17 Forever - Gebissen (Teil 2) - Daisy Swan - E-Book

17 Forever - Gebissen (Teil 2) E-Book

Daisy Swan

0,0
2,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Lizzy genießt ihr neues Leben als Vampir in vollen Zügen, beziehungsweise Tourbussen, der Bands, die sie liebt. Doch eine Tragödie in ihrem Freundeskreis holt sie schnell von Wolke 7 und sie fragt sich, ob sie die Ewigkeit so durchhalten kann und was ihrem "Leben" mehr Sinn geben könnte, als nur Sex, Blut und Heavy Metal. Lizzy trifft auf der Suche neue und alte Bekannte, schließt Freundschaften und lässt sich um ein Haar das Herz brechen ... aber was haben die restlichen Vampire dieser Welt vor? Und was für eine Rolle wird sie dabei spielen? Ist es doch an der Zeit, erwachsen zu werden, auch wenn man für immer 17 bleibt?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Daisy Swan

17 Forever - Gebissen (Teil 2)

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

17 Forever – Gebissen (Teil 2)

 

17 Forever - Gebissen (Teil 2)

 

 

 

Erotischer Roman

 

Daisy Swan

 

Wien

 

BookRix GmbH Co. KG

 

81371 München

 

 

Umschlaggestaltung von hopelesslostpixel unter der Verwendung eines Fotos von Marcus Ranum (www.ranum.com) und Fonts von Fontsquirrel (www.fontsquirrel.com), sowie eines Designs von www.freepik.com

 

Alle Rechte vorbehalten.

 

Diese Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig.

 

Disclaimer: Dieses Werk enthält erotische Elemente und Szenen. Es handelt sich dabei um fiktive Vorstellungen. Alle an der Handlung Teilhabenden sind körperlich und geistig gesunde, volljährige, den Aktivitäten zustimmende Personen. Angesprochene Szenen beinhalten Geschlechtsverkehr, Oralsex, dirty talking und girl on girl-action.

 

Danksagungen

Bit für alles.

 

J, Sina und Js Bruder und Peter. Aber vor allem J, dass er so ein guter Freund ist, egal wie viele Kilometer uns trennen. Und Danke an Sina, dass du lieber mein Buch gelesen hast, anstatt dich mit mir zu unterhalten.

 

S. für Feedback, Kritik und Lob und das geniale Sylvester 2013

Meine Betaleser: Sabine und Kathi – DANKE!

 

Rotschopf für jede Unterhaltung, egal ob es um Lizzy oder merkwürdige Fetishe ging.

 

Allen Lesern und Bloggern, die mich nach dem ersten Teil gefragt haben, wann der zweite kommt. Hier ist er, ich hoffe, ich habe euch nicht enttäuscht.

 

Ebenso großer Dank an das Subway Team im Donauzentrum, für die exzellente kulinarische Versorgung, den Strom und die gemütlichen Sitzgelegenheiten.

 

Danke an ...

B. aus M. - für diese tolle Erinnerung. Und die vielen Male, die sich mich zum Lachen gebracht hat und immer noch bringt.

S. aus H. - für so vieles. Auch wenn du glaubst, Mädels wie Lizzy seien ausgestorben ...

T. aus J. - Auch wenn du ein riesiger Ungustl bist ... Danke für Inspiration, Obsession und Musik.

M. aus R. - Ich glaube, ich hätte das Buch niemals geschrieben, wenn du mich, wie auch immer du das geschafft hast, nicht inspiriert hättest. Du bist an allem Schuld!

