Analysen – Symbole 6301-6303 - Franz Haverkamp - E-Book

Analysen – Symbole 6301-6303 E-Book

Franz Haverkamp

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Beschreibung

„… Wir alle haben keine Gedanken. Alles ist ein Schrei – ein Schrei der Ohnmacht. Lass Bilder kommen! Sie betäuben mich. Ich möchte das Leben in die Hand nehmen und es dauernd bewegen – einmal hierhin, einmal dorthin. Die Kinder tun es ähnlich. Sie schaufeln den Sand und sie klettern auf den Baum. Sie kriechen in Schlupfwinkel und sind ganz erfüllt. Sie träumen von der Kraft ihres Lebens. Und wir? – Es ist ein wilder Schrei, der sich selbst erstickt. Du musst beten, du darfst nicht schreien! Bewundere deine Welt, spüre sie auf, beschreibe das! Das musst du tun, nicht aufsässig sein! Ich höre dich und ich höre den Fluch meiner Seele. Was treibt den Keil in die Harmonie? Wie kommen Fluch und Andacht zusammen? Rätselhaft, wie alles geht. Aber es geht. Spiralen dreht mein Herz, tönende Spiralen.“ – In seinem dritten Lebensjahrzehnt, wo er Gott und die Welt kritisierte und anzweifelte, nahm der Autor im Rahmen seiner Tagebuchführung unbewusst Verbindung zu geistigen Welten auf. In Dialogen – wie oben – erfährt er seelischen Beistand, und es wird ihm, ohne dass er dieses Geschehen begreift, unter anderem der Vorgang der Inspiration erklärt. In den Gesprächen, in welchen auch niedere Geistwesen mit entsprechenden Absichten zu Wort kommen, bedient er sich oft der Traumsymbolsprache, die ihm damals noch völlig unbekannt war.

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Seitenzahl: 338

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Was ist das Schwerste von Was its das Schwerste von allem?

Was dir das Leichteste dünket:

Mit den Augen zu sehn,

was vor den Augen dir liegt.

(Goethe)

Für

meine Kinder und alle,

die auf der Suche sind nach dem Sinn

ihres Lebens

In

Liebe zu Gott und seiner Schöpfung

und mit Dank an alle, die an der

Entstehung und Bearbeitung

der vorliegenden Texte

beteiligt waren

Inhalt

Vorwort

03.01.63 Nichts ist anders

04.01.63 Drei Strahlen

08.01.63 Ja, sie waren es

10.01.63 Zahlen hatten sie

13.01.63 Der Wind hat es

18.01.63 Minuten sind

19.01.63 Mit dem roten Elefanten

21.01.63 Hat es die überhaupt

23.01.63 Wie deine Augen

24.01.63 Straßen des Hasses

25.01.63 Eine seltene Müdigkeit

26.01.63 Wie könntest du das

27.01.63 Weites Licht, schleierhaft

29.01.63 Dein Lächeln ist nicht

31.01.63 Vom Totenhaus kommt

01.02.63 Sie kommen

02.02.63 Zur Treppe, die

05.02.63 Kristallische Nacht!

06.02.63 Warum zögere ich?

27.02.63 Dem Augenblick ist

10.03.63 An den Augenblick

11.03.63 Immer noch bestaune

12.03.63 Schweigen für eine

15.03.63 Schleichen sie?

16.03.63 Eine Straße. Darauf

17.03.63 Kaum halbe Töne

18.03.63 Schein des Feuers

19.03.63 Flammen

20.03.63 Sie schreit

21.03.63 Er sagt, er sei

22.03.63 Eine ganze Antwort!

23.03.63 Person und Welt

24.03.63 Kleiner roter Elefant

27.03.63 Fäden, die

28.03.63 Gib mir ein Wort!

Quellenverzeichnis

Vorwort

Berichte über geistige Welten und ihre Verbindungen zu uns gibt es seit Jahrtausenden. Doch die Beschäftigung mit ihnen fällt dem wissenschaftsgläubigen Menschen in der heutigen Zeit sehr schwer. Aufgrund moderner Forschungsergebnisse glaubt er – obwohl das Wissen um das Wesen der Materie mit ihren inneren und äußeren Grenzbereichen sowie die Kenntnis der Psyche einschließlich des Unbewussten noch fehlen – die Existenz eines materieunabhängigen Geistes in Frage stellen bzw. negieren zu dürfen. Damit wird die allgegenwärtige Kommunikation der geistigen Welt mit uns bzw. mit unserem Unbewussten außer Acht gelassen, und als Folge davon wird auch nicht hinterfragt, aus welchen geistigen Bereichen unsere Gedanken und unsere daraus resultierenden Entscheidungen kommen.

Wie nachteilig diese Entwicklung für uns Menschen ist, wird in der Buchreihe „Analysen – Symbole, Inspirationen im Tagebuch eines Aufsässigen“ dargestellt. Über Inspirationen, die ich von 1957 bis 1966 empfing, aber als solche nicht erkannte, wird

das Wesen der Inspiration erklärt und damit auf die Existenz von geistigen Welten einschließlich der möglichen Verbindung zu ihnen hingewiesen

die Anwendung der Traumsymbolsprache, die mir damals noch völlig fremd war, demonstriert

auf die verhängnisvollen Auswirkungen des Materialismus aufmerksam gemacht

und im Rahmen einer Psychoanalyse mein eigenes Fehlverhalten und ein solches in unserer Gesellschaft aufgezeigt.

Schließlich werden sehr wichtige Fragen im Zusammenhang mit unserem Dasein, unserem Zusammenleben und mit dem Ausleben unserer Sexualität diskutiert

und aus den Texten geht auch hervor, dass unsere Hinwendung zum Himmel, vor allem in Zeiten seelischer Not, nicht unbeantwortet bleibt.

Zum Zeitpunkt der hier vorliegenden Tagebucheintragungen hatte ich infolge meiner damaligen Wissenschaftsgläubigkeit meinen Glauben an Gott und an die Existenz einer geistigen Welt weitgehend verloren. Ich empfand mich nur noch als ein reagierendes Wesen, das seinem Tod und der damit verbundenen Auflösung seiner Existenz entgegenlebte. Dieses bedrückte mich sehr.

