründe des Mordes verkompliziert. 3. Das Verschwinden auf Deck 7: Während einer Kreuzfahrt verschwindet der kleine Leo. Detektivin Rossi deckt auf, dass eine traumatisierte Kellnerin ihn in einem psychotischen Schub getötet hat. 4. Das Flüstern im Schattenspielzimmer: Finn und Lena entdecken im Haus ihrer Oma ein unheimliches Schattenspielzimmer, in dem eine dunkle Präsenz lebt, die mit einem tragischen Unfall in Opas Kindheit verbunden ist. Mithilfe von Oma und ihren eigenen Schattenspielen gelingt es ihnen, die böse Kraft zu vertreiben. 5. Der Schatten des Phoenix: In Dortmund jagt Kommissar Berger einen Serienmörder, der seine Opfer nach einem Racheplan tötet, der mit einem Brand in seiner Vergangenheit zusammenhängt. Berger stellt den Täter, Julian Voss, in den Katakomben einer Bibliothek.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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1. Die Villa der Flüsternde Schatten
Die alte Villa am Ende der Eichenallee stand seit Jahrzehnten leer. Ein düsterer Schatten lag über ihren verwitterten Mauern, und die Einheimischen mieden sie wie die Pest. Geschichten flüsterten durch die Gassen von unheimlichen Ereignissen, von unerklärlichen Geräuschen und dem Verschwinden unvorsichtiger Wanderer.
Eine Gruppe von fünf Freunden – Lena, der draufgängerische Kopf; Ben, der skeptische Vernünftige; Sophie, die sensible Künstlerin; Max, der wortkarge Technikexperte; und Anna, die neugierige Geschichtsstudentin – beschloss, dem Spuk ein Ende zu bereiten. Ausgerüstet mit Taschenlampen und einer gehörigen Portion jugendlichem Leichtsinn stiegen sie eines nebligen Freitagnachts über das knarrende Tor.
Die Luft im Inneren der Villa war schwer und stickig, der Geruch von Moder und Verfall hing in der Luft. Spinnweben zogen sich wie feine Schleier über die staubbedeckten Möbel, und Schatten tanzten in den Ecken, die das schwache Licht ihrer Lampen nicht erreichte.
Schon bald geschahen merkwürdige Dinge. Türen knallten ohne Windstoß, kalte Hauch streiften ihre Wangen, und aus der Ferne schien ein leises Flüstern zu dringen, das sie nicht verstehen konnten. Ben versuchte alles rational zu erklären, doch selbst seine skeptische Fassade begann zu bröckeln, als ein alter Spiegel im Flur plötzlich zersprang, ohne dass ihn jemand berührt hatte.
Sophie, deren feine Sinne die unheimliche Präsenz in dem Haus am deutlichsten wahrnahmen, wurde immer blasser. Sie spürte Blicke im Nacken, hörte Schritte hinter sich, auch wenn niemand da war. Ihre Zeichnungen im Notizbuch füllten sich unwillkürlich mit verstörenden Fratzen und wirren Symbolen.
Max installierte heimlich Überwachungskameras in einigen Räumen, in der Hoffnung, die Quelle der Phänomene aufzuzeichnen. Die ersten Aufnahmen zeigten nichts als statisches Rauschen, doch in einer Aufnahme aus dem Salon flackerte für einen Sekundenbruchteil eine schemenhafte Gestalt am Rande des Bildes auf. Sie schien sich im nächsten Moment in Luft aufzulösen.
In der alten Bibliothek, umgeben von vergilbten Büchern, fand Anna ein verstecktes Tagebuch. Die verblichenen Einträge erzählten die grausame Geschichte einer Familie, die vor über hundert Jahren in der Villa lebte. Von einem Vater, der dem Wahnsinn verfiel, von unerklärlichen Todesfällen und einem tiefen, unauslöschlichen Leid, das in den Mauern gefangen zu sein schien.
Als die Nacht tiefer wurde, intensivierten sich die Ereignisse. Gegenstände bewegten sich von selbst, unheimliche Schatten verzerrten sich zu bedrohlichen Formen, und das Flüstern schien näher zu kommen, deutlicher zu werden. Es klang wie ein klagender Ruf, ein verzweifelter Schrei nach Erlösung.