A. aus S. - Danke für so viele Jahre Obsession und Musik.

 

Kapitel 1

 

 

 

Sara räkelte sich auf dem Bett vor mir und ich lächelte, als ich mich zu ihr hinabbeugte, um ihre Lippen zu küssen. Sie stöhnte auf und schob sich zwei Finger in den Mund, während ich mich weiter mit ihren anderen Lippen beschäftigte. Ich kniete auf dem Bett zwischen ihren Schenkeln und mir war bewusst, dass mein Hinterteil wie auf dem Präsentierteller vor Michael lag. Er brauchte auch keine Aufforderung; ich spürte die Spitze seines Schwanzes an meinem mehr als feuchten Eingang. Er ärgerte mich aber nur und schob ihn hin und her, die Nässe verteilend, bis ich schließlich gequälte Laute von mir gab. Er lachte und drang letztendlich langsam in mich ein. Ich stöhnte in Saras Muschi, was sie zum Kichern brachte. Sie vergrub ihre Hände in meinem Haar und drückte meinen Kopf noch näher zwischen ihre Schenkel. Ich leckte sie im Rhythmus von Michaels Stößen und es dauerte nicht lange, bis sie kam. Michael zog sich aus mir zurück, was ich mit einem Seufzen hinnahm, bevor ich von Sara abließ. Sie schrie ihren Orgasmus heraus, krallte ihre Finger ins Bettlaken und bekam wohl gar nicht so recht mit, als Michael in sie eindrang und sie mit harten und schnellen Stößen nahm, was ihren Orgasmus nur verlängerte. Dann schlang er seine Arme um ihren Oberkörper und richtete sich mit ihr auf, bis sie ihn reiten konnte. Ich lachte in Vorfreude, denn ich wusste, was jetzt kommen würde. Ich hatte ihm oft genug gesagt, dass ich mir wünschte, er würde mich lecken, während Sara ihn reitet. Er lehnte sich zurück und ich kniete direkt über seinem Gesicht, spürte seinen Atem dort, wo er mich gerade eben noch gefickt hatte. Als er anfing, mich zu lecken, begann sich die Welt zu drehen, und Sara gab mir Halt und küsste mich, während sie ihr Becken immer wieder hob und senkte.

Ich war gerade im Inbegriff zu kommen, als ich sanft geweckt wurde.

 

Michael fuhr mit seinen weichen Lippen meine Wange entlang, küsste meine Schulter und mein Schlüsselbein. „Guten Morgen. Oder soll ich Abend sagen?“, flüsterte er. Seit wir auf Tour waren, konnte ich endlich den Schlafrhythmus leben, der für einen Vampir natürlich war. Wir gingen zu Sonnenaufgang schlafen und meistens wachte ich am späten Nachmittag wieder auf, lag noch faul herum, bis es dämmerte und stand dann wieder auf. Für Berlin hatten sich Xircle extra zwei zusätzliche Tage von ihrem Management freischaufeln lassen, ehe es weiterging. Den ersten Tag war ich noch mit Michael mitgegangen – Ku-Damm, was nicht sonst noch alles. Selbst eine große Sonnenbrille half nichts. Am Abend das Konzert und danach eine riesige Party. Wie jeden Abend. Und heute hatte ich den ganzen Tag verschlafen. Michael war sicherlich nach zwei Stunden wieder aufgestanden, um die Stadt zu sehen. Dabei war er schon unzählige Mal hier gewesen und ich fragte mich langsam, warum er nicht einfach hierher zog. Mir war es hier zu dreckig und zu hektisch. Auf meine Aussage diesbezüglich hatte er gesagt, ich hätte Paris ja noch nicht gesehen, womit er recht hatte. Trotzdem konnte ich mir nicht vorstellen, hier zu leben, jedenfalls nicht in diesem Jahrhundert.

„Hast du gut geschlafen?“, fragte er und stupste meine Nasenspitze mit seiner an. Ich musste kichern. Wie ein kleines Mädchen. Ich hasste es, wenn ich mich auf einmal so verhielt, aber Michael stand drauf.