Gedanken, die auf Reaktionsabläufen im Gehirn beruhten, mochte ich nicht. Dennoch verspürte ich ein starkes Drängen in mir, zu schreiben. Ich kaufte mir ein Tagebuch. Wenn ich dann nach dem üblichen Eintrag von alltäglichen Geschehnissen mich schriftlich mit einem Problem auseinandersetzen wollte, wusste ich wegen meiner negativen Einstellung der Gedankentätigkeit gegenüber meist nicht, wie ich beginnen sollte. Ich tendierte dazu, Worte zusammenhanglos aneinanderzufügen, um ein reflexhaftes Denken zu durchbrechen und dadurch zu neuen Vorstellungsinhalten zu kommen. Meist saß ich eine Zeit lang gedankenlos vor meinem Tagebuch und wartete auf einen Einfall, der sich dann auch bald einstellte, und zwar mit einem anschließenden Wortfluss, der eine gewisse Zeit andauerte und dann plötzlich wieder abbrach. Wort für Wort dieses Wortflusses schrieb ich ins Tagebuch, ohne zu verstehen, was ich schrieb. Es war oft chaotisch und ähnelte einer schizophrenen Ausdrucksweise. Aber hinterher war ich erleichtert und hatte ein deutliches Gefühl der Zufriedenheit. 1966, mit dem Eintritt in mein Berufsleben, beendete ich meine Tagebucheintragungen. Die Tagebücher bewahrte ich sorgfältig auf. In den 1990er Jahren dachte ich wiederholt daran, sie zu verbrennen, um nach meinem Tod bei meinen Kindern kein schlechtes bzw. falsches Bild von mir zu hinterlassen.

Etwa 40 Jahre später, zu Beginn meines Ruhestandes, fiel mir bei einer Durchsicht der Tagebücher auf, dass die Texte stellenweise einen Dialogcharakter besaßen. Ich wurde neugierig und fand bei der Übertragung der Texte in den Computer schließlich heraus, dass es sich bei ihnen zumeist um verschlüsselte Dialoge mit meinem Unbewussten und mit der geistigen Welt handelte, wobei ich, und zwar in der Zeit von 1957-1966, ohne dass ich mir dessen bewusst war, als Schreibmedium, als eine lebendige Schreibmaschine fungierte. Zur Verschlüsselung benutzt wurden seitens meines Unbewussten und der geistigen Welt

Traumsymbole (die ich damals noch nicht kannte)

Synonyme

mir oft nicht geläufige Wortbedeutungen

Redewendungen bzw. Redensarten

Wortumstellungen im Satz und Satzfragmente

stichwortartige Hinweise und

vereinzelt Wortneuschöpfungen.

Die für die Entschlüsselung der Tagebuchtexte notwendigen Traumsymbole fand ich zumeist in einem Traumlexikon, das zum Zeitpunkt der Tagebucheintragungen noch gar nicht existierte. Ich selbst beschäftigte mich mit der Traumsymbolsprache nach meiner Erinnerung erst 20 bis 30 Jahre später. Die in den Text passenden Synonyme stammen überwiegend aus dem Synonym-Wörterbuch des Duden. Nicht selten musste ich aber ihretwegen im Internet recherchieren. Bezüglich der mir nicht geläufigen Wortbedeutungen wurde ich zumeist im Wörterbuch der deutschen Sprache von Bertelsmann fündig. Letzteres wurde erst 2004 gedruckt.

Zu erwähnen ist noch, dass seitens der geistigen Welt mein Umgang mit den Texten und der zeitliche Ablauf ihrer Identifizierung und der daran anschließenden Veröffentlichung vorausgesagt wurde.

Die in den Tagebüchern von mir selbst – bewusst oder unbewusst – vorgebrachte Kritik ist sehr oft ungerechtfertigt. Sie erinnert an das Verhalten eines kleinen Kindes, das aufgrund seiner Unwissenheit noch ungezogen und aufsässig ist und seiner Umgebung manch einen körperlichen und seelischen Schmerz zugefügt. Ich bitte deswegen meine Leser um Nachsicht bei der Lektüre, zumal die vorliegenden Texte, die meinerseits nicht für eine Veröffentlichung bestimmt waren und jetzt sozusagen unverändert aus meinen Tagebüchern übertragen wurden.

Die im Buch vorliegenden Tagebuchtexte werden an erster Stelle, abgesehen von geringfügigen Korrekturen, im Original wiedergegeben, an zweiter Stelle bearbeitet bzw. aufgegliedert und an dritter Stelle gedeutet. Bei der Aufgliederung wird unterschieden zwischen meinen wachbewussten Äußerungen und solchen meines Unbewussten und der geistigen Welt. Die Texte wurden von mir viele Male überarbeitet. Trotzdem ist es möglich, dass einzelne Textstellen von mir noch nicht richtig verstanden bzw. gedeutet wurden und einer späteren Korrektur bedürfen.

Abschließend bedanke ich mich bei allen, die mir bei der Bearbeitung und Veröffentlichung meiner Tagebücher geholfen haben.

Tagebuchtexte vom 3.1 bis 28.3.1963 original, bearbeitet und gedeutet

3. Januar 1963

Nichts ist anders. Hatte ich das erwartet? Gehe ich nicht immer schlafen mit dem Gedanken, der nächste Tag bringe Unerhörtes, bringe die Erlösung? Wann werde ich so bescheiden, die Gegenwart zu schätzen? Die Leute nennen es Sehnsucht. Sie fesselt mich, macht mich aber auch traurig – und glücklich. Es ist so ein Gemisch. Ich sehe die Welt wachsen. Es tut sich vieles auf. Ich lerne kennen, ich lerne sehen und hören. Ich bin dankbar dafür. Aber einfach ist das nicht. Vieles in mir sträubt sich dagegen – ist für das Einfachere, Unbeschwerte, will diese Arbeit der Analyse nicht – möchte leben. Doch das Leben gibt mir keine Ruhe. Ich habe die Empfindung, die Zeit gehe verloren, ich müsse etwas Großes leisten.

So ist nichts anders. Die Tage wiederholen sich – Blätter sind es, die abfallen, die im Wind treiben, die aber immer fallen, so, wie es der Garten, der Wald, das Land will, wie es die Erde will. Nie habe ich das Blatt verfolgen können. Nur kurze Augenblicke waren für mich. Und diese gehörten mir nicht. Meine Gedanken waren fort – oder sie hingen an den Blättern. Ich weiß es nicht. Ich habe keine Kraft zur Frage. Meine Blätter. Sieh, die Erde hat sie gefärbt, sie sind gewachsen aus einem kleinen Keim, groß wurden sie, und dann verloren sie das Grün. Mensch, du stehst davor. Du siehst mit deinen Augen alles und siehst gar nichts. Wer hat dich so zugerichtet? Verdammt scheinst du mir zu sein zum Primitiven. Du siehst nur den Mond und das Meer und du hörst nur die Stille der Nacht und du siehst nur die Sterne. Wie ein Kranker, den niemand gesund macht, wie ein Hungriger, den niemand sättigt. Alles ist so greifbar nahe. Nimm es in deine Hand, spiele mit den Dingen, in deren Mitte du lebst. Fühle dich. Fühle deinen Gefährten. Auch die, welche nicht bei dir sind. Fühle die Größe, die Möglichkeit, alles, was dich vom Nichts unterscheidet.