Plötzlich wurde Lena von einer unsichtbaren Kraft zu Boden gestoßen. Panik brach aus. Sie versuchten zu fliehen, doch die Türen schienen verschlossen, die Fenster verriegelt. Die Villa hatte sie gefangen.
In einem der oberen Zimmer entdeckten sie eine alte Wiege, die leise vor sich hin schaukelte, obwohl kein Windzug wehte. Als Sophie sich näherte, hörte sie ein leises Wimmern. Vorsichtig blickte sie unter die verstaubte Decke – und schrie auf.
Was sie sah, blieb für immer in ihren Albträumen eingebrannt. Eine winzige, skelettartige Hand, die nach ihr griff.
In diesem Moment erlosch das Licht. Dunkelheit umhüllte sie, nur unterbrochen von den flackernden Lichtern ihrer Taschenlampen, die zitternde Schatten an die Wände warfen. Das Flüstern war nun direkt neben ihnen, eine kalte, hasserfüllte Stimme, die ihren Namen zu kennen schien.
Einer nach dem anderen verschwand in der Dunkelheit. Schreie hallten durch die Villa, gefolgt von beunruhigender Stille. Nur Anna kauerte noch in einer Ecke, das Tagebuch fest umklammert, unfähig sich zu bewegen vor Entsetzen.
Am nächsten Morgen fand man die Villa verlassen vor. Die Eingangstür stand offen, als wäre nie etwas geschehen. Von den fünf Freunden fehlte jede Spur. Nur Annas Rucksack lag im Flur, und darin – das aufgeschlagene Tagebuch. Die letzte Seite enthielt nur einen einzigen, mit zittriger Hand geschriebenen Satz:
"Es will nicht, dass wir gehen."
Die Villa am Ende der Eichenallee steht immer noch leer. Und manchmal, an nebligen Nächten, behaupten die Einheimischen, ein leises Flüstern aus ihren dunklen Fenstern zu hören. Ein Flüstern, das nach neuen Opfern sucht.
Die Stille, die auf Annas Verschwinden folgte, war beinahe greifbar, eine schwere Decke, die über die verfluchte Villa gelegt wurde. Doch die Geschichte der fünf Freunde endete nicht mit dem unheilvollen Fund des Rucksacks.
Einige Wochen später erhielt Sarah, Lenas ältere Schwester, einen anonymen Brief. Er enthielt einen einzigen, vergilbten Schlüssel und eine kryptische Nachricht: "Das Haus erinnert sich." Verzweifelt und getrieben von der Hoffnung, irgendeine Antwort auf das Verschwinden ihrer Schwester zu finden, reiste Sarah in die kleine Stadt und suchte die berüchtigte Villa auf.
Anders als ihre leichtsinnige Schwester betrat Sarah das Anwesen mit Vorsicht und einem mulmigen Gefühl. Sie war belesen und hatte von den lokalen Legenden gehört, doch die Verzweiflung überwog ihre Angst. Der Schlüssel passte zur alten Vordertür, die knarrend nachgab und Sarah in die dunkle, staubige Halle entließ.
Die Atmosphäre war noch beklemmender als in den Erzählungen. Die Luft schien dicker, die Schatten tiefer. Sarah spürte sofort eine unterschwellige Präsenz, ein Gefühl, beobachtet zu werden. Sie zog eine Taschenlampe hervor und begann ihre vorsichtige Erkundung.
In der Bibliothek entdeckte sie das gleiche Tagebuch, das Anna gefunden hatte. Ihre Hände zitterten, als sie die grausamen Einträge las, die von dem wachsenden Wahnsinn des Familienvaters und den unheilvollen Ereignissen berichteten. Die letzte Notiz Annas, die Sarah ebenfalls fand, ließ ihr einen kalten Schauer über den Rücken laufen.
Sarah bemerkte jedoch etwas, das ihren Freunden entgangen war. Zwischen den Zeilen einiger Einträge im Tagebuch schienen winzige, kaum sichtbare Kritzeleien versteckt zu sein. Mit einer Lupe entzifferte sie langsam eine Reihe von Symbolen, die ihr vage bekannt vorkamen. Nachforschungen in alten Büchern der Stadtbibliothek führten sie schließlich zu einer lokalen Sage über ein uraltes Wesen, das an diesen Ort gebunden sein sollte – ein Wesen, das sich von Angst und Verzweiflung ernährte und seine Opfer in einer Art lebendigem Albtraum gefangen hielt.