„Bestens. Hab auch geträumt ...“, murmelte ich und zog ihn zu mir. Beißen oder küssen? Ich entschied mich für Letzteres; ich hatte ohnehin erst vor ein paar Tagen getrunken. Ich trank jetzt alle vier Tage, so kam ich mit dem Durst am besten klar. Ich war mir ziemlich sicher, dass Doe davon nicht begeistert gewesen wäre, aber sie war von so vielem nicht begeistert, zum Beispiel auch davon, dass ich die letzten Wochen Schule geschwänzt hatte, um mit Xircle auf Tour zu sein. Was verpasste ich schon? Sporttag und Projektwoche, das waren Termine, die ich auch schon früher nicht wahrgenommen hatte.

Michael schmeckte süß und seine Zunge war etwas kälter als sonst. „Du warst Eis essen? Ohne mich?“, flüsterte ich, meine Lippen immer noch auf seinen haftend. Er lächelte schuldig. Ich schlang Arme und Beine um ihn, rollte mich zur Seite und saß sogleich rittlings auf ihm. Vampirkräfte waren was Tolles. Ich rupfte grob mir mein Nachthemd, unter dem ich nichts trug, über den Kopf. Seine Hände wanderten über meine Schenkel, meine Hüfte und Seiten und fanden meine Brüste.

„Wo war ich stehengeblieben?“, fragte ich, auf einmal vor Aufregung schneller atmend.

„Du hast geträumt?“, fragte er, mich allerdings nicht wirklich ansehend. Sein Blick ruhte jenseits meines Kinns.

„Ah, genau.“

Ich rutschte nach hinten auf seine Beine, öffnete den Reißverschluss seiner schwarzen Jeans und schob seinen Hosenbund samt Boxershorts nach unten. Er war noch nicht hart, aber schon dabei, zu wachsen. Ich liebte das, wenn er erst in meinem Mund hart und groß wurde. Ich nahm ihn bis zur Wurzel in den Mund und saugte, leckte so gut ich konnte. Ich spürte Millimeter für Millimeter, den er wuchs und seine Erregung sprang auf mich über. Ich würde sicher kein Vorspiel brauchen. Meine Lippen gaben seinen Schwanz frei und ich kletterte auf seine Hüfte, ihn Zentimeter für Zentimeter in mir aufnehmend. Michaels Finger gruben sich in das weiche Fleisch meiner Taille und er schloss die Augen, während seinem Mund ein leises Keuchen entfloh. Ich warf den Kopf in den Nacken und sog die Luft gierig ein, während die Lust von mir Besitz ergriff. Der wiederkehrende Schmerz, wenn mein Jungfernhäutchen riss, war längst vergessen. Ich hatte mich inzwischen daran gewöhnt, dass ich für immer Jungfrau sein würde und somit jedes Mal in gewisser Weise mein erstes Mal erlebte. Egal wie oft ich Sex hatte, dieses kleine Häutchen wuchs immer nach. Das bedeutete aber auch gleichzeitig, dass ich immer so eng blieb, was Michael die Schweißperlen auf die Stirn trieb.

Er presste sein Becken gegen meines, ich spürte, wie all seine Muskeln zitterten. Nein, noch nicht, dachte ich und verlangsamte mein Tempo, beugte mich runter und knabberte spielerisch an seinem Hals. Er stöhnte auf und seine Hände wanderten meinen Rücken empor. Ich hörte sein Herz so laut und so schnell schlagen, wie er die Luft einsog und zögerlich wieder ausließ. Ich fühlte seinen Schwanz in mir zucken und er schob sein Becken kraftvoller gegen meines. „Mach schon“, flüsterte er gepresst in mein Ohr, während ich immer noch die weiche Haut seines Halses liebkoste. Ich lächelte gegen seine Haut und flüsterte „Was?“ Mein Atem verursachte bei ihm eine Gänsehaut – und das obwohl er sich so warm anfühle, so unglaublich heiß.