Ich habe meine Zahlen verloren. Lange Zeit dachte ich nicht mehr an sie. Wo mögen sie sein? Haben sie mich verlassen? Meine Augen schließen sich. Eine Welt schließt sich ab, kapselt sich ein. Aber ich breche sie auf und verkapsele wieder. Meine Augen gehorchen. Impulse gehen zu ihnen. Und eine Zelle nährt die andere. Welche Kräfte dort sein müssen, das zu veranlassen. Welche Vorstellung habe ich davon?

Schwarze Tücher aus dem Totenhaus – habe ich geholt. Sie sind nun mein. Die Toten lagen da. Man hatte ihnen die Namen entfernt. Die Totentücher aus Leinen in der Nacht. Es war wie in meinem Haus. Ich könnte keinen Unterschied finden. Haus ist Haus, Tuch ist Tuch, Toter ist Toter. Selbst Zahlen gab es dort. Logische Zahlen der Schwäche. Expliziere. Nein. Suche dich. Nicht interpretiere im Totenhaus. Die Seelen liegen in schwarzen Tüchern. Und Blumen hat man hinzugestellt. Als ob die was änderten. Ist der Wald Wald ohne Bäume? Bezweifele das. Irgendwo ist es um Mitternacht undicht im Totenhaus. Vielleicht eine Idee. Das Totenhaus ist eine Erfindung in einer Totengegend. Es gibt eine Erde, die ganz traurig ist. Und dort liegen die Toten. Du fasst sie an. Nimmst das Herz. Nichts ist mehr da. Die vielen Zeiten. Spüre seinen Schlag. Leise. Lass es schlafen. Die Straße zum Totenhaus ist eine wie viele. Ich habe sie noch nicht kennengelernt. Die Menschen, die ihre Häuser dort haben, erzählen mir nichts. Ich frage sie, aber sie reden nicht, sie sind stumm. Die Straße führt ins Totenhaus. Und dahin gehen sie wie zum Dienst. Das ist meine Schuld. Mein Leben ist Sünde.

Aufgliederung des Textes

Nichts ist anders. Hatte ich das erwartet? Gehe ich nicht immer schlafen mit dem Gedanken, der nächste Tag bringe Unerhörtes, bringe die Erlösung? Wann werde ich so bescheiden, die Gegenwart zu schätzen? Die Leute nennen es Sehnsucht. Sie fesselt mich, macht mich aber auch traurig ...

Und glücklich!

Es ist so ein Gemisch. Ich sehe die Welt wachsen. Es tut sich vieles auf. Ich lerne kennen, ich lerne sehen und hören. Ich bin dankbar dafür. Aber einfach ist das nicht. Vieles in mir sträubt sich dagegen – ist für das Einfachere, Unbeschwerte, will diese Arbeit der Analyse nicht – möchte leben. Doch das Leben gibt mir keine Ruhe. Ich habe die Empfindung, die Zeit gehe verloren, ich müsse etwas Großes leisten.

So ist nichts anders. Die Tage wiederholen sich – Blätter sind es, die abfallen, die im Wind treiben, die aber immer fallen, so, wie es der Garten, der Wald, das Land will, wie es die Erde will. Nie habe ich das Blatt verfolgen können. Nur kurze Augenblicke waren für mich, und diese gehörten mir nicht. Meine Gedanken waren fort – oder sie hingen an den Blättern. Ich weiß es nicht. Ich habe keine Kraft zur Frage.

Meine Blätter! Sieh, die Erde hat sie gefärbt! Sie sind gewachsen aus einem kleinen Keim, groß wurden sie und dann verloren sie das Grün!

Mensch, du stehst davor! Du siehst mit deinen Augen alles und siehst gar nichts! Wer hat dich so zugerichtet? Verdammt scheinst du mir zu sein zum Primitiven! Du siehst nur den Mond und das Meer, und du hörst nur die Stille der Nacht, und du siehst nur die Sterne! Wie ein Kranker, den niemand gesund macht, wie ein Hungriger, den niemand sättigt. Alles ist so greifbar nahe! Nimm es in deine Hand! Spiele mit den Dingen, in deren Mitte du lebst! Fühle dich! Fühle deinen Gefährten! Auch die, welche nicht bei dir sind! Fühle die Größe, die Möglichkeit, alles, was dich vom Nichts unterscheidet!

Ich habe meine Zahlen verloren. Lange Zeit dachte ich nicht mehr an sie. Wo mögen sie sein? Haben sie mich verlassen? – Meine Augen schließen sich: eine Welt schließt sich ab, kapselt sich ein. Aber ich breche sie auf und verkapsele wieder. Meine Augen gehorchen. Impulse gehen zu ihnen. Und eine Zelle nährt die andere.

Welche Kräfte dort sein müssen, das zu veranlassen!

Welche Vorstellung habe ich davon? Schwarze Tücher aus dem Totenhaus – habe ich geholt. Sie sind nun mein. Die Toten lagen da. Man hatte ihnen die Namen entfernt. Die Totentücher aus Leinen in der Nacht. Es war wie in meinem Haus. Ich könnte keinen Unterschied finden. Haus ist Haus, Tuch ist Tuch, Toter ist Toter. Selbst Zahlen gab es dort, logische Zahlen der Schwäche. Expliziere.

Nein, suche dich! Nicht interpretiere im Totenhaus!

Die Seelen liegen in schwarzen Tüchern. Und Blumen hat man hinzugestellt. Als ob die was änderten! – Ist der Wald Wald ohne Bäume?

Bezweifele das!

Irgendwo ist es um Mitternacht undicht im Totenhaus.

Vielleicht eine Idee!

Das Totenhaus ist eine Erfindung in einer Totengegend. – Es gibt eine Erde, die ganz traurig ist. Und dort liegen die Toten. Du fasst sie an, nimmst das Herz. Nichts ist mehr da. Die vielen Zeiten.

Spüre seinen Schlag! Leise! Lass es schlafen!

Die Straße zum Totenhaus ist eine wie viele. Ich habe sie noch nicht kennengelernt. Die Menschen, die ihre Häuser dort haben, erzählen mir nichts. Ich frage sie, aber sie reden nicht. Sie sind stumm. Die Straße führt ins Totenhaus, und dahin gehen sie wie zum Dienst. Das ist meine Schuld. Mein Leben ist Sünde.

Deutung

Innerhalb des ersten Absatzes des Tagebucheintrags, den ich noch zum Teil für eigene Überlegungen und Feststellungen halte, findet eine Überleitung zur Inspiration statt.

Nichts ist anders. Hatte ich das erwartet? Gehe ich nicht immer schlafen mit dem Gedanken, der nächste Tag bringe Unerhörtes, bringe die Erlösung? Wann werde ich so bescheiden, die Gegenwart zu schätzen? Die Leute nennen es Sehnsucht. Sie fesselt mich, macht mich aber auch traurig ...