Ihr wurde klar, dass ihre Freunde nicht einfach verschwunden waren.
Sie waren gefangen, gefangen in den endlosen Wiederholungen des Traumas, das in den Mauern der Villa widerhallte. Der Schlüssel, so vermutete Sarah, war nicht nur ein physischer, sondern auch ein symbolischer – ein Schlüssel zum Verständnis der Vergangenheit, vielleicht sogar zu ihrer Befreiung.
Bewaffnet mit diesem Wissen und einem unerschütterlichen Willen, ihre Schwester zu retten, wagte sich Sarah tiefer in das Haus. Sie folgte den schwachen Echos von Geräuschen, die sie zu hören glaubte – ein leises Wimmern, ein kaum hörbares Flüstern. Sie fand Spuren ihrer Freunde: Lenas zerbrochene Halskette im Salon, Bens verbeulte Taschenlampe im Flur, Sophies Skizzenbuch mit den immer verstörenderen Zeichnungen im Obergeschoss.
Schließlich fand Sarah sich in dem Zimmer mit der Wiege wieder. Die Luft hier war eisig, und der Geruch von Verwesung lag schwer in der Luft. Die Wiege schaukelte immer noch leise. Vorsichtig trat Sarah näher und blickte unter die Decke.
Dort sah sie sie. Nicht als skelettartige Hand, sondern als lebensechte, aber blasse und apathische Erscheinungen. Lena, Ben, Sophie, Max und Anna – alle starrten ins Leere, ihre Augen leer und ohne Ausdruck. Sie schienen in einer Art Trance gefangen zu sein, umgeben von flüsternden Schatten, die unaufhörlich ihre Ängste und schlimmsten Erinnerungen wiederholten.
Sarah erkannte, dass das Wesen sich nicht nur von ihrer Angst ernährte, sondern sie auch in einer ewigen Schleife ihrer traumatischsten Momente gefangen hielt. Um sie zu befreien, musste sie das Band zwischen dem Wesen und dem Haus durchbrechen, die Quelle seiner Macht finden und zerstören.
Ihre Suche führte sie in den Keller, einen dunklen, feuchten Ort, der von Spinnweben und dem Geruch alter Erde erfüllt war. Dort, unter einer losen Steinplatte, fand sie ein vergilbtes Amulett – das Symbol, das sie in den alten Büchern gesehen hatte. Es pulsierte mit einer dunklen Energie.
Als Sarah das Amulett berührte, spürte sie eine Welle kalter Wut, die in sie eindrang. Die flüsternden Schatten im ganzen Haus intensivierten sich, wurden bedrohlicher. Die gefangenen Seelen ihrer Freunde schienen unruhiger zu werden, ihre stummen Schreie hallten in Sarahs Kopf wider.
Sie wusste, dass sie keine Zeit mehr hatte. Mit aller Kraft riss Sarah das Amulett von seinem Platz. Ein markerschütternder Schrei erfüllte die Villa, ein Schrei der Wut und des Verlustes. Die Wände schienen zu erzittern, die Schatten zuckten unkontrolliert.
Plötzlich begannen die gefangenen Freunde, sich zu bewegen. Ihre Augen bekamen wieder einen Funken Leben, Verwirrung wich der Erkenntnis. Sie sahen Sarah, sahen das Amulett in ihrer Hand.
Doch das Wesen wehrte sich. Dunkle Tentakel schossen aus den Wänden, versuchten, Sarah zu ergreifen, sie aufzuhalten. Die Villa selbst schien lebendig zu werden, die Türen knallten, Trümmer stürzten herab.
In einem verzweifelten Akt schleuderte Sarah das Amulett gegen eine alte steinerne Wand. Es zersprang in tausend Stücke.
Ein ohrenbetäubender Schrei hallte durch das Haus, gefolgt von einer plötzlichen, tiefen Stille. Die Dunkelheit wich einem schwachen Licht, das durch die staubigen Fenster fiel. Die Tentakel verschwanden, die Wände hörten auf zu zittern.