„Beiß mich“, flehte er und ich richtete mich wieder auf. Als ich sein verzweifeltes Gesicht sah, musste ich lachen. Tief in meinem Bauch entfaltete sich die Lust wie eine schläfrige Schlange, die geweckt wurde. Nicht mehr lange, dachte ich, die Worte mit meinem Mund formend. Ich bewegte mein Becken schneller und tauchte wieder nach unten, meine Zähne in seinen Hals hauend. Er schrie auf, lustvoll, und innerhalb einer Sekunde fühlte ich alles, was er gerade fühlte und hielt die Erregung nicht länger aus. Ich wollte weitertrinken, mehr von seinem Blut, aber ich riss den Kopf in den Nacken und stöhnte, schrie, während er einen lustvoll gequälten Laut von sich gab und tief in mir kam.

 

Später stieg ich aus der Dusche; kleine Wassertropfen fielen auf den Teppich des Hotels und ich schlich zu meinem Koffer und suchte Kleidung zusammen. Es war mir fast etwas unangenehm, dass Michael mir so viele Geschenke gemacht hatte. In jeder Stadt ging er mit mir Shoppen, ertrug jedes „Das muss ich noch anprobieren“ und „Kannst du mir das in einer anderen Größe holen?“ tapfer und zahlte danach. Geld war für mich aber wirklich kein Thema. Doe hatte mir eine Kreditkarte mit einem monatlichen Limit von 10.000 Euro gegeben, und laut ihrer Aussage war es ihr komplett egal, was ich mit dem Geld machte. Ich wusste nicht, was schlimmer war: dass Michael mir alle möglichen Sachen kaufte oder dass ich Does Geld ausgeben durfte, wie mir gefiel. Ich sollte mir dringend einen Job suchen.

Ich entschied mich für ein schwarzes Lackkorsett mit Schnallen und einen roten Schottenminirock. Dazu trug ich meine heißgeliebten Schnürstiefel. Auf die hatte ich monatelang gespart und sie mir mit meinem eigenen Geld gekauft – ganz allein. Ich war es leid gewesen, immer in Chucks oder von Simone geliehenen Stiefeln herumzulaufen.

Ich dachte inzwischen sei die Sache mit Michael und Sara geklärt, aber trotzdem schenkte er mir ständig irgendwelche tollen Sachen, wahrscheinlich auch, um meine Gunst zu erlangen. Ich hatte in gewisser Weise mit ihm Schluss gemacht, um mit ihm auf Tour zu gehen. Ich hatte ihm gesagt, ich möchte ihn nur als sein Groupie wiedersehen und nicht als seine feste Freundin. Er hatte zähneknirschend zugestimmt, wahrscheinlich mit dem Hintergedanken, mich doch noch herumzukriegen. Aber es gab einfach ein Problem: Ich liebte ihn nicht. Und ich sah auch keine mögliche Entwicklung, die das ändern würde. Und ich würde nicht mit jemandem zusammen sein, den ich nicht liebte. Michael hatte zwar verlangt, dass er dann ebenso mit anderen Mädchen schlafen dürfte – genau so, wie ich das auch wollte –, aber seither hatte er das noch nicht getan.

Mit Sara war hingegen alles herrlich unkompliziert. Wir trafen uns, hatten Sex, kuschelten, hatten mehr Sex, tanzten, knutschten und sahen uns spätestens bei der nächsten Party wieder.

 

Auch wenn Berlin dreckig, chaotisch und laut war, war eine Nacht in der Innenstadt ein ganz besonderes Erlebnis. Cocktails am Pottsdamer Platz, Leute beobachten am Alexander, wir gingen im Sony Center essen und sahen auf der riesigen Videowand die Musikvideos aller möglichen Bands, die bei Sony unter Vertrag standen, und überall waren Lichter, Farben und darüber der schwarze Himmel. Für ein Landei wie mich war das eine willkommene Abwechslung. Ich schwor mir, eines Tages würde mich nichts mehr in der bayrischen Provinz halten und ich würde in so einer Stadt leben. Vielleicht in einer etwas saubereren. Michael genoss es, mir Berlin, „seine Stadt“, zu zeigen. Um ehrlich zu sein, sollte jede Frau bei so einer Reise Herzklopfen bekommen, aber meines tat nichts dergleichen. Lag vielleicht auch daran, dass es generell nicht mehr so viel schlug.