Und glücklich!

Es ist so ein Gemisch. Ich sehe die Welt wachsen. Es tut sich vieles auf. Ich lerne kennen, ich lerne sehen und hören. Ich bin dankbar dafür. Aber einfach ist das nicht. Vieles in mir sträubt sich dagegen – ist für das Einfachere, Unbeschwerte, will diese Arbeit der Analyse nicht – möchte leben. Doch das Leben gibt mir keine Ruhe. Ich habe die Empfindung, die Zeit gehe verloren, ich müsse etwas Großes leisten.

Bezüglich der Textstelle „will diese Arbeit der Analyse nicht“ verweise ich auf meinen Tagebucheintrag vom 29. Januar 1963, in welchem es heißt: „Deine Arbeit geht weiter: Analysen, Symbole!“ Das lässt daran denken, dass ich mit dieser Aufgabe in mein gegenwärtiges Dasein gekommen bin. Dafür sprechen auch die Sätze: „Doch das Leben gibt mir keine Ruhe. Ich habe die Empfindung, die Zeit gehe verloren, ich müsse etwas Großes leisten.“ Da ich mir aber dieser wohl von mir übernommenen Arbeit nicht bewusst bin, wehre ich mich innerlich dagegen und möchte lieber einen einfacheren Lebensweg gehen.

So ist nichts anders.

Zurückkommend auf den Anfang des Tagebucheintrags.

Die Tage wiederholen sich – Blätter sind es, die abfallen,

„Die Blätter an Bäumen und Sträuchern symbolisieren im Allgemeinen die Gefühle und Gedanken des Träumenden ...“ (Günter Harnisch)

die im Wind treiben,

„... Wie in der Wirklichkeit, so ist der Wind auch im Traum ein Naturereignis: Erhebt er sich, dann wird etwas Besonderes geschehen. Oft ist der Wind Hinweis auf starke geistige Energien. [...] Wo eine starke geistige Bewegtheit einsetzt, dort teilt sie sich oft im Traum als herannahender Sturm mit ...“ (Günter Harnisch). – In meinen inspirierten Tagebucheintragungen symbolisiert der Wind meist den Gedankenaustausch im Rahmen einer Inspiration bzw. des automatischen Schreibens.

die aber immer fallen, so, wie es der Garten,

Im Wörterbuch der deutschen Sprache von Bertelsmann (Wö. d. dt. Spr. v. Be.) hat „fallen“ an erster Stelle die Bedeutung von „sich (infolge der Schwerkraft) von selbst nach unten bewegen, stürzen“. – „Der Garten ist im Allgemeinen ein Symbol der partnerschaftlichen Beziehung. Er zeigt Wachstum, Fruchtbarkeit, Lebensfreude an und hat fast im mer eine positive Bedeutung ...“ (Günter Harnisch)

der Wald,

„Traumhandlungen im Wald weisen meist auf archetypische Muster des Kollektiven Unbewussten in uns hin ...“ (Günter Harnisch)

das Land will,

„Der Blick auf eine Landschaft symbolisiert in der Sprache unserer Träume meist die Lebensperspektiven des Träumenden. Sie sind so beschaffen, wie sich ihm die Traumlandschaft präsentiert. Sieht die Landschaft dunkel, trüb oder verhangen aus, so kann sich darin eine düstere, pessimistische Lebenseinstellung ausdrücken. Eine sonnige Landschaft ist dagegen eher Ausdruck einer positiven, tatkräftigen Grundhaltung.“ (Günter Harnisch). – Im Wö. d. dt. Spr. v. Be. wird Land unter anderem definiert als „abgegrenztes, politisch selbstständiges Gebiet, Staat, Teil eines Staates“.

wie es die Erde will.

„Im Schoß der Erde liegt die Saat. Sie reift zu neuem Leben heran. Dementsprechend weist Erde als Traumsymbol meist auf Körperlichkeit, Fruchtbarkeit, Mütterlichkeit und Nähren hin. Wer tief in die Erde eindringt, gelangt in Bereiche der Vergangenheit, der Geschichte und des Todes. Wer aus der Erde aufsteigt, erwacht zu neuem Leben. Mit diesem Traumbild kann auch die Geschichte der eigenen Persönlichkeit gemeint sein. Wer sich zu tief in die Erde eingräbt, lebt nur noch seinen Erinnerungen. Er entfernt sich von der Wirklichkeit. Wer sich aus der Erde befreit, wird lebenstüchtig. Er erlebt eine körperliche oder geistige Wiedergeburt und gewinnt neue Lebensperspektiven ...“ (Günter Harnisch)

Nie habe ich das Blatt verfolgen können.

Nach dem Wö. d. dt. Spr. v. Be. hat „verfolgen“ unter anderem die Bedeutung von „eine Sache beobachten, sich ständig über eine Sache informieren“..

Nur kurze Augenblicke waren für mich, und diese gehörten mir nicht. Meine Gedanken waren fort –

Nämlich meine eigenen Gedanken, und zwar während der – mir damals nicht bewusst – stattfindenden Inspirationen bzw. während des automatischen Schreibens.

oder sie hingen an den Blättern.

„An jemandem oder etwas hängen“ bedeutet nach dem Wö. d. dt. Spr. v. Be. „jemanden oder etwas sehr gern haben, ihn oder es nicht missen wollen“ – Synonyme für „hängen“ sind nach dem Duden unter anderem „sich festgesetzt haben, haften [bleiben]“.

Ich weiß es nicht. Ich habe keine Kraft zur Frage.

Meine Blätter! Sieh, die Erde hat sie gefärbt! Sie sind gewachsen aus einem kleinen Keim, groß wurden sie und dann verloren sie das Grün!

„Grün ist im Traum wie in der Wirklichkeit die Farbe des frischen, neuen naturhaften Lebens. Es zeigt ein Werden an, noch keine Reife. Grün kann also auch die Bedeutung von unreif haben.“ (Günter Harnisch)

Mensch, du stehst davor! Du siehst mit deinen Augen alles und siehst gar nichts! Wer hat dich so zugerichtet? Verdammt scheinst du mir zu sein zum Primitiven! Du siehst nur den Mond und das Meer, und du hörst nur die Stille der Nacht, und du siehst nur die Sterne! Wie ein Kranker, den niemand gesund macht, wie ein Hungriger, den niemand sättigt. Alles ist so greifbar nahe! Nimm es in deine Hand! Spiele mit den Dingen, in deren Mitte du lebst! Fühle dich! Fühle deinen Gefährten! Auch die, welche nicht bei dir sind! Fühle die Größe, die Möglichkeit, alles, was dich vom Nichts unterscheidet!

Ich habe meine Zahlen verloren.