Sarah sah zu ihren Freunden. Sie waren blass und erschöpft, aber ihre Augen waren klar. Sie waren frei.
Gemeinsam flohen sie aus der Villa, die nun still und leer hinter ihnen lag, ihrer dunklen Macht beraubt. Doch die Narben der Nacht würden sie für immer begleiten. Und Sarah wusste, dass der Kampf gegen das Böse manchmal mehr Mut und Wissen erfordert als bloße Tapferkeit. Die Villa am Ende der Eichenallee blieb verlassen, aber die Geschichten, die nun über sie erzählt wurden, handelten nicht nur von Schrecken, sondern auch von dem unzerbrechlichen Band der Freundschaft und dem Mut einer einzelnen Person, die sich der Dunkelheit entgegenstellte.
Die Monate nach ihrer Flucht aus der Villa waren von Stille und dem langsamen Versuch geprägt, die traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten. Jeder der Freunde trug unsichtbare Narben, die in ihren Träumen und plötzlichen Angstmomenten wieder aufbrachen. Sie sprachen selten über das, was geschehen war, eine unausgesprochene Übereinkunft, die schrecklichen Erinnerungen nicht wieder heraufzubeschwören.
Sarah jedoch konnte die Vergangenheit nicht ruhen lassen. Zu viele Fragen blieben offen. Wer war das Wesen gewesen? Warum war es an diesen Ort gebunden? Und gab es wirklich keine Gefahr mehr, jetzt, da das Amulett zerstört war?
Sie begann mit Nachforschungen, tauchte tiefer in die Geschichte der Stadt ein, befragte alteingesessene Bürger und durchforstete vergilbte Archive. Sie stieß auf weitere dunkle Legenden, die von einem uralten Fluch sprachen, der an bestimmte Familienlinien gebunden war und sich in Zeiten großer Tragödien manifestierte. Die Familie, die einst in der Villa gelebt hatte, schien Teil dieser unheilvollen Geschichte gewesen zu sein.
Sarah fand heraus, dass das Amulett ein Schlüsselobjekt in diesen Legenden war, ein Fokuspunkt für die dunkle Energie, aber nicht die eigentliche Quelle. Das Wesen selbst schien an den Grund und Boden der Villa gebunden zu sein, genährt von dem Leid und der Verzweiflung, die sich über Generationen in den Mauern angesammelt hatten.
Ihr wurde klar, dass die Zerstörung des Amuletts das Wesen zwar geschwächt und ihre Freunde befreit hatte, aber es möglicherweise nicht für immer gebannt war. Die dunkle Energie konnte sich neu formieren, einen neuen Anker suchen.
Diese Erkenntnis nagte an Sarah. Sie fühlte sich verantwortlich, nicht nur für die Rettung ihrer Schwester und ihrer Freunde, sondern auch dafür, sicherzustellen, dass niemand anderes jemals dem Grauen in der Villa zum Opfer fallen würde.
Eines kalten Herbstabends kehrte Sarah allein zur Eichenallee zurück. Die Villa stand im trüben Licht des Mondes da, ein dunkles Mahnmal ihrer schrecklichen Erfahrung. Vorsichtig betrat sie das Grundstück, bewaffnet mit dem Wissen, das sie gesammelt hatte, und einem Gefühl der düsteren Entschlossenheit.
Im Inneren war es still, beinahe friedlich. Doch Sarah spürte die latente Präsenz, die unterschwellige Kälte, die verriet, dass das Böse noch nicht vollständig verschwunden war. Sie folgte ihrem Instinkt, tiefer in das Haus hinein, bis sie in den Keller gelangte.
Dort, wo sie das Amulett gefunden hatte, spürte sie die stärkste Konzentration dunkler Energie. Der Steinboden fühlte sich kalt und unheilvoll an. Sarah erkannte, dass der wahre Anker des Wesens unter diesem Haus lag, tief im Erdreich verwurzelt.
Sie hatte von einem alten Ritual gelesen, einer Möglichkeit, solche gebundenen Wesen endgültig zu bannen. Es erforderte eine Opfergabe, nicht von Blut oder Leben, sondern von etwas Persönlichem, etwas, das eine tiefe emotionale Verbindung zu den Opfern und dem Ort hatte.