 

Das Leben auf Tour war laut, chaotisch, anstrengend und genau das, was ich mir gewünscht hatte – aber eben auch tausend Dinge, die ich mir nicht gewünscht hatte. Ich konnte die Musik von Xircle inzwischen fast nicht mehr hören, jedes Lied kannte ich auswendig und ganz ehrlich, wenn man sie so oft gehört hatte, waren sie einfach nicht mehr so genial wie am Anfang. Die allabendliche Party und das jeden Tag woanders Aufwachen waren zwar großartig, aber irgendwie wirkte es so gezwungen: „Wir müssen jetzt noch unbedingt diese Flasche Wodka leeren, obwohl wir alle eigentlich ins Bett wollen.“ Der Tagesrhythmus war allerdings perfekt. Tagsüber fuhren wir im Bus herum oder der Aufbau und Soundcheck waren im Gange, was mich nicht sonderlich interessierte, und ich konnte (wenn auch mit Unterbrechungen) die Sonne verschlafen. Außerdem war es einfach ein geiles Gefühl, nicht so zu leben wie 90 Prozent der restlichen Menschheit. Aber irgendetwas fehlte.

 

 

Kapitel 2

 

Eine weitere winzige Sporthalle in einem Dorf, das unverständlicherweise den Titel Stadt trug. Ein ostdeutsches Kaff. Kühe, wohin man sah, ein Supermarkt, der Samstagnachmittag bereits geschlossen hatte, und ein paar erbärmliche Skinheads, die vor dem Graffiti-beschmierten Bahnhof herumhingen und billiges Dosenbier tranken. Da solche Menschen keinen Geschmack, kein Geld und keine Würde hatten, war ich mir zumindest sicher, dass sie nicht zum Konzert heute Abend kommen würden. Ein weiterer Soundcheck und es war viel zu hell und viel zu sonnig, auch in dieser muffigen Sporthalle, die mich viel zu sehr an die Schule, in der ich jetzt eigentlich sein sollte, erinnerte.

„Na, Lizzy, gestern zu viel zu getrunken?“, fragte mich Toni, der Sänger, und nahm neben mir auf dem Verstärker Platz. Wohl eher zu wenig getrunken, säuselte die Stimme in meinem Kopf.

„Versuchs mal damit“, schlug er vor und reichte mir eine kleine Aludose.

„Red Bull?“, fragte ich. Das Zeug schmeckte scheußlich – das hatte es schon, als ich noch sterblich gewesen war –, doch jetzt traute ich mich nicht einmal, es zu probieren.

„Glaub mir, das hilft“, seufzte er und klopfte mir auf die Schulter, als er aufstand, um den anderen helfen zu gehen. Das Problem mit Toni war, dass er mich behandelte, als wäre ich seine Tochter. Seit er 15 gewesen war, machte er Musik, hatte sich nie darum gekümmert, eine Freundin zu haben oder eine Familie zu gründen, und jetzt schien er es zu bereuen. Ich fragte mich, was Michael an diesen Musikern fand. Sie waren nett, das stimmte schon, aber der Stil ihrer Musik war alles andere als zeitgemäß und eigentlich nichts für ihn. Ich hatte Xircle am Anfang auch gemocht, aber jetzt, nachdem ich jeden Abend das gleiche Konzert gesehen hatte, war die Magie endgültig verflogen. Michael war das jüngste Bandmitglied mit seinen 24 Jahren, während alle anderen bereits um die 40 waren. Er hätte wirklich was Besseres machen können, aber immer, wenn ich davon anfing, redete er von Technik, Wissen und was für eine große Ehre es sei, mit solchen wahren Künstlern zusammenarbeiten zu dürfen. Da ich sicherlich keine Yoko Ono war, mischte ich mich nicht weiter ein.