Am 30. November 1962 schrieb ich ins Tagebuch: „Es ist kaum später. Sie sind eingetreten, die Zahlen 1 bis 6 und eine Zusatzzahl.“ Mit den Zahlen 1-6 und ihrer Zusatzzahl waren die sechs Schöpfungstage und der siebente Tag als Ruhetag gemeint. – „Etwas verlieren“ bedeutet nach dem Wö. d. dt. Spr. v. Be. unter anderem „etwas (in folge Krankheit, Unfalls, Ärgers, Schrecks o. Ä.) plötzlich nicht mehr haben“. Synonyme für „verlieren“ sind nach dem Duden unter anderem „einbüßen, loswerden, sich verscherzen, verwirken“.

Lange Zeit dachte ich nicht mehr an sie. Wo mögen sie sein? Haben sie mich verlassen? – Meine Augen schließen sich: eine Welt schließt sich ab, kapselt sich ein.

„Sich einkapseln“ bedeutet nach dem Wö. d. dt. Spr. v. Be. unter anderem (im übertragenen Sinn) „sich in seine vier Wände zurückziehen und von der Umgebung absondern“.

Aber ich breche sie auf und verkapsele wieder.

Das heißt, ich wiederhole diesen Vorgang.

Meine Augen gehorchen. Impulse gehen zu ihnen. Und eine Zelle nährt die andere.

Welche Kräfte dort sein müssen, das zu veranlassen!

Welche Vorstellung habe ich davon?

Im Wö. d. dt. Spr. v. Be. hat „Vorstellung“ an dritter Stelle die Bedeutung von „Bild (das sich jemand von etwas macht)“.

Schwarze Tücher aus dem Totenhaus –

Um welche Tücher es sich hierbei handelt, wird nachfolgend erklärt. – „Schwarz ist im Traum das Signal für einen seelischen Stillstand, auch für Trauer und Tod ...“ (Günter Harnisch). – Mit „Totenhaus“ ist das Leichenhaus gemeint.

habe ich geholt.

„Etwas holen“ bedeutet nach dem Wö. d. dt. Spr. v. Be. „(an eine Stelle, einen Ort) hingehen oder hinfahren und etwas herbringen, herbeischaffen“. – Synonyme für „holen“ sind nach dem Duden unter anderem „bekommen, erhalten, erwerben“.

Sie sind nun mein. Die Toten lagen da. Man hatte ihnen die Namen entfernt.

Der letzte Satz ist zu verstehen im Sinne von: Man hatte ihnen ihre Namen entfernt.

Die Totentücher aus Leinen in der Nacht.

Leinentücher sind in der Nacht schwarz. – Synonyme für Tuch sind nach dem Duden „Gewebe, Stoff, Textil; (veraltet): Zeug“. – „Im Wö. d. dt. Spr. v. Be. wird „Leinen“ definiert als „Gewebe aus Flachs oder Baumwolle in Leinwandbindung“. – „Die Nacht stellt im Traum den gesamten Bereich des Unbewussten dar, der im Dunkeln liegt.“ (Günter Harnisch)

Es war wie in meinem Haus.

„Das Haus stellt im Traum das Gehäuse der Seele dar ...“ (Günter Harnisch)

Ich könnte keinen Unterschied finden. Haus ist Haus, Tuch ist Tuch, Toter ist Toter.

In meiner Wissenschaftsgläubigkeit negierte ich die Existenz des Geistes als solchen. Als Folge davon lebte ich unbewusst und zählte zu den geistig Toten. Zu letzteren heißt es in der Bibel: „Aber Jesus sprach zu ihm: Folge du mir und lass die Toten ihre Toten begraben!“ (Matthäus 8:22)

Selbst Zahlen gab es dort,

Nämlich an den Toten im Totenhaus bzw. in der Leichenhalle.

logische Zahlen der Schwäche.

Im Wö. d. dt. Spr. v. Be. wird „logisch“ an erster Stelle definiert als „folgerichtig, denkrichtig, den Gesetzen der Logik entsprechend“. – Im gleichen Wörterbuch hat „Schwäche“ an zweiter Stelle die Bedeutung von „Unzulänglichkeit“ und an sechster Stelle von „Nachteil, Mangel“.

Expliziere.

Zu ergänzen zu: Ich expliziere. – Nach dem Wö. d. dt. Spr. v. Be. hat „explizieren“ die Bedeutung von „erklären, erläutern, auseinander setzen“.

Nein, suche dich! Nicht interpretiere im Totenhaus!

Bezugnehmend auf obige Textstelle: „Es war wie in meinem Haus. Ich könnte keinen Unterschied finden. Haus ist Haus, Tuch ist Tuch, Toter ist Toter.“

Die Seelen liegen in schwarzen Tüchern.

Im Wö. d. dt. Spr. v. Be. wird „Seele“ an erster Stelle definiert als „das Innere des Menschen, das Denken, Fühlen und Empfinden“.

Und Blumen hat man hinzugestellt.

„Blumen und Blüten sind allgemein als Symbolbilder für den Gefühlsbereich zu verstehen …“ (Günter Harnisch)

Als ob die was änderten! Ist der Wald Wald ohne Bäume?

Der letzte Satz ist zu verstehen im Sinne von: Ist der Wald ohne Bäume ein Wald? – Bezüglich der symbolischen Bedeutung von „Wald“ siehe oben. – „Der Baum ist ein archetypisches Symbol des Lebens, wie es sich in den Begriffen Lebensbaum und Stammbaum niederschlägt. Als Traumsymbol deutet der Baum meist auf die persönliche Entwicklung und das Wachstum des Träumenden hin ...“ (Günter Harnisch)

Bezweifele das!

Irgendwo ist es um Mitternacht undicht im Totenhaus.

Bezüglich der traumsymbolischen Bedeutung der Nacht siehe oben. – Ein undichtes Totenhaus verliert – im übertragenen Sinn – seine Toten. Dementsprechend ist diese Textstelle folgendermaßen zu übersetzen: Im Zustand tiefster Unbewusstheit, das heißt in der seelisch-geistigen Mitternacht, merkt man, dass die Toten im Totenhaus gar nicht tot sind.

Vielleicht eine Idee!

Das Totenhaus ist eine Erfindung in einer Totengegend. –

Zu verstehen im Sinne von: Das Totenhaus ist eine Erfindung der geistig Toten, der Materialisten.

Es gibt eine Erde, die ganz traurig ist.

Synonyme für „Erde“ sind nach Thesaurus unter anderem „Boden, Erdboden, Grund, Raum“.

Und dort liegen die Toten.

Nämlich im Präpariersaal der Anatomie beim Präparieren der Leichen.

Du fasst sie an, nimmst das Herz.