Sarah holte Lenas zerbrochene Halskette hervor, die sie aufbewahrt hatte. Sie legte sie auf den kalten Steinboden und begann leise die alten Beschwörungsformeln zu rezitieren, die sie in den Archiven gefunden hatte. Ihre Stimme zitterte zunächst, gewann aber mit jedem Wort an Stärke.
Während sie sprach, schien der Keller dunkler zu werden, die Luft verdichtete sich. Ein leises Flüstern umgab sie, diesmal nicht bedrohlich, sondern eher klagend, fast flehend. Sarah spürte einen kalten Hauch, der ihre Wange streifte, eine letzte verzweifelte Berührung des gebundenen Wesens.
Als sie die letzten Worte des Rituals sprach, spürte Sarah einen plötzlichen Energieabfluss, ein Gefühl der Leere, das sich in dem Raum ausbreitete. Das Flüstern verstummte endgültig. Die Kälte wich einer normalen Temperatur.
Sarah blieb noch eine Weile im Keller sitzen, erschöpft, aber mit einem Gefühl der tiefen Erleichterung. Sie spürte, dass etwas sich verändert hatte, dass die dunkle Präsenz endgültig gewichen war.
Als sie die Villa verließ, blickte sie ein letztes Mal zurück. Das Haus stand still und verlassen im Mondlicht, aber es wirkte nicht mehr bedrohlich, sondern eher wie eine leere Hülle. Der Fluch schien gebrochen.
Sarah kehrte zu ihren Freunden zurück und erzählte ihnen, was sie getan hatte. Es war ein schwieriges Gespräch, das alte Wunden aufriß, aber es brachte ihnen auch einen gewissen Frieden. Sie wussten nun, dass die Gefahr, die sie so traumatisiert hatte, gebannt war.
Ende
2. Das Verschwinden auf Deck 7
Die "Ocean Serenade", ein luxuriöses Kreuzfahrtschiff, glitt sanft durch die azurblauen Wellen der Karibik. An Bord herrschte ausgelassene Ferienstimmung. Kinder tollten auf den Decks, Paare genossen romantische Sonnenuntergänge, und das Lachen der Urlauber vermischte sich mit dem leisen Rauschen des Meeres.
Für die Familie Miller sollte diese Reise der Höhepunkt des Jahres werden. Doch ihr Traumurlaub verwandelte sich in einen Albtraum, als ihr sechsjähriger Sohn Leo spurlos verschwand.
Es geschah am zweiten Abend der Reise. Die Millers hatten im Hauptrestaurant auf Deck 3 zu Abend gegessen. Danach wollte Leo unbedingt die Kinderdisco auf Deck 11 besuchen. Seine Eltern, Sarah und Tom, willigten ein, da der Weg dorthin belebt und gut beleuchtet war. Sarah begleitete Leo bis zum Fahrstuhl und versprach, ihn in einer Stunde wieder abzuholen.
Als Sarah pünktlich auf Deck 11 ankam, herrschte dort ausgelassene Stimmung. Kinder tanzten, lachten und spielten. Doch Leo war nicht darunter. Sarah fragte die Betreuerinnen, aber niemand hatte ihn seit seiner Ankunft gesehen.
Panik stieg in Sarah auf. Sie suchte fieberhaft den gesamten Bereich ab, fragte andere Eltern, doch niemand hatte Leo bemerkt. Sie alarmierte Tom, und gemeinsam durchkämmten sie das Schiff, Deck für Deck, Kabine für Kabine. Leos Name hallte verzweifelt durch die Gänge, doch es gab keine Antwort.
Die Schiffsleitung wurde eingeschaltet. Kapitän Olsen, ein erfahrener Seemann mit ruhiger Ausstrahlung, ordnete eine sofortige Durchsuchung des gesamten Schiffes an. Das Sicherheitspersonal sperrte die Decks ab, und die Passagiere wurden gebeten, in ihren Kabinen zu bleiben. Die fröhliche Urlaubsatmosphäre wich einer bedrückenden Stille, die nur vom leisen Knarren des Schiffes und dem besorgten Flüstern der Menschen unterbrochen wurde.