Die Gastsängerin kam in Jeans und Strickjacke auf die Bühne, winkte mir zu und stand etwas verloren herum, während sie ein paar Zeilen ins Mikro sang. Sie war ja wirklich süß und nett, aber ich bezweifelte, dass sie mit Metal irgendetwas am Hut gehabt hätte, wenn sie nicht zufällig zu dieser Band gekommen wäre. Michael bestand in jedem Interview darauf, dass sie nur eine Gastsängerin war, denn „wir sind keine typische Female Fronted Metal-Band, wir sind KEINE Deathwish-Kopie.“ Da die ganze Band das bei jeder Gelegenheit erwähnte, wirkte es schon etwas lächerlich.

Irgendjemand rief etwas von Abmischen, das Mikro übersteuerte und im gleichen Moment begann der Dummer, ein wahrer Idiot, wie besessen auf dem Drumkit herum zu hämmern. Ich seufzte und ging vor die Halle, wo es auch nicht unbedingt besser war: überall Sonne, kein Schatten. Es war das erste Mal in den vergangenen Wochen, dass ich mir wünschte, daheim zu sein.

Mein Handy klingelte wie auf Befehl.

„Hallo?“, gähnte ich hinein.

„Hey … hier ist Simone“, kam es leise vom anderen Ende. Sie klang gar nicht gut.

„Hey ...“, machte ich und ging ums Gebäude, um mich hinter der Halle ins kühle, schattige Gras fallen zu lassen.

„Schön, dich zu hören“ Simone weinte. Ich war sofort hellwach.

„Was ist denn los mit dir?“, fragte ich, so behutsam ich konnte.

„Ich will dich gar nicht stören oder so, du bist ja gerade auf Tour mit Michael und hast sicher jede Menge Spaß und so … aber ich kann Doe gerade nicht ertragen. Sie ist in solchen Situationen einfach nicht die richtige Ansprechpartnerin ...“, stammelte Simone daher. Ich hatte keine Ahnung, was mit ihr los war, aber sie klang ganz und gar nicht gut.

„Pssscht“, machte ich und sie hörte damit auf, sinnloses Zeug daher zu brabbeln. „Kannst du mir jetzt sagen, was los ist?“

„Lizzy, meine Schwester ist gestorben“, schluchzte Simone. Oh.

„Das ist ja schrecklich. Mein Beileid“, sagte ich, weil ich keine Ahnung hatte, was ich sonst hätte sagen sollen. Am Telefon war sowas nicht so einfach. Wenn ich bei ihr gewesen wäre, hätte ich sie sofort in den Arm genommen und erst losgelassen, wenn sie sich beruhigt hätte. Und einfach gar nichts gesagt. Jetzt konnte ich nur hilflos herum stottern. Ich hatte ja nicht einmal eine Ahnung gehabt, dass Simone eine Schwester hatte!

„Das kam so plötzlich. Niemand hat mir gesagt, dass sie krank war, bis es zu spät war“, sagte Simone mit dünner Stimme. „Sie war 15, Lizzy, 15. Wie kann sowas nur passieren? Warum kriegen kleine Mädchen Krebs und solche Arschlöcher wie George Bush fressen ihr ganzes Leben lang Dreck, trinken, rauchen, und erfreuen sich bester Gesundheit? Das ist nicht fair.“ Jetzt klang sie eher wütend. Wieder holte ich Luft, um etwas zu sagen, hatte aber keine Ahnung, was.

„Und warum redest du nicht mit Doe?“, fragte ich dann.

