Petri Heil, Herr Pastor - Claus Beese - E-Book

Petri Heil, Herr Pastor E-Book

Claus Beese

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Beschreibung

Pastor Klaaspedder ist übler Laune: Warum kommt der alte Petersen nie in seinen Gottesdienst? Ausgerechnet der Vater der hübschen Katrin, in die Klaaspedder verliebt ist? Stattdessen geht Petersen ungerührt zum Angeln - Klaaspedder kann sich nicht verkneifen, in seiner Predigt gegen die Petrijünger zu wettern. Nun herrscht Aufruhr im angelverrückten Düwelsdorf! Denn die Frauen der Angler nutzen die Predigt, um ihre Männer von ihrem Lieblingshobby abzuhalten. Was tun? Dem alten Petersen gelingt es mit List, Pastor Klaaspedder das Angeln schmackhaft zu machen. Er lädt ihn an den Mühlenteich ein, erzählt ihm wildes Anglerlatein über den verschwundenen Müller und einen womöglich legendär großen Wels, der im Teich haust. Der Pastor beißt an, fortan gehört er selbst zur Schar der Petrijünger. Nur darf das natürlich niemand wissen. Klaaspedder verheddert sich immer mehr in Ausreden und Heimlichkeiten, während seine Beute immer größer wird. Die nächtliche Gestalt erregt letztlich doch die Aufmerksamkeit des Anglervereins, und die Polizei beginnt, nach dem Schwarzangler zu suchen ...

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Claus Beese

Petri Heil, Herr Pastor

Von Liebe, Fisch und Leidenschaften

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Zum Buch

Der Pastor von Düwelsdorf

Die Sorgen der Petrijünger

Guter Rat ist nicht teuer

Freunde in der Not

Berufliche Neugier

Irrlichter

Der Letzte

Geister, Grog und Ungeheuer

Reine Privatsache

Die Taufe

Auf Erkundungstour

Aalfieber

Höllenqualen

Notlügen sind erlaubt

Mit einem Bein im Grab

Des Pastors Mysterium

Gefangen

Der letzte Auftrag

Licht im Dunkel

Das Vermächtnis der Mönche

Epilog

Weitere Bücher vom Autor

Impressum neobooks

Zum Buch

Texte Claus Beese

www.claus-beese.de

Illustrationen Cornelia Ott

[email protected]

Dieses Buch ist als Printausgabe beim Mohland Verlag unter der

ISBN-Nummer 978-3-86675-123-1

Der Pastor von Düwelsdorf

Der kleine Ort Düwelsdorf lag irgendwo zwischen den beiden Meeren, hoch oben im Norden des Landes, eingebettet in die Hügel der letzten Eiszeit. Der Krieg war vorbei, das Dorf hatte keine nennenswerten Schäden davongetragen.

»Es hat auch seine Vorteile, nur ein unbedeutender Klecks auf der Landkarte zu sein«, pflegte Karl Brammer, der Bürgermeister des Dorfes, oft zu sagen. Damit nahm er seinen politischen Feinden, die sich oft genug über den mangelnden Fortschritt im Ort beschwerten, nur allzu gern den Wind aus den Segeln.

In  Düwelsdorf waren  wieder Ruhe und Frieden eingekehrt, seine Bewohner gingen ihrer täglichen Arbeit nach. Einer von Ihnen war Pastor Jan Heinrich Klaaspedder. Wie jeden Sonntag stand er vor dem Schrank und legte sein Ornat an, denn in einer halben Stunde würde er den sonntäglichen Gottesdienst abhalten. Er schätzte eine geordnete und saubere Amtstracht. Im Namen des Herrn konnte er schließlich nicht in einem schmutzigen Talar die Kanzel besteigen.

Mit einem letzten Blick in den Spiegel stellte er befriedigt fest, dass alles in bester Ordnung war. Der Faltenwurf des schwarzen Umhangs war perfekt, die Schuhe glänzten wie Speck. So durfte er sich vor seiner Gemeinde sehen lassen. Er trat vor die Tür des Häuschens, das unweit der Kirche dem Pastor dieser Gemeinde als Amtswohnung diente, sein Blick streifte die Bank neben der Haustür und erblasste. Da, natürlich, da lag er wieder, fein säuberlich auf einer alten Zeitung! Ein dicker, prächtiger Fisch, diesmal ein Karpfen.