Stunden vergingen ohne eine Spur von Leo. Die Hoffnung der Millers schwand mit jeder Minute. Das riesige Schiff, das ihnen eben noch ein Gefühl von Sicherheit und Luxus vermittelt hatte, fühlte sich nun wie ein unentrinnbares Labyrinth an, in dem ihr kleiner Junge verloren gegangen war.
Detektivin Isabella Rossi, eine scharfsinnige Ermittlerin der Schiffssicherheit, übernahm den Fall. Sie war bekannt für ihre akribische Vorgehensweise und ihre Fähigkeit, selbst in scheinbar aussichtslosen Situationen verborgene Details aufzudecken.
Rossi begann ihre Ermittlungen am letzten bekannten Aufenthaltsort von Leo: dem Fahrstuhl auf Deck 3 und der Kinderdisco auf Deck 11. Sie befragte die Fahrstuhlführer, die Betreuerinnen der Kinderdisco und alle Passagiere, die sich zu dieser Zeit in den betreffenden Bereichen aufgehalten hatten.
Niemand hatte etwas Ungewöhnliches bemerkt. Leo war allein in den Fahrstuhl gestiegen, und niemand konnte sich erinnern, ihn in der Kinderdisco gesehen zu haben. Es gab keine Aufzeichnungen von Überwachungskameras in den Fahrstühlen oder in der Kinderdisco selbst – ein erschreckendes Versäumnis, wie Rossi feststellte.
Die Ermittlerin untersuchte Leos Kabine und die Kabine der Millers. Nichts deutete auf ein freiwilliges Verschwinden hin. Leos Lieblingskuscheltier lag auf seinem Bett, seine Badesachen waren für den nächsten Tag bereitgelegt.
Rossi erweiterte ihren Suchradius. Sie ließ das gesamte Schiff absuchen, von den Maschinenräumen tief im Bauch des Schiffes bis zu den exklusiven Suiten auf den oberen Decks. Jede Tür wurde geöffnet, jeder Schrank durchsucht, doch Leo blieb verschwunden.
Die Theorie eines Unglücks schwebte wie eine dunkle Wolke über allen. War Leo unbemerkt von Deck gefallen? Doch die Reling war hoch und gesichert, und es gab keine Zeugen.
Rossi befragte Sarah und Tom erneut, suchte nach Unstimmigkeiten in ihren Aussagen, nach verborgenen Konflikten oder Geheimnissen. Doch die Verzweiflung der Eltern wirkte echt, ihre Liebe zu Leo unbestreitbar.
Je länger die Suche erfolglos blieb, desto beunruhigender wurde die Atmosphäre an Bord. Misstrauen und Angst breiteten sich unter den Passagieren aus. Gerüchte kursierten über ein Kind, das in den Tiefen des Schiffes gesehen worden sein sollte, über unheimliche Geräusche in der Nacht.
Rossi ließ die Überwachungskameras der anderen Decks auswerten. Auf einer Aufnahme von Deck 7, dem Promenadendeck, entdeckte sie etwas Beunruhigendes. Etwa zwanzig Minuten nachdem Sarah Leo zum Fahrstuhl gebracht hatte, war ein kleiner Junge, der Leo ähnelte, allein auf dem menschenleeren Deck 7 zu sehen. Er schien orientierungslos umherzuwandern.
Kurz darauf tauchte eine einzelne Gestalt im Bild auf, eine schlanke Frau mit dunklen, langen Haaren und einem großen Sonnenhut, der ihr Gesicht verdeckte. Sie sprach kurz mit dem Jungen, und dann gingen beide gemeinsam in Richtung des hinteren Teils des Decks, der zu dieser Zeit schlecht beleuchtet war. Danach verschwanden beide aus dem Blickfeld der Kamera.
Rossi zeigte Sarah und Tom die Aufnahme. Sie bestätigten, dass der Junge auf dem Video Leo war. Doch die Frau kannten sie nicht.
Die Ermittlerin konzentrierte ihre Suche nun auf Deck 7 und die Passagiere, die sich zu dieser Zeit dort aufgehalten hatten. Doch niemand konnte sich an eine Frau mit dunklen Haaren und einem Sonnenhut erinnern, die mit einem kleinen Jungen sprach.
Rossi ließ die Passagierliste überprüfen.
---ENDE DER LESEPROBE---