„Doe. Du kennst sie doch. Sie säuselt irgendwas daher, aber in Wirklichkeit denkt sie, du hast keine Ahnung vom Leben, weil sie ja schon so alt ist und ich gar nicht wissen kann, wie es ist, wenn alle Menschen, die einem je was bedeutet haben, sterben.“

 

Nach dem Telefonat ging ich zurück in die Halle. Auf einmal überkam mich eine große Müdigkeit. Keine Müdigkeit, die man durch Schlaf oder Red Bull bekämpfen könnte. Ich wollte das hier nicht mehr tun. Vor allem jetzt, nach dieser schrecklichen Nachricht, konnte ich nicht einfach dasselbe Konzert von gestern Abend anhören, so tun, als ob ich glücklich sei, und gute Laune heucheln.

Ich drehte auf dem Absatz um, rannte zurück ins Gästehaus und packte mein Zeug zusammen (was nicht schwer war, da wir nie länger als zwei Nächte blieben und ich deshalb kaum etwas aus meiner Reisetasche genommen hatte). Ich schluckte, als ich das Zimmer verließ. Ich sollte wenigstens einen Zettel schreiben.

 

Lieber Michael,

 

ich musste dringend weg. Simones Schwester ist gestorben. Ich sehe dich in einer Woche daheim. Sei bitte nicht böse, aber meine Freundin braucht mich.

 

Deine Lizzy

 

Er wusste immer noch nicht, dass ich Simone, seine Ex-Freundin, kannte. Ich hatte es ihm zu einem besseren Moment erzählen wollen, aber jetzt war so gut wie irgendwann, entschied ich. Ich hoffte nur, dass er verstand, warum ich ging.

Ich ließ mir an der Rezeption ein Taxi rufen und fuhr zum nächsten größeren Bahnhof. Simone war wegen der Beerdigung bei ihrer Familie in München.

 

Im Zug nach München hatte ich endlich Zeit, nachzudenken: Tod. Leben. Ich hatte noch nie ein direktes Erlebnis mit dem Tod gehabt. Alle meine Großeltern lebten noch. Ich hatte keine Ahnung, wie man mit so etwas umging oder wie man mit jemandem umging, der trauerte. Ich fragte mich, ob ich um meine Eltern, zu denen ich keinen Kontakt hatte, trauern würde. Ich hatte nach meiner Wandlung getrauert, weil ich wusste, dass ich sie verlieren würde. Aber jetzt dachte ich kaum noch darüber nach. War ich gefühlskalt?

So gesehen war ich selbst tot, doch irgendwie hatte es sich nie so angefühlt. Mein Puls war so schwach und langsam, dass ihn Geräte nicht messen konnten, außer ich kontrollierte meinen Herzschlag. Ich musste nicht atmen. Ich tat es aus Gewohnheit oder um Gerüche intensiver wahrzunehmen. Mein Körper nahm die Temperatur des Raumes an. Ich fror nie, schwitzte selten, obwohl es ständig warm war.

Doch irgendwie hämmerte es in meinen Schläfen. Dein Leben ist vorüber.

Und es stimmte doch auch. Mein menschliches Leben war vorbei. Und konnte man das ewige Dahinvegetieren auf dieser Welt überhaupt Leben nennen? Alle Menschen arbeiteten doch auf ein Ziel hin, sind sich sicher, dass sie sterben werden. Je jünger man ist, desto weniger will man davon wissen, man hat sogar Angst, alles Mögliche zu verpassen oder zu wenig Zeit zu haben. Und ältere Menschen sagen immer, sie haben keine Angst vor dem Tod, manche freuen sich schon. Alle haben irgendeine Vorstellung, was „danach“ kommt. Das Paradies? Das wahre „ewige“ Leben? Ein Wiedersehen mit allen, die gestorben sind? Wiedergeburt? Ein weiteres Leben, vielleicht als Tier oder Pflanze? Himmel, Hölle? Vielleicht einfach gar nichts, nur ewige Schwärze, Ruhe? In einem unserer Religionsbücher hatte ich ein Bild gesehen; es hatte den Titel „Ewigkeit“ und zeigte eigentlich nur einen weißen Sarg in einer weißen Wüste. Ein Künstler hatte es nach einer Nahtoderfahrung gemalt, weil Worte, das, was er gesehen hatte, laut ihm nicht ausdrücken konnten. Unsere Lehrerin fand das Bild „friedlich“ und hielt es für eine „schöne Vorstellung vom Leben nach dem Tod“. Meine Klassenkameraden schliefen. Ich hatte das Bild gesehen und Angst gespürt. Riesengroße Angst. Wenn das das Leben nach dem Tod war, dann wollte ich dort nicht hin.