Klaaspedder zog seine buschigen Augenbrauen zusammen, und über seiner Nase bildete sich eine steile Falte. Im Allgemeinen war das ein sicheres Zeichen dafür, dass den Herrn Pastor eine üble Laune angekommen war, und man ihm besser aus dem Weg ging. Auch Pastoren waren nur Menschen, die sich durchaus ärgern konnten und durften. Klaaspedder war klar, dass ein Pastor eigentlich Nachsicht mit seinen Schäfchen üben sollte, doch dieses eine Schaf, nämlich ein schwarzes, ärgerte ihn, seit er vor drei Jahren diese Gemeinde übernommen hatte. »Pott!«, brüllte Klaaspedder. Der Küster Tobias Pott schlenderte um die Ecke des Häuschens. Schon am Tonfall hatte er erkannt, dass der Herr Pastor heute wieder in bester Stimmung und dazu aufgelegt war, der Gemeinde eine besonders gepfefferte Predigt zu halten. Darum blieb er in sicherem Abstand zu dem Geistlichen stehen. »In der Kirche alles klar, Chef. Gibt es heute wieder Fisch?« Klaaspedder seufzte.»Pott, Sie sollen nicht immer Chef zu mir sagen. Jetzt nehmen Sie bitte den Karpfen von der Bank und tragen ihn in die Küche.« »Klar, Chef!«, griente der Küster. »Oh, ein besonders prächtiger Spiegelkarpfen. Ich werde ihn „blau“ zubereiten lassen.«Er nahm den prächtigen Fisch um ihn Klara, seiner Frau und Haushälterin im Pastorat, zu bringen.

Klaaspedder machte sich auf den Weg zur Kirche. Er seufzte erneut tief. Seine Gedanken wanderten zu »seinem schwarzen Schaf«. Wieder und wieder hatte er es angesprochen und gebeten, sich doch sonntags, wie alle anderen Gemeindemitglieder, zum Gottesdienst in der Kirche einzufinden. Erst vorgestern hatte Peter Petersen zu diesem Ansinnen wieder einmal nur den Kopf geschüttelt.»Herr Pastor, auch Ihre Vorgänger im Amt haben es nicht fertig bekommen, mich in die Kirche zu lotsen«, hatte er geantwortet. »Warum sollte ich dann bei Ihnen eine Ausnahme machen?«»Aber Petersen, ich kann mir nicht vorstellen, warum Sie Ihren Glauben leugnen. Oder glauben Sie nicht an Gott?« »Oh doch, Herr Pastor!«, hatte Petersen versichert. »Aber wissen Sie, mir ist in der Kirche der liebe Gott noch nicht begegnet. Dafür treffe ich ihn draußen in der Natur ständig.« »Am Angelteich, wollten Sie wohl sagen«, hatte Klaaspedder ihn gerügt. »Ja, denn dort ist die Natur in ihrer ganzen Pracht und Vielfalt, Herr Pastor. Und wenn der Liebe Gott mir einen guten Fang beschert hat, so erinnere ich mich seiner Gebote und teile mit denen, die weniger haben als ich. Damit Sie mir deshalb nicht so Gram sind, Herr Pastor, erlaube ich mir, Ihnen hin und wieder auch mal einen schönen Fisch vorbeizubringen. Oder mögen Sie am Ende gar keinen Fisch?« »Ähem, doch, schon! Aber trotzdem, Petersen, ich kann Sie nicht recht verstehen. Allerdings bin ich mir sicher, dass Sie eines Tages zu mir in den Gottesdienst kommen werden. Das schwöre ich bei der Bibel!« »Bevor das passiert, Herr Pastor, werden Sie mich zum Angeln begleiten!« »Niemals, Petersen! Niemals!«»Herr Pastor, man soll nie „nie“ sagen.«Mit diesen Worten hatte Petersen lächelnd seinen grünen Filz vom Kopf gelupft und war davongegangen.

Klaaspedders Gemüt brodelte vor sich hin, als er die Sakristei betrat. Er und angeln, pah! Solch frevelhaftes Tun lag ihm nicht, und er dachte gar nicht daran, sich selbst zu einem mordlüsternen Wesen zu machen, dass dem lieben Gott den Tag stahl, nur um seine niederen Instinkte zu befriedigen. Ungeduldig erwartete er das Ende des Glockengeläuts, das die Gläubigen in die Kirche rief. Mit gesenktem Haupt schritt er an seiner Gemeinde vorbei zum Altar und sprach das Gebet. Die Begrüßung fiel ein wenig knapp und frostig aus, was ihm die ungeteilte Aufmerksamkeit der Anwesenden sicherte. Der Herr Pastor überging heute das gewohnte Sonntagssingen, und kam stattdessen gleich zur Sache. Nachdem er die Kanzel erklommen hatte, ließ er seinen Blick grimmig über die vollzählig versammelte Gemeinde schweifen. Vollzählig? Nein! Einer fehlte natürlich, und das war Peter Petersen. Vergessen war die Predigt, die er gestern fein säuberlich zu Papier gebracht hatte. Die Seiten lagen vor ihm. Doch nein, heute brauchte er kein Papier, heute würde er frei sprechen. Er erhob seine kräftige Stimme, und sie hallte wider im Kirchenschiff wie Donner, als er seiner Gemeinde im Allgemeinen und den Anglern im Besonderen den Kopf wusch.

Die Häupter vieler gestandener Mannsbilder sanken beschämt herab, die Köpfe einiger Ehefrauen wandten sich einander zu und nickten bekräftigend.

Die Sorgen der Petrijünger

Karl Brammer, seines Zeichens Bürgermeister des Dorfes und der Erste Vorsitzende des Düwelsdorfer Angelvereins, saß in seiner Bank und spürte den Blick seines Freundes Paul Happen in seinem Rücken. Verstohlen wandte er den Kopf und blickte in die verwirrt und hilflos dreinschauenden Augen des Kassenwartes. Man sah ihm an, dass er genauso wenig etwas mit dieser Predigt anzufangen wusste, wie sein Vorsitzender. Hilflos zog Brammer die Schultern hoch. »Brammer, du musst was unternehmen«, hörte er Happen hinter sich flüstern. »Wenn der Pastor so weitermacht, lässt mich meine Alte bald nicht mehr aus dem Haus.« Brammer nickte nur. Der Pfarrer fing an, sich auf die Angler einzuschießen, und das konnte auf die Dauer nicht gut gehen. Schon seit einiger Zeit war dem Vereinsoberen aufgefallen, dass sich einige Mitglieder des Angelvereines nur noch selten am Wasser oder auf den Versammlungen blicken ließen. Immer mehr brave Petrijünger duckten sich vor ihren besseren Hälften, die mit dem nächtlichen aus dem Hause schleichen ihrer Männer nicht einverstanden waren. Und der Pastor verstand es prächtig, noch mehr Wasser auf die Mühlen der holden Weiblichkeit zu gießen. Brammer hörte gar nicht mehr weiter hin, die wortgewaltige Ansprache des Geistlichen prallte an ihm ab. Sein Verstand war damit beschäftigt, nach einem vernünftigen Grund für das Verhalten des Geistlichen zu suchen. Es musste einen Auslöser für diese Moralpredigten geben. Seine Gedanken eilten davon, suchten, prüften und... fanden! »Petersen!«, zischte er. Natürlich, jeder wusste von dem Zwist zwischen den beiden Männern. Es durfte nicht sein, dass zwei halsstarrige Kerle derart Unfrieden im Dorf stifteten. Man musste die beiden bremsen. Happen hatte Recht, er musste eine Lösung suchen, und er würde entschlossen handeln. So kam es, dass noch am selben Abend eine Abordnung des Angelvereines, bestehend aus dem gesamten Vorstand, den sauber geharkten Kiesweg zu Petersens Haus hinaufmarschierte. Sie fanden den alten Maurermeister auf der selbst gezimmerten Bank vor dem Häuschen sitzend und genüsslich sein Feierabendpfeifchen schmauchend. Mit vor Erstaunen erhobenen Augenbrauen schaute er ihnen entgegen. Als sich seine Vereinskameraden schweigend vor ihm aufbauten, grüßte er knapp. »Moin?!«»Moin, Petersen!«

Die Stimme des Vorsitzenden klang rau. Er suchte verzweifelt nach Worten, um dem Freund und Kameraden die missliche Lage klar zu machen. In das entstehende peinliche Schweigen räusperten sich die Vereinskameraden, stießen Brammer die Ellenbogen in die Seite und schoben ihn ein Stück aus ihrer Mitte heraus nach vorn. »Nu wird’s spannend«, dachte Petersen und machte sich auf einiges gefasst. »Petersen, du musst was unternehmen«, brach es jetzt aus Brammer hervor. »Wenn das mit dir und dem Pastor so weitergeht, können wir alle unsere Ruten bald einmotten und den Verein dichtmachen!« Petersen schwieg erstaunt, während Brammer und Happen ihm erzählten, wie der Herr Pastor heute von der Kanzel gewettert und sich die Ehefrauen der hiesigen Angler triumphierende Blicke zugeworfen hatten. Unerwartet wurden sie in ihrem Redefluss durch eine glockenhelle Stimme unterbrochen. »Guten Abend, die Herren Raubfischer! Halten Sie Ihre Versammlungen jetzt schon bei uns im Garten ab?«Der gutmütige Spott in Katrins Worten vertrieb für einen Augenblick die sorgenvollen Mienen der Angler. Katrin war Petersens Tochter und außerdem nicht nur bildhübsch, sondern auch noch im heiratsfähigen Alter. An diesem Abend sah sie wieder einmal hinreißend aus. Sie hatte die langen blonden Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden, wie es in den großen Städten jetzt Mode war. Eine adrette Bluse und ein duftig weiter Rock mit Blümchenmuster, der bei jedem Schritt kokett vor und zurück schwang, ließen die Männerherzen schneller schlagen. So mancher von Petersens Sportfreunden wünschte sich, nur ein paar Jährchen jünger zu sein. Katrin brachte ein Tablett mit Gläsern und einem Fläschchen «Seelenwärmer«, wie Petersen den klaren Schnaps zu nennen pflegte. »Wer viel redet, kriegt `nen trockenen Hals, und das ist ungesund«, lachte sie und stellte das Tablett ab. Mit einem fröhlichen »Prost, meine Herren!«, verschwand sie wieder im Haus, gefolgt von den verträumten Blicken der aufmarschierten Petrijünger. Erst als die Tür sich hinter ihr schloss, erwachten sie aus ihren Träumen und sahen sich nunmehr wieder mit der rauen Wirklichkeit konfrontiert. Bedächtig verteilte Petersen die Gläser und schenkte ein.»Auf dass er gut tut!« wünschte er.»Prost!«, antworteten die Männer andächtig und tranken aus.

»Mensch, Freunde! Ist es denn wirklich so schlimm?«, fragte Petersen und schenkte erneut ein, als die wackeren Kameraden ihm auffordernd ihre leeren Gläser hinhielten. »Schlimm? Mannomann! Du hast ja keine Ahnung!« jammerte Happen. »Als ich vom Schoppen nach Hause kam und fragte, was es denn wohl zum Essen gäbe, keifte meine Alte mich an: „Ein wenig Geduld müssen der Herr Sportwart schon noch haben. Allerdings für einen kurzen Spaziergang an den Teich wird die Zeit auch nicht mehr reichen, Herr Sportwart!“. Und stellt euch vor, was es dann zu essen gab – Steckrüben! – Auf ’n Sonntag! Und noch dazu, wo sie genau weiß, dass ich Steckrüben hasse.« »Und bei mir, bei mir, da war es noch schlimmer«, hechelte Anton Schnibbel, seines Zeichens Schneidermeister und zweiter Vorsitzender. Er sprach schnell und hastig, bei ihm sprudelten die Worte nur so heraus, als hätte er Angst, man würde ihn nicht ausreden lassen. »Stellt Euch mal vor, kaum waren wir von der Kirche zurück, da nahm meine Emmi mein ganzes Angelzeug und trug es auf den Speicher. Jawoll! Ohne ein Wort zu sagen. Und als ich protestierte, da....«Mit einem trockenen Schluchzen brach er ab. Tröstend legte Paul Happen seinem Freund eine Hand auf die Schulter. »...da hat sie ihn in die Schneiderstube gesperrt und erst zum Kaffee wieder raus gelassen«, vollendete er den Satz für den schluchzenden Freund. »Und ich hatte für unsere nächste Versammlung so eine schöne Rede verfasst!«, berichtete der Amtsschreiber und Schriftwart Johann Gänsekiel mit weinerlicher Stimme. »Aber meine Frieda hat sie zu fassen gekriegt und Feuer im Herd mit angemacht!« Alle Augen richteten sich auf Petersen, der erneut die Gläser vollschenkte.»Was seid Ihr nur für Kerle, dass Ihr Euch von den Weibsleuten so auf der Nase rumtanzen lasst?«, fragte er mit einem Blick in die Runde der Freunde, die betreten zu Boden schauten.»Du hast gut reden, Petersen!« Brammer war der einzige, der eine Antwort wagte. »Deine Frau kann dir ja auch nichts mehr sagen. Sie liegt nun schon gut zwanzig Jahre auf dem Friedhof. Und Katrin, diesen Engel, hast du ja gar nicht verdient...!« Petersen schaute nachdenklich zur Haustür. Dann stand er entschlossen auf. »Geht nach Hause, Freunde! Ich werde über die Sache nachdenken und mir wird schon was einfallen. Ich versprech ’s euch. Allerdings muss ich mich jetzt beeilen, denn es dämmert schon und heute Nacht läuft der Aal. Ich denke, es wird Zeit, dass ich ans Wasser komme.« Nachdem die Vereinsfreunde gegangen waren, packte der alte Maurermeister Rucksack und Ruten, verstaute alles auf dem Fahrrad und etwas später radelte er vergnügt vor sich hin pfeifend in Richtung Sonnenuntergang. Dort lag der große Weiher, wo es in so lauen Sommernächten wie dieser eine Menge guter Aale zu fangen gab.

Guter Rat ist nicht teuer

Jan Heinrich Klaaspedder trottete in Gedanken versunken durch die Gassen des Dorfes. Er schien mit irgendetwas nicht zufrieden zu sein. Missmutig stieß er mit dem Fuß nach einem Stein und kickte ihn mit der Schuhspitze ins Gebüsch. Mit einem schmerzvollen »Miauuuuuh!« flüchtete eine Katze aus dem Gestrüpp, die zufällig in der Flugrichtung des Kiesels vor einem Mauseloch auf Beute gelauert hatte. »Falsch«, murmelte Klaaspedder. »Alles, was ich mache, ist falsch! Anstatt froh zu sein, dass so viele Leute in den Gottesdienst kommen, gebe ich mir alle erdenkliche Mühe, die auch noch zu vergraulen.« Es waren heute nicht allzu viele gewesen, die ihm nach dem Gottesdienst am Kirchenportal freudig lächelnd die Hand zum Abschied gegeben hatten. Einige hatten ziemlich zerknirscht dreingeblickt, andere hatten es nicht gewagt, ihrem Seelsorger gerade in die Augen zu schauen und versucht, ihm auszuweichen. Verflixter Ehrgeiz! Warum lag ihm nur so viel daran, gerade den Einen in die Kirche zu bekommen, der sich so standhaft weigerte. Sollte ihm nicht vielmehr daran liegen, die vielen, die kamen, auch zu halten und ihnen das zu geben, was sie von ihrem Seelsorger erwarten durften? Stattdessen verprellte er sie durch seinen ungerechten Zorn auf den Einen. Warum lag ihm nur so viel an Peter Petersen? Vor Klaaspedders Augen entstand das Bild einer jungen Frau, und dem Pastor entrang sich ein Seufzer. Hing es in Wahrheit doch mehr mit dessen Tochter Katrin zusammen, bei deren Anblick ihm das Herz bis zum Halse schlug? War es nicht vielmehr so, dass er Angst davor hatte, die Gemeinde könne über ihn reden, wenn er um die Tochter des Mannes anhielt, der seit Jahrzehnten nicht mehr in der Kirche beim Gottesdienst war?