Im Wö. d. dt. Spr. v. Be. hat „Herz“ an zweiter Stelle (im übertragenen Sinn) die Bedeutung von „Sitz der Seele und der Gefühle“. – „Das Herz ist das Symbol für körperliche Lebensenergie, aber auch für Liebe, für Gefühlsfähigkeit. Nach der Symbolik des Mittelalters war das Herz das Bild der Sonne im Menschen. Auch dieses Bild weist deutlich auf die Bedeutung dieses Organs für die Versorgung mit Lebensenergie hin ...“ (Günter Harnisch)

Nichts ist mehr da. Die vielen Zeiten.

Die vielen Zeiten seines Lebens.

Spüre seinen Schlag! Leise! Lass es schlafen!

Die Straße zum Totenhaus ist eine wie viele.

„Straßen oder Wege erscheinen im Traum als Symbole des Lebenswegs ...“ (Günter Harnisch)

Ich habe sie noch nicht kennengelernt. Die Menschen, die ihre Häuser dort haben, erzählen mir nichts.

„Alle im Traum auftretenden Menschen können bestimmte Seiten der Persönlichkeit des Träumenden verkörpern. Während Bekannte auf vertraute Wesenszüge und Verhaltensweisen hinweisen, symbolisieren Fremde die unbekannten oder verdrängten Persönlichkeitsaspekte ...“ (Günter Harnisch). – Bezüglich der traumsymbolischen Bedeutung von „Haus“ siehe oben.

Ich frage sie, aber sie reden nicht. Sie sind stumm.

Im Wö. d. dt. Spr. v. Be. hat „stumm“ an zweiter Stelle die Bedeutung von „wortlos, schweigend“.

Die Straße führt ins Totenhaus, und dahin gehen sie wie zum Dienst. Das ist meine Schuld.

Im Wö. d. dt. Spr. v. Be. hat „Schuld“ an dritter Stelle (Religion) die Bedeutung von „Übertretung eines göttlichen Gebotes“.

Mein Leben ist Sünde.

Im Wö. d. dt. Spr. v. Be. hat „Sünde“ an erster Stelle die Bedeutung von „Übertretung einer religiösen Vor schrift“, an zweiter Stelle (allgemein) von „Verstoß gegen moralische oder ethische Vorschriften“ und an dritter Stelle von „Fehltritt“.

4. Januar 1963

Drei Strahlen in die Höhe. Kein Licht. Ich fasse das auch nicht. Was nützt die Raserei? Punkt oben, Punkt unten. Punkt. Seht, die Positionen ändern sich. Sie erhalten Namen. Tote sind es ja nicht. Zahlen. Und wenn du jetzt alleine wärest, müsste ein Plan dir beistehen. Was sollte sonst dir den rechten Weg zeigen? Die Reihenfolge 1, 2, 3. Richtig. Das ist in deinem Gehirn enthalten. Mit der Eins zuerst. Dann gibt es wieder Folgen. Die Zwei ist leichter als die Eins. Denke nicht weiter. Oder, wenn du weiterdenkst, dann gehe rückwärts. Der Zug hat diesen Gang, die Bahn, das Tier, der Mensch. Jedes und jeder ist bereit, rückwärts zu gehen. Nur, sie wissen das ja gar nicht. Es passiert einfach. Ich hatte das Haus verlassen. Die Zahlen waren verschwunden. Aber ich trug sie dennoch in meinen Händen. Wie man eben Zahlen trägt. Alle aus der Kubik. Der Mondschein war noch an ihnen, mit Entfernung. Eins, zwei, drei. Wie viele waren es? Einst spielten sie wie die kleinen Wellen auf einem See. Heute sind sie ernst. Aber ich lege mich nicht fest. Ich würde zum Toten. Man muss uns sterben sehen, man muss alles Elend kennen. Man muss seine Welt aufbrechen, einfach sagen, es ist mehr da, als ich sehe. Ich weiß nicht mehr die Situation. Mir sind die Beziehungen durcheinandergerutscht. Da raus könnte ich etwas Neues machen. Mit flinken Händen das Material greifen und konstruieren. Tücher abziehen, Kisten öffnen, Streifzüge durch den Urwald. Du und ich. Wen meine ich?

Luft gab es. Ich schnitt sie durch. Ich entsinne mich an den Fahrradschlauch. Dahinein hatte man sie getan. Es tat mir leid. Das Messer war scharf, und mit kurzer Bewegung, eins zwei drei, entwich die Luft. Und ich bewunderte meinen Anzug. Oh weh! Melodien gehen in fremde Ohren, und alles ist voll Musik. Eine dunkle Zeit. Mir ist vieles egal. So beschreibe ich auch nicht extra das Totenhaus. Weil um Mitternacht dieses undicht war und die Toten heraustropften. Ich stand da in der zerschnittenen Luft und fühlte eine seltsame Kälte. Nicht kontinuierlich. Sie war rhythmisch, mit vielen Qualitäten.

Die Lichter waren aus. Und wenn nur Kerzen dort gewesen wären, Talg mit Docht und Flamme. Wenn nur eine Hand sich geregt hätte. So, wie sie gehalten wird. Wenn nur.

Kreuz und quer gibt es die Entfernungen. Kompositionen aus Blut und Veilchen sind bestimmt nicht in der Rarität führend. Irgendeinem fällt das vor dem Letzten ein. Was ist dies übrigens? Die Straße zum Totenhaus? Wer hat das in mein Gehirn gebracht? Ich habe nie eine Straße gekannt, und das Totenhaus ist mir vollkommen fremd. Nur den Pförtner kenne ich. Das bin näm lich ich. Ich mache Dienst für die Toten und die Lebendigen. In der Kubik wusste ich das nicht. Ich sah dort sechs Wände, wenn ich einmal lügen darf. Ihre Dicke konnte ich nicht abschätzen. Man hätte mir das mitteilen müssen. Auf einem Stück Papier wie diesem. Das macht keine Arbeit, die Buchstaben fließen. Manchmal tropfen sie wie die Toten. Aber nur in einem Bruchteil der Fälle. Ein Bild ist das und ein Vorgang, an dem man Freude haben könnte. Sie verstehen mich nicht. Ich meine das Wasser. Es tropft, wie die Buchstaben wechseln, in ihre Augen und überfüllt diese. Wie schade. Die Dicke der Mauer, die ich jetzt reduziert habe, ist eine offene Größe. Eine zweite Kubik müsste geschaffen werden für ihr Maß. In meinem Gehirn gaukeln Welten in vielen Farben. Verwechseln Sie das nicht. Dem Hund ist die Laterne ein Baum, und anderes. Drum Vorsicht.

Die Diagonalen der Kubik fand ich auf der Straße kurz hinter ihrer Vollendung.

Aufgliederung des Textes

Drei Strahlen in die Höhe.

Kein Licht!

Ich fasse das auch nicht.

Was nützt die Raserei? Punkt oben, Punkt unten, Punkt!

Seht, die Positionen ändern sich, sie erhalten Namen! Tote sind es ja nicht. Zahlen!

Und wenn du jetzt alleine wärest, müsste ein Plan dir beistehen. Was sonst sollte dir den rechten Weg zeigen?

Die Reihenfolge 1, 2, 3 …

Richtig. Das ist in deinem Gehirn enthalten.

Mit der Eins zuerst. Dann gibt es wieder Folgen. Die Zwei ist leichter als die Eins.

Denke nicht weiter! Oder wenn du weiterdenkst, dann gehe rückwärts!

Der Zug hat diesen Gang, die Bahn, das Tier, der Mensch. Jedes und jeder ist bereit, rückwärts zu gehen – nur, sie wissen das ja gar nicht, es passiert einfach.

Ich hatte das Haus verlassen. Die Zahlen waren verschwunden. Aber ich trug sie dennoch in meinen Händen. Wie man eben Zahlen trägt. Alle aus der Kubik. Der Mondschein war noch an ih nen, mit Entfernung. Eins – zwei – drei? – Wie viele waren es? Einst spielten sie wie die kleinen Wellen auf einem See, heute sind sie ernst. Aber ich lege mich nicht fest, ich würde zum Toten.

Man muss uns sterben sehen, man muss alles Elend kennen. Man muss seine Welt aufbrechen, einfach sagen: es ist mehr da, als ich sehe, ich weiß nicht mehr die Situation, mir sind die Beziehungen durcheinandergerutscht. Daraus könnte ich etwas Neues machen. Mit flinken Händen das Material greifen und konstruieren, Tücher abziehen, Kisten öffnen, Streifzüge durch den Urwald.

Du und ich!

Wen meine ich? – Luft gab es. Ich schnitt sie durch. Ich entsinne mich an den Fahrradschlauch. Dahinein hatte man sie getan. Es tat mir leid. Das Messer war scharf, und mit kurzer Bewegung – eins, zwei, drei – entwich die Luft. Und ich bewunderte meinen Anzug.

Oh weh!

Melodien gehen in fremde Ohren.

Und alles ist voller Musik!

Eine dunkle Zeit. Mir ist vieles egal. So beschreibe ich auch nicht extra das Totenhaus, weil um Mitternacht dieses undicht war und die Toten heraustropften. Ich stand da in der zerschnittenen Luft und fühlte eine seltsame Kälte. Nicht kontinuierlich, sie war rhythmisch, mit vielen Qualitäten.

Lichter waren aus!

Und wenn nur Kerzen dort gewesen wären, Talg mit Docht und Flamme. Wenn nur eine Hand sich geregt hätte, so, wie sie gehalten wird.

Wenn nur!

Kreuz und quer gibt es die Entfernungen. Kompositionen aus Blut und Veilchen sind bestimmt nicht in der Rarität führend. Irgendeinem fällt das vor dem Letzten ein. Was ist dieses übrigens? Die Straße zum Totenhaus? Wer hat das in mein Gehirn gebracht? Ich habe nie eine Straße gekannt, und das Totenhaus ist mir vollkommen fremd. Nur den Pförtner kenne ich. Das bin nämlich ich. Ich mache Dienst für die Toten und die Lebendigen. In der Kubik wusste ich das nicht. Ich sah dort sechs Wände, wenn ich einmal lügen darf. Ihre Dicke konnte ich nicht abschätzen. Man hätte mir das mitteilen müssen – auf einem Stück Papier wie diesem. Das macht keine Arbeit, die Buchstaben fließen. Manchmal tropfen sie – wie die Toten, aber nur in einem Bruchteil der Fälle.

Ein Bild ist das und ein Vorgang, an dem man Freude haben könnte.

Sie verstehen mich nicht. Ich meine das Wasser. Es tropft, wie die Buchstaben wechseln, in ihre Augen und überfüllt diese.

Wie schade!

Die Dicke der Mauer, die ich jetzt reduziert habe, ist eine offene Größe. Eine zweite Kubik müsste geschaffen werden für ihr Maß. In meinem Gehirn gaukeln Welten in vielen Farben. – Verwechseln Sie das nicht! Dem Hund ist die Laterne ein Baum, und anderes. Drum Vorsicht!

Die Diagonalen der Kubik fand ich auf der Straße kurz hinter ihrer Vollendung.

Deutung

Tagebucheintrag inspiriert.

Drei Strahlen in die Höhe.

Im Wörterbuch der deutschen Sprache von Bertelsmann (Wö. d. dt. Spr. v. Be.) wird „Strahl“ an erster Stelle definiert als „sich geradlinig ausbreitender Teil einer Strahlung“.

Kein Licht!

Ich fasse das auch nicht.

Nach dem Wö. d. dt. Spr. v. Be. hat „fassen“ unter anderem die Bedeutung von „verstehen, begreifen“.

Was nützt die Raserei?

Damit wird sicherlich auch mein Fahrverhalten mit meiner Isetta angesprochen.

Punkt oben, Punkt unten, Punkt!

„Punkt oben, Punkt unten“ steht für Doppelpunkt. – „Nun mach aber einen Punkt!“ bedeutet nach dem Wö. d. dt. Spr. v. Be. (umgangssprachlich) „nun hör aber auf!“.

Seht, die Positionen ändern sich,

Nämlich die Position der drei Strahlen, mit welchen drei Verkehrsopfer gemeint sind, die ihren Geist aufgeben. Im Wö. d. dt. Spr. v. Be. hat „Position“ an zweiter Stelle (Mathematik) die Bedeutung von „Lage, Stelle (einer Figur oder Zahl)“.

sie erhalten Namen!

sie erhalten eine Zahl als Namen.

Tote sind es ja nicht. Zahlen!

Und wenn du jetzt alleine wärest, müsste ein Plan dir beistehen. Was sonst sollte dir den rechten Weg zeigen?

Daraus geht wieder einmal hervor, dass wir auf unserem Lebensweg einen geistigen Beistand habe.

Die Reihenfolge 1, 2, 3 …

Im Wö. d. dt. Spr. v. Be. wird „Reihenfolge“ definiert als „geregelte Folge von etwas“.

Richtig. Das ist in deinem Gehirn enthalten.

Mit der Eins zuerst.

Im Wö. d. dt. Spr. v. Be. hat die Eins an erster Stelle die Bedeutung von „Ziffer“ und an zweiter Stelle von „Schulnote“.

Dann gibt es wieder Folgen.

Im Wö. d. dt. Spr. v. Be. wird „Folge“ an erster Stelle definiert als „etwas, was sich aus etwas anderem ergibt, Auswirkung“.

Die Zwei ist leichter als die Eins.

Wohl zu ergänzen zu: Die Zwei ist leichter zu verstehen als die Eins. – Nach dem Wö. d. dt. Spr. v. Be. hat „leicht“ unter anderem die Bedeutung von „ohne Mühe, ohne Anstrengung“.

Denke nicht weiter! Oder wenn du weiterdenkst, dann gehe rückwärts!

Im Wö. d. dt. Spr. v. Be. hat „rückwärts“ an erster Stelle die Bedeutung von „nach hinten“ und an zweiter Stelle von „mit dem Rücken voran“.

Der Zug hat diesen Gang, die Bahn, das Tier, der Mensch. Jedes und jeder ist bereit, rückwärts zu gehen – nur, sie wissen das ja gar nicht, es passiert einfach.

„Etwas wissen“ bedeutet nach dem Wö. d. dt. Spr. v. Be. unter anderem „sich im Klaren (über etwas) sein“. – Nach dem gleichen Wörterbuch hat „passieren“ unter anderem die Bedeutung von „sich ereignen, geschehen“.

Ich hatte das Haus verlassen.

Ich hatte das Totenhaus (die Leichenhalle) verlassen.

Die Zahlen waren verschwunden.

Nämlich die obengenannten drei Verkehrstoten.

Aber ich trug sie dennoch in meinen Händen.

„Die Hand ist das körperliche Instrument des menschlichen Handelns. Dementsprechend sind alle Träume zu deuten, in denen die Hand eine Rolle spielt ...“ (Günter Harnisch)

Wie man eben Zahlen trägt. Alle aus der Kubik.

In meinen inspirierten Tagebuchtexten ist mit „Kubik“ der dreidimensionale Raum gemeint.

Der Mondschein war noch an ihnen,

Als ein indirektes Licht symbolisiert das Mondlicht in meinen Tagebuchtexten meist das Verstandeslicht, den Verstand, der ja auch indirekter Natur ist, also auf mitgeteiltem Wissen bzw. auf Erfahrung beruht. Übersetzen kann man also: Sie waren noch in unserer Erinnerung.

mit Entfernung.

Im Wö. d. dt. Spr. v. Be. hat „Entfernung“ an erster Stelle die Bedeutung von „das Entfernen“.

Eins – zwei – drei? – Wie viele waren es?

Als Beispiel zu verstehen für das Einsetzen des Vergessens.

Einst spielten sie wie die kleinen Wellen auf einem See,

Nämlich in ihrer Kindheit. – „Das Wasser symbolisiert im Traum unbewusste seelische Energie …“ (Günter Harnisch)

heute sind sie ernst.

Ein Synonym für „ernst“ ist nach dem Duden (emotional verstärkend) „todernst“.

Aber ich lege mich nicht fest,

„Sich festlegen“ bedeutet nach dem Wö. d. dt. Spr. v. Be. „sich verpflichten, sich binden“.

ich würde zum Toten.

Nämlich zu einem geistig Toten, entsprechend der Bibelstelle: „Aber Jesus sprach zu ihm: Folge du mir und lass die Toten ihre Toten begraben!“ (Matthäus 8:22)

Man muss uns sterben sehen, man muss alles Elend kennen. Man muss seine Welt aufbrechen, einfach sagen: es ist mehr da, als ich sehe, ich weiß nicht mehr die Situation,

„Etwas wissen“ bedeutet nach dem Wö. d. dt. Spr. v. Be. „im Gedächtnis, im Bewusstsein haben, Kenntnisse von etwas haben, etwas gelernt, erlebt, erfahren haben (sodass man es jederzeit anwenden, zum Ausdruck bringen kann)“. – Im gleichen Wörterbuch wird „Situation“ definiert als „Lage, Sachlage, Zustand“.

mir sind die Beziehungen durcheinandergerutscht.

Im Wö. d. dt. Spr. v. Be. hat „Beziehung“ an dritter Stelle die Bedeutung von „Zusammenhang (mit etwas)“ und an fünfter Stelle von „inneres Verhältnis, Fähigkeit, eine innere Verbindung herzustellen“.

Daraus könnte ich etwas Neues machen.

Die letzte Strophe eines von mir im Dezember 1957 inspirativ empfangenen Gedichtes lautet: „Den Abgrund zu übergehen, zu bauen aus dem Nicht, ein Wunsch, den viele nicht verstehen, beseelt den Knaben wie’s Gedicht.“

Mit flinken Händen das Material greifen und konstruieren, Tücher abziehen, Kisten öffnen,

„Überraschendes verspricht die Kiste im Traum. Ist sie verschlossen, birgt sie ein Geheimnis ...“ (Georg Fink)

Streifzüge durch den Urwald.

„Der Wald gilt als Symbol des Unbewussten …“ (Günter Harnisch)

Du und ich!

Wen meine ich? –

Wen meine ich mit „Du und ich“?

Luft gab es.

Synonyme für Luft sind nach dem Duden unter anderem „Atemluft, Hauch, Spiritus, Odem“. – Im Traumlexikon von Günter Harnisch heißt es zu Luft unter anderem: „Sie gilt als Symbol für schöpferisches Denken und die Kräfte der Fantasie.“ – „… Von jeher ist nun die Luft als das Medium des Geistes empfunden worden …“ (Ernst Aeppli)

Ich schnitt sie durch.

Im Wö. d. dt. Spr. v. Be. hat „durchschneiden“ an erster Stelle die Bedeutung von „durch Schneiden zerteilen“.

Ich entsinne mich an den Fahrradschlauch.

„Sich an etwas entsinnen“ bedeutet nach dem Wö. d. dt. Spr. v. Be. „sich an etwas erinnern“. – Der Fahrradschlauch ist ein wesentlicher Bestandteil des Fahrrads, und zu Fahrrad schreibt Günter Harnisch: „Im Traum symbolisiert das Fahrrad Individualität, Selbstständigkeit und den Versuch, im Leben eigene Wege zu gehen.“

Dahinein hatte man sie getan.

Nämlich um mir mein Weiterkommen zu erleichtern.

Es tat mir leid. Das Messer war scharf,

Zu Messer schreibt Günter Harnisch unter anderem: „Häufig deutet es im Traum im übertragenen Sinne auf ein gedankliches Zerteilen, also ein Analysieren und Differenzieren hin.“

und mit kurzer Bewegung – eins, zwei, drei – entwich die Luft.

Im Textzusammenhang zu verstehen im Sinne von: … trennte ich mich von der Annahme eines Geistes an sich.

Und ich bewunderte meinen Anzug.

„Die Kleider im Traum beziehen sich auf die vom Unbewussten her beeinflusste Persönlichkeit, wie sie sich gegenüber der Umwelt darstellt …“ (Günter Harnisch). – „Jemanden bewundern“ bedeutet nach dem Wö. d. dt. Spr. v. Be. „Verehrung und Anerkennung für jemanden empfinden“.