Und ich war hier. Für immer. Die Euphorie, die ich in den Wochen nach meiner Wandlung verspürt hatte, war verschwunden. Inzwischen war auch in mein Vampirleben der Alltag eingekehrt. Die Tour war eine willkommene Abwechslung gewesen, aber jetzt fuhr ich geradewegs zurück in meinen Alltag. Ins Verderben.

 

Sechs Stunden Zugfahrt. Deutschland ist einfach zu groß, dachte ich schummrig und blickte in die Dämmerung. Ich streckte meine Füße unter den Sitz vor mir aus und kuschelte mich in den Sitz, aber ich wusste, dass ich nicht schlafen würde. Ich wäre bestimmt, sobald es ganz dunkel war, wieder hellwach. Ich blätterte lustlos in dem Buch, das ich mir in Dresden am Bahnhof gekauft hatte.

Dann klingelte wieder mein Handy. Es war Michael. Ich seufzte und hob ab.

„Ha-“

„Du kennst Simone?“, fragte er mich ohne Begrüßung, so etwas wie Schock in seiner Stimme.

„Ja.“ Ich wartete auf eine Antwort seinerseits.

„Oh Gott. Ich bin nach dem Soundcheck zurück ins Gästehaus, weil du nirgends warst und dann ... Ich glaub, ich will gar nicht wissen, was sie dir über mich erzählt hat“, sagte er, den Geist eines Lachens in seiner Stimmte. Er war schon mal nicht sauer, wenigstens etwas.

„Aber das mit ihrer Schwester ist ja schrecklich. Sag … Sag ihr, es tut mir Leid.“ Ich nickte und merkte dann, dass er mich nicht sehen konnte. „In Ordnung. Kanntest du ihre Schwester?“, fragte ich.

„Ich hab sie einmal gesehen. Im Sommer vor zwei Jahren sind wir zu Simones Familie gefahren, da war sie eben ein normales, dreizehnjähriges Mädchen. Aber dass sowas passiert … Es tut mir wirklich, wirklich Leid.“ Ich kannte genug Leute, die auf die Nachricht hin, dass die Schwester einer Bekannten gestorben sei, nur mit den Schultern gezuckt hätten. Klar, jeder würde sagen, dass er der Betroffenen Beileid wünscht, aber Michael schien wirklich Mitleid mit Simone zu haben. Und das, nach allem, was zwischen den beiden passiert war. Ich musste trotz meines besorgten Gesichts lächeln, wie ich anhand der Reflexion in der dunklen Scheibe des Zuges feststellte. Er war einfach ein toller Kerl.

„Aber das nächste Mal rennst du nicht einfach weg, sondern sagst mir Bescheid, okay?“

„Klar“, schluckte ich. „Ich seh dich, wenn ihr zurück seid?“, fragte ich dann.

„Mhm. Ist nur noch eine Woche.“

„Okay, na dann ...“ Ich wollte mich verabschieden.

„Du, Lizzy? Ich hab dich lieb.“ Was? Schnell, Lizzy, sag was!

„Ich … ich mag dich auch“, stammelte ich hastig und legte